Aftonbladet will den Erfolg seines „Weight Clubs“ exportieren

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Aftonbladet will den Erfolg seines „Weight Clubs“ exportieren
Beyond the Printed Word
Brian Veseling
November / Dezember 2004
zeitungstechnik
Beyond the Printed Word in Prag
Aftonbladet will den Erfolg seines
„Weight Clubs“ exportieren
Im Mai 2003 lancierte die
schwedische Tageszeitung Aftonbladet auf ihrer Website aftonbladet.se einen kostenpflichtigen
Gewichtsreduzierungsdienst mit
der Bezeichnung Weight Club, der
sich bisher als ein Riesenerfolg
erwies und Einnahmen von rund
3,6 Millionen Euro verzeichnete.
Zusammen mit polopoly (www.
polopoly.com), einem Anbieter
von Content-Management-Software, bietet Aftonbladet den
Weight Club nun anderen Verlagen als Lösung zur Steigerung
ihrer Online-Einnahmen an.
In den eineinhalb Jahren seit seinem Start hat sich der Weight Club als so erfolgreich erwiesen (120 000 zahlende
Kunden), dass Aftonbladet den Dienst nun anderen Verlagen in Europa als schlüsselfertige Lösung anbietet.
Weight Club war auf der diesjährigen
Beyond the Printed Word-Konferenz im
November in Prag ein beliebtes Thema. Für
das Ifra-Moblog interviewte Konferenzteilnehmer (siehe Seite 82) erwähnten häufig,
dass die Präsentation von Kalle Jungkvist,
Chefredakteur und Leiter des Bereichs Neue
Medien von Aftonbladet, interessant gewesen sei. „Was sie machen, ist in Europa
und vielleicht weltweit einzigartig“, sagte
Maciej Wicha vom Agora-Verlag in Polen.
Kalle Jungkvist sagte Aftonbladet,
die größte Zeitung Skandinaviens mit einer
täglichen Auflage von rund 425 000 Exem-
plaren, startete den Weight Club als
Antwort auf die gesunkenen Einnahmen
aus Online-Werbung nach dem Platzen der
Internet-Blase. Das Unternehmen konnte
zwar einen großen Fortschritt im Bereich
der Online-Rubrikanzeigen erzielen, doch
Jungkvist erklärte, sein Unternehmen
wollte auch Premium-Content verkaufen,
für den die Nutzer seit der Einführung des
Weight Clubs meist nur noch ungern
zahlten. Mit dem Weight Club ist Aftonbladet auf etwas gestoßen, das von großem
> Wie schwer wiegen 3,6 Millionen Euro?
Ein paar Fakten über Aftonbladets Weight Club:
Seit
seiner Einführung im Mai 2003 sind dem Weight Club mehr als 120 000
>
zahlende Abonnenten beigetreten. Über 95 Prozent der Abonnenten bezeichnen
sich als zufriedene Kunden.
> Für umgerechnet 30 Euro können sich die Nutzer dem Club drei Monate lang
anschließen, für 40 Euro vier Monate und für 50 Euro ein Jahr. Selbst wenn man
den niedrigsten Betrag (30 Euro) für seine Berechnung ansetzt, haben die
Weight Club-Mitglieder seit dem Start insgesamt 3,6 Millionen Euro entrichtet.
> Die Zahl der Kunden für Aftonbladets kostenpflichtigen Premium-Content
liegt bei 250 000, fast halb so viele sind inzwischen Weight Club-Abonnenten.
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Interesse für eine wachsende Zahl von
Menschen auf der ganzen Welt ist, die versuchen ihr Gewicht zu reduzieren und sich
sowohl aus ästhetischen als auch gesundheitlichen Gründen in Form zu bringen.
Wie Jungkvist bemerkte, litten heute mehr
Menschen an Fettleibigkeit als an Hunger.
Wie der Weight Club funktioniert
Der Weight Club basiert auf bewährten Abnehmmethoden und wurde in Verbindung mit Professor Dr. Stephan Rössner
und seinem Forschungsteam von der Universitätsklinik Karolinska in Stockholm
entwickelt. Nach Angaben von Kalle
Jungkvist hat Aftonbladet eine Lizenzvereinbarung mit dem angesehenen Diät-Experten getroffen, der seit 20 Jahren in
Schweden als bekannteste Autorität auf
diesem Gebiet gilt. Für Leute, die abnehmen wollen, gibt es jedoch keine Zauberformel. Das Programm baut darauf auf,
dass die Menschen weniger (und gesünder)
essen und sich mehr bewegen, um ihr Gewicht zu reduzieren. Was den Weight Club
so attraktiv macht, ist das hohe Maß an
Personalisierung. Beim Eintritt in den
Weight Club geben die Mitglieder persön-
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Neue Mitglieder des Weight Clubs tragen zunächst ihre persönlichen Daten wie
Alter, Geschlecht, Größe, Ess- und Bewegungsgewohnheiten, bevorzugte Sportarten und die Anzahl der Kilos ein, die sie abnehmen wollen.
