Valentinstag nach Mandarinenten-Art
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Valentinstag nach Mandarinenten-Art
Nr.: 07/13 vom 13.02.2013 Postfach 50 12 27, 70342 Stuttgart Tel.: 0711 / 5402 -124 / -119 [email protected] [email protected] Bunte Vögel auf Brautschau – oder: Valentinstag nach Mandarinenten-Art Nein, es sind keine verkleideten Narren, die Aschermittwoch verpasst haben und nun das Wilhelma-Gehege der Mandschurenkraniche unsicher machen. Vielmehr sind die farbenfrohen Gesellen, die auf dem kleinen Teich ihre Pirouetten drehen, männliche Mandarinenten auf Brautschau. Passend zum Valentinstag – dem Fest der Verliebten – haben sie ihr prächtiges Federkleid angelegt und buhlen um die Gunst der unscheinbar gefärbten Weibchen. Dass die Mandarinenten gerade in bester Balzstimmung sind, passt nicht nur gut zur Symbolik des christlich geprägten Valentinstags. In ihrer fernöstlichen Heimat stehen die Vögel für ein ähnliches Thema – für eheliche Treue. Doch wie das mit der Symbolik mitunter eben ist, so hinkt sie auch hier ein wenig. Zwar halten sich Mandarinenten, einmal gefunden, zunächst die Treue, und die Männchen verteidigen ihre Weibchen vehement gegen Nebenbuhler. Zur nächsten Paarungszeit jedoch ist es mit der Treue meist wieder vorbei. Dann treten die Männchen erneut in Konkurrenz um die weibliche Gunst. Nichtsdestotrotz war es bei chinesischen Hochzeiten lange Zeit Brauch, dem Brautpaar als dezenten Hinweis auf das Treuegelöbnis ein zahmes Mandarinentenpaar zu schenken. Daneben landeten die Vögel wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches regelmäßig im Kochtopf – ob auch bei Hochzeitsgesellschaften, ist nicht überliefert. Zu Zeiten der chinesischen Kaiserdynastien waren die Mandarinenten überdies das Symbol für den siebten Rang der Zivilbeamten, der so genannten „Mandarine“. Ihnen verdankt die Ente auch ihren Namen: Ihr farbenfrohes Federkleid erinnert an die Gewänder dieser chinesischen Staatsdiener. In der Wilhelma leben derzeit vier Männchen und zwei Weibchen dieser symbolträchtigen Entenart, die längst auch in Europa als beliebtes Ziergeflügel gilt. Vor allem wegen des Aussehens wird sie von manchen Züchtern gar als schönste Ente der Welt bezeichnet. Haben sich in der Wilhelma die Pärchen zusammengefunden, sorgen sie jedes Jahr zuverlässig für Nachwuchs. Zum Brüten möchten Mandarinenten am liebsten hoch hinaus. In der Wildbahn bevorzugen sie hohle Baumstämme, oft mitten im Wald, als Nistplatz. Das Weibchen brütet ungefähr 30 Tage. Sobald die Küken geschlüpft sind, verlassen sie das sichere Nest. Dabei springen sie aus teilweise über zehn Meter Höhe und suchen sofort das nächste Gewässer auf. Ihr geringes Gewicht und die biegsamen Knochen schützen sie vor Verletzungen bei dem Sturz aus luftiger Höhe. Die wilden Bestände der Mandarinente sind in den letzten Jahrzehnten stark zurück gegangen. Wie so oft, ist hieran vor allem der Verlust geeigneter Lebensräume Schuld. Dagegen ist die bereits 1745 in Großbritannien eingeführt Ente in Gefangenschaft sehr häufig zu finden. Verwilderte Parkvögel haben in Europa außerdem recht stabile Populationen gegründet – und außer in der Wilhelma brüten die auffälligen Entenvögel beispielsweise auch regelmäßig an den Stuttgarter Bärenseen. –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Bilder 1 - 3: Die männlichen Mandarin-Enten haben pünktlich zum Valentinstag ihr prächtigstes Federkleid angelegt, um die eher unscheinbar gefiederten Weibchen zu beeindrucken. Nach der Paarungszeit tragen auch die Erpel bald wieder ein schlichteres Outfit. (Fotos: Wilhelma)