3D-Stadtmodelle: „Längst kein Selbstzweck mehr“

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3D-Stadtmodelle: „Längst kein Selbstzweck mehr“
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PRESSEINFORMATION
3D-Stadtmodelle: „Längst kein Selbstzweck mehr“
Karlsruhe/Berlin, 24. September 2014. Auf der INTERGEO steht die Praxis von 3D-Stadtmodellen
im Fokus des Themenslots: „3D fast forward – 3D in der Realität“. Wo stehen wir in Sachen 3DStadtmodelle? Und wo geht die Reise hin? Lust auf den Besuch der Veranstaltung am Mittwoch,
den 8. Oktober, macht ein Gespräch mit Dr. Egbert Casper, Moderator der Veranstaltung und
Sprecher der Special Interest Group 3D.
Quelle: SIG 3D
Spricht Egbert Casper über 3D-Stadtmodelle, dann holt er tief Luft und
fängt an: Anfang der 2000er Jahre sei die Hypekurve aufgrund der
damals explodierenden technischen Möglichkeiten mit großen
Erwartungen gestartet. „Damals hat man gedacht, die Welt habe nur
auf 3D-Stadtmodelle gewartet“, so der Leiter der Special Interest Group
3D (SIG 3D) Dr. Egbert Casper – „aber dem war nicht so“. Als
Allheilmittel für den Weg zur Erkenntnis haben 3D-Stadtmodelle auch
in der Welt der euphorischen Befürworter nunmehr ausgedient. Doch
ihre Existenzberechtigung haben sie mehr denn je.
„Heute stehen wir in der Hypekurve nach der Durchschreitung des
„Tals der Enttäuschungen“ mitten auf dem „Pfad der Erleuchtung““, so
Casper. Man sei realistischer geworden in Bezug auf 3D-Stadtmodelle,
baue nicht mehr ohne weiteres und nur zum Selbstzweck
umfangreiche Modelle auf. Sondern man frage sich heute sehr genau,
welche Anwendungen damit verknüpft, welche Fragestellungen
bearbeitet werden sollen, bevor man sich an die Arbeit mache.
Statt Killerapplikation – viele gute Anwendungen
Anwendungsfelder für 3D-Stadtmodelle gibt es natürlich auch heute
noch zahlreiche, aber nach der einen, alles legitimierenden
Killerapplikation suchen doch noch alle. Fuß gefasst haben die
digitalen Abbilder der Städte in Themen der Stadtplanung und
Stadtentwicklung; auch bei Simulationen im Katastrophenmanagement
– etwa in Hochwassersituationen oder bei Chemieunfällen – kommen
sie zum Einsatz. Städte nutzen ihre 3D-Stadtmodelle, wenn es darum
geht, Immobilien oder Gewerbeflächen zu vermarkten, oder sich auch
im Internet möglichst realistisch oder besonders attraktiv zu
präsentieren. Relativ neu sind die Anwendungsszenarien im Umfeld
der Energiewende. Hier will sich Casper zwar nicht auf den Begriff
„Killerapplikation“ festlegen, aber er sieht doch Potenzial: „Die
Energiewende ist ein extrem spannendes Umfeld für 3D-Stadtmodelle,
denn es gibt zahlreiche Detailprobleme, die mit diesen Modellen
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angegangen werden können.“
DVW – Gesellschaft für
Geodäsie, Geoinformation
und Landmanagement e.V.
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Quelle: TU München
Zu diesen Themenfeldern gehören nach Casper die
energiestrategische Entwicklung von Stadtvierteln. Wisse man
beispielsweise, in welchem Viertel ein Generationenwechsel
bevorstehe, so könne man die energetische Sanierung der Gebäude
dort gezielt planen. Oder aber bei der städteweiten Förderung von
Energiesparmaßnahmen. Da geschähe derzeit oftmals eine Förderung
„mit der Gießkanne“, mit dem Ergebnis, dass einzelne Viertel schon
zugepflastert seien mit Solaranlagen, Dächer in anderen Vierteln aber
noch völlig blank lägen. Mithilfe von 3D-Stadtmodellen ließe sich auch
leichter die Frage beantworten, wo Sanierungsmaßnahmen am
meisten Sinn machen. Oder aber wo Stromtrassen, Windräder oder
Biogasanlagen errichtet werden könnten – oder wo eben nicht. Das
Stichwort ist hier die immer stärker eingeforderte Bürgerbeteiligung.
Casper sieht den Wert von 3D-Stadtmodellen immer da, wo
Entscheider oder Bürger über städtische Veränderungen – und hier
beispielsweise im Umfeld von Energiefragen – informiert werden
müssen. Für Fachleute ist die dreidimensionale Darstellung allenfalls
eine Ergänzung, für Laien in Sachen Geodaten ist sie eine
fundamentale Unterstützung.
