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GESUNDHEIT
UND MEHR...
21/08 DAS PATIENTENMAGAZIN DES
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG
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A
GR
Katastrophenübung Lilienthal:
Die Herausforderung
erfolgreich gemeistert
Eröffnet:
Sekundäres Rechenzentrum
der Uniklinik Leipzig … 3
Labormedizin:
Blut zeigt Medizinern
Gesundheitszustand … 8
Foto: Stefan Straube
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MELDUNGEN | KOPF DER WOCHE
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
INHALT
KOPF DER WOCHE
Peter Sodann, Kandidat
Foto: ddp
Klinikum intern
Neues aus der
Uniklinik Leipzig . . . . . . . . . 3
Aktuell
Katastrophenübung
Lilienthal 2000 . . . . . . . . . . 4/5
Klinikum 2008
HNO-Klinik: OP-Methode
weltweit einzigartig . . . . . . . 6
Klinikum 2008
Dekanatswahlen: Neues
Leitungsteam gewählt . . . . . . 7
Ratgeber
Kassenwechsel lohnt
noch nicht . . . . . . . . . . . . . . 9
Politik I Wirtschaft
Kleine Bank –
sicheres Geld . . . . . . . . . . . 10
Reise
Finnland . . . . . . . . . . . . . . . 11
Er hält damit seinen Kopf hin,
obwohl sich die Linken offenhalten, im zweiten oder dritten
Wahlgang für Schwan zu stimmen. Der Schauspieler gibt sei-
Kultur
Tumulte
an der Leipziger Oper . . . . . . 12
Prävention
Ernährung im Alter . . . . . . . . . 14
Wellness & Beauty
Fit durch die kalte Jahreszeit. 15
Kinderseite
Saatkrähen in Familie. . . . . 16
Jugend
Rocken statt zocken . . . . . . . 17
Ihr Geld, ihr Recht
Wildunfälle: Die Gefahr
aus dem Wald. . . . . . . . . . . . 18
Soziales
Noch immer Chancen auf
Lehrstellen . . . . . . . . . . . . . . . 19
Sport
René Adler – Leipziger Junge
im deutschen Tor. . . . . . . 20/21
Rätselseite . . . . . . . . . . . . 22
VA-Hinweise | TV-Tipps 23
Steckbrief | Impressum ... 24
E
Doch weder Daniela Dahn,
Christa Wolf oder Hanna Schygulla wollten sich zum Spielball
der Linken machen. Chancenlos in der Kandidatur und öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt – da winkten alle Damen dankend ab. Für die öffentliche Inszenierung blieb am
Ende nur der nette, aber auch
eitle Tatort-Kommissar übrig,
der sich schon einmal von der
PDS hofieren ließ. Er könne
einfach nicht Nein sagen, meint
Ehrlicher achselzuckend.
Fragen I Antworten
Blut ist Abbild unserer
Gesundheit. . . . . . . . . . . . . . 8
Unterhaltung
Heesters: Bitteschön,
Herr Kapellmeister . . . . . . . . 13
r ist ein Kandidat, der
schon verloren hat. Mit
seiner Präsidentschaftskandidatur für die Linkspartei
zieht Peter Sodann den Kürzeren – politisch und menschlich.
Für die Linke ist der Hallenser
eine Verlegenheitslösung. Lange waren Gysi und Lafontaine
auf der Suche nach einem prominenten Opfer, das gegen
Amtsinhaber Köhler und SPDBewerberin Schwan antritt. Eigentlich sollte eine bekannte
Frau das Scheinwerferlicht auf
die Tiefroten lenken.
MELDUNGEN
Heilpraktiker ersetzen Arzt nicht
eilpraktiker müssen schwer kranke Patienten laut einem Gerichtsurteil
zum Arzt schicken. Tun sie dies nicht, kann ihnen die Heilpraktikererlaubnis entzogen werden, entschied der Verwaltungsgerichtshof BadenWürttemberg in einem Beschluss. Patienten dürften nicht im Glauben gelassen werden, der Besuch beim Heilpraktiker ersetze eine ärztliche Behandlung, so die Richter. Geklagt hatte ein Heilpraktiker, der eine Patientin wegen
einer vermeintlich gutartigen Geschwulst in der Brust behandelt hatte. Selbst
als das Geschwür einen Durchmesser von 24 Zentimetern und die Patientin
stark an Gewicht verloren hatte, hielt er an der Diagnose fest. Ein Arzt diagnostizierte einen bösartigen Tumor mit Tochtergeschwülsten, an deren Folgen die Frau starb. Dem Mann sei zu Recht die Heilpraktikererlaubnis entzogen worden, so die Mannheimer Richter. Bleibe er weiter tätig, sei die Volksgesundheit gefährdet. Dem Antragsteller fehle es an der erforderlichen Zuverlässigkeit für die Berufsausübung.
epd
H
Kassen lehnen Canabis-Freigabe ab
ine Freigabe von Cannabis oder Cannabisprodukten auf Rezept lehnen
die gesetzlichen Krankenkassen ab. Solange der Nutzen nicht hinreiE
chend geprüft sei, sei sowohl die Verordnung als auch die Anwendung abzulehnen. Dies geht aus einer Stellungnahme des GKV-Spitzenverbands hervor.
Der Gesundheitsausschuss des Bundestages befasst sich diese Woche mit
Anträgen, die eine erleichterte medizinische Verwendung von Cannabis beziehungsweise eine Freigabe bei schweren Erkrankungen wie etwa HIV,
Multipler Sklerose, chronischen Schmerzen und Krebs befürworten.
sid
Verband fordert Fonds-Rücknahme
er Paritätische Wohlfahrtsverband fordert angesichts der dramatischen
Auswirkungen der Finanzkrise in Deutschland, die Einführung des GeD
sundheitsfonds zurückzunehmen. „Der Gesundheitsfonds ist ein gesellschaftspolitischer Feldversuch mit unkalkulierbaren Risiken für die Betroffenen. Die Einführung eines Gesundheitsfonds ist deshalb unverantwortlich“,
so Werner Hesse, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.
Der Verband, dem über 10 000 Mitgliedsorganisationen aus dem Sozial- und
Gesundheitsbereich angehören, befürchtet unkalkulierbare finanzielle Risiken und mittelfristig spürbare Leistungskürzungen, falls der Gesundheitsfonds trotz der bestehenden Unsicherheiten eingeführt würde: „Der Gesundheitsfonds gleicht einem Schildbürgerstreich, der vielen schadet, niemandem nützt und den fast niemand will“, so Verbandsgeschäftsführer Hesse.
ne enorme Popularität und
Glaubwürdigkeit bei den Menschen her für die Ziele der Partei. Und nicht zuletzt wirbt er,
der im Stasi-Knast litt, und dem
Heerscharen von Stasi-Spitzeln
auf den Fersen waren, damit
heute für die Glaubwürdigkeit
der SED-Erben.
Eine Reaktion kam prompt
auch von Sodanns ehemaligem
Arbeitgeber: Die ARD stellt sich
darauf ein, in der Zeit vor der
Wahl des Bundespräsidenten
im Mai 2009 keine Wiederholungen von Tatort-Krimis mit
Peter Sodann auszustrahlen.
Weder im Ersten noch in den
Dritten Programmen.
Peter Sodann ist bei den Leuten
so geschätzt, weil er Ehrlicher
nicht nur spielte, sondern Ehrlicher war. Ihm gehe es um Gerechtigkeit, um Frieden, kurz
um Utopien, sagt er. Der Querdenker verkennt aber, dass er
dabei ist, diese Utopien aufzugeben, wenn er sich von der
Linkspartei instrumentalisieren
lässt. Der das Blitzlicht liebende
72-Jährige sollte sich an seine
Worte beim Scheitern der letzten Kandidatur erinnern: Lieber
ein politisch denkender Schauspieler als ein schauspielender
Politiker.
Ellen Großhans
REIZTHEMA
Arme fast ohne Vorsorge
eutschlands Kinder- und
Jugendärzte
beklagen
dramatische Fehlentwicklungen bei der Versorgung Heranwachsender. Die VorsorgeUntersuchungen, mit denen
Krankheiten und Auffälligkeiten
frühzeitig erkannt werden sollen, griffen nicht weit genug, kritisierte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und
Jugendärzte (BVKJ), Wolfram
Hartmann, bei einem Kongress.
Vor allem Kinder aus unteren
sozialen
Schichten
seien
schlecht versorgt. „Die ZweiKlassen-Medizin muss ein Ende
haben“, forderte er. Zudem werde gegen Kindesmisshandlung
und -vernachlässigung noch immer nicht flächendeckend vorgegangen.
ten verstärkt in ein „gesamtgesellschaftliches Bildungskonzept
einbezogen“ werden, lautet eines der Rezepte der Ärzte.
Der Verband, dem 10 000 Mitglieder angehören, beobachtet
mit Sorge, dass in Deutschland
eine Generation von Kindern heranwächst, die von der Gesellschaft vollständig vergessen zu
werden droht. Es seien Kinder,
die täglich achtlos viele Stunden
vor dem Fernseher „geparkt“
würden, mit denen niemand
spreche und spiele, denen keiner vorlese. Dadurch komme es
zu schweren Entwicklungsstörungen, die zu lebenslangen Belastungen führten. Kindertagesstätten und Kindergärten müss-
Ein weiteres Problem: Wer wird
die Heranwachsenden künftig
behandeln? Es ist laut Hartmann absehbar, dass innerhalb
der nächsten fünf Jahre eine flächendeckende
Versorgung
durch entsprechend weitergebildete Kinder- und Jugendärzte
nicht mehr gesichert ist. Schon
heute hätten etwa 35 Prozent
der aus Altersgründen freiwerdenden Kinder- und Jugendarztpraxen keinen Nachfolger. In
den neuen Bundesländern seien
sechs von zehn Praxen ohne
Nachfolger.
dpa
D
Kranke Kinder, die durch das
Raster der Vorsorge fielen, hätten eine düstere Zukunft vor
sich. „Die haben dann eine ganz
schlechte Entwicklungsprognose“, warnt Bundesverbandssprecher Uli Fegeler, der als niedergelassener Arzt in BerlinSpandau die Klientel genau
kennt. Bis zu zehn Prozent der
jungen Patienten hätten mit
Sprachstörungen zu kämpfen.
Wenn diese nicht behandelt
würden, gehörten die Patienten
von heute bald zu den bundesweit jährlich 80 000 Schulabbrechern.
KLINIKUM INTERN
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Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
NEUBAU
EDITORIAL
Sekundäres Rechenzentrum ist in Betrieb
m 15. Oktober weihte das Universitätsklinikum Leipzig offiziell das neu geschaffene
„Sekundäre
Rechenzentrum“ ein. Vor zahlreichen
Gästen übergab Wolfgang
Trommer, Leiter der Niederlassung II des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), den symbolischen Schlüssel an die
Nutzer.
A
„Mit der Inbetriebnahme
dieses neuen Rechenzentrums haben wir die Leistungsfähigkeit und Betriebssicherheit
unserer
Datenverarbeitung
entscheidend verbessert“, sagte Matthias Wokittel, kaufmännischer Vorstand des
Universitätsklinikums Leipzig, in seiner Begrüßungsansprache. „In unserer digitalen Welt ist die Datenverarbeitung einer der
wichtigsten, wenn nicht gar
der wichtigste Unterstützungsprozess in einem Unternehmen. Krankenhäuser sind da nicht ausgenommen. Eine schnelle
Verfügbarkeit, hohe Ausfallsicherheit und Flexibilität der IT-Technologie ist
daher ein absolutes Muss.“
Wokittel ordnete die Baumaßnahme in die Gesamtentwicklungsplanung der
Universitätsmedizin Leipzig ein, die auch den Neubau des Primären Rechenzentrums im Zentralen
Forschungsgebäude
der
Medizinischen
Fakultät
(ehemalige Hautklinik) vorsieht. Für beide Rechenzentren habe das Klinikum
zusammen mit dem Institut
für medizinische Informa-
des Klinikums, verglich die
IT-Infrastruktur mit einem
Nervensystem.
„Ohne
Computer, entsprechende
Software und natürlich die
– letztendlich globale – Vernetzung wäre erfolgreiche
nen Euro bereit. Das Sekundäre Rechenzentrum
ist ein Teil dieser Baumaßnahme, der nachträglich
mit hoher Priorität realisiert wurde.“ Durch das
Konzept einer redundant
Nahmen das neue Rechenzentrum in Betrieb: Uwe Stecher, Matthias Wokittel, Prof.
Dr. Wolfgang Fleig, Prof. Dr. Alfred Winter und Wolfgang Trommer (v.l.n.r.). Foto: ukl
tik und Epidemiologie (IMISE) der Medizinischen Fakultät ein Konzept erarbeitet und Mitte 2006 bei der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit dem
Ziel eingereicht, HBFG-Mittel für den Bau zu erhalten.
Der Antrag wurde von der
DFG in voller Höhe bewilligt. Die Gutachter bezeichneten den Antrag als „vorbildlich“.
Prof. Dr. Wolfgang Fleig,
Medizinischer
Vorstand
Forschung, aber auch die
Krankenversorgung nicht
mehr möglich.“
Wolfgang Trommer, der
mit seinem SIB die Verantwortung für die Baumaßnahme hatte, freute sich,
dass er dem Universitätsklinikum das Sekundäre
Rechenzentrum übergeben
konnte. „Das Carl-LudwigInstitut wird seit 2005 umfassend saniert, rekonstruiert und modernisiert. Dafür stehen etwa 40 Millio-
aufgebauten, an zwei verschiedenen Standorten untergebrachten Datenverarbeitung haben sich die planerischen und baulichen
Anforderungen erheblich
erhöht. „Der Neubau des
Primären Rechenzentrums
im neuen zentralen Forschungsgebäude der Medizinischen Fakultät muss
mit dem Sekundären Rechenzentrum störungsfrei
verbunden werden, damit
das
Redundanzkonzept
umgesetzt werden kann.“
Der Leiter des Bereichs Informationsmanagement
des Universitätsklinikums
Leipzig, Uwe Stecher, ging
vor allem auf die technischen Anforderungen an
das Sekundäre Rechenzentrum ein: „Wir haben hier
für 1,9 Millionen Euro
hochmoderne Server und
ein Speichervolumen von
insgesamt 60 Terrabyte sowie weitere 60 Terrabyte
für das Backup installiert.
Die Schränke sind wassergekühlt. Die technische
Ausfallsicherheit ist sehr
hoch, denn selbstverständlich sind alle Versorgungskomponenten wie die
Stromversorgung und die
Kühlung doppelt abgesichert.“ Man habe ein umfangreiches virtuelles Serverkonzept verfolgt, um eine optimale Ausnutzung
der tatsächlichen Server zu
erreichen. „Auf einem physischen Serverhost haben
wir durchschnittlich 25 virtuelle Server installiert“,
erklärt Stecher, der auf die
damit verbundenen Einsparungseffekte bei Beschaffung und dem laufenden Betrieb verwies. Durch
die Inbetriebnahme des
Sekundären Rechenzentrums und die damit zusammenhängenden
Neuinstallationen im derzeitigen Primären Rechenzentrum habe sich bereits
jetzt die Kapazität und Betriebssicherheit der IT am
Universitätsklinikum Leipzig deutlich erhöht.
ukl
CHARITY
Dicker Scheck für die Kinderklinik
echstausend Euro für den Förderverein der Uni-Kinderklinik:
Da sage noch einer, Golfspielen
würde keinen Spaß bringen. Der erste Pizza-Hut-Golf-Cup am 4. Oktober
ging mit einem tollen Ergebnis zu Ende. Mehr als die Hälfte der Spieler
vom Golfclub Leipzig in Machern beteiligte sich an diesem stürmischen
Herbsttag am Driven und Putten, die
andere Hälfte der 63 Spieler folgte
der persönlichen Einladung von Familie Antons, Deutschlands größter
Franchise-Nehmer der Pizza-Restaurants. „Wir haben die kompletten
Startgelder des Tages gespendet“, erklärt Gastgeberin Ilona Antons-Sieben.
S
Auf der Players Party am Abend im
Historischen Wartesaal des Leipziger
Hauptbahnhofs prangte bereits die
stolze Ziffer von 4000 Euro auf dem
Scheck – Golfer Michael Klemmer
legte am Abend als größter Einzelspender noch einmal 1000 Euro
obendrauf. Und weitere spendable
Sportsfreunde unter den 120 Gästen
zückten die Scheckbücher. „Dass
während der Players Night noch einmal 2000 Euro dazukamen, freut uns
natürlich ganz besonders“, lächelt
Ilona Antons-Sieben. Durch den Erfolg bestärkt, plant Familie Antons
ein weiteres Turnier im kommenden
Jahr ein.
Die Idee zum Turnier kam Familie
Antons Ende vergangenen Jahres.
Durch die Bekanntschaft mit Prof. Dr.
Holger Till, Chef der Kinderchirurgie
an der Uniklinik, war schnell klar, an
wen die mögliche finanzielle Unterstützung gehen soll. Dabei zeigte sich
Prof. Till tapfer: Nach forderndem
Dienst in der Kinderchirurgie – unter
anderem mit einem Eingriff – fuhr
Till noch zur Veranstaltung in den
Bahnhof, um am Charity-Abend teilzunehmen. Und um sich im Namen
des Universitätsklinikums für den
Scheck zu bedanken.
frs
ehr geehrte Leserinnen,
sehr geehrte Leser!
S
1500 Einsatzkräfte von Polizei,
Feuerwehr und Hilfsdiensten sowie noch einmal mehrere hundert Mitarbeiter verschiedener
Krankenhäuser probten am vergangenen Wochenende einen
Katastrophenfall, wie er so in
der Wirklichkeit hoffentlich nie
eintreten wird. Doch egal, wie
realistisch oder unrealistisch
die Übungsszenarien auch waren, die Übung selbst war notwendig und sinnvoll. Der Großraum Leipzig ist von zahlreichen
großen Verkehrsadern durchzogen. Hier finden fast wöchentlich Großveranstaltungen mit
zehntausenden
Besuchern
statt. Und so ist es nicht auszuschließen, dass nicht doch eines Tages ein Ereignis eintritt,
bei dem es viele Verletzte gibt.
In einem solchen Fall garantiert
nur das reibungslose Zusammenspiel aller Glieder der Rettungs- und Versorgungskette,
dass den Betroffenen möglichst
effizient geholfen wird. Diese Erkenntnis war auch eine wichtige
Motivation für die Übenden, ihre
Freizeit für das gespielte Szenario zu opfern. Für dieses Engagement danke ich allen Beteiligten.
Auch wenn uns die abschließende Auswertung der Übung und
der Bericht der Beobachter noch
nicht vorliegen, können wir für
unser Universitätsklinikum eine
positive Bilanz ziehen. Von der
Alarmierung der Mitarbeiter,
über die Einrichtung der Notbehandlungsplätze bis zur Bereitstellung von OP- und Bettenkapazitäten und Material haben
die Notfallpläne sehr gut funktioniert. Das ist beruhigend, denn
im Fall der Fälle hat unser Klinikum eine wichtige Funktion für
die Versorgung von Verletzten.
Ihr
Gruppenbild mit Dame und Scheck: Gastgeber Reinhard M.
Antons, Spender Michael Klemmer, Gastgeberin Ilona AntonsSieben und Prof. Dr. Holger Till (v. l.), der die Spende für die
Kinderklinik dankend entgegennahm.
Foto: VA/Golden Eye
Prof. Wolfgang Fleig
Medizinischer Direktor
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REPORT
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
Blaulichtmeer rings um den Flughafen
Feuerwehrleute retten im Rahmen der Landeskatastrophenschutzübung nach dem simulierten Flugzeug-Crash verletzte Passagiere aus dem Museumsflieger. Mehrere
tausend Helfer sind auf dem Airport Leipzig/Halle und an anderen Standorten in Schkeuditz im Einsatz.
Fotos: Alexander Bley
ie wohl bislang mit Abstand größte Katastrophenschutzübung im Freistaat Sachsen hat am 11. Oktober mehrere tausend freiwillige
Helfer, Beobachter und Journalisten auf den Flughafen Leipzig/Halle gelockt. Mehrere Unglücksszenarien wurden simuliert, die Rettungskräfte konnten
praktisch unter Beweis stellen,
wie groß „die Kompatibilität der
einzelnen Gefahrenabwehrpläne bereits ist“, wie es der Präsident der Landesdirektion (LD)
Leipzig, Walter Christian Steinbach, formulierte.
D
Morgendlicher Nebel über den
umliegenden Feldern, ein roter
Osthimmel, der einen herrlichen
Herbsttag ankündigt, ein selbstbewusst die Vorbeifahrenden
musternder Greifvogel. Nichts
deutet an diesem frühen Sonnabendmorgen am Flughafen
Leipzig/Halle darauf hin, dass
hier wenige Minuten später die
größte, je in Sachsen veranstaltete Katastrophenschutzübung
über die Bühne gehen wird. Nur
ein paar sich auf dem Beton
sonnende Verletztendarsteller,
die immer mal wieder einen Hilfeschrei üben, deuten die Ruhe
vor dem großen Einsatzsturm
an.
Ein Druck auf die Alarmknöpfe
in 74 Metern Höhe durch Fluglotse André Schröder auf dem
Tower bringt wenig später gegen
8.30 Uhr ein gewaltiges Szenario
ins Rollen. Kurz nach dem simulierten Flugzeug-Crash rasen die
ersten
gewaltigen
PantherLöschfahrzeuge der Airport-
Feuerwehr heran und schäumen
die Übungsmaschine – den für
einen Tag reaktivierten Museumsflieger vom Typ IL-62 – kräftig ein. Ungezählte Fahrzeuge
beruflicher wie freiwilliger Feuerwehren, Kranken- und Rettungswagen sowie Autos diverser Spezialeinheiten verwandeln
in den folgenden Minuten den
Südwestbereich des Flughafens
am World-Cargo-Center in ein
wahres Blaulichtmeer. Über 500
Gäste, zumeist mit Gefahrenabwehr und -bekämpfung beschäftigt, sowie ungezählte Journalis-
ten verfolgen das Geschehen,
können sich später auch direkt
an den Einsatzorten ein Bild machen oder Erfahrungen austauschen.
Walter Christian Steinbach weist
vor Beginn der nach Angaben
seines Sprechers Stefan Barton
„mit Abstand größten Übung“ im
Regierungsbezirk Leipzig darauf
hin, dass diesmal die Alarmierung samt Einhaltung von vorgegebenen Zeiten nicht im Mittelpunkt steht. Vielmehr solle das
Zusammenspiel der Rettungs-
kräfte in solch einem Fall geprobt werden. „Alles in allem ist
es für die, die hier üben, und für
die, die dabei zusehen, ein Paradoxon“, so Steinbach. Denn es
werde ein Szenario durchgespielt, „was im realen Leben niemand erleben will“.
Damit die Retter nah an der Realität üben können, ist beispielsweise Kai Engelhardt aus Zwickau freiwillig als Verletztendarsteller nach Schkeuditz gekommen. Klagend liegt Engelhardt,
im normalen Leben Vertriebslei-
Verwirrte auf dem Rübenacker
Das alte Anschlussgleis für den
Südwestbereich
des
Airports
kommt noch mal zu allen Ehren:
Das Szenario eines in der Einflugschneise verunglückten Zuges geht
im Rahmen der Landeskatastrophenschutzübung in der Schkeuditzer Edisonstraße über die Bühne.
Durchaus realistisch werden auch
hier an zwei, von einer Diesellok
des Typs 362 hierher rangierten
Doppelstockwagen Rettungsmaßnahmen verschiedener Helfer trainiert. „Von den 75 Reisenden ist
die Hälfte verletzt. Zudem gibt es
nach dem Unfall fünf Verwirrte, die
so weit neben sich stehen, dass sie
kaum zu bändigen sind“, erläutert
Frank Rieger, zuständiger Leiter des
Bahn-Notfallmanagements für die
Bereiche Leipzig, Wittenberg, Altenburg, Falkenberg und Bitterfeld,
den zuschauenden Rettungsexperten. Letztere müssten zunächst
durch die Polizeihundestaffel im
Gelände gesucht und dann dem Betreuungszug der Stadt Leipzig übergeben werden.
„Es gibt deutschlandweit etwa 340
verschiedene
Verkehrsunternehmen, die jeweils eigene Notdienste
unterhalten“, erläutert Rieger die
Rettung und Bergung von verunglückten Bahnreisenden.
