Reflexionen über den ICD-Revisionsprozess aus einer
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Reflexionen über den ICD-Revisionsprozess aus einer
STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization Reflexionen über den ICD-Revisionsprozess aus einer Entpathologisierungs- und Menschensrechtsperspektive STP 2012, Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization 1. Einführung: Der Stand der Debatte Zwei wichtige Zeitpunkte für den Trans*1-Entpathologisierungsaktivismus kommen näher: Die im Mai 20132 vorgesehene Veröffentlichung des DSM-5, sowie die Vorstellung des ICD-11 auf der Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation, die voraussichtlich im Mai 2015 stattfinden wird3. Während die Lektüre der DSM-5-Entwürfe zeigt, dass die Hauptforderung von STP 2012, die Streichung der mit geschlechtlichen Transitionsprozessen verbundenen Diagnosekategorien, weiterhin unerfüllt ist, richtet sich die Aufmerksamkeit des Entpathologisierungsaktivismus momentan vor allem auf den ICD-Revisionsprozess. Ebenso wie im Fall des DSM fordern wir die Streichung der Diagnosekategorien F64 „Störungen der Geschlechtsidentität“ und F65.1. „Fetischistischer Transvestitismus”4 aus der ICD. Gleichzeitig schlagen wir5, parallel zu anderen Aktivismusnetzwerken6, die Einführung einer nicht-pathologisierenden Nennung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung7 in der ICD vor, als ein nicht auf Krankheit beruhender Gesundheitsprozess, mit dem Ziel, die öffentliche Kostendeckung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung aus einer Entpathologisierungsperspektive zu erleichtern. 1 In dem vorliegenden Text nimmt der Begriff ‘Trans*’ Bezug auf all diejenigen Personen, die Formen des Geschlechtsausdrucks oder –Identität gewählt haben, die sich von dem, bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht unterscheiden, einschließlich, unter vielen anderen, transsexuelle Personen, transgender, travestis, hijra, fa’afafine, two spirits, cross dressers, gender queer und andere, in Verbindung stehende Selbstbestimmungen und alternative Identitäten. 2 Siehe: http://www.dsm5.org (aufgerufen: Juni 2012). 3 Siehe http://www.who.int/classifications/icd/revision/timeline/en/index.html (aufgerufen: Juni 2012). 4 Deutsche Übersetzung: Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation (2012). Englischer Originaltext: “Gender Identity Disorders”;“Fetishistic Transvestism” (WHO 2004). 5 Internationales Netzwerk für Trans*-Entpathologisierung (2009); STP 2012 (2011). 6 TGEU / ILGA-Europe (2009); TGEU (2009). 7 Wir verstehen unter ‘trans*-spezifische Gesundheitsversorgung’ die Behandlungen, die mit der Gesundheit der Trans*-Personen und der Entwicklung in ihrem selbstgewählten Geschlecht in Verbindung stehen, sowohl in Bezug auf Prozesse trans*-spezifischer Körperveränderung (Hormonbehandlung, Brustchirurgie, Hysterektomie, genitale Chirurgie, Elektrolyse, post-operative Folgebehandlung), sowie spezifische Aspekte, die in einer allgemeinen, an Trans*-Personen gerichteten Gesundheitsversorgung zu beachten sind (gynäkologische / urologische Behandlung, sexuelle und reproduktive Gesundheit, onkologische Vorsorge, Beratung und Psychotherapie, etc.). 1 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization Im Verlauf der letzten Jahre hat die Forderung einer Entpsychopathologisierung der Trans*Ausdrucksweisen und Identitäten eine zunehmende Unterstützung erhalten, sowohl von Seiten internationaler Netzwerke8, Berufsverbänden9, öffentlicher Regierungen10, als auch von internationalen Körperschaften, unter ihnen der Europarat11 und das Europäische Parlament12. Außerdem unterstützen verschiedene internationale Erklärungen und strategische Dokumente13 die Notwendigkeit einer öffentlichen Kostendeckung trans*-spefizischer Gesundheitsversorgung, sowie die Bedeutung einer Abschaffung pathologisierender Bedingungen in gegenwärtig gültigen Gesetzen, welche die amtliche Veränderung des Namens- und Geschlechtseintrages regeln. In zahlreichen Diskussionsforen14 hatten wir die Gelegenheit, mit Trans*-Aktivist_innen aus verschiedenen Teilen der Welt über die Prioritäten und Strategien des Entpathologisierungsaktivismus und der Gesundheitsrechte von Trans*-Personen zu sprechen. Parallel zu einem zunehmenden Konsens über die Notwendigkeit der Streichung gegenwärtiger Diagnosekategorien stellen wir die Existenz unterschiedlicher Vorschläge in Bezug auf die Einführung eines nicht-pathologisierenden Codes in der ICD fest, die sich je nach der Situationen des Zugangs zur Gesundheitsversorgung und den Charakteristiken der Gesundheitssysteme in verschiedenen Teilen der Welt unterscheiden15. In diesem Sinne stehen wir vor der Herausforderung, Vorschläge für die Einführung einer nicht-pathologisierenden Referenz trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung in der ICD-11 unter Berücksichtigung folgender Aspekte zu entwickeln: 1. das Prinzip der Entpathologisierung, 2. das Recht auf Zugang zu einer öffentlich gedeckten Gesundheitsversorgung, 3. die Charakteristiken der Gesundheitssysteme in verschiedenen Teilen der Welt, 4. die Vielfalt der Lebensläufe und Identitäten von Trans*-Personen und 5. der kulturell spezifische Charakter der Bedürfnisse in Bezug auf gesundheitliche Versorgung von Personen in geschlechtlichen Transitionsprozessen. Unter Berücksichtigung dieser Komplexität, möchten wir aus der Perspektive des STP 2012 Koordinationsteams einige Reflexionen über den ICD-Revisionsprozess, den Vorschlag der 8 Andía Pérez (2009); APTN (2010); ILGA-Europe (2010); TGEU / ILGA-Europe (2009); MSM-GF (2010); STRAP (2010); TGEU (2009; 2010). 9 SOCUMES (2010); WPATH (2010). 10 Gobierno español (2010); Ministère des affaires étrangéres et européennes et du ministeré de la santé et des sports (2010). 11 Council of Europe (2011); Hammarberg (2009; 2011). 12 European Parliament (2011). 13 Council of Europe (2010a, 2010b; 2011); European Network of Legal Experts in the non-discrimination field (2012); Hammarberg (2009); European Parliament (2011); Yogyakarta Principles (2007). 