Hauptsache Gesund - Universitätsklinikum Leipzig

Transcription

Hauptsache Gesund - Universitätsklinikum Leipzig
GESUNDHEIT
UND MEHR...
21/09 DAS PATIENTENMAGAZIN DES
UNIVERSITÄTSKLINIKUMS LEIPZIG
Epilepsie:
Krampfanfälle
im Gehirn… 7
Patienteninformation:
Veranstaltungen
im Oktober… 8
Dreharbeiten:
„Hauptsache Gesund“
an der Uniklinik
Seiten 4/5
Titelbild: Stefan Straube
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GR
2
MELDUNGEN
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
INHALT
Klinikum intern
Neues aus der Uniklinik. . . . 3
EHRUNG
Medizin-Nobelpreis geht an drei US-Forscher
Report
Hauptsache Gesund
dreht in der Uniklinik . . . 4/5
Klinikum 2009
Symposium für den
Orthopäden Matzen . . . . . . . 6
Klinikum 2009
Epilepsie – feuernde Zellen
im Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . 7
Klinikum 2009
Unterschätzte Gefahr . . . . . 8
Klinikum 2009
Schlafstörungen: Wenn die
Nacht zur Qual wird . . . . . . . 9
Klinikum 2009
21 000 Euro für krebskranke
Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Universitäts-Leben
Streifzug durch die Antike. 11
Ratgeber
Patientenverfügung . . . . . . 12
Kultur
Schätzings Angriff
auf den Mond . . . . . . . . . . . 13
Prävention
Entspannen ohne
zu Erschöpfen. . . . . . . . . . . 14
Wellness & Beauty
Fit durch
die kalte Jahreszeit . . . . . . 15
Kinderseite
Krähen: Alles in Familie . . 16
Jugend
Der Konsolen-König. . . . . . 17
Ihr Geld, ihr Recht
Die Rache
der Zahlendreher . . . . . . . . 18
Soziales
Notstand in Kinderheimen 19
Sport
Rogge bleibt, Golf
und Rugby kommen . . . 20/21
Rätselseite und Gewinner
der letzten Ausgabe. . . . 22
VA-Hinweise | TV-Tipps 23
Steckbrief |
Impressum . . . . . . . . . . . 24
Elizabeth Blackburn
er Medizin-Nobelpreis wird in diesem Jahr für die
Erforschung der Zellalterung an die US-Australierin
Elizabeth
Blackburn und die USWissenschaftler Carol
W. Greider und Jack W.
Szostak vergeben. Die
Forscher werden
für
ihre Entdeckung eines
Enzyms ausgezeichnet,
das den Chromosomen
„ewige Jugend“ ermöglicht, wie das Nobelpreis-Komitee
am
5. Oktober 2009 in
Stockholm bekannt gab.
Bedeutsam ist dies vor
allem für die Krebsforschung.
D
Die drei Forscher haben
laut Nobelpreis-Komitee das Verständnis
über die molekularen
Abläufe in den Zellen
revolutioniert, Krankheitsmechanismen beleuchtet und die Entwicklung neuer Therapien ermöglicht. Ausgezeichnet werden die
Wissenschaftler für die
Entdeckung und Erforschung des ZellkernEnzyms Telomerase. Sie
suchten nach Antworten auf das alte biologi-
Jack W. Szostak
sche Rätsel, wie die
Chromosomen bei einer
Zellteilung unbeschadet
kopiert werden und
fanden die Lösung an
den Enden der DNAStränge, die in den
Chromosomen verpackt
sind – den sogenannten
Telomeren. Die
Telomerase
ist
an der Bildung
der
Telomere
maßgeblich beteiligt,
die
gleichsam
wie
Schutzkappen an
den DNA-Strängen sitzen. Wenn
die Telomere im
Zuge der Zellteilung unvollständig kopiert werden, ist das ein
wesentlicher
Faktor für die
Alterung der Zelle.
pie. Diese Möglichkeit
der Entwicklung von
Therapien hob das Nobelpreis-Komitee in der
Begründung für die
Auszeichnung
besonders hervor. Auch bei
einigen erblich bedingten
Krankheiten
Carol W. Greider
Fotos: rtr
lomeren, der dafür zuständig ist, dass die
Chromosomen die Zellteilung
unbeschadet
überstehen.
Später
konnten Blackburn und
Greider das Enzym Telomerase identifizieren.
Vor zwei Jahren erhielten die drei bereits den Lasker-Preis, einen
der
renommiertesten
Wissenschaftspreise der USA.
Wäsche wusch, sagte
die
Molekularbiologin
dem Sender SR.
Im
schwedischen
Rundfunk
zeigten
sich die Preisträger
überglücklich über
ihre Auszeichnung. „Die Anerkennung für
eine Grundlagenforschung
aus reiner NeuKrebszellen zei- Alfred Nobel, der Stifter des nach ihm be- gierde ist wungen eine auffal- nannten Preises, ziert die Medaille. Foto: dpa d e r s c h ö n “ ,
lend hohe Telosagte die 1961
merase-Aktivität
und scheint das Enzym eine geborene
Greider,
können sich quasi end- Rolle zu spielen.
jüngste in der Runde,
los teilen. Die Suche
die an der John Hopnach Telomerase-Blo- Die
beiden
Wissen- kins University School
ckern entwickelte sich schaftler Blackburn und of Medicine in Baltimore
zu einem der bedeu- Szostak entdeckten 1982 arbeitet. Sie habe die
tendsten Forschungsge- zunächst einen speziel- Nachricht erhalten, als
biete in der Krebsthera- len Abschnitt in den Te- sie am Morgen gerade
Die 1948 in Australien
geborene Blackburn sagte, sie sei von dem Anruf aus Schweden geweckt worden und „ich
denke immer noch ich
träume“. Sie gestand allerdings, sie habe schon
bei ihrer
Entdeckung
geahnt, dass sie etwas
Großem auf der Spur
sei, sagte Blackburn, die
an der University of California in San Francisco
arbeitet. Der 1952 in
London geborene Szostak, der unter anderem
am Massachusetts General Hospital in Boston
forscht, will nun ein
großes Fest ausrichten.
Im vergangenen Jahr
wurde der deutsche
Krebsforscher
Harald
zur Hausen mit dem
Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Mit der Vergabe des Medizinpreises beginnt jedes Jahr
der Nobelpreis-Reigen.
Verliehen werden die
Preise, von denen jeder
mit
umgerechnet
980 000 Euro dotiert ist,
am 10. Dezember.
afp
KLINIKUM INTERN
3
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
AKTION
1760 Liter Blut fehlen noch!
s ist wieder soweit: Das studentische Projekt 600xBlut
(www.600xblut.de) geht in
eine weitere Runde!
E
Der nächste Doppel-Spendetermin findet am Freitag, dem 23.
Oktober 2009, von 15 bis 19 Uhr
und am Samstag, dem 24. Oktober 2009, von 10 bis 18 Uhr im
Neuen Seminargebäude der Universität Leipzig, in der Universitätsstraße 1 in Leipzig in den
Räumen 120 bis 124 statt – und
damit in den gleichen Räumlichkeiten wie bei der ersten Aktion.
Pünktlich zum Semesterbeginn
sind mit diesem Termin ganz besonders die Studenten im Erstsemester angesprochen. Doch natürlich ist ein jeder Blutspendewillige aus Leipzig und Umgebung zwischen 18 und 68 Jahren
(Neuspender bis 59 Jahre), der
mindestens 50 kg wiegt und sich
gesundheitlich fit fühlt, herzlich
zur Aktion willkommen!
Um das ehrgeizige Projektziel von
insgesamt 600 gesammelten Blutkonserven bis zum Ende des Jahres noch zu erreichen, fehlen
nach aktuellem Stand genau 170
Liter Spenderblut – das entspricht
einer Zahl von immerhin 340 lebensrettenden Blutspenden. Dies
stellt für die Organisatoren durchaus eine gewisse Herausforderung dar, denn 340 Menschen für
einen konkreten Aktionstermin
zur Blutspende zu motivieren ist
ohne Frage ein bedeutendes Vorhaben. Doch wiederum auch
nicht unmöglich: Der hohe Spenderandrang zum Projektauftakt
im Juni dieses Jahres hat gezeigt,
dass die Leipzigerinnen und Leipziger eine solch wichtige Sache
mit viel Engagement unterstützen. Warum also nicht auf eine
ebenso erfolgreiche nächste Blutspendeaktion vertrauen, das Ziel
dabei stets fest vor Augen habend?
Die Blutbank-Maskottchen vor der Notfallaufnahme des Leipziger Universitätsklinikums. Täglich werden hier rund 300 lebensrettende Blutprodukte benötigt.
Foto: ukl
Das Spendeteam vor Ort wird
selbstverständlich wieder die
Blutbank des Leipziger Universitätsklinikums sein. Wer sich bei
diesem Termin erstmalig „anzapfen“ lässt, wird automatisch in
deren Spenderdatei aufgenommen. Viele Spender, die bereits im
Juni bei 600xBlut dabei waren,
zählen mittlerweile zum aktiven
Spenderstamm des Leipziger Traditionsblutspendedienstes – und
sind herzlich eingeladen, das Projekt zum jetzigen Spendetermin
erneut mit ihrer Blutspende zu
unterstützen. Dabei gut zu wissen: Die bei der Uni-Blutbank gespendeten Blutkonserven werden
nach der sorgfältigen Weiterverarbeitung und den notwendigen
Laborkontrollen durch das Institut für Transfusionsmedizin am
Leipziger
Universitätsklinikum
auch direkt für die hier behandelten Patienten verwendet. Man
spendet also Blut in Leipzig, für
Leipzig.
Einkaufsgutschein
(wahlweise
von Galeria Kaufhof, LehmannsBuchhandlung oder Media Markt)
als Dank für seine gute Tat.
Die Bereitschaft zur Blutspende
eines jeden einzelnen Spenders
wird übrigens wieder mit einer
kleinen Aufmerksamkeit bedacht:
So erhält jeder, der am 23. und
24. Oktober einen halben Liter
seines Lebenssaftes für einen guten Zweck gibt, einen Zehn-Euro-
Alle engagierten Blutspender im
Rahmen von 600xBlut werden
selbstverständlich auch nach Projektabschluss bei der Blutbank
des Leipziger Universitätsklinikums herzlich willkommen sein.
Nach Ablauf des notwendigen
Spendeabstandes von mindestens
acht Wochen ist eine nächste Vollblutspende in einer der festen
Spendeeinrichtungen der UniBlutbank jederzeit wieder möglich. Mitzubringen sind dabei
Eigenschaften der Moleküle
suchten. Mit der Massenspektrometrie werden die Moleküle
selbst gemessen.
fen Blut können wir auf 14 angeborene behandelbare Erkrankungen testen“, betonte die Wissenschaftlerin.
„Das Verfahren ist sehr schnell
und wir können in einer einzigen
Analyse viele Substanzen gleichzeitig aus kleinsten Probenmengen untersuchen“, sagte Dr. Uta
Ceglarek. Zum Einsatz kommt
die Massenspektrometrie zum
Beispiel beim Neugeborenensreening, einer Vorsorgeuntersuchung, die am Universitätsklinikum Leipzig bei jährlich etwa
34 000 Neugeborenen aus Sachsen und Thüringen vorgenommen wird. „Mit nur einem Trop-
Künftig, glaubt Dr. Uta Ceglarek,
werden neue Einblicke in die
Entstehung von Erkrankungen
möglich sein, um eine bessere
Vorhersage von individuellen
Krankheitsrisiken zu ermöglichen und neue Therapieansätze
zu finden. Bereits in den letzten
Jahren hat das Institut für Labormedizin am Universitätsklinikum Leipzig massenspektrometische Methoden für Medikamente, Eiweiße und Hormone entwickelt.
Susanne Weidner
dann lediglich der Personalausweis sowie der Blutspenderpass.
Hinweise zum Blutspenden bei
der Uni-Blutbank sowie zu den
Öffnungszeiten der jeweiligen Abnahmestellen gibt es unter
www.blutbank-leipzig.de
oder
gern auch telefonisch unter
0341 97 25 393.
600xBlut hat bisher 260 Menschen in und um Leipzig dazu bewegen können, Blut zu spenden
und damit eine große humanitäre
Aufgabe tatkräftig zu unterstützen. Und wer weiß: Vielleicht sind
ja auch Sie am 23. und 24. Oktober mit dabei?
Anja Grießer
KONGRESS
Ein Zuckerwürfel im See
oderne Labordiagnostik
ermöglicht die detaillierte
Erkennung von Krankheitssymptomen. Die Empfindlichkeit der Messungen hat sich
in den letzten Jahren revolutioniert. Damit werden Früherkennung und Vorbeugung von
Krankheiten vorangebracht. Das
ist nur eines von vielen Themen
der sechsten Jahrestagung der
Deutschen Vereinten Gesellschaft
für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) im
Congress Center Leipzig, die mit
1200 Teilnehmern aus Deutschland und Europa Angang des Monats Oktober erfolgreich zu Ende
ging.
M
„Inzwischen gibt es Geräte, die
so empfindlich sind, dass wir
sogar in der Lage wären, einen
Zuckerwürfel im Cospudener
See im Süden Leipzigs nachzuweisen“, sagte Dr. Uta Ceglarek
vom Institut für Labormedizin,
Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik vom Universitätsklinikum Leipzig zum Abschluss
der Tagung. Mit Methoden der
Massenspektrometrie,
einem
physikalischen Analyseverfahren, werden Moleküle auf elektronischem Weg genau gewogen. Bislang kamen zeitaufwendige, teure und oftmals wenig
spezifische Tests zum Einsatz,
die lediglich nach bestimmten
Labormedizin beruht auf Genauigkeit.
Foto: S. Straube
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REPORT
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
Rund um die Uhr arbeiten die Mitarbeiter des Labors und analysieren für die Uniklinik und viele Leipziger Arztpraxen Patientenproben. Regina Hunger ist eine von ihnen.
Moderator Friedemann Schmidt und Institutsdirektor Professor Joachim Thiery vertieft im Gespräch. Die
Sendung „Hauptsache Gesund“ wird am Donnerstag, 22. Oktober, um 21 Uhr im MDR-Fernsehen ausgestrahlt.
Fotos: Stefan Straube
„Hauptsache Gesund“ auf Spurensuche …
heiten machen, wenn es für
den Patienten nötig sein sollte“, erklärt die medizinischtechnische Assistentin, die seit
1993 im Universitätsklinikum
arbeitet. Konzentriert geht sie
an die Arbeit, auch wenn sie
die Dreharbeiten schon spannend findet. „Doch es geht hier
um Menschen, deshalb muss
man sich sehr konzentrieren,
damit keine Proben verwechselt werden und Patienten falsche Diagnosen gestellt bekommen“, bekräftigt sie.
as Institut für Labormedizin des Universitätsklinikums erstrahlt in ungewöhnlichem Licht. Kaltes
Blau beherrscht den hinteren
Teil des Labors, das eigentlich
sonst durch nüchternes weißes
Licht erhellt wird. „Professor
Thiery überlegt schon, ob er
sein Labor mit einem neuen
Licht ausstatten soll, denn das
Blau gefällt ihm so gut“,
scherzt MDR-Autorin Jana Ohlsen. Ihre Kollegen vom Fernsehen sind für diese Veränderungen verantwortlich, denn für
den Dreh der Sendung „Hauptsache Gesund“ war die hintere
Ecke des Zentrallabors einfach
zu dunkel.
D
Wegen der Dreharbeiten ist es
in dem hochmodernen Labormedizin-Institut des Uniklinikums noch voller als üblich. In
den schmalen Gängen zwischen den großen Analysegeräten des Labors stehen
Scheinwerfer, zwei Männer
mit schweren Kameras zwängen sich dazwischen, andere
halten im Scheinwerferlicht
Kabel, besprechen die nächste
Szene oder kontrollieren die
Aufnahmen auf einem Monitor, der auf dem Boden steht.
Fast ein Dutzend Männer und
Frauen des MDR drehen die
erste Szene für die Sendung
„Hauptsache Gesund“. Rote,
schwarze und grüne Kabel
Ines Minde ist eine der medizinisch-technischen Assistenten, die
die Analysen im Labor überprüfen.
schlängeln sich über den Boden des großen Raumes. Inmitten des Trubels stehen
MDR-Moderator Friedemann
Schmidt und Professor Joachim Thiery, Direktor des Instituts und Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Während Professor Thiery dem Moderator das
Probensortiergerät erklärt, arbeiten im Hintergrund seine
Mitarbeiter konzentriert an
der Laboruntersuchung von
Patientenproben, wie an jedem anderen Tag auch.
Regina Hunger steht am Tisch
unmittelbar dahinter und wartet darauf, dass sie die Blutproben der Patienten der Uniklinik
aus dem Probensortiergerät
ins Archiv bringen kann, wo
sie in einem großen Kühlraum
noch eine Woche nach der
Analyse aufgehoben werden.
„So können wir weitere Spezialtests auf bestimmte Krank-
Rund um die Uhr ist das Labor
besetzt, die Mitarbeiter analysieren sämtliche Flüssigkeiten
des Körpers. Dazu gehören
nicht nur Blut und Urin, sondern auch Hirnwasser oder
Flüssigkeiten aus Entzündungen. „So können wir nicht nur
Hinweise auf Krankheiten erkennen, bevor sie ausbrechen,
sondern auch Krankheiten mit
hoher Treffsicherheit diagnostizieren und die Erfolge von
Therapien überwachen“, erklärt Professor Joachim Thiery
während einer Drehpause.
Fünf Millionen Proben werden
so jedes Jahr analysiert. „Mit
Hilfe der Labormedizin bekommen wir Hinweise für Stoffwechselerkrankungen,
Entzündungen, Herz- und Nierenkrankheiten, auch Krebs bevor
diese sichtbar werden. Vor allem die Untersuchungen von
Blutzucker und Cholesterin,
aber auch von bestimmten Eiweißen und den Blutzellen sind
dabei entscheidend.“
Die Mitarbeiter des Instituts
beschränken sich nicht nur auf
die Suche nach Krankheiten
und die Kontrolle der Wirkung
der Therapien. Auch die medizinische Forschung ist ein
wichtiger Teil ihrer Arbeit. Das
Institut für Labormedizin und
das Institut für Medizinische
Informatik bereiten mit der
Universität im Moment die große LIFE-Studie der Landesexzellenzinitiative vor, die untersuchen wird, welchen Einfluss
Lebensstil und Umweltbedingungen auf Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise den
Herzinfarkt haben. „Hohe Cholesterinwerte müssen nicht
zwangsläufig zum Herzinfarkt
führen“, so Professor Joachim
Thiery. „Uns interessieren die
Faktoren, die uns trotz Risikofaktoren auch gesund halten.“
Während Professor Thiery
spricht, bereiten die Mitarbeiter des Fernsehteams einen
Szenenwechsel vor. Scheinwerfer werden so umgebaut,
dass zwei Röhrchen mit Blutproben perfekt ausgeleuchtet
sind. Joachim Thiery wird dem
Moderator
Friedemann
Schmidt daran gleich die auch
mit dem Auge sichtbaren ...
5
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
Dreharbeiten für die neue Ausgabe des MDR-Gesundheitsmagazins „Hauptsache Gesund“: Professor Joachim Thiery hält ein Röhrchen mit einer Blutprobe in die Höhe und erklärt daran, wie die Mitarbeiter des
Labors die Proben untersuchen.
Um herauszufinden, ob das Ergebnis von den Analysegeräten stimmt,
vergleicht Petra Albrecht die neuen Werte der Blutprobe mit alten
Daten.
Fotos: Stefan Straube
im Mikrokosmos des gesunden und des kranken Menschen
Unterschiede zwischen einer
Probe mit und ohne Krankheitsbefund erklären. Beide
stimmen sich kurz noch ab,
über welche Details in der
nächsten Szene gesprochen
werden
soll.
Friedemann
Schmidt ist heute als Vertretung
für Franziska Rubin gekommen, die kurzfristig krank geworden ist. Jedoch ist auch
Friedemann Schmidt auf dem
Bildschirm kein Unbekannter,
denn er selbst hat bereits mehr
als 40 Mal die Sendung „Hauptsache Gesund“ moderiert.
Inzwischen ist das Kamerateam
in den hinteren Teil des Labors
umgezogen, hat die Scheinwerfer erneut aufgebaut und die
kleinen Monitore verschoben.
Während erneut die einzelnen
Aufnahmen besprochen werden, sitzen im Hintergrund Ines
Minde und Petra Albrecht. Ines
Minde überwacht die biochemische Reaktion der komplizierten Lichtdurchlässigkeitsänderung und Farbumschläge einiger Proben. „Dadurch können
Krebs oder Nierenkrankheiten
erkannt werden“, erklärt sie.
Zu ihren Aufgaben gehört es,
die Werte anschließend im Vergleich zu bekannten Proben zu
kontrollieren, „denn falls sich
die Werte sehr von vorherigen
Untersuchungen
unterscheiden, müssen wir herausfinden,
ob die Probe fehlerhaft ist, weil
zum Beispiel das Blut überaltert
oder falsch abgenommen ist“,
berichtet Petra Albrecht, während sie sich über Blätter voller
Zahlenreihen beugt.
Inzwischen ist auch die letzte
Szene zur Zufriedenheit der Autorin Jana Ohlsen im Kasten und
ihre Mitarbeiter packen Scheinwerfer, Kameras und Kabel zusammen. Nebenbei besprechen
Professor Thiery, Moderator
Schmidt und Jana Ohlsen die
weitere Planung. Denn anders
als ursprünglich gedacht, soll
der Dreh nicht im Büro des Institutsdirektors, sondern auf der
nahe gelegenen Baustelle der
Biobank für das LIFE-Projekt
stattfinden.
