Emotional mißbraucht? Nur Gott kann verwundete Herzen heilen

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Emotional mißbraucht? Nur Gott kann verwundete Herzen heilen
Emotional mißbraucht?
Nur Gott kann verwundete
Herzen heilen
J
ESUS sagte: »Lasset die Kinder und
wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich.« (Matthäus 19,14)
Jesus versteht, daß mißbrauchte Kinder
ein wenig davon wissen, was es heißt, die
Schuld anderer zu tragen; die Eltern der
mißbrauchten Kinder sind krank.
Durch sexuellen, körperlichen und geistigen Mißbrauch sind solche Kinder gezwungen, Schmerz, Schuld, Angst und
Wut ihrer Eltern zu tragen – manchmal
für lange Zeit.
Ihre Eltern sind die einzigen Menschen,
die sie kennen.
Diese Kinder sehnen sich nach Liebe,
bekommen aber nichts als Schmerz. Den
Telefonhörer nehmen und jemanden um
Hilfe bitten oder gar wegrennen, kommt
für sie nicht in Frage.
Doch sie rennen weg, sie werden in sich
gekehrt, fliehen tief nach innen, wo fast
niemand sie erreichen kann, und dort bleiben sie für unbestimmte, lange Zeit. Was
die Welt sieht, ist nur das Äußere; dieses
Kind nimmt am Leben teil, doch was man
sieht, ist nur Hülle.
Mißbrauchte Kinder und Erwachsene
sehen die Welt anders als andere. Sie haben Angst vor Ablehnung oder Strafe und
fühlen sich enorm schuldig. Ihre Peiniger
ablehnen? Auf keinen Fall! »Flucht« hat
keine Bedeutung. Mit Minderwertigkeitsgefühlen und mangelndem Selbstvertrauen denken sie, sie müßten es allen Leuten
recht machen. […] Das erzeugt einen heftigen inneren Kampf. Viele mißbrauchte
Menschen wollen nicht nur genial sondern
perfekt sein.
Wenn mißbrauchte Kinder groß werden,
leiden sie unter verschiedenartigen Depressionen. Eigentlich sind sie nicht depres-
siv, wie ich meine, sondern wütend auf
Gott. Wo nach alledem war Gott? Warum
hat Gott so etwas zugelassen an so kleinen
und schwachen Kindern?
Doch! Gott war da – genauso, wie er da
war, als sein Sohn am Kreuz hing. Gott
war da in der Dunkelheit während diesem
schrecklichen Erleben, doch Jesus konnte
ihn nicht sehen. Auch wenn sie ihn nicht
sehen - Gott gibt diesen Kindern die Kraft
diese dunklen Ereignisse zu überleben, die
nicht mal Erwachsene verkraften können.
Jesus versteht, wie abgelehnt und einsam sich diese Kinder fühlen. Wie das?
Auch Jesus erfuhr Schmerz und Ablehnung, als seine Braut ihn ablehnte und sich
weigerte, ihn zu heiraten. Er opferte alles,
doch die Braut sagte: »Jetzt nicht, geh weg,
du störst mich« (vgl. Hoheslied 5,2-6).
Wenn diese Kinder das Evangelium richtig verstehen, begreifen sie, daß Jesus genau nachfühlen kann, welchen Schmerz
und welche Ablehnung sie erfahren haben.
Jesus ist immer noch allein, leidet immer
noch an einer Leere, die über unser Verstehen geht.
Mißbrauchte Menschen allen Alters sehnen sich nach der Botschaft, daß Jesus
wirklich versteht, was sie durchgemacht
haben. Jesus möchte die Last tragen, die
auf sie gelegt wurde, und die sie eigentlich niemals hätten tragen sollen. So ein
Mensch trägt die doppelte Schuldenlast –
die seiner Eltern und seine eigene. Doch
Jesus kann ihm zeigen, wie schön es ist
seine Feinde zu lieben, denen Gutes zu tun,
die ihn hassen, die zu segnen, die ihn verfluchen und für die zu beten, die ihn beleidigen. (vgl. Lukas 6,27.28) Der erste
Schritt, zur Trauerbewältigung eines mißbrauchten Lebens ist: Vergib denen, die
dich verletzt und geschändet haben! Auch
Jesus betete: »Vater, vergib ihnen, denn sie
wissen nicht, was sie tun.« (Lukas 23,34).
Jesus versteht körperlichen Mißbrauch,
denn er wurde verwundet und zerschlagen.