14 STP 2012 nahm, unter anderen, im November 2011 an einer Arbeitstagung in Den Haag teil, die von Global Action for Trans* Equality (GATE) mit der Zielsetzung organisiert wurde, Vorschläge für die Einführung einer nicht-pathologisierenden Nennung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung in der ICD11 zu diskutieren und auszuarbeiten. 15 In 2011 veröffentlichten wir einen Reflexionstext, der verschiedene Argumentationslinien zur Begründung einer öffentlichen Kostendeckung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung analysiert (STP2012 2011). 2 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization Einführung einer nicht-pathologisierenden Nennung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung und der Erstellung eines theoretischen Rahmens für die Begründung ihrer öffentlichen Kostendeckung aus einer Entpathologisierungs- und Menschensrechtsperspektive teilen. 2. Reflexionen über den ICD-Revisionsprozess 2.1. Die gegenwärtige Situation Unsere Reflexion geht von einer Analyse der momentanen Situation der Gesundheitsversorgung von Trans*-Personen in verschiedenen Teilen der Welt aus, in Bezug auf die wir folgende Aspekte beobachten16: • Fehlender Zugang zu einer öffentlichen Gesundheitsversorgung im Allgemeinen, und zu trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung im Besonderen, in verschiedenen Teilen der Welt. • Der Fortbestand eines gesetzlichen Verbots von Genitalchirurgie und/oder Praktiken des cross-dressings in einigen Ländern. • Praktiken der Selbstverschreibung von Medikamenten, Selbsteingriffen und medizinischen Behandlungen in risikoreichen Bedingungen, verstärkt durch den fehlenden Zugang zu einer öffentlich gedeckten trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität. • Erfahrung von Diskriminierung im Gesundheitssystem, die einen zukünftigen Zugang zum Gesundheitssystem erschweren können. • Eine fortbestehende Existenz von ‚Konversionstherapien‘ oder ‚Reparativen Therapien‘, sowie anderen Formen institutioneller Gewalt und nicht auf Konsens beruhender Behandlungen von Trans*-Personen. In den wenigen Ländern der Welt, in denen eine öffentliche Kostendeckung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung existiert, werden außerdem folgende Aspekte beobachtet: • Zugangsbarrieren, die mit dem einschränkenden Charakter der Diagnosekriterien in Verbindung stehen. • Das Weiterbestehen eines externen Evaluationsverfahrens17 im Zugang zu trans*spezifischen Behandlungen. 16 Die Beschreibung der aktuellen Situation beruht auf zahlreichen Gesprächen, die wir mit Trans*Aktivist_innen verschiedener Weltregionen geführt haben. Außerdem lassen sich Analysen der Gesundheits-, legalen und sozialen Situation von Trans*-Personen u.a. in folgenden Studien und Berichten finden: Allessandrin in: Espineira, Macé, Guillot, Thomas, Reucher, Allessandrin (2011); Cabral, Hoffman (2009); Council of Europe (2011); Grant, Mottet, Tanis, et al. (2011); Hammarberg (2009); Human Rights Commission (2008); Human Rights Watch (2011); O’Flaherty, Fisher (2008); REDLACTRANS (2010); Russian LGBT Network (2011); Sood (2010); Whittle, Turner, Combs, Rhodes (2008); Winter, Chalungsooth, Teh, et al. (2009). 3 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization • Praktiken der Selbstverschreibung von Medikamenten und Selbsteingriffen, verstärkt durch Zugangsschwierigkeiten zu einer trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung. • Die unzureichende Qualität trans*-spezifischer chirurgischer Eingriffe im öffentlichen Gesundheitswesen und, in Folge, die Fortsetzung sozialer Ungleichheit im Zugang zu einer trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität. • Das Risiko einer Pathologisierung, Medikalisierung und Unsichtbarmachung von Formen des Geschlechtsausdrucks und -Identitäten in Kindern und Jugendlichen, die nicht mit einer zweigeschlechtlichen und heterozentrierten sozialen Norm übereinstimmen, durch die gegenwärtige Kategorisierung. Wir beobachten eine enge Verbindung18 zwischen einer Klassifizierung der Ausdrucksformen, Lebensläufe und Identitäten von Trans*-Personen als psychische Störung und der Stigmatisierung, Diskriminierung und des Ausschlusses von Trans*-Personen aus sozialen und Erwerbskontexten, einschließlich des Risikos, Situationen transphobischer Gewalt und institutionellem Missbrauch ausgesetzt zu sein, sowie Formen internalisierter Transphobie und Praktiken der Selbstverletzung, mit den damit verbundenen Gesundheitsrisiken. Gleichzeitig stellen wir einen Einfluss der psychiatrischen Klassifizierung in den derzeitigen Gesetze zur Anerkennung der Geschlechtsidentität durch die Diagnoseanforderung fest. Außerdem sind in vielen der aktuell gültigen Gesetzen Anforderungen wie die Sterilisierung und Genitalchirugie eingeschlossen, welche die Ausübung eines vollständigen Bürgertums einschränken und die Menschenrechte der Trans*-Personen verletzen19. Ausgehend von diesen Überlegungen, stellen wir fest, dass die Haupforderungen von STP 201220 weiterhin Gültigkeit besitzen: • Streichung des Abschnitts “Störungen der Geschlechtsidentität” und der Kategorie „Transvestitischer Fetischismus“ / „Fetischistischer Transvestitismus“ 21 sowohl aus dem DSM als auch der ICD. 17 Mit ‘externes Evaluierungsmodell’ beziehen wir uns auf die Regulierung des Zugangs zu Hormonbehandlung und chirurgischen Eingriffen durch einen Prozess der Beurteilung durch Psychiater_innen, Psycholog_innen und anderen spezialisierten Fachkräfte, welche die Rolle erhalten, die Erfüllung der Diagnosekriterien und aufgestellten Bedingungen zu bestätigen, im Unterschied zu Ansätzen, die auf einen Prozess der Information, freiwilligen Beratung und Informierter Einwilligung beruhen. 18 Siehe Winter, Chalungsooth, Teh et al. (2009). 19 Im Jahre 2009 stellt der Menschenrechtskommissar des Europarats in dem Themenpapier “Human Rights and Gender Identity” eine Verletzung der Menschenrechte durch die aktuellen Bedingungen der Sterilisierung und genitalen Chirurgie in vielen der im europäischen Kontext gültigen Gesetzen zur Geschlechtsanerkennung fest (Hammarberg 2009). 