Wenn in Stuttgart die Palmen fliegen

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Wenn in Stuttgart die Palmen fliegen
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Nr.: 16/12 vom 18.04.2012
Vorboten des Sommers in der Wilhelma:
Wenn in Stuttgart die Palmen fliegen
Viele Menschen fliegen extra in den Süden, um unter Palmen zu liegen, in der Wilhelma ist es
umgekehrt: Hier werden die Palmen an sonnige Plätzchen „geflogen“, damit die Menschen
auch in Stuttgart unter ihnen lustwandeln können. Am frühen Mittwoch Morgen des 18. April
hieß es auf den Subtropenterrassen daher für 20 exotische Passagiere erneut: „Ready to take
off“. Und nur eineinhalb Stunden später waren alle wieder sicher gelandet.
Eine Palme macht zwar noch keinen Sommer – aber vielleicht 20? Denn so viele sind alljährlich zum
großen
Flugtag
eingeladen.
Ihre
Sommerresidenz
liegt
auf
den
mittleren
und
oberen
Subtropenterrassen unterhalb des Aussichtspavillons Belvedere – ein sehr idyllisches aber teils nur
schwer über Treppen zugängliches Terrain. Keine Chance also, die sechs Meter hohen und bis zu
einer halben Tonne schweren Pflanzen samt ihren Kübeln durch pure Manneskraft hier herauf zu
hieven! Und so rückt jedes Jahr Mitte oder Ende April der Kran an, ohne den die schwergewichtigen
Pflanzen nicht zum Abheben zu bewegen wären. Als wachsame Fluglotsen und routinierte
Platzanweiser mit von der Partie sind natürlich die Gärtner – insgesamt neun Männer – denn jede der
20 erforderlichen Einzelflüge und Landungen am Zielort ist Maßarbeit. Bereits Ende März haben die
Gärtner die Palmen mit viel Muskeleinsatz und Know-how aus ihren Winterquartieren bugsiert und an
die frische Luft gesetzt, auf dass sich die exotischen Hoheiten peu à peu an die neue Freiluftsaison
gewöhnen. Auch die exakte Platzierung jeder Palme auf ihrem sommerlichen Stammsitz bleibt
Handarbeit – 14 Pflanzen zieren die obere, sechs die mittlere Subtropenterrasse.
Doch warum all diese Mühe? Lassen sich die als kältetolerant bekannten Chinesischen Hanfpalmen
nicht auch im Freiland überwintern? Das ginge zwar schon, aber eine attraktive Alternative wäre es
nicht. Denn gegen den Frost müssten sie aufwändig in eine optisch wenig ansprechende Schutzhülle
verpackt werden – keine Zierde für den Park. Besser also, die Palmen Ende Oktober wieder ins
Winterquartier zu fliegen, wo sie sich im hohen, luftigen Gewächshaus hinter den Kulissen bei sechs
bis acht Grad ausruhen können. Um im nächsten Jahr erneut in die Luft zu gehen und einen Hauch
von Süden in den Wilhelma-Park zu bringen.
Im Hintergrund: Die Chinesische Hanfpalme
Ihren botanischen Namen Trachycarpus fortunei verdankt die Chinesische Hanfpalme dem
englischen Botaniker Robert Fortune (1812 - 1880) sowie den griechischen Wörter „trachys“ für „rau“
und „karpos“ für „Frucht“. Ihre ursprüngliche Heimat sind die subtropischen Gebiete Zentral- und
Ostchinas, die ersten Samen brachte 1830 der Naturforscher Philipp Franz von Siebold nach Europa.
In den Alpenländern, wo sie bald stark verbreitet war, wird sie heute auch „Tessiner Palme“ genannt.
Ihr schlanker Stamm ist anfangs vollständig, bei älteren Pflanzen nur noch im oberen Teil mit
braunen, zähen Fasern bedeckt, aus denen in China Besen, Bürsten, Matten, Stricke und sogar
regendichte Kleidung hergestellt wird. Über zehn Meter hoch können Hanfpalmen werden, ihre
dunkelgrünen Fächerkronen aus 50 und mehr Blattfächern bestehen. Erst ab einem Alter von zehn
Jahren und einer Stammhöhe von etwa einem Meter beginnt die Hanfpalme im Frühjahr zu blühen –
ein gutes Zeichen übrigens, dass es ihr gut geht.
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Bilder: Impressionen von der Palmenflugshow: vom Abflug über das Landhaus, Schweben über
Stuttgart bis zur sanften Landung und dem Empfang auf den Subtropenterrassen. Fotos: Wilhelma

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