ARD-Morgenmagazin Service

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ARD-Morgenmagazin Service
ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 11.02.2013
THEMA:
SCHALLPLATTEN DIGITALISIEREN
Autor:
Frank Aheimer
EXPERTE:
ROBIN CUMPL
Funktion:
Fachjournalist
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Sie sind die Schätze unserer Jungend: Schwarz, flach oder vollflächig farbig bedruckt,
meist beidseitig, meist groß und manchmal klein, irgendwie knisternd, aber leider immer
analog - und damit nicht wirklich geeignet für eine digitale Welt: Schallplatten. Aber zumindest deren Inhalt - der oft mit vielen Erinnerungen verbunden ist - muss gerettet und
tauglich fürs „Jetzt“ gemacht werden. Und das Digitalisieren von Schallplatten ist gar
nicht so schwierig wie man vielleicht denkt und funktioniert schon für recht kleines Geld.
Vom Plattenspieler auf den Computer
Im Grunde werden nur zwei Dinge gebraucht: Ein Audio-Wandler (Vorverstärker), der
das analoge Audiosignal in ein Digitales für den Computer umwandelt und ein alter
Plattenspieler mit analogem Stereoausgang. Wichtig ist hier: Nicht versuchen, sich den
Wandler zu sparen und direkt über den Mikrofon- oder Line-in-Eingang des Computers
aufnehmen. Das ist zwar theoretisch wie auch praktisch möglich, bringt aber meist sehr
schlechte Ergebnisse. Der Grund: Die Audiochips, die die Hersteller in Computern verbauen, sind eher von schlechter Qualität, was das Recording angeht. Daher kann das
Eingangssignal vom Plattenspieler noch so gut sein - der analoge Audio-Eingang am
Computer verschlechtert es. Audio-Wandler, die heute angeboten werden und ab 30
Euro zu haben sind, werden via USB an den Computer angeschlossen. Dabei fallen die
Unterschiede von günstigen und teuren Geräten kaum ins Gewicht – man muss hier
also nicht zum 100 Euro teuren Audio-Wandler greifen. An solche Wandler kann auch
ein analoger Kassettenrecorder angeschlossen werden, so dass auf diesem Wege
auch alte Musikkassetten digitalisiert werden können.
Software für Plattenaufnahmen
Wer einen Audio-Wandler und einen Plattenspieler hat, benötigt noch die entsprechende Software zum Aufzeichnen und zum „Reinigen“ des Audiosignals. Das macht meist
Sinn, da viele alte Platten knistern. Mit der entsprechenden Software kann man so auf
recht einfache Art und Weise Knacken, Brummen und Rauschen entfernen. Eine kostenlose und wirklich empfehlenswerte Software, mit der man das Audiosignal aufnehmen und bearbeiten kann, ist Audacity. Man muss sich allerdings ein wenig damit beschäftigen, um alles zu verstehen, die investierte Zeit lohnt sich aber. Die Filter sind
sehr gut, die Aufnahme kann auch direkt geschnitten und als einzelne MP3-Files abgespeichert werden.
Platten gut vorbereiten
Wichtig ist es die alten Schallplatten vor dem ersten Abspielen gut zu reinigen. Sie sollten staub- und fettfrei sein. Am besten mit einem antistatischen Plattenputztuch abwischen. Es gibt auch antistatische Reinigungsflüssigkeit und die Möglichkeit, die Platte
nass abzuspielen. Hierfür werden entsprechende Systeme zum Nachrüsten des Plattenspielers angeboten.
Bundle von Hardware und Software
Manche Hersteller, wie zum Beispiel Magix, bieten ein Bundle von Hardware und Software zum Digitalisieren von Schallplatten an, das gute Testergebnisse liefert. Der Vorteil: Die Software versucht teilweise selbst die Titel aus der Gesamtaufnahme herauszuschneiden und als einzelne Takes abzuspeichern. Die Tracks werden dann sogar
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mit entsprechenden Informationen wie Gruppe, Interpret, Titelname, etc. versehen. Das
kann klappen - funktioniert aber nicht immer. Handarbeit ist also gefragt.
Spezialgeräte machen es einfacher
Es besteht auch ohne PC die Möglichkeit, Schallplatten zu digitalisieren. Und zwar mit
einem Plattenspieler, der die Songs direkt als MP3 auf USB-Stick speichert. Solche
Geräte (oft USB-Plattenspieler genannt) sind gerade für Laien sehr komfortabel, kosten
- wenn man einen gewissen Qualitätsanspruch hat - aber schnell deutlich über 200 Euro. Hier kann man am Gerät selbst aber nichts oder nur sehr wenig nachbearbeiten.
Heißt: Knack-, Brumm- und Rauschgeräusche werden zwar direkt vom Gerät reduziert,
dazu muss der USB-Plattenspieler aber eine entsprechende Ausstattung besitzen. Da
die einzelnen Musikstücke aber als MP3 auf USB-Stick gespeichert werden, können sie
im Nachhinein am PC bearbeitet werden. Spezielle USB-HiFi-Anlagen können dann
auch Musikkassetten oder CDs in MP3-Dateien umwandeln.
Beschriftung der Musiktracks
Absolut empfehlenswert ist es, die digitalisierten Musik-Tracks von Platte mit Metadaten
wie Titel, Interpret, Gruppe und ähnlichem zu versehen. Dazu benötigt man ein Tool,
mit dem man die entsprechenden Informationen bearbeiten kann. Hier gibt es einige
gute Freeware-Programme wie beispielsweise MP3Tag. Die Software ist außerdem mit
diversen Datenbanken über das Internet verbunden und versucht anhand der eingegebenen Daten die Meta-Tag-Informationen bis hin zum Coverbild zu ergänzen.
Technisch ist das Digitalisieren von Schallplatten oder Bändern also kein Hexenwerk –
es ist vielmehr eine Geduldsprobe. Die Digitalisierung kann nur in Echtzeit erfolgen,
was bedeutet, dass so lange die Platte spielt, so lange dauert auch das Digitalisieren.
Bei einer Platte ist das kein Problem, bei einer umfangreichen Plattensammlung schon.
Es gibt aber auch professionelle Dienstleister, die die Digitalisierung übernehmen. Je
nach Qualität kann das Digitalisieren einer Platte jedoch über 20 Euro kosten. Da kann
es einfacher und günstiger sein, sich das Album als MP3-Downlaod neu zu kaufen.
Weitere Informationen:
Kostenlose Software zum Aufnehmen und bearbeiten am Computer
Audacity: http://audacity.sourceforge.net/
Freeware MP3Tag: http://www.mp3tag.de/
USB-Plattenspieler im Test
http://www.test.de/Musik-digitalisieren-So-sichern-Sie-Ihre-Schaetze-1841204-0/