20 Siehe die Ziele von STP 2012 (www.stp2012.info/old/dt/ziele), sowie verschiedene, von STP 2012 im Verlauf der letzten zwei Jahre veröffentlichte Erklärungen (Internationales Netzwerk für Trans*Entpathologisierung 2009, 2010; STP2012 2011). 21 Deutsche Übersetzung des DSM-IV-TR: Saß, et al. (2003). Englischer Originaltext des DSM-IV-TR: “Gender Identity Disorders”;“Transvestic Fetishism”. Deutsche Übersetzung der ICD-10: Deutsches Institut 4 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization • Zugang zu einer öffentlich gedeckten trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität, aus deren Anerkennung als ein grundlegendes Menschenrecht. • Einführung einer nicht-pathologisierenden Nennung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung in der ICD-11. • Ersetzung des aktuellen Evaluierungsmodells in der trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung durch einen, auf informierter Entscheidung beruhenden Ansatz. Wir fordern außerdem die Streichung des Abschnitts F66 „Psychische und Verhaltensstörungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung“22, aufgrund der Ansicht, dass dieser auf soziale Annahmen und Normen in Bezug auf die Stabilität sexueller Präferenzen und Praktiken beruht. 2.2. Revision der Vorschläge für den ICD-Reformprozess Ausgehend von der Beobachtung der Diskussion über mögliche Alternativen zu der gegenwärtigen Klassifizierung, haben wir einen Reflektionsprozess begonnen, der von der Anerkennung der Komplexität ausgeht, Vorschläge auszuarbeiten, welche die Vielfalt der existierenden Situationen und Modelle der Gesundheitsversorgung in verschiedenen Weltregionen berücksichtigen, und gleichzeitig das Risiko einer Repathologisierung der Trans*Ausdrucksformen, Lebensläufe und Identitäten vermeiden. An erster Stelle können wir einige Vorschläge identifizieren, mit denen wir, aus einer Perspektive der Entpathologisierung, nicht einverstanden sein können: • Aufgrund der dargestellten Gründe, und mit dem Ziel, eine zukünftige Psychopathologisierung der Trans*-Ausdrucksformen und Identitäten zu verhindern, unterstützen wir nicht den Vorschlag, F64 und F65.1 unter Reform ihres Inhalts und Sprache beizubehalten, sondern fordern ihre komplette Streichung. • Ebenso sind wir nicht mit dem Vorschlag der Einführung eines neuen, auf die psychotherapeutische und psychiatrische Behandlung von Trans*-Personen ausgerichteten Abschnitts oder Kategorie im Kapitel V „Psychische und Verhaltungs- störungen“ (F-Codes)23 einverstanden, aufgrund des Risikos einer fortbestehenden Psychopathologisierung von Trans*-Ausdrucksformen, Lebensläufen und Identitäten. Dagegen halten wir es für wichtig, dass Trans*-Personen, die eine psycho- für Medizinische Information und Dokumentation (2012). Englischer Originaltext der ICD-10:“Gender Identity Disorders” ;“Fetishistic Transvestism” (WHO 2004). 22 Deutsche Übersetzung: Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation (2012). Englischer Originaltext: “Psychological and behavioural disorders associated with sexual development and orientation” (WHO 2004). 23 Deutsche Übersetzung: Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation (2012). Englischer Originaltext: “Mental and Behavioural Disorders” (WHO 2004). 5 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization therapeutische oder psychiatrische Praxis aufsuchen, um Hilfe für Erfahrungen zu suchen, die mit geschlechtlichen Transitionsprozessen oder mit diskriminierenden Reaktionen ihrer sozialen Umwelt in Verbindung stehen, mit Professionellen rechnen können, die in einer Perspektive der Entpathologisierung und einer Haltung der Anerkennung der Geschlechtsidentität ausgebildet sind. • Wir halten den Vorschlag der Einführung einer spezifischen Kategorie in Bezug auf geschlechtliche Transitionsprozesse in Kindern und Jugendlichen im Kapitel V der ICD für nicht angemessen, da sie ein Risiko der Psychopathologisierung einer hohen Vielfalt an, sich von bestehenden sozialen Normen unterscheidenden geschlechtlichen Ausdrucksformen in Kindern und Jugendlichen beinhalten. • Wir sind außerdem der Meinung, dass der Vorschlag der Einführung von neuen Abschnittss oder Codes im Kapitel IV „Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechsel- krankheiten“ (E-Codes), Kapitel XIV „Krankheiten des Urogenitalsystems“ (N-Codes) oder Kapitel XVII „Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomen- anomalien“ (Q-Codes)24, sowie die Nutzung existierender Kategorien in den genannten Kapiteln mit dem Ziel einer Begründung der öffentlichen Kostendeckung trans*spezifischer Behandlungen schwerwiegende Risiken einer Repathologisierung der Transitionsprozesse und Körper von Trans*-Personen einschließt. Wir stellen außerdem das Risiko fest, dass die Nutzung der existierenden Kategorien oder die Einführung neuer Codes in den Kapitel IV, XIV und XVII zur Begründung der Kostendeckung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung Dynamiken der Pathologisierung von Intersex*-Personen verstärken könnten, durch eine Bekräftigung sozialer Vorannahmen und Normen in Bezug auf einen angeblich gegenderten Charakter körperlicher Eigenschaften oder Hormonspiegel. 2.2. Vorschlag für eine nicht-pathologisierende Nennung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung in der ICD Abgesehen von der Revision der Vorschläge, die wir für unvereinbar mit einer Perspective der Entpathologisierungs halten, diskutierten wir die Möglichkeiten des Einschlusses eines neuen Codes oder Abschnitts in der ICD aus einer Perspektive der Entpathologisierung und der Gesundheitsrechte der Trans*-Personen. Als den am wenigsten pathologisierenden Ort für die Einführung eines neuen Abschnitts „transspezifischer Gesundheitsversorgung“ in der ICD identifizieren wir das Kapitel XXI „Faktoren, die 24 Deutsche Übersetzung: Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation (2012). Englischer Originaltext: “Endocrine, nutritional and metabolic diseases”; “Diseases of the genitourinary system”;“Congenital malformations, deformations and chromosomal abnormalities” (WHO 2004). 