Wichtigkeit gemeinsamer Übungen
mit Hilfsorganisationen wie DRK
und Feuerwehr. In Sachen Bahn
müsse im Fall des Falles vor allem
entschieden werden, was mit den
anliegenden Bahnstrecken passiere und wie die Abstimmung mit anderen Rettungskräften geregelt werden könne. „Ebenso die Rettung
von Verletzten aus den Eisenbahnwagen“, so der Bahn-Notfallmanager. Interessiert schauen die Beobachter auf dem Rübenacker an der
Edisonstraße zu, wie sich die Rettungskräfte mit Tragen ins Innere
der Doppelstockwagen kämpfen,
um die verstreut herumliegenden
Verletzten zu retten und zu bergen.
Unter anderem Mitglieder der „Realistischen Unfalldarstellung Mölkau“ kommen hier zum Einsatz. Die
vielen Fachgespräche am Rande
des auch von Hubschraubern der
Bundespolizeiinspektion Bad Düben flankierten Großeinsatzes unterstreichen die Bedeutung derartiger Übungen. Ob die fünf Verwirrten
am Ende wieder eingesammelt werden konnten, ist leider nicht bekannt.
ter, auf seiner Feldtrage im Sanitätszelt. Vor Schmerzen krümmt
er sich: „Ich habe Bauchschmerzen und wahrscheinlich innere
Blutungen, warum hilft mir denn
keiner?“ Wenig später kümmert
sich ein Rettungsteam um ihn.
Schlechter trifft es den 41-jährigen Sanitätshelfer beim DRK
Leipzig, Roland Schuricht: Eine
offene Bauchverletzung, Fraktur beider Beine, zudem bewusstlos – so lauten seine Verletzungen nach dem Flugzeugabsturz. Pech für ihn, wichtig
für die spätere Auswertung: Bei
der ersten Sichtung wird er als
tot diagnostiziert und ins Zelt
T4 geschafft, wo eigentlich nur
die beim Unglück ums Leben
gekommenen Dummys liegen
sollen. Dort sitzt er nun „blutbeschmiert“. „Dass ich als Toter
hier abgelegt wurde, damit
komme ich nicht so ganz klar“,
sagt der Leipziger. Das Kriseninterventionsteam des neuen
Landkreises
Nordsachsen
nimmt sich seiner später an.
„Aufgrund der neuen Kreisbildung sind hier sämtliche Katastrophenschutzkräfte erstmals
gemeinsam am Start“, unterstreicht
Airport-Wehrchef
Ralph Schrott die Bedeutung
der Übung für die Region und
den Flughafen. Er sei zufrieden
mit dem Verlauf. Gut angelegtes
Geld für den Großeinsatz offenbar. Allein 45 000 Euro kommen nach LD-Angaben vom
Land, 10 000 vom Bund. Hinzu
kommen die Kosten der einzelnen Hilfsorganisationen.
Alexander Bley, Martin Pelzl
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Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
Lilienthal 2008 – Die Probe für den Ernstfall
urz vor halb Sieben am
Morgen, Nebel liegt über
Schkeuditz, vor dem Berufsschulzentrum steht eine
Menschentraube. Viele rauchen. Bereits auf den Treppen
des Eingangsbereiches dominiert die Farbe Rot. Die Opferdarsteller der groß angelegten
Katastrophenübung Lilienthal
2008 laufen noch putzmunter
durch die Gänge. Es herrscht
eifrige Betriebsamkeit, die Organisatoren wirbeln.
K
Nebenan im Schminkraum jedoch herrscht Ruhe. Alles geht
geordnet und entspannt zu, obwohl die bis zu 250 schwerund leichtverletzten Opfer innerhalb einer Stunde präpariert werden müssen.
Vier Buchstaben zieren
die
Plastikflaschen, die auf allen
sechs Schminkplätzen
stehen: B-L-U-T. Christiane Kentsch ist gerade dabei, eine offene
Fraktur mit Amputationsverletzung
täuschend
echt
zu
schminken: „Also der
ganze Unterschenkel
ist dann weg“, berichtet
die
Wundenschminkerin, während
sie konzentriert die
Modelliermasse
am
Knie des „Opfers“ fixiert. Mindestens eine
halbe Stunde arbeiten
fünf Modellierer an einer
Kunstwunde:
Schnitt- und Kopfverletzungen,
Verbrennungen, offene Bäuche. „Hauptsache mit
viel Blut“, so fasst
Kentsch zusammen.
20 Fahrzeuge der Feuerwehr
den Einsatzort. Während das
Martinshorn ertönt, versprühen
die großen Löschfahrzeuge
Wasser auf der Landebahn. In
Verbindung mit dem Frühnebel
und der Morgensonne ergibt
sich ein friedlicher und schöner Anblick. Für derlei Beobachtungen haben die Feuerwehrleute freilich keine Zeit.
Zügig und zielstrebig machen
sie sich an die Versorgung der
Opfer, die bereits auf der Landebahn verstreut liegen: „Können Sie mich hören?“ oder
„Welcher Tag ist heute?“, fragen sie die mittlerweile auf
Bahren stabilisierten Opfer und
versuchen so Kontakt aufzunehmen. Währenddessen drin-
Herr dieser „inszenierten Katastrophe“ ist Hans Peter Burk,
Katastrophenschutz-Bereichsleiter der Landesdirektion Leipzig. Als Vertreter der obersten
Aufsichtsbehörde in der Region
hat er zusammen mit hunderten Fachleuten von Feuerwehr,
Polizei, Bundeswehr, Krankenhäusern aus den Kreisen Nordsachsen und der Stadt Leipzig
das Ereignis vorbereitet. Ein
Jahr hat es gedauert und viel
Kraft gekostet. Schließlich werden verschiedene Unfallszenarien zeitgleich geprobt: Ein
Hauptsache blutig: Kunstblut
kommt in 1-Liter-Flaschen.
Im
Frühstücksraum
sieht es aus wie in einem Horrorfilm. Fertig
geschminkte Opfer mit
Glassplittern im Bauch Christiane Kentsch vom DRK schminkt eischieben sich genüss- nen offenen Bruch. Fotos (4): mediaport
lich Marmeladenbrötchen in den Mund. Martin Thie- gen weitere Einsatzkräfte in
me, Mitglied des DRK Leipzig, das Innere des Flugzeugs vor.
läuft Kunstblut aus dem Ohr. Ihnen bietet sich ein Anblick
Seine Kollegin Juliane ist bei des Grauens: Kopfverletzungen,
der Übung dabei, „um auch ein- offene Bäuche, reichlich Blut
mal das Gefühl zu bekommen, und Hilfeschreie von überall
wie man sich als Opfer fühlt, her. Die anspruchsvolle Berwenn man transportiert oder gung aus dem Flugzeug beginnt.
versorgt wird“.
Eifrig werden kleine Kärtchen
mit der Beschreibung der jeweiligen Verletzung an die Opfer verteilt. Schließlich müssen
die Rettungskräfte später wissen, was sie wie zu behandeln
haben. Dann geht es mit dem
Bus zum Flughafengelände.
Nachdem die Opfer in einem alten Interflug-Flugzeug positioniert sind, beginnt die Übung
vor den Augen zahlreicher Zuschauer und noch mehr Zaungästen. Wieder dominiert die
Farbe Rot, denn in weniger als
einer Minute erreichen knapp
schweren Blutungen“, die anschließend in eine Klinik verlegt
werden, erklärt Assistenzarzt
Jens Schiffner vom DRK Zittau.
„Diese Person haben wir zu
sechst rausgetragen und nun
bleibe ich hier und warte bis
der Sanitäter kommt“, erklärt
einer der Feuerwehrmänner,
die sich um die mehr als einhundert Opfer kümmern. Hubschrauber kreisen über der
Szenerie und landen als Unterstützung. Mit dem Kompressor
werden innerhalb von Minuten
Behandlungszelte aufgeblasen,
so dass die härtesten Fälle direkt vor Ort behandelt werden
können. Darunter sind Schwerverletzte „mit Atemnot und
Ankunft der Verletzten in der
Notaufnahme des Uniklinikums.
Flugzeug stürzt auf die angrenzende Autobahn und Eisenbahnschienen. Zeitgleich ereignet sich ein Bahn- und Gefahrengutunfall. Außerdem wird
der Plan für den Ausbruch von
hoch ansteckenden Krankheitserregern getestet. Rund 1800
Einsatzkräfte aus ganz Mitteldeutschland sind dafür auf dem
Flughafengelände zusammengezogen worden. Hinzu kommen Polizisten, die den Verkehr
auf den Autobahnen 9 und 14
für den Übungszeitraum regeln
und medizinisches Personal,
das in vier regionalen Krankenhäusern, darunter das Uniklinikum Leipzig, rund 150 „Verletzte“ versorgt.
„Diese großangelegte Übung
durchzuführen ist wichtig, um
zu testen, wie gut die vielen einzelnen Einsatzpläne, angefangen von der Feuerwehr bis zur
Gefahrengutabwehr, miteinander funktionieren“, erklärt Einsatzleiter Burk. Die Katastrophe im Rücken, gibt er den
Conferencier, begrüßt die Journalisten und das Fachpublikum
und erklärt die Ereignisse der
Übung Schritt für Schritt. Zur
Beobachtung sind sogar Katastrophenschutzexperten
aus
ganz Deutschland angereist.
Man wolle sehen, wie ein Zusammenspiel diverser Rettungskräfte aussehen könne
und wo die Schwierigkeiten liegen. Schließlich sind die Bundesländer gesetzlich verpflichtet, den Katastrophenschutz
immer mehr in die eigenen
Hände zu nehmen. „Die Verlagerung der Kompetenzen vom
die Rettungsabläufe beobachtet
haben. „In zwei bis drei Wochen werden die ersten Ergebnisse vorliegen.“
Auf dem Flughafengelände
heulen immer noch unaufhörlich die Motoren der Einsatzfahrzeuge, Löschmittelgeruch
liegt in der Luft. Feuerwehr und
Rettungsorganisationen kümmern sich emsig um die Opfer.
Die ersten Krankenwagen machen sich auf den Weg in die
umliegenden Krankenhäuser.
Die Notaufnahme des Leipziger
Uniklinikums ist bestens vorbereitet. Katastropheneinsatzleiter und Unfallchirurg Prof.
Christoph Josten erklärt, dass
der so genannte Triageraum,
also der Ort der Ankunft, Sichtung und
Einteilung der Verletzten, für sechs Rettungswagen ausgestattet ist. Jeweils zwei
Beatmungsplätze sind
vorhanden, um die
Erstversorgung leisten
zu können. Spontan
seien 30 Intensivstationsbetten sofort frei.
19 werden heute für
die Übung benötigt.
Während die Katastropheneinsatzleitung des
Klinikums noch auf
weitere fiktive Opfer
wartet, sind Juliane
und Martin schon im
Krankenhaus behandelt worden. Sichtlich
geschafft berichten sie
von ihrem Tag. „Es
war total unorganisiert und hat mir gezeigt, wie man es am
besten nicht machen
sollte“, meint Juliane
entnervt. Es sei sehr
anstrengend gewesen,
anderthalb Stunden in
der Kälte zu sitzen, auf
Die Verletzten werden nach dem Crash im- dem blanken Beton
mer wieder von den Rettern angesprochen. der Rollbahn. „Wohlgefühlt habe ich mich
Bund auf die Länder ist im vol- erst wieder, als wir im Kranlen Gange. Spätestens seit den kenhaus in Delitzsch waren“,
Ereignissen vom 11. September erzählt sie. Nach über 30 Stun2001 aber auch der Hochwas- den auf den Beinen sieht „Opserkatastrophe im Sommer fer“ Martin die Situation ähn2002 sind die Vorsorgemaß- lich. Er kritisiert die Feuerwehr
nahmen von unserer Seite stark und lobt die Ärzte: „In der Univorangetrieben worden“, so klinik in Leipzig war es sehr
Burk. 1999 gab es bereits eine toll. Die haben uns dort fast
ähnliche Übung am Flughafen. durch das ganze Krankenhaus
Doch damals habe man noch gefahren als wäre echt was geversucht, die Unfallszenarien in wesen bis kurz vor den OP.“
die einzelnen Kreise zu legen.
Ziel sei es künftig, kreisgren- Professor Josten bestätigt diese
zenübergreifend zu agieren. Aussagen. „An sich ist die
Deshalb wurde der Absturz- Übung hier was ‚fürs Frühpunkt des Flugzeugs diesmal stück‘, also richtig gefordert
bewusst auf die Kreisgrenze waren wir wirklich nicht.“ Es
zwischen Nordsachsen und der seien zu wenige Verletzte geStadt Leipzig gelegt. „Dies ist kommen, in zu großen Abstänein Unfall, der alle Kräfte in der den. Die einzige wirkliche HeRegion fordert, und das müssen rausforderung war, „dass wir in
wir zusammen trainieren.“ Wie der Zeit zwei ,echte‘ Schwergut das funktioniert hat, wird verletzte zu behandeln hatten“.
Holger Günther,
die Auswertung der verschiedeThomas Matsche
nen Schiedsrichter ergeben, die
6
KLINIKUM 2008
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
HNO-KLINIK
Operationsmethode: „Weltweit einzigartig“
Mit abschwellenden Nasentropfen und einem Antibiotikum.
Nasentropfen helfen am besten,
dass die Schleimhäute der Nebenhöhlen abschwellen. Da
meist Bakterien im Spiel sind,
ist zusätzlich ein Antibiotikum
nötig.
ur Behandlung einer Nasennebenhöhlen-Entzündung empfiehlt Prof. Dr.
Andreas Dietz abschwellende
Nasentropfen und ein Antibiotikum. Im Interview spricht der
Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der Universität Leipzig über Ursachen einer Infektion und darüber, wie sie sich
vermeiden lässt.
Z
Wann raten Sie jemandem, der
eine Nebenhöhlen-Entzündung
hat, dass er Antibiotikum
nimmt?
Frage: Mit dem Herbst ist die
Zeit der Erkältungen und grippalen Infekte angebrochen. Warum holen sich die einen eine
ganz normale Erkältung und
andere gleich eine Nasennebenhöhlen-Entzündung?
Bei einer satten NebenhöhlenEntzündung mit Fieber würde
ich auf jeden Fall eines geben –
aber auch dann müssen unbedingt zusätzlich Nasentropfen
genommen werden. Bei einem
normalen Schnupfen mit Symptomen eines grippalen Infektes
hilft ein Antibiotikum nicht.
Andreas Dietz: Wegen der deutlich kühler werdenden Jahreszeit und der damit einhergehenden
Infektanfälligkeit
nimmt im Herbst vor allem die
Zahl der Erkältungen und grippalen Infekte zu. Bei Menschen,
bei denen die Zugänge zu den
Nebenhöhlen über die Nasenhauptgänge relativ eng sind
oder die Polypen haben, kommt
schnell eine Nebenhöhlen-Entzündung dazu. Wenn bei ihnen
wegen eines Infektes keine Luft
in die Nebenhöhlen kommt,
sammeln sich dort schnell Keime, die zu akuten Nasennebenhöhlen-Entzündungen führen
können.
Was sind die Symptome einer
Nebenhöhlen-Entzündung?
Symptome sind Druckschmerzen im Gesichtsbereich, denn
oft sind die Kiefer- und die
Stirnhöhlen befallen, sowie
Druck oder Schmerzen im Kopf
beim Nach-vorne-Beugen. Oft
kommen Fieber, Sehstörungen,
Kopfschmerzen oder Grippesymptome wie allgemeines Unwohlsein dazu.
Wie behandelt man die Nebenhöhlen-Entzündung am besten?
Wann geht es auch ohne Antibiotikum?
Klinikdirektor und Hals-, Nasen-, Ohrenspezialist Prof. Dr. Andreas Dietz (r.).
Foto: ukl
Was kann man tun, wenn aus
einer Erkältung immer wieder
eine Nebenhöhlen-Entzündung
wird?
Hintergrund
ie Nasennebenhöhlen sind mit
Schleimhäuten ausgekleidete
Hohlräume in den Gesichtsknochen. Sie liegen auf beiden Seiten
der Nase und sind mit ihr verbunden. Man unterscheidet zwischen
Stirnhöhlen (oberhalb der Augenbrauen), Siebbeinhöhlen (zwischen
Nase und Auge) und Kiefernhöhlen
(direkt neben der Nase im Ge-
D
Mit der Zeit schwellen die
Schleimhäute auch von alleine
ab. Wenn man aber das Gefühl
hat, dass die Kiefer- und Stirnhöhlen betroffen sind, sollte
man neben dem Hausarzt auf
jeden Fall auch einen Hals-, Nasen-, Ohrenarzt aufsuchen.
Denn wenn man eine Nebenhöhlen-Entzündung
aussitzt,
kann sie eine gefährliche Augenhöhlen-Entzündung
nach
sich ziehen, vor allem bei Kindern.
sichtsknochen). Eine Entzündung
der Nasennebenhöhlen (Sinusitis)
tritt auf, wenn die Schleimhäute anschwellen und ein Abfließen des
Schleims verhindern, der sich darauf entzündet. Meist sind davon
die Kiefernhöhlen betroffen. Die
Nebenhöhlen-Entzündung gehört zu
den häufigsten Atemwegserkrankungen.
mae
Dann ist eine computertomografische Untersuchung der Nebenhöhlen zu empfehlen. So
kann man erkennen, ob es dauerhafte Engpässe gibt, die man
operativ beseitigen kann. Dabei
wird der Zugang zu den Nebenhöhlen deutlich erweitert, um
etwas Platz zu schaffen. Früher
hatte man berechtigterweise
Angst vor einer Nasennebenhöhlen-Operation, da die Operationen teilweise von außen
mit damit einhergehenden Beschwerden durchgeführt wurden. Dies hat sich dank neuerer
Endoskopietechniken deutlich
verändert, so dass wir diese
Operation streng durch die Nasenlöcher nahezu beschwerdefrei mit minimalen, aber effektiven Veränderungen bewerkstelligen. Solche Operationen führen wir heute drei- bis viermal
pro Tag durch. Dafür haben wir
ein navigiertes Pilotführungssystem entwickelt, das uns erlaubt, insbesondere in augenund hirnnahen NebenhöhlenAbschnitten sicherer zu operieren. Das ist weltweit einzigartig, wurde von uns zusammen
mit der Technischen Universität
München entwickelt und in die
klinische Arbeit eingeführt.
Wie kann man einer Nebenhöhlen-Entzündung am besten vorbeugen?
In der Winterzeit ist es gut,
wenn man sich gegen Grippeviren impfen lässt. Denn die Grippe kann Auslöser für eine Nebenhöhlen-Entzündung
sein,
wenn dabei die Schleimhäute
anschwellen. Allgemein hilft es,
die Schleimhäute durch Sauna,
Aufgüsse und Inhalationen zu
pflegen. Außerdem ist es wichtig, dass der Wohnbereich nicht
zu trocken ist. Eine Grundfeuchte ist immer günstig für
die Schleimhäute. Sie kann
man mit einer Schale Wasser,
angereichert mit ätherischen
Ölen, auf der Heizung erreichen. Klimaanlagen sind für die
Schleimhäute allgemein problematisch. Deshalb gibt es auch
im Sommer Nebenhöhlen-Infekte. Grund dafür ist aber
auch, dass die Kleidung bei einer Klimaanlage häufig nicht
der Temperatur in den Räumen
angepasst wird.
Interview: Susanne Maerz
UNI-GEFÄSSZENTRUM
Arterienstenosen im Visier
nlässlich des 4.
Deutschen Gefäßtages lädt das Universitäre Gefäßzentrum am
Universitätsklinikum
Leipzig Sonnabend, 18.
Oktober, zu einem Aktions- und Informationstag
ein.
A
„Gefäßerkrankungen haben viele Gesichter und
reichen in ihren Auswirkungen von harmlosen,
eher ästhetisch störenden, bis hin zu lebensbe-
drohlichen
Erkrankungen“, erklärt Oberarzt Dr.
Olaf Richter, Leiter des
Gefäßzentrums.
„Wir
wollen alle Interessierten
über die Ursachen, die
Anzeichen und natürlich
die Therapie einiger ausgewählter Gefäßerkrankungen informieren und
neueste Erkenntnisse auf
diesem Gebiet vorstellen.“
Natürlich seien auch individuelle Gespräche mit
den Spezialisten möglich.
Im Anschluss an das Vortragsprogramm, das speziell für medizinische Laien stattfindet, können
ausgewählte Gefäßuntersuchungen vor Ort durchgeführt werden.
„Die Besucher haben Gelegenheit, Gefäße mittels
Farbduplex-Sonographie,
Venenfunktionsdiagnostik
und Doppler-Druckmessung untersuchen zu lassen“, so Dr. Richter. Au-
ßerdem werde die Angiographieeinheit demonstriert.
Die Veranstaltung findet
am 18. Oktober von 10
Uhr bis 14 Uhr im Hörsaal im Operativen Zentrum, Liebigstraße 20,
04103 Leipzig statt. Der
Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Anschluss an
das
Vortragsprogramm
steht für die Gäste ein Die 3-D-Darstellung der menschlichen Nieren (Bildkleiner Imbiss bereit. ukl mitte) sowie der umgebenden Gefäße.
Grafik: ukl
KLINIKUM 2008
7
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
MEDIZINISCHE FAKULTÄT
AM RANDE
Neues Leitungsteam gewählt
Experten trafen
sich in Leipzig
m 10. und 11. Oktober trafen
sich rund 100 Spezialisten
verschiedener
Fachrichtungen
aus ganz Deutschland in der Alten Handelsbörse, um über Ursachen und Therapien der akuten
Herzinsuffizienz, des akuten Lungenversagens, des Nieren- und
Leberversagens sowie des neuronalen Traumas zu diskutieren.
Veranstalter waren der Clinica
Physiologica Anaesthesiologica
e. V. (CPA), die Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie und
die Klinik für Neurochirurgie des
Universitätsklinikums
Leipzig.
Das diesjährige 12. CPA-Symposium hatte die verschiedenen
Aspekte des Organversagens im
Blickwinkel, weil diese pathophysiologisch und intensivmedizinisch hoch komplex sind. Ein interdisziplinäres Vorgehen von Anästhesiologen, Intensivmedizinern, Internisten, Chirurgen,
Kardiochirurgen, Neurochirurgen
und die Interaktion mit Physiologen sind für eine erfolgreiche
medizinische Intervention unerlässlich. Ein interdisziplinäres
Vorgehen von Anästhesiologen,
Intensivmedizinern, Internisten,
Chirurgen, Kardiochirurgen, Neurochirurgen und die Interaktion
mit Physiologen sind für eine erfolgreiche medizinische Intervention unerlässlich.
ukl
A
Prof. Dr. Joachim Thiery, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Klinsche Chemie und Molekulare Diagnostik, ist der neue Dekan der Medizinischen Fakultät.
Prof. Dr. Elmar Brähler, Leiter
der Selbstständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, wurde zum Prodekan
gewählt.
Studiendekan Humanmedizin
ist im neuen Dekanatskollegium Prof. Dr. Christoph Baerwald, Leiter der Sektion Rheumatologie im Department für
Innere Medizin.
Prof. Dr. Thomas Reiber, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, wurde erneut als Studiendekan für die Zahnmedizin
gewählt.
m 13. Oktober wählte der
Fakultätsrat der Medizinischen Fakultät sein
neues Dekanatskollegium. Gewählt wurden Prof. Dr. Joachim
Thiery als Dekan, Prof. Dr. Elmar Brähler als Prodekan, Prof.
Dr. Christoph Baerwald als Studiendekan Humanmedizin und
Prof. Dr. Thomas Reiber als
Studiendekan der Zahnmedizin.
xander Hemprich an, der die Fakultät im Aufsichtsrat des Universitätsklinikums
vertreten
wird, und Prof. Dr. Torsten Schöneberg als assoziiertes Mitglied.
A
Weiterhin gehören dem Dekanatskollegium Prof. Dr. Dr. Ale-
TRM
Bioknochen könnten bald Metallimplantate ersetzen
uf der Suche nach einem
neuartigen
Knochenersatz geht das Translationszentrum für Regenerative
Medizin (TRM) Leipzig neue
Wege: Dr. Sven Henning, Materialwissenschaftler am Translationszentrum für Regenerative
Medizin Leipzig, hat einen vielversprechenden Ansatz im Bereich der Polymere gefunden.
A
zielles Verfahren modifizierten
und dadurch sehr stabilen BioKunststoff Polyhydroxybuttersäure. Dieses bakteriell produzierte und im Körper allmählich
biologisch abbaubare Material
kann von dem Forscher gut bearbeitet werden und so zur nötigen Elastizität und Oberflächengestaltung gebracht werden.