Es hat sich viel getan
Woran aber hakt es, wenn man bedenkt, dass zu Beginn des
Jahrtausends eine euphorische Aufbruchstimmung in Sachen 3D
vorherrschte, heute aber dem realistischen Herangehen Platz gemacht
hat? „Es hat sich viel getan“, betont Casper. Viele Städte haben 3DStadtmodelle aufgebaut und setzten sie auch ein. Heute liegen
deutschlandweit Stadtmodelle in einem LOD-1 ( Level of Detail )
genannten Detaillierungsgrad vor. LOD-1, das sind für den
Uneingeweihten an Legosteine anmutende Modelle von Klötzchen, die
die Gebäudelandschaft von Städten darstellen. Für manche
Anwendungen, wie etwa der Analyse von Lärmausbreitung – wie sie
von der EU gefordert wird – oder Feinstaubanalysen sind genau diese
Klötzchenmodelle richtig. In dem Moment, wenn es darum geht, das
Volumen von Gebäuden unter energetischen Gesichtspunkten genauer
zu erfassen, sind die LOD-1-Modelle nicht mehr ausreichend. Möchte
man etwa wissen, ob und wie welche Dächer für den Einsatz von
Solaranlagen geeignet sind, müsste zumindest die Dachform
dazukommen und man wäre bei dem Klötzchenmodell mit Dachform,
oder LOD-2. Das liegt laut Aussagen von 3D-Experten Casper noch
nicht in allen Bundesländern vor. Wenn aber eine Stadt das Modell für
Planungszwecke oder zum Standortmarketing heranziehen will, so
muss ein Modell mit Fassaden her, und wir bewegen und im so
genannten LOD-3.
Veranstalter
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und Landmanagement e.V.
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Das aber liegt nur dann vor, wenn Städte und Gemeinden es selbst
aufgebaut oder in Auftrag gegeben haben. Unterschiedliche
Anforderungen von Ländern und Kommunen führen überdies zu
unterschiedlichen Modellen: Auf dem landeseigenen Stadtmodell von
Köln sei der Dom etwa kaum zu erkennen, im von der Stadt Köln
angefertigten Modell glänze der Dom von sämtlichen Positionen in all
seiner Pracht.
Ein großes Hindernis in der Nutzung und Akzeptanz der digitalen
städtischen Abbilder sieht Casper in der zersplitterten Datengrundlage.
Werden kommunale oder gar Landesgrenzen überschritten, so ist die
Wahrscheinlichkeit groß, dass Daten nicht auf Anhieb zueinander
passen und sie angepasst werden müssen. Das verursache Kosten,
und das wiederum verstärke auch Schranken in den Köpfen der
Anwender.
Die SID 3D ist vor mehr als zehn Jahren angetreten, um Stadtmodellen
zu einem Durchbruch zu verhelfen. Aus ihren Reihen ist das
mittlerweile als Standard etablierte CityGML entwickelt worden, in dem
3D-Stadtmodelle modelliert werden. Die Gruppe will Leitplanken in
Sachen Qualität von 3D-Daten setzen, setzt sich für eine Fortführung
des Liegenschaftskatasters ALKIS um die dritte Dimension ein; und
nicht zuletzt macht sie sich für Anwendungen der 3D-Stadtmodelle
stark. Denn diese sind niemals Selbstzweck, sondern nur ein Mittel, um
Fragestellungen zu beantworten und sachbezogene Lösungen
herbeizuführen.
Und dann nimmt Egbert Casper wieder einmal einen tiefen Atemzug...
Wer mehr zum Thema 3D-Stadtmodelle wissen will: Auf der
INTERGEO findet am Mittwoch, den 8. Oktober von 15:30 bis 17:30
Uhr ein von Dr. Egbert Casper moderiertes Format zum Thema
„3D fast forward – 3D in der Realität“ statt. Nach zehn
Kurzvorträgen mit Praxisbeispielen wird die anschließende
Podiumsdiskussion für jede Menge Zündstoff sorgen.
Das und viele Themen mehr gibt es auf der 20. INTERGEO
vom 7. bis 9. Oktober 2014 in Berlin. Mehr unter www.intergeo.de
Veranstalter
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Über die INTERGEO
Die INTERGEO ist die internationale Leitmesse für Geodäsie,
Geoinformation und Landmanagement. 16.383 Fachbesucher aus 90
Ländern informierten sich auf der zurückliegenden
Kommunikationsplattform bei 516 Unternehmen aus 30 Ländern über
die Innovationen der Branche.
Der DVW e.v. – Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement ist Veranstalter der
INTERGEO.
IHR PRESSEKONTAKT:
HINTE GmbH
Stefanie Wegers
Tel. +49 (0)721/9 31 33-760
E-Mail: [email protected]
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