6 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen“25. Für die Erstellung eines neuen Abschnitts trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung halten wir die Beachtung der folgenden Aspekte für wichtig: • Den Einschluss einer Erklärung am Beginn eines neuen Abschnitts / Codes, dass unter „trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung” eine Gesundheitsversorgung verstanden wird, die das von der Person selbstbestimmte Geschlecht anerkennt und bekräftigt, in Unabhängigkeit des bei der Geburt zugeschriebenen Geschlechts. • Eine Beschreibung, die nicht auf ätiologische Hypothesen oder Diagnosekriterien beruht, sondern auf der Nennung verschiederer Prozesse, die für die Gesundheitsversorgung von Trans*-Personen relevant sind. • Der Einschluss sowohl von, mit geschlechtlichen Transitionsprozessen in Verbindung stehenden Behandlungen (Hormonbehandlung, Brustchirurgie, Hysterektomie, Genitalchirugie, Elektrolyse, post-operationelle Nachbehandlung, etc.), sowie von spezifischen Aspekten, die in der allgemeinen Gesundheitsversorgung von Trans*-Personen zu beachten sind (gynäkologische / urologische Behandlung, sexuelle und reproduktive Gesundheit, Beratung und Psychotherapie, etc.). • Der freiwillige Charakter des Zugangs zu den genannten Behandlungen, innerhalb eines Modells der Information, Beratung und Informierter Einwilligung. • Das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Zugang zu einer trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung, unter dem Prinzips ihres Rechts auf Teilnahme an einem Prozess informierter Entscheidungsnahme und Schutz vor nicht auf Konsens beruhenden Behandlungen, mit gleichzeitiger Vermeidung einer Medikalisierung vielfältiger geschlechtlicher Ausdrucksformen und Identitäten. • Die Beachtung einer nicht-pathologisierenden Sprache und die Anerkennung des Prinzips der Nicht-Diskriminierung in der Behandlung. • Die Beachtung der weitreichenden Unterschiede, die gegenwärtig in Bezug auf Modelle der Gesundheitsversorgung und Grade des Zugangs zur Gesundheitsversorgung im Allgemeinen, und in Folge zu einer trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung in verschiedenen Weltregionen bestehen. • Die Bedeutung einer Beachtung kultureller Vielfalt in Bezug auf geschlechtliche Transitionsprozesse, ihrer kulturellen Bedeutungen, sowie kulturell spezifischer Modellen der Gesundheitsversorgung und komunaler Dienstleistungen. 25 Deutsche Übersetzung: Deutsches Institut für Medizinische Information und Dokumentation (2012) Englischer Originaltext: Factors influencing health status and contact with health services” (WHO 2004). 7 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization 2.3. Entpathologisierung und Kostendeckung: Ein falsches Dilemma? In den Diskussionsforen, an denen wir Gelegenheit hatten teilzunehmen, wurde oft die Sorge offenkundig, dass der Vorschlag eines neuen Codes trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung im Kapitel XXI die Kontinuität der Kostendeckung in denjenigen Gesundheitssystemen gefährden könnte, die von der Diagnose einer Krankheit / psychischen Störung in der Begründung der Finanzierung ausgehen. Diese Argumentation stellt uns vor eine Situation der Komplexität: Auf der einen Seite halten wir für wesentlich, dass keine Trans*-Person den Zugang zu einer öffentlich gedeckten trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung in Gefahr gebracht sieht. Gleichzeitig gehen wir von der Idee aus, dass das Recht auf Zugang zu einer trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung nicht an eine Fortsetzung der Pathologisierung und Psychopathologisierung der Trans*Personen gebunden sein sollte. Wir weisen darauf hin, dass in dem aktuellen Moment die Trans*-Personen in vielen Teilen der Welt keinen Zugang zu einer trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung haben, aber gleichzeitig der Psychopathologisierung ihrer Identitäten und der damit verbundenen Stigmatisierung ausgesetzt sind. Wir halten beide Forderungen, die Forderung nach Entpathologisierung und die Forderung nach Zugang zu einer öffentlich gedeckten trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung, nicht für unversöhnlich oder ausschließend, sondern für zwei grundlegende Rechte26. Wir schlagen vor, den Aktivismus darauf zu fokusieren, den höchstmöglichen Grad der Erfüllung jeder dieser beiden Rechte zu erreichen, durch eine Verbindung kurzfristiger Strategien mit Veränderungsvorschlägen in einer längerfristigen zeitlichen Perspektive. Im Hinblick auf eine Verwendung der gegenwärtigen Diagnosekriterien als Voraussetzung zur legalen Anerkennung von Änderungen des Namens- und Geschlechtseintrages fordern wir die Abschaffung aller medizinischen Anforderungen in den bestehenden Gesetzen, sowie, in Kontexten, in denen es bis jetzt keine derartigen Gesetze gibt, die Einführung von Gesetzen, die von einer Entpathologisierungs- und Menschensrechtsperspektive ausgehen. In diesem Sinne halten wir es für wichtig, parallel zu einer Beachtung der Bedürfnisse der Trans*-Personen im gegenwärtigen Moment, neue Modelle und theoretische Rahmen zu entwickeln, sowie im Bereich der Gesundheitsversorgung wie im rechtlichen Kontext. Als ein potentielles zukünftiges Modell für eine, von einer Entpathologisierungsperspektive ausgehenden trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung identifizieren wir einen, auf Menschenrechten beruhenden Ansatz der Gesundheit (human rights-based approach to health), der bereits jetzt ein wichtiger Themenbereich in der Weltgesundheitsorganisation darstellt27. Im Folgenden werden wir versuchen, eine Anwendung einer Entpathologisierungs- und Menschenrechtsperspektive auf den Kontext trans*-spefizischer Gesundheitsversorgung zu 26 27 Siehe auch STP 2012 (2011). Siehe WHO (2002). 8 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization entwerfen. Dieser Vorschlag versteht sich nicht als ein geschlossenes Modell, sondern als ein Entwurf, der dazu beitragen kann, Strategien zu entwickeln, um den Zugang zu einer öffentlich gedeckten trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität ohne eine Pathologisierung der Trans*-Ausdrucksformen und -Identitäten zu erreichen. 