„Um das herauszufinden, sind
neue Tests nötig. Wir entscheiden dann, welche davon noch
durchgeführt werden müssen.“
Es gibt fast tausend Methoden
der Analyse, aus denen die medizinisch-technischen Assistenten die passende auswählen
müssen. Sie tragen Sorge für
die technisch richtige Durchführung der Untersuchung, die
Einordnung der Befunde in ein
klinisches Bild für den Patienten ist dann Aufgabe der Laborärzte und Klinischen Chemiker.
„Wir prüfen die Befunde auf
Plausibilität und ordnen die
Werte den entsprechenden
Krankheiten zu, deshalb ist es
für uns auch so wichtig, dass
wir einen engen Kontakt mit
den Kollegen auf der Station
und in den Ambulanzen haben“, erklärt Professor Joachim
Thiery. Weil ein Laborarzt wissen muss, welche Informationen ein Internist für eine vollständige Diagnose benötigt, ist
die Innere Medizin auch Teil
der Facharztausbildung zum
Laborarzt.
„Die Labormedizin gehört zur
MDR-Moderator Friedemann Schmidt und Autorin Jana Ohlsen
besprechen den Drehplan.
medizinischen Kernkompetenz.
Sie bildet eine wichtige Schnittstelle von der Übertragung innovativer Forschungsergebnissen in die Medizin, von gezielter Diagnostik, Prävention bis
hin zur individualisierten Medizin für den einzelnen Menschen“, erläutert der Professor.
„Der Laborarzt muss über exzellente Kommunikationsfähigkeiten verfügen und heute auch
etwas von Krankhausökonomie
verstehen. Das Labor ist ein
Motor auch für die Verbesserung der klinischen Medizin im
Krankenhaus, da es hier wie
ein Spiegel der Patientenversorgung wirkt.“
Die fertige Analyse wird
schließlich elektronisch an die
Stationsärzte weitergeleitet. Bei
Notfällen werden die Daten zusätzlich per Telefon an die Ärzte gegeben und auch direkt auf
einen Bildschirm am Patientenbett übertragen.
Binnen fünf Minuten sind Moderator, Professor und die Mitarbeiter des MDR mit ihrer
Technik verschwunden und
nichts erinnert mehr an den
Trubel der vergangenen Stunden. Doch die Sendung ist mit
den Dreharbeiten noch lange
nicht fertig. Die Aufnahmen
müssen geschnitten werden,
kleine Filmchen gedreht und
Schriften eingefügt werden. Das
Resultat wird dann am 22. Oktober um 21 Uhr im TV-Programm des Mitteldeutschen
Rundfunks gesendet. Die Mitarbeiter des Labors dagegen
bleiben vor Ort. Sie tragen Paletten mit gefüllten Röhrchen
zur Analyse oder ins Archiv,
überwachen Untersuchungen
und kontrollieren die gewonnenen Daten für ihre Patienten,
rund um die Uhr.
Ulrike Schnabel
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KLINIKUM 2009
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
SYMPOSIUM
Matzen: Von Leipzig aus deutsche Orthopädie geprägt
hrung von allerhöchster
universitärer Stelle: „In den
600 Jahren seit Bestehen
der Leipziger Universität wurde
sie von vielen großen Persönlichkeiten geprägt. Dazu gehört ohne
Zweifel auch Peter Friedrich Matzen“, betonte Prof. Dr. Franz
Häuser. Auf einem Symposium
zum 100. Geburtstag des früheren Direktors der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Universitätsklinikums verband der Rektor der Universität Leipzig bei
seiner Laudatio die Daten 20
Jahre Mauerfall und 100 Jahre
Peter Friedrich Matzen: „Er zweifelte und widersetzte sich, wurde
mit einem Lehrverbot bestraft –
aber er blieb seinen Patienten
treu und arbeitete weiter in der
Klinik.“
E
Als geradlinigen Kollegen und
Hochschullehrer aus Passion bezeichnete Prof. Dr. Benno Parthier, Altpräsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, den Leipziger
Orthopäden. Er zitierte Prof.
Matzen, der es „als eines der
größten Hindernisse der Wissenschaft“ ansah, dass „jenes
als richtig und wahr angesehen
wird, das alle als richtig und
wahr bezeichnen“.
Peter Friedrich Matzen, der von
1955 bis 1975 die Orthopädische
Klinik in Leipzig leitete, wurde
von Prof. Dr. Uwe-Frithjof Haustein, Altpräsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, als herausragende Medizinerpersönlichkeit
gewürdigt, der die Orthopädie in
Deutschland nachhaltig prägte.
Er schrieb Standardwerke des
Fachbereiches, untersuchte vor
allem die Probleme der Abnutzung des Skelettsystems, speziell
Peter Friedrich Matzen wirkte lange Das Symposium zu Ehren von Peter Friedrich Matzen fand im Hörsaal der alten Orthopädie in der SemJahre an der Uniklinik Leipzig.
melweisstraße statt, in der der frühere Klinikdirektor seine Vorlesungen hielt.
Fotos: ukl
der Skoliose, und widmete sich
Fragen des Gelenkersatzes. Als
Operateur entwickelte er neue
Methoden für Transplantationen
und zur Endoprothetik, zudem
baute er eine Knochen- und Gewebebank auf.
Vor allem die Rede von Dr. Winfried Laschner, eines Schülers
von Prof. Matzen, berührte die
Gäste des Symposiums, unter
denen auch die Kinder des Jubilars waren. „Wer 20 Jahre nach
seinem Tod noch lebt, weil über
ihn gesprochen wird, der hat
Spuren hinterlassen“, so der
Stuttgarter Orthopäde. Er beschrieb die Zusammenarbeit mit
Prof. Matzen, der immer viel
von seinen Mitarbeitern verlangte – genauso wie von sich
selbst.
Der heutige Direktor der Klinik
und Poliklinik für Orthopädie des
Universitätsklinikums, Prof. Dr.
Georg von Salis-Soglio, informierte im wissenschaftlichen Teil
des Symposiums über die Entwicklung der universitären Orthopädie seit 1994. Dabei sagte
er, dass er ein außerordentlich
hohes medizinisches und wissenschaftliches Niveau vorgefunden
habe. „Nur die Bausubstanz war
sehr bedenklich“, erinnerte sich
Prof. von Salis. Die heute umstrit-
tenen Investitionen in die alte Orthopädie in der Semmelweisstraße bezeichnete er als völlig gerechtfertigt, da hygienische Anforderungen beispielsweise an
den OP-Bereich erfüllt werden
mussten. Die Entscheidung zum
Umzug in die Liebigstraße sei zukunftsweisend gewesen, da nur
ein Klinikum mit kurzen Wegen
und exzellenter Vernetzung konkurrenzfähig bleibe. „Indes die
Art und Weise sowie der zeitliche
Rahmen des Umzuges – das war
sehr anstrengend und mühselig
für uns.“
Als aktuelle Herausforderungen
sieht Prof. von Salis die Zusam-
menführung von Orthopädie und
Unfallchirurgie sowie die Gefährdung des ärztlichen Ethos durch
einen ausufernden Ökonomismus. Bei der Vereinigung der medizinischen Teilbereiche sieht er
in Leipzig hervorragende Voraussetzungen. „Der letzte, nicht ganz
einfache Schritt wird die Zusammenführung der interdisziplinären Bereiche und Ambulanzen
sein“, sagte Prof. von Salis. Zur
ökonomischen Thematik hob er
hervor, dass selbstverständlich finanzielle Aspekte beachtet werden müssen. „Aber sie dürfen nie
an erster Stelle stehen. Denn im
Zentrum steht für uns Ärzte der
kranke Mensch.“ Uwe Niemann
EXPERTENTREFFEN
Verkehrspsychologen lehnen Zwangsuntersuchung ab
und 160 Wissenschaftler
und Praktiker aus Deutschland, Russland, Indonesien,
Äthiopien und Sri Lanka diskutierten bei der Sommeruniversität „Mensch im Verkehr“ in Leipzig über Mobilitätsverhalten und
Verkehrsmittelwahl. Dabei ging
es in 13 Symposien, fünf Workshops und zwei Podiumsdiskussionen auch um das Thema
„Fahren im Alter“, das durch die
demografische Entwicklung in
Deutschland zunehmend an Brisanz gewinnt. Auch Vertreter des
Universitätsklinikums Leipzig gehörten zu den Referenten, die
medizinisch-psychologische
Aspekte erläuterten.
R
Wie Prof. Dr. Konrad Reschke
vom Institut für Psychologie II
der Universität Leipzig erklärte,
ist Verkehrspsychologie mehr
als der „Idiotentest“. „Wir Verkehrspsychologen beschäftigen
uns natürlich mit der Begutachtung und Rehabilitation von
Kraftfahrern. Insofern ist die
Mobilitätskompetenz, also die
Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen, ein Kernthema für
uns. Aber unsere Aufgaben sind
breiter: Beispielsweise beraten
wir bei der Gestaltung von Straßen, um optische Täuschungen,
mit denen Fehlverhalten oder
gar Unfälle provoziert werden,
zu vermeiden. Zudem untersuchen wir, was Autokäufer antreibt: Sind es neben PS und Design auch Farbe und Geruch?
Und in welchem Maße wirken
diese auf den Kaufwillen?“
Zum Thema „Fahren im Alter“
sagte Prof. Dr. Wolfgang Schubert, Präsident der Deutschen
Gesellschaft für Verkehrspsychologie deutlich: „Ich bin gegen eine
Verkehrspsychologie ist mehr als
nur der „Idiotentest“. Foto: Archiv
Zwangsuntersuchung für Senioren. Denn wenn wir mal die Statistik zur Hand nehmen: Alle Autofahrer über 80 Jahre sind an
genauso vielen Unfällen beteiligt
wie die kleine Gruppe der 18- bis
20-Jährigen. Also: Wollen wir
auch die 18- bis 20-Jährigen zur
Zwangsuntersuchung schicken?“
Prof. Schubert bevorzugt freiwillige Untersuchungen für Senioren, vielleicht in Verbindung mit
einem Belohnungssystem. „Denn
der Verlust des Führerscheins ist
gerade für Senioren wie eine Amputation, wie der Verlust von
Würde.“ Deshalb könne eine medizinische und psycho-physiologische Untersuchung (bei der Fähigkeiten der Reaktion und der
Informationsaufnahme und -ver-
arbeitung geprüft werden) nur
anlassbezogen erfolgen. „Erst
wenn tatsächlich Eignungszweifel bestehen, dann sollte eingegriffen werden.“
Bei der Sommeruniversität in
Leipzig wurde erstmals über
einheitliche Standards für die
medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) diskutiert.
Denn in Deutschland gibt es verschiedene Kurssysteme, mit denen betroffene Kraftfahrer wieder zur Fahrerlaubnis kommen
können. Bei verkehrspsychologischer Diagnostik und Therapie
sollte, so Prof. Schubert, genau
geprüft werden, „was der Betroffene nachweisen muss – jenseits
dessen, was er aufs Papier
schreibt“.
U.N.
KLINIKUM 2009
7
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
EPILEPSIE
Feuernde Zellen im Gehirn
Ein Patient bei der Aufzeichnung eines Ob alt oder jung, prinzipiell kann man in jedem Alter an Epilepsie Bei einer Absence Epilepsie kann es kurzzeitig zu StöEEG.
erkranken.
rungen des Bewusstseins kommen.
as viele nicht wissen –
die früher als „Fallsucht“
bezeichnete
Epilepsie gehört neben Schlaganfall und Demenzkrankheiten
zu den häufigsten Erkrankungen des Zentralen Nervensystems. Jeder 100. bis 200. Deutsche ist davon betroffen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen
Ausprägungsformen wird Epilepsie aber in vielen Fällen
nicht als solche erkannt und
bleibt unbehandelt. Anlässlich
des Tages der Epilepsie am
5. Oktober gibt der Direktor der
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Professor Joseph Claßen,
im Interview mit „Gesundheit
und mehr“-Autorin Bettina
Hennebach Auskunft zu Wesen
und Verlauf der Krankheit und
zu den verschiedenen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten
am Universitätsklinikum.
W
Frage: Woran erkennt man einen epileptischen Anfall?
Professor Joseph Claßen: Ein
epileptischer Anfall ist eine episodisch auftretende, kurze Störung im Gehirn, die durch ein
unkontrolliertes Feuern der
Nervenzellen zustande kommt.
Dies äußert sich sehr häufig in
Form von Stürzen der Betroffenen und Bewusstseinsverlusten. Von Epilepsie spricht man,
wenn wiederholte epileptische
Anfälle ohne besonderen Auslöser aufgetreten sind. Die Betroffenen können eine Art Initialschrei von sich geben, wenn
der Anfall beginnt, da die Luft
durch
die
angespannten
Stimmbänder gepresst wird.
Dann stürzen sie zu Boden und
verkrampfen sich, nach einer
Weile geht diese Verkrampfung
in ein rhythmisches Zucken
über. In dieser Zeit findet keine
Atembewegung statt, weswegen sich die Haut blau verfärbt.
Diese Anfälle dauern in der Regel nur wenige Minuten und
hören dann von selber wieder
auf.
Worin unterscheiden sich die
verschiedenen Anfallsarten bei
Epilepsie?
Es gibt die eben erwähnten großen Anfälle, sogenannte Grand
Mal-Anfälle, bei denen die Patienten zu Boden stürzen, sie
können sich dabei auf die Zunge
beißen
oder
bekommen
Schaum vor dem Mund. Diese
Art von Anfall haben viele
schon in Film oder Fernsehen
gesehen. Aber es gibt auch kleinere Anfälle, die von den Patienten selbst oder der Umgebung oft jahrelang nicht als Anfälle erkannt werden. Das sind
Anfälle, die sich vornehmlich
durch rhythmisches Zucken in
einzelnen Gliedmaßen oder im
Gesicht äußern und besonders
schwierige Formen, die sich nur
durch Gefühlsstörungen oder
psychische Erlebnisweisen zeigen. Zum Beispiel gibt es bei älteren Menschen das Problem,
dass sie plötzlich unfähig sind,
einen Kontakt mit ihrem Gegenüber herzustellen oder zu halten, manchmal treten sogar Erinnerungslücken auf – das können dann auch Zeichen für epileptische Anfälle sein. In den
meisten Fällen kann man die
Patienten so behandeln, dass
sie wieder anfallsfrei werden.
Daher ist es wichtig, dass die
Anzeichen für eine epileptische
Erkrankung möglichst früh erkannt und abgeklärt werden.
Kann man in jedem Lebensalter
an Epilepsie erkranken?
Prinzipiell ja. Aber Neuerkrankungen treten nicht in jedem
Lebensalter gleich häufig auf:
Ein Großteil der Epilepsien beginnt im Kindesalter und hat
dort einen Häufigkeitsgipfel.
Dann gibt es mehrere Jahrzehnte, bei denen die Häufigkeit der Neuerkrankungen
deutlich abnimmt, ab dem 60.
Lebensjahr steigt sie aber wieder steil an. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Im Alter
entstehen Epilepsien häufig
durch Hirnschäden wie sie beispielsweise nach einem Schlaganfall auftreten. Die dabei abgelaufenen Durchblutungsstörungen hinterlassen Narben im
Gehirn, die eine Epilepsie begünstigen können. Auch bei degenerativen Erkrankungen wie
Alzheimer entstehen Epilepsien – etwa 15 Prozent aller
Alzheimer-Patienten
bekommen in der Spätphase der Er-
Epilepsie-Anfall – was ist zu tun?
Ganz wichtig: Auf keinen Fall
versuchen, die Person, die den
Anfall erleidet, ruhig zu stellen
oder gar gewaltsam festzuhalten!
Stattdessen alle Gegenstände
aus dem Weg räumen, an denen der Krampfende sich verletzen kann, dann den Notarzt
rufen.
Auch wenn beobachtet wird,
dass der Betroffene sich während des Anfalls auf die Zunge
beißt, sollte man ihm keinen
Beißkeil oder ähnliches in den
Mund schieben, da das zu zusätzlichen Verletzungen führen
kann.
In den meisten Fällen ist der
Anfall vorüber, noch bevor der
Krankenwagen eintrifft. Hat der
Betroffene sich währenddessen erbrochen, sollte man ihn
so lagern, dass er frei atmen
kann und nicht an dem Erbrochenen erstickt.
krankung eine Epilepsie. Das
häufige Auftreten von Epilepsien im Kindesalter ist einerseits auf genetische Ursachen
zurückzuführen, also auf Fehler im Bauplan des menschlichen Erbgutes. Andererseits
führen häufig Verletzungen des
noch jungen Gehirns, die beispielsweise durch ein Geburtstrauma oder eine Hirnhautentzündung verursacht wurden,
zur Entstehung von Epilepsien
bei Kindern.
Ungefähr 70 Prozent der Epilepsie-Kranken können mit der
richtigen Medikamentendosis
ein weitgehend anfallsfreies
und normales Leben führen.
Haben die Medikamente auch
Nebenwirkungen?
Ja – Medikamente, die gegen
Epilepsie eingenommen werden, machen nicht selten müde
– besonders am Anfang einer
Behandlung. Die meisten Epilepsie-Patienten gehen einer geregelten Arbeit nach und können sich dann durch diese Nebenwirkung in ihrer Leistung
beeinträchtigt fühlen. Es kann
etwas dauern, für den jeweiligen Patienten das richtige Antiepileptikum mit möglichst wenigen Nebenwirkungen zu fin-
Kontakt
Die Epilepsie-Sprechstunde findet jeden Freitag, von 8.30 – 12
Uhr, in der Klinik und Poliklinik für
Neurologie (Zentrum für konservative Medizin), Liebigstraße 20,
statt. Termine nur nach vorheriger
Anmeldung
(Telefon:
0341
9724302) und mit Überweisung
eines niedergelassenen Neurologen. In der Sprechstunde, die
Oberärztin Dr. Petra Baum leitet,
werden auch Anfragen bezüglich
der Epilepsie-Überwachungseinheit bearbeitet.
den, da man heute glücklicherweise ein breites Spektrum an
diesen Medikamenten zur Verfügung hat. Um die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Medikamente genauer zu erforschen,
nehmen wir an verschiedenen
klinischen Studien teil. In Zukunft möchten wir diesen Bereich der Neurologie an unserer
Klinik noch weiter entwickeln.
Eine andere Studie beschäftigt
sich aktuell mit der Behandlung
von Menschen, die 60 Jahre alt
oder älter sind und an Epilepsie
leiden. Was uns an den Epilepsien, die im Alter auftreten, interessiert, ist die Frage, wie diese mit dem Denkvermögen der
Patienten
zusammenhängen.
Also ob die Epilepsie beispielsweise ein Indikator für eine beginnende Demenzerkrankung
ist.
Sie haben hier in der Klinik
auch eine Epilepsie-Überwachungseinheit. Was geschieht
dort?
Dort untersuchen wir Patienten,
bei denen nicht sicher ist, ob sie
Epilepsie oder eine andersartige Störung des Gehirns haben.
Sie bekommen Elektroden auf
den Kopf geklebt und werden
24 Stunden lang per Videoaufzeichnung überwacht. Wenn ein
Anfall auftritt, können wir die
elektrischen Aktivitäten im Gehirn messen und den Verlauf
des Anfalls genau analysieren.
Außerdem lokalisieren wir bei
Patienten, bei denen wir uns sicher sind, dass sie an Epilepsie
leiden, den Ort im Gehirn, an
dem die Epilepsie entsteht. Diesen Patienten, die nicht mit Medikamenten anfallsfrei zu bekommen sind, kann dann geholfen werden, indem ein Neurochirurg
den
betroffenen
Bereich entfernt. Mithilfe einer
solchen Operation ist in vielen
Fällen sogar eine Heilung der
Epilepsie möglich.
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KLINIKUM 2009
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
VORTRAG
Museum
im Krankenhaus
INFO-VERANSTALTUNG I
Unterschätzte Gefahr: Schaufensterkrankheit
s ist wieder soweit: Im Rahmen der beliebten Reihe
„Museum im Krankenhaus“ ist
am 27. Oktober 2009 der Direktor des Leipziger Naturkundemuseums, Dr. Rudolf Schlatter, am
Universitätsklinikum zu Gast.
„Versteinertes Leben“ – so lautet der Titel seines interessanten Vortrags, zu dem alle Patienten und Gäste herzlich eingeladen sind. Der Vortrag beginnt
um 14.15 Uhr im Sitzungsraum
der Chirurgie II (gegenüber von
Turm A) in der Liebigstraße 20.
E
Die Reihe „Museum im Krankenhaus“ am Universitätsklinikum
Leipzig hat eine lange Tradition.
Bereits seit dem 2. August
1996 kommen regelmäßig Vertreter des
Naturkundemuseums, des Ägyptischen Museums, des Museums für Kunsthandwerk, des Museums für
Völkerkunde, des Musikinstrumentenmuseums
und
des
Stadtgeschichtlichen Museums
in das Universitätsklinikum und
bringen Exponate und Vorträge
zu einem bestimmten Thema
mit. Am 26. Februar 2008 fand
die hundertste Veranstaltung
der Reihe „Museum im Krankenhaus“ statt.
ukl
Beeinträchtigt die Blutdurchströmung: Ein Plaque im Gefäßverlauf unter dem
Kieferwinkel (rot markiert im roten Kreis).
nlässlich des fünften Deutschen Gefäßtages, der sowohl Betroffene als auch
Ärzte für Gefäßerkrankungen
sensibilisieren soll, lädt das
Gefäßzentrum am Universitätsklinikum Leipzig am Sonnabend, dem 31. Oktober 2009,
zu einem Aktions- und Informationstag ein.
