Praktikumsbericht Maharishi Ayurveda Gesundheitszentrum

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Praktikumsbericht Maharishi Ayurveda Gesundheitszentrum
Traditionelle Chinesische Medizin
Praktikumsbericht Maharishi Ayurveda
Gesundheitszentrum Seelisberg Schweiz
16. Mai bis und mit 21. Mai 2016
Allgemeines:
Das Maharishi Ayurveda Gesundheitszentrum in Seelisberg kann auf eine
lange und bewegte Geschichte zurückblicken.
Ursprünglich wurde es als Grand Hotel Sonnenberg auf dem Seelisberg
(Innerschweiz und oberhalb des geschichtsträchtigen Rütlis) Ende des 19.
Jahrhunderts für den englischen Adel gebaut. Das Hotel war beliebt als
Treffpunkt der gehobenen Gesellschaft und verfügte über einen der
ersten Spabereiche.
Da die englischen Sommergäste zunehmend ausblieben, kam es zu einem
raschen Verfall des pompösen Grand Hotel. In den 1970iger Jahren
übernahm die MERU (Maharishi Europen Research University) das
Gebäude. Maharishi Mahesh Yogi hatte hier ein Zentrum aufgebaut, in
dem Forschung über transzedentale Meditation und Veden betrieben
wird.
1987 entstand hier unter der Leitung von Dr. Oliver Werner die erste
Ayurveda Praxisräumlichkeit. Leider kam es zu einem grösseren Brand
und die Klinik zog in das nebenstehende kleine Chalet um. Ein weiterer
Brand zerstörte Teile des Chalet, sodass ein zusätzliches Gebäude
erbaut wurde, welches mit dem Chalet verbunden ist. Dieses zusätzliche
Gebäude konnte nach den Kriterien des Vasthu (ayurvedische
Architektur nach den Kriterien der Natur) erbaut werden und bot die
Gelegenheit, die Räumlichkeiten für die Ayurvedakuren zu gestalten und
die Klinikräume an optimale Abläufe anzupassen.
Die Patienten können so jederzeit nach den Therapien in ihr Zimmer
oder den Essraum gehen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Dies ist je
nach Behandlung und Wetter sehr wichtig.
TCM am Lindberg
Schickstr. 15 8400 Winterthur
[email protected] www.tcm-am-lindberg.ch
Traditionelle Chinesische Medizin
Das Zentrum bietet Platz für maximal 16 Patienten, was aber selten der
Fall ist. Zwei Behandlungsräume für die Männer sind in einem Stockwerk
lokalisiert,in einem anderen befinden sich zwei für Frauen, zusätzlich gibt
es einen Raum für spezielle Behandlungen wie Nasya oder
Kalarimassage.
Das Meditationszentrum und die Klinik sind aktuell zwei getrennte
Zentren, MERU ist der Vermieter der Liegenschaft.
Das Kernstück der Klinik ist ganz klar das Sekretariat, hier laufen die
Fäden zusammen, es wird alles möglichst optimal koordiniert, was ab
und zu sehr schwierig ist.
Meist kommen die Anmeldungen von extern und die Wünsche sind
unterschiedlich. Viele möchten erst einmal einen Schnuppertag machen,
da die wenigsten Erfahrung mit Ayurveda haben. Einige lesen sich etwas
ein, sind dann aber oft auch mit dem Maharishikonzept verunsichert.
Es herrscht aber eine völlig entspannte Athmosphäre und es wird
betont, dass es um Ayurveda geht und nichts mit den Schlagzeilen zu tun
hat, mit denen vor Jahren die Schweizer Presse für viel Emotionen
gesorgt hat.
Ein Schnuppertag beginnt in der Regel mit der ärztlichen Konsultation,
bei welcher auch die Behandlung festgelegt wird. Da man in einem Tag
nicht sehr viel machen kann, wird meist eine Abhyangha-Massage
verordnet- je nachdem kombiniert mit Stirnguss oder auch Phadadhara
(Fussguss). Ein Schwerpunkt ist das ayurvedische Essen, welches sehr
leicht verdaulich ist, da es für Pancakarma Patienten ausgerichtet ist.