Dafür nutzt er einen Kunststoff,
den Bakterien produziert haben: „Unser neues Material erlaubt nicht nur den tragenden
und passgenauen Ersatz für
fehlende Knochen, sondern es
ist gleichzeitig ein Klettergerüst
für neue Zellen, die darin optimale Wachstumsbedingungen
finden“, beschreibt der Physiker sein Forschungsvorhaben,
das einen Ersatz für Knochen
schaffen will, die wegen Trauma, Tumor oder degenerativen
Krankheiten fehlen.
Das Ergebnis: Die neue Materialkombination ahmt den natürlichen Knochen in seiner Materialkomposition, Mikromechanik und Oberflächengestalt sehr
genau nach. Damit kommt es
dem natürlichen Knochen wesentlich näher als zum Beispiel
übliche Metallimplantate. Das
hohe Risiko von Abstoßungsreaktionen und Unverträglichkeiten sinkt erheblich. Außerdem
sollen die spezifischen Eigenschaften des Materials das
Nachwachsen der Knochen optimal stimulieren. Bis ins Alter
ist der Körper des Menschen
zur Regeneration, zur Selbstheilung, von Knochen fähig. Sie
gelingt aber nur, wenn die Knochenzellen aus ihrer Umgebung
die passenden Signale empfan-
In seinem neuartigen Werkstoff
kombiniert Dr. Sven Henning
ein bioaktives Kalziummineral,
das gut von Zellen besiedelt
werden kann, aber nicht bruchfest ist, mit dem durch ein spe-
gen. Wie erste erfolgreiche Versuche zeigten, sendet das Material von Dr. Sven Henning genau die richtigen Signale aus.
„Im Labor haben Knochenzellen kleine Implantatproben besiedelt und mit der Produktion
von Kollagen, einem Grundbau-
stoff des natürlichen Knochens,
begonnen“, freut sich der Forscher, der im nächsten Schritt
in die präklinische Studienphase eintreten wird. Sind diese
Versuche erfolgreich, könnten
in fünf bis acht Jahren die ersten Patienten an Oberschenkeln
oder Unterarmen Bioimplantate eingesetzt bekommen.
Dr. Sven Henning stellte seine
aktuellen Forschungsergebnisse im Rahmen der Konferenz
„Polymerwerkstoffe
P2008“
vom 24. bis 26. September an
der Martin-Luther-Universität
Halle-Wittenberg in Halle/Saale
vor.
Die Struktur des neuartigen Bioknochen-Materials in der Vergrößerung eines Elektronen-Raster-Mikroskopes.
Foto: ukl/trm
Das Translationszentrums für
Regenerative Medizin Leipzig
fördert junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die
anwendungsorientierte
Forschungsprojekte im Bereich der
regenerativen Medizin verfolgen. Zu den Partnern des TRM
Leipzig gehört unter anderem
das Institut für Polymerwerkstoffe der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in
Merseburg, an der Dr. Sven
Henning forscht.
ukl
8
FRAGEN I ANTWORTEN
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
LABORMEDIZIN
„Das Blut ist Abbild unseres Gesundheitszustandes“
nsgesamt 4,5 Millionen
Analysen im Jahr werden im Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik am Universitätsklinikum Leipzig
vorgenommen. Damit bei
dieser immensen Zahl von
Untersuchungen
keine
Fehler passieren, wird jeder einzelne Befund, bevor er an den behandelnden Arzt weitergegeben
wird, auf technische Korrektheit und medizinische
Plausibilität geprüft, betont Institutsdirektor Prof.
Dr. Joachim Thiery im Interview.
I
im Blut abzulesen, dass
die Leber nicht richtig arbeitet.
Wird immer nach allen
Substanzen wie den LeberAbbauprodukten gesucht?
Es wird also auch gezählt,
wie viele Zellen welcher
Art im Blut sind?
Es gibt relativ einfache
Tests, wie das Blutbild, die
immer erfolgen. Denn das
kann man heute recht einfach und mechanisiert bestimmen. Ansonsten wird
Durchaus. Entscheidend
ist einmal die Anzahl der
dizin betrifft. Denn es
muss ja alles sehr schnell
gehen und es muss sehr
zielgerichtet sein. Den
Kollegen am Krankenbett
interessiert: Hat der Patient nun einen Herzinfarkt oder nicht? Weniger
von Interesse ist in diesem
Moment, ob der Patient
Und wenn ein Wert ungewöhnlich ist, bin ich dann
krank?
Frage: Herr Professor, was
wird an Ihrem Institut untersucht?
Prof. Dr. Joachim Thiery:
Es werden vor allem Blut
und Urin untersucht. Bei
bestimmten Erkrankungen auch Hirnwasser, das
aus dem Rückenmarkskanal entnommen wird. Zudem untersuchen wir Proben von Punktionen beispielsweise des Knies oder
der Bauchhöhle. Und gerade beispielsweise für
Transplantierte wichtig:
Wir messen auch den Medikamentenspiegel.
Wonach suchen Sie beispielsweise im Blut?
Da sind im Grunde zwei
Fragestellungen zu unterscheiden: Zum einen suchen wir nach Substanzen, die normalerweise
im Blut nicht vorhanden
sind. Zum anderen suchen wir nach Substanzen, die unbedingt vorhanden sein sollten. Das
Blut stellt ja ein Abbild,
ein Profil des Zustandes
des
Organismus
dar.
Wenn es beispielsweise
der Leber schlecht geht,
werden wir im Blut Eiweiße finden, die von untergehenden Leberzellen
abgegeben werden, und
die normalerweise nicht
oder nur in geringen
Mengen zu finden sind.
Durch diese Stoffe, die
freigesetzt werden, bekommt man Informationen über das Krankheitsgeschehen. Es gibt aber
auch das Umgekehrte,
dass nämlich im Blut bestimmte Substanzen fehlen. Ein klassisches Beispiel dafür sind die Gerinnungsfaktoren.
Bei
schweren Lebererkrankungen wird die Produktion von Gerinnungsfaktoren abnehmen – dann ist
len. Und um die geht es;
sie werden dann analysiert. Es gibt auch noch
ein grünes Röhrchen. Darin ist ein spezieller Blutgerinnungshemmer enthalten. Dieses Röhrchen
wird auch zentrifugiert
und man gewinnt Blutplasma. In diesem sind alle
Gerinnungsfaktoren
enthalten, so dass sie zu
messen sind.
Romy Brauer von der Labormedizin der Uniklinik nimmt SC-DHfK-Handballer Jacob
Schlichter Blut ab, um es später untersuchen zu können.
Foto: Norman Rembarz
Zellen im Blut, die Aussagen über mögliche Erkrankungen zulässt. Geprüft wird, ob die Anzahl
der roten und der weißen
Blutkörperchen im so genannten Referenzbereich
der Bevölkerung liegt. Die
Anzahl der roten Blutkörperchen kann uns beispielsweise Hinweise auf
eine funktionelle Störung
im Knochenmark im Rahmen eines Eisenmangels
geben. Das weiße Blutbild
gibt uns wiederum direkte Informationen, ob eine
akute oder chronische
Entzündung
vorliegt.
Wenn plötzlich die weißen Blutzellen zunehmen
und etwas unreifere Formen auftreten, was an
der Form des Zellkerns zu
erkennen
ist,
dann
spricht das für ein entzündliches Geschehen im
Körper. Daneben wird
aber beispielsweise auch
geprüft, ob Zellen vorhanden sind, die beim Gesunden nicht vorkommen.
Dies kann wiederum ein
Hinweis auf mögliche
bösartige Erkrankungen
wie Leukämien sein. Aus
diesen
Informationen
kann man ablesen, wie es
dem Patienten geht. Aber
das ist nur eine Art
„Schnappschuss“. Denn
in ein paar Tagen kann
der Befund schon wieder
ganz anders aussehen.
die Fragestellung für eine
Laboruntersuchung durch
die Symptome des Patienten bestimmt. Es hat keinen Sinn, wenn ich einen
Patienten mit einem Beinbruch habe und bei ihm
ein
immunologisches
Screening vornehme. Im
Mittelpunkt steht also die
patientenorientierte Fragestellung. Wir arbeiten
mit den Kollegen des Kli-
Prof. Dr. Joachim Thiery
Foto: ukl
nikums daran, bestimmte
patientenorientierte Leitdiagnostik-Profile zu entwickeln. Kommt beispielsweise ein Patient mit der
Symptomatik eines Herzinfarktes in die Klinik,
dann läuft ein abgestimmtes Programm ab – sowohl
was die klinische Diagnostik als auch die Laborme-
auch eine Leberzirrhose
hat.
Warum gibt es eigentlich
unterschiedlich
farbige
Röhrchen bei der Blutentnahme?
Die unterschiedliche Farbe der Röhrchen weist auf
unterschiedliche Inhaltsstoffe hin, die für eine korrekte Diagnostik verschiedener Parameter erforderlich sind. Für die Bestimmung von Blutbildern
muss die Blutentnahme
beispielsweise in roten
Röhrchen erfolgen. Diese
Röhrchen sind mit einem
Gerinnungshemmer versetzt, der ein Verklumpen
des Blutes verhindert.
Denn nur wenn das Blut
nicht geronnen, also verklumpt ist, kann eine Bestimmung der Zellen im
Blutbild erfolgen. Wenn
hingegen das Blut auf Enzyme, Eiweiße, Blutzucker
oder Kreatinin untersucht
werden soll, wird Serum
benötigt. Das bedeutet: In
diesem – diesmal braunen
– Röhrchen sind einige
oberflächenaktive Stoffe
enthalten, damit das Blut
relativ schnell gerinnt.
Dieser
Blutklumpen
kommt dann für zehn Minuten in eine Zentrifuge.
So trennt sich der so genannte Blutkuchen von
den flüssigen Bestandtei-
Nein. Eine Abweichung in
den Laborwerten sagt
noch nicht, dass der Patient krank ist. Es gehört
immer noch der Fachmann dazu, der die Laborergebnisse bewertet.
Deshalb ist es wichtig,
dass ein ganz enger Kontakt zwischen dem behandelnden Arzt und dem
Labor besteht. Etwa 60
bis 70 Prozent aller ärztlichen Entscheidungen beruhen auf Laborwerten.
Das heißt zum einen: Wir
Labormediziner müssen
sehr genau arbeiten und
das Ergebnis prüfen. Die
Proben durchlaufen ja
erst einmal einen technischen Prozess, und am
Ende steht ein Wert.
Dann landen die Befunde
in einem speziellen Programm, wo sie von einem
Arzt oder klinischen Chemiker medizinisch validiert werden. Das heißt:
Es wird angeschaut, ob
die Konstellation, die sich
am Ende für den Patienten darstellt, medizinisch
plausibel ist. Es könnten
ja durch Fehler bei der
Entnahme, beim Transport oder im Labor unsinnige Ergebnisse herauskommen. Und diese dürfen auf keinen Fall ungefiltert auf die Station.
Deshalb haben wir diese
„qualifizierte
Bremse“
eingebaut, indem die Befunde medizinisch miteinander in Bezug gebracht
werden. Stimmt da etwas
nicht, wird nochmals untersucht. Zum anderen:
Die Kommunikation zwischen Labor und Arzt ist
wichtig. Denn wir arbeiten ja für ein breites medizinisches Spektrum, das
vom Augenarzt bis zum
Urologen reicht. Wenn
Fragestellungen an uns
gehen, die insgesamt
nicht schlüssig sind, werden wir nachfragen, worum es überhaupt geht,
was der Patient hat. Denn
dessen Gesundheit steht
auch für uns im Mittelpunkt.
Was lässt sich aus dem
Urin ablesen?
Der Urin gibt uns insbesondere Auskunft über
mögliche Erkrankungen
der Nieren. Die Niere stellt
eine Art Filter dar, der
verhindert, dass EiweißSubstanzen über den Urin
verloren gehen. Wenn die
Niere sozusagen „undicht“
wird, werden kleine Eiweiße abgegeben, die normalerweise nichts im Urin
zu suchen haben. Diese
Mikroalbuminurie
zeigt
uns beispielsweise eine
frühe Schädigung der Nieren im Rahmen eines Diabetes mellitus. Daneben
können im Urin zelluläre
Elemente oder Bakterien
nachweisbar sein, die
beim Gesunden nicht vorkommen. Ein Nachweis
gibt uns Hinweise auf entzündliche Erkrankungen
der Niere. Zudem lassen
sich im Urin auch Informationen über Stoffwechselerkrankungen finden.
Im Rahmen dieser Erkrankungen nimmt die
Menge bestimmter Substanzen im Körper zu, diese werden dann über den
Urin vermehrt ausgeschieden und können von uns
bestimmt werden.
Sie sagten, dass auch Medikamentenspiegel gemessen werden. Was kann
man sich darunter vorstellen?
Transplantierte Patienten
müssen beispielsweise bestimmte
Medikamente
nehmen, damit das neue
Organ nicht abgestoßen
wird. Allerdings sind diese Medikamente auch
sehr toxisch, so dass die
Patienten mit diesen Substanzen auch nicht überversorgt sein dürfen. Um
auf der einen Seite eine
hohe Medikamentenwirksamkeit und auf der anderen Seite möglichst geringe Nebenwirkungen zu
gewährleisten, erfolgt eine Bestimmung der Medikamentenmenge im Blut.
An der Menge im Blut
wird die weitere Einnahme ausgerichtet. Ähnliches gilt für viele andere
Medikamente aus dem
neurologischen und psychiatrischen Bereich. Sie
sehen also, wie wichtig
die Bestimmung der Medikamentenspiegel für die
betreffenden Patienten ist.
Interview: Uwe Niemann
RATGEBER
9
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
KRANKENVERSICHERUNG
AM RANDE
Experten: Kassenwechsel lohnt sich noch nicht
uzahlung zu Medikamenten,
zehn
Euro im Quartal
für den Arztbesuch und
nun der Gesundheitsfonds: Gesetzlich Versicherte müssen immer
wieder mit Veränderungen im Gesundheitswesen
zurechtkommen.
Vom kommenden Jahr
an soll es den Gesundheitsfonds geben, in den
jeder
den
gleichen
Krankenkassen-Beitragssatz von 15,5 Prozent zahlt, wie die Bundesregierung vor kurzem festgelegt hat. Bei
einzelnen Kassen können noch Zusatzbeiträge dazukommen – allerdings ist bislang unklar,
bei welchen das der Fall
sein wird. Ein Wechsel
der Kasse noch in diesem Jahr bringt nach
Expertenansicht daher
wenig.
Z
„Vor dem Jahreswechsel
sollten die Versicherten
und Patienten möglichst
nichts
unternehmen,
sondern abwarten“, sagt
Wolfram Candidus, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Versicherte und Patienten
(DGVP) in Heppenheim
(Hessen).
Schließlich
werde 2009 ein neuer
Bundestag
gewählt.
Dann werde man sehen,
was die Politik zur Entwicklung des Gesundheitswesens sagt und
wie sich die gesetzlichen
Krankenkassen einzeln
und insgesamt verhalten.
Auch Marion Schmidt,
Referentin für Dienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Sachsen in
Leipzig, hält es nicht für
sinnvoll,
jetzt
noch
Hintergrund ist, dass die
Kassen künftig stärker
im Wettstreit um Mitglieder stehen. Alle Anbieter
bekommen ihr Geld aus
dem Fonds. Damit müs-
anrufen kann, wenn ich
beim Facharzt zu lange
auf einen Termin warten
muss?“, heißt es im Bundesgesundheitsministerium in Berlin. Auch bei
Egal ob AOK, Barmer oder Techniker – ab 2009 beträgt der Beitragssatz bei allen
deutschen Krankenkassen für Regelversicherte 15,5 Prozent.
Foto: dpa
schnell die Krankenkasse
zu wechseln: „Eigentlich
muss man jetzt gar nichts
tun.“ Zwar lohne sich
grundsätzlich immer ein
Vergleich der Leistungen.
Dennoch: „95 Prozent aller Leistungen der Kassen sind gleich, und das
bleibt auch so“, erklärt
Schmidt. Während sich
die Leistungskataloge mit
dem Fonds wohl nicht
merklich ändern werden,
sei aber damit zu rechnen, dass es erhebliche
Unterschiede bei der Beratungs- und Servicequalität geben wird.
sen sie wirtschaften und
mit besonderen Angeboten um Versicherte werben, damit diese nicht
kündigen. „Wenn die Zuwendung aus dem Fonds
den Finanzbedarf der
Kasse übersteigt, werden
Prämien an die Versicherten ausgezahlt“, erläutert Schmidt. Ob es allerdings tatsächlich dazu
kommt, sei zu bezweifeln. „Im Vordergrund
werden Fragen stehen
wie: Kümmert sich meine Kasse genug um mich
als Versicherten? Gibt es
eine Hotline, bei der ich
Familienfreundlichkeit,
Präventionsangeboten
und der Ausgestaltung
von Wahltarifen und
Hausarztmodellen seien
Unterschiede zu erwarten.
„Es wird in jedem Fall
ein immer breiteres Angebot an Wahltarifen der
gesetzlichen Krankenkassen geben“, sagt Candidus. Jeder Versicherte
sollte nun überlegen, ob
diese Angebote – etwa
für Ein- oder Zweibettzimmer in Kliniken oder
für besondere Therapie-
richtungen – sinnvoll
sind und er dafür Geld
ausgeben will. Nach
Schmidts Worten bieten
Wahltarife Einsparmöglichkeiten,
allerdings
meist nur für junge Menschen. „Wer Leistungen
nicht
in
Anspruch
nimmt und nur einzahlt,
kann etwas von seinem
Beitrag
zurückbekommen“, erläutert die Expertin am Beispiel der
Beitragsvergütung.
Viele Experten rechnen
allerdings damit, dass
der Fonds die gesetzlich
Versicherten zusätzlich
Geld kosten wird. Candidus erwartet, dass es mit
der Festlegung des einheitlichen Beitragssatzes
für die meisten Menschen teurer wird. Das
wird nach Aussagen von
Schmidt vor allem diejenigen treffen, die bisher
einer Kasse mit sehr
niedrigen Beiträgen angehören.
Zudem dürfen die Krankenkassen von 2009 an
einen Zusatzbeitrag von
maximal 36 Euro pro
Mitglied fordern, wenn
ihnen das zugewiesene
Geld nicht reicht. Das Ministerium geht davon
aus, dass die Kassen dies
im ersten Jahr des Fonds
nicht machen werden.
Ansonsten könnten die
Versicherten sofort zu einer anderen Kasse wechseln. Dieses Sonderkündigungsrecht gilt auch,
wenn der Zusatzbeitrag
erhöht wird.
Angelika Röpcke
FAHRRAD
Winterschlaf für den Drahtesel
angsam aber sicher
neigt sich die Fahrradsaison
ihrem
Ende zu, denn der
Herbst hält Einzug. Wer
seinen Drahtesel nicht
täglich nutzt, schiebt ihn
in diesen Tagen in den
Keller, um ihn im nächsten Frühjahr wieder hervorzuholen. Einige Tipps
verhindern, dass das
Fahrrad während des
Winterschlafs Rost ansetzt oder mit platten
Reifen
und
defekten
Bremsen untauglich für
die erste Tour ist.
L
Wenn das Rad den gesamten Winter über auf
luftlosen Reifen steht,
verlieren
diese
ihre
Tauglichkeit. Daher raten
Experten, die Reifen bis
zum
höchstmöglichen
Druck
aufzupumpen.
Diese Angaben finden
sich auf der Reifenflanke
– meistens in bar. Sollte
der Wert in psi angegeben sein, so entsprechen
14,5 psi einem bar. Vor
dem Aufpumpen lohnt
sich ein Blick auf den
Gummi. Zeigt er Risse
oder ist er schon bedenklich abgefahren, lohnt
sich ein Austausch, wobei man am besten direkt
zu einem Exemplar mit
Pannenschutz greift. Diese Reifen gibt es im Fachhandel.
Die Kette wird zunächst
mit einem speziellen Reinigungsmittel gesäubert
und dann gut geölt, damit der Rost nicht zuschlagen kann. Dafür
empfiehlt sich dickflüssiges Kettenöl aus dem
Fachhandel. Das Öl wird
auf die Innenlaschen und
Röllchen
aufgetragen
und mit einigen Pedalumdrehungen auf die gesamte Kette verteilt.
Dann entfernt man den
überflüssigen Schmierstoff mit einem fusselfreien Tuch.
Vor dem Winterschlaf
müssen auch die Bremsen und die Schaltung
überprüft werden. Wer
sich diese Arbeiten nicht
zutraut, wendet sich am
besten an einen Fachhändler. Der hat jetzt wesentlich mehr Zeit als im
Frühjahr, wenn alle Radler gleichzeitig ihre Räder in die Werkstätten
rollen. Dabei lohnt sich
die Frage nach einem
Sonderangebot für einen
Wintercheck.
Bei viel genutzten Rädern empfiehlt sich ein
Blick auf die Felgenflanken. Moderne Modelle
haben einen Verschleißindikator, der anzeigt, ob
die Bremsen die Flanken
bereits angegriffen ha-
ben. Bei älteren Modellen
hilft dabei der Fachmann
aus der Werkstatt.
Auch Aluräder und -teile
sind nicht vor Korrosionsschäden sicher. Deshalb werden alle blanken
Metallflächen mit Pflegeöl eingerieben. Dabei
darf aber das Schutzöl
nicht auf Felgen, Bremsgummis, Scheibenbremsen und Bremsbeläge gelangen, um die Bremswirkung nicht zu verringern oder die Beläge zu
beschädigen. So vorbereitet gelingt auch der
erste Ausflug im Frühjahr.
Alexander Robinson
Versteckte Kosten
bei DSL-Verträgen
ei der Suche nach einem
DSL-Anbieter sollten Verbraucher an mögliche versteckte
Kosten denken. „Aktionspreise
und versteckte Preisbestandteile erschweren den Vergleich“,
berichtet die in Hannover erscheinende Zeitschrift c’t. Zudem machen untergeschobene
Kosten für Zusatzleistungen, die
erst bei der Online-Beauftragung
sichtbar werden, scheinbar
günstige Angebote teuer. Manche Anbieter versuchen dem
Kunden demnach zum Beispiel
ein kostenpflichtiges Sicherheitspaket unterzujubeln. Und
will er die Software nicht haben,
muss er die Option im Bestellformular für den DSL-Anschluss
ausschließen. Auch Einschränkungen bei zentralen Vertragsbestandteilen wie etwa Zahl der
gleichzeitig führbaren Gespräche beim zugehörigen Telefonanschluss würden bei vielen Anbietern nirgends erwähnt, so
die Experten. Oder die Informationen würden in seitenlangen
Aufzählungen versteckt. Wer
wechseln will, geht die Bestellung daher am besten mit viel
Ruhe an.
dpa
B
Nicht jede Police
ist sinnvoll
icht immer ist eine Versicherung auch wirklich nötig. Unter dem Titel „Richtig versichert“ bietet die Verbraucherzentrale Sachsen nun einen Ratgeber an, der bei der Ermittlung
des individuellen Versicherungsbedarfs helfen soll. Auf 280 Seiten wird dort erläutert, welche
Policen in welcher Lebenssituation unabdingbar und welche
überflüssig sind, wie die Verbraucherschützer in Leipzig mitteilen. Neben Preisvergleichen
gibt es unter anderem Tipps
zum Anbieterwechsel und zum
Vertragsabschluss. Die Broschüre kostet 12,90 Euro und
kann im Internet unter www.verbraucherzentrale-sachsen.de
bestellt werden.
dpa
N
Gefahr für Hund
und Herrchen
er zweite Höhepunkt in der
Zeckensaison steht bevor.
Er beginnt in der Regel je nach
Wetterlage Ende September, Anfang Oktober und dauert bis November. Das sagt Dr. Hans-Joachim Götz, Präsident des Bundesverbands
Praktizierender
Tierärzte. Diese Gefahr besteht
insbesondere bei Spaziergängen durch Wiesen, Felder und
Wälder. Mensch und Hund können auch noch im Herbst von
Zecken befallen und gestochen
werden.
dpa
D
10
POLITIK I WIRTSCHAFT
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
AM RANDE
Ausschuss:
Tillich statt Sanio
ie Linken beantragten vor Kurzem eine Vernehmung des
sächsischen Ministerpräsidenten
Stanislaw Tillich (CDU), der in der
Bankenkrise 2007 zunächst das
Amt von Finanzminister Horst Metz
(CDU) übernommen hatte. Tillich
soll sich zu Gründen, Ursachen,
Umständen und Auswirkungen
des Verkaufs der Sachsen LB
nach Baden-Württemberg äußern.