A
Versteinerungen stehen im Fokus des Vortrags.
Foto: NML
Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht in diesem Jahr die
periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – auch be-
kannt unter dem Begriff
„Schaufensterkrankheit“. Rund
3,5 Millionen Menschen in
Deutschland, meist 50 oder älter, leiden an der oft unterschätzten
Erkrankung,
die
durch Durchblutungsstörungen
der Beine und der Arme gekennzeichnet ist. Verursacht
werden diese durch Verengungen oder Verschlüsse von Blutgefäßen (Arterien). Bleiben diese unbehandelt, drohen den Patienten schwerwiegende Komplikationen, wie zum Beispiel
Verschluß der rechten Oberschenkelschlagader mit
einem verschlossenen Stent.
Beinamputationen. Die Veranstaltung informiert über Möglichkeiten in der Diagnostik,
Therapie und Umfeldbehandlung
dieses
ausgewählten
Krankheitsbildes.
Im Anschluss an das Vortragsprogramm, das speziell für medizinische Laien stattfindet,
können ausgewählte Gefäßuntersuchungen (Farbduplex-Sonografie, Venenfunktionsdiagnostik und Doppler-Druckmessung) vor Ort durchgeführt
werden. Außerdem wird die
Angiografieeinheit
demonstriert.
Die Veranstaltung findet am
31. Oktober von 10 bis 14 Uhr
im Hörsaal des Operativen Zentrums, Liebigstraße 20, statt.
Im Anschluss an das Vortragsprogramm steht für die Gäste
ein kleiner Imbiss bereit. Der
Eintritt ist zu dieser Patienteninformation frei, alle Interessierten sind herzlich willkommen.
ukl
INFO-VERANSTALTUNG II
Wissenswertes über Brustkrebs
ie sind selbst an Brustkrebs erkrankt, kennen
in Ihrer Familie oder in
Ihrem Freundeskreis jemanden, der von der Erkrankung
betroffen ist, oder sind einfach interessiert, etwas über
die Erkrankung zu erfahren –
dann sind Sie herzlich eingeladen zum Patiententag des
Brustzentrums am Universitätsklinikum Leipzig.
S
Unverzichtbar für die Auswertung einer Mammografie: Der genaue Blick des Experten am Brustzentrum des Universitätsklinikums.
Foto: Volkmar Heinz
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen Fragen, die möglicherweise erst nach der Behandlung in den Mittelpunkt
des Interesses rücken. So ist
etwa hinlänglich bekannt,
dass Brustkrebs erblich ist –
aber wie kann man erfahren,
ob es die eigene Familie be-
trifft? Auch wird die Möglichkeit, dass sich nach der Entfernung der Lymphknoten ein
Ödem im Schulter-Arm-Bereich entwickeln kann, zwar
vor der Operation erwähnt –
aber was kann die Betroffene
tatsächlich dagegen tun? Was
ist beim Wiederaufbau der
Brust zu beachten, welche
Methoden stehen zur Verfügung? Gibt es wirklich eine
Brustkrebsdiät oder können
betroffene Patientinnen über
die Umstellung ihrer Ernährung selbst dazu beitragen,
dass der Krebs möglichst nie
wiederkommt – und wenn ja,
wie? Und was möchte der
Psychoonkologe von Brustkrebspatientinnen – ihr Problem ist doch in der Brust!
Auch gibt es soziale Leistungen für Patientinnen und Patienten, die an Krebs erkrankt
sind – man muss nur wissen,
welche das sind und wie man
sie erhalten kann.
Antworten auf diese und
mehr Fragen bekommen Sie
am Donnerstag, 29. Oktober
2009, von 19 bis 21 Uhr. Zwischen den Vorträgen gibt es
einen kleinen Imbiss, darüber
hinaus stehen die Referenten
gern Rede und Antwort für
persönliche Fragen. Der Eintritt ist kostenfrei, alle Interessierten sind herzlich willkommen. Veranstaltungsort
ist der Hörsaal des Operativen Zentrums in der Liebigstraße 20.
ukl
KLINIKUM 2009
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Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
SCHLAFSTÖRUNGEN
Wenn die Nacht zur Qual wird
chung im Schlaflabor, arbeitet
eng und gut mit den behandelnden Ärzten und mit den
Schlaflaboren zusammen, organisiert Vorträge von Experten, beispielsweise zum derzeitigen Leistungsrecht der gesetzlichen
Krankenversicherung und klärt über die
Handhabung und Pflege von
Schlafmasken und Geräten auf.
Darüber hinaus macht der Verein in den Medien und durch
Broschüren in Praxen, Schlaflabors, Krankenkassen, im Medizin-Technik-Handel und den
sogenannten Kiss-BeratungsStellen in Sachsen auf sich aufmerksam.
chlafstörungen
können
den Alltag zur Hölle machen – Betroffene können
sich tagsüber nur schwer konzentrieren und leiden zudem
häufig unter Kopfschmerzen.
Oft stellen Ärzte eine Schlafapnoe fest. Der „Verein zur
Selbsthilfe Schlafapnoe/Schlafstörungen“ will Menschen
beim Umgang mit ihrer Erkrankung helfen.
S
Dürk Stephan hat bis zu seiner
Pensionierung als Sicherungstechniker am Leipziger Hauptbahnhof gearbeitet. Vor etwa
15 Jahren litt er darunter,
nachts nicht einschlafen und
vor allem nicht tief genug
durchschlafen zu können. „Ich
habe laut und unregelmäßig
geschnarcht, hatte nachts oft
regelrecht Atemnot und rang
nach Luft. Das war ein Gefühl,
als halte mir jemand den
Mund zu. Morgens und tagsüber war ich ständig unausgeschlafen, hatte Kopfschmerzen, konnte mich nicht konzentrieren, bin plötzlich eingenickt und hatte immer wieder
das Bedürfnis, mich hinzulegen“,
erzählt
der
heute
62-Jährige.
Mitte der Neunzigerjahre lässt
er sein Schlafverhalten in einem Leipziger Schlaflabor untersuchen: Die Ärzte diagnostizieren bei ihm eine Schlafapnoe. Bei dieser Erkrankung
führen Atemstillstände zu einer
verringerten Sauerstoffversorgung und – als Alarmreaktion
Ein geruhsamer Schlaf ist nicht immer selbstverständlich. Schlafstörungen und der daraus resultierende Schlafmangel können Betroffenen das Leben stark erschweren.
Foto: André Kempner
des Körpers – zu erhöhten Körperfunktionen wie beispielsweise einen beschleunigtem Puls
oder starkem Schwitzen (siehe
Interview unten). Bleibt die
Schlafapnoe unbehandelt, können schwere chronische Erkrankungen die Folge sein.
Dürk Stephan schläft seitdem
mit einer speziell eingestellten
Atemhilfe. „Anfangs habe ich
gedacht: Mit so einer Maske auf
dem Gesicht einschlafen, das
schaffst du nie! Man muss sich
erst mal an das Druckgefühl gewöhnen. Heute klappt das wunderbar. Ich komme mit der
Maske gut zurecht, bin viel ausgeruhter und brauche weniger
Schlaf.“ Um anderen Schlaflosen zu helfen, ist Dürk Stephan
stellvertretender Vereinsvorsitzender des seit 1998 bestehenden und sachsenweit mit 14
Gruppen organisierten „Vereins
zur Selbsthilfe Schlafapnoe/
Schlafstörungen“ und seit 2001
Leiter der Leipziger Regionalgruppe.
Die rund 100 Mitglieder der
Leipziger Gruppe – deutlich
mehr Männer als Frauen –
treffen sich vier bis fünf Mal
pro Jahr. „Der Verein dient vor
allem dem Erfahrungsaustausch und der Unterstützung
der Betroffenen. Wir wollen ihnen helfen, den Umgang mit
der Erkrankung und der Therapie zu lernen und zu akzeptieren, und Alltagsprobleme zu
bewältigen“, so Stephan. Dafür
berate man individuell vor einer anstehenden Untersu-
Anfangs sei Stephan skeptisch
gewesen und stellte den Nutzen
einer solchen Selbsthilfegruppe
für sich infrage. „Heute akzeptiere ich meine gesundheitliche
Einschränkung und kann so eine Gruppe nur jedem empfehlen. Auch den Angehörigen.
Drei Viertel der von Schlaflosigkeit Betroffenen sind Männer
und die trauen sich ja bekanntermaßen oft nicht so, etwas zu
fragen. Da ist es gut, wenn
dann die Ehefrauen zu den
Gruppenabenden
mitkommen.“
Sibylle Kölmel
Kontakt
www.schlafapnoe-sachsen.de
sowie per E-Mail:
[email protected]
INTERVIEW
„Der Blick zur Uhr macht alles noch schlimmer“
ie promovierte Medizinerin
Andrea Bosse-Henck, Leiterin des Schlaflabors der
Universität Leipzig und Mitgründerin der Leipziger Selbsthilfegruppe im Interview zu Schlafstörungen und Behandlungsmöglichkeiten.
D
Frage: Wie viele Menschen leiden
bundesweit an Schlafstörungen?
Andrea Bosse-Henck: In Deutschland gibt es etwa acht Millionen
Menschen, die über einen „nicht
erholsamen Schlaf“ berichten.
Ein übermäßiges Schlafbedürfnis
wird von rund 18 Prozent der
Männer und 29 Prozent der
Frauen angegeben. Über Schlaflosigkeit klagen circa 15 Prozent
der Männer und 25 Prozent der
Frauen.
Von welchen Beschwerden berichten die Betroffenen?
Patienten mit Schlaflosigkeit – In-
somnie – haben Schwierigkeiten
beim Einschlafen. Sie werden oft
mehrfach in der Nacht oder morgens viel zu früh wach und können dann entweder schwer oder
gar nicht wieder einschlafen. Bei
allen Insomniepatienten kann eine innere Unruhe festgestellt
werden. Oft sind sie angespannt,
können schlecht abschalten und
grübeln, wenn sie wach liegen.
Darüber ärgern sie sich, verspüren Herzklopfen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder andere körperliche
Anspannungs-Symptome.
Der Blick zur Uhr verstärkt die
Schlafstörung. Am nächsten Morgen sind diese Menschen abgespannt, fühlen sich wie gerädert
und können sich schlecht konzentrieren. Patienten mit übermäßigem Schlafbedürfnis – Hypersomnie – haben morgens das
Gefühl überhaupt nicht ausgeschlafen zu sein, kommen schwer
aus dem Bett und sind manchmal
schon nach dem Frühstück wieder so müde, dass sie sich wieder
Hausarzt wenden. Schnarchen
kann beim HNO-Arzt abgeklärt
werden, bei Tagesschläfrigkeit
muss sowohl nach den allgemeinen Schlafgewohnheiten (zu wenig Schlaf, zu unregelmäßige
Schlafzeiten)
auch nach Medikamenten, die
müde machen
können, gefragt
werden. Bei Verdacht auf SchlafApnoe ist es ratsam, eine ambulante Untersuchung mit einem
„Schnarchrekorder“ durchzuführen. Solche
Geräte
haben
die niedergelassenen Lungenfachärzte. Liegt
ein schwergradiges Schlaf-Apnoe-Syndrom
Dr. Andrea Bosse-Henck
Foto: privat vor, werden die
hinlegen könnten. In Ruhesituationen schlafen diese Menschen
sehr schnell ein. Mitunter kommt
es zu dem gefährlichen Sekundenschlaf am Steuer. In der
Nacht schlafen diese Patienten
eher flach und
unruhig, wachen
häufig viele Male
ganz kurz auf
und schwitzen
oft. Sie schnarchen und haben
Atempausen
oder Probleme,
die Beine beim
Einschlafen ruhig zu halten.
Wie kann geholfen werden?
Beide Störungen
können behandelt werden. Betroffene sollten
sich vertrauensvoll an ihren
Patienten in ein Schlaflabor eingewiesen.
Dort
wird
eine
n-CPAP-Therapie
eingeleitet.
Manchmal kann bereits der
Zahnarzt mit einer speziell angefertigten Schiene helfen. Unruhige Beine (restless legs) lassen
sich vom Hausarzt oder vom
Neurologen mit speziellen Medikamenten behandeln. Bei Schlaflosigkeit muss man die Ursachen
erforschen – insbesondere sollten
Angsterkrankungen und das Vorliegen einer Depression ausgeschlossen werden. Eine Überweisung zum Psychiater kann hier
sehr nützlich sein. Ebenso muss
geklärt werden, ob der Schlaflose
schon seit Jahren Schlaftabletten
einnimmt und eventuell davon
abhängig ist. Und: Soziale und
emotionale Unterstützung sind
psychologisch ganz wichtig für
eine gelungene Anpassung an
Krankheit und Therapie – deshalb fand ich damals auch die
Gründung der Selbsthilfegruppe
so wichtig.
sk
10
KLINIKUM 2009
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE
Auszeichnung vom Deutschen Fußball-Bund
Die Sporttherapeuten Jens Brunke, Kathrin Kummer und Sandro Kubitza (v.l.n.r.) freuen sich mit den Kindern über die Spende des DFB.
nfang Oktober ist der Förderverein der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
für sein Engagement im Bereich
der sportpädagogischen und -therapeutischen Arbeit ausgezeichnet worden. Im Rahmen eines
Sportfestes für die Kinder und Jugendlichen übergab WM-Botschafterin Britta Carlson dem Vereinsvorsitzenden Tobias Piontek
eine Urkunde des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), eine Box mit
Geschenken für die jungen Patienten und 2500 Euro für das Sport-
A
therapie-Programm der Klinik.
Mit der Kampagne „Kinderträume
2011“ fördert der DFB bundesweit soziale Einrichtungen, die
sich um das Wohl von Kindern
und Jugendlichen kümmern.
Die Sporttherapeutin Kathrin
Kummer freut sich über das
Spendengeld: „Wir haben noch
nicht festgelegt, wofür wir das
Geld ausgeben aber die Gestaltung eines Fitnessraums, in dem
die Jugendlichen sich mal richtig
auspowern können, schwebt uns
Klinikdirektor Prof. Kai von Klitzing lieferte sich am Tischkicker gemeinsam mit Britta Carlson ein
spannendes Match gegen die jungen Patienten.
Fotos: ukl
Sporttherapeuten schon länger
vor. Vielleicht machen wir aber
auch mit den Patienten einen
Ausflug in den Leipziger Kletterwald – beim letzten Mal haben
wir drei Tage in einem Tipi übernachtet, da hatten die Jugendlichen richtig viel Spaß und haben
keinen Gedanken mehr an ihre
Krankheit verschwendet.“
Auch Klinikdirektor Professor Kai
von Klitzing kann den Nutzen der
sportlichen Aktivitäten innerhalb
der klinischen Behandlung nur
bestätigen: „Meist ist die psychische Erkrankung mit einer Störung im Bewegungsapparat verwoben. Der Erfolg beim Klettern
oder im Fußball gibt den Kindern
wieder Selbstvertrauen, sie entdecken ihr Körpergefühl neu und
entwickeln in der Gruppe soziale
Kompetenzen. Das wirkt sich natürlich auch positiv auf den Therapieverlauf aus.“ Da er zu seinen
Lieblingssportarten neben Ski
fahren und Schwimmen auch
Fußball zählt, kickte der Klinikdirektor zur Begeisterung der jun-
gen Patienten gemeinsam mit der
ehemaligen deutschen FußballNationalspielerin den Tischfußball
ins gegnerische Tor. Ein 1:0 für
die Herausforderer in einem
spannenden Match mit den Kids
und Britta Carlson verriet, dass
damit ihr Tagesziel schon erreicht
war: „Ich trainiere gerne mit Kindern, sie sind Multiplikatoren und
viel lockerer als Erwachsene. Die
Augen von kranken Kindern zum
Leuchten zu bringen, das macht
mir besonders viel Freude.“
Bettina Hennebach
CHARITY
Peter-Escher-Lauf bringt 21 000 Euro für krebskranke Kinder
och jung, aber schon
mit der richtigen Einstellung: „Ich möchte
den krebskranken Kindern
helfen und finde gut, dass
unsere Schule das möglich
macht“, erklärt Marie Urlaub
(12)
vom
Gymnasium
Schkeuditz.
N
Vereint im Kampf gegen Krebs: Domeniko, Philipp, Peter Escher, Prof. Holger
Christiansen, Anne Flack, Edmond Lange und Klaus Köste.
Foto: A. Kempner
Gemeinsam mit anderen
Helfern und Organisatoren
des fünften Peter-EscherSchülerlaufes
zugunsten
krebskranker Kinder besuchte sie am 8. September
die Kinderkrebsstation des
Universitätsklinikums Leipzig, um sich vor Ort über das
Schicksal junger Patienten
wie Philipp (9) und Domeniko (7) zu informieren, die
dort schon seit Monaten betreut werden.
Im Gepäck hatten die Besucher eine ganz besonders
große Überraschung: Mit
den Worten „Die Schüler
wissen, warum sie dort ihre
Runden drehen“ überreichte
Sportlehrerin Anne Flack
dem Leiter der Abteilung für
Kinder-Hämatologie, -Onkologie und -Hämostaseologie
des
Universitätsklinikum
Leipzig, Professor Holger
Christiansen, symbolisch einen großen Scheck über
21 000 Euro. Diese stolze
Summe war beim 5. PeterEscher-Schülerlauf am 5. Juni in Markranstädt zusammengekommen. Unter dem
Motto
„Laufen-Helfen-Leben“ hatten sich insgesamt
1300 Einzel- und Staffelläufer verschiedener Schulen
und Kitas der Umgebung an
dem Benefiz-Laufevent beteiligt.
„Das Geld setzen wir zur
Forschung in der Kinderonkologie und in der Stammzelltransplantation
ein“,
freute sich Christiansen. „Bei
70 bis 80 Prozent stagniert
momentan die Heilungsquote“, verdeutlichte er den Forschungsbedarf. Wichtig sei
auch, Betroffenen das Gefühl
zu geben, dass sie in die Gesellschaft eingebunden bleiben, verdeutlichte Christiansen.
Kendra Reinhard/ukl
UNIVERSITÄTS-LEBEN
11
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
AUSSTELLUNG
Aurea Aetas: Streifzug durch die Antike
was macht die Ausstellung ganz
besonders. „An anderen Unis
können die Studenten zwar die
Stilistik von Stücken bestimmen, jedoch oft nicht erkennen,
ob sie es dabei mit Originalen
zu tun haben oder nicht. An unserem Institut aber lernen Studenten, wie man Original und
Fälschung voneinander unterscheidet“, erklärt Prof. Dipl.Ing. Dr. Michael Pfanner, Honorarprofessor am Institut für
Klassische Archäologie.
o klingt wissenschaftlicher
Stolz: „Die Kollegen kommen zu uns und staunen
über den Umfang der Epochen
und Gattungen antiker Kunst,
die in unserer Ausstellung vertreten sind“, so Dr. Hans-Peter
Müller, Kustos des Antikenmuseums Leipzigs. Sein Kollege,
der Direktor des Antikenmuseums Prof. Dr. Hans-Ulrich Cain,
ergänzt: „Wir legen hier sehr
viel Wert aufs Detail. Wir hoffen, dass die Besucher das erkennen und sich in die Ausstellung verlieben.“ Das Leipziger
Antikenmuseum lädt bis zum
24. Januar 2010 ein zu einem
Rundgang in längst vergessene
Zeiten. Die Ausstellung „Aurea
Aetas“ dokumentiert die Blütezeit des Antikenmuseums der
Universität Leipzig im späten
19. und 20. Jahrhundert.
S
Die Ausstellung ist in sechs Bereiche gegliedert, die in wichtige Fragen und Methoden der
Klassischen Archäologie einführen. Besucher können so
nachvollziehen, wie Wissenschaftler auf diesem Gebiet arbeiten. Zu sehen sind neben antiken Originalen auch farbige
Kopien von Wandgemälden und
Gipsabgüsse von Skulpturen in
Echtgröße. Ein Beispiel dafür
ist ein attischer Frauenkopf aus
Marmor, dessen Analyse ein
überraschendes
Ergebnis
brachte. Er gelangte 1908 als
Schenkung in die Leipziger
Ist in der neuen Schau zu bewundern: Casa del poeta tragico – das Modell eines pompejanischen Herrscherhauses mit Wandgemälden.
Foto: Antikenmuseum der Universität Leipzig
Sammlung, wo er bis in die
60er Jahre wenig Beachtung
fand. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Kopf offensichtlich von einem der größten
Grabreliefs stammt, die entlang
der Gräberstraßen von Athen
aufgestellt waren. Er gilt als
ausgezeichnetes Beispiel für die
souveräne Arbeitsweise spätklassischer Bildhauer. Marmorproben, Werkzeuge und ein
Musterstein mit Bearbeitungsspuren geben Einblick in ihre
Arbeitswelt. In der Ausstellung
veranschaulicht eine Skizze des
Reliefs im Maßstab 1:1, dass
der Kopf mit knapp drei Metern
Höhe zum bisher größten bekannten Grabtempel gehörte.
Ein weiterer Bereich, dem sich
die Ausstellung widmet, sind
die Grundlagen der Chronologie griechischer Keramik. Bemalungen auf Vasen werden
mit dem Stil von Denkmälern
und Skulpturen abgeglichen.
Daraus leiten Wissenschaftler
dann das Entstehungsdatum
von Keramik und Figuren ab.