3. Ein Gesundheitsmodell für Trans*-Personen aus einer Entpathologisierungs- und Menschenrechtsperspektive Wir gehen von einem Gesundheitsmodell für Trans*-Personen aus, das u.a. auf den folgenden Prinzipien aufbaut: • Eine Perspektive der Entpathologisierung. • Die Anerkennung geschlechtlicher Transitionsprozesse als Menschenrecht. • Ein Ansatz der Autonomie und informierten Entscheidung in der trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung. • Die Anerkennung vielfältiger Ausdrucksformen, Lebensläufe und Geschlechtsidentitäten. • Das Recht auf Zugang zu einer öffentlich gedeckten trans*-spefizischen Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität. • Die Beachtung sozialer Determinanten von Gesundheit. • Das Prinzip der Schadensminimierung. • Die kulturelle Vielfalt geschlechtlicher Transitionsprozesse. • Der Schutz gegen nicht auf Konsens beruhender Behandlungen. • Das Recht auf Nicht-Diskriminierung in der Gesundheitsversorgung. Im Verlauf der letzten Jahren haben internationale Körperschaften, unter ihnen die UN, die Organisation Amerikanischer Staaten, der Europarat und das Europäische Parlament strategische Dokumente veröffentlicht, die explizit auf Trans*-Rechte Bezug nehmen, und Werkzeuge zu ihrer Verteidigung beitragen. Diese Dokumente nehmen, unter anderen, auf folgende Aspekte Bezug: • Die Verurteilung der Diskriminierung und Gewalt aufgrund von Geschlechtsidentität28. • Die Empfehlung einer Revision der aktuellen Klassifizierung geschlechtlicher 29 Transitionsprozesse in der ICD . • Die Bestätigung des Rechts zu Informierter Einwilligung und dem Schutz gegen medizinischen Missbrauch30. 28 29 30 OAS (2008, 2009, 2010, 2011); UN (2008, 2009, 2011). Council of Europe (2011); European Parliament (2011); Hammarberg (2009, 2011). Council of Europe (2010a); Hammarberg (2009); UN (2009b); Yogyakarta Principles (2007). 9 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization • Die Empfehlung einer Abschaffung pathologisierender Bedingungen in den aktuellen Gesetzen zur Geschlechtsanerkennung31. • Der Vorschlag von Maßnahmen der Anti-Diskriminierung und der Inklusion von Trans*Personen in sozialen und Erwerbskontexten32. • Das Recht zur Bürgerbeteiligung im Management des Gesundheitssystems33. • Das Recht auf eine öffentlich gedeckte trans*-spezifische Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität34, ohne Notwendigkeit der Diagnose einer psychischen Störung35. Innerhalb dieses weiteren Rahmens von Trans*-Rechten, richten wir im Folgenden die Aufmerksamkeit auf die Argumente für eine öffentliche Kostendeckung, die in aktuellen strategischen Dokumenten genannt werden, mit dem Ziel, Werkzeuge zu ihrer Begründung aus einer Entpathologisierungs- und Menschenrechtsperspektive beizutragen. 3.1. Argumente für eine öffentliche Kostendeckung aus einer Entpathologisierungs- und Menschenrechtsperspektive Wir schlagen folgende Argumente zur Begründung der öffentlichen Kostendeckung trans*spezifischer Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität vor: • Das im Verfassungstexts der Weltgesundheitsorganisation genannte Konzept von Gesundheit und Wohlergehens: „Die Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Der Besitz des bestmöglichen Gesundheitszustandes bildet eines der Grundrechte jedes menschlichen Wesens, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Anschauung und der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ (WHO 2006 [1946])36. • Die Rolle öffentlicher Gesundheitssysteme, deren Auftrag sich nicht nur auf die Behandlung von Krankheiten beschränkt, sondern Zielsetzungen wie die Prävention, die Förderung der Gesundheit, die Verbessung der Gesundheit- und Lebensqualität oder die 31 Council of Europe (2010a, 2010b); Hammarberg (2009); European Parliament (2001); Yogyakarta Principles (2007). 32 Hammarberg (2009); European Parliament (2011). 33 Hammarberg (2009); Yogyakarta Principles (2007). 34 Council of Europe (2010a, 2010b, 2011); Hammarberg (2009); European Parliament (2011); Yogyakarta Principles (2007). 35 Hammarberg (2009). 36 Deutsche Übersetzung: Schweizerische Eidgenossenschaft (2009). Englischer Originaltext: “Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity. The enjoyment of the highest attainable standard of health is one of the fundamental rights of every human being without distinction of race, religion, political belief, economic or social condition.” (WHO 2006 [1946]). 10 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization Rehabilitation einschließt, mit einer Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel in jedem Kontext, in Folge einer Abwägung von Kriterien der Gerechtigkeit, Abbau sozialer Ungleichheiten und Erfüllung der Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung (WHO 2010). • Die, bereits in verschiedenen öfentlichen Gesundheitssystemen bestehende Anerkennung von persönlicher Autonomie, freier Persönlichkeitsentfaltung und Wohlergehen als Gründe für den Zugang und die öffentliche Kostendeckung nicht auf Krankheit beruhender Behandlungsprozessen (siehe 3.2. Aktuelle Beispiele). • Die Beachtung des Einflusses sozioökonomischer Bedingungen in den Gesundheitszustand und die Anerkennung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung als eine soziale Determinante von Gesundheit (social determinant of health) (WHO 2009). • Ein auf Menschenrechten beruhender Ansatz der Gesundheit (human rights-based approach to health), entwickelt in Zusammenarbeit zwischen der WHO und dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (Nygren-Krug 2008; WHO / OHRC o.j.; WHO 2002), der von einer Beachtung der Folgen einer Verletzung oder fehlenden Beachtung der Menschenrechte für die Gesundheit ausgeht, sowie von der Möglichkeit einer Reduzierung der Verletzbarkeit durch eine Erfüllung der Menschenrechte. Innerhalb dieser Menschenrechtsperspektive erhält das Recht auf Zugang zu Gesundheitsversorgung einen hervorgehobenen Stellenwert. Zu seiner Verteidigung werden verschiedene, von UN-Körperschaften veröffentlichte strategische Dokumente angeführt, unter anderem die folgenden Texte: 9 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (UN 1948), Art. 25.1.: „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände“ (UN 1948)37. 