Er weiß zu gut, was es heißt, sexuell mißbraucht zu werden. Er wurde nackt ausgezogen ans Kreuz genagelt, sein Körper
ganz unter der Kontrolle anderer. Dann
wurde er vor aller Welt aufgerichtet, sie
starrten ihn an. Er konnte nichts tun, um
sich vor Schande zu schützen. Die Schaulustigen sammelten sich am Fuß des Kreuzes, spotteten und lachten über seine peinliche Lage, über seine Schwäche (siehe
Psalm 22,7,13-18). [...]
Die Gute Nachricht ist: […] Gott richtet uns auf, wenn unsere irdischen Eltern
uns abgelehnt haben. David sagt: »Denn
mein Vater und meine Mutter verlassen
mich, aber der HERR nimmt mich auf.«
(Psalm 27,10).
Gott ist der einzige, den ich kenne, der
sich treten, anschreien, anschuldigen und
ins Gesicht spucken läßt, und einen doch
nicht aufgibt. Gott ist der einzige, der ein
sturmgepeitschtes Leben nehmen und das
Meer der Probleme beruhigen kann. Nur
Gott kann das verwundete Herz heilen,
nicht mit einem gut angelegten Verband,
sondern indem er ein neues schafft. Vielleicht können Mißbrauchte, die das hören,
sich zum ersten Mal ausdrücken – echt
sein, sich geborgen wissen und verstehen,
was es heißt, bedingungslos geliebt zu
werden.
Es gibt einen Gott im Himmel, der jeden von uns versteht und uns nichts mehr
wünscht, als daß wir seine Kinder werden
und er unser Gott. Ich kann mir keinen
besseren Vater vorstellen als den Gott des
Himmels. Er hat mich aus einem fürchterlichen Schlamassel gezogen und hat meine Füße auf festen Grund gestellt – auf sein
Wort. In seinem Wort finde ich Rat, Ruhe
und Frieden. Durch sein Wort habe ich erfahren, wie sehr er mich liebt. Wenn Gott
ein Kind nehmen kann, dessen Leben jeden Tag vom Mißbrauch betroffen war und
in ihren Mund Lobesworte legt und
Freudenlieder in ihr Herz: dann kann er
alles tun!
Man sagt, jeder hat seine Aufgabe im
Leben. Welche Aufgabe ich habe, weiß ich
noch nicht genau. Doch wenn der Grund
meines Seins darin besteht, jeden Tag als
Charakterzeuge für Gott zu leben, dann
will ich nichts mehr wünschen oder bit-
Barbara McCormick
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Unser festes FUNDAMENT
NR. 2 – 1997
ten. Vielleicht paßt mir das Los nicht immer, das ich gezogen habe, doch mein
Gebet bleibt immer das Gebet Jesu im Garten: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!« (Lukas 22,42)
Gott kennt das Ende schon am Anfang.
Er weiß, was für uns am besten ist. Es
kommt der Tag, an dem ich in mein Leben zurückschauen werde und sage: »Ja,
Gott, ich hätte es nicht anders gewollt.
Danke, Vater.«
(aus 1888 Message Newsletter September
– Dezember 1996)
Er
fa
hrungen mit Gott in Üb
ersee
Erfa
fahrungen
Übersee
A
M ERSTEN Februar landeten wir
in La Paz (Bolivien) und seit dem
ersten März studieren wir […] in
Cochabamba. Wir befinden uns im zweiten Semester und haben wieder viel um die
Ohren. Das Studium macht Spaß, ist aber
nicht immer sehr leicht. Besonders, wenn
wir seitenweise schwere Texte zu lesen
haben, in denen einem viele Worte Spanisch vorkommen!
Wir machen täglich Erfahrungen, die
uns zeigen, daß Gott wirklich am Wirken
ist und diejenigen nicht vergißt, die ihm
vertrauen. Über einige Erlebnisse werden
wir Euch jetzt berichten.
Wir haben hier einen Freund, der Samuel heißt. Sein tiefer Glaube und eine Demut, die man nur selten bei einem Menschen findet, machten einen großen Eindruck auf uns. […]
[Auf einer gemeinsamen Wanderung:]
Um zum Wasserfall zu gelangen, muß man
eine kleine Steigung bewältigen. Etwa auf
mittlerem Wege verspürte Samuel plötzlich einen stechenden Schmerz, der ihn am
Weitergehen hinderte. Anfangs dachten
wir, er sei nur vorübergehend, doch als er
dann nicht abnahm, brachten wir unseren
Freund nach Hause.
Später berichtete man uns, Samuel befinde sich im Hospital Quillacollos, und
es gehe ihm nicht besonders gut. Also besuchten wir ihn. Er hing am Tropf und
konnte nur noch schwer atmen. Die Ärzte
hegten Verdacht auf Tuberkulose. Samuels Lungen bildeten nur noch eine schwarze Masse, wie bei einem langjährigen Kettenraucher. Dabei hat er niemals geraucht!