Ein weiterer Blickfang ist die
„Casa del poeta tragico“, ein
aufwendig hergestelltes Architekturmodell einer Villa aus der
verschütteten Römerstadt Pompeji. Darauf sind die Aussteller
besonders stolz. Prof. Dr. Cain
dazu: „Der Clou daran ist, dass
wir eines der Wandbilder aus
der Villa auch in seiner realen
Größe ausstellen.“ Und noch et-
Der Fundus des Leipziger Antikenmuseums umfasst 10 000
Gegenstände aus den Kulturen
der Griechen, Römer und ihrer
Nachbarn. Sie dokumentieren
den Aufbruch der Klassischen
Archäologie zu einer modernen
kulturhistorischen
Wissenschaft. Zur Ausstellung erscheint eine Begleitpublikation,
die zum Preis von 10,90 Euro
an der Museumskasse erhältlich ist.
Julia Thiem
Info
Antikenmuseum der Universität
Leipzig (Alte Nikolaischule), Nikolaikirchhof 2, 04109 Leipzig.
Führungen durch die Schau an
folgenden Sonntagen: 18. Oktober 2009, 14 Uhr; 15. November 2009, 14 Uhr; 29. November 2009, 16 Uhr und
17. Januar 2010, 14 Uhr.
LEHRE
Uni begrüßt ihre internationalen Studenten
ie Universität Leipzig
empfängt
jedes
Jahr
mehrere hundert Erasmus-Studenten, hauptsächlich
aus Frankreich und Spanien.
In der Immatrikulationswoche
stand die Uni den Neuankömmlingen mit Rat und Tat
zur Seite.
D
Zum Empfang der neuen internationalen Studenten hat das
Akademische
Auslandsamt
(AAA) eine Willkommenswoche
organisiert und wurde dabei
von zwölf studentischen Tutoren aus China, Israel, dem Libanon und anderen Ländern
tatkräftig unterstützt. Dieses
Jahr haben 836 Studierende
und Doktoranden von überall
her Leipzig als ihr neues Zuhause gewählt. Während einer
Stadtführung erhielten sie einen Einblick in die Vielfalt
Leipzigs. „Besonders gut kamen die Führung durch das
MDR-Studio und über das
BMW-Gelände an“, resümiert
Martina Otto, Mitarbeiterin des
AAA.
Gemeinsam sind die Hürden leichter zu nehmen: Eine muslimische Studentin im Akademischen Auslandsamt.
Weitere Anlaufstellen für die
Neulinge waren die Ausländerbehörde, Krankenkassen und
Banken, die während der Immatrikulationswoche Tür an
Tür mit dem AAA saßen. So
wurden den Neuzugängen zu-
sätzliche Wege erspart –
schließlich stehen in den ersten
Tagen nach der Immatrikulation viele Formalitäten wie die
Zahlung des Semesterbeitrages
und die Anmeldung beim Bürgeramt auf dem Plan. Martina
Das Team des Akademischen Auslandsamtes begrüßt die neuen
Studenten.
Fotos: AAA
Otto: „Vor allem beim Einschreiben in die Lehrveranstaltungen und dem Zusammenstellen des Stundenplans unterstützen wir die Erstsemester.“
Einen ersten Kontakt zu den
Leipziger Kommilitonen bieten
die Internationale Doktorandeninitiative und die Studierenden der Willkommens-Initiative
für in Leipzig mitstudierende
Ausländer (WILMA) an. Besonders die WILMA-Partys sind legendär.
Julia Thiem
12
RATGEBER
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
PATIENTENVERFÜGUNG
„Will ich zehn Jahre im Koma liegen?“
wird ein Betreuer von einem
Gericht eingesetzt. Das kann
schnell erheblich teurer werden.
er eine Patientenverfügung verfassen will,
findet im Internet Vordrucke. Doch Vertreter der Notarkammer Sachsen raten zur
Vorsicht. „Es ist schwer zu
durchschauen, was seinen
Preis wert ist“, sagt Joachim
Püls, Präsident der Notarkammer Sachsen.
W
Wonach sollte ich denjenigen
aussuchen, den ich in einer
Vorsorgevollmacht als Bevollmächtigten bestimme?
Das ist ein großes Thema angesichts der Demografie. Ich
habe oft Bürger in der Praxis,
die niemanden als Vertrauensperson benennen mögen, weil
sie keine Kinder haben, die Eltern gestorben sind und der
Nachbar auch nicht infrage
kommt. Dann frage ich, ob es
im weiteren Familienkreis jemanden gibt, dem die Umsetzung des Willens zugetraut
wird. Sie können sich aber
auch an einen Betreuungsverein wenden. Sonst setzt der
Staat einen Betreuer ein.
Frage: Das Gesetz zur Patientenverfügung war sehr umstritten. Wie gut ist es in der
Praxis?
Joachim Püls: Die Umsetzung
ist gelungen. Der Gesetzgeber
hat mit dem Gesetz ein klares
Signal gegeben, dass der Arzt
den Patientenwillen akzeptieren muss. Vorher gab es dazu
nur eine Rechtsprechung. Diese besagte zwar auch, dass der
Wille zu respektieren ist, aber
das Gesetz gibt klare Linien
vor. Richter konnten ohne gesetzliche Regelung bestimmte
Sachverhalte anders beurteilen. Jetzt herrscht mehr
Rechtssicherheit.
Was sollte man bedenken,
wenn man sich zu einer Patientenverfügung entschließt?
Durch den deutschen Gesetzgeber anerkannt, von Medizinern in der Behandlung respektiert: die Patientenverfügung.
Foto: dpa
Man sollte für sich den
schlimmsten Fall überlegen.
Was möchte ich also ausschließen? Will ich, wie eine Italienerin, die 1992 einen Unfall
hatte, zehn Jahre lang im Koma liegen? Möchte ich an einer Lungenentzündung auch
sterben können, wenn ich
bettlägerig bin? Aber ich warne davor zu glauben, dass mit
einer Patientenverfügung alle
Fälle abgedeckt werden könnten.
selten kostenlos. Zu mir kommen nicht wenige Bürger, die
bei einem Verlag übers Internet für 50 Euro Unterlagen bestellt haben. Bei Notaren hätten sie für Beratung und Beglaubigung der Patientenverfügung rund 30 Euro gezahlt.
Außerdem macht es einen Unterschied, ob ich eine Patientenverfügung allein ausfülle
oder mit jemandem besprechen kann. Der Notar ist ein
guter Ansprechpartner, der
zur Verschwiegenheit verpflichtet ist.
Empfehlen Sie ein Gespräch
mit einem Arzt, bevor ich eine
Patientenverfügung verfasse?
Wie viel Zeit sollte ich mir für
eine Patientenverfügung nehmen?
Wichtiger ist es, dass Sie sich
zunächst Gedanken darüber
machen, was Sie wollen. Der
Rat eines Arztes ist hilfreich,
wenn es um spezielle medizinische Fragen geht. Grundsätzliche Fragen können Notare anstoßen, auch wenn wir
keine medizinische Beratung
ersetzen wollen und können.
Aber wir haben Praxiserfahrung.
Das ist unterschiedlich. Sie
können davon ausgehen, dass
beim Notar zwei Termine notwendig sind. Zuerst wird darüber gesprochen, was in der
Patientenverfügung
stehen
soll. Beim zweiten Termin
werden im Falle der notariel-
Im Internet stehen viele Vordrucke für eine Patientenverfügung. Warum sollte ich
stattdessen zum Notar gehen?
Ich kann eine Patientenverfügung ja auch allein verfassen.
Ich würde mich nicht darauf
verlassen, was im Internet angeboten wird. Es ist schwer zu
durchschauen, was gut und
richtig und seinen Preis wert
ist – und die Vordrucke sind
Joachim Püls, Chef der Notarkammer Sachsen.
len Beglaubigung einzelne
Fragen erörtert, im Falle der
Beurkundung wird der Text
komplett verlesen.
Wie viel kostet die Beratung
durch den Notar insgesamt?
Die reine Beurkundung einer
Patientenverfügung kostet etwa 30 Euro, die Beratung ist
inklusive. Allerdings geht es in
der Regel nicht nur um die medizinische Frage, sondern
auch um das Hab und Gut.
Wer kümmert sich um meine
Rechtsgeschäfte, wenn ich im
Koma liege? Deshalb raten wir
dringend, zusätzlich zur Patientenverfügung eine Vorsorgevollmacht zu erteilen. Die
Gebühren dafür richten sich
nach einer gesetzlich festgelegten Tabelle, der Kostenordnung, und dem Wert des Vermögens. Wer zum Beispiel
über ein Vermögen von 50 000
Euro verfügt, zahlt für die Vollmacht circa 80 Euro.
Was ist die Alternative?
Sie könnten einfach nur eine
Patientenverfügung verfassen.
Aber laut Gesetz muss es jemanden geben, der Ihren Willen umsetzt. Im Zweifelsfall
+++ Stichwort Patientenverfügung +++
Patientenverfügung: Damit legt
ein Volljähriger fest, wie er medizinisch behandelt werden möchte,
wenn er sich nicht mehr selbst dazu äußern kann. Die Verfügung
muss schriftlich erfolgen. Sie
kann jederzeit widerrufen werden.
Vorsorgevollmacht: Es gibt keine
gesetzliche Vertretung für Ehegatten oder andere Verwandte.
Daher wird bei Handlungsunfähigkeit durch Unfall, Krankheit
oder Alter das Gericht grundsätzlich einen Betreuer für jemanden
bestellen. Wer dies nicht
wünscht, kann in einer Vorsorgevollmacht festlegen, welche Person in einem solchen Fall für ihn
handeln soll. Dieser Bevollmächtigte ist berechtigt, im Namen
und auf Rechnung des Vollmachtgebers zu handeln.
tarkammer ein Zentrales Vorsorgeregister, in dem bereits knapp eine Million Vorsorgeurkunden registriert sind. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die Unterlagen
im Betreuungsfall gefunden werden. Die Registrierung durch einen Notar kostet einmalig zwischen 8,50 und 13,50 Euro.
Telefon: 01805 355050
Registrierung: Im Auftrag der Bundesrepublik führt die Bundesno-
Internet: www.vorsorgeregister.de
Was ist, wenn ich jemanden
benannt habe, aber ich streite
mich mit ihm und breche den
Kontakt ab? Kann ich die Vollmacht ändern?
Die Vollmacht kann jederzeit
geändert und widerrufen werden. Man sollte auch die Patientenverfügung
anpassen,
wenn sich etwas ändert. Das
kann zum Beispiel der Fall
sein, wenn ich eine weitere
Behandlung
ausschließen
möchte. Ich empfehle deshalb,
dass man die Patientenverfügung alle drei bis fünf Jahre
auf ihren Inhalt hin kontrolliert.
Wie erfährt der Arzt von der
Patientenverfügung?
Bewährt hat es sich, dass man
ein kleines Kärtchen bei sich
trägt, auf dem wichtige Angaben stehen. Unter anderem
der Hinweis, dass man eine
Patientenverfügung
verfasst
hat und an wen man sich wenden kann. Besser ist aber die
Registrierung der Vorsorgevollmacht nebst Patientenverfügung im Zentralen Vorsorgeregister bei der Bundesnotarkammer. Das Gericht schaut
bei einem Antrag auf Betreuerbestellung zuerst nach, ob
Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung vorliegen. Diese
Datenbank ist von allen Notaren in Deutschland aufgebaut
worden, eine Registrierung ist
freiwillig, sie kostet einmalig
bei einem Bevollmächtigten
circa 13 Euro. Dort steht zwar
nicht der Inhalt der Vorsorgeurkunde. Aber das Gericht
findet den Hinweis, dass eine
Verfügung vorliegt und wie die
bevollmächtigte Person zu erreichen ist.
Interview:
Markus Werning
KULTUR
13
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
LITERATUR
AM RANDE
Schätzings Angriff auf den Mond
rank Schätzing mag
keine halben Sachen.
Seine Bücher sind
dick und aufwendig recherchiert und seine Plots ausufernd. Das gilt erst recht
für seinen neuen Roman
„Limit“. Er ist ein mehr als
1300 Seiten starkes Beispiel für die Schätzingsche
Meisterschaft, bei Dutzenden von Figuren und einer
Handlung, die an etlichen
verschiedenen Orten auf
fast allen Kontinenten und
im Weltraum spielt, den
Überblick zu behalten. „Limit“ ist eine unorthodoxe
Mischung aus Science Fiction, Spionageroman und
Actionthriller. Der Plot ist
mindestens so an den Haaren herbeigezogen wie in
Schätzings Bestseller „Der
Schwarm“. Aber seine Geschichte erzählt der 52-jährige Autor auch diesmal so
spannend, dass man das
Buch am liebsten nicht aus
der Hand legen würde.
Kinderschändern, gleich
danach stolpert er schon in
ein Massaker, das chinesische Auftragskiller auf Airbikes genannten fliegenden
Motorrädern unter einer
Gruppe von Dissidenten
anrichten. Deren Anführerin Yoyo überlebt und jagt
mit Owen fortan die Mörder ihrer Freunde. Tote
gibt es dabei am Fließband.
Schätzing legt auch in dieser Hinsicht Wert auf Detailtreue – egal, ob den Opfern das Genick gebrochen
wird oder sie das Zeitliche
segnen, weil ihnen jemand
einen Bleistift ins Auge
rammt.
F
Und noch mehr als das: Je
weiter man liest, umso
mehr taucht man ein in
Schätzings Welt. Nach einiger Zeit erscheint es einem
nicht mehr abwegig, dass
im Jahr 2025 ein stinkreicher,
supererfolgreicher
Unternehmer namens Julian Orley ein paar mindestens genauso stinkreiche,
supererfolgreiche Freunde
und Bekannte zu einer Reise auf den Mond einlädt.
Hoch auf den Erdtrabanten
geht es mit einer Art HighTech-Fahrstuhl, oben wartet ein Schicki-Micki-Hotel
namens „Gaia“ auf die Gäste.
Autor Frank Schätzing posiert auf der Frankfurter Buchmesse hinter seinem
neuen Buch „Limit“.
Foto: dpa
Je nach Temperament vergnügt sich die illustre Schar
mit gutem Essen, schlechten Scherzen, Sex in der
Schwerelosigkeit
oder
Weltraumausflügen.
Die
Stimmung wäre sicher
schlechter, wenn sie wüssten, was Schritt für Schritt
enthüllt wird: Das Projekt
steht unter keinem guten
Stern. Carl Hanna, einer
der Mitreisenden, entpuppt
sich als Fiesling mit erheblicher krimineller Energie
und der Lizenz zum Töten.
Und gleichzeitig verdichten
sich die Hinweise darauf,
dass ein Anschlag geplant
ist, bei dem mindestens das
„Gaia“ mit einer Atombombe zerstört werden soll.
Klingt irre? Stimmt, aber
Frank Schätzing verdankt
seinen enormen Erfolg gerade der Fähigkeit, die unglaublichsten Geschichten
so detailgetreu zu erzählen,
dass seine Romane etwas
Fotorealistisches bekommen. Das Unwahrscheinliche seiner Plots wiegt er
durch diese Exaktheit im
Erzählen auf. Bei „Der
Schwarm“ hat diese Methode so gut funktioniert,
dass Schätzing inzwischen
zu den erfolgreichsten
deutschen Autoren überhaupt gehört: 3,8 Millionen
Mal wurde der Roman
über bedrohliche intelligente Lebensformen aus
der Tiefsee verkauft, weltweit in 27 Sprachen übersetzt. „Limit“ hat das Potenzial, das noch zu toppen.
Das liegt auch daran, dass
Schätzing den Ehrgeiz hat,
nicht nur eine ScienceFiction-Geschichte zu erzählen, die auf dem Mond
spielt und manchmal wirkt,
als sei der Drehbuchschreiber von Raumschiff Enterprise für eine Folge lang
auf Speed gewesen. Schätzings Stärke als Autor besteht gerade darin, parallel
einen weiteren Handlungsstrang zu entwickeln, der
noch spannender ist und
noch mehr Tempo entwickelt. Er spielt mal in
Shanghai, mal in Berlin,
Schwarzafrika, Dallas oder
London.
Eben noch ist Cyber-Detective Owen Jericho auf
der Jagd nach pädophilen
Schon das wären zwei
mindestens spannend zu
nennende Geschichten, die
der Autor außerdem kunstvoll verknüpft. Aber das
Buch wäre trotz allem nur
halb so gut, wenn Schätzing nicht ähnlich wie beim
„Schwarm“ eine Matrix
hätte, in die all das eingepasst
wird.
Beim
„Schwarm“ ist es die Verschmutzung der Meere und
der skrupellose Umgang
des Menschen mit anderen
Lebewesen. Bei „Limit“ ist
es die Verknappung der natürlichen Ressourcen, die
Jagd um die Vorherrschaft
auf dem Mond und die Entdeckung neuer Energieträger wie Helium-3, das dort
oben abgebaut wird. Die
Bereitschaft zum Morden
hängt mit all dem zusammen. „Limit“ ist deshalb
mehr als ein Thriller: ein
intelligenter, lesenswerter
Roman mit einer filmreifen
Story. Andreas Heimann
Asterix und
Obelix feiern 50.
um 50. Geburtstag der beiden Comic-Helden Asterix
und Obelix wird am 22. Oktober
zeitgleich in 15 Ländern ein Jubiläumsband erscheinen. „Asterix und Obelix feiern Geburtstag“, wird etwas anders sein als
bisherige Folgen, teilte der Egmont Ehapa Verlag auf der
Frankfurter Buchmesse mit. Der
34. Band wird aus neun Kurzgeschichten bestehen, in denen
natürlich auch wieder viele bekannte Freunde der beiden Gallier auftreten. Der Inhalt des Jubiläumsbandes, der in einer Auflage von 1,5 Millionen auf den
deutschen Markt gebracht wird,
sei aber noch streng geheim.
110 Millionen deutschsprachige
Asterix-Bände wurden bisher verkauft. Am 29. Oktober 1959 war
der erste Asterix-Band des Comictexters René Goscinny und
des Zeichners Alberto Uderzo
im französischen Comic-Magazin „Pilote“ erschienen. Seit
dem Tod Goscinnys im Jahre
1977 stammen Bilder und Text
von Uderzo.
dpa
Z
Vorschlag zu
Einheitsdenkmal
ach den Feiern zum 20. Jahrestag der friedlichen Revolution am 9. Oktober in Leipzig
hat die Diskussion um das künftige Freiheits- und Einheitsdenkmal neuen Schub bekommen.
Statt eines festen Denkmals
sollte überlegt werden, den Innenstadtring als Gesamtdenkmal zu begreifen, sagte die
CDU-Stadträtin Sabine Heymann
und bestätigte damit in der Leipziger Volkszeitung gemachte Angaben.
dpa
N
SCHULFREI
Debatte um muslimischen Feiertag hält an
er Vorschlag der Türkischen Gemeinde in
Deutschland,
allen
Schulkindern an einem muslimischen Feiertag freizugeben, sorgt weiter für Diskussionen.
Grünen-Politiker
Hans-Christian
Ströbele
stellte sich hinter den Vorstoß. Ablehnend äußerte
sich indes der CSU-Politiker
Hartmut Koschyk. Der langjährige Synodenpräses der
Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD), Jürgen
Schmude, sagte, die Zeit dafür sei noch nicht reif.
D
„Ein gesetzlicher Feiertag
wäre ein gutes Zeichen, dass
wir den Islam als Weltreligion ernst nehmen“, sagte
Ströbele im Gespräch mit
der Passauer Neuen Presse.
An einem arbeitsfreien Tag
könnten Muslime ihre Nachbarn zum gemeinsamen Feiern einladen. Ströbele hatte
bereits 2004 einen entsprechenden Vorschlag gemacht
und angeregt, im Gegenzug
einen der christlichen Feiertage zu streichen. Der Vorstoß stieß auf Widerspruch
sowohl in der damaligen rotgrünen Bundesregierung als
auch bei den Kirchen.
Der CSU-Politiker Koschyk
sagte der Zeitung: „Schulfrei
an muslimischen Feiertagen
steht für uns überhaupt
nicht zur Diskussion. Zur
besseren Integration leistet
dies jedenfalls keinen Beitrag.“
Nach Ansicht der früheren
Bundesbildungsministers
Schmude (SPD) darf das
Thema Integration nicht auf
die Feiertagsfrage verengt
werden. Bisher habe man
Feiertage in Deutschland reduziert, sagte Schmude im
Deutschlandradio
Kultur.
„Nun zu kommen und zu sagen, jetzt werden wir, weil
bestimmte Minderheiten das
wollen, sie ergänzen – das ist
ein waghalsiges Unternehmen.“ Eine ganze Reihe von
religiösen
Minderheiten
werde möglicherweise mit
der gleichen Forderung nach
einem arbeitsfreien Feiertag
kommen. Diese Angelegenheit müsse daher „sehr
gründlich diskutiert werden“.