9 Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN 1966), Art. 12.1: „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf das 37 Deutsche Übersetzung: UN Department for General Assembly and Conference Management German Translation Service, Office of the High Commissioner of Human Rights (o.J.). Englischer Originaltext: “Everyone has the right to a standard of living adequate for the health and well-being of himself and of his family, including food, clothing, housing and medical care and necessary social services, and the right to security in the event of unemployment, sickness, disability, widowhood, old age or other lack of livelihood in circumstances beyond his control.” (UN 1948). 11 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization für ihn erreichbare Höchstmaß an körperlicher und geistiger Gesundheit an“ (UN 1966)38. 9 Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW), Art. 12.1.: „Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Maßnahmen zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau im Bereich des Gesundheitswesens, um der Frau gleichberechtigt mit dem Mann Zugang zu den Gesundheitsdiensten, einschließlich derjenigen im Zusammenhang mit der Familienplanung, zu gewährleisten“ (UN 1979)39. 9 Kinderrechtskonvention – Übereinkommen für die Rechte des Kindes, Art. 24.1.: „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit an“ (UN 1989)40. 9 Allgemeine Kommentare des UN-Komitees für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in Bezug auf den Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, insbesonders: Allgemeiner Kommentar Nr. 14: The right to the highest attainable standard of health (UN 2000) und Allgemeiner Kommentar Nr. 19: The right to social security (UN 2007). 9 Jahresberichte, UN-Sonderberichtserstatter für das Recht auf Gesundheit (Rapporteur on the right of everyone to the enjoyment of the highest attainable standard of physical and mental health; UN 2003a, b; 2004; 2006). • Die Anwendung der Menschenrechtsprinzipien auf den Bereich sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in den Yogyakarta Prinzipien (2007), die von einer Gruppe internationaler Expert_innen ausgearbeitet wurden und 2007 auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen vorgestellt wurden. Das Dokument enthält einen Bezug auf das Recht auf Zugang zu trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung im Prinzip Nr. 17: „Das Recht auf das höchstmögliche Maß an Gesundheit“41. Jeder Mensch hat das Recht auf den bestmöglichen Zustand seiner körperlichen und geistigen Gesundheitohne Diskriminierung aufgrund seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität. 38 Deutsche Übersetzung: Auswärtiges Amt (o.J.). Englischer Originaltext: “The States Parties to the present Covenant recognize the right of everyone to the enjoyment of the highest attainable standard of physical and mental health.” (UN 1966). 39 Deutsche Übersetzung: Deutsches Institut für Menschenrechte (o.J.). Englischer Originaltext: “States Parties shall take all appropriate measures to eliminate discrimination against women in the field of health care in order to ensure, on a basis of equality of men and women, access to health care services, including those related to family planning.” (UN 1979). 40 Deutsche Übersetzung: Deutsches Institut für Menschenrechte (o.J.). Englischer Originaltext: “States Parties recognize the right of the child to the enjoyment of the highest attainable standard of health“ (UN 1989). 41 Deutsche Übersetzung: Hirschfeld-Eddy-Stiftung (2008). Englischer Originaltext: “The Right to the Highest Attainable Standard of Health” (Yogyakarta Principles 2007: 22). 12 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization (Yogyakarta Principles 2007: 22; Deutsche Übersetzung: Hirschfeld-Eddy Stiftung 2008: 27)42 Die Staaten müssen: (…) G. Personen, die im Rahmen von Geschlechtsanpassungen (gender reassignment) Veränderungen an ihrem Körper anstreben, den Zugang zu kompetenter, nichtdiskriminierender Behandlung, Versorgung und Betreuung ermöglichen (Yogyakarta Principles 2007: 22; Deutsche Übersetzung: Hirschfeld-Eddy Stiftung 2008: 27-28)43 • Die von Körperschaften der Europäischen Union an die Mitgliedsstaaten gerichtete Empfehlung, eine öffentliche Kostendeckung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung in den spezifischen Kontexten zu gewährleisten, einschließlich der Bestätigung des Rechts des Zugangs zu einer trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung ohne Notwendigkeit der Diagnose einer psychischen Störung. 9 Europarat (Hammarberg 2009; Council of Europe 2010a, 2010b, 2011) Von einer menschenrechtlichen und Gesundheitsfürsorgeperspektive muss keine psychische Störung diagnostiziert werden, um Zugang zur Behandlung eines Zustands einzuräumen, der medizinische Betreuung erfordert. (Hammarberg 2009: 24; Deutsche Übersetzung: TrIQ, TGEU 2010: 17)44 Die Mitgliedsstaaten des Europarates sollen: (...) 5. Geschlechtsangleichende Maßnahmen, wie die Hormonbehandlung, Operationen und psychologische Unterstützung für transgender Menschen zugänglich machen und gewährleisten, dass ihnen dafür die Kosten von staatlichen Krankenversicherungen erstattet werden; 45 (Hammarberg 2009: 44; Deutsche Übersetzung: TrIQ, TGEU 2010: 29) 9 Europäisches Parlament (2011) Das Europäische Parlament , (…) 13. verurteilt aufs Schärfste die Tatsache, dass Homosexualität, Bisexualität oder Transsexualität von manchen Staaten, auch in der EU, noch immer als psychische Krankheit angesehen werden, und fordert diese Staaten auf, dem ein Ende zu bereiten; fordert insbesondere, dass Transsexuelle und Transgender-Personen nicht in der Psychiatrie behandelt werden und das Pflegepersonal frei wählen können sowie dass die Änderung der Identität vereinfacht wird und die Sozialversicherungen die Kosten übernehmen; (Europäisches Parlament 2011)46. 