- Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hamm

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David
Eine Mutmachgeschichte
Bei den Bildern von Kees de Kort handelt es sich um Erzählbilder. Eigentlich
benötigen sie gar keinen Text, zumindest können wir sie uns auch gut ansehen,
ohne den Text zu lesen.
Kees de Kort hat sie ursprünglich für Kinder gemalt. Er schulte sich darin, Menschen
und Dinge so wahrzunehmen, wie Kinder sie aufnehmen. Für die Bibel-Bilderbücher
fügte eine Kommission kurze bündige Texte hinzu. Sie sind in leichter Sprache
geschrieben und jeweils auf einzelne kurze Sätze beschränkt.
Die Bilder nehmen jedoch den größeren Raum ein. Und machen so auch optisch
deutlich: Die Bibel-Bilderbücher von Kees de Kort sind nicht so sehr zum Vorlesen,
sondern vielmehr zum Anschauen und Betrachten.
Die Geschichte, die wir im Gottesdienstraum sehen, heißt: David wird König. Kees de
Kort malt, wie er die Geschichte sieht. Und herausgekommen ist, wie ich finde, eine
Mutmachgeschichte.
Auf dem ersten Bild wird David vorgestellt.1 Er ist ein freundlicher, junger Mann.
Würdet ihr diesem Mann eure Schafe anvertrauen? Vermutlich würden die meisten
ohne zu zögern mit „Ja“ antworten. Mit fester Hand hält er seinen Hirtenstab. Er
stützt sich nicht darauf. Er hält ihn so, dass er ihn jederzeit als Werkzeug oder sogar
als Waffe einsetzen könnte. Mit der anderen Hand fasst er auf seine Hirtentasche. In
seiner Hirtentasche hat er alles, was er für unterwegs braucht. David ist jederzeit gut
versorgt, er hat alles, was er braucht. Eines der Schafe, die er hütet, ist zu ihm
gekommen und hat sich von hinten an ihn geschmiegt. Es vertraut ihm. Gut gelaunt
und zuversichtlich blickt David uns an. Als wollte er sagen: Wir sind willkommen bei
ihm. Wir sind willkommen in seiner Geschichte.
David wohnt noch zu Hause bei seinen Eltern in Bethlehem. Er hütet die Schafe
seines Vaters. Seine Brüder sind schon groß und sind alle älter als er. Er ist ein gut
aussehender junger Mann, braun gebrannt und mit schönen Augen. (1 Samuel
16,11.12) Auf den Bildern von Kees de Kort können wir ihn immer an seiner blauen
Kleidung erkennen.
Auf dem zweiten Bild kommt ein weiterer Mann dazu. Er hat einen leuchtenden
Mantel an, leuchtend gelb ist er, mit rosa Streifen. Mit diesem leuchtenden Gelb weist
Kees de Kort darauf hin, dass Gott im Spiel ist. Mit großer Energie bricht das
leuchtende Gelb in Davids Alltag. Kraftvoll mischt Gott sich in sein Hirtenleben.
Der Mann, den wir sehen, ist der Prophet Samuel. Er hat Salböl mitgebracht. Mit
diesem Öl salbt er den jungen Mann David zum König über Israel. Was für ein
unerhörtes Geschehen! Nicht einen aus der Familie des Königs. Keinen der älteren
Brüder Davids, sondern ausgerechnet ihn, den jüngsten.
In der Bibel wird davon erzählt, wie es war, wenn jemand mit Öl gesalbt wurde. Das
Öl troff dem Gesalbten in den Bart. David hat noch gar keinen Bart. Sicher ist ihm
das Öl in den Kragen gelaufen. Und er hat dabei wohl eine Gänsehaut gekriegt. Was
er hier erlebt, geht ihm unter die Haut. Ab diesem Moment weiß David: Ich werde
später König der Israeliten. (1 Samuel 16,13) Auch wenn er am nächsten Tag immer
noch Schafhirte ist. Und auch in den Wochen drauf immer noch die Schafe seines
Vaters hütet.
1
Wichtige Impulse für die Bildinterpretationen verdanke ich einer Einführungsrede von Mathias Jeschke aus 2012.
Peter Arpad · Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hamm · 13.10.2013
1
Das dritte Bild zeigt Saul als Anführer seiner Soldaten. Sie marschieren in den Krieg.
