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Leben Briefe Liebe
Grosi erzählt von früher
Gertrud Stadelmann
ISBN 978-3-03802-005-9
Gertrud Stadelmann
Leben Briefe Liebe
Grosi erzählt von früher
Gertrud Stadelmann-Lütolf erzählt aus ihrem Leben. Geschichten, die ihr Leben
prägten, Geschichten, die ihre Grosskinder immer und immer wieder hören wollen.
Gertrud Stadelmann hat sie deshalb niedergeschrieben für ihre 14 Grosskinder und
für ihren vor wenigen Wochen auf die Welt gekommenen Urenkel. Und für alle, die
sich dafür interessieren, die Uhr einige Jahrzehnte zurückzustellen und die Welt von
damals mit den Augen eines kleinen Mädchens, einer jungen Frau und dann einer
Ehefrau und fünffachen Mutter zu betrachten und zu erleben.
Text:
Gertrud Stadelmann
Umschlagbild:
(Schreiben mit Herz)
© Pixelot - www.fotolia.dcom
Publiziert mit Genehmigung
Editor:
Reto Carisch
Editor in Chief:
Petra Stadelmann
Layout:
Petra Stadelmann
Copyright © 2011 by butterflypoet AG
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Publiziert in Pfäffikon SZ, Schweiz, im butterflypoet Verlag.
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Im butterflypoet Verlag ist
von Gertrud Stadelmann ausserdem erschienen:