pdf, 141 KB - Bundesanstalt für Gewässerkunde
Transcription
pdf, 141 KB - Bundesanstalt für Gewässerkunde
BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE REFERATE M1 UND M2 Die Niedrigwasser-Situation in den Bundeswasserstraßen im April 2010 Insbesondere im Rhein- und im Wesergebiet liegen Wasserstände (W) und Abflüsse (Q) derzeit auf einem für die Jahreszeit auffallend tiefem Niveau. Nichtsdestotrotz sind derzeit im gesamten Bundesgebiet noch keine extrem niedrigen Pegelstände zu beobachten; es gibt momentan auch noch keine Behinderungen des Schiffsverkehrs. Foto: Bundesanstalt für Gewässerkunde Reibungsloser Schiffsverkehr auf dem Rhein nahe der Loreley am 22. April 2010 Die Fließgewässer reagieren damit auf ein Niederschlagsdargebot, das landesweit in allen Monaten diesen Jahres unter dem vieljährigen Durchschnitt blieb. Zwar gibt es diesbezüglich regionale Unterschiede, aber insbesondere im Südwesten Deutschlands lagen die Monatsmittel großräumig bei maximal 75% des Üblichen. Zudem waren die teils umfangreichen Schneedeckenvorräte zumindest in den tieferen Lagen bereits im Februar abgeschmolzen. Die Lage im Bundesgebiet Grundsätzlich ist hervorzuheben, dass das Wasserdargebot in den Bundeswasserstraßen derzeit noch deutlich von eventuellen kritischen Werten entfernt ist. Es gibt somit momentan auch keine Einschränkung der Nutzung oder aktuell akute ökologische Probleme aufgrund der Wasserführung. Allerdings sind die aktuellen Wasserstände und Abflüsse für das Frühjahr, das in Deutschland außerhalb des Alpenraums im Allgemeinen normalerweise durch Wasserreichtum gekennzeichnet ist, eher außergewöhnlich. Die nachstehende Übersichtstabelle ermöglicht einen zahlenmäßigen Überblick. Auffällig: Die Lage gleicht der bereits im Jahre 2007 eingetretenen Situation, wenngleich beschränkt auf den Westen und Süden Deutschlands. An den Pegeln der Oder und der Elbe sind die vieljährigen mittleren Niedrigwasserstände (MNW) bzw. die mittleren Niedrigwasserabflüsse (MNQ) noch nicht in Sicht, hier werden sogar die im April im Durchschnitt der Jahre zu erwartenden Wassermengen vielfach noch überschritten. - 1 - BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE REFERATE M1 UND M2 Übersichtstabelle: Derzeitige Wasserstände und Abflüsse im Vergleich zum vieljährigen mittleren und extremen Niedrigwasser des Monats April in Deutschland Pegel 23.04.2010 MNQApril NQApril 1944-2009 [m³/s] 1944-2009 [m³/s] Hofkirchen (Donau) Maxau (Rhein) Abfluss Qaktuell [m³/s] Wasserstand Waktuell [cm] 596 300 441 251 1040 502 702 395 Würzburg (Main) 94,4 42,0 96,0 155 Cochem (Mosel) 197 68,0 176 233 Köln (Rhein) 1820 955 1280 208 Dresden (Elbe) 317 130 364 217 Neu Darchau (Elbe) 824 367 940 372 Hohensaaten-Finow (Oder) 602 254 896 460 Intschede (Weser) 299 106 269 163 Versen (Ems) 51,7 51,6 116 17,4 Die Pegelstände der Ems liegen im Bereich der „normalen“ Niedrigstände (MNQ) im April; Weser und Mosel zeigen dagegen aktuell bereits moderate Unterschreitungen der jeweiligen MNQ (um rd. 10%). Pegel Köln/Rhein Bezugsperiode für mMQ u. mMNQ: 1944-2006 10000 2010 2007 2003 1976 9000 8000 Q (m³/s) 7000 6000 5000 4000 3000 mMQ 2000 mMNQ 1000 01 .D ez 01 .N ov 01 .O kt 01 .S ep ug 01 .A 01 .J ul 01 .J un 01 .M ai 01 .A pr 01 .M rz 01 .F eb 01 .J an 0 Abb. 1: Pegel Köln (Rhein): Abflussganglinien der Jahre 1976, 2003, 2007 und 2010 im Vergleich mMQ: langjähriger mittlerer Monatsabfluss, (DATEN: WSV) mMNQ: langjährig gemittelter monatlicher Niedrigwasserabfluss Die deutlichsten Abflussdefizite sind derzeit an der Donau und insbesondere am Rhein zu verzeichnen. Die Übersichtstabelle weist für den Pegel Köln aus, dass der langjährig gemittelte monatliche Niedrigwasserabfluss um 540 m³/s (bzw. rd. 30%) unterschritten wird. Anhand Abbildung 1 wird deutlich, dass die April-Extremniedrigstände der jüngeren Vergangenheit (aus den Jahren 1976, 2003 und 2007) allerdings noch nicht erreicht werden. - 2 - BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE REFERATE M1 UND M2 Pegel Konstanz (Bodensee) 550 1976 2003 2007 2010 500 MHW 450 W [cm] 400 350 MW 300 250 NW 200 01. Jan 01. Feb 01. Mrz 01. Apr 01. Mai 01. Jun 01. Jul 01. Aug 01. Sep 01. Okt 01. Nov 01. Dez Abb. 2: Pegel Konstanz (Bodensee): Wasserstandsganglinien der Jahre 1976, 2003, 2007 und 2010 im Vergleich MHW: vieljährig gemittelter Jahreshochwasserstand , Periode 1944-2009 MW: mittlerer jährlicher Wasserstand, Periode 1944-2009 DATEN: LUBW NW: niedrigster gemessener Wasserstand, Periode 1944-2009 Angesichts dessen, dass gerade am nördlichen und westlichen Alpenrand derzeit eine ungewöhnlich niedrige Wasserführung in den Oberflächengewässern zu registrieren ist, wird die Abflusssituation am Rhein durch die ausgleichende Wirkung des großen Wasservolumens des Bodensees noch abgemildert. Auch hier ist der Wasserstand im Monatsvergleich bereits unterdurchschnittlich. Abbildung 2 macht erkennbar, dass hier dennoch, und zwar deutlicher noch als am Pegel Köln, die Extreme früherer Jahre überschritten werden und eine Niedrigwasserstützungswirkung erhalten ist. Ausblick Abb. 3: Pegel Köln (Rhein): Wasserstandsvorhersage bis zum 27.04.2010 Die weitere Entwicklung der Wasserstände und Abflüsse hängt stark von den kommenden Niederschlägen ab. Die vom Deutschen Wetterdienst (DWD) für den Anfang der 17. Kalenderwoche - 3 - BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE REFERATE M1 UND M2 vorhergesagten Niederschläge werden keine Entspannung der Lage bringen. Ausgiebigere Niederschläge werden vom DWD frühestens ab Anfang Mai erwartet. Somit ist mit einem weiteren allmählich Absinken der Wasserstände zu rechnen. Abbildung 3 zeigt die Wasserstandsvorhersage für den Rhein bei Köln. Aktuelle Wasserstände und Vorhersagen finden Sie im Elektronischen Wasserstraßen-Informationssystem (www.elwis.de) unter „Gewässerkundliche Informationen“ - „Wasserstände“. Koblenz, den 23.4.2010 J.U. Belz (M1) S. Rademacher (M2) - 4 -