Das ist kein Vergnügen, obwohl zwei von den fünf Soldaten ganz gut gelaunt zu sein
scheinen. Auch die großen Brüder von David ziehen mit Saul mit. Aus Sauls
Gesichtsausdruck erfahren wir, dass es sich für ihn um eine lästige Pflichterfüllung
handelt. Widerwillig fügt er sich in seine Rolle als König. Irgendwie funktioniert er nur
noch. Ohne wirklich erfüllt zu sein von seiner Aufgabe. ( 1 Samuel 17,1.2+12-14)
Auf dem vierten Bild sehen wir David, der seine Brüder besucht. Die Brüder sehen
entmutigt aus. Und sie haben allen Grund dazu. Denn unter den Philister befindet
sich ein Riese, der unbesiegbar zu sein scheint. Davids Brüder zeigen ihm den
Riesen. Der hat ein gelbes Hemd an und er trägt einen gelben Gürtel. Da ist wieder
dieses leuchtende Gelb wie in dem zweiten Bild mit dem Propheten Samuel. Auch
hier soll es daran erinnern, dass Gott im Spiel ist.
Und in der Tat sieht David nicht missmutig zu dem Riesen. David schaut ihm eher
unvoreingenommen entgegen. Er betrachtet ihn wie eine interessante Erscheinung,
mit der es lohnen könnte, sich zu beschäftigen. David sieht so aus als würde er über
eine Herausforderung nachdenken. (1 Samuel 17,15ff)
Das fünfte Bild zeigt einen furchtsamen, einen erschreckten und erschreckend
kleinen Haufen Soldaten aus dem Volk Israel. Daneben jedoch einen, übergroßen
und ziemlich vorlauten Goliat. Sein gelbes Hemd und sein gelber Gürtel könnte ein
Hinweis drauf sein, dass auch der Riese etwas von Gott bekommen hat, seine
gewaltige Größe nämlich. Es bleibt nur immer die Frage, wie und wofür wir das
einsetzen, was wir von Gott bekommen haben.
David scheint das leuchtende Gelb daran zu erinnern, dass Gott sich einmischen
wird. Es macht ihn sicher, dass Gott ihn nicht allein lassen wird. Und er geht zu König
Saul, das sehen wir auf dem sechsten Bild. Saul allerdings sieht so ratlos aus, wie
einer nur ratlos aussehen kann. Einen Arm vor der Brust verschränkt, die Wange in
die Hand des anderen Arms gelegt. Seine Sorgenfalten sehen wir nicht, sie sind vom
Helm verdeckt. Er sagt kein Wort.
David dagegen, der mit König Saul spricht, sieht recht unbeschwert aus. Vielleicht
riskiert er auch ein bisschen zu viel, aber immerhin ist er ja noch ein Heißsporn. Er
sagt zum König: „Alle haben Angst vor dem Riesen. Aber ich kämpfe mit ihm. Gott
hilft mir.“ David scheint den König überzeugen zu können. Vielleicht ist Saul aber
überhaupt froh, dass es wenigstens noch einen gibt, der in dieser Situation einen
klaren Kopf behält und nicht wie alle anderen kopflos durch die Gegend läuft. (1
Samuel 17,32ff)
Auf dem nächsten, dem siebten Bild kommt es zum Showdown. David und Goliat
stehen sich gegenüber. Das Größenverhältnis ist deutlich, so etwa 4:1. Goliat ist der
Angreifer, er geht drohend und mit erhobenem Speer auf David zu. David aber steht
mit beiden Beinen auf der Erde, sein Gesicht ist grimmig und entschlossen. Er weicht
nicht, holt mit seiner Schleuder aus und - wie in Zeitlupe sehen wir den Stein fliegen,
fast steht er in der Luft. Wie ein beiläufiger Gegenstand, der irgendwie zufällig ins
Bild geraten ist. Aber dieser unscheinbare Stein wird gleich seine umwerfende Kraft
entfalten. (1 Samuel 17,40ff)
Peter Arpad · Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hamm · 13.10.2013
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Das sehen wir auf Bild acht. Der Stein trifft den Riesen am Kopf. Goliat liegt am
Boden. Es scheint fast, als könne niemand flacher und erschlagener am Boden
liegen, wie dieser von David besiegte Goliat. Goliat, hingestreckt von einem
unscheinbar kleinen Gegenstand aus der Schleuder eines Hirtenjungen.
Der Riese ist kein Opfer jener Schwerkraft geworden, die von Newton entdeckt
wurde. Goliat fiel vielmehr jener Schwerkraft zum Opfer, die durch die Sünde des
Menschen in die Welt gekommen ist. Dem Hochmut, der sprichwörtlich vor dem Fall
kommt. Am oberen Bildrand tanzen und jubeln fünf Israeliten, sie sind sehr klein
hinter diesem Koloss Goliat. (1 Samuel 17, 49f)
Das folgende, neunte Bild ist nun erst recht voller Jubel. David wird (wie ein
Torschütze beim Fußball) von einem der Soldaten auf dem Rücken getragen,
wodurch er natürlich größer wird, als er ist. Die Israeliten rufen: „David hat
gewonnen!“ Ungezähmte Freude bricht aus David heraus. Fast können wir sein
Lachen hören.