Der Bundesvorsitzende der
Türkischen Gemeinde in
Deutschland, Kenan Kolat,
hatte für einen schulfreien
muslimischen Feiertag für
alle Schüler plädiert, um ein
„Zeichen der Toleranz“ zu
setzen. Infrage kämen etwa
das Opferfest oder das Zuckerfest am Ende des Ramadan. Widerspruch kam bereits zuvor auch vom EKDRatsvorsitzenden,
Bischof
Wolfgang Huber. Es gebe einen „Vorrang für christliche
Feiertage in der Kultur unse- Vorschlag: An einem der muslimischen Feiertage sollten
res Landes“, sagte er.
alle Schüler – nicht nur Muslime – frei haben. Foto: dpa
14
PRÄVENTION
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
AM RANDE
Implantate
brauchen Pflege
ocker gewordene Zähne
sollten nicht einfach nur
durch Implantate ersetzt werden. Zugleich muss die Parodontitis bekämpft werden, die
für den Zahnverlust verantwortlich ist, warnt die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DGP) in Bonn. Ansonsten sind die Implantate
genauso durch Entzündungen
und Knochenabbau gefährdet
wie die natürlichen Zähne. Die
DGP rechnet damit, dass im
Jahr 2008 in Deutschland
rund eine Million Zahnimplantate eingesetzt werden. Nur
eine kleine Minderheit der Betroffenen nimmt bislang an einer intensiven ParodontoseNachsorge teil. Diese müsste
jedoch lebenslang wahrgenommen werden, damit es
nicht zu Entzündungen mit
Knochenabbau bei Implantaten kommt.
dpa
L
Alt-Antibiotika
in die Apotheke
ach einer Behandlung übrig
gebliebene Antibiotika werden am besten zurück in die
Apotheke gebracht, wo sie
fachgerecht entsorgt werden
können. Das rät das Deutsche
Grüne Kreuz in Marburg. Antibiotika sollten auch nicht über
die Toilette oder den Hausmüll
entsorgt werden, weil sie auf
diese Weise über kurz oder
lang ins Grundwasser geraten.
Keinesfalls gehören die Bakterien bekämpfenden Medikamente in die Hausapotheke,
um sie womöglich später noch
einmal zu verwenden: Antibiotika dürfen nur nach ärztlicher
Anweisung eingenommen werden. Patienten müssten die
Hinweise des Arztes genau befolgen. Dazu gehöre es zum
Beispiel, die Dosierung nicht
zu ändern oder das Medikament abzusetzen.
dpa
N
ERHOLUNG
Entspannen ohne zu erschöpfen
er Gang in die Sauna, eine ausgiebige
Massage, eine Yoga-Stunde – es gibt viele
Wege, um zu entspannen.
Oftmals geht damit jedoch ein Zustand der Erschöpfung einher. Viele
sehen das schon als Normalität an, frei nach dem
Motto: „erschöpft, aber
glücklich“. Einer Studie
des Marktforschungsinstituts rheingold in Köln
zufolge geht es den Befragten bei Wellness nicht
um das Nichtstun. Sie
sind der Ansicht, dass
das Gefühl des absoluten
Glücks und der Entspannung vielmehr aktiv erarbeitet werden muss. Bei
Frauen sei diese Einstellung sogar noch ausgeprägter als bei Männern:
Auf der Suche nach Entspannung nehmen sie
auch kleine Schmerzen
etwa bei der Kosmetikerin in Kauf.
gen sind – körperlich
oder mental“, sagt Anke
Rebetje vom Berufsverband der Yogalehrenden
in Göttingen. „Das, was
eine gelungene YogaStunde ausmacht, ist ein
Vitalitätsgefühl
bei
gleichzeitiger Entspannung.“
D
Bei vielen Entspannungsmethoden ist Experten
zufolge eine gewisse Erschöpfung normal – vor
allem, wenn sie mit körperlichen Anstrengungen
verbunden sind. „Wenn
Sie in die Sauna gehen,
muss Ihr Körper dort
Höchstleistungen
vollbringen, dann sind Sie
natürlich erschöpft, empfinden dies aber als entspannend“,
erklärt
Schnell-Entspannungscoach Klaus Kampmann.
Bei solchen körperlichen
Aktivitäten werde die
Entspannung
erreicht,
indem man zunächst bewusst anspannt und
dann loslässt.
Elisabeth Westhoff vergleicht dies mit einem Urzeitmenschen:
Dieser
musste alle Kräfte für ei-
Schwitzen statt Husten: Bei einem Saunabesuch pro Woche lässt sich bereits
nach zwei Monaten eine Verbesserung des Immunsystems feststellen. Foto: dpa
nen Kampf oder eine
Flucht mobilisieren und
reagierte
anschließend
völlig erschöpft. Der Körper befinde sich in ständigem Wechsel zwischen
Anspannen und Lösen
der Spannung, erläutert
die Spezialistin vom Berufsverband
Deutscher
Psychologinnen und Psychologen in Berlin.
Aber muss das Entspannen immer mit Erschöpfung enden? Kampmann
verneint. „Ich kenne über
hundert
verschiedene
Entspannungsmethoden,
die ganz ohne körperliche Anstrengungen funktionieren, rein auf kognitiver Basis.“ Bei der sogenannten Sedona-Methode zum Beispiel stellt
Kampmann
den
Gestressten lediglich drei
bis vier Fragen, die mit
Ja oder Nein beantwortet
werden müssen. Bei ehrlichen Antworten soll
sich danach ein Gefühl
der Entspannung einstellen.
Doch auch körperlich anstrengende
Entspannungsmethoden müssen
nicht immer mit einem
Erschöpfungszustand
einhergehen. Die Erschöpfung deutet den
Forschern von rheingold
zufolge eher daraufhin,
dass das Entspannen
nicht funktioniert hat und
immer noch unangenehme Gedanken durch den
Kopf schwirren.
Nach einer Entspannungsübung kann Erschöpftheit aber auch bedeuten, dass der Körper
noch nicht geschult genug ist im Erlernen der
Entspannungsreaktion.
„Beim Entspannen schaltet man ab und gerät in
einen Zustand leichter
Trance. Der Organismus
muss aber nach dem Ent-
spannen auch wieder bewusst auf Touren gebracht werden“, erklärt
Psychologin
Westhoff.
Gelingt das nicht oder
noch nicht, fühle sich der
Betreffende erschöpft.
Ein kurzer Mittagsschlaf
etwa wirkt dann nicht erholsam, sondern so, als
sei man zu früh in der
Nacht geweckt worden.
Ein entscheidender Unterschied zwischen natürlichem Schlaf und der
gelernten Entspannungsreaktion sei die Fähigkeit, sich in kurzer Zeit
zu erholen, sagt Westhoff.
Vielleicht ist jemand bei
der Entspannungsübung
aber auch einfach zu weit
gegangen. „Wenn sich die
Teilnehmenden zum Beispiel nach einer YogaStunde erschöpft fühlen,
dann deshalb, weil sie
über ihre Grenzen gegan-
Grund für die Überanstrengung kann ein falsches Leistungsdenken
sein. Das ist Rebetje zufolge vor allem für YogaAnfänger typisch. Im Yoga gehe es nicht darum,
besser oder schlechter,
sondern man selbst zu
sein. Wenn der Übende in
einer Yoga-Position einen
fließenden
Atemstrom
genießen kann, wisse er,
dass er stabil und mühelos darin verweilen kann.
Allgemein gilt: Je größer
der Kontrast zu den vorherigen Aktivitäten ist,
desto wahrscheinlicher
wird eine ganzheitliche
Erholung. „Im Stress ziehen sich die Muskeln zusammen, bestimmte Organe werden abgeschaltet“, sagt Kampmann. In
der Entspannungsphase
schalte der Körper in seinen normalen Rhythmus
zurück. „Innerlich haben
Sie dabei ein Gefühl der
Weite.“
Welche Entspannungsmethode die richtige ist,
muss jedoch jeder für
sich selber herausfinden.
Bereits Tätigkeiten wie
Lesen oder Joggen können Elisabeth Westhoff
zufolge entspannend wirken. Es gehe schließlich
darum, innere Ruhe zu
finden und sich von aktivierenden Gedanken und
Bildern zu befreien.
Jan Kluczniok
DENTALMEDIZIN
Schwangerschaft: Vorher zum Zahnarzt
rauen
mit
Kinderwunsch sollten Zahnprobleme
behandeln
lassen, bevor sie schwanger
werden. Denn insbesondere
Zahnfleisch-Erkrankungen
können im schlimmsten Falle zu einer Fehlgeburt führen. Darauf weist der Berufsverband der Frauenärzte in
München hin.
F
Der Grund seien sogenannte
Entzündungsmediatoren, die
vermutlich vorzeitige Wehen
auslösen. Zahnstein wird am
besten beizeiten entfernt:
Denn
Zahnfleisch-Erkrankungen breiten sich dem
Verband zufolge immer aufgrund von vorhandenem Belag oder anderer Reizfaktoren aus.
Zahnbeschwerden
können
während der Schwangerschaft zu verschiedenen Problemen führen: Bei einer
Schwangerschaftsgingivitis
handelt es sich um starke
entzündliche Reaktionen im
Mund. Sie werden durch die
Einflüsse der Schwangerschaftshormone
Östrogen
und Progesteron gefördert.
Behandelt werden kann die
Gingivitis durch eine bessere
Mundhygiene, eine sorgfältigen Zahnreinigung sowie
Mundspülungen mit einem
antiseptischen Mittel. Mit
dem Ende der Schwangerschaft verschwindet die Erkrankung meist sofort, erläutern die Experten.
dpa
Vor der Schwangerschaft sollten Frauen ihre Zähne und das
Zahnfleisch kontrollieren lassen.
Foto: dpa
FITNESS, BEAUTY & WELLNESS
15
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
IMMUNSYSTEM
AM RANDE
Fit durch die kalte Jahreszeit
uf Dächern und
Wiesen glitzert der
Raureif und beim
Ausatmen schweben kleine Dunstwölkchen gen
Himmel. Das Gesicht prickelt vor Kälte, aber die
Muskeln sind in Hochform und pumpen mit jedem Schritt Wärme in alle
Körperregionen.
A
Sport im Freien ist für viele Leute auch im Winter
eine Wohltat. Weder trübes Wetter noch eisige
Temperaturen halten sie
vom Joggen, Radfahren
oder Langlaufen ab. Eine
Erkältung müssen sie
trotzdem nicht befürchten. „Mit moderatem Ausdauertraining stärkt man
sogar das Immunsystem,
das gerade in der kalten
Jahreszeit besonders viel
zu tun hat. Außerdem
geht man davon aus, dass
Bewegung im Tageslicht
einen positiven Einfluss
auf die Stimmung hat und
dem gefürchteten Wintertief vorbeugt“, sagt Professor Andreas Nieß vom
Universitätsklinikum Tübingen.
Sport bei Kälte sei wesentlich ungefährlicher
als oft befürchtet. „Durch
die Bewegung generieren
die Muskeln selbst Wärme, und wenn man nicht
gerade Extremsportarten
im Gebirge oder im kalten Wasser macht, kann
sich der Körper selbst bei
langen Ausdauerbelastungen ausreichend aufheizen“, sagt der Sportmediziner.
Allerdings
müssten Wintersportler
einige Regeln beachten,
um vom Joggen im
Schnee nicht doch eine
triefende Nase und Halsschmerzen mitzubringen.
Längere Verschnaufpausen sollte man sich bei
Eiseskälte beispielsweise verkneifen. „Sobald
nach außen transportiert und den Körper
warm hält.
Kritisch wird es allerdings, wenn sich zu der
Kälte auch noch ein eisi-
wärmt. Unter Belastung
atmet man aber schneller
und meistens auch durch
den Mund ein und aus,
wodurch die kältere Luft
in die unteren Regionen
der Lunge gelangt und
Sport im Freien ist für viele Leute auch im Winter eine Wohltat. Weder trübes Wetter noch eisige Temperaturen halten sie vom Joggen oder Radfahren ab.
Foto: ddp
man aufhört, die Muskeln zu bewegen, kühlen
sie sehr schnell aus. Am
besten verlangsamt man
das Tempo, wenn überhaupt, nur wenige Minuten und bleibt dabei
durch Gehen oder Gymnastik in Bewegung“,
sagt Nieß. Außerdem
sollte man bei der Planung der Strecke die eigene Fitness realistisch
einschätzen und dadurch vermeiden, dass
man vor Erschöpfung
bewegungsunfähig wird.
„Gerade Anfänger sollten hier aufpassen und
sich nicht zu viel zumuten.“ Wichtig sei zudem
eine angemessene Kleidung, die den Schweiß
ger Wind gesellt. „Durch
kalte Böen sinkt die auf
den Körper einwirkende
Temperatur wesentlich –
das bezeichnet man als
den ,wind chill‘-Effekt“,
erläutert Nieß. Vor allem
Geschwindigkeitssportlern wie Radfahrern oder
Inlineskatern kann dieser
Umstand zum Verhängnis
werden. Sie sollten sich
daher besonders gut auf
die verschärften Witterungsbedingungen
einstellen.
Manche Leute verspüren
beim Einatmen eiskalter
Luft Schmerzen in den
Bronchien.
„Normalerweise wird die Luft in den
oberen Atemwegen ange-
dort zu einer Auskühlung
und Austrocknung der
Bronchialschleimhaut
führt“, erklärt Nieß das
Phänomen. Dies sei vor
allem für Menschen mit
einer Neigung zu asthmatischen Beschwerden problematisch.
Wer beim Sport regelmäßig solche Schmerzen verspürt, sollte sich von einem Lungenarzt untersuchen lassen. Außerdem
könne es helfen, sich vor
dem Sport langsam und
ausgiebig aufzuwärmen.
„Während des Aufwärmprozesses können sich die
Bronchien schrittweise an
die kalte Luft gewöhnen“,
sagt der Mediziner. Zu-
dem sollten anfällige
Sportler sich beim Laufen
möglichst auf die Nasenatmung
konzentrieren,
weil dadurch die Luft effektiver angewärmt werde. Dies sei allerdings nur
bei niedrigen Belastungsintensitäten möglich.
Ein weiteres mögliches
Problem ist die Flüssigkeitsaufnahme. „Wenn es
kalt ist, verspürt man oft
weniger Durst und trinkt
zu wenig. Bei Kälte ist die
Luftfeuchtigkeit allerdings
oft besonders niedrig, und
mit jedem Ausatmen verliert der Körper wichtige
Flüssigkeit“, gibt Nieß zu
bedenken. Wintersportler
sollten daher ihre Trinkgewohnheiten unbedingt im
Auge behalten. „Gerade
wenn man mehrstündige
Langlauftouren
unternimmt, sollte man unbedingt ein Getränk dabeihaben“, sagt Nieß. Außerdem sei es ratsam, bei längeren Belastungen kohlenhydratreiche Snacks zu
sich zu nehmen, um einer
frühzeitigen
Ermüdung
vorzubeugen.
Wer am Ende der Runde
erhitzt und verschwitzt
sein Ziel erreicht, sollte
sich so schnell wie möglich nach drinnen begeben. „Dauern die Dehnübungen im Freien mehr
als fünf bis zehn Minuten
an, friert man schnell und
riskiert eine Erkältung“,
sagt Nieß. Stretching im
Wohnzimmer ist daher
die bessere Alternative.
Außerdem sollte man am
besten sofort die nassen
Klamotten ausziehen und
sich mit einer Dusche aufwärmen.
ddp
HERZ-KREISLAUF-SYSTEM
Abnehmen hilft Frauen
rauen können offenbar
Herzkrankheiten
vermeiden, indem sie sich
gesund ernähren und nicht
zunehmen. Das Auftreten der
klassischen Risikofaktoren für
Herzerkrankungen
hänge
entscheidend vom Gewicht
ab, erläutert Professor Eberhard Windler vom Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf. Er verweist auf die
dort erstellte CORA-Studie
(Coronary Risk Factors for
Atherosclerosis Women) mit
200 Herzpatientinnen, die mit
255 gleichaltrigen, gesunden
Frauen verglichen wurden.
F
Frauen: Kein Herzinfarkt dank konstanten Gewichts.
Foto: dpa
Zu den Risikofaktoren gehören Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, ein niedriger
HDL-Cholesterin-Wert,
Diabetes und Insulinresistenz. Diese entwickeln sich
parallel zu einem zunehmenden Taillenumfang. Patientinnen, die zwischen 60 und 70
Jahren am Herzen erkranken, nahmen bereits zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erheblich zu, so
Windler.
Einfluss habe allerdings auch
die Art der Ernährung: Nur
100 Gramm Fleisch und
Wurst pro Tag hoben dem
Wissenschaftler zufolge das
Risiko für eine Erkrankung
um etwa 300 Prozent an.
Obst, Gemüse und Salat wirkten dagegen schützend und
senkten die Gefahr um 30
Prozent. Unklar sei allerdings, ob es zum Schutz tatsächlich ausreicht, einfach
100 Gramm Wurst weniger
oder mehr Salat zu essen. Eine Rolle könnten zum Beispiel auch die Beilagen spielen – die fette Soße oder die
Pommes frites, die der vegetarisch ausgerichtete Esser
ohnehin vermeidet.
dpa
Frische Luft gut
für Schleimhäute
m Herbst erliegen viele Menschen früher oder später dem
Ansturm von Viren und Bakterien. Eine wichtige Schutzfunktion vor Infekten nimmt neben einem starken Immunsystem die
Nasenschleimhaut ein: „Wenn
sie intakt ist, haben es Erreger
deutlich schwerer, in den Körper
einzudringen“, sagt Professor
Ludger Klimek, Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden. Pflegen
kann man seine Nasenschleimhaut mit viel Bewegung an frischer Luft. Auch Nasenduschen,
Spülungen und Inhalationen tragen laut Klimek dazu bei, die
Nase feucht zu halten. Bei trockener Heizungsluft kann die
Nasenschleimhaut
dagegen
rasch austrocknen. Sie wird
spröde und es bilden sich Mikrorisse, durch die Erreger leichter
eindringen können. Zudem ist
die angegriffene Nasenschleimhaut nicht mehr in der Lage, feine Staubpartikel abzufangen.
„Diese gelangen so ungefiltert
in die Lunge und können Atemwegserkrankungen auslösen“,
erläutert Klimek.
ddp
I
Verminderte
Pillenwirkung
ntibiotika können die Wirkung der Anti-Baby-Pille abschwächen. „Bei einer Antibiotika-Therapie sollte daher bis zur
nächsten Regelblutung sicherheitshalber zusätzlich mit Kondomen verhütet werden, um eine ungewollte Schwangerschaft
zu verhindern“, rät Christian Albring vom Berufsverband der
Frauenärzte. Das gelte bei der
Einnahme von Penizillinen, Tetrazyklinen sowie Cephalosporinen und Chloramphenicol. Neben der herabgesetzten Zuverlässigkeit der Pille könne es außerdem zu Zwischen- oder
Abbruchblutungen
kommen.
Das sei ein Hinweis darauf,
dass die beiden Medikamente
wechselseitig wirken.
ddp
A
Mittagsschläfchen
bringt neue Kraft
er die Möglichkeit hat, sollte
sich nach dem Mittagessen
für ein Nickerchen in einen abgedunkelten Raum zurückziehen.
Das bringt mehr als eine Ruhepause im Sitzen, berichten Wissenschaftler des Wiener Instituts
für Schlaf-Wach-Forschung. Wie
Konzentrations- und Aufmerksamkeitstests ergaben, war die Leistungsfähigkeit der Teilnehmer
nach einer Schlafdauer von 20 Minuten am höchsten. Ihr allgemeines Wohlbefinden stuften sie nach
einem Nickerchen von zehn Minuten als optimal ein.
dpa
W
16
KINDER
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
FRAGEN – STAUNEN – WISSEN
Saatkrähen machen alles in Familie
etzt fallen sie
wieder in Scharen bei uns ein:
Krähen. Wobei, die
Krähe als solche
gibt es gar nicht.
Die weltweit etwa
100
Krähenarten
gehören nämlich zu
den Rabenvögeln.
Auch Eichelhäher,
Elster, Dohle und
Kolkraben sind Rabenvögel. Sie kommen
auch
in
Deutschland
vor,
sagt Professor Klaus
Schildberger.
J
der Nähe von großen Städten. „Saatkrähen sind Zivilisationsfolger“, sagt
der Professor. Sie
lieben die Nähe der
Menschen. Sie wissen, dass sie da immer genug Futter
finden. Und das ist
wichtig, schließlich
brauchen
viele
Saatkrähen mehr
zu essen als zum
Beispiel eine einzelne Nebelkrähe.
übrigens auch auf
anderen Bäumen.
Obwohl Heirat das
falsche Wort ist,
denn zu jeder neuen Brutzeit finden
sich im Frühsommer neue Pärchen.
Saatkrähen schlafen
aber nicht nur gemeinsam auf ihrem
Familienbaum. Sie
tun eigentlich alles
gemeinsam: Früh,
wenn es hell wird,
treffen sie sich mit
Und eine Saatkrähe anderen Familienallein wäre wahr- verbänden an ihren
todun- S a m m e l p l ä t z e n .
Ebenfalls bei uns le- scheinlich
ben Nebel- und Ra- glücklich. Sie ist es Dann fliegt die ganze Horde zu ihbenkrähe. Diese
ren Futterplätbeiden sind sogenannte Ein- „Vom Opa bis zum kleinen zen. Das könzelbrüter, tau- Enkel ist alles mit dabei.“ nen Felder am
Stadtrand sein.
chen also nicht
Sehr
beliebt
in großen Gruppen auf, erklärt der gewöhnt, im Fami- sind aber auch MüllZoologe von der lienverband zu le- kippen. Denn die
Leipziger Universi- ben. Die Großfami- Saatkrähen sind Altät. Die riesigen lien kann man am lesfresser, und sie
Schwärme,
das besten auf ihren leben gut von den
sind
Saatkrähen. Schlafbäumen be- Abfällen der MenSie kommen aus obachten – in Leip- schen.
Russland zu uns. zig zum Beispiel im
gut
Dort ist es im Win- Rosental. Da sitzen Besonders
ter sehr kalt, oft dann 30 oder gar scheint ihnen der
in
Mittelliegt viel Schnee. 50 weitläufig ver- Müll
zu
Und weil die Saat- wandte Vögel auf deutschland
krähen
deshalb einem Baum. Vom schmecken. Kleiner
nicht genug zu fres- Opa bis zum klei- Scherz: Die Vögel
sen finden, schla- nen Enkel ist alles kommen nun schon
gen sie von Novem- mit dabei – denn ewig im Winter zu
ber bis März bei Saatkrähen werden uns. Hier ist ihre
uns ihr Winterquar- bis zu zehn Jahre zweite Heimat.