Man stand vor einem Rätsel, bis sich herausstellte, daß Samuel schwer an Krebs
erkrankt war. Und die Ärzte gaben ihm nur
noch zwei Monate zu leben! Warum gerade er, dachten wir? Warum Samuel, der
seinen Glauben auslebt und nicht nur dem
Namen nach Christ ist, so wie es leider
bei vielen der Fall ist?
Samuel bat uns, für ihn zu beten. Und
so beteten wir, seine Familie, seine Freunde, seine Gemeinde. Und Gott erhörte die
zahlreichen Gebete! Als die Ärzte ihn untersuchten, fanden sie nichts! Ungläubig
wiederholten sie die Untersuchung – mit
demselben Resultat! Da war keine Spur
mehr von dem Krebs, der ihm nach dem
Leben getrachtet hatte.
Wir haben ihn gesehen, wie er – von
der Krankheit geschwächt und an der
Lungenmaschine hängend – trotzdem Gott
und seinen Glauben nicht aufgab. Viele
wären verzweifelt, doch bei ihm war das
ganz anders. Oft war er es, der denjenigen
Mut zusprach, die ihn besuchten, und ihnen sagte, daß man Gott immer vertrauen
könne, auch wenn man nicht immer alles
verstehe. Und wenn Samuel gestorben
wäre, dann wäre das mit der Gewißheit
geschehen, daß Jesus ihn bei seiner zweiten Wiederkunft mit sich genommen hätte, um eine Ewigkeit mit ihm zusammen
zu sein, wie wir das in 1. Thessalonicher
4,13-18 nachlesen können.
Selbst jetzt noch, wo wir diese Erfahrung niederschreiben, die Samuel mit Gott
machen durfte, wird uns ganz anders. Gott
ist am Wirken. Wir haben das schon oft
erfahren dürfen. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,6), und
nur er kann 100%ig helfen.
Samuel ist zwar von den letzten Monaten noch sehr geschwächt und hat noch
immer eine Glatze, doch das wird sich
schnell ändern! Bald werden wir unseren
Plan in die Tat umsetzen können, mit ihm
den Tunari zu besteigen. Darauf freuen wir
uns schon!
Dann ist da Vane, ein Mädchen, das wir
mit etwa 30 weiteren Personen – Studenten, Freunden und Bekannten – zu einem
Bibel-Studien-Lehrgang in unserem Haus
einluden. Anfangs kamen viele. Dann geschah genau das, was wir auch im Gleichnis vom Sämann in Matthäus 13,1-9 und
18-23 finden: Manche der Samen fielen
auf den Weg, andere auf felsigen Boden,
wieder andere unter die Dornen, wenige
aber auf gutes Land. Letzteres versinnbildlicht die Menschen, die Gottes Wort hören, verstehen und dann auch Frucht bringen.
Wie z.B. Vane. Sie hörte nicht nur, sondern setzte sofort alles in die Tat um, was
sie als richtig erkannte. So hält sie jetzt
den Samstag-Sabbat (d.h. den biblischen
Ruhetag), betet und gibt den Zehnten. Natürlich ist das anfangs mit Schwierigkeiten verbunden, doch darauf ruht der Segen. Diesen wird man nie verspüren, solange man Gott nicht ernst und beim Wort
nimmt. Vane hat in der kurzen Zeit, die
sie Gott kennt, schon so viele Erfahrungen mit ihm gemacht, daß es eine Freude
ist. Jetzt gibt sie ihrer Familie und ihren
Freunden Bibelunterricht, da sie die Freude, die sie erfüllt, auch weitergeben möchte.
Wer schwimmen lernen will, muß sich
ins Wasser begeben. Vom Land aus ist das
schlichtweg unmöglich. Wenn wir Gott
wirklich suchen, müssen wir das Wagnis
eingehen und ins Wasser springen! In Jeremia 29,13.14 steht, daß sich Gott von
uns finden lassen wird, wenn wir ihn von
ganzem Herzen suchen! Was den Zehnten
betrifft, können wir ihn sogar prüfen
(Maleachi 3,10). Warum es nicht einfach
tun? Fühlen wir uns vielleicht zu erhaben?
Oder meinen wir, sowieso niemals glauben zu können? Bekennen wir doch Gott
unseren Unglauben und bitten ihn um Hilfe! Wenn wir einige Wochen oder Monate
beten, Gottes Gebote und den Sabbat halten und den Zehnten geben, dann werden
wir spüren, wie Gott uns verändert.
Wir wünschen Dir oder Euch alles Gute
und Gottes reichen Segen!
1995
Edi und Enrique Rosenthal
NR. 2 – 1997
Unser festes FU N D A M E N T
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