Obwohl sich das Haus selbst als Hotel mit integrierter Arztpraxis
versteht, wird immer wieder betont, dass hier kein Wellnesshotel ist.
Wer Komfort und Schnickschnack sucht, wird enttäuscht sein.
Die Mahlzeiten sind sehr frisch zubereitet und schmackhaft aus
Bioprodukten. Der Koch, ein Engländer und seit Urzeiten hier tätig,
besitzt eine grosse Erfahrung in ayurvedischer Kochkunst. Der
Schwerpunkt liegt ganz klar auf der leichten Verdaubarkeit der Nahrung.
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Die Mahlzeiten werden stets in Buffetform präsentiert, es gibt keinen
Tellerservice, im Gegenteil jeder stellt seinen vorgespülten Teller in das
Gitter der Geschirrspülmaschine. Da die Patienten aufgrund der
Therapien und des persönlichen Rhythmus sehr unterschiedlich essen
hat sich dieses System bewährt. Es schien auch für keinen Patienten
befremdlich oder unangenehm zu sein.
Persönliches:
Der Schwerpunkt meines Praktikum hier lag ganz klar auf den ärztlichen
Konsultationen. Nach der Planung im Sekretariat erhält Frau Dr. Beall
am Morgen jeweils den Ablauf für den Tag.
Der eine Teil beinhaltet eine Liste der Patienten und ihren aktuellen
Therapien, den Zeitpunkt sowie die dafür verantwortlichen
Therapeuten.
Der andere Teil hält die Reihenfolge der Konsultationen und die
Zeitdauer fest. Die Krankengeschichte von Patienten, welche bereits
einmal da waren, liegen vorbereitet auf dem Schreibtisch.
Es kommen sehr viele Patienten aus unterschiedlichsten Gebieten, bei
meinem Besuch waren Geschäftsleute aus England, Amerika und der
Türkei dabei. So werden die Konsultationen oft in Englisch oder
Französisch gehalten, die Patienten schätzen es sehr, dass Frau Dr. Beall
in allen drei Sprachen sehr kompetent ist und ihnen die Dinge jeweils so
genau erklären kann.
Grundsätzlich ist das Publikum sehr heterogen, ein Parkinsonpatient,
früher ein sehr bekannter Bergführer in einem Walliser Tal, eine quirlige
Italienerin und einem Ehepaar mit einem Altersunterschied von über
dreissig Jahren sind nur Beispiele.
Gesamthaft konnte ich in dieser Woche über15 Verläufe kennenlernen,
was für mich sehr spannend war.
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Zuerst wurde in der Konsulation eine allgemeine Bestandesaufnahme
gemacht, der Patient konnte über die Erfahrungen mit der gemachten
Behandlung berichten. Ein wichtiger Punkt war jeweils die Pulsdiagnose,
welcher grosse Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Anders als wie bei der Zungendiagnose kann man im Puls jeweils rasch
eine Veränderung der Eigenschaften feststellen. Für mich war äusserst
spannend zu fühlen, wie sich die Pulsqualitäten im Laufe der
Behandlungen veränderten. Dank der Erfahrung in chinesischer
Pulsdiagnostik war es für einfacher, mich in das ayurvedische Pulslesen
einzufühlen. Es war sehr spannend meine Eindrücke des Pulses mit den
Befunden von Frau Dr. Beall zu reflektieren.
Für die Patienten wurde dies rasch zum wichtigen Ritual. Bevor sie etwas
sagten, wurde Frau Dr. Beall zuerst der Arm entgegengestreckt, damt sie
den Puls lesen konnte. ‘Frau Doktor, you will know’.
Bei der Erstkonsultation, abhängig vom Problem, wurde je nach
Indikation zuerst der grobe Behandlungsplan festgelegt. Da einige der
Patienten keine Zusatzversicherung hatten, durfte man auch nicht die
Kosten aus den Augen verlieren. Es wurde ehrlich besprochen, was
möglich ist, zum Teil auch ein Budget festgelegt, in welchem sich die
Behandlungen bewegen sollten. So konnten die Patienten auch
entspannen und mussten sich nicht ständing Sorgen um die Finanzen
machen.
