„Das Dirndl gehört zu Salzburg wie der Dom“

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„Das Dirndl gehört zu Salzburg wie der Dom“
8 SALZBURG AKTUELL
S AM ST A G, 1 6 . FE B RU AR 201 3
Trachten Lanz
Geschäft aus. Er gründet eine
Werkstätte, eine Sattlerei, eine
Schuhmacherei und eine
Schneiderei (links). Mitte der
1930er-Jahre übergibt er das
Geschäft an seine Geschwister.
Er wandert nach Amerika aus
und gründet Firmen in Los Angeles und New York. Noch vor
dem Zweiten Weltkrieg kommen das Stammhaus in der Imbergstraße und das Hauptgeschäft in der Schwarzstraße
(rechts) dazu sowie eine Filiale
in Wien. Damals hat Lanz 180
Mitarbeiter. Nach dem
Krieg vertreibt Lanz Trachten im Großhandel. 1958 eröffnet die Filiale in St. Gilgen. 1992 übernehmen Willi
und Niki Lanz das Geschäft
von Vater Wilhelm Lanz
(rechts). 1994 erweitern sie
die Firma um eine Filiale in
der Getreidegasse. Berühmtester Mitarbeiter bei Lanz
war Sepp „Bubi“ Bradl. Der
Skispringer war Lehrling in
der firmeneigenen Skiproduktion in Kufstein.
D
er Asteroid flog in der Nacht auf Samstag
knapp an der Erde vorbei. Er war sogar groß
genug, dass sich auch die Salzburger Landesregierung etwas wünschen konnte. Zum Beispiel:
gute Umfragewerte, ein fettes Plus im Budget und einen
Gedächtnisverlust bei den Wählerinnen und Wählern.
Bild: SN/PRIVAT
Zur selben Zeit, als die Salzburger Festspiele aus der Taufe gehoben werden (1922), eröffnen
die Bergkameraden Josef Lanz
und Fritz Mahler in der Salzburger Innenstadt ein Sportgeschäft. Sie bieten neben Sportartikeln auch Trachtenmode an,
mit dem Ziel, ländliches
Brauchtum „stadtfein“ zu machen. 1925 verlässt Fritz Mahler
die Firma. Josef Lanz baut das
Bild: SN/PRIVAT
Das Lanz-Dirndl
erobert die Welt
Bild: SN/PRIVAT
LEO
„Das Dirndl gehört zu Salzburg wie der Dom“
Tradition. Seit 1922 dreht sich bei den Gebrüdern Lanz alles um Dirndl
und Lederhosen. Kein Wunder, dass sie auf ihre Krachlederne ein Loblied
singen. In ihren Geschäften gibt sich Prominenz die Klinke in die Hand.
Ein Leben zwischen Trachten und Dirndln: Herr Niki und Herr Willi.
Bild: SN/ANDREAS KOLARIK
SUSANNA POLLSTÖTTER
SALZBURG-STADT (SN). Es ist,
als ob man in einem Peter-Alexander-Film gelandet wäre,
wenn man das Stammhaus der
Trachtenfirma Lanz in der Salzburger Imbergstraße betritt.
Der nette Herr Auer, der die
Kundschaft seit 40 Jahren herzlich willkommen heißt, das Mobiliar, die Nähtische und die
schönen Dirndl, die an den Wäschestangen hängen, verströmen den Charme der 1950erund 1960er-Jahre. Und wenn
man hört, dass Willi Lanz seine
Sekretärin „Frau Sieglinde“
ruft, dann hat man geistig bereits im „Weißen Rössl am
Wolfgangsee“ Platz genommen.
„Auch mein Bruder und ich
sind für unsere Mitarbeiter nur
der Herr Willi und der Herr
Niki“, erklärt Willi Lanz (61).
Ein paar Häuser weiter werkt
Bruder Niki (59) im Hauptgeschäft des Unternehmens in
der Schwarzstraße. Seit 31 Jahren führen die beiden Brüder
Trachten Lanz. 1922 gründete
ihr Onkel Josef Lanz mit einem
Freund die Firma, die sie später von Vater Willi Lanz I. übernahmen (siehe Kasten). Willi
Lanz II. kümmert sich um die
kaufmännischen Belange, Niki
Lanz um Ein- und Verkauf.
So wie der Innenausstattung
des Hauses sind die Gebrüder
Serie
Salzburger Dynastien
Lanz auch der Unternehmensphilosophie der Gründer treu
geblieben. „Wir liefern gute
Qualität, produzieren alles in
Österreich und der Schnitt unserer Dirndl ist der beste, den
es gibt“, sagen sie unisono.
Dem könne auch die große
Konkurrenz durch den Trachten-Boom der vergangenen Jahre nichts anhaben. „Was da derzeit in irgendwelchen Ländern
fabriziert wird, ist für uns keine
Tracht“, sagt Niki Lanz. Natürlich habe ein Lanz-Dirndl seinen Preis. „Aber ab 800 Euro
aufwärts bekommt man auch
was Gscheites.“ Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 80
Personen.
Die beiden Herren tragen
selbstverständlich nur feinste
Ware aus der eigenen Erzeugung. Wobei Willi Lanz eigenen
Angaben nach in der Lederhose lebt, sobald es die Temperaturen zulassen. „Von Mitte
April bis Ende Oktober trage
ich Lederhosen.“ Für ihn sei es
das bequemste Kleidungsstück
überhaupt, für seine Hobbys –
die Berge und die Jagd – einfach
perfekt und in Salzburg sei
Mann damit ohnehin immer
richtig gekleidet. „Denn die Lederhose und das Dirndl gehören zu Salzburg wie der Dom“,
sagt Niki Lanz.
Der Weg in die Firma war für
die Brüder von jeher vorgezeichnet. „Wir haben Matura
gemacht und hätten auch studieren können“, erinnert sich
Willi Lanz. Aber da habe der
Vater seine ganz eigene Maxime gehabt: „Wenns d’ studieren
willst, studier, aber von 8 bis 18
Uhr bist in der Firma.“
Darum ist aus Willi Lanz
kein Tierarzt geworden. Die
Entscheidung, im Familienbetrieb zu arbeiten, haben beide
nie bereut. „Was gibt es Schöneres, als unsere erfolgreiche
Marke weiterzuführen“, sagt
Niki Lanz. Prominenz aus aller
Welt gehe im Geschäft ein und
aus. Vor einiger Zeit habe der
amerikanische Modedesigner
Tommy Hilfiger Trachten in
großem Stil geordert. „Als Inspiration für seine nächste Kollektion.“
Auch die nächste Lanz-Generation steht schon in den
Startlöchern. Theresa, Tochter
von Willi Lanz, führt das Geschäft in Wien. Sohn Willi studiert Unternehmensführung in
Tirol. Mit den Töchtern von Niki Lanz (zwölf und 14 Jahre alt)
wachsen weitere potenzielle
Nachfolger der Gebrüder Lanz
heran.
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