liche Daten wie Alter, Geschlecht, Größe,
Gewicht, Ess- und Bewegungsgewohnheiten und die Anzahl der Kilos an, die sie abnehmen möchten, sowie ihre bevorzugten
körperlichen Aktivitäten (Radfahren, Laufen usw.). Mit Hilfe eines personalisierten
Tagebuchs können die Nutzer gesunde
Mahlzeiten ganz leicht auswählen (auf der
Website stehen rund 4000 Rezepte zur
Wahl), eintragen, was sie essen, und Art
und Umfang der Bewegung festlegen, die
sie brauchen, um das, was sie gegessen haben, wieder abzutrainieren. Die Weight
Club-Mitglieder tragen ihre körperlichen
Ertüchtigungen (z. B. „Radfahren“ und „45
Minuten“) ebenfalls in das Tagebuch ein,
was es ihnen ermöglicht, ihre Erfolge mit
dem Abnehmen anhand von Tabellen oder
Diagrammen zu verfolgen. Alle vorherigen
Informationen werden durch neue Einträge
aktualisiert und sind jederzeit in Form von
Zwischenberichten abrufbar.
Völlige Anonymität
Zusätzlich zu der Datenbank mit
tausenden von Rezepten umfasst die
Weight Club-Site ein Archiv mit Artikeln
über Gesundheit und Fitness, die von den
Aftonbladet-Mitarbeitern verfasst wurden,
sowie mit Informationen und Ratschlägen
von Professor Dr. Rössner und seinem
Forschungsteam. Ein weiteres attraktives
Merkmal des Weight Clubs ist der Schutz
der persönlichen Daten. „Großartig ist, dass
der Dienst völlig anonym ist“, bemerkte
Kalle Jungkvist. „Die Leute sind eher
geneigt, an einem solchen Projekt als an
einer öffentlichen Gruppenveranstaltung
teilzunehmen.“ Obwohl der Weight Club
individuell und anonym gestaltet ist, haben
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Ein persönliches Tagebuch erleichtert die Zusammenstellung von Mahlzeiten (aus
tausenden Rezeptvorschlägen), erlaubt Einträge über die zu sich genommenen
Speisen und die Aufstellung eines darauf abgestimmten Trainingsprogramms.
die Mitglieder Zugang zu einer Community,
die tägliche Chats mit Fachleuten und
einen Erfahrungsaustausch mit anderen
Mitgliedern ermöglicht. Mitglieder verabreden sich durch Chats und bilden Gruppen
zum gemeinsamen Trainieren.
zufolge werde „dieser Premium-Dienst als
(…) schlüsselfertige Lösung angeboten, die
in jeder Sprache mit minimaler Time-toMarket lanciert werden kann.“ Zusätzlich
zu der Präsentation von Kalle Jungkvist
verfügte das Verlagsunternehmen auf der
Konferenz über einen Stand, an dem Göran
Fröjdh, Business Developer von Aftonbladet, die Besucher über den Weight Club
informierte. Am zweiten Konferenztag sei
das Interesse an der Lösung sehr groß
gewesen, sagte der Business Developer.
„Wir hatten hier eine ungeheure Resonanz;
es übertraf unsere Erwartungen“, sagte er.
Doch er war nicht völlig überrascht, dass
sich andere Verlage für das Programm interessierten: „Da Übergewicht ein weltweites Problem darstellt, sollte es überall
funktionieren.“ Zurzeit lanciert Aftonbladet
die Lösung in Europa, bezieht hierbei jedoch die Möglichkeit einer zukünftigen
Ausdehnung auf andere Weltmärkte ein.
„Einer der Gründe, weshalb wir mit Europa
begonnen haben, ist, dass die meisten von
uns (Europäern) im Grunde die gleichen
Nahrungsmittel zu sich nehmen“, erklärte
Fröjdh (die Datenbank mit Rezepten und
Diät-Plänen des Unternehmens könnte daher relativ einfach von den Verlagen anderer europäischer Länder übernommen
werden). Soweit uns bekannt ist, wurden
bisher noch keine Verträge mit Verlagen für
die Nutzung des Weight Clubs auf ihren
eigenen Websites abgeschlossen, doch dem
in Prag gezeigten Interesse nach zu urteilen, wird sich dies vielleicht bald ändern.
„Einer der Gründe, weshalb
wir mit Europa begonnen
haben, ist, dass die meisten
von uns Europäern im Grunde
die gleichen Nahrungsmittel zu sich nehmen.“
(Göran Fröjdh)
Eineinhalb Jahre nach seiner Einführung verzeichnet der Weight Club eine
Vielzahl von Erfolgsstorys und glückliche
Clubmitglieder, die „Vorher-„ und „Nachher“-Fotos zur Verfügung stellten, um ihre
Abnehmerfolge stolz zu präsentieren. Kalle
Jungkvist zeigte einige dieser „Beweise“
vor und sagte, es gebe nun viele Mitglieder,
denen es gelungen sei, ihr Wunschgewicht
zu erreichen, doch Weight-Club-Mitglied
blieben, um ihre Ernährungs- und Bewegungsprogramme fortzusetzen sowie Informationen und Ratschläge darüber zu erlangen, wie sie ein gesundes Körpergewicht
halten können.
Nun in Lizenz verfügbar
Wie eingangs bereits erwähnt, stellt
Aftonbladet den Weight Club nun der Medienbranche in Europa per Lizenz zur Verfügung. Einer Information von Aftonbladet
Weitere Information über den Weight Club erteilt Göran
Fröjdh, Business Developer von Aftonbladet (E-Mail:
[email protected]).
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