42 Deutsche Übersetzung: Hirschfeld-Eddy-Stiftung (2008). Englischer Originaltext: “Everyone has the right to the highest attainable standard of physical and mental health, without discrimination on the basis of sexual orientation or gender identity.” (Yogyakarta Principles 2007: 22). 43 Deutsche Übersetzung: Hirschfeld-Eddy-Stiftung (2008). Englischer Originaltext: “States shall: (…) G. Facilitate access by those seeking body modifications related to gender reassignment to competent, nondiscriminatory treatment, care and support;” (Yogyakarta Principles 2007: 22). 44 Deutsche Übersetzung: TransInterQueer e.V. (TrIQ), Transgender Europe (TGEU) (2010). Englischer Originaltext: “From a human rights and health care perspective no mental disorder needs to be diagnosed in order to give access to treatment for a condition in need of medical care” (Hammarberg 2009: 24). 45 Deutsche Übersetzung: TransInterQueer e.V. (TrIQ), Transgender Europe (TGEU) (2010). Englischer Originaltext: “Member states of the Council of Europe should: (…) 5. Make gender reassignment procedures, such as hormone treatment, surgery and psychological support, accessible for transgender persons, and ensure that they are reimbursed by public health insurance schemes;” (Hammarberg 2009: 44) Deutsche offizielle Version: Europäisches Parlament (2011). Englischer Originaltext: “The European Parliament, (…) 13. Roundly condemns the fact that homosexuality, bisexuality and transsexuality are still 46 13 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization 3.2. Aktuelle Beispiele Im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation sind Anwendungen eines, auf Menschenrechten beruhenden Ansatz der Gesundheit (human rights-based approach to health) und einer Perspektive sozialer Determinanten von Gesundheit für verschiedene Themenbereiche enwickelt worden (OMS 2002, 2009). Außerdem existieren momentan verschiedene Behandlungsprozesse, die nicht auf Krankheit beruhen, und in denen die Begründung der Kostendeckung Menschenrechtsprinzipien einschließt, wie, unter anderem, der Bezug auf Prinzipien der Würde, der freien Persönlichkeitsentwickung und der Autonomie in der öffentlichen Kostendeckung des Schwangerschaftsabbruchs47. Im Bereich der Trans*-Rechte kann als ein Anwendungsbeispiel einer Menschenrechtsperspektive das vor kurzem angenommene Gesetz zur Anerkennung der Geschlechtsidentität in Argentinien genannt werden (Ley 26.743). Das Gesetz geht von dem Recht auf „recognition of their gender identity” und „free development of their person according to their gender identity”48 als grundlegene Prinzipien aus, sowie von einer Definition der Geschlechtsidentität als „internal and individual way in which gender is perceived by persons, that can correspond or not to the gender assigned at birth, including the personal experience of the body” (Congreso Argentino 2012; Englische Übersetzung: Translingua 2012)49. Article 1 – Right to gender identity. All persons have the right, a) To the recognition of their gender identity; b) To the free development of their person according to their gender identity; c) To be treated according to their gender identity and, particularly, to be identified in that way in the documents proving their identity in terms of the first name/s, image and sex recorded there. Article 2 – Definition. Gender identity is understood as the internal and individual way in which gender is perceived by persons, that can correspond or not to the gender assigned at birth, including the personal experience of the body. This can involve modifying bodily appearance or functions through pharmacological, surgical or other means, provided it is freely chosen. It also includes other expressions of gender such as dress, ways of speaking and gestures. (Congreso Argentino 2012; Englische Übersetzung: Translingua 2012)50 regarded as mental illnesses by some countries, including within the EU, and calls on states to combat this; calls in particular for the depsychiatrisation of the transsexual, transgender, journey, for free choice of care providers, for changing identity to be simplified, and for costs to be met by social security schemes;” (European Parliament 2011). 47 Als Beispiel im spanischen Kontext: Ley Orgánica 2/2010, de 3 de marzo, de salud sexual y reproductiva y de la interrupción voluntaria del embarazo (Gesetz zum freiwilligen Schwangerschaftsabruch). 48 Englische Übersetzung: Translingua 2012; Spanischer Originaltext: “reconocimiento de su identidad de género”; “libre desarrollo de su persona conforme a su identidad de género“ (Congreso Argentino 2012). 49 Englische Übersetzung: Translingua 2012; Spanischer Originaltext: “la vivencia interna e individual del género tal como cada persona la siente, la cual puede corresponder o no con el sexo asignado al momento del nacimiento, incluyendo la vivencia personal del cuerpo” (Congreso Argentino 2012) 50 Englische Übersetzung: Translingua 2012. Spanischer Originaltext: “Artículo 1º- Derecho a la identidad de género. Toda persona tiene derecho: a) Al reconocimiento de su identidad de género; 14 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization Die amtliche Änderung des Namens / Geschlechtseintrags wird durch ein Verwaltungsverfahren geregelt, ohne medizinische Bedingungen aufzustellen, unter Bezugsnahme auf die “self perceived gender identity” (Congreso Argentino 2012, Englische Übersetzung: Translingua 2012)51. Article 3 – Exercise. All persons can request that the recorded sex be amended, along with the changes in first name and image, whenever they do not agree with the self-perceived gender identity. (Congreso Argentino 2012; Englische Übersetzung: Translingua 2012)52 Es wird außerdem die öffentlichen Kostendeckung trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung durch deren Einschluss in einen „Compulsory Medical Plan“53 gewährleistet. Diese Maßnahme beruht auf der Anerkennung des Rechts auf „free personal development” und „holistic enjoyment of their health” (Congreso Argentino 2012, Englische Übersetzung: Translingua 2012)54. Article 11 – Right to free personal development. All persons older than eighteen (18) years, according to Article 1 of the current law and with the aim of