Helga Röstel
tier auf. Aber nur in alt. Geheiratet wird
KINDERLACHEN
Jetzt überall auf den herbstlichen Wiesen und Äckern: die Saatkrähe.
Stichwort: Saatkrähen
aatkrähen gehören zur Familie der Rabenvögel und
damit zu den Singvögeln – auch wenn sich ihre rauen, krächzenden Stimmen überhaupt nicht so anhören.
Sie werden etwa 46 Zentimeter groß und 360 bis 670
Gramm schwer. Ihre Federn sind schwarz und schillern
blau.
S
Ihr wichtigstes Merkmal ist ihr Schnabel, an dem
man sie gut von anderen Krähen – vor allem den
sehr ähnlichen Rabenkrähen – unterscheiden kann.
BUCHTIPP
Witze
Der kleine Medicus
Beim Essen ermahnt die Mutter:
„Moni, du sollst nicht immer die
Ellenbogen auf den Tisch stützen!“ – „Vati tut das auch!“ –
„Der ist alt genug; der darf das!“
– Moni: „Ich übe ja auch noch.“
●
Vater sitzt am Schreibtisch, als
Hans ins Zimmer stürzt: ,,Du, Vater!“ – „Stör mich nicht und
sprich nur, wenn du gefragt
wirst“, ruft der Vater. – „Gut, Vati“, meint Hans, „frag mich doch,
ob Mutti die Treppe runtergefallen ist!“
●
„Peter, weshalb weint deine
Schwester?“, will Oma wissen. –
„Ach, ich glaube, die spinnt!“ gibt
Peter Auskunft. „Und dabei habe
ich sogar geholfen, ihre Tafel
Schokolade aufzuessen.“
●
„Irma“, fragt die Lehrerin in der Geschichtsstunde, „wer hat früher regiert, Otto I. oder Heinrich I.?“ –
„Die haben alle beide früher regiert, Fräulein Müller“, strahlt Irma.
allo, liebe Kinder, hier ist wieder
euer Nils. Heute habe ich ein
H
sehr interessantes Buch für euch.
Vielleicht habt ihr euch schon mal
gefragt: Was eigentlich ist Husten?
Und wie wirkt ein Antibiotikum?
Hilft Schlaftee wirklich beim Schlafen? Wenn ihr so neugierig seid,
dann kann ich euch das Buch „Der
kleine Medicus“ von Dietrich Grönemeyer empfehlen. Er ist
nicht nur der Bruder des
Sängers Herbert Grönemeyer, er ist auch ein
Professor und bekannter
Arzt.
Er hat ein Buch geschrieben, das sich um den
Jungen Nanolino dreht.
Er ist zwölf Jahre alt und
will mit dem Arztwerden
nicht länger warten – da
hat man eine Menge Fragen. Gut, dass es da nicht
nur Großmutters Kräuterapotheke gibt, sondern auch Dr.
X und seine freakige Assistentin, die
Foto: dpa
Er ist ziemlich groß und gerade, und die Schnabelwurzel ist weißlich und trägt keine Federn. Die Beine
der Saatkrähen sind befiedert – deshalb wirken sie
oft viel pummeliger und größer, als sie in Wirklichkeit
sind.
Männliche und weibliche Saatkrähen sehen gleich
aus. Junge Saatkrähen hingegen sind nicht so kräftig
gefärbt, sondern eher rauchschwarz, und ihre Schnabelwurzel ist noch dunkel.
KINDERRÄTSEL
Finde die fünf Unterschiede
Nanolino eine abenteuerliche Reise durch den
menschlichen
Körper
ermöglichen.
Dabei
fliegt er durch gigantische Schluchten und Katakomben, kämpft mit
schaurigen Ungeheuern
und gefährlichen Killerkommandos und begegnet winzigen Kleinstrobotern. Für alle, die
mehr über Medizin und
Gesundheit wissen –
und dabei eine spannende Geschichte lesen wollen.
Viel Spaß wünscht euch euer Nils!
FRESH – DIE JUNGE SEITE
17
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
GUINNESS-BUCH
Der Herr der Konsolen ist ein Leipziger
hat er auf einen Schlag hundert
Konsolen dazugekauft. Weitere
sollen folgen. Meyer hat seine
Wünsche in einer Text-Datei auf
seinem Computer zusammengefasst. Viele Konsolen gibt es für
weniger als hundert Euro im Internet, doch einige Exemplare
auf seiner Wunschliste sind um
einiges teurer.
wischen den neuesten Konsolen auf dem Markt und
der 27 Jahre alten Spielkonsole Vectrex liegen technologisch gesehen Lichtjahre. Auf
dem Schreibtisch von René Meyer sind es lediglich wenige Zentimeter. Die Vectrex mit eingebautem hochformatigen Bildschirm
ist das Lieblingsstück aus der
mittlerweile 600 Konsolen umfassenden
Sammlung
des
39-jährigen Leipzigers. Seit zwei
Jahren steht er damit im Guinness-Buch der Rekorde. Schon
zu DDR-Zeiten entwickelte sich
Meyers Interesse für Konsolen
und Computer. Mit 17 Jahren
programmierte er sein erstes
Spiel. Doch mit dem Sammeln
begann er erst nach der Wende.
Z
Seinen Arbeitsplatz hat der
Journalist für Computer und digitale Medien im Keller seines
Hauses eingerichtet, in das er
vor einem Jahr mit seiner Familie eingezogen ist. Hier schreibt
er seine Artikel, hier betreut er
seine Homepage und hier steht
auch die Konsolensammlung.
Derzeit zeugen noch ein paar gefüllte Kisten von seiner letzten
Ausstellung, auf der Kölner Gamescom im August dieses Jahres.
Für solche Ausstellungen stellt
der zweifache Familienvater seinen gewohnten Tagesablauf auf
600 Konsolen hat der 39-jährige Leipziger René Meyer bisher gesammelt. Seit zwei Jahren steht er
damit im Guinness-Buch der Rekorde.
Foto: ddp
den Kopf. Denn normalerweise
arbeitet er nachts, geht morgens
gegen sieben Uhr ins Bett und
steht nachmittags wieder auf.
Geld bekommt er für das Ausstellen nicht. Vielmehr treibt ihn
das Feedback der Anderen an.
„Es ist toll, einfach so dazusitzen
und dann zuzusehen, wie die
Leute sich daran erfreuen. Das
ist eine richtige Befriedigung“,
schwärmt Meyer. Das schönste
Kompliment bekam Meyer einmal von dem Spiele-Entwickler
Bob Bates zu hören. „Einfach
unglaublich“ soll er gesagt haben und Meyer fügt hinzu: „Das
ist der, von dem man sonst selbst
Autogramme sammelt.“
Der Eintrag ins Guinness-Buch
hat Meyer beflügelt, fleißig wei-
ter zu sammeln. Eine Kostbarkeit seiner Sammlung ist die
Magnavox Odyssey, die erste
Konsole überhaupt aus dem
Jahr 1972. Eine besonderes
Stück sei auch die „Pong“ – die
einzige Konsole, die in der DDR
auf den Markt kam, sagt Meyer.
Deshalb sei das Sammeln zur
damaligen Zeit nahezu unmöglich gewesen. Anfang des Jahres
MUSIC / VIDEO / GAMES / BOOKS
Illuminati
Fallout 3
Unendlicher Spaß
as Phänomen Kings Of Leon geht mit Only By The
Night in die nächste Runde. In
zehn Ländern katapultierte
sich das vierte Album des
Quartetts aus Nashville in die
Top 10 der Charts, räumte
Awards wie Grammys ab und
bekam acht Mal Platin. Nicht,
dass die Brüder Nathan, Caled
und Jared wie ihr Cousin Matthew den Alternative Rock neu
erfinden, aber die vier Männer
mit dem selben Nachnamen
Followill setzen alle bekannten Erfolgsrezepte konsequent
um. In England sind die Kings
mit ihrem aktuellen Album die
neuen Rock-Helden in England.
ährend ein neuer Papst
gewählt werden soll, steht
der
Vatikan
vor
seiner
schwersten Prüfung. Vier Kandidaten für die Papstnachfolge
wurden vom mysteriösen Geheimbund der Illuminaten entführt und sollen stündlich hingerichtet werden. Und irgendwo in der Vatikanstadt tickt eine Antimateriebombe, die das
Zentrum der katholischen Kirche in wenigen Stunden vernichten wird. Wenig Zeit und
viel Druck für den Symbologen
Robert Langdon und die Physikerin Vittoria Vetra, die auf der
Jagd durch Rom vier Morde
und eine Katastrophe verhindern müssen.
DVD/BlueRay
m postapokalyptischen Washington durchstreift der Spieler wüste Landschaften und
muss sich gegen allerhand böse
Wesen wehren. Dank atemberaubender Grafik, bombastischem Sound und ungekanntem
Spielwitz erwartet RollenspielFans mit Fallout 3 ein echtes
Highlight. In den bereits enthaltenen Add-Ons erlebt der Spieler
aufregende und abwechslungsreiche Abenteuer in den Überbleibseln von Pittsburgh, im
Sumpf, im Eis von Anchorage
und schließlich auf dem Mutterschiff von Außerirdischen. Den
gefeierten
Rollenspielkracher
gibt es jetzt für die Konsolen
XBox 360 und PS3.
or einem Jahr nahm sich David Foster Wallace, einer der
wichtigsten Vertreter der amerikanischen Literatur, das Leben.
Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung
von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte
des Verlags. 1996 erschien Infinite Jest in den USA und machte
David Foster Wallace über Nacht
zum Superstar der Literaturszene. Blumenbach hat jahrelang
an der Übersetzung des dicken
Buches gearbeitet, und seine
kongeniale Übertragung ins
Deutsche gibt deutschsprachigen
Lesern nun endlich die Möglichkeit, das Buch kennenzulernen.
W
Den Wert seiner gesamten
Sammlung kann er nicht beziffern. „Wenn jemand kommen
und mir für die Sammlung
500 000 Euro bieten würde,
dann sag ich ja“, sagt Meyer.
Sollte dieses verlockende Angebot ausbleiben, habe er schon
einen Erben im Auge – seinen
Sohn.
Stefan Schröter
AM RANDE
Kings of Leon
D
Doch Meyer, der vor einem Jahr
zum zweiten Mal Vater geworden ist, hat auch ein Leben außerhalb seines Kellers. Er engagiert sich beispielsweise in einem Science-Fiction-Club, wo er
erst kürzlich in den Vorstand gewählt wurde, und unternimmt
viel mit seiner Familie. Sein siebenjähriger Sohn spielt gern
Computer- und Konsolenspiele –
natürlich nur mit Papas Einverständnis. Schließlich könne er
seinem Sohn nicht das verbieten, womit der Vater sein Geld
verdient. „Vier Tage in der Woche sind aber bildschirmfrei“,
stellt der Spiele-Profi klar.
I
V
Drei junge
Forscher verreisen
it ihren guten Leistungen bei
Auswahltests in Bremen haben sechs Schüler einen Platz im
deutschen Nationalteam für die
internationale Jugendolympiade
in Naturwissenschaften ergattert. Bilgin Osmanodja, Anne Sauermann und Maximilian Wende
(alle aus Sachsen), Joris Dolderer
(Brandenburg), Max Langhof
(Sachsen-Anhalt) sowie Philipp Risius (Hessen) werden Anfang Dezember bei der 6. International
Junior Science Olympiade (IJSO)
in Aserbaidschan um die Wette
experimentieren und rechnen,
teilte die Wettbewerbsleitung,
das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften
und der Mathematik an der Universität Kiel, mit. Ob die Bildung
von Feinstaub, das Gleichgewicht
beim Fahrradfahren oder Fragen
zur Imkerei – fast eine Woche
lang mussten 45 Schüler im Alter
zwischen 13 und 15 Jahren an
der Jacobs-Universität Bremen
zahlreiche Aufgaben lösen. Sie
waren in zwei früheren Runden
unter bundesweit 1000 Schülern
ausgesucht worden.
dpa
M
18
IHR GELD, IHR RECHT
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
BANKGESCHÄFTE
Die Rache der Zahlendreher
er den Überweisungsträger in der
Bank aufmerksam
ansieht, kennt sie schon –
die sogenannte EU-Standardüberweisung, die in
vielen Banken seit mehr
als einem Jahr verwendet
wird. Nach dem einheitlichen Standard für EuroÜberweisungen
kommt
vom 31. Oktober an auch
die europaweit einheitliche Lastschrift – alles vor
dem Hintergrund einer
neuen Richtlinie, die einen
einheitlichen
Euro-Zahlungsverkehrsraum vorsieht, genannt „SEPA“.
Das ist auch der Grund dafür, dass die Banken derzeit neue Geschäftsbedingungen (AGBs) an ihre
Kunden verschicken. Hier
die wichtigsten Ratschläge
zu den neuen Regeln.
W
Was bedeutet SEPA? Die
Buchstaben stehen für
„Single Euro Payments
Area“. „Es ist eine weitere
Stufe nach der Einführung
des Euro-Bargeldes 2002
und der Einführung der
Euro-Standardüberweisung Anfang 2008“, erläutert Axel Schindler, Experte für Zahlungsverkehr
beim Bundesverband der
deutschen
Volksbanken
und
Raiffeisenbanken
(BVR) in Berlin. Mit dem
neuen EU-Recht werde eine Grundlage für einheitliches Zahlen für die teilnehmenden Länder geschaffen – neben den EU-
jenen, die regelmäßig Zahlungen im EU-Ausland
entrichten müssen. „Die
Möglichkeit einer Lastschrift auf europäischer
Ebene gibt es bislang
nicht“, sagt Schindler.
Genau hinsehen: Die internationalen Standards für Überweisungen kommen jetzt
auch für Lastschriften.
Foto: dpa
Staaten sind das Island,
Liechtenstein und Norwegen.
Warum ist die neue Richtlinie im Zahlungsverkehr
wichtig? Eine wichtige
Neuerung bringt die Umsetzung der Richtlinie all
AKTUELLE URTEILE
Falschparker haften für Schäden
Künftig ist das möglich.
Wer
regelmäßig
eine
Stromrechnung für das
Ferienhaus in Spanien bezahlt, muss das bislang
bar, per Scheck oder per
Überweisung
erledigen.
Die komfortablere Lastschrift ist möglich, wenn
§
alschparker müssen selbst für Schäden an ihrem
Auto haften. Das Amtsgericht München stellte in
einem kürzlich veröffentlichten Urteil klar: Ein Autofahrer ist selbst schuld, wenn sein Wagen ordnungswidrig auf dem Bürgersteig abgestellt ist, den
Verkehr behindert und dann von einem Kind mit
dessen Fahrrad beschädigt wird. Die Risiken eines
falsch geparkten Wagens hätten in erster Linie die Parkenden und
nicht die Passanten zu tragen. Im betreffenden Fall muss der Falschparker somit den Schaden von rund 1100 Euro selbst tragen. Das
Urteil ist rechtskräftig.
Az.: 331 C 5627/09
F
beide Parteien gemeinsam
eine Lastschriftvereinbarung treffen. Ein weiterer
Vorteil: Die Zahlungen sollen ebenso schnell wie im
Inland ausgeführt werden,
erläutert der Bundesver-
Neun Jahre Streitdauer unangemessen
in Streit vor den Sozialgerichten darf sich nicht über neun Jahre
hinziehen. Mit einem vor kurzem bekannt gegebenen Beschluss
E
gab das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe der Beschwerde einer
Ärztin statt, die seit April 2000 um ihre Honorare streitet. Die Untätigkeit des Sozialgerichts verletze sie in ihrem Grundrecht auf effektiven
Rechtsschutz, erklärten die Richter. Bislang hatte das Bundesverfassungsgericht häufig die Verfahrensdauer in Strafverfahren gerügt,
weil die Länge der Untersuchungshaft nicht mehr mit der Unschuldsvermutung vereinbar war. Doch auch wenn es nicht um die Freiheitsrechte von Angeklagten geht, dürfen sich Gerichte nicht beliebig Zeit
lassen. Bereits Anfang September hatten die Verfassungshüter die
14-jährige Dauer eines Zivilstreits zwischen zwei Steuerberatern als
unerträglich lang kritisiert. Nun ging es erstmals um ein Verfahren
vor den Sozialgerichten: Die Ärztin hatte im April 2000 eine bereits
anhängige Honorar-Klage um die Honorarbescheide für zwei weitere
Quartale erweitert. Ein Urteil zu diesen beiden Quartalen gibt es bis
heute nicht. Nach dem Karlsruher Beschluss dürfen auch die Sozialgerichte ein Verfahren nicht über Jahre schleifen lassen. Sie müssten
in solchen Fällen alle verfügbaren Mittel ergreifen, um es zu beschleunigen.
Az: 1 BvR 1304/09
band deutscher Banken in
Berlin – innerhalb eines
Bankarbeitstages,
allerdings erst bis zum Ablauf
der Übergangsfrist 2012.
Wer noch per Beleg überweist, muss maximal zwei
Tage warten, bis das Geld
bei der anderen Bank sein
muss, sagt Roland Flommer, SEPA-Experte des
Deutschen
Sparkassenund Giroverbands in Berlin.
Gibt es Nachteile? Bankkunden müssen sich künftig darauf einstellen, dass
Vertipper und Verschreiber
bei einer Überweisung zu
Fehlbuchungen
führen
können. Bislang prüften
Banken, ob für die Transaktion beim Empfänger
Kontonummer und -inhaber
zusammenpassen.
„Dieser Schritt kann künftig wegfallen“, sagt Schindler. Deshalb gelte es, bald
noch genauer hinzusehen.
„Denn wenn es diese Kontonummer bei dem Kreditinstitut gibt, wird der Betrag gutgeschrieben.“ Nach
wie vor haben Kunden
aber einen Anspruch darauf, Geld von falschen
Empfängern zurück zu erhalten. Die Widerspruchsfrist für Lastschriften ist
kürzer – eine Rückbuchung
ist nach dem Belastungstag
künftig nur noch bis zu
acht Wochen lang möglich.
Bei der alten Lastschrift,
die es parallel für eine
Übergangszeit geben wird,
ist mehr Zeit, erklärt die
Verbraucherzentrale Sach-
sen in Leipzig. Hier gelten
bis zu sechs Wochen nach
Rechnungsabschluss, der
zum Ende des Quartals erfolgt. Die Banken haben
bereits signalisiert, Kunden
bei Problemen unterstützen zu wollen und kulant
zu handeln.
Wie erkennen Kunden
IBAN und BIC? Im Idealfall
haben sich Bankkunden
schon mit den internationalen Kontonummern und
Bankleitzahlen vertraut gemacht. Die Kontonummer
kann bis zu 34 Stellen haben, die Bankleitzahl 8
oder 11. Bei internationalen
Zahlungsvorgängen
sollen künftig diese Kennungen verwendet werden.
Die IBAN für deutsche Konten erkennen Verbraucher
an den ersten beiden Stellen, erläutert der BVR: Sie
lauten „DE“. Beim BIC
steht das DE dagegen an
fünfter und sechster Stelle.
Warum versenden die
Banken neue AGBs? Sie
müssen den Kunden die
Änderungen zur Kenntnis
bringen. Wer nicht innerhalb von sechs Wochen
schriftlich
widerspricht,
nimmt die neuen AGBs an.
Thorsten Wiese
LOHNZAHLUNG
Zu viel Geld – Korrektur rechtens
ekommt ein Mitarbeiter
aus Versehen zu viel Gehalt, darf der Arbeitgeber
das korrigieren, sobald es bekannt wird. Das gelte auch
dann, wenn der Fehler schon
einige Monate zurückliegt und
dem Arbeitnehmer nicht nur
einmal, sondern regelmäßig zu
viel überwiesen wurde, sagte
der Fachanwalt für Arbeitsrecht Paul-Werner Beckmann.
Der Sachverhalt sei als „ungerechtfertigte Bereicherung“ zu
werten, die mit der nächsten
Gehaltsabrechnung korrigiert
werden kann.
B
„Solche Fehler kommen immer
wieder vor“, sagte der Rechtsanwalt aus Herford, der auch
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein ist. Das
Gleiche gelte im Übrigen, wenn
der Arbeitgeber aus Versehen
zu wenig gezahlt hat. Die Frage, ob der Arbeitgeber das zu
viel überwiesene Geld in jedem
Fall zurückverlangen kann, ist
schwieriger zu beantworten.
Haben sich Arbeitnehmer und
Arbeitgeber vorher über eine
Gehaltserhöhung unterhalten
und dabei unterschiedliche
Vorstellungen über die Summe
gehabt, darf der Arbeitnehmer
davon ausgehen, seine Forderung sei erfüllt worden, wenn
er anschließend die von ihm
geforderte höhere Summe auf
seinem Konto findet. „Überweist die Buchhaltung also versehentlich 250 statt 150 Euro,
kann der Mitarbeiter das als
Einverständniserklärung
sehen“, sagte Beckmann.
Kann der Arbeitnehmer guten
Gewissens davon ausgehen,
dass der Arbeitgeber ihm den
höheren Betrag überweisen
wollte, sei das als „Vertrauenstatbestand“ zu werten. Ob der
Arbeitgeber im Streitfall damit
durchkomme, das Geld zurückzufordern, sei unsicher. Ähnlich ist es, wenn der Arbeitnehmer glaubhaft machen kann,
beispielsweise ein deutlich
überhöhtes
Weihnachtsgeld
komplett ausgegeben zu haben,
etwa für eine Urlaubsreise.