Die Kuren sind nicht günstig, eine kurze Abhyangha von 30min. kostet
160 Fr, eine lokale Pindasveda 420 Fr., eine ganze Pancakarmakur von 8
Tagen bewegt sich um die 4000 Franken.
Was den Patienten meiner Meinung nach zuwenig kommuniziert wurde,
war, dass die Therapien sehr aufwendig sind. Es wird bei den Präparaten
in der Regel auf Organic Qualität geachtet und viele der Ayurvedaöle
werden individuell im Haus mit den Kräutern in einem grossen Topf
aufgekocht. Ebenso werden zum Beispiel die Dekokt-Einläufe in aller
Früh frisch mit den Kräutern zubereitet und ausgekocht.
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Aus diesem Grund nimmt das Zentrum nach Möglichkeit auch nicht
mehr als je sechs Frauen und sechs Männer.
Das Therapeutenteam arbeitet sieben Tage die Woche und es sind
immer je zwei Therapeutinnen und Therapeuten anwesend. Zusätzlich
gibt es eine Springerin, sie arbeitet als Therapeutin, Sekretärin und
Yogalehrerin.
Abschliessend an die Konsultation wurde die Behandlung für den
nächsten Tag festgelegt und erklärt.
Vor dem Abreisetag wird Wert auf eine ausgiebige Konsultation gelegt.
Hier wird vor allem das weitere Vorgehen besprochen, wie die
eingeleitete Reinigung im Gesundheitsalltag weiterzuführen wäre und wie
das neu erlangte Gleichgewicht gehalten werden kann.
Die Patienten sollten sich Notizen machen und Fragen stellen. Es war
schön zu sehen, wie viele nach sehr kurzer Zeit wieder Glanz in die
Augen bekamen, wie die Haut mehr leuchtete und die Leute eine
wunderbare Ruhe ausstrahlten. Ich hoffte für jeden einzelnen, dass er
sich dieses gute Gefühl möglichst lange bewahren kann- fürchte aber,
dass der Alltag darauf keine Rücksicht nehmen wird. Aber vielleicht
geling es dem einen oder anderen dieses postive Gefühl zu verankern
und sich in schwierigen Situationen daran zu erinnern.
Es bestand immer ein herzliches Verhältnis zwischen Arzt und Patient,
sowie generell unter dem ganzen Team. Man konnte gut spüren, dass
alle Mitarbeiter schon lange Jahre miteinander zusammenarbeiten und
gegenseitig ein grosses Vertrauen herrscht. Frau Dr. Beall bringt eine
25jährige Erfahrung in Ayurveda mit sich, der Koch ist seit mehr als 10
Jahren hier (er meinte seit 60 Jahren…und sei eh ein Seelisberger
Urgestein) ebenso arbeiten die Therapeuten schon jahrelang zusammen.
Dies ist vor allem in der Synchronmassage zu spüren und zu sehen, die
beiden Damen arbeiten wie eine Hand. Bei den Männern sei es ebenso,
wie mir ein Patient berichtete.
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Dieses positive und ruhige Grundgefühl ist sicher eine der Stärken der
Klinik, man fühlt sich vom ersten Moment an aufgehoben und umsorgt.
Das Angebot der ayurvedischen Therapien ist praktisch vollständig.
Sämtliche Massageformen, daneben alle Arten von Bastis,
Beutelanwendungen, Fuss und Gesichtsmassagen, ölige Stirn-oder andere
Güsse, aber auch kosmetische Anwendungen werden angeboten und
auch sicher ausgeführt. Dieses grosse Spektrum an Therapien ermöglicht
es Frau Dr. Beall natürlich sehr spezifische Schwerpunkte zu legen.
Gerade diese Individualität ist eine grosse Stärke des Ayurveda und ich
habe selten ein Zentrum gesehen, in welchem dies alles angeboten
wurde.
Bei Eintritt wird jeweils die Toxinsituation evaluiert und gegebenenfalls
muss vor dem Ausleiten gereinigt werden. Dank des vorab verschickten
Fragebogens kann Frau Dr. Beall oft schon abschätzen, ob viel Giftstoffe
im Körper vorhanden sind.