ensuring the holistic enjoyment of their health, will be able to access total and partial surgical interventions and/or comprehensive hormonal treatments to adjust their bodies, including their genitalia, to their self-perceived gender identity, without requiring any judicial or administrative authorization. (…) All medical procedures contemplated in this article are included in the Compulsory Medical Plan (that is, they are not subjected to additional costs for those having private or trade union-run insurance plans), or in whatever system replaces it, as decided by the enforcing authority. (Congreso Argentino 2012; Englische Übersetzung: Translingua 2012)55 b) Al libre desarrollo de su persona conforme a su identidad de género; c) A ser tratada de acuerdo con su identidad de género y, en particular, a ser identificada de ese modo en los instrumentos que acreditan su identidad respecto de el/los nombre/s de pila, imagen y sexo con los que allí es registrada. Art. 2°- Definición. Se entiende por identidad de género a la vivencia interna e individual del género tal como cada persona la siente, la cual puede corresponder o no con el sexo asignado al momento del nacimiento, incluyendo la vivencia personal del cuerpo. Esto puede involucrar la modificación de la apariencia o la función corporal a través de medios farmacológicos, quirúrgicos o de otra índole, siempre que ello sea libremente escogido. También incluye otras expresiones de género, como la vestimenta, el modo de hablar y los modales.” (Congreso Argentino 2012) 51 Englische Übersetzung: Translingua 2012. Spanischer Originaltext:“identidad de género autopercibida“ (Congreso Argentino 2012). 52 Englische Übersetzung: Translingua 2012. Spanischer Originaltext: “Art. 3°- Ejercicio. Toda persona podrá solicitar la rectificación registral del sexo, y el cambio de nombre de pila e imagen, cuando no coincidan con su identidad de género autopercibida.” (Congreso Argentino 2012). 53 Englische Übersetzung: Translingua 2012. Spanischer Originaltext: “Plan Médico Obligatorio“ (Congreso Argentino 2012). 54 Englische Übersetzung: Translingua 2012. Spanischer Originaltext: “Derecho al libre desarrollo personal“; „goce de su salud integral” (Congreso Argentino 2012). 55 Englische Übersetzung: Translingua 2012; Spanischer Originaltext: “Art. 11.- Derecho al libre desarrollo personal. Todas las personas mayores de dieciocho (18) años de edad podrán, conforme al artículo 1° de la presente ley y a fin de garantizar el goce de su salud integral, acceder a intervenciones quirúrgicas totales y parciales y/o tratamientos integrales hormonales para adecuar su cuerpo, incluida su genitalidad, a su identidad de género autopercibida, sin necesidad de requerir autorización judicial o administrativa. (…) Todas las prestaciones de salud contempladas en el presente artículo quedan incluidas en el Plan Médico Obligatorio, o el que lo reemplace, conforme lo reglamente la autoridad de aplicación.” (Congreso Argentino 2012) 15 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization Wir betrachten das vor Kurzem verabschiedete Gesetz zur Anerkennung der Geschlechtsidentität in Argentinien als eine Referenz für die Verteidigung der Trans*-Rechte weltweit, das zu der Entwicklung von Gesetzen zur Geschlechtsanerkennung ohne medizinischen Anforderungen beitragen kann, sowie zu einer Garantie des Zugangs zu einer staatlich gedeckten trans*-spezifischen Gesundheitsversorgung aus einer Perspektive der Entpathologisierung und der Menschenrechte. In diesem Prozess halten wir für entscheidend, mit der Unterstützung internationaler Körperschaften und dem politischen Willen staatlicher Regierungen rechnen zu können. 4. Abschließende Anmerkungen Wir streichen die Bedeutung heraus, das Engagement für die Trans*-Entpathologisierung mit der Erarbeitung von Vorschlägen für ein Modell der Trans*-Gesundheit aus einer Entpathologisierungs- und Menschenrechtsperspektive zu verbinden, einschließlich der Forderung des Rechts auf eine öffentlicher gedeckte trans*-spezifische Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität in einem Rahmen der Entpathologisierung. Infolgedessen stellen wir die folgenden Forderungen an die Weltgesundheitsorganisation: • Die Streichung der Abschnitte und Kategorien F64, F 65.1 und F66 aus der ICD. • Der Einführung eines neuen Abschnitts “trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung”, als einen, nicht auf Krankheit oder psychische Störung beruhenden Behandlungsprozess im Kapitel XXI der ICD. • Die Veröffentlichung Maßnahmen zu einer, erstellen, an eine die Mitgliedsstaaten öffentliche gerichteten Kostendeckung Empfehlung, trans*-spezifischer Gesundheitsversorgung höchstmöglicher Qualität zu gewährleisten. • Die Teilnahme der Trans*-Bewegung in allen Phasen des Revisionsprozesses der Kategorien in der ICD, die mit geschlechtlichen Transitionsprozessen in Verbindung stehen. Zum Abschluss möchten wir den Aufruf des nächsten Internationalen Aktionstags zur Trans*-Entpathologisierung ankündigen, der am Samstag, 20. Oktober 2012 stattfinden wird. Wie in den letzten Jahren laden wir Gruppen und Organisationen aus der ganzen Welt 16 STP 2012 – Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization dazu ein, im Rahmen dieses Tages internationaler Aktion Demonstrationen und andere Aktionen zur Unterstützung von Trans*-Enpathologisierung zu organisieren. STP 2012 Koordinationsteam, Internationale Kampagne Stop Trans Pathologization, Juli 2012 www.stp2012.info Danksagung: Unser Dank an das Berliner Bündnis STP 2012 für die Mithilfe bei der Übersetzung des Textes. Literaturangaben Andía Pérez, Belissa, ILGA Trans Sekretariat (2009). Fundamentación de la Campaña contra la Patologización de la Identidad de Género: Alto a la patologización trans 2012. http://trans_esp.ilga.org/trans/bienvenidos_a_la_secretaria_trans_de_ilga/biblioteca/articulos/fundamenta cion_de_la_campana_contra_la_patologizacion_de_la_identidad_de_genero_alto_a_la_patologizacion_tran s_2012 (aufgerufen: Juni 2012). APA, American Psychiatric Association (2002). 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