Wenn er glaubhaft machen
kann, dass das so ist und er
sich die Reise gerade deshalb
gegönnt hat, weil er guten Gewissens davon ausgegangen
war, zu Recht so viel Geld bekommen zu haben, kann der
Arbeitgeber die Summe nicht
einfach zurückverlangen.
Ist die Sachlage dagegen eindeutig so, dass es sich klar erkennbar um einen Irrtum handelte, sei es juristisch in Ordnung, das Geld zurückzufordern. „Der Arbeitgeber kann
die gesamte Summe aber nicht
einfach vom nächsten Gehalt
abziehen“, sagte Beckmann.
„In dem Fall sind Pfändungsfreibeträge zu beachten, damit
der Mitarbeiter in dem betreffenden Monat nicht auf einen
Großteil seines Gehaltes verzichten muss.“
Vernünftig sei in jedem Fall,
mit dem Mitarbeiter zu sprechen und einzuräumen, das ein
Fehler passiert ist. Beide Parteien könnten sich dann auch
auf Ratenzahlung einigen – falls
der Arbeitgeber sich nicht kulant zeigt und auf die Rückzahlung verzichtet.
Andreas Heimann
SOZIALES
19
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
NOTSTAND
AM RANDE
Deutschlands Kinderheime sind voll
essica, Kevin, Robin,
Lea-Sophie: Alle diese Kinder starben
qualvoll durch Hunger,
Vernachlässigung oder
Gewalt. Keiner hatte sie
vor ihren Eltern geschützt.
Jugendämter
standen mit jedem neuen Skandal-Fall stärker
unter dem Druck der Öffentlichkeit. Immer häufiger nahmen sie dann in
den vergangenen Jahren
Kinder und Jugendliche
schon früh aus Problemfamilien. Jetzt zeigen
sich
die
Folgen:
Deutschlands
Heime
sind rappelvoll.
J
„Seit 2006 hat die Zahl
der Heimunterbringungen erheblich zugenommen“, sagt Diakonie-Experte Karl Späth. Er ist
Fachreferent für Hilfe
zur Erziehung beim
Bundesverband in Berlin. „Alle unsere Einrichtungen sind fast bis auf
den letzten Platz gefüllt.“
Das habe zwei Gründe.
Zum einen seien Behörden merklich sensibler
geworden, wenn das
Wohl von Kindern gefährdet sei. In den Jahren vor der Wirtschaftskrise hätten die Kommunen aber auch gute Steuereinnahmen verbucht
und so die kostspieligen
stationären Plätze bezahlen können.
Mehr als 32 000-mal
nahmen die Ämter in
Deutschland im vergangenen Jahr Kinder und
Jugendliche in Obhut –
oft nur für wenige Stunden, häufig aber auch
für lange Jahre. Das ist
eine deutliche Steigerung von 14,4 Prozent
gegenüber dem Vorjahr
und sogar von 26 Prozent im Vergleich zum
Jahr 2005, wie das Statistische Bundesamt in
Wiesbaden beziffert. Betroffen sind alle Altersgruppen. Doch vor allem
jüngere Kinder haben
sagt Harald Weichert.
Dennoch sei dies oft zunächst die erste Anlaufstation. Weichert ist seit
23 Jahren Erziehungsleiter im Vinzenzwerk,
einem im Grünen gelegenen Kinder- und Jugendheim am Rande von
Münster. Die 119 Plätze
seien fast immer vollständig vergeben, das
oder zu den Eltern zurückkehren. Zur Schließung kam es nicht. „Alle
15 Plätze sind belegt“,
sagt Weichert.
Jugendhilfe-Träger bauen ihr Angebot an Heimen und Wohngruppen
wieder aus. So sind etwa
in Westfalen in den vergangenen beiden Jahren
Rund 32 000-mal nahmen 2008 die Ämter in Deutschland Kinder und Jugendliche
in Obhut – eine Steigerung von 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Foto: dpa
die Ämter häufiger zumindest zeitweise aus
den Familien genommen. Der Anteil der unter
Dreijährigen
lag
2008 bei zehn Prozent
und damit doppelt so
hoch wie im Jahr 2000.
Mittlerweile ist jedes
vierte entzogene Kind
acht Jahre alt oder jünger.
„Keiner findet, dass Kinder ins Heim gehören“,
Durchschnittsalter der
Schützlinge spürbar gesunken. Früher seien
mehr als 80 Prozent
zehn Jahre und älter gewesen, nun sind es nur
noch 70 Prozent. Noch
vor ein paar Jahren gab
es die Überlegung, eine
von zwei „Diagnosegruppen“ zu schließen.
Dort werden Kinder im
Vor- und Grundschulalter betreut, bis sie in
Pflegefamilien kommen
rund 770 neue Plätze
entstanden. „Der Zuwachs ist ungewöhnlich“,
sagt
Matthias
Lehmkuhl, Referatsleiter
im
Landesjugendamt
Westfalen. Aus Gesprächen mit den Spitzenverbänden der Einrichtungsträger und dem
Austausch mit anderen
Ämtern weiß auch er,
dass die Heime nicht nur
in seinem Landesteil voller geworden sind. Zu
Überbelegungen komme
es deshalb aber nicht.
Diese seien ungesetzlich
und würden nur in Einzelfällen kurzfristig genehmigt.
Noch in den 90er Jahren
waren Heime geschlossen worden. „Mit dem
Kinder- und Jugendhilfegesetz von 1990 wurden
verschiedene ambulante
Maßnahmen eingeführt,
um Familien in der
Selbsthilfe zu stärken“,
erklärt die Expertin für
Gewaltprävention Cordula Lasner-Tietze vom
Deutschen
Kinderschutzbund in Berlin.
Sozialpädagogen betreuten fortan intensiv Familien, in denen es kriselte.
Von ihnen gebe es aber
einfach nicht genug, um
die Familienprobleme zu
lösen. „Denn trotz zunehmender Hilfen ist der
Personaleinsatz
gleich
geblieben.“ Von einem
Scheitern der Familienhilfe könne aber nicht
die Rede sein.
Für Kinder, die aus ihrem Zuhause genommen
werden müssen, seien
Pflegefamilien der richtige Ersatz, um familienähnliche Bedingungen
zu bieten, findet LasnerTietze. Die Heime seien
auf die steigende Zahl
junger Kinder nicht ausreichend vorbereitet. Zugleich steckten jedoch
die Jugendämter in dem
Dilemma, in sehr kurzer
Zeit professionelle Pflegepersonen finden zu
müssen. „Das ist schwierig.“ Martin Holzhause
REGIERUNGSBILDUNG
Bürgergeld oder Hartz IV
m Streit um eine Radikalreform der sozialen Sicherungssysteme sind sich Union und FDP nicht näher gekommen. Das Thema bleibe in
der Diskussion, sagte der Verhandlungsführer der FDP, Dirk
Niebel, nach der dritten Sitzung der Koalitions- Experten
für Arbeitsmarktpolitik in Berlin. „Im Moment ist die Situation so, dass die Union Hartz IV
fortsetzen möchte. Wir wollen
Hartz IV ablösen durch ein bedarfsorientiertes Bürgergeld“,
betonte Niebel.
I
Dieses soll alle anderen steuerfinanzierten Leistungen, darunter auch das Arbeitslosen-
geld II, ersetzen. Die FDP erhofft sich davon MilliardenEinsparungen im Etat des Bundesarbeitsministeriums.
Die
Union steht der FDP-Forderung ablehnend gegenüber.
„Wir werden keine Ergebnisse
veröffentlichen, solange nicht
alles beschlossen ist“, sagte
Niebel. Vor Beginn des Treffens hatte Sachsen-Anhalts
Wirtschafts- und Arbeitsminister Reiner Haseloff (CDU) den
Bürgergeld-Vorschlag
kritisiert: Es sei damit eine „ziemlich große Unschärfe verbunden“. Entschieden werden solle „zum Schluss im Paket“.
Die CDU-Spitze sprach sich
strikt gegen Änderungen bei
der betrieblichen Mitbestimmung aus. Gerade in der Wirtschaftskrise habe es zwischen
Arbeitnehmern und Unternehmensführungen einen Konsens
gegeben, sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla nach
einer CDU-Präsidiumssitzung.
Dieser Konsens sollte nicht
aufgekündigt werden. Pofalla
wird als neuer Bundesarbeitsminister gehandelt.
Zuvor hatte eine große deutsche Boulevard-Zeitung gemeldet, die Arbeitsgruppe Wirtschaft habe sich in den Koalitionsgesprächen darauf geeinigt, dass ein Betriebsrat erst
in Unternehmen mit mehr als
20 Mitarbeitern gebildet werden darf. Derzeit ist es möglich, in Betrieben ab fünf Mitarbeitern eine Arbeitnehmervertretung zu wählen.
Haseloff wies Berichte zurück,
die Koalitionäre in spe dächten
über eine Anhebung der Minijob-Verdienstgrenze von 400
auf 1000 Euro monatlich nach.
An dieser Stelle gebe es – wie
bei anderen Gesetzen zum Tarif- und Arbeitsrecht auch –
„keinen
Handlungsbedarf“.
Diese Regelungen entfalteten
bereits gute Wirkung, sodass
„nicht nachgesteuert“ werden
müsse.
dpa
Sozialarbeit bei
Jungen beliebt
as Freiwillige Soziale Jahr
(FSJ) wird in Sachsen immer beliebter. Seit 2004 hat
sich die Zahl der besetzten
Stellen im Freistaat von gut
1500 auf zuletzt knapp 2250
erhöht, teilte der zuständige
Kommunale
Sozialverband
Sachsen mit. Etwa die Hälfte
der Stellen wird vom Freistaat
finanziert, der Rest von freien
Trägern.
D
Reine Mädchensache ist das
Soziale Jahr dabei längst
nicht mehr. 524 junge Männer waren zum Jahreswechsel
2008/09 im Freiwilligen Sozialen Jahr in Sachsen registriert. Sie machen damit etwa
ein Viertel aller sächsischen
FSJ-ler aus. 2004 hatte der
Anteil bei knapp 18 Prozent
gelegen.
Die meisten jungen Leute seien in Sachsen
in der Altenpflege und -hilfe,
eingesetzt, sagte Katja Winkler, die beim Kommunalen Sozialverband für die Organisation des Freiwilligen Sozialen
Jahres zuständig ist.
Danach folge die Kinder- und
Jugendhilfe. Einen großen Zuwachs erlebe derzeit die sogenannte Gesundheitspflege.
Dort nehme die Zahl der Stellen seit etwa zwei Jahren
deutlich zu, sagte Winkler.
Ein Freiwilliges Soziales Jahr
kann von jungen Menschen
bis zu einem Alter von 27 Jahren geleistet werden und gilt
bei Männern auch als Ersatz
für den Wehr- oder Zivildienst.
Zu den Trägern des Freiwilligen Sozialen Jahres in Sachsen gehören unter anderem
die Kirchen und die Sozialverbände, aber auch viele Kreisund Stadtverwaltungen und
kleinere Vereine. Zu den klassischen Einsatzbereichen im
Sozialen haben sich in den
vergangenen Jahren weitere
Angebote gesellt. So ist ein
FSJ-Politik genauso möglich
wie ein FSJ-Kultur, -Sport oder
-Denkmalpflege. Die Plätze
dort sind allerdings stark begrenzt und heiß begehrt.
Der Freistaat Sachsen stellt
pro Jahr rund zwei Millionen
Euro für die Freiwilligendienste zur Verfügung. Im Jahrgang
2009/10 entstünden daraus
1107 Plätze, sagte der Sprecher des Sozialministeriums,
Ralph Schreiber. Die übrigen
Plätze würden von den freien
Trägern selbst finanziert. Zudem stelle das Land seit
2008 jährlich rund eine halbe
Million Euro zusätzlich zur Verfügung, mit der ein FSJ für besonders benachteiligte junge
Leute finanziert werde. dpa
20
SPORT
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
OLYMPIA
Rogge bleibt, Golf und Rugby kommen
Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), wurde in Kopenhagen in seinem Amt bestätigt – und bekam quasi als Geschenk zur Wiederwahl gleich noch die Aufnahme der Sportarten Golf und Rugby in das Programm der Olympischen Spiele 2018 in Rio de Janeiro.
Fotos: AFP
acques Rogge ist nach dem
neuntägigen Olympia-Marathon von Kopenhagen
auf dem Gipfel seiner Macht.
Seine überwältigende Wiederwahl als IOC-Präsident mit
88:1 Stimmen war die erste
Bestätigung seiner Stärke, fünf
Stunden später brachte der 67
Jahre alte Belgier auch noch
„seine“ Sportarten durch: Golf
und Rugby feiern bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro ihr
olympisches Comeback. Rugby
(in seiner schnellen Form mit
sieben Spielern) wurde mit
81:8 Stimmen gewählt, Golf
(63:27) erhielt von den Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ebenfalls eine deutliche Mehrheit.
J
„Die olympische Bewegung ist
stärker und vereinter denn je.
Ich bin sehr stolz auf das, was
wir erreicht haben, aber jetzt
gilt der Blick der Zukunft. Es
gibt viel zu tun“, sagte der
Ober-Olympier vor der 121.
IOC-Vollversammlung.
Nach
acht Jahren im Amt wird er als
wohl letzter Amateur an der
Spitze der wichtigsten Sportorganisation der Welt bis 2013
die Geschicke des IOC leiten.
Seine potenziellen Nachfolger
Thomas Bach (Tauberbischofsheim) und Richard Carrion
(Puerto Rico) gehörten zu den
ersten Gratulanten.
Auch der 80-jährige Walther
Tröger schloss sich den Glückwünschen an. Der Doyen der
deutschen Sportpolitik wurde
nach 21 Jahren im IOC zum Ehrenmitglied ernannt, darf damit
weiter an allen Spielen und Sessionen teilnehmen, hat aber
kein Stimmrecht mehr. Trotzdem kann er der Münchner Bewerbung um die Winterspiele
2018 allein durch seine Präsenz
helfen. Die bayerische Landeshauptstadt will trotz des öffentlichen Darlehens von einer Million Euro die 30 Millionen Euro
für die Bewerbung weiter durch
Privatmittel finanzieren.
Anders als Tröger ließ Rogge
nach der Mandatsverlängerung die ganz großen Gefühle
nicht heraus. „Das ist ein schöner Moment, aber morgen arbeiten wir weiter, schnell und
hart“, kommentierte er, „jetzt
werde ich erstmal fünf bis
zehn Kilometer laufen, eher
fünf.“ Die Mammut-Meetings
in der dänischen Hauptstadt
haben viel Kraft gekostet. Um-
so größer war seine Erleichterung, dass nach zwei Niederlagen endlich die überfällige Reform des olympischen Programms geglückt ist. Durch die
Re-Integration von Golf und
Rugby mit sieben statt 15 Akteuren pro Team wird das Angebot bei den Rio-Spielen 2016
wieder auf 28 Sportarten aufgestockt. Tiger Woods warb in
einer Video-Botschaft persönlich für die Rückkehr von Golf 112 Jahre nach dem letzten
Olympia-Auftritt. Rugby war
zuletzt 1924 olympisch.
„Dank Ihrer Führungsqualitäten ist die olympische Bewegung stärker denn je. Sie sind
ein großartiger Präsident“, lobte IOC-Ehrenpräsident Juan
Antonio Samaranch. Am 16.
Juli 2001 hatte Rogge als achter IOC-Boss die Regentschaft
von Samaranch übernommen.
Der ehemalige Chirurg und Orthopäde war mit edlen Plänen
angetreten. Ein Reformer wollte er sein, die Korruption bekämpfen, den Gigantismus eindämmen, den Dopingsumpf
trockenlegen, die Frauenquote
erhöhen und das olympische
Programm modernisieren. Eine moralische Erneuerung war
nach dem größten Bestechungsskandal der IOC-Geschichte 1999 dringend nötig.
Mit Eloquenz, Transparenz und
Integrität verschaffte der charismatische Rogge der Weltregierung des Sports neues Ansehen. Als ehemaliger OlympiaSegler und Rugby-Nationalspieler kennt er das Seelenleben
der Athleten, als ehemaliger
Mediziner steht er für Glaubwürdigkeit im Anti-DopingKampf. Rogge weiß, dass Olympia nur durch ein konsequentes
Vorgehen gegen Pharmabetrug
überleben kann.
„Als ich das Amt übernommen
habe, wollte ich vor allem die
olympischen Werte wieder in
den Vordergrund stellen. Deshalb habe ich den Anti-DopingKampf zur obersten Priorität
gemacht“, sagte er. Vier Olympische Spiele (Salt Lake City
2002, Athen 2004, Turin 2006,
Peking 2008) hat er seitdem als
Präsident erlebt und dabei einen Wandel vom Idealisten zum
Pragmatiker durchgemacht.
Nicht nur bei der Programmgestaltung steckte er bittere Niederlagen ein. Vor den Peking-
Spielen, die er von Samaranch
„geerbt“ hatte, musste Rogge
sogar öffentlich eine Krise eingestehen. Politiker, Spitzenfunktionäre und die Weltpresse
warfen ihm Führungsschwäche
vor, weil er die Teilenteignung
der Spiele gestattet und den
chinesischen Olympia-Machern
verbal „Streicheleinheiten“ verabreicht hatte. Auch für die
Vergabe der Retortenspiele
2014 an Sotschi an Wladimir
Putin und dessen OligarchenFreunde wurde Rogge verantwortlich gemacht, doch schon
davor hatte der Vielgescholtene
eine Kurskorrektur vorgenommen. Rogge setzte auf das Geld.
Konsequent ging er den kommerziellen Weg von Samaranch weiter. Mit steigenden
Umsatzzahlen hielt er seine
Kritiker still und stellte die
olympische Familie zufrieden.
Als Dankeschön für die Rekordeinnahmen bekam der
smarte Taktiker sogar sein umstrittenstes Projekt durch: Die
olympischen Jugendspiele sollen jetzt sein Vermächtnis werden. „Ich befinde mich in einer
angenehmen Situation – und
das IOC auch“, sagte er stolz.
Sven Busch
21
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
GEBURTSTAG
Vom Retter zum Selbstretter – Jörg Berger wird 65
uch im Rentenalter hat
Jörg Berger die Lust an den
unmöglichen
Missionen
noch längst nicht verloren. „Ich
würde nicht mehr zu Saisonbeginn eine Mannschaft im Abstiegskampf übernehmen. Aber
wenn noch mal jemand Hilfe
braucht, vielleicht einen Berater
– das wäre etwas Anderes“, sagt
der Fußball-Lehrer, der am
13. Oktober seinen 65. Geburtstag feiern konnte.
A
Lesereise mit seiner Autobiografie, Experte fürs Fernsehen, zuletzt „Ein-Spieltags-Trainer“ bei
Arminia Bielefeld – ein Ruhestand im Wortsinn ist für Berger
unvorstellbar. „Das geht gar
nicht. Mein Leben ist erfüllt. Ich
war immer ein Kämpfer, das hat
mir wahnsinnig geholfen, was
meine Krankheit angeht“, erzählt
er. Seit der Diagnose im November 2002 engagiert sich der
Wahl-Düsseldorfer, dem es „wieder richtig gut“ geht, im Kampf
gegen den Krebs. „Ich habe mir
gesagt: Früher hast du Mannschaften gerettet, jetzt musst du
dich selber retten.“
Nur wenige Trainer in Deutschland haben es wie der gebürtige
Pommeraner geschafft, einen bestimmten Typus ihrer Profession
Sport zur Politik. Knapp 40 Jahre
lang hat Berger Fußball-Clubs
trainiert, neun davon bis 1979 in
der DDR. Aufbrausend spricht er
von „den Menschen, die sagen:
Das war ja früher alles nicht so
schlimm. Das ist für mich erschreckend.“ Der Fußball privilegierte Berger und trieb ihn doch
zur Flucht. Nach seiner Scheidung hatte er als Jugend-Auswahltrainer sein Team unter anderem nicht mehr ins westliche
Ausland begleiten dürfen. Die
Stasi setzte ihm nach. 1986 überlebte er als Coach von Hannover
96 einen Giftanschlag.
derart zu bestimmen. Wer beim
Internetsuchdienst Google nach
den Stichwörtern „Feuerwehrmann“ und „Trainer“ sucht, findet zahlreiche Bilder von Berger.
„Der Ruf des Retters hat mich zunächst gestört, aber es ist besser
ein Image zu haben als keins“,
sagt er. Nachdem Berger unter
anderem mit Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Köln und FC
Schalke 04 den Klassenverbleib
gesichert hatte, machte er 1999
mit der erneuten Rettung der
Frankfurter in letzter Minute sein
Meisterstück im Tabellenkeller.
„Berger hätte auch die Titanic gerettet“, urteilte Eintracht-Stürmer Jan-Aage Fjörtoft damals.
Die bislang letzte Mission scheiterte allerdings: Auch Berger
konnte Bielefeld in der vergangenen Saison nicht vor dem Absturz in die 2. Liga bewahren.
„Das war aber gar nicht so
schlecht, zur Arminia zu gehen,
weil das meine Statistik noch aufgebessert hat“, erzählt er
schmunzelnd. „Ich bin im Moment der Trainer, der die meisten
verschiedenen Vereine in der
Bundesliga trainiert hat.“
Doch wer sich heute mit dem früheren Jugendnationalspieler unterhält, wechselt schnell vom
Selbst im Rentenalter hat Jörg Berger die Lust an den unmöglichen Missionen noch längst nicht verloren.