Bei Unsicherheit wird zuerst mit dem Patienten telefonisch besprochen,
wie die Situation aussieht. Frau Dr. Beall ist sehr vorsichtig und
gewissenhaft, sie möchte auf keinen Fall irgendein Risiko eingehen. Die
klassische Pancakarma ist ein drastisches Ausleitungsverfahren und wird
oft von den Patienten unterschätzt. Bei meinem Aufenthalt waren einige
überrascht von der Intensität, obwohl sie stets gut instruiert und
vorgewarnt worden waren.
Bei Patienten, welche durch einen vorhergehenden Aufenthalt in der
Klinik bekannt waren, gleichzeitig auch sehr diszipliniert und achtsam
waren, gab es die Möglichkeit einer Vorbehandlung zu Hause.
Sie bekamen die ärztliche Verordnung für die Gheemenge, welches sie
trinken sollten in aufsteigender Dosierung, danach wurde eine sanfte
Virecana durchgeführt (therapeutisches Abführen mit Rizinusöl).
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Mit dieser Vorbereitung konnten die Patienten gleich bei Ankunft in der
Klinik in den klassischen Pancakarma Therapien weiterfahren. Dies
erforderte, dass sie sich vorab schon mit leichter vegetarischer Kost
ernährten, ebenso auf Wein und Kaffee verzichteten.
Vamana (therapeutisches Erbrechen) wird in der Klinik nicht
durchgeführt, es wurde von Maharishi untersagt.
Den Patienten wird zudem regelmässig eine Stunde Yoga am Vormitttag
angeboten, zudem gibt es abends oft die Möglichkeit an Kurzvorträgen
teilzunehmen. Es werden verschiedene Themen behandelt wie zum
Beispiel die Grundprinzipien des Ayurveda, die Dosha Lehre, oder auch
die ayurvedische Bauweise (Vasthu).
Zudem gibt es im Dorf Seelisberg noch den Veda- Shop. Hier werden
verschiedene Produkte angeboten von Dhalgewürzmischungen über
Oele, interessante Bücher zum Thema Ayurveda (auch Kochbücher),
vedische Musik und Kosmetik. So können die Patienten sich
Inspirationen und auch Beratung für den Alltag holen, sich mit den
geeigneten Gewürzmischungen versorgen und sich auch mit dem Thema
des Ayurveda zu befassen.
Ebenso hat die Aromatherapie hier im Haus einen grossen Stellenwert
und Tradition, es wird häufig zusätzlich mit Aromaölen gearbeitet, die
Patienten schätzten dies sehr.
Viele dieser Substanzen haben eine starke Wirkung auf den Geist und
rufen eine sofortige Veränderung der Stimmungslage herbei.
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Zusammenfassung:
Die Woche in dieser Klinik hat mir sehr viele spannende Einblicke
gewährt.
In einer phantasischen Landschaft eingebettet, der wunderbaren
Kombination vom Vierwaldstättersee und noch schneebedeckten
Bergen, allein dies ist schon ein erster Schritt für viele Patienten in
Richtung Gesundheit und Wohlbefinden.
Die Ruhe des Hauses und der darin arbeitenden Menschen überträgt
sich sofort. Die Sprechstunden werden ohne Hektik abgehalten und die
Zusammenarbeit zwischen Frau Dr. Beall und der Sekretärin Frau
Amann funktioniert wunderbar, auch schwierige Situationen werden
elegant aufgefangen.
Für mich war einmalig zu erleben, wie sich die Patienten durch die
Behandlungen und Konsultationen verwandelten, viele konnten nur eine
Woche, wie ich bleiben- die Schlusskonsultation mitzuerleben war toll.
Die Motivation aller, etwas in ihrem Leben zu verändern, war gross und
die einfachen Tipps von Frau Dr. Beall punkto Ernährung und Lebensstil
wurden emsig notiert und ich bin sicher, dass dies oft besser umgesetzt
wird, als das vielleicht in meiner Praxis der Fall ist.
Das eigene, direkte Erleben der Veränderungen nach einer Kur führte zu
einer starken Motivation.
Vielleicht werde ich mir noch mehr zum Ziel setzen einfach zu bleiben in
den Veränderungsvorschlägen, aber auf diesen zu bestehen.
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