Ursprünglich wollten die Linken ein
zweites Mal den Präsidenten der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin im Untersuchungsausschuss hören. Er hatte bei der ersten Zeugenbefragung
im
Banken-Untersuchungsausschuss des sächsischen Landtags
am 15. September nur allgemeine
Aussagen getroffen, für konkrete
Details hingegen eine fehlende
Aussagegenehmigung des Bundesfinanzministeriums geltend gemacht. Anstelle von Sanio soll nun
Tillich für Aufklärung sorgen. dpa
D
Steueroasen
im Visier
m Kampf gegen die Finanzkrise
muss die Politik nach Einschätzung von Transparency International auch gegen Steuerparadiese
vorgehen. Die Steueroasen
schafften eine „gefährliche Lage“, weil sie Finanzgeschäfte
nicht regulierten und die Zusammenarbeit mit anderen Staaten
verweigerten, verkündete die Anti-Korruptionsorganisation in Paris. Weltweit gebe es rund 50
Steuerparadiese. In diesen seien
„mehr als 400 Banken, 2000
Hedge Fonds und ungefähr zwei
Millionen Briefkastenfirmen“ ansässig, die an allen Kontrollen
vorbei zehn Billionen Dollar (7,3
Billionen Euro) an Geldern verwalteten.
AFP
I
FINANZEN
Kleine Bank – sicheres Geld
ine
repräsentative
Bankfiliale stellt man
sich für gewöhnlich
anders vor. Im linken Teil
eines schmucklosen Baus
in der Ortsmitte von Gammesfeld in Baden-Württemberg ist die Raiffeisenbank des Ortes untergebracht. Früher war hier eine
Lagerhalle
der
Raiffeisengenossenschaft.
Heute werden dort in einem der kleinsten Kreditinstitute Deutschlands Bankgeschäfte abgewickelt. Und
das meist in aller Ruhe –
auch in Zeiten panischer
Reaktionen an den weltweiten Aktienbörsen.
E
Dass es im gut 530-Einwohner großen Ortsteil von
Blaufelden wenige Kilometer vor den Toren Rothenburgs eher gemächlich zugeht, zeigt schon das Schild
im Fenster: „Geöffnet von
12.30 bis 14 Uhr, dienstags
und freitags von 19 bis 21
Uhr.“ Hektische Geschäftigkeit ist also nicht die Sache
der Gammesfelder, und so
beobachten hier viele auch
die internationale Finanzmarktkrise eher entspannt.
„Ich fühle mich davon nicht
betroffen, habe nur das
Konto hier, und das ist sicher“, sagt etwa Kundin
Heidrun Zumbroich.
Dass die Gammesfelder so
gelassen reagieren, liegt
wohl auch daran, dass es
bei ihrer Bank vor Ort gar
keine Aktien, Fonds oder
sonstigen Finanzprodukte
gibt. Verantwortlich dafür
ist Fritz Vogt, bis 2006 Chef
der rund 600 Kunden zählenden Bank. „Bei uns gibt
es nur drei Produkte: Einla-
gen für 3 Prozent Zins, einen Kredit mit 4 und Dispo
mit 5,25 Prozent“, klärt der
77-Jährige eine Interessentin telefonisch auf. Mit allem, was sich ohne Arbeit
vermehre, wolle er nichts
zu tun haben, fügt der glühende Verfechter der The-
wollen alle einen Rat von
mir. Als ob ich der Ackermann wäre“, kommentiert
der gelernte Landwirt verschmitzt. Einige Anrufer
wollen auch Geld anlegen –
bis zu sechsstellige Summen. „Wir sind noch nicht
ganz schlüssig, ob wir uns
die jeweilige Zinshöhe fest.
Egal ob ein Anleger 500
oder 500 000 Euro mitbringt, jeder bekommt drei
Prozent. Und Anlagen wie
Wertpapiere oder Pfandbriefe gibt es in Gammesfeld schlicht nicht. Kunden,
die so etwas verlangten,
der alte Dateikartenkasten steht aber immer
noch im Schalterraum.
„In dem Kasten war die
ganze Bank“, erklärt
Vogt. Und stolz fügt er an:
„Die Buchungen sind seit
1890 lückenlos vorhanden.“
Seinem Nachfolger hat die
Umstellung ganz schön
Kopfzerbrechen bereitet.
Wochen habe es gedauert,
bis alles eingegeben war.
Nun gibt es wenigstens
Kontoauszüge aus einem
handelsüblichen Drucker,
aber noch immer keinen
Geldautomaten. Wer Geld
braucht, klingelt einfach
beim Chef der Bank. Das ist
bei Breiter nicht anders als
bei Vogt. „Ich habe schon
nachts um 12 Uhr Geld
ausbezahlt, aber das ist
nicht die Regel“, erklärt der
Ruheständler.
Finanzexperte Fritz Vogt wickelt in einem der kleinsten Kreditinstitute Deutschlands saubere Bankgeschäfte ab.
Foto: ddp
sen von Friedrich Wilhelm
Raiffeisen auf Nachfrage
an. Raiffeisens Lehre sagt
beispielsweise, dass Genossenschaftsbanken
keine
üppigen Gewinne machen
dürfen und die Überschüsse für soziale Aufgaben und
Hebung der Kultur aufwenden sollen.
Spätestens seit Vogt dieser
Tage im Zusammenhang
mit der Finanzkrise im
Fernsehen zu sehen war,
erreichen den Ruheständler in dem gut 30 Quadratmeter großen Büro Anrufe
aus ganz Deutschland. „Die
da öffnen sollen“, sagt
Vogts Nachfolger Peter
Breiter. Der 37 Jahre alte
Bankkaufmann ist der erste Leiter der Raiffeisenbank
Gammesfeld, der nicht Vogt
heißt.
Klar ist in Gammesfeld,
dass Kredite nur an Einheimische vergeben werden.
Dabei gilt nach Aussage
von Vogt das gleiche wie
bei der Geldanlage: „Sicherheit ist das A und O.“
So würden über jeden Kreditantrag insgesamt acht
Genossenschaftsmitglieder
entscheiden. Sie legen auch
gab Vogt stets die gleiche
Antwort: „Wenn ihr Wertpapiere wollt, geht zu einer
anderen Bank.“ Er selbst
hat seine Ersparnisse auch
auf einem ganz gewöhnlichen Sparkonto. „Auch
noch der letzte Pfennig ist
hier“, sagt er.
Viele Jahre wurden Vogt
und seine Bank belächelt,
nicht zuletzt wegen der
spartanischen
Einrichtung wie etwa einer alten
Rechenmaschine aus den
60er Jahren. Erst diesen
Januar wurden die Konten elektronisch erfasst,
Für die Raiffeisenbank
Gammesfeld, die sich über
Jahre Fusionsplänen erfolgreich widersetzte, hat
die Finanzkrise denn auch
ein Gutes. „Dadurch wurde die Verbandsspitze
überzeugt, dass wir die
kundenfreundlichste und
sozialste Bank sind“, sagt
Vogt stolz. Ein repräsentatives Gebäude brauche es
da gar nicht. Anderswo
seien Prestige- und Luxusbauten weit über Bedarf
gebaut worden, in Gammesfeld bleibt man auf
dem Boden: „Das Gebäude
ist ausreichend für einen
Mann, der hier arbeitet“,
kommentiert
Vogt
in
schwäbisch-fränkischer
Bescheidenheit.
Ralph Bauer
LOGISTIK
Hapag-Lloyd bleibt dank Kühne hanseatisch
ass der Krimi um den Hapag-Lloyd-Verkauf letztlich
für Hamburg ein gutes Ende genommen hat, ist vor allem
einem Mann zu verdanken: dem
Transport- und Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne (Kühne und Nagel). Der 71-Jährige
war seit dem Frühjahr die treibende Kraft hinter dem Konsortium Albert Ballin, das nun die
Mehrheit an der Hamburger Traditionsreederei übernimmt. Nicht
nur den 2000 Hapag-Lloyd-Beschäftigten am Standort Hamburg fällt ein Stein vom Herzen.
Sie hatten sich aus ihren gediegenen Büros auf die Straße gewagt
und mehrmals prominent in der
Innenstadt für ihre „Hapag“ de-
D
monstriert. Auch der Hamburger
Senat fand ungewohnt starke
Worte. „In Hamburg ist die Einheit von starkem Staat und erfolgreicher Wirtschaft ein Fels in
der Brandung“, sagte Finanzsenator Michael Freytag (CDU).
Der gebürtige Hamburger Kühne
lebt seit mehr als 30 Jahren in
der Schweiz unweit des Züricher
Sees, wo seit den 1970er Jahren
auch die Zentrale seines weltweiten Transport- und Logistikkonzerns angesiedelt ist. Aber er
fühlt sich nach wie vor als Deutscher und vor allem als Hamburger. „Sonst hätte ich schon längst
die Schweizer Staatsbürgerschaft
angenommen.“ Für seine Hei-
matstadt hat der kinderlose Küh- wurde, dass die Tui sich von Hane, dessen Unternehmensanteile pag-Lloyd trennen würde, war
Kühne als erster
später in eine Stifalarmiert. Gemeintung übergehen solsam mit dem frühelen, schon mehrfach
ren Hamburger Setief in die Tasche genator Wolfgang Peigriffen. 30 Millionen
ner, der als VerwalEuro war ihm ein
tungsrat bei Kühne
Logistik-Lehrstuhl
und Nagel auf der
an der TU HamburgLohnliste steht, setzHarburg wert; mehte der Spediteur alle
rere Millionen Euro
Hebel in Bewegung,
gab er auch für die
um Hapag-Lloyd als
Elbphilharmonie.
deutsche Reederei
Zum Dank ernannte
zu erhalten. Den
Hamburg ihn zum
möglichen Verkauf
Professor ehrenhalan einen asiatischen
ber.
Unternehmer Klaus-Mi- Konzern nannte er
Als im Frühjahr klar chael Kühne. Foto: ddp „eine Katastrophe“.
„Deutschland als führende Exportnation braucht eine eigene
Schifffahrt als strategisches Element im Welthandel.“ Kühne
scheute sich nicht, politische Unterstützung von der Bundesregierung zu fordern. Die kam aber
nur halbherzig. Die Kanzlerin
warf sich nicht, wie von Kühne
gewünscht, für den Schifffahrtsstandort Deutschland in die Bresche. Doch nicht nur geschäftliche Überlegungen gaben diesmal
den Ausschlag für Kühnes Engagement: „Das ist neben dem
kommerziellen Interesse auch eine emotionale Angelegenheit.“
Deshalb ist er mit privatem Vermögen bei Hapag-Lloyd eingestiegen.
Eckart Gienke
REISE
11
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
FINNLAND
Helsinki für Feinschmecker
Helsinki war schon immer einen Abstecher wert – die finnische Hauptstadt lohnt sich mittlerweile aber auch als Ziel für kulinarische Reisen.
wei Zitate von Staatsmännern empörten vor drei
Jahren die Finnen: „Ich bin
schon in Finnland gewesen und
war gezwungen, deren Esskultur
zu ertragen“, gab Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi zum
Besten. Der damalige französische Präsident Jaques Chirac urteilte ähnlich vernichtend: In keinem Land Europas esse man
schlechter als in Finnland. Die
beiden haben aber offenbar
nicht genau hingeschaut: Im hohen Norden hat sich eine quirlige
Gastronomie-Szene entwickelt –
vor allem in Helsinki.
Z
Eine Generation junger, ambitionierter Küchenchefs – häufig in
Frankreich oder Italien geschult
– zaubert in neuen, trendigen
Gourmet-Tempeln mit Top-Produkten aus Wäldern und Seen
Menüs auch für anspruchsvolle
Feinschmecker. Lohnt also eine
Genuss-Reise in die Ostsee-Metropole? Eeropekka Rislakki,
Chefredakteur des Gastro-Magazins Viisi Tehteä (Fünf Sterne)
beantwortet die Frage mit einem
klaren Ja: „Helsinki ist ein Geheimtipp. Gourmets und GenussFreaks finden hier den Himmel.“
Der kulinarische Puls der Stadt
schlägt am Hafen. Köstlichkeiten
fürs Auge, für den Einkaufskorb
und für den kleinen Hunger gibt
es auf dem Kauppatori, dem täglichen Markt am Ende der
Prachtmeile
Eteläesplanadi:
Leuchtend gelbe Pfifferlinge,
Blaubeeren und Steinpilze kommen aus den Wäldern, Maränen,
Zander und Hechte aus den
abertausenden Seen des Landes.
Meerforelle und Ostsee-Hering
verkauft der Fischer direkt vom
Kutter.
An mehreren Ständen brutzeln
Mini-Maränen – Muikku – in ei-
ner großen, gusseisernen Pfanne. Die junge Marktfrau bietet
charmant lächelnd einen Probier-Fisch an. Okay, geködert:
Davon muss es eine ganze Portion sein. Eine andere traditionelle
Fischspezialität ist Kalakukko –
Fischkuchen. Mini-Maränen und
Speck werden dafür in einen
legt kommen sie aus den Wäldern in die Auslagen der Hauptstadt. Ein lokaler Klassiker ist
Rentier aus Lappland. Auch teure Delikatessen wie Auerhahn
und Bär sind in der Markthalle
zu haben. Die kleine Dose mit
Fleisch von Meister Petz kostet
26 Euro.
Märkte. Die Finnen und auch
ihre Köche wurden neugierig,
schauten über den Tellerrand,
reisten häufiger ins Ausland
und brachten Ideen mit. „In
den vergangenen zehn Jahren
ist der finnischen Küche ein
echter Durchbruch gelungen. In
dieser kurzen Zeit ist mehr pas-
Fischspezialitäten gibt es in Helsinki in vielen Restaurants – LachsVariationen sind auch in der modernen Hauptstadtküche gefragt.
Für Gourmets gibt es in Helsinki
inzwischen interessante Orte.
Roggenmehl-Teig eingeschlagen
und für Stunden in den Ofen geschoben.
siert als im gesamten Jahrhundert davor“, sagt der populäre
Fernsehkoch Jyrki Sukula. Und
in den Töpfen der Durchschnitts-Finnen köchelt längst
nicht mehr nur Deftiges wie
Steckrüben,
Fleischbällchen
und Erbsensuppe. Zutaten wie
Tofu und Kokosmilch führt inzwischen fast jeder Supermarkt
auf dem Land. Die Zahl der
Restaurants in der Hauptstadt
Gleich neben dem Markt liegt die
Kauppahalli, die Markthalle. Sie
ist ebenfalls eine Fundgrube für
Feinschmecker: Es gibt Fisch in
allen Variationen, finnische Brote, Kräuter, Beeren, Pilze – und
Wild. Ein Bestseller im Herbst
sind Stücke vom Elch. Frisch er-
Goldene Zeiten erleben Feinkosthändler und Gastronomen
in Helsinki erst seit einigen
Jahren. Noch Anfang der
1990er Jahre strotzte die Stadt
nicht gerade vor kulinarischer
Vielfalt und Qualität. Seit dem
EU-Beitritt Finnlands im Jahr
1995 hat sich das rasant geändert: Handelsschranken für
Produkte fielen, mehr Frisches
und Exotisches gelangte auf die
Fotos: dpa
ist seit 1998 von 700 auf rund
1150 nach oben geschnellt.
„Viele Restaurants in Helsinki
sind heute exzellent in jeder Hinsicht“, lobt Sukula seine Kollegen. Viisi-Tehteä-Chefredakteur
Rislakki sieht dafür vor allem einen Grund: die Neue Nordische
Küche (New Nordic Kitchen). Deren Maxime lautet: Vorfahrt für
frische Zutaten aus dem Norden,
nachhaltige Erzeugung, neue
Ideen für traditionelle Rezepte.
„Diese Küche ist leicht, gesund
und gleichzeitig ursprünglich“,
sagt Rislakki. Spitzenköche aus
ganz Skandinavien haben die
nordische Antwort auf die Nouvelle Cuisine erdacht, etliche Profiküchen schlossen sich dem
Trend an. Szene-Kenner Rislakki
betont: „Hauptstadt dieser Entwicklung ist Helsinki.“
So weit so gut. Auf dem Weg in
den kulinarischen Olymp müssen die Maîtres in Finnland dennoch einen Gang zulegen: In
Frankreich vergibt der GourmetFührer Guide Michelin derzeit
gleich an 430 Restaurants einen
oder mehrere der begehrten
Sterne. In Finnland dürfen sich
erst vier Häuser mit dieser Auszeichnung schmücken – allesamt
in Helsinki. Gastro-Kritiker Chirac könnte frohlocken.
Immerhin gegen Italien aber
steht es nun 1:1: Bei einem Pizzawettbewerb in New York holten finnische Pizzabäcker im Juni überraschend den Sieg. Ihr
Teigfladen aus Roggenmehl, belegt mit roten Zwiebeln, Waldpilzen und Rentierschinken verwies
Kreationen aus Neapel auf die
Plätze zwei und drei. Für die Siegerpizza hatten die Finnen gleich
einen passenden Namen: Berlusconi.
Jan Dube
12
KULTUR
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
LEIPZIG
Fräulein Südwind bläst – Tumulte an der Oper
autstarker Protest begleitete
am Abend des 11. Oktober
in der Oper Leipzig die Premiere von Richard Wagners „Der
fliegende Holländer“. Die unterirdische Inszenierung lag in den
Händen Michael von zur Mühlens. Am Pult hatte Leopold Hager es bisweilen schwer, gegen
die Tumulte im Zuschauerraum
anzudirigieren.
L
Michael von zur Mühlen hält die
Hand hinters Ohr, beugt sich zum
Publikum herunter und verlässt
überlegen lächelnd den Ort des
Geschehens. In Reihe sieben
brüllt mittig eine Dame mittleren
Alters „arroganter Schnösel!“.
Dann ist die Premiere der romantischen Oper „Der fliegende Holländer“ Geschichte. Diese Szene
sagt im Grund alles: Michael von
zur Mühlen scheint zufrieden.
Den Spießern hat er gezeigt, was
neues Musiktheater ist, die Dame
mittleren Alters in zwei Worten
zusammengefasst, was davon zu
halten ist. Denn unabhängig davon, was von zur Mühlen wem
gezeigt zu haben glauben mag:
Sein „Holländer“ ist grottenschlecht. Und das ist der Knackpunkt an diesem zünftigen
Opernskandal, der so ziemlich alles übertrifft, was Leipzig bislang
diesbezüglich erlebt hat.
Von zur Mühlen hat eine schöne
„Bohème“ in Heidelberg inszeniert, sagt unter offensichtlichem
Rechtfertigungsdruck Alexander
von Maraviç, Interims-Intendant
der Oper Leipzig, nach der Premiere. Das mag sein. Aber ist das
Grund genug, dem Mütchenkühler die Oper Leipzig zu Füßen zu
legen, um eine flache Avantgarde-Karikatur abzuliefern? Eher
nicht. Denn dass von zur Mühlen
seine Darsteller, wenn er sie
nicht gerade wie die arme Senta
Edith Haller übers PublikumsGestühl klettern lässt, an der
Rampe festnagelt wie in finsters-
ten Stehgesang-Zeiten, hätte
während der Proben schon auffallen können. Aber wahrscheinlich hat von Maraviç der SaisonBeginn im Schauspiel Leipzig
animiert, auch einen ordentlichen Eklat haben zu wollen.
Unfug auf der Bühne. Jenseits
der Lautstärke aber ist der Wagner-Klang, den Leopold Hager
mit Gewandhausorchester und
Opernchor abliefert, hörenswert.
an, der noch zwischen Klischee
und Vision klemmt. So gelingt
immerhin eine hörenswerte Ouvertüre. Der von Sören Eckhoff
präparierte Chor münzt seine un-
Gut: Nun hat er ihn. Um 19.50
Uhr wird das Publikum zum ersten Mal laut: „Film aus“ brüllt jemand in Reihe neun, der nicht
mehr sehen möchte, wie im industriellen Maßstab Rinder gemeuchelt werden. Via Hammerschlag auf die Stirn, überblendet
von größeren Mengen an Dollarnoten. Zunehmend knallen Türen.
Die Flüchtlinge können keinen
Sinn darin sehen, dass Senta unter der Dusche steht, derweil Erik
(Michael Baba) von seiner Liebe
erzählt. Folgerichtig schlägt das
Publikum kollektiv vor „Hose
runter!“, als auch er sich anschickt, in die Nasszelle zu steigen. Da ist die Empörung längst
grundsätzlich jener Heiterkeit gewichen, die sich schon angedeutet hat, als Peggy Plätzer als
Stripperin Fräulein Südwind des
Steuermanns (Dan Karlström)
Aufforderung „lieber Südwind,
blase doch!“ am grünen PlastikRohr subtil in die Tat umgesetzt
hat. Gegen Ende lässt auch die
Aufregung nach, und Langeweile
macht sich breit. Bleibt als szenischer Befund ein selbstzufriedener Dilettant, der sich abarbeitet
an Skandal-Folklore, Drehbühnen-Aktivismus, Video-Plattitüden (Stefan Bischoff), der Moderne behauptet und Unfähigkeit
zeigt.
Sänger und Musiker haben
schwer zu leiden unter dieser
Krawall-Huberei. Ihre Liebe zur
Lautstärke ist wohl zu erklären
mit dem Wunsch, dass Wagner
sich wenigstens akustisch behaupte gegen den pubertären
Nackte Tatsachen und groteske Schminke schocken niemanden
mehr – sie vertreiben nur Besucher aus der Oper.
Foto: V. Heinz
Doch immer häufiger finden Bühne und Graben nicht zueinander.
Schließlich gerät die Klapperneigung in gefährliche Nähe zum
Schmiss. Aber wer wollte den
Akteuren den Konzentrationsverlust verdenken im Angesicht fortwährender „Aufhören!“-Rufe?
würdigen szenischen Aufgaben
zwischen Hausfrauen-Alltag und
Flagellanten-Prozession um in
stählerne Pracht. Ein fabelhafter
Chor in einer veritablen Choroper – der seine Würde bewahrt
vor den Zugriffen des regierenden Nachwuchs-Provokateurs.
Markant, unsentimental, wuchtig
geht Hager diesen frühen Wagner
Bei den Solisten ist es so leicht
nicht. Rundum überzeugend ist
nur der Daland James Moellenhoffs. Ein wunderbarer Sängerdarsteller, dessen physische wie
stimmliche Robustheit auch die
absurdeste Gymnastik auf den
Dächern der Mini-Hochhäuser
Natascha von Steigers würdevoll
übersteht. Edith Haller braucht
ein wenig, sich zu erholen vom
unwürdigen Auftritt mitten im
Publikum und unter der Dusche,
gibt danach eine jugendliche
Senta – mit Konditionsproblemen zum Ende hin. Babas Erik
setzt von Anfang an auf Kraft,
und die geht auch ihm gegen Ende aus. Dan Karlström wird in
Leipzig immer besser, seine
Spielwut und sein zunehmend
schöner Tenor trösten über vieles hinweg.
Der Holländer James Johnson,
der mit seinen schwarzen EngelFlügeln die erste Lachsalve des
Abends abbekommt, hebt entschuldigend die Hände – er kann
ja wirklich nichts dafür. Aber seine Form findet er nicht im Verlauf des zweieinhalbstündigen
pausenlosen
Abends.
Angestrengt, gestemmt, ungepflegt
klingt sein Bariton. Und dafür
greift er als einziger Sänger am
Ende Buhs ab. Der Rest der singenden Personage kann sich der
jubelnden Solidarisierung derer
sicher sein, die geblieben sind.
Die Pfiffe und Buhs fürs Regieteam (Dorothee Schieffarth ersann unerhebliche Kostüme, die
hoffentlich abwaschbar sind,
denn mit Theaterblut und Schoko-Farbe wird nun auch in der
Oper nicht mehr gespart) sind
kurz und heftig. Heftig genug, um
von zur Mühlen das schöne Gefühl von erfüllter Mission gegeben zu haben. Da hat er’s uns
aber gezeigt, uns Spießern.
Übrigens: Selbst in einem solchen Hexenkessel nervt der Lärm
der neuen Klimaanlage.
Peter Korfmacher
MALEREI
Gera bekommt Dix-Museum
in neues, repräsentatives Kunstmuseum mit
dem Schwerpunkt auf
Werken des Expressionisten
Otto Dix wird 2009 in Gera
seine Pforten öffnen. Dafür
wird die Stadt für 1,9 Millionen Euro ein leerstehendes
Gebäude der Landeszentralbank erwerben. Der Kaufpreis
wird laut Oberbürgermeister
zu 75 Prozent aus dem Europäischen Fonds für Regionalentwicklung bestritten. Den
Rest teilen sich Bund, Land
und Stadt. Das von Architekt
David Chipperfield entworfene
Haus werde in ein Museum
E
Der Name des Malers Otto Dix, am 2. Dezember 1891 in Gera geboren, soll nun verstärkt für seine Geburtsstadt werben.
Foto: dpa
mit einer Nutzfläche von 3000
Quadratmetern auf drei Etagen umgewandelt. Darin sollen nicht nur Werke von Dix
(1891-1969), sondern auch
von anderen Künstlern gezeigt
und so ein Bogen von der
Klassischen Moderne bis in
die Gegenwart geschlagen
werden.
Das Haus solle einerseits große Ausstellungen mit Werken
renommierter Künstler zeigen,
andererseits junger Kunst ein
Forum bieten. Die städtische
Kunstsammlung ist im Besitz
von mehr als 400 Werken des
bedeutenden deutschen Realisten und Expressionisten
Dix, der in Untermhaus, einem
heutigen Stadtteil von Gera,
geboren wurde. Außerdem
wollen die Dix-Stiftung im
schweizerischen Bevaix und
private Sammler Arbeiten für
das neue Kunsthaus zur Verfügung stellen. Das ehemalige
Bankgebäude biete beste Sicherheits- sowie Klima-Systeme und habe hervorragende
Bedingungen für Magazine
und Depots. Es war 2001 eröffnet worden, hatte rund 24
Millionen Euro gekostet und
steht seit 2005 leer.
dpa
UNTERHALTUNG
13
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
AM RANDE
SHOW
Bitteschön, Herr Kapellmeister!
r kam ohne Zylinder und Seidenschal, aber dafür
mit weißer Fliege, um
sogleich den Grandseigneur zu geben: Bitteschön, Herr Kapellmeister. Johannes „Jopie“
Heesters, stolze 104 Jahre alt, zog vor kurzem
zur Eröffnung der neuen
Metropolis Halle in Potsdam-Babelsberg
die
1500 Zuschauer binnen
Sekunden
in
seinen
Bann. „Ich werde nun
ein Lied singen, und ich
hoffe, Sie sind damit zufrieden“, sagte der älteste aktive Schauspieler
und Sänger der Welt und
erfreute sich sichtlich an
den Lachern. Zwar zitterte Heesters Hand, mit
der er sich auf das Klavier stützte, doch seine
Stimme war voller Vitalität und klar, als der Stargast des Abends den
Operetten-Evergreen
„Ich knüpfte manche
zarte Bande“ schmetterte.
E
„Heesters ist der letzte
noch lebende Ufa-Star,
da war es naheliegend,
ihn für dieses Event
nach Potsdam zu holen“,
meinte der Geschäftsführende Gesellschafter
der Filmpark Babelsberg
GmbH,
Friedhelm
Schatz. Er hat unmittelbar neben den traditionsreichen Babelsberger
Filmstudios, in denen
einst Ufa-Stars wie Marlene Dietrich und Heinz
Rühmann ein und aus
gingen, die neue Mehrzweckhalle für zehn Millionen Euro errichten
lassen. Dort soll laut
Schatz im nächsten Jahr
auch die Show „Wetten,
(59) erzählte. Heesters
selbst erinnert sich auch
noch gut an diese Zeit.
„Damals bin ich jeden
Morgen um 7 Uhr eine
halbe Stunde zum Studio
gejoggt“, sagte er der
was ganz Besonderes.
„Es war schön, es gefühlt zu haben, wieder
in Babelsberg zu sein“,
meinte der fast völlig erblindete Künstler. Um
auf die Bühne der Me-
104 Jahre alt – und kein bisschen leise: Johannes Heesters bei seinem Auftritt
in Potsdam.
Foto: dpa
dass...?“ gastieren. Der
Name der Halle erinnert
an das Meisterwerk Metropolis, das Fritz Lang
1926 in Babelsberg gedreht hatte.
Zehn Jahre später stand
dann auch Heesters vor
der Kamera auf dem
Areal vor den Toren Berlins. Bis 1942 wirkte er
dort in mehreren Filmen
mit, wie seine Ehefrau
Simone Rethel-Heesters
Deutschen Presse-Agentur nach seinem Auftritt.
Der
Frauenschwarm
ganzer
Generationen
saß dabei mitten in seiner Garderobe auf einem
thron-ähnlichen
Stuhl aus der Requisite.
tropolis Halle zu kommen, musste er eine
kleine Treppe bewältigen, gestützt von seiner
Frau. Doch kaum hatte
Heesters das Klavier erreicht, war er wieder
voll in seinem Element.
Seine Rückkehr auf das
Gelände der Babelsberger Filmstudios knapp
zwei Monate vor seinem
105. Geburtstag am 5.
Dezember sei für ihn et-
Anders als noch einen
Abend zuvor, als der
104-Jährige bei einem
Liederabend in einem
Berliner Seniorenheim
den Gesang immer wie-
der abbrechen und nach
den passenden Worten
suchen musste, blieb er
in Potsdam absolut textfest. „Der Bettelstudent
ist für ihn eine ganz
wichtige Rolle“, sagte
seine Frau, „die Arie
singt er bei jeder Gala“.
„Der Bettelstudent“ sei
schließlich 1936 auch
der erste Film gewesen,
den ihr Mann in Babelsberg gedreht habe. „Und
da ist es schon sehr berührend, wenn er jetzt,
72 Jahre später, das Lied
singt, mit dem er hier
angefangen hat“, fand
Simone Rethel-Heesters.
Und mit dieser einen
Arie,
begleitet
vom
Deutschen Filmorchester Babelsberg, verzauberte Heesters das Potsdamer Publikum. Der
104-Jährige genoss die
Beifallsstürme sichtlich,
ebenso wie das Blitzlichtgewitter der Fotografen, als er mit viel
Mühe die Treppe wieder
hinuntergestiegen war.
Unten
angekommen,
verbeugte sich der Sänger noch einmal besonders tief. An einen Abtritt von der Bühne verschwendet
Heesters
ganz offensichtlich keinen
Gedanken
und
meinte dann auch später, mit einem Gläschen
Weißwein in der Hand
auf dem „Thron“ sitzend: „Ach, ich möchte
noch so viel machen.“
Imke Hendrich
ladimir Putin, russischer Ministerpräsident,
hat sich von einem kleinen Tigerbaby um den Finger wickeln lassen, das er zum 56.
Geburtstag geschenkt bekam.
Ohne mit Streicheleinheiten
für die zwei Monate alte Raubkatze zu geizen, stellte er sie
auf einer eigens einberufenen
Pressekonferenz in seiner Residenz in Nowo-Ogarewo nahe
Moskau der Öffentlichkeit vor.
Das noch ganz friedliche
Weibchen genoss in seinem
Körbchen die Aufmerksamkeit
sichtlich. „Ganz ruhig! Psst“,
flüsterte Putin dem Tigerbaby
immer wieder zärtlich zu. Aufwachsen soll das RaubtierWeibchen allerdings nicht im
Hause Putin. „Sie soll unter
ganz normalen Bedingungen
leben. Wir werden sie einem
Zoo übergeben“, sagte Putin.
W
im Robbins, US-Schauspieler, hat vor Dutzenden Fans
einen ihm gewidmeten Stern
auf dem Walk of Fame in Hollywood enthüllt. In Begleitung
seiner Lebensgefährtin Susan
Sarandon konnte Robbins
sich über Stern Nummer
2371 freuen, der direkt vor
dem berühmten Kodak-Theater liegt, in dem jedes Jahr die
Oscars verliehen werden.
Robbins, der bald 50 wird,
hatte selbst im Jahr 2004 einen Oscar für die beste männliche Nebenrolle für seine Darstellung in dem Film Mystic River von Clint Eastwood bekommen. 1995 war er für den
Regie-Oscar für seinen Film
Sein letzter Gang (Dead Man
Walking) nominiert worden,
der sich mit der Todesstrafe
auseinandersetzt.
T
ERMITTLUNGEN
Neue Vorwürfe im Fall Kaprun
rei Jahre nach den Freisprüchen im Prozess um
die Brandkatastrophe im
österreichischen Kaprun hat
ein beteiligter deutscher Gutachter schwere Vorwürfe gegen
die Sachverständigen erhoben.
„Im Prozess in Österreich wurde zielgerichtet versucht, Tatsachen zu vertuschen und zu unterdrücken“, sagte Hans-Joachim Keim.
D
Der Ingenieur war für den Hersteller Fakir, der in Vaihingen/
Enz Haushaltsgeräte produziert, als Gutachter tätig. Ein
von Fakir produzierter Heizlüfter gilt als Verursacher der
Brandkatastrophe vom 11. November 2000, bei der im Tunnel der Standseilbahn zum
Kitzsteinhorn bei Kaprun 155
Menschen ums Leben kamen.
in Österreich. Wegen der seiner
Ansicht nach schweren Versäumnisse der vier vereidigten
Sachverständigen erstattete der
Ingenieur bereits im April
Strafanzeige bei den österreichischen Behörden. Die Entscheidung, ob ein Ermittlungsverfahren eröffnet wird, liegt
mittlerweile beim Justizministerium in Wien.
Es seien seitens der Gutachter
im Prozess gravierende Falschaussagen gemacht worden, um
Straftaten zu vertuschen, die
beim Umbau der Gletscherbahn
verübt worden seien, sagte
Keim. Beweismittel und Ölspuren seien während des Ermittlungsverfahrens
verschwunden. Keim zufolge war der Einbau des Lüfters im Jahr 1992
„fahrlässig, wenn nicht sogar
grob fahrlässig“. Der Heizlüfter
habe laut Gebrauchsanweisung
nicht in Fahrzeuge eingebaut
werden dürfen. „Im Prozess
ging das Gericht immer nur davon aus, dass der Heizlüfterhersteller schuldig sein muss.“
Keims Gutachten waren nur in
den Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft berücksichtigt worden, nicht aber
Bergungsarbeiter inspizieren im November 2000 die verbrannten Reste
der Gletscherbahn im Tunnel am Kitzsteinhorn in Kaprun.
Foto: dpa
Bei den Ermittlungen der deutschen Staatsanwaltschaft gegen
den Hersteller Fakir sei die Bewertung der Beweisergebnisse
etwas anders gewesen als die
der österreichischen Kollegen,
sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schwarz. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hatte das
Ermittlungsverfahren im September 2007 mangels Tatverdachts eingestellt.
dpa
14
PRÄVENTION
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
AM RANDE
Implantate
brauchen Pflege
ocker gewordene Zähne sollten
nicht einfach nur durch Implantate ersetzt werden. Zugleich
muss die Parodontitis bekämpft
werden, die für den Zahnverlust
verantwortlich ist, warnt die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DGP) in Bonn. Ansonsten sind
die Implantate genauso durch Entzündungen und Knochenabbau gefährdet wie die natürlichen Zähne.
Die DGP rechnet damit, dass im
Jahr 2008 in Deutschland rund eine Million Zahnimplantate eingesetzt werden. Nur eine kleine Minderheit der Betroffenen nimmt bislang an einer intensiven Parodontose-Nachsorge teil. Diese müsste
jedoch lebenslang wahrgenommen werden, damit es nicht zu
Entzündungen mit Knochenabbau
bei Implantaten kommt.
dpa
L
Alt-Antibiotika
in die Apotheke
ach einer Behandlung übrig gebliebene Antibiotika werden
am besten zurück in die Apotheke
gebracht, wo sie fachgerecht entsorgt werden können. Das rät das
Deutsche Grüne Kreuz in Marburg.
Antibiotika sollten auch nicht über
die Toilette oder den Hausmüll entsorgt werden, weil sie auf diese
Weise über kurz oder lang ins
Grundwasser geraten. Keinesfalls
gehören die Bakterien bekämpfenden Medikamente in die Hausapotheke, um sie womöglich später
noch einmal zu verwenden: Antibiotika dürfen nur nach ärztlicher
Anweisung eingenommen werden.
Patienten müssten die Hinweise
des Arztes genau befolgen. Dazu
gehöre es zum Beispiel, die Dosierung nicht zu ändern oder das Medikament abzusetzen.
dpa
N
DER ERNÄHRUNGSTIPP *
Gesund ernähren – aber wie?
ine ausgewogene Er- ge einer ausreichenden
nährung ist eine Flüssigkeitsversorgung
wichtige Vorrausset- aufgebaut. Im Alter lässt
zung für Gesundheit und leider das Durstgefühl
Wohlbefinden. Ihre Be- stark nach, deswegen
deutung nimmt im Alter müssen Sie sich öfters in
sogar noch zu. Wer sich Erinnerung rufen, ausreichend zu trinvielseitig
erken. Als Genährt und alle
tränke eignen
Lebensmittelsich besonders
gruppen eingut Mineralbezieht, ist auf
wässer, Früchdem richtigen
te- und KräuWeg,
alle
tertees sowie
Nährstoffe die
Fruchtund
der Köper beGemüsesaftnötigt, in ausschorlen. Insreichender
gesamt sollten
Menge aufzuSie 1,5 bis 2
nehmen. Mit
Liter pro Tag
steigendem
Lars Dietrich
trinken. StelLebensalter
sinkt der Energiebedarf. len Sie sich morgens gut
Der Bedarf an Nährstoffen sichtbar die Getränke bewie Vitaminen, Mineral- reit, die Sie bis zum
stoffen und Eiweiß bleibt Abend geschafft haben
aber fast unverändert. Um müssen. Kontrollieren Sie
eine ausgewogene Ernäh- ihr Trinkverhalten!
rung einhalten zu können,
empfiehlt es sich, die Er- Außerdem beschreibt die
nährungspyramide
der E r n ä h r u n g s p y r a m i d e
Deutschen Gesellschaft für noch die Verteilung an
die
Ernährung näher zu be- Vollkornprodukten,
fein vermahlen sein solltrachten.
ten, die Verteilung an Obst
Hier ist alles auf Grundla- und Gemüse, aber auch
E
von Fetten und Eiweißen,
die allesamt leicht verdaulich sein sollten.
„Früher hat alles besser
geschmeckt!“ Diese Aussage kann durchaus stimmen, denn im Alter reduzieren sich auch die Geschmacksknospen
der
Zunge, außerdem nimmt
man die Speisen optisch
nicht mehr so gut wahr,
und der Geruchssinn lässt
ebenfalls nach. Diese Ursachen muss man beseitigen, indem man Speisen
optisch ansprechend anrichtet
und
pikanter
würzt.
Wenn das Kauen erschwert ist, eignet es sich,
bestimmte Lebensmittel
auszutauschen.
Braten
kann zum Beispiel mit
Hackbraten ausgetauscht
werden. Gemüse muss
nicht weichgekocht werden. Vorteilhafter ist es,
dies kurz zu garen und
dann zu pürieren. Auch
auf den richtigen Sitz der
Prothese sollte geachtet
werden, um dies eventuell
korrigieren zu lassen.
Eine gesunde, vitaminreiche und leckere Möglichkeit
von vielen: Fruchtsalat.
Fotos: Volkmar Heinz, ukl
Obst kann zum Beispiel
als Kompott oder püriert
als Milchshake getrunken
werden.
Apropos weißer Kraftspender:
Milch
und
Milchprodukte sind sehr
wichtig für den Knochenbau, eine ausreichende
Calciumzufuhr ist daher
unbedingt zu beachten.
*Lars Dietrich ist
Staatlich anerkannter Diätassistent und
Ernährungstherapeut
an der Uniklinik Leipzig.
KARDIOLOGIE
Gesundes Herz mit gesunden Zähnen
esunde Zähne schützen
laut Experten auch das
Herz. So könnte eine ordentliche Mundhygiene einer
Entzündung der Herzinnenhaut
vorbeugen, teilt die Deutsche
Gesellschaft für Kardiologie,
G
Herz und Kreislaufforschung
(DGK) in Köln mit.
Zu dieser so genannten Endokarditis könne es kommen, wenn bestimmte Bakterien in das Blut
eindringen. Möglicherweise wür-
den die Bakterien bei schlechtem
Zustand der Zähne durch das
Kauen ins Blut geschwemmt.
Der Zusammenhang sei zwar
noch nicht eindeutig geklärt,
schränkt der Experte ein. Es sei
allerdings erwiesen, dass Menschen mit gesunden Zähnen
seltener unter eingeschwemmten Erregern litten. Und in jedem Fall habe eine angemessene Mundhygiene „ein gutes Nebenwirkungsprofil“.
dpa
APOTHEKERTIPP *
Kaffee oder Espresso?
affee oder Espresso? Diese
Frage könnte am Ende eines guten Essens im Restaurant oder ebenso morgens,
wenn man noch ein wenig müde
K
aus dem Bett steigt, gestellt werden.
Es dürfte allgemein bekannt
sein, dass diese beiden Getränke
neben Aromastoffen den „Wirkstoff“ Koffein enthalten – ein so
genanntes Alkaloid (Pflanzeninhaltsstoff) mit starken pharmakologischen Wirkungen. Koffein
ist in seiner Struktur dem Adenosin ähnlich, welches in unserem Körper gegen eine zu
schnelle Ermüdung wirkt. Koffein stimuliert allerdings nicht
nur unser Zentralnervensystem,
sondern erhöht auch die Herzfrequenz, den Blutdruck, die
Darm- und die Nierentätigkeit.
Nicht alle diese Wirkungen – besonders auf Herz und Blutdruck,
aber auch auf die Nerven – sind
gut. Daher sollte man Koffein
nicht übermäßig konsumieren.
Spinnen können zum Beispiel
nach Koffeinaufnahme ihre
Spinnengewebe nicht mehr
spinnen – etwas, was wir Menschen als Zittern in den Händen
erfahren.
Insgesamt etwa 600 Milligramm
(mg) Koffein täglich sind für einen Erwachsenen gut zu vertragen, das Zehnfache davon ist allerdings schon fast tödlich. Es ist
daher gut zu wissen, wie viel
Koffein, Kaffee oder Espresso
enthalten.
Entgegen dem Ruf „eines starken
Kaffees“ enthält eine kleine Tasse
Espresso nur etwa 30 bis 50 mg
Koffein, eine Tasse gebrühter
Kaffee (etwa 150 ml) dagegen – je
nach Menge Kaffee im Filter – 50
bis 120 mg. Koffein ist allerdings
auch in vielen anderen Genussmitteln: Eine Tasse schwarzer
Tee enthält etwa 50 mg, ein Glas
Cola (200 ml) ebenfalls 50 mg
und eine Dose Red Bull 80 mg.
Schokolade enthält Koffein (15
mg bei einer Vollmilch-, 90 mg
bei einer Halbitterschokoladentafel von 100 g), manche Minzbonbons (wie Penguinmints oder
Wick-Energie) ebenso.
Koffein wird von unserem Darm
sehr schnell resorbiert und wirkt
daher wenige Minuten nach Einnahme. Ist man Raucher, dann
geht die Wirkung durch beschleunigten Abbau bald verloren. Der Raucher braucht daher
in der Regel mehr Kaffee zum
Wachbleiben als andere, während Frauen, die die Pille nehmen, eine verlängerte Wirkung
erwarten können. Es ist also unerheblich, ob Sie Kaffee, Espresso oder Tee und Cola trinken,
Hauptsache nicht mehr als fünf
bis zehn Tassen am Tag. Personen mit zu hohem Blutdruck,
Herzrhythmusstörungen oder einer Hyperaktivität der Schilddrüse sollten allerdings nach
Möglichkeit dieses Genussmittel
meiden.
* Roberto Frontini ist Direktor der Apotheke des Universitätsklinikums Leipzig
in der Liebigstraße 21 und
Doktor der Pharmazie.
BEAUTY UND WELLNESS
15
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
IMMUNSYSTEM
AM RANDE
Fit durch die kalte Jahreszeit
uf Dächern und
Wiesen glitzert der
Raureif und beim
Ausatmen schweben kleine Dunstwölkchen gen
Himmel. Das Gesicht prickelt vor Kälte, aber die
Muskeln sind in Hochform und pumpen mit jedem Schritt Wärme in alle
Körperregionen.
A
Sport im Freien ist für viele Leute auch im Winter
eine Wohltat. Weder trübes Wetter noch eisige
Temperaturen halten sie
vom Joggen, Radfahren
oder Langlaufen ab. Eine
Erkältung müssen sie
trotzdem nicht befürchten. „Mit moderatem Ausdauertraining stärkt man
sogar das Immunsystem,
das gerade in der kalten
Jahreszeit besonders viel
zu tun hat. Außerdem
geht man davon aus, dass
Bewegung im Tageslicht
einen positiven Einfluss
auf die Stimmung hat und
dem gefürchteten Wintertief vorbeugt“, sagt Professor Andreas Nieß vom
Universitätsklinikum Tübingen.
Sport bei Kälte sei wesentlich ungefährlicher
als oft befürchtet. „Durch
die Bewegung generieren
die Muskeln selbst Wärme, und wenn man nicht
gerade Extremsportarten
im Gebirge oder im kalten Wasser macht, kann
sich der Körper selbst bei
langen Ausdauerbelastungen ausreichend aufheizen“, sagt der Sportmediziner.
Allerdings
müssten Wintersportler
einige Regeln beachten,
um vom Joggen im
Schnee nicht doch eine
triefende Nase und Halsschmerzen mitzubringen.
Längere Verschnaufpausen sollte man sich bei
Eiseskälte beispielsweise verkneifen. „Sobald
nach außen transportiert und den Körper
warm hält.
Kritisch wird es allerdings, wenn sich zu der
Kälte auch noch ein eisi-
wärmt. Unter Belastung
atmet man aber schneller
und meistens auch durch
den Mund ein und aus,
wodurch die kältere Luft
in die unteren Regionen
der Lunge gelangt und
Sport im Freien ist für viele Leute auch im Winter eine Wohltat. Weder trübes Wetter noch eisige Temperaturen halten sie vom Joggen oder Radfahren ab.
Foto: ddp
man aufhört, die Muskeln zu bewegen, kühlen
sie sehr schnell aus. Am
besten verlangsamt man
das Tempo, wenn überhaupt, nur wenige Minuten und bleibt dabei
durch Gehen oder Gymnastik in Bewegung“,
sagt Nieß. Außerdem
sollte man bei der Planung der Strecke die eigene Fitness realistisch
einschätzen und dadurch vermeiden, dass
man vor Erschöpfung
bewegungsunfähig wird.
„Gerade Anfänger sollten hier aufpassen und
sich nicht zu viel zumuten.“ Wichtig sei zudem
eine angemessene Kleidung, die den Schweiß
ger Wind gesellt. „Durch
kalte Böen sinkt die auf
den Körper einwirkende
Temperatur wesentlich –
das bezeichnet man als
den ,wind chill‘-Effekt“,
erläutert Nieß. Vor allem
Geschwindigkeitssportlern wie Radfahrern oder
Inlineskatern kann dieser
Umstand zum Verhängnis
werden. Sie sollten sich
daher besonders gut auf
die verschärften Witterungsbedingungen
einstellen.
Manche Leute verspüren
beim Einatmen eiskalter
Luft Schmerzen in den
Bronchien.
„Normalerweise wird die Luft in den
oberen Atemwegen ange-
dort zu einer Auskühlung
und Austrocknung der
Bronchialschleimhaut
führt“, erklärt Nieß das
Phänomen. Dies sei vor
allem für Menschen mit
einer Neigung zu asthmatischen Beschwerden problematisch.
Wer beim Sport regelmäßig solche Schmerzen verspürt, sollte sich von einem Lungenarzt untersuchen lassen. Außerdem
könne es helfen, sich vor
dem Sport langsam und
ausgiebig aufzuwärmen.
„Während des Aufwärmprozesses können sich die
Bronchien schrittweise an
die kalte Luft gewöhnen“,
sagt der Mediziner. Zu-
dem sollten anfällige
Sportler sich beim Laufen
möglichst auf die Nasenatmung konzentrieren,
weil dadurch die Luft effektiver angewärmt werde. Dies sei allerdings nur
bei niedrigen Belastungsintensitäten möglich.
Ein weiteres mögliches
Problem ist die Flüssigkeitsaufnahme. „Wenn es
kalt ist, verspürt man oft
weniger Durst und trinkt
zu wenig. Bei Kälte ist die
Luftfeuchtigkeit allerdings
oft besonders niedrig, und
mit jedem Ausatmen verliert der Körper wichtige
Flüssigkeit“, gibt Nieß zu
bedenken. Wintersportler
sollten daher ihre Trinkgewohnheiten unbedingt im
Auge behalten. „Gerade
wenn man mehrstündige
Langlauftouren
unternimmt, sollte man unbedingt ein Getränk dabeihaben“, sagt Nieß. Außerdem sei es ratsam, bei längeren Belastungen kohlenhydratreiche Snacks zu
sich zu nehmen, um einer
frühzeitigen
Ermüdung
vorzubeugen.
Wer am Ende der Runde
erhitzt und verschwitzt
sein Ziel erreicht, sollte
sich so schnell wie möglich nach drinnen begeben. „Dauern die Dehnübungen im Freien mehr
als fünf bis zehn Minuten
an, friert man schnell und
riskiert eine Erkältung“,
sagt Nieß. Stretching im
Wohnzimmer ist daher
die bessere Alternative.
Außerdem sollte man am
besten sofort die nassen
Klamotten ausziehen und
sich mit einer Dusche aufwärmen.
ddp
HERZ-KREISLAUF-SYSTEM
Gewichthalten schützt Frauen
rauen können offenbar
Herzkrankheiten
vermeiden, indem sie sich
gesund ernähren und nicht
zunehmen. Das Auftreten der
klassischen Risikofaktoren für
Herzerkrankungen
hänge
entscheidend vom Gewicht
ab, erläutert Professor Eberhard Windler vom Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf. Er verweist auf die
dort erstellte CORA-Studie
(Coronary Risk Factors for
Atherosclerosis Women) mit
200 Herzpatientinnen, die mit
255 gleichaltrigen, gesunden
Frauen verglichen wurden.
F
Frauen: Keinen Herzinfarkt dank konstanten Gewichts.
Foto: dpa
Zu den Risikofaktoren gehören Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, ein niedriger
HDL-Cholesterin-Wert,
Diabetes und Insulinresistenz. Diese entwickeln sich
parallel zu einem zunehmenden Taillenumfang. Patientinnen, die zwischen 60 und 70
Jahren am Herzen erkranken, nahmen bereits zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erheblich zu, so
Windler.
Einfluss habe allerdings auch
die Art der Ernährung: Nur
100 Gramm Fleisch und
Wurst pro Tag hoben dem
Wissenschaftler zufolge das
Risiko für eine Erkrankung
um etwa 300 Prozent an.
Obst, Gemüse und Salat wirkten dagegen schützend und
senkten die Gefahr um 30
Prozent. Unklar sei allerdings, ob es zum Schutz tatsächlich ausreicht, einfach
100 Gramm Wurst weniger
oder mehr Salat zu essen. Eine Rolle könnten zum Beispiel auch die Beilagen spielen – die fette Soße oder die
Pommes frites, die der vegetarisch ausgerichtete Esser
ohnehin vermeidet.
dpa
Frische Luft gut
für Schleimhäute
m Herbst erliegen viele Menschen früher oder später dem
Ansturm von Viren und Bakterien. Eine wichtige Schutzfunktion vor Infekten nimmt neben einem starken Immunsystem die
Nasenschleimhaut ein: „Wenn
sie intakt ist, haben es Erreger
deutlich schwerer, in den Körper
einzudringen“, sagt Professor
Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden. Pflegen
kann man seine Nasenschleimhaut mit viel Bewegung an frischer Luft. Auch Nasenduschen,
Spülungen und Inhalationen tragen laut Klimek dazu bei, die
Nase feucht zu halten. Bei trockener Heizungsluft kann die
Nasenschleimhaut
dagegen
rasch austrocknen. Sie wird
spröde und es bilden sich Mikrorisse, durch die Erreger leichter
eindringen können. Zudem ist
die angegriffene Nasenschleimhaut nicht mehr in der Lage, feine Staubpartikel abzufangen.
„Diese gelangen so ungefiltert
in die Lunge und können Atemwegserkrankungen auslösen“,
erläutert Klimek.
ddp
I
Geminderte
Pillenwirkung
ntibiotika können die Wirkung der Anti-Baby-Pille abschwächen. „Bei einer Antibiotika-Therapie sollte daher bis zur
nächsten Regelblutung sicherheitshalber zusätzlich mit Kondomen verhütet werden, um eine ungewollte Schwangerschaft
zu verhindern“, rät Christian Albring vom Berufsverband der
Frauenärzte. Das gelte bei der
Einnahme von Penizillinen, Tetrazyklinen sowie Cephalosporinen und Chloramphenicol. Neben der herabgesetzten Zuverlässigkeit der Pille könne es außerdem zu Zwischen- oder
Abbruchblutungen
kommen.
Das sei ein Hinweis darauf,
dass die beiden Medikamente
wechselseitig wirken.
ddp
A
Mittagsschläfchen
bringt neue Kraft
er die Möglichkeit hat, sollte
sich nach dem Mittagessen
für ein Nickerchen in einen abgedunkelten Raum zurückziehen.
Das bringt mehr als eine Ruhepause im Sitzen, berichten Wissenschaftler des Wiener Instituts
für Schlaf-Wach-Forschung. Wie
Konzentrations- und Aufmerksamkeitstests ergaben, war die Leistungsfähigkeit der Teilnehmer
nach einer Schlafdauer von 20 Minuten am höchsten. Ihr allgemeines Wohlbefinden stuften sie nach
einem Nickerchen von zehn Minuten als optimal ein.
dpa
W
16
KINDER
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
FRAGEN – STAUNEN – WISSEN
Saatkrähen machen alles in Familie
etzt fallen sie
wieder in Scharen bei uns ein:
Krähen. Wobei, die
Krähe als solche
gibt es gar nicht.
Die weltweit etwa
100
Krähenarten
gehören nämlich zu
den Rabenvögeln.
Auch
Eichelhäer,
Elster, Dohle und
Kolkraben sind Rabenvögel. Sie kommen
auch
in
Deutschland
vor,
sagt Professor Klaus
Schildberger.
J
der Nähe von großen Städten. „Saatkrähen sind Zivilisationsfolger“, sagt
der Professor. Sie
lieben die Nähe der
Menschen. Sie wissen, dass sie da immer genug Futter
finden. Und das ist
wichtig, schließlich
brauchen
viele
Saatkrähen mehr
zu essen als zum
Beispiel eine einzelne Nebelkrähe.
übrigens auch auf
anderen Bäumen.
Obwohl
Heiraten
das falsche Wort ist,
denn zu jeder neuen Brutzeit finden
sich im Frühsommer neue Pärchen.
Saatkrähen schlafen
aber nicht nur gemeinsam auf ihrem
Familienbaum. Sie
tun eigentlich alles
gemeinsam: Früh,
wenn es hell wird,
treffen sie sich mit
Und eine Saatkrähe anderen Familienallein wäre wahr- verbänden an ihren
todun- S a m m e l p l ä t z e n .
Ebenfalls bei uns le- scheinlich
ben Nebel- und Ra- glücklich. Sie ist es Dann fliegt die ganze Horde zu ihbenkrähe. Diese
ren Futterplätbeiden sind so
genannte Ein- „Vom Opa bis zum kleinen zen. Das könzelbrüter, tau- Enkel ist alles mit dabei.“ nen Felder am
Stadtrand sein.
chen also nicht
Sehr
beliebt
in großen Gruppen auf, erklärt der gewöhnt, im Fami- sind aber auch MüllZoologe von der lienverband zu le- kippen. Denn die
Leipziger Universi- ben. Die Großfami- Saatkrähen sind Altät. Die riesigen lien kann man am lesfresser, und sie
Schwärme,
das besten auf ihren leben gut von den
sind
Saatkrähen. Schlafbäumen be- Abfällen der MenSie kommen aus obachten – in Leip- schen.
Russland zu uns. zig zum Beispiel im
gut
Dort ist es im Win- Rosental. Da sitzen Besonders
ter sehr kalt, oft dann 30 oder gar scheint ihnen der
in
Mittelliegt viel Schnee. 50 weitläufig ver- Müll
zu
Und weil die Saat- wandte Vögel auf deutschland
krähen
deshalb einem Baum. Vom schmecken. Kleiner
nicht genug zu fres- Opa bis zum klei- Scherz: Die Vögel
sen finden, schla- nen Enkel ist alles kommen nun schon
gen sie von Novem- mit dabei – denn ewig im Winter zu
ber bis März bei Saatkrähen werden uns. Hier ist ihre
uns ihr Winterquar- bis zu zehn Jahre zweite Heimat.
Helga Röstel
tier auf. Aber nur in alt. Geheiratet wird
KINDERLACHEN
Jetzt überall auf den herbstlichen Wiesen und Äckern: die Saatkrähe.
Stichwort: Saatkrähen
aatkrähen gehören zur Familie der Rabenvögel und
damit zu den Singvögeln – auch wenn sich ihre rauen, krächzenden Stimmen überhaupt nicht so anhören.
Sie werden etwa 46 Zentimeter groß und 360 bis 670
Gramm schwer. Ihre Federn sind schwarz und schillern
blau.
S
Ihr wichtigstes Merkmal ist ihr Schnabel, an dem
man sie gut von anderen Krähen – vor allem den
sehr ähnlichen Rabenkrähen – unterscheiden kann.
BUCHTIPP
Witze
Der kleine Medicus
Beim Essen ermahnt die Mutter:
„Moni, du sollst nicht immer die
Ellenbogen auf den Tisch stützen!“ – „Vati tut das auch!“ –
„Der ist alt genug; der darf das!“
– Moni: „Ich übe ja auch noch.“
●
Vater sitzt am Schreibtisch, als
Hans ins Zimmer stürzt: ,,Du, Vater!“ – „Stör mich nicht und
sprich nur, wenn du gefragt
wirst“, ruft der Vater. – „Gut, Vati“, meint Hans, „frag mich doch,
ob Mutti die Treppe runtergefallen ist!“
●
„Peter, weshalb weint deine
Schwester?“, will Oma wissen. –
„Ach, ich glaube, die spinnt!“ gibt
Peter Auskunft. „Und dabei habe
ich sogar geholfen, ihre Tafel
Schokolade aufzuessen.“
●
„Irma“, fragt die Lehrerin in der Geschichtsstunde, „wer hat früher regiert, Otto I. oder Heinrich I.?“ –
„Die haben alle beide früher regiert, Fräulein Müller“, strahlt Irma.
allo, liebe Kinder, hier ist wieder
euer Nils. Heute habe ich ein
H
sehr interessantes Buch für euch.
Vielleicht habt ihr euch schon mal
gefragt: Was eigentlich ist Husten?
Und wie wirkt ein Antibiotikum?
Hilft Schlaftee wirklich beim Schlafen? Wenn ihr so neugierig seid,
dann kann ich euch das Buch „Der
kleine Medicus“ von Dietrich Grönemeyer empfehlen. Er ist
nicht nur der Bruder des
Sängers Herbert Grönemeyer, er ist auch ein
Professor und bekannter
Arzt.
Er hat ein Buch geschrieben, das sich um den
Jungen Nanolino dreht.
Er ist zwölf Jahre alt und
will mit dem Arztwerden
nicht länger warten – da
hat man eine Menge Fragen. Gut, dass es da nicht
nur Großmutters Kräuterapotheke gibt, sondern auch Dr.
X und seine freakige Assistentin, die
Foto: dpa
Er ist ziemlich groß und gerade, und die Schnabelwurzel ist weißlich und trägt keine Federn. Die Beine
der Saatkrähen sind befiedert – deshalb wirken sie
oft viel pummeliger und größer, als sie in Wirklichkeit
sind.
Männliche und weibliche Saatkrähen sehen gleich
aus. Junge Saatkrähen hingegen sind nicht so kräftig
gefärbt, sondern eher rauchschwarz, und ihre Schnabelwurzel ist noch dunkel.
KINDERRÄTSEL
Finde die fünf Unterschiede
Nanolino eine abenteuerliche Reise durch den
menschlichen
Körper
ermöglichen.
Dabei
fliegt er durch gigantische Schluchten und Katakomben, kämpft mit
schaurigen Ungeheuern
und gefährlichen Killerkommandos und begegnet winzigen Kleinstrobotern. Für alle, die
mehr über Medizin und
Gesundheit wissen –
und dabei eine spannende Geschichte lesen wollen.
Viel Spaß wünscht euch euer Nils!
FRESH – DIE JUNGE SEITE
17
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
GAMING
Rocken statt zocken
ie
Sängerin
im
schwarzen
Top
schlägt sich wacker,
und die Jungs an Gitarre
und Bass drücken konzentriert ihre Knöpfchen. Nur
der Schlagzeuger hinkt hörbar hinterher. Was Ende
August auf der Games Convention in Leipzig galt,
könnte in diesem Herbst
und darüber hinaus bei vielen Konsolen-Fans das Motto sein: Rocken statt zocken.
D
Die Hersteller bringen jedenfalls reichlich neue Titel
heraus, bei denen sich Starfantasien ausleben lassen
sollen. Guitar Hero World
Tour heißt das Spiel, an
dem sich in Leipzig längst
nicht nur die erwähnten
vier Messebesucher versucht haben. Activision veröffentlicht es Ende November in Deutschland – mit jeder Menge Songs zum
Nachspielen im Paket. Auf
der Website des Publishers
wird dann aber etwa auch
das neue Album der RockGiganten
Metallica
als
Download speziell für Guitar Hero erhältlich sein. Das
zeigt, welchen Stellenwert
die Musik-Spiele bereits erreicht haben.
Seit einiger Zeit steht Rock
Band von Electronic Arts
für alle „großen“ Konsolen
in den Läden. Auch hierzu
wurde auf der Games Convention geklampft, gesungen und gepost. Konami
ruft im ersten Quartal 2009
die Rock Revolution aus.
Dtp hat, ebenfalls für Anfang 2009, den Wii-Titel
Musiic Party: Rock the House angekündigt. Disney Interactive bringt dann Ultimate Band auf Wii und DS.
Und Sega hat für die Wii
und für Spieler, die eher auf
südamerikanische Rhythmen stehen, Anfang Oktober Samba de Amigo veröffentlicht. Im Grunde geht es
bei den Musik-Spielen darum, zur richtigen Zeit die
richtigen Knöpfe zu drücken. Der Clou zumindest
bei Rock Band, Guitar Hero
und Rock Revolution ist allerdings: Die Spieler müssen sich nicht damit begnügen, die Controller ihrer
Konsolen zu malträtieren.
Stattdessen gibt es nachgebildete Plastik-Instrumente.
Für Guitar Hero World Tour
ist eine Gitarre zu haben,
die fast so schwer in der
Hand liegt wie eine echte.
Sie kommt neben Knöpfen
am Hals etwa mit einer berührungsempfindlichen
Gleitschiene daher. Auch
Keyboard- oder DrumSounds lassen sich mit ihr
spielen, es wird aber auch
ein Drumkit mit drei Becken
und zwei Hihats angeboten.
selbst seit 20 Jahren HipHop und elektronische Mu-
Nichts für Couch-Surfer: Bei Musik-Spielen wie Rock
Band ist Action angesagt.
Foto: dpa
„Mit diesen Spielen kann
man Rock’n’Roll-Fantasien
ausleben“, ist sich Entwickler Brian Bright sicher – der
sik auflegt und produziert.
Für Rock Band gibt es – neben einem Mikrofon – eben-
AUDIO / VIDEO / GAMES / BOOKS
Oasis
Caramel
Warhammer: AoR
as siebte Studioalbum Dig Out
Your Soul ist die erste Veröffentlichung der Brit-Pop-Helden seit
Lord Don’t Slow Me Down. Es erscheint als erstes neues Oasis-Album international auf dem bandeigenen Label Big Brother. Auf dem
Produzentenstuhl saß erneut Dave
Sardy, die Aufnahmen fanden in
den Abbey-Road-Studios in London
statt, wo alle vier Bandmitglieder
am Entstehungsprozess beteiligt
waren. Die erste Single The Shock
Of The Lightning ist die vielleicht
wiedererkennbarste Oasis-Nummer des Albums: Noels Songwriting, Liams Stimme und der unverkennbare, druckvolle Finger-in-dieSteckdose-Rock’n’Roll.
D
ie Christin Layale liebt einen
verheirateten Mann, die Moslemin Nisrine steht kurz vor ihrer
Hochzeit und der Frage, wie und
ob eine Operation die notwendige
Jungfräulichkeit wieder herstellen
kann. Rima muss sich über ihre
lesbischen Neigungen klar werden. Schmalspur-Schauspielerin
Jamale ist in der Midlife-Crisis.
Und die 65-jährige Rose träumt
davon, mal nicht mehr nur für ihre Schwester da zu sein. Sie alle
treffen sich im Schönheitssalon,
wo man sich gemeinsam manch
harter Wahrheit stellt. Ein Film,
der zeigt, dass die Menschen im
Libanon (fast) die gleichen Sorgen
haben wie wir.
D
orld of Warcraft war gestern
– die Zukunft heißt Warhammer Online: Age of Reckoning
(AoR). Das Multiplayer-OnlineRollenspiel wurde von der Computerspielbranche auf der diesjährigen Games Convention in
Leipzig zum besten Online-Spiel
gekürt. Anders als bei World of
Warcraft steht hier die Schlacht,
die epische Auseinandersetzung,
der Krieg zwischen Gut und Böse
im Mittelpunkt des Games. Mit
fortschreitender Dauer des Spiels
wachsen die Erfahrungspunkte
der Charaktere – und so kann der
Spieler samt seiner Armee schon
bald zur Belagerung von düsteren
Festungen schreiten. Für PC.
W
falls ein Drumkit und eine
Gitarre, die einer Fender
Stratocaster nachempfunden ist. Den kompletten Instrumentensatz
inklusive
kostet der Titel rund 140
Euro. Bei Rock Revolution
ist nur ein Schlagzeug vorgesehen. Doch Instrumente,
die für eines der anderen
Spiele angeschafft wurden,
sollen sich ebenfalls benutzen lassen. „Ich komme mit
dem Drumkit zurecht, obwohl ich eigentlich Saxofon
spiele“, so Niais Taylor von
Konamis Rock-RevolutionEntwicklerteam aus El Segundo in Kalifornien, während er mit den Stöcken
über die Becken rattert.
Welches er wann treffen
muss, sieht er am Bildschirm auf einer Leiste – so
funktioniert es auch bei den
anderen Titeln. In den USA
ist Rock Revolution schon
erschienen
–
inklusive
Schlagzeug für rund 130
Dollar (rund 95 Euro).
Bei Musiic Party und Ultimate Band werden die Spieler
dagegen auf Instrumente
verzichten müssen: Gesteuert wird mit der Wii-Fernbedienung und dem Nunchuk.
Zwei Fernbedienungen werden bei Samba de Amigo zu
Sambarasseln. Wer es zumindest etwas authentisch
mag, kauft von Speedlink
orangefarbene Rassel-Nachbildungen zum Aufstecken
hinzu.
Samba de Amigo gab es
schon vor Jahren für Segas
ausgemusterte
Konsole
Dreamcast. Überhaupt sind
die Musik-Spiele kein neues
Thema. So ist die jüngste
Guitar-Hero-Folge schon die
vierte. Auch Sonys Singstar,
bei dem zwar nicht die
Klampfe, aber immerhin das
Mikro geschwungen werden
kann, sollte nicht vergessen
werden.
Wie kommt es dann, dass
die Titel für MöchtegernRockstars erst jetzt zum
wirklichen
Massenthema
werden – zumindest hierzulande? Das liege nicht zuletzt
sicher daran, dass die zunehmende Zahl an Spielen
dazu führt, dass sich die Publisher immer mehr dafür
ins Zeug legen, sagt Markus
Schwerdtel, Chefredakteur
der Zeitschrift GamePro.
„Und die Publisher verdienen ja nicht nur an den Spielen selbst, sondern auch an
den Downloads.“ Wie auch
immer die Titel einschlagen
werden: Sie haben echte
Fans. Guitar-Hero-Anhänger
kreuzen mittlerweile sogar
bei der eSport-Turnierserie
World Cyber Games die Gitarren.
Florian Oertel
AM RANDE
Invasion 01
ir sind nicht allein im Universum. Das ist die erste
W
Nachricht, die die Menschheit
Taschenkontrolle
nicht rechtens
nach dem Erstkontakt mit den
Darhel als Vertreter zahlloser intelligenter Lebensformen einer
Sternenföderation erreicht. Die
zweite Nachricht ist eine Warnung: Die Kriegerrasse der Posleen, Allesfresser ohne Gnade, die
bereits Planeten der hilflosen Föderation erobert haben, werden
in fünf Jahren die Erde erreichen.
Auf sich allein gestellt rüstet sich
die Menschheit für das Eintreffen
der technologisch überlegenen
Horden… Die Serie von John Ringo ist ein Meilenstein der modernen Science-Fiction.
K
unden müssen in Geschäften nicht ihre Taschen vorzeigen, um sie kontrollieren zu lassen. Selbst wenn ein Schild am
Eingang auf die Taschenkontrolle
hinweist, gibt es keine Pflicht dazu, berichtet Schekker, das Jugendmagazin der Bundesregierung. Nicht einmal die Polizei
dürfe in Deutschland Taschen
kontrollieren, wenn kein Verdacht auf eine Straftat vorliegt.
Verkäufer machten sich im Falle
einer erzwungenen Kontrolle sogar der Nötigung schuldig. dpa
Kommunizieren,
dann spielen
as Internet ist für Jugendliche
vor allem ein Kommunikationsmedium. 48 Prozent der Aktivitäten von Jugendlichen im Internet
hätten damit zu tun, so Medienforscher. An zweiter Stelle der OnlineAktivitäten der 12- bis 19-Jährigen
stehen nach den Angaben mit 18
Prozent Spiele.
dpa
D
18
IHR GELD, IHR RECHT
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
WILDUNFÄLLE
Gefahr aus dem Wald
andstraßen
durch
Wälder haben im
Herbst ihren besonderen Reiz: Das Laub
schimmert spektakulär in
der Sonne. Doch so idyllisch
solche
Strecken
scheinen – für Autofahrer
bergen sie Gefahren: Im
Herbst erhöht sich das Risiko von Wildunfällen, und
auf Waldstrecken ist die
Wahrscheinlichkeit
am
höchsten, dass plötzlich
ein Reh oder Wildschwein
auf der Fahrbahn auftaucht.
L
Verhängnis, warnt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Berlin. Die
Lebensräume
würden
kleiner, vor allem stark be-
mildere Winter und ein
größeres Nahrungsangebot, wodurch mehr Tiere
überleben.“ Die Statistik
verzeichne in Deutschland
gebe eine hohe Dunkelziffer, da nicht jeder Unfall
gemeldet wird. Nicht immer endet ein Zusammenprall nur für das Tier fatal.
Umso wichtiger ist es laut
Hessling, vorsichtig zu
fahren, das Tempo zu verringern
und
immer
bremsbereit zu sein. Worauf sich Fahrer einlassen, wenn sie mit Tempo
100 brettern, macht ein
Vergleich des DVR deutlich: Knallt das Auto dann
gegen ein 20-Kilo-Reh,
entfaltet das Tier ein Aufschlaggewicht von einer
Tonne. Ein ausgewachsenes Wildschwein, das 80
Kilo wiegt, erreicht sogar
zwei Tonnen. „Ich weiß
nicht, ob das eine Windschutzscheibe
aushält“,
sagt Hessling.
Im Herbst sind die Tiere
besonders aktiv, sagt Thomas Hessling, Wildexperte
beim ADAC in München –
bis Ende November reicht
die Brunftzeit. Zudem sind
bereits viele Felder und
Äcker abgeerntet, so dass
Rehen und Wildschweinen
dort Deckung fehlt. Sie suchen dann neue Rückzugsräume. Auch auf Nahrungssuche ziehen sie umher.
Voll erwischt: Autofahrer können sich glücklich schätzen, wenn es bei einem Wildunfall
bei Sachschaden bleibt – oft gehen solche Kollisionen auch für sie fatal aus.
Foto: dpa
Dabei müssen die Tiere
auch Straßen überqueren.
Hier wird ihnen die Zersiedelung der Landschaft
und die steigende Mobilität der Menschen zum
fahrene Straßen, Bahntrassen und Kanäle seien
fast unüberwindliche Barrieren.
Laut
Hessling
nimmt die Zahl der Wildunfälle sogar zu: „Es gibt
AKTUELLE URTEILE
Deutschkurs nicht absetzbar
pro Jahr 220 000 überfahrene Rehe, 12 000 überfahrene Stücke Schwarzwild und 200 000 auf
Straßen getötete Hasen
und Kaninchen. Doch es
§
n Deutschland lebende Ausländer können Kosten für einen Deutschkurs nicht steuerlich geltend machen. Nach einem Urteil des Bundesfinanzhofes in München gehören solche Aufwendungen nicht zu den abziehbaren Kosten der Lebensführung. Der Deutschkurs diene vor allem
dem privaten Nutzen, entschieden die Richter. In
dem Fall hatte eine thailändische Staatsbürgerin geklagt, die seit
ihrer Eheschließung mit einem Bundesbürger in Deutschland lebt.
Weil sie einen Ausbildungsplatz erhalten wollte, nahm sie an
Deutschkursen in der Volkshochschule teil. Die Kosten machte sie
anschließend erfolglos steuerlich geltend. Nach Ansicht der Bundesfinanzrichter erleichtern Deutschkurse vor allem die soziale
Integration in den privaten Alltag und eine erfolgreiche Kommunikation im engeren privaten Umfeld.
(Az.: VI R 14/04)
I
Bonn. Auch hier rechnen
die Experten mit einer hohen Dunkelziffer. Denn
was in der Statistik als
Baumunfall ohne Fremdeinwirkung steht, kann
ein missglücktes WildAusweichmanöver gewesen sein.
Mieter muss Heizungswechsel dulden
in Mieter kann bei einer Heizungsumstellung nicht darauf bestehen, seine Gas-Etagenheizung zu behalten. Er muss vielE
mehr den Anschluss an eine Fernwärme-Zentralheizung dulden,
die aus Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung gespeist wird. Das
geht aus einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe
hervor. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung wird die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme als Fernwärme genutzt. Im verhandelten Fall trug die Umstellung auf Kraft-Wärme-Kopplung nach
Ansicht des Gerichts dazu bei, Heizenergie und damit Primärenergie einzusparen. In Härtefällen könne der Mieter der Umstellung zwar widersprechen – etwa, wenn er die daraus folgende
Mieterhöhung nicht tragen kann. Aber damit sei nur die Modernisierungs-Mieterhöhung gemeint, nicht jedoch die Erhöhung auf
die ortsübliche Vergleichsmiete, erläutert der Mieterverein. Diese
komme nach einer Modernisierung ebenfalls oft in Betracht und
müsse dem Mieter vor der Beginn der Arbeiten auch nicht angekündigt werden.
(Az.: VIII ZR 275/07)
Im Jahr 2006 gab es bei
Wildunfällen 2800 Verletzte und 10 Getötete,
sagt Detlev Lipphard vom
Deutschen
Verkehrssicherheitsrat
(DVR)
in
Dagegen hatte ein ADACTest mit einem 55-KiloHirsch-Dummy bei Tempo
40 nur zu einer verbeulten
Motorhaube geführt, die
Insassen blieben unverletzt. Für den ADAC ist das
Grund genug, im Zweifel
zum „Draufhalten“ zu raten, wenn sich ein Crash
trotz Vollbremsung nicht
vermeiden lässt. Dabei
muss das Lenkrad gut festgehalten werden. Ausweichen bringt den Wagen dagegen
womöglich
ins
Schleudern. Der DVR rät,
bei Wildwechsel zu hupen,
abzublenden und zu bremsen. Rehe und Wildschweine seien selten allein unterwegs, Fahrer müssen daher mit Nachläufern rechnen. Besondere Vorsicht ist
in der Morgen- und Abenddämmerung geboten. Dann
passieren laut DVR gut
zwei Drittel der Wildunfälle. Nicht verlassen sollten
sich Fahrer Hessling zufolge auf die WildwechselWarnschilder – die Tiere
halten sich nicht daran.
Hat es gekracht, müssen
Autofahrer die Unfallstelle absichern – etwa mit
Warnblinker und -dreieck. Anschließend ist der
Unfall der Polizei zu melden, so der Deutsche
Jagdschutz Verband. Das
sei nicht zuletzt entscheidend für die Schadensregulierung durch die Kaskoversicherung.
Felix Rehwald
SCHEIDUNG
Steuer-Höchstgrenze bei Abfindung
ird bei einer Scheidung
eine einmalige Abfindung statt regelmäßiger
Unterhalt vereinbart, kann diese
pro Kalenderjahr nur bis zu einem gewissen Höchstbetrag
steuerlich abgesetzt werden. Das
entschied der Bundesfinanzhof
(BFH) in München in einem Urteil (Az.: III R 57/05), auf das die
in Herne erscheinende Fachzeitschrift Neue Wirtschaftsbriefe
(NWB)
hinweist.
Uneingeschränkt könnten nur Zahlungen
geltend gemacht werden, mit denen ein außergewöhnlicher Bedarf – etwa Heimkosten – gedeckt
wird.
W
In dem Fall hatte ein Mann nach
der Scheidung seiner Ex-Frau
fast 1,5 Millionen Mark Unterhalt
gezahlt. Den Betrag wollte er in
einem Kalenderjahr komplett
beim Fiskus geltend machen –
ohne Erfolg. Jetzt wies der BFH
seine Klage ab. Nach dem Urteil
können einmalige Unterhaltszahlungen entweder über das so genannte Realsplitting oder als außergewöhnliche Belastung jährlich betragsmäßig gedeckelt abgesetzt werden. So können beim
Realsplitting maximal 13 805 Eu-
ro im Kalenderjahr als Sonderausgaben berücksichtigt werden.
Der Empfänger muss allerdings
zustimmen und die Zahlungen als
sonstige Einkünfte versteuern.
Wird die Zahlung als außergewöhnliche Belastung geltend gemacht, liegt der Höchstbetrag bei
7680 Euro im Kalenderjahr. Eine
Zustimmung des Unterhaltsempfängers ist bei dieser Variante
nicht erforderlich. Voraussetzung
ist aber, dass der unterhaltene geschiedene Ehegatte nur über geringes Vermögen verfügt. Außerdem wird der abziehbare Höchstbetrag durch die Einkünfte und
Bezüge des unterhaltenen ExPartners weiter gemindert. dpa
Großzügige Abfindungen bei einer Scheidung sind nur bis 13 805 Euro pro
Jahr von der Steuer absetzbar.
Foto: Andreas Döring
SOZIALES
19
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
NEUE LÄNDER
AM RANDE
Sonderwege für den Osten
undeskanzlerin
Angela
Merkel
(CDU) hat den
neuen Bundesländern
enormes Entwicklungspotenzial
bescheinigt.
Es gebe eine „unglaubliche Dynamik“, aber
noch keinen selbsttragenden
Aufschwung,
sagte Merkel kürzlich in
Dresden
auf
einem
CDU-Perspektivkongress. Sie sehe die
Chance, dass sich der
Osten zu einer der besten Regionen Europas
entwickle. „Das ist der
Anspruch. Daran muss
man sich messen“, sagte sie.
B
Dazu benötige der Osten
noch Hilfen wie Investitionszulage oder Forschungsförderung, betonte die CDU-Vorsitzende. „Es ist falsch, so
zu tun, als gäbe es keine
strukturellen
Unterschiede“ zwischen Ost
und West mehr, verteidigte Merkel Sonderwege für den Osten. Für
unterschiedliche Situationen in Ost und West
würden unterschiedliche Lösungsansätze gebraucht. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte
am Rande der Veran-
staltung: „Das
entscheidende
so deutlich hat
Kanzlerin noch
ist das
Signal,
das die
nie ge-
Die Kanzlerin plädierte
außerdem für eine Rückbesinnung auf das Zustandekommen
der
rungskultur zu haben an
das, was damals geschehen ist. Weil es zu den
wunderschönsten Mo-
ausdrücklich, das gilt sowohl für die Zeit vor als
auch nach der Wende“,
sagte er.
Merkel verlangte ein
länderübergreifendes
Vorgehen mit Blick auf
die internationale Finanzkrise. „Es reicht
nicht mehr aus, Regeln
zu haben im eigenen
Land. Wir brauchen internationale
Regeln“,
lautete ihre Forderung.
Diese Vorgaben müssten installiert werden,
damit sich eine Krise
dieses Ausmaßes nicht
wiederhole, und um zu
zeigen, dass „Politik gestalten
kann“.
„Der
Mensch muss nicht der
Wirtschaft hinterherjagen, sondern die Wirtschaft dient dem Menschen.“
Bundeskanzlerin Merkel (CDU) mit Parteifreund Stanislaw Tillich, seines Zeichens sächsischer Ministerpräsident, in Dresden.
Foto: dpa
sagt.“ „Wenn wir von
Perspektiven sprechen,
vielleicht auf den 40.
Jahrestag des Mauerfalls
blicken,
dann
möchte ich, dass die
Chancengleichheit
in
Ost und West in wesentlichen Elementen hergestellt ist“, sagte Merkel.
deutschen Einheit. „Es
wäre fahrlässig, sich daran nicht zu erinnern.
Aus der Gemeinsamkeit
der Deutschen im Jahr
1989 „ist die Fähigkeit
entstanden, das Projekt
Aufbau Ost voranzutreiben“. „Deshalb ist es
wichtig, die Erinne-
menten der deutschen
Geschichte
gehören
wird, auch noch in 200,
300 Jahren“, sagte sie.
CDU-Generalsekretär
Ronald Pofalla verlangte
mehr Respekt für die Lebensleistung der Menschen in den neuen Bundesländern. „Ich sage es
Im Vorfeld des Kongresses hatte Merkel in den
Medien noch weitere
Maßnahmen zugunsten
des Ostens erwähnt. Sie
unterstrich die Absicht
der großen Koalition in
Berlin, die Renten an das
West-Niveau anzugleichen. Zugleich kündigte
sie einen gesamtdeutschen Wahlkampf der
Union für die Bundestagswahl 2009 an. dpa
ARBEITSMARKT
Noch immer Chancen auf Lehrstellen
ehrstellensuchende,
die bisher keinen
Ausbildungsplatz
abbekommen haben, haben
durchaus
noch
Chancen. Mit dem Ende
des „Berufsberatungsjahres“ beginnt nun die
Nachvermittlung, bei der
sich
Arbeitsagenturen
und Kammern bemühen,
für sie noch eine Stelle zu
finden. Das sei auch aus
Sicht der Jugendlichen
eine gute Sache, sagte
Marco Frank vom Deutschen
Gewerkschaftsbund (DGB) in Berlin.
L
Für viele Bewerber sei
es eine absolut realistische Möglichkeit, bis Ende dieses Jahres noch einen Ausbildungsplatz zu
finden. Denkbar sei das
in einer Größenordnung
für einige Tausend, sagte
Frank. Schließlich gebe
es immer etliche Bewerber, die eine Stelle nicht
antreten, weil sie einen
für sie noch attraktiveren Ausbildungsplatz gefunden haben. „Es gibt
dere entscheiden sich
kurzfristig doch noch für
ein
Studium.“
Viele
Foto: ddp
Parallel zu den Bemühungen der Agenturen und
Kammern sollten die betroffenen
Jugendlichen
aber auch selbst aktiv
werden: „Sich bei den Betrieben zu melden, kurz
anzurufen, eine Kurzbewerbung per E-Mail zu
schreiben oder sich vorzustellen, kommt immer
gut an“, sagte Frank.
„Man sollte auf jeden Fall
alle Möglichkeiten nutzen
und sich auch weiter bei
Verwandten, Bekannten
und Freunden nach Lehrstellen umhören.“ Hilfreich sei außerdem, sich
auf eigene Initiative bei
den Kammern zu melden
und sich nach freien Ausbildungsplätzen zu erkundigen. „Die Kammern
schätzen solches Engagement auch.“
scheinbar schon vergebene Stellen sind deshalb tatsächlich noch zu
haben.
Es sei aber davon auszugehen, dass viele Jugendliche trotz aller Bemühungen keine Zusage be-
Lehrstellen sind noch zu haben.
auch Bewerber, die bekommen gleich mehrere
Zusagen und können
nur eine annehmen. An-
kommen. Die Zahl von
14 900
„unversorgten
Bewerbern“ aus der Statistik der Bundesagentur
für Arbeit gebe kein realistisches Bild der Situation auf dem Ausbildungsmarkt wieder, so Marco
Frank: „Von den gut
620 000 Bewerbern im
Berufsberatungsjahr
2007/2008 haben nur
rund 282 000 direkt einen Ausbildungsplatz bekommen.“
Der DGB geht davon aus,
dass insgesamt 432 690
betriebliche
Ausbildungsverträge
unterschrieben wurden – also
187 520
ursprünglich
Suchende leer ausgegangen sind. 81 850 Jugendliche wurden in „ausbildungsvorbereitende
Maßnahmen“ vermittelt,
241 750 haben sich für
eine Alternative zur Ausbildung entschieden.
Andreas Heimann
Krise schadet
auch Afrikanern
er Exekutivdirektor der Weltbank, Michael John Hofmann, hat vor negativen Auswirkungen der internationalen Finanzkrise für Afrika gewarnt. Bereits jetzt spüre Afrika die
Finanzkrise an den gestiegenen
Lebensmittelpreisen, sagte Hofmann im Deutschlandradio Kultur anlässlich des Treffens von
Weltbank und Internationalem
Währungsfonds (IWF) in Washington. „Das Risiko ist unheimlich groß, dass sich die Industrieländer mit sich selbst beschäftigen werden und dabei
vergessen werden, dass die
Auswirkungen der Krise, die aus
den Industrieländern kommt,
vor allem aus den USA, auch ihre Wirkung in anderen Teilen der
Welt haben wird, und damit
auch in Afrika“, sagte Hofmann.
Die langfristigen Perspektiven
Afrikas würden von den Ökonomen aber positiv gesehen. Es
sei viel getan worden, um die
Haushalte auszugleichen und
die Exportmöglichkeiten zu verbessern. Außerdem rechne
man damit, dass Afrika als rohstoffreicher Kontinent von der
Wachstumsdynamik Asiens profitieren werde. Die Weltbank habe mit Nahrungsmittelprogrammen schnell auf die Krise reagiert und helfe weiter, betonte
Hofmann. Sie habe dafür gesorgt, dass Düngemittel für die
kommende Ernte zur Verfügung
stünden. Es müsse wieder massiver in die Landwirtschaft investiert werden. Nach Angaben
Hofmanns hat sich die Weltbank vorgenommen, „dabei ihre
Mittel zu verdoppeln“.
dpa
D
Elektronisches
Lohnregistrieren
inen elektronischen Entgeltnachweis will die Bundesregierung einführen. Bisher werden die Entgeltbescheinigungen
von den Arbeitgebern noch
schriftlich ausgestellt. Mit den
Bescheinigungen können die Angestellten dann bei den Behörden belegen, dass sie einen Anspruch auf bestimmte Leistungen wie etwa Arbeitslosengeld
haben. Um Kosten zu sparen,
sollen die Arbeitgeber nun verpflichtet werden, die Entgeltbescheinigungen ihrer Angestellten auf elektronischem Weg an
eine zentrale Datenbank weiterzuleiten. Dort sollen die Informationen dann verschlüsselt abgelegt werden. Anschließend können die Behörden die Daten dann
bei Bedarf von der Datenbank abrufen, wenn der Beschäftigte sie
mithilfe seiner Signatur für diesen
Zweck frei schaltet. Damit soll sichergestellt sein, dass die Datenschutzbestimmungen eingehalten
werden.
sid
E
20
SPORT
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
FUSSBALL
René Adler – Leipziger Junge im deutschen Tor
araden,
Sprechchöre, Lobeshymnen – René Adler
hielt dem großen Druck
gegen Russland stand
und war nach seinem
prächtigen Debüt auch
persönlich überwältigt.
„Ich habe jede Sekunde
genossen, in diesem
Fußball-Tempel
zu
spielen. Ich bin überglücklich, das kann mir
keiner mehr nehmen“,
frohlockte der 23-Jährige. Nach dem Handbruch von Pechvogel
Robert Enke nutzte der
gebürtige Leipziger –
der mit 15 zu Bayer 04
Leverkusen gegangen
war – nervenstark seine
Chance und hob vor
den Augen von Millionen Zuschauern ab
zum Favoriten auf die
Nummer 1 im deutschen Tor.
P
Die um den Sieg zitternden Fans im Dortmunder Stadion skandierten in der turbulenten Schlussphase nach
jeder gelungenen Aktion seinen Namen, die
Teamkollegen
überschütteten ihn hinterher mit Lob – und auch
der Bundestrainer war
beeindruckt, aber keinesfalls überrascht. „Er
hat gezeigt, was er
schon zuvor ausgestrahlt hat: Eine unglaubliche Ruhe, Souveränität und eine richtige Gelassenheit. Man
hatte nie das Gefühl,
dass er von Nervosität
angesteckt wird und
seine
Konzentration
verliert. Bei einigen Ak-
René Adler, 23 Jahre alt, aus Liebertwolkwitz, deutscher Nationalspieler: Seit dem
Match gegen Russland stehen alle Ampeln auf grün für den Leverkusener Keeper.
tionen der Russen hat
er sehr gut reagiert.
Beim Tor hatte er keine
Chance, sagte Joachim
Löw.
Typisch Adler – der 1:2Anschlusstreffer
von
Andrej Arschawin (51.)
ärgerte den Perfektionisten. Den Querpass
von Alexander Anjukow
hatte er noch berührt.
„Der Ball geht nicht
rein, wenn ihn Arschawin nicht noch reindrückt. Mit etwas Glück
kann ich ihn vielleicht
zur Ecke oder nach vorne abwehren, dann
spielen wir 2:0“, sagte
Adler.
Dafür hielt er anschließend mehrfach reaktionsschnell den 2:1-Sieg
der deutschen Elf fest
und hatte kurz vor
Schluss beim Pfostentreffer von Alan Dsagojew das Glück des
Tüchtigen. Für Adler
war seine verheißungsvolle Länderspiel-Premiere auch der Lohn
für jahrelange harte Arbeit mit einigen schwereren Verletzungen und
privaten Entbehrungen:
„Es war ein Baustein in
meiner bislang jungen
Karriere, für die ich so
viel geopfert habe“, betonte er.
„Ich kenne René schon
seit der Jugend, er war
schon immer ein SuperTorhüter“,
bemerkte
Torschütze Lukas Podolski.
Bastian
Schweinsteiger
schwärmte von einem
„Super-Debüt“ und einem Torwart, der alles
mitbringt, was einen
modernen
Schlussmann auszeichnet: „Er
hat Sicherheit ausgestrahlt, gute Paraden
gehabt und Abschläge
mit Auge gespielt. Das
zeichnet einen großen
Torhüter aus. Wir können froh sein, so einen
Torhüter in der Nationalmannschaft zu haben.“
Eine Tradition großer
deutscher
Torhüter
macht Adler schon mal
Mut: Alle fünf bisherigen deutschen Titelgewinner – Bodo Illgner
(Weltmeister
1990),
Sepp Maier (WM 1974,
EM 1972), Toni Turek
(WM 1954), Harald
Schumacher (EM 1980)
und Andreas Köpke
(EM 1996) – starteten
ihre Länderspiel-Karriere ebenfalls mit einem Sieg.
Nach dem Pech von Enke haben Adler zunächst einmal 90 Minuten genügt, um sich
nach dem Abgang von
Jens Lehmann beim
Kampf um die Nummer
1 für die WM 2010 in
die „Pole position“ zu
katapultieren. Doch so
weit dachte der glückliche
Debütant
noch
nicht: „Ich bin erstmal
froh, dass wir das Spiel
gewonnen haben. Und
ich bin auch froh, dass
ich den einen oder anderen Ball halten konnte.“
Klaus Bergmann
und Jens Mende
Die Russen wurden in der zweiten Hälfte stärker, doch Team Deutschland
konnte sich – vor allem durch Adlers Leistung – den Sieg sichern. Fotos: ddp
21
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
EM 2012
FINANZEN
AM RANDE
Stadionbau geplatzt
Bundesliga ist gesund
napp vier Jahre vor der
Fußball EM 2012 stehen
die EM-Gastgeber Polen
und Ukraine weiter unter Zugzwang. Nachdem Polen den drohenden Entzug des Turniers gerade noch abwenden konnte,
sorgte nun die Ukraine wegen
eines geplatzten Stadion-Baus
für Aufregung. Der österreichische Konzern Alpine, der unter anderem die Münchner WMArena errichtet hat, stieg trotz
vorliegender Baugenehmigung
in Lemberg aus dem Projekt aus.
ie weltweite Finanzkrise
hat die Fußball-Bundesliga
aufgeschreckt, aber im
Vergleich zur europäischen Konkurrenz
kaum
getroffen. „Die
Bundesliga
ist
vielleicht
ein
bisschen weniger glamourös
als andere Ligen, aber dafür
ganz sicher gesünder, verlässlicher, planbarer“,
betonte
Geschäftsführer
Christian Seifert
von der Deutschen
Fußball
Liga (DFL) in einem Interview
mit der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung.
K
„Die Anforderungen der Stadt
Lemberg waren ganz einfach
nicht zu erfüllen. Man wollte ein
Stadion mit einer Ausstattung
weit über die UEFA-Norm hinaus und nur 85 Millionen Euro
inklusive Mehrwertsteuer zahlen. Das ist – zumal bei der
schlechten Infrastruktur – für
uns nicht machbar“, erklärte
Karin Keglevich, Sprecherin der
österreichischen Baufirma, der
Bild-Zeitung.
Wie das Blatt weiter berichtet,
habe der Baukonzern 100 Millionen Euro gefordert und in der
vergangenen Woche eine Anzahlung von 30 Prozent verlangt. Die Stadt Lemberg konnte
aber offenbar keine Bankbürgschaft vorlegen.
Mitte September hatte die Ukraine noch groß die Eröffnung des
ersten Arena-Neubaus für die
EM-Endrunde in Dnjepropetrowsk gefeiert. Das knapp 30
Millionen Euro teure Stadion für
31 000 Zuschauer wurde vom
ukrainischen Präsidenten Viktor
Juschtschenko seiner Bestimmung übergeben.
Die Eröffnung eines zweiten Neubaus ist für kommenden Sommer
in Donezk geplant. Berichten zufolge ist der Rohbau des 53 500
Zuschauer fassenden und 173
Millionen Euro teuren Stadions
in Donezk bereits fertiggestellt.
Es stünden lediglich Abschlussarbeiten und die Verlegung des
Rasens noch aus.
Das größte Stadion des Co-Ausrichters Ukraine für die EM
2012, die Arena im Nationalen
Olympischen Komplex in Kiew,
wird derzeit umfassend saniert.
Die Renovierung soll im Juni
2010 abgeschlossen sein.
In den vergangenen Monaten
hatte es wiederholt Kritik am
Stand der Vorbereitung in beiden Ländern gegeben. Zuletzt
hatte die Europäische FußballUnion (UEFA) den beiden EMGastgeberländern eine letzte
Gnadenfrist gewährt.
D
Die Bundesliga sei seiner Ansicht nach als Ganzes gut aufgestellt und werde mögliche Konsequenzen, wenn überhaupt,
weniger stark verspüren als andere Märkte und Unternehmen.
„Wir können für die Bundesliga
nicht ausschließen, dass wir einmal in stürmische Gewässer
kommen, aber unser Schiff ist in
besserem Zustand“, meinte der
DFL-Geschäftsführer
Rechteund Lizenz-Vertrieb.
In der vergangenen Saison hätten alle Bundesligisten schwarze
Zahlen geschrieben, Verbindlichkeiten kontinuierlich abgebaut.
Die
Kosten
der
Spielerkader
würden bei etwa 40 Prozent
liegen, in den
anderen ProfiLigen bei 60 bis
70 Prozent. Im
spanischen
Fußball stünden
einige
Clubs vor der
Insolvenz, weil
sich dort „traditionell immer
wieder Bauunternehmer Proficlubs als Hobby gehalten haben
und der Immobilienmarkt bekanntlich in der Krise ist“.
Die Frage sei, wie man „zusätzlich seriöses Kapital in die Liga
bringen“ könne. Derzeitig diskutierte Themen wie die mehrheitliche Beteiligung an Bundesliga
(Stichwort 50+1), die denkbare
Aufstockung von 18 auf 20
Clubs, die ins Gespräch gebrachte Einführung eines Ligapokals
gehörten zusammen und sollten
nicht punktuell betrachtet werden.
dpa
„Haben das Image von Investmentbankern“
D
„Wir haben nicht vor auszusteigen. Wir stehen zu
unseren Verträgen“, sagte
Nordmilch-Marketingvorstand Martin Mischel.
Steigt
allerdings
das
Fernsehen aus, wird auch
der Bremer Milchproduzent sein Engagement zumindest
überdenken:
„Man muss immer den
Medienmix sehen. Wenn
sich die Verhältnisse jedoch ändern, wird es eine
neue Gesamtbeurteilung
geben. Aber das wird erst
im nächsten Jahr erfolgen.“
Das nächste Jahr werden
viele Rennen in Deutschland gar nicht mehr erleben. Als bisher letzte Veranstaltungen waren das
Stuttgarter Sechstagerennen und der GP Weilheim
abgesagt worden. Im vergangenen Jahr hatte es
bereits
Niedersachenund
Rheinland-PfalzRundfahrt mangels Geldgeber erwischt. Auch die
Zukunft der DeutschlandTour ist unklar, solange
sich ARD und ZDF nicht
positioniert haben.
Dass die Suche nach
Sponsoren schwierig ist,
kann sich der geständige
Dopingsünder Jörg Jaksche vorstellen. „Im Moment liegt das Image des
Radsports irgendwo zwischen einem Gebrauchtwagenverkäufer und einem Investmentbanker“,
sagte der Franke. Dennoch sei für ihn der Radsport nicht tot: „Die Leute
sehen in Deutschland gerne Radrennen. Man darf
sie aber nicht verarschen.“
ach einem Pfeifkonzert während der französischen Nationalhymne
beim
Freundschaftsspiel Frankreich – Tunesien will die französische Regierung hart durchgreifen: Künftig
soll ein Spiel abgebrochen werden, wenn es bei der Nationalhymne Protestpfiffe gibt. Das
kündigte Sportministerin Roselyne Bachelot nach einer Krisensitzung in Paris an. Präsident Nicolas Sarkozy hatte neben der
Ministerin auch den Staatssekretär für Sport, Bernard Laporte, und den Vorsitzenden des
französischen Fußballverbandes (FFF), Jean-Pierre Escalettes, einbestellt. Am Vorabend
hatte ein Teil des Publikums
beim Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Tunesien
während der Marseillaise gepfiffen. Bei früheren Spielen zwischen Frankreich und Algerien
(2001) sowie Frankreich und
Marokko (2007) war es zu ähnlichen Zwischenfällen gekommen. Premierminister François
Fillon sprach von einer „Beleidigung Frankreichs und der Spieler“. Frankreich war in seiner
Geschichte in beiden Ländern
als Protektorats- und Kolonialmacht aufgetreten.
dpa
N
Dopingsünderin
ein Jahr gesperrt
PROFI-RADSPORT
as Fernsehen berät
über den Ausstieg,
Sponsoren ziehen
sich zurück, und Traditions-Rennen verschwinden ersatzlos von der
Bildfläche – dem deutschen Radsport droht angesichts immer neuer Doping-Enthüllungen
das
Aus. Einen kleinen Funken Hoffnung gibt es dennoch: Milram will das einzige deutsche ProTourTeam weiterhin unterstützen.
Franzosen
greifen durch
Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR),
warnt vor Schnellschüssen der Geldgeber. „Der
deutsche Radsport wird
in Mithaftung genommen
für internationale Fehlentwicklungen. Wenn dafür deutsche Veranstal-
tungen abgestraft werden
sollen, ist das unlogisch“,
meinte der frühere Politiker.
Deutschland ist kein traditionelles
RadsportLand, und das könnte der
Sportart zum Verhängnis
werden. „Da stellt sich die
Frage, wer überleben
wird. Die großen Radsport-Nationen
wie
Frankreich, Italien oder
Spanien werden schon irgendwie durchkommen“,
sagte der frühere RadManager Walter Godefroot der Mitteldeutschen
Zeitung.
Ums Überleben kämpft
der Frühjahrs-Klassikers
Rund um den Henninger
Turm.
„Im
Moment
kämpfe ich noch. Ich
klammere mich an einen
dünnen Faden“, sagte
Bernd Moos-Achenbach.
Der Organisator des Henninger-Rennens ist nach
dem Ausstieg der Brauerei als Hauptsponsor auf
der Suche nach einem
neuen Geldgeber.
Steht unter dringendem Doping-Verdacht: Bernhard
Kohl vom Team Gerolsteiner.
Foto: dpa
In zwei bis drei Wochen
wird eine Entscheidung
über die Zukunft des Rennens fallen. Moos-Achenbachs Erwartungen sind
eher gering: „Wer jetzt
den Radsport sponsort,
muss schon Idealist sein.“
Thomas Bachmann
ie italienische StraßenradWeltmeisterin Marta Bastianelli ist nach einer positiven Dopingprobe vom nationalen AntiDoping-Gericht in Rom zu einem
Jahr Sperre verurteilt worden.
Der 21-Jährigen war am 5. Juli
bei einem Test während der Junioren-WM im italienischen Verbania die verbotene Substanz
Fenfluramin nachgewiesen worden. Da das Gericht nur von einer Teilschuld Bastianellis ausging, reduzierte es die übliche
Zwei-Jahres-Sperre um die Hälfte. Die Fahrerin hatte stets erklärt, das verbotene Mittel unwissentlich zu sich genommen
zu haben. Die Sperre gilt rückwirkend vom 8. August an. dpa
D
Inter baut
neue Arena
er italienische Fußballmeister
Inter Mailand will sich vom
Giuseppe-Meazza-Stadion trennen und plant einen Neubau. Der
Klub unter der Leitung des Erdölmagnaten Massimo Moratti
möchte in der lombardischen Metropole ein neues Stadion nach
Vorbild der Münchner WM-Arena
errichten. Möglicherweise schon
2012/2013 soll in dem neuen
Stadion mit 60 000 Plätzen gespielt werden.
sid
D
22
RÄTSELSEITE
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
KREUZWORTRÄTSEL
Maschinenmensch
ital.
Reinistrecken,
Hauptgungsspannen
stadt
gerät
Abk.:
Kfz-Z.
Gesell- Abk.:
Himanorweg. Grieschafts- Sommer- lajaKrone
chenland zimmer semester bewohner
Standort bestimmen
Übersetzschiff
Anschluss Ausruf
Qual,
Fernseher- des VerSchmerz
DVD-Player stehens
griech.
Tragiker
† 456/55
v. Chr.
ein
Sprengstoff
Windstoß
Faustkampf
Bezug
für ein
Bett
Kapitular,
Kanoniker
ugs.:
Gefängnis
Polizeipatrouille
leichter
russischer
Reiter
Gebiet
südlich
der
Sahara
klangvoll,
volltönend
die
Sonne
betreffend
Landschaft i.
Südosteuropa
hilfsbed.
Lage
eines
Schiffes
Ziffer,
bestens
Nummer
Edelsteingewicht
mazedon.
Währungseinheit
9
Witwe
bei „Max
und
Moritz”
Bilderrätsel
Schlagwort der
Frz. Revolution
früheres
Narkosemittel
span.
Inselbewohner
Hafenstadt in
Japan
Tierleiche,
Aas
betagt
Schilf,
Röhricht
2
Männername
4
5
6
Stalldung
Riese
im Alten
Testament
juteähnliche
Faser
kroat.amerik.
Physiker
† 1943
Wasserstelle
für
Tiere
3
Teilzahlungsbetrag
Abk.:
Minute
Straßenkante
2
Kollege,
Gefährte
Vortäuschung,
Nachahmung
Held bei
Shakespeare
TiberZufluss
Erhebung
im Gelände
verflossen
1
Vorname
des Komponisten
Dvorak
Bindewort
(je-...)
kleine
ital.
Nudelpasteten
anleiten
Stadt
in Nordschweden
10
einbalsamiert.
Leichnam
Messwerkzeug
6
gegorenes
Milchgetränk
ital.:
Getränke
ernsthaft,
anständig
Stadt
im
Etschtal
Schneidegerät
freisinnig,
vorurteilslos
ital.
Anrede:
Herr
giftige
Wasser- Waldpflanze staude
(...stab)
das
Ganze,
insgesamt
Greifvogel,
Habichtartiger
Balkonpflanze
Niederschlag
grüner
Edelstein
eine
SaunaVariante
Pensionär
Staat
in
Nahost
Heldin
der Argonautensage
Stadt
in Südfrankreich
Münze
im
Libanon
Halbedelstein
Niveau
(engl.)
Fruchtsaftgallert
8
Bundesland
Österreichs
engl.:
Flugkontrollturm
Vernunft,
Verstand
(lat.)
Servierplatte
Punkt
auf dem
Würfel
Kunstsammlung
Teil
eines
Buches
Klagelaute
von
Tieren
den Tatsachen
entsprechen
Zündschnur
Ausrüstungsteil
techn.
Geräte
Speisefisch
4
Abk.:
per
Adresse
altägyptischer
Gott
indische
Langhalslaute
Luft
holen
Fragewort
grell
(Farbe)
sieden,
kochen
sprechen
grünliche
kleine
Zitrusfrucht
Schiffszubehör
Gletschergeröll
Bartschur
Verzicht,
Hingabe
Fragewort
Verzeichnis
spanisch:
Mutter
rechtschaffen,
ehrlich
Folge,
Serie
leitender Ausschuss
prächtig,
ausgezeichnet
Federbett
(schweiz.)
ital.:
tausend
unhandlich
gebratene
Fleischschnitte
Verheiratete
3
Zeichen
für
Californium
bußfertig
Zeichen
d. Herrscherwürde
Textilgrundstoff
Gärstoff
ugs.:
alter
Sonderling
Stimmlage
positiv
verändern
fettig,
tranig
Langsamkeit
Schöpflöffel
Fußstoß
sehr
leichte
Holzart
Betreuer
von Studienanfängern
leichter
Schlag
5
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Sportart
7
Kehrgerät
Krümmung,
Kurve
neg. geladen. Elementarteilchen
1
Trag- u.
Reittier
in südl.
Ländern
Selbstzufriedenheit
Bußgeld
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10. Präsi- Zeichen offenes
dent der für
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† 1862 Thallium (2 Wörter)
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Verlosung: Drei Büchergutscheine
Die Lösung des Rätsels im Heft 19/08 lautete: Trigerminus Über je einen Büchergut- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese
schein dürfen sich Antonia Glatzek (Markkleeberg), Herr Werner Phillipp (Leipzig) und Hol- bis zum 30. Oktober 2008 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail
ger Zwerschke (Leipzig) freuen.
Herzlichen Glückwunsch! an: [email protected]. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS
23
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG
17.10.08 BIS 30.10.08
Freitag, 17.10.08
Mittwoch, 22.10.08
Freitag, 24.10.08
Centraltheater, Tel. 1 26 81 68, Bosestr.
1; 21 Uhr: Tocotronic.
Haus Leben, Tel. 4 44 23 16, Friesenstr.
8; 16 Uhr: Wie soll ich leben, damit der
Krebs nicht wiederkehrt?
Lindenfels Westflügel, Tel. 48 46 20,
Hähnelstr. 27; 21 Uhr: Faust spielen, mit
dem Figurentheater Wilde & Vogel.
Musikalische Komödie, Tel. 12 61 19,
Dreilindenstr. 30; 19.30 Uhr: Show Biz,
Highlights aus vier Jahrzehnten BroadwayEntertainment.
Prager Str. 20-28, 19.30 Uhr: Klangsteine, Vortrag mit Prof. Klaus Fessmann.
Bettenhaus Uniklinik, Liebigstr. 22; 17
Uhr: Gottesdienst.
Funzel, Tel. 9 60 32 32, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Ja, was glauben Sie denn? Gastspiel mit Jürgen Becker.
Gohglmohsch, Tel. 9 27 22 58, Markt 11;
20 Uhr: Mir ham se als geheilt entlassen.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9 61 23 46, Grimmaische Str. 24; 20 Uhr: Und ewig bockt das Weib.
academixer, Tel. 21 78 78 78, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Degeneration, mit Katrin
Hart, Natalie Hünig und Christian Becher.
Centraltheater, Tel. 1 26 81 68, Bosestr.
1; 19.30 Uhr: Die Schock-Strategie. Hamlet.
Funzel, Tel. 9 60 32 32, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Lachen bis der Arzt kommt! Best
of.
Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4 42 46 69, Franz-Flemming-Str.
16; 20 Uhr: Masterplan-Tour mit Stefanie
Heinzmann.
Klavierhaus Michael Fiech, Tel. 9 02 37
31, Spinnereistr. 7; 19 Uhr: Lieder von
Schumann, Schubert und Reimann.
Werk II, Tel. 3 08 01 40, Kochstr. 132;
Halle A 20.30 Uhr: Konzert mit Madsen,
Support: Ghost Of Tom Joad.
Montag, 27.10.08
academixer, Tel. 21 78 78 78, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Ja, ich will! mit Anke Geißler.
Frosch-Café & Theater, Tel. 2 25 13 63,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Heute Abend:
Lola Blau, mit Katrin Troendle.
Kongreßhalle Leipzig, Tel. 14 06 60, Pfaffendorfer Str. 31; Spiegelpalast 20 Uhr:
Caveman.
Sonntag, 19.10.08
Dienstag, 28.10.08
Arena, Tel. 2 34 10, Am Sportforum; 20
Uhr: James Blunt.
Centraltheater, Tel. 1 26 81 68, Bosestr.
1; 19.30 Uhr: Die Schock-Strategie. Hamlet.
Gohglmohsch, Tel. 9 27 22 58, Markt 11;
20 Uhr: Mir ham se als geheilt entlassen
– Der neue Otto-Reutter-Abend, mit Meigl
Hoffmann.
Gohliser Schlösschen, Tel. 58 96 90,
Menckestr. 23; 15 Uhr: Oper im Schlösschen, mit Mirjam Neururer.
Musikalische Komödie, Tel. 12 61 19,
Dreilindenstr. 30; 15 Uhr: Eine Nacht in
Venedig.
Schillerhaus, Tel. 5 66 21 70, Menckestr.
42; 15 Uhr: ...uns zu verewigen, sind wir
ja da, Lesung aus den Erinnerungen der
Schauspielerfamilie Genast zum Theater
und Leben im klassischen Weimar.
Arena, Tel. 2 34 10, Am Sportforum; 20
Uhr: Konzert mit Paul Potts.
Frosch-Café & Theater, Tel. 2 25 13 63,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Finde-mich-sofort.de, mit Tatjana Meissner.
Gewandhaus, Tel. 1 27 02 80, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Mariza – Prinzessin des Fado.
Kabarett SanftWut in der Mädler-Passage, Tel. 9 61 23 46, Grimmaische Str. 24; 20 Uhr: Briefkästen weinen nicht.
Dienstag, 21.10.08
Haus Auensee, Gustav-Esche-Str. 4; 20
Uhr: Konzert mit Disturbed, Special
Guest: Shinedown.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9 60 31 96, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
da capo, mit B. Damrau & Dieter Richter.
theater fact, Tel. 9 61 40 80, Hainstr. 1;
20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube
zuzuschrauben, bis dass der Tod Euch
scheidet?
Viele Menschen können sich
trotz unzähliger Arztbesuche,
Therapien oder sogar Operationen nicht von ihrem Dauerschmerz befreien. Rheuma, Arthrose, Polyneuropathie, Migrä-
academixer, Tel. 21 78 78 78, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Academix, mit A. Geißler, P.
Treuner, M. Tretter und Gast.
Gewandhaus, Tel. 1 27 02 80, Augustusplatz; Großer Saal 19 Uhr: Was keiner
wagt – Konstantin Wecker.
Lene-Voigt-Park, Reichpietschstr.; 17.30
Uhr: Nachtlichterfest.
Musikalische Komödie, Tel. 12 61 19,
Dreilindenstr. 30; 15 Uhr: Der Vogelhändler.
agra-Veranstaltungsgelände, Tel. 3 33
22 04, Bornaische Str. 210; Halle 4.2 20
Uhr: Country-Night mit Tom Astor, Linda
Feller, Sally Carter und Hank Cash.
Centraltheater, Tel. 1 26 81 68, Bosestr.
1; 19 Uhr: Matthäuspassion.
Gewandhaus, Tel. 1 27 02 80, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Großes Concert, Sonderkonzert mit dem Gewandhausorchester, Werke von Peter Tschaikowski und Johannes Brahms.
Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4 42 46 69, Franz-Flemming-Str.
16; 20 Uhr: Liebeslieder der Operette präsentiert von Eva Lind.
Kongreßhalle Leipzig, Tel. 14 06 60, Pfaffendorfer Str. 31; Spiegelpalast 21 Uhr:
Cavewoman.
academixer, Tel. 21 78 78 78, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Besser geht's nicht, mit Katrin Hart, Ralf Bärwolff, Christian Becher,
Peter Treuner.
Gewandhaus, Tel. 1 27 02 80, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: 1. Konzert mit
dem Akademischen Orchester Leipzig.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9 60 31 96, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Deutschland sing(k)t..., mit André Bautzmann.
Do., 23.10.2008, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Sonntag, 26.10.08
Sonnabend, 18.10.08
Montag, 20.10.08
TV-TIPPS
Mittwoch, 29.10.08
Seit seinem Sieg bei einer britischen Castingshow ist Paul Potts in
aller Munde. Sein Erfolgsweg geht steil nach oben und bringt
grenzenlose Begeisterung. Endlich kommt der Waliser auch live
nach Deutschland. In der Arena Leipzig kann man den Tenorsänger am 28. Oktober, ab 20 Uhr, erleben.
Foto: dpa
Bettenhaus Uniklinik, Liebigstr. 22; 17
Uhr: Gottesdienst.
Bibliothek Südvorstadt „Walter Hofmann“, Tel. 3 01 54 73, Steinstr. 42; 19
Uhr: Schonzeit für Ideale – Kabarettistische Lesung, Lesung und Gespräch mit
Gunter Böhnke.
Funzel, Tel. 9 60 32 32, Nikolaistr. 6-10;
15.30 Uhr: Glotze total! Best of Funzel.
Krystallpalast Varieté, Tel. 14 06 60, Magazingasse 4; 20 Uhr: Die Schneekönigin,
mit Ines Agnes Krautwurst, Stefan Ebeling
und Weltklasseartisten.
Donnerstag, 23.10.08
Donnerstag, 30.10.08
Bibliothek Möckern, Tel. 9 01 37 64, Georg-Schumann-Str. 171; 19 Uhr: Gebrauchsanweisung für Leipzig, Lesung
und Gespräch mit Bernd-Lutz Lange.
Centraltheater, Tel. 1 26 81 68, Bosestr.
1; 19.30 Uhr (Premiere): Don Juan (like a
rolling stone).
Frosch-Café & Theater, Tel. 2 25 13 63,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Nur die Liebe
zählt, mit Carolin Fischer, B. Callenbach.
Funzel, Tel. 9 60 32 32, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Lachen bis der Arzt kommt! Best
of.
Gewandhaus, Tel. 1 27 02 80, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Klavierabend
mit Hélène Grimaud.
Gewandhaus, Tel. 1 27 02 80, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Militärmärsche
und Musicalmelodien mit dem Heeresmusikkorps 2 aus Kassel.
Leipziger Städtische Bibliotheken, Tel. 1
23 53 43, Wilhelm-Leuschner-Platz 10;
Oberlichtsaal 19.30 Uhr: Schiedsrichter
Fertig, Lesung mit Thomas Brussig.
Stadthalle Markranstädt, Tel. 034205/8
84 32, Markranstädt, Leipziger Str. 4; 20
Uhr: Gitte Haenning & Orchester.
Sonnabend, 25.10.08
Gohglmohsch, Tel. 9 27 22 58, Markt 11;
20 Uhr: Weltverbesserer, mit Hubert Burghardt.
academixer, Tel. 21 78 78 78, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Kauf mich! mit Carolin Fischer und Anke Geißler.
Centraltheater, Tel. 1 26 81 68, Bosestr.
1; 19.30 Uhr (Premiere): Macbeth.
Frosch-Café & Theater, Tel. 2 25 13 63,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Lust, ChansonTheater mit Katrin Troendle & Helge
Nitzschke.
Gosenschenke, Tel. 5 66 23 60, Menckestr. 5; 20 Uhr: Wellenbrecher, Lieder
von Hans Albers, Rio Reiser, Bertolt
Brecht mit Hansa Molle und Heidi Steger.
Lindenfels Westflügel, Tel. 48 46 20,
Hähnelstr. 27; 21 Uhr: Sugar – Theater
mit Süßigkeiten.
Chronische Schmerzen setzen
den Betroffenen zu. Foto: dpa
ne, Reizdarm – die Liste der
chronischen Leiden ist lang.
„Hauptsache Gesund“ berichtet über hochmoderne, bewährte und ungewöhnliche Methoden, chronische Schmerzen zu
besiegen. Ob mit Hypnose, mit
traditioneller chinesischer Medizin oder mit speziell ausgebildeten Schmerztherapeuten, die
Palette der Möglichkeiten ist
groß. Was dem einen hilft, kann
beim anderen wirkungslos bleiben. Deshalb zeigt Hauptsache
Gesund Möglichkeiten auf, den
eigenen Weg aus dem Schmerz
zu finden.
Do., 30.10.2008, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Wer Probleme mit der Blase
hat, leidet oft im Stillen. Keine
Sache über die man gerne
spricht. Doch von Blasenschwäche sind mittlerweile mehr als
sechs Millionen Menschen betroffen. Noch einmal 1,2 Millionen Menschen können auch ihren Stuhlgang nicht kontrollieren. Doch Stuhl- und Harninkontinenz können heute gut
behandelt werden. „Hauptsache Gesund“ zeigt, was helfen
kann. Das MDR-Gesundheitsmagazin stellt die gesamte Therapie-Palette vor: Von Naturheilverfahren, über Operationen,
Medikamente und BlasenSchrittmacher bis hin zum
künstlichen Blasenersatz. Experte im Studio ist Prof. Dr.
Jens-Uwe Stolzenburg von der
Uniklinik Leipzig. Am 30. Oktober ab 21 Uhr im MDR Fernsehen.
24
STECKBRIEF
Ausgabe 21 / 17. Oktober 2008
Gesundheit und mehr...
WAS IST WO?
IMPRESSUM
GESUNDHEIT UND MEHR...
Das Patientenmagazin des
Universitätsklinikums Leipzig
Herausgeber:
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Der Vorstand
Philipp-Rosenthal-Straße 27
04103 Leipzig
Telefon: 0341 97 109
Telefax: 0341 97 15 909
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.),
Frank Schmiedel.
Universitätsklinikum, Leipzig AöR
4. Jahrgang
In Kooperation mit der Redaktion der
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Druck: Leipziger Verlags- und
Druckereigesellschaft mbH & Co. KG,
Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig
ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG
WICHTIGE SERVICENUMMERN
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Philipp-Rosenthal-Straße 27
04103 Leipzig
Telefon
(0341) 97 – 109
Internet
www.uniklinik-leipzig.de
E-Mail
[email protected]
Zentrale Notaufnahme
Operatives Zentrum
Liebigstraße 20 (Zufahrt über Paul-List-Straße)
04103 Leipzig
Telefon
(0341) 97 17800
Öffnungszeit
24 Stunden täglich
Notaufnahme für Kinder
und Jugendliche
im Zentrum für Kindermedizin
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Telefon
(0341) 97 26242
Öffnungszeit
24 Stunden täglich
Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Öffnungszeit
Schwangerenambulanz
Klinikbesichtigung
Infoabend für
werdende Eltern
24 Stunden täglich
(0341) 97 23494
(0341) 97 23611
(0341) 97 23611
Eine Anmeldung zur Entbindung
ist nicht erforderlich.
Mehr Informationen
www.geburtsmedizin-leipzig.de
Blutbank (Blutspende)
Delitzscher Straße 135,
04129 Leipzig
Philipp-Rosenthal-Straße 27c,
04103 Leipzig
Info-Telefon
(0341) 97 25410
www.blutbank-leipzig.de
Zentraler Empfang
Operatives Zentrum
Telefon
Zentrale Ambulanz-Nummer Innere Medizin
(0341) 97 12222
Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie
(0341) 97 17004
Zentrale Ambulanz-Nummer Kinderzentrum
(0341) 97 26242
Universitäres Darmzentrum
(0341) 97 19967
Rheumazentrum am Universitätsklinikum
Leipzig e.V.
(0341) 97 24930
Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen
(0341) 97 24202
Neuropsychiatrisches Zentrum (0341) 97 24304
Diabeteszentrum
(0341) 97 12222
Transplantationszentrum
(0341) 97 17271
Universitäres Brustzentrum
(0341) 97 23460
Toxikologische Auskunft
(0341) 97 24666
Kliniksozialdienst
(0341) 97 26206
Seelsorge
(0341) 97 15965
26126
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Zentraler Empfang Bettenhaus
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(0341) 97 16344
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und Ambulanzen finden Sie im Internet unter
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