Foto: dpa
FUSSBALL
NATIONALMANNSCHAFT
Pingeliger Prinz
in Kölner Verlag hat seiner Enttäuschung über
den liebsten Sohn der
Domstadt Luft gemacht. Weil
Lukas Podolski vor rund sechs
Wochen auf seiner Internetseite
dazu aufrief, von
einem Kauf des
Buchs „Poldi und
Köln. Eine Stadt
und ihr Stürmer“
abzusehen, meldete sich nun der
Verleger
zu
Wort.
E
Damals hatte Berger, der sich in
seiner Lebensgeschichte „Meine
zwei Halbzeiten“ selbst einen
Egoisten nennt, seinen Sohn in
Leipzig zurückgelassen. „Wir waren uns fremd, als wir uns 1989
das erste Mal wieder gesehen haben“, erzählt der dreifache Vater.
Inzwischen haben die beiden ein
„Super-Verhältnis“, den Geburtstag nutzt Berger mit seiner Familie für einen Urlaub auf Formentera. Es folgt eine Kreuzfahrtreise
durch Südamerika und die Karibik. Natürlich auch wieder mit
dem Fußball im Gepäck. Zwischen Brasilien und Französisch
Guyana wird Berger aus seinem
Buch vorlesen. Florian Lütticke
mit mir abgesprochen wurde
und ich meine Zustimmung dafür gegeben habe. Auf den Inhalt des Buches hatte ich keinerlei Einfluss... Darum bitte
ich euch, diese Leute, die wohl
nur Profit mit
meinem Namen
machen wollen,
nicht zu unterstützen und das
Buch auch nicht
zu kaufen“, hieß
es auf der Internetseite des Nationalstürmers.
„Das Buch ist
von langjährigen
Der Verlag arguFC-Sympathimentiert, dass er
santen und grosich eine Mitarßen
Bewundebeit
an
dem
rern
Podolskis
Buch von Podolsgeschrieben und Der Kölner Fußballer Lukas ki
gewünscht
ist geradezu eine Podolski. Foto: N. Rembarz hatte, ein KonHeiligsprechung
takt aber nicht
von Lukas Podolski. Die Auto- zustande gekommen sei. Der
ren reihen ihn ausdrücklich in Verlag bietet nun an, den Geeine Reihe mit Schäfer, Flohe winn aus dem Verkauf
der
und Littbarski ein“, so Hejo Buch-Auflage – Preis pro Stück
Emons zu dem Werk über den 14,95 Euro – „einer gemeinnütPublikumsliebling vom 1. FC zigen Institution, wie in der
Köln.
sportlichen
Nachwuchsförderung, zu spenden. Wir würden
„Hier wollen wieder einige Leu- uns freuen, wenn wir zuminte Geld mit meinem Namen dest hier mit Lukas Podolski zumachen, ohne dass es vorher sammenarbeiten können.“ sid
Solidarischer Jogi
danken machen: Was möchte
ich? Wie soll es weitergehen?
Dann werde ich mich für einen
konzeptionellen Austausch mit
den Trainern zusammensetzen
und sicher zeitnah mit DFBPräsident Theo
Zwanziger reden. Er hat ja
ein
Gespräch
angekündigt“,
sagte
Löw.
Zwanziger hatte
bereits verkünZu den Löw-Koldet, mit Löw
legen
gehören
verlängern
zu
unter
anderen
wollen.
„Ich
Assistent Hansi
kann mir keinen
Flick,
TorwarBesseren
vortrainer Andreas
stellen“,
hatte
Köpke, Teammader
DFB-Chef
nager
Oliver
nach der geBierhoff
sowie
F i t n e s s t r a i n e r Fußball-Bundestrainer Joa- schafften WMund Psychologe chim „Jogi“ Löw.
Foto: ddp Qualifikation gesagt.
Hans-Dieter Hermann. Die Entscheidung über
ein Engagement über die WM Löw verneinte, dass er für den
2010 in Südafrika hinaus er- Fall eines Misserfolges in der
wartet der 49-Jährige offenbar Qualifikation an einen Rücktritt
noch vor den beiden letzten gedacht hätte. Er räumte jeLänderspielen in diesem Jahr, doch ein: „Aber man weiß ja:
am 14. und 18. November ge- Hätten wir die Qualifikation
nicht geschafft, wäre eine weigen Chile und Ägypten.
tere Zusammenarbeit nicht ein„In den nächsten Wochen wer- fach gewesen“, sagte der Bundpa
de ich mir in Ruhe ein paar Ge- destrainer.
oachim Löw macht eine
Vertragsverlängerung von
einer weiteren Zusammenarbeit mit seinem kompletten
Trainer- und Betreuerstab abhängig. „Das ist eine Grundvoraussetzung, mit
dem Stab bin ich
ja sehr zufrieden“, sagte der
Fußball-Bundestrainer.
J
AM RANDE
Felipe Massa
testet wieder
errari-Pilot Felipe Massa hat
dreieinhalb Monate nach seinem schweren Crash erstmals
wieder Testfahrten in einem Formel-1-Auto absolviert und fühlt
sich bereit für ein Comeback. „Es
lief gut. Ich habe mich gut gefühlt,
und es kam mir so vor, als wäre
der Unfall nie passiert“, sagte der
28-Jährige Mitte Oktober nach seinen Übungsrunden auf der Scuderia-Strecke in Fiorano. Der Brasilianer, der den Regeln entsprechend
nur in einem Ferrari-Modell von
2007 testen durfte, sprach sogar
schon wieder von einer Rückkehr
noch in dieser Saison. „Ich hatte
keine Probleme mit meiner Sehkraft und wäre bereit, nicht nur ein,
sondern auch zwei Rennen hintereinander zu fahren“, so Massa.
Ferrari hatte jedoch schon bekräftigt, dass der Vizeweltmeister in
diesem Jahr nicht mehr zum Renneinsatz kommen werde. Massa
hatte bei seinem Aufprall in eine
Reifenbarriere in der Qualifikation
zum Ungarn-Grand-Prix am 25. Juli
unter anderem schwere Kopfverletzungen erlitten. Auch das linke
Auge war in Mitleidenschaft gezogen worden, nachdem ihn eine etwa 800 Gramm schwere Metallfeder am Helm getroffen hatte. dpa
F
22
RÄTSELSEITE
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
KREUZWORTRÄTSEL
Verlosung: Drei Büchergutscheine
Die Lösung des Rätsels im Heft 19/09 lautete: Entkeimung. Über je einen Büchergut- Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte mit dem Kennwort „Kreuzworträtsel“ und senden Sie diese
schein dürfen sich UMonika Pitzing (Waldheim), Kerstin Kielhorr (Ringleben) und Wolf- bis zum 26. Oktober 2009 an unsere Redaktionsanschrift (siehe Impressum, Seite 24) oder per E-Mail
gang Lattke (Borsdorf) freuen.
Herzlichen Glückwunsch! an: [email protected]. In E-Mails bitte Adresse angeben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
VERANSTALTUNGSHINWEISE | TV-TIPPS
23
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
VERANSTALTUNGEN IN LEIPZIG
Freitag, 16.10.09
Centraltheater, Tel. 1268168, Bosestr.
1; 19.30 Uhr (anschl. Publikumsgespräch): Der Prozess; 20 Uhr: PSZ Spezial: Aufstand der Laien.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
15.30 Uhr: Eine bundesweite Lachparade
– Deutschland peinlich Vaterland.
Marktplatz Liebertwolkwitz, Liebertwolkwitz; 15 Uhr: Liebertwolkwitz – Ein Dorf im
Jahre 1813.
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;
19.30 Uhr: Die Zauberflöte.
Rathaus Markkleeberg, Tel. 35330,
Markkleeberg, Rathausplatz 1; Großer
Lindensaal 20 Uhr: Heute weder Hamlet,
Theater über Ruhm und Scheitern, Verzweiflung und Hoffnung mit Dietmar Voigt.
Soziokulturelles Zentrum KuHstall e. V.,
Tel. 034297 14010, Großpösna,
Hauptstr. 19; 20 Uhr: Hubbe, mei Begahsus, hubbe!, mit Gunter Böhnke & Steps.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Gisela Oechelhaeuser – Die Zeit
verlangt's: 37 Jahre Kabarett Best of.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
20 Uhr: Die Heilige Johanna der Einbauküche.
Zentrum für Psychische Gesundheit der
Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Zentrum für Psych. Gesundheit der Uni
Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr.
10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
16.10.09 BIS 29.10.09
Donnerstag, 22.10.09
Sonnabend, 24.10.09
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Münchener
Freiheit – Eigene Wege-Tour 2009.
Kongresshalle Leipzig, Tel. 140660, Pfaffendorfer Str. 31; Spiegelpalast 20 Uhr:
Caveman, mit Karsten Kaie.
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;
19.30 Uhr: Der Barbier von Sevilla.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
20 Uhr: Heilige Johanna der Einbauküche.
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20
Uhr: Give me fire – Mando Diao.
Haus Auensee, Gustav-Esche-Str. 4; 20
Uhr: Laith Al-Deen – Session 2009.
Kap West, Weißenfelser Str. 25; 20.30
Uhr: Faust – was für eine Tragödie, mit
Christian Haase und Uwe Schütz.
Musikalische Komödie, Tel. 126119,
Dreilindenstr. 30; 19 Uhr: Der Zigeunerbaron.
Sonntag, 25.10.09
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 17 Uhr: 10 Jahre Calmus, Jubiläumskonzert.
Haus Auensee, Gustav-Esche-Str. 4; 20
Uhr: Heather Nova – The Jasmine FlowerTour 2009.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
Stadtgeschichtliches Museum im Alten
Rathaus, Tel. 965130, Markt 1; 19 Uhr:
Konzert mit Neues Bachisches Collegium
Musicum, zum 30-jährigen Bestehen.
Sonnabend, 17.10.09
Alte Börse, Naschmarkt 1; 16 Uhr: Konzert mit dem Frauenchor Leipzig-Süd.
Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4424669, Franz-Flemming-Str.
16; 20 Uhr: ReCartney „The Beatles Tribute Band“.
Marktplatz Liebertwolkwitz, Liebertwolkwitz; 10 Uhr: Liebertwolkwitz – Ein Dorf im
Jahre 1813.
Musikalische Komödie, Tel. 126119,
Dreilindenstr. 30; 19 Uhr: Die Csárdásfürstin.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
20 Uhr: Bist du bereit, die Zahnpastatube
zuzuschrauben, bis dass der Tod euch
scheidet?
Montag, 26.10.09
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Ja, ich will!, mit Anke Geißler.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Jessye Norman
– American Masters.
Dienstag, 27.10.09
academixer, Tel. 21787878, Kupfergasse 2; 20 Uhr: Bernd-Lutz Lange: Heute
hier und morgen gestern.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Immer wieder
Sonntags, präsentiert von Stefan Mross,
mit Stefanie Hertel, Eberhard Hertel, Vincent & Fernando, Die Dorfrocker, Live-Orchester Wolkenlos plus und Überraschungsgast.
Zentrum für Psychische Gesundheit der
Uni Leipzig, Tel. 9724586, Semmelweisstr. 10; 17 Uhr: Abendbesinnung.
Sonntag, 18.10.09
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Fips Asmussen live.
Gohliser Schlösschen, Tel. 589690, Menckestr. 23; 15 Uhr: Oper im Schlösschen,
mit Lena Belkina (Sopran) und Olena Tokar (Mezzosopran).
Marktplatz Liebertwolkwitz, Liebertwolkwitz; 10 Uhr: Liebertwolkwitz – Ein Dorf im
Jahre 1813.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 11 Uhr:
Jugendkabarett der Leipziger Pfeffermühle – Wir kriegen die Krise.
Raum der Stille in der Uniklinik, Liebigstr.
20; 10 Uhr: Gottesdienst.
Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,
Lindenauer Markt 21; Saal 16 Uhr: Bremer Stadtmusik – live!, für Kinder ab 4
Jahren.
Montag, 19.10.09
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Katrin Troendle
& Bert Callenbach – Freikörperkultur.
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Kabarett Funzel – Lachen bis der
Arzt kommt, Best of.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Captain Cook
und seine singenden Saxophone – „Du
bist nicht allein“.
Theater der Jungen Welt, Tel. 4866016,
Lindenauer Markt 21; Saal 10 Uhr: Bremer Stadtmusik – live!, für Kinder ab 4
Jahren.
Dienstag, 20.10.09
Centraltheater, Tel. 1268168, Bosestr.
1; 19.30 Uhr: Alle reden vom Wetter – Die
Klimarevue.
Mittwoch, 28.10.09
Die Unterhaltungsshow „Immer wieder sonntags“ geht auf Tour.
Stefan Mross verbreitet gemeinsam mit Stefanie Hertel, Eberhard
Hertel, Vincent & Fernando, dem Live-Orchester Wolkenlos und
anderen Gästen fröhliche Stimmung und gute Laune. Los geht’s
am 27. Oktober im Leipziger Gewandhaus, um 20 Uhr.
Foto: VA
Mittwoch, 21.10.09
Funzel, Tel. 9603232, Nikolaistr. 6-10;
20 Uhr: Gisela Oechelhaeuser – Die Zeit
verlangt's: 37 Jahre Kabarett Best of.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Vicky Leandros
– Möge der Himmel-Tour 2009.
Heimatverein Holzhausen / Berggut, Tel.
9901716, Zuckelhausener Ring 17; 19
Uhr: Märchen von starken Frauen – Vergnügliche Zwiesprache in Augenhöhe,
Märchenabend mit Wilmi und Wolfgang
Gerber.
Kongresshalle Leipzig, Tel. 140660, Pfaffendorfer Str. 31; Spiegelpalast 20 Uhr:
Caveman, mit Karsten Kaie.
theater fact, Tel. 9614080, Hainstr. 1;
20 Uhr: Die Heilige Johanna der Einbauküche.
Freitag, 23.10.09
Der Anker, Tel. 9128327, Renftstr. 1; 20
Uhr: Konzert mit Jennifer Rostock.
Gewandhaus, Tel. 1270280, Augustusplatz; Großer Saal 20 Uhr: Weltmusik im
Gewandhaus, mit Katia und Marielle Labèque (Klaviere) und Mayte Martin (Gesang).
Große Bühne der Theater-Fabrik-Sachsen, Tel. 4424669, Franz-Flemming-Str.
16; 21 Uhr: Dire Strats – Live on stage.
Kap West, Weißenfelser Str. 25; 20.30
Uhr: Faust – was für eine Tragödie, mit
Christian Haase und Uwe Schütz.
Kongresshalle Leipzig, Tel. 140660, Pfaffendorfer Str. 31; Spiegelpalast 20 Uhr:
Caveman, mit Karsten Kaie.
Oper, Tel. 1261261, Augustusplatz 12;
19.30 Uhr: Giselle
Grassi – Museum für Völkerkunde, Tel.
9731900, Johannisplatz 5-11; Großer
Vortragssaal 19 Uhr: Die Regenbogengesellschaft – Frauen, Männer und Kinder
im heutigen Südafrika.
Heimatverein Holzhausen / Berggut, Tel.
9901716, Zuckelhausener Ring 17; 19
Uhr: Cyclomanie über das Fahrrad und die
Literatur, Lesung mit Elmar Schenkel.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
30 Prozent Rabattzzz.
Donnerstag, 29.10.09
Arena, Tel. 23410, Am Sportforum; 20
Uhr: Status Quo.
Frosch-Café & Theater, Tel. 2251363,
Thomasiusstr. 2; 20 Uhr: Tea for Two,
mit Ming Cheng und Jenny Lübke (Klavier).
Kunsthalle
der
Sparkasse,
Tel.
9869898, Otto-Schill-Str. 4a; 19.30 Uhr:
Hubbe, mei Begahsus, hubbe!, mit Gunter Böhnke & Steps.
Pfeffermühle Interim im Kosmos-Haus,
Tel. 9603196, Gottschedstr. 1; 20 Uhr:
Krötenwanderung, mit Franziska Schneider, Burkhard Damrau und Dieter Richter.
TV-TIPPS
Do., 22.10.2009, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Nur wenn der Arzt die richtige
Diagnose stellt, kann er auch
die entsprechende Behandlung einleiten. Also heißt es in
den meisten Fällen: „Da müssen wir erst einmal einen Labortest machen!“ Fast immer
wird Blut abgenommen. Aber
auch Gewebeproben, Fruchtwasser, Speichel, Urin, Lymphe oder Haare geben den Medizinern wichtige Hinweise
über den Gesundheitszustand.
Am Leipziger Universitätsklinikum befindet sich eines der
modernsten Institute der Laboratoriumsmedizin in Deutschland, das erst in diesem Jahr
wieder das Gütesiegel „summa cum laude“ bekommen
hat. „Hauptsache Gesund“ will
im Jubiläumsjahr der Leipziger
Universität hinter die Kulissen
des Instituts schauen. Im Mittelpunkt der Sendung stehen
die großen Volkskrankheiten
Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs. Welche Werte
sollte der Laie kennen? Was
bedeuten sie und wodurch
kann man sie beeinflussen?
Zudem berichtet das MDR-Gesundheitsmagazin über die erfolgreiche
Spitzenforschung
des Instituts. So entdeckten
Wissenschaftler kürzlich einen
neuen Biomarker für den
Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Ein Marker, der die Diagnostik
für die äußerst bösartige Erkrankung in Zukunft wesentlich erleichtern kann.
(Siehe Reportage auf Seiten
4 und 5 dieser Ausgabe).
Do., 29.10.2009, 21 Uhr
Hauptsache Gesund
(MDR)
Knieschmerzen sind eine regelrechte
Volkskrankheit.
Man schätzt, dass in
Deutschland fünf bis zehn
Millionen Menschen Probleme mit ihren Knien haben.
Die Art des Schmerzes und
seine Ursachen können dabei sehr unterschiedlich
sein. Die Empfindungen können von Ziehen, über Drücken oder Stechen bis hin
zum dumpfen Dauerschmerz
oder krampfartigen Schmerz
reichen. In vielen Fällen beginnen die Knieprobleme
beim Laufen oder Treppensteigen. Manchmal treten
die Beschwerden aber auch
erst nach größerer oder länger andauernder Belastung
auf. Einige Erkrankungen
zeichnen sich sogar durch
Schmerzen in Ruhestellung
aus. Das Gesundheitsmagazin „Hauptsache Gesund“
geht den Ursachen auf den
Grund.
24
STECKBRIEF
Ausgabe 21 / 16. Oktober 2009
Gesundheit und mehr...
WAS IST WO?
IMPRESSUM
GESUNDHEIT UND MEHR...
Das Patientenmagazin des
Universitätsklinikums Leipzig
Herausgeber:
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Der Vorstand
Liebigstraße 18
04103 Leipzig
Telefon: 0341 97 109
Telefax: 0341 97 15 909
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Heiko Leske (v. i. S. d. P.), ,
Kathrin Winkler, Frank Schmiedel.
Universitätsklinikum, Leipzig AöR
5. Jahrgang
In Kooperation mit der Redaktion der
LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Druck: Leipziger Verlags- und
Druckereigesellschaft mbH & Co. KG,
Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig
ÜBERSICHT ÜBER DAS UNIVERSITÄTSKLINIKUM LEIPZIG
WICHTIGE SERVICENUMMERN
Universitätsklinikum Leipzig AöR
Liebigstraße 18
04103 Leipzig
Telefon
(0341) 97 – 109
Internet
www.uniklinik-leipzig.de
E-Mail
[email protected]
Zentrale Notaufnahme
Operatives Zentrum
Liebigstraße 20 (Zufahrt über Paul-List-Straße)
04103 Leipzig
Telefon
(0341) 97 17800
Öffnungszeit
24 Stunden täglich
Öffnungszeit
Schwangerenambulanz
Klinikbesichtigung
Infoabend für
werdende Eltern
24 Stunden täglich
(0341) 97 23494
(0341) 97 23611
(0341) 97 23611
Eine Anmeldung zur Entbindung
ist nicht erforderlich.
Mehr Informationen
www.geburtsmedizin-leipzig.de
Notaufnahme für Kinder
und Jugendliche
im Zentrum für Kindermedizin
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Telefon
(0341) 97 26242
Öffnungszeit
24 Stunden täglich
Blutbank (Blutspende)
Delitzscher Straße 135,
04129 Leipzig
Philipp-Rosenthal-Straße 27c,
04103 Leipzig
Miltitzer Allee 36
(Montags und Donnerstags 13.30 bis 18.30 Uhr)
Hainbuchenstraße 13
(Freitags 14 bis 18 Uhr)
Info-Telefon
(0341) 97 25410
www.blutbank-leipzig.de
Kreißsaal der Universitätsfrauenklinik
Liebigstraße 20a
04103 Leipzig
Zentraler Empfang
Liebigstraße 20
Telefon
(0341) 97 17900
Zentrale Ambulanz-Nummer Innere Medizin
(0341) 97 12222
Zentrale Ambulanz-Nummer Chirurgie
(0341) 97 17004
Zentrale Ambulanz-Nummer Kinderzentrum
(0341) 97 26242
Universitäres Darmzentrum
(0341) 97 19967
Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen
(0341) 97 24202
Neuropsychiatrisches Zentrum (0341) 97 24304
Diabeteszentrum
(0341) 97 12222
Transplantationszentrum
(0341) 97 17271
Universitäres Brustzentrum
(0341) 97 23460
Toxikologische Auskunft
(0341) 97 24666
Kliniksozialdienst
(0341) 97 26206
Seelsorge
(0341) 97 15965
-15967 und -26126
Detaillierte Informationen zu allen Kliniken
und Ambulanzen finden Sie im Internet unter
www.uniklinik-leipzig.de.