Zwischen dem neunten und dem letzten Bild ist in unserer Ausstellung eine größere
Lücke. Sie weist auf einen großen zeitlichen Sprung im Leben Davids hin, von der wir
in den Bildern von Kees de Kort nichts erfahren.
Etwa die Eifersucht des König Saul, die sich an Davids Sieg über den Riesen Goliat
und an dessen weiteren Erfolgen entzündet. Oder die Freundschaft zwischen David
und dem Königssohn Jonatan. Schließlich muss David vor Saul fliehen, wird von ihm
gesucht und verfolgt. David hingegen schont bei sich bietender Gelegenheit
großmütig das Leben des Königs, das in seine Hand gegeben ist. (1. Samuel 18ff)
Mit 30 Jahren wird David schließlich König der Israeliten und macht Jerusalem zur
Hauptstadt seines Reiches. (2. Samuel 5,1-10)
Das letzte Bild zeigt einen Triumphzug durch Jerusalem. David bringt den goldenen
Kasten, die Bundeslade nach Hause. In dem goldenen Kasten liegen Tafeln aus
Stein. Auf den Tafeln stehen die Gebote Gottes. Und da ist es wieder, dieses
leuchtende Gelb. Auch die Krone Davids ist daraus gemacht. Sein Gesicht ist erfüllt
von Freude. Er freut sich darüber, dass er beschenkt worden ist. Dass Gott sich in
seine lähmenden Alltagsabläufe eingemischt hat. Solche Lebensfreude strahlt aus,
steckt an.
Und das Bild macht deutlich: es gibt etwas zu feiern. Das ganze Volk musiziert und
tanzt, denn sie wissen: Gott wohnt bei seinem Volk. Es ist ein Bild voller
Begeisterung. Männer, Frauen und Kinder freuen sich darüber, dass bei Gott alle
Dinge möglich sind!
Kees de Kort fordert uns mit seinen Bildern heraus, die Geschichte von David aus
seiner Sicht neu zu entdecken.
Was mir auffiel:
Der lange Weg zum Ziel. Es ist für David ein langer Weg, bis er König wird. Zwischen
der Salbung zum König und der ausgelassenen Freude liegen für David Jahre. Wir
müssen auch in der Ausstellung einen längeren Weg gehen, vom zweiten bis zum
letzten Bild. Also: Nicht verwundert sein, wenn etwas länger dauert. Das Ziel nicht
aus den Augen verlieren. Sich den Herausforderungen der Gegenwart stellen.
Peter Arpad · Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hamm · 13.10.2013
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Aus der Sicht von Kees de Kort nehmen Auseinandersetzungen einen breiten Raum
im Leben Davids ein. Fünf großformatige Bilder schildern Kampfszenen und erinnern
daran: längst nicht immer läuft alles glatt im Leben. Manchmal nehmen Streit,
Auseinandersetzungen und Kämpfe viel Zeit, Kraft und Aufmerksamkeit in Anspruch.
Auch diese Zeiten sind nicht gott-los. Kees de Kort lässt auf seinen Bilden immer
wieder das strahlende Gelb durchleuchten. Und fordert damit dazu auf, in den
Schwierigkeiten, die uns begegnen, die verstecken Möglichkeiten Gottes zu
entdecken. Und sich nicht die Lebensfreude rauben zu lassen.
Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass uns morgen ein Riese begegnet. Aber auch wir
kennen „Riesen“, die uns Angst machen und die uns überlegen scheinen.
Was tust du, wenn jemand dir das Buch wegschnappt! Oder jemand ruft: Ich bin
stark! Ich will kämpfen! Wer von euch traut sich mit mir zu kämpfen?
Es kann sein, dass dir morgen eine Herausforderung begegnet, die dir riesig
vorkommt. Dann sei gewiss wie David, dass dein Gott bei dir ist, und du mit seiner
Hilfe diese Aufgabe bewältigen wirst.
Kees de Kort malt eine Mutmachgeschichte. Was David erlebt hat, macht Mut und
gibt Kraft, Schwierigkeiten mit Gottes Hilfe anzugehen. Gott kann auch uns helfen!
Kein Gegner ist so groß, als dass wir es nicht mit ihm im Vertrauen auf Gott
aufnehmen könnten.
Mut tut gut. Hab nur Mut - es geht gut!
Nun lade ich Sie / euch herzlich ein, im Anschluss an die Eröffnung sich die Sache
selbst vor Augen zu führen. Nicht nur die Geschichte von König David, sondern auch
die anderen Bilder sind aller Betrachtung wert. Die Bilder vom Regenbogen wie von
Jona, die im Erdgeschoss gezeigt werden. Diese mit Text, gleich zweisprachig,
deutsch und holländisch.
Peter Arpad · Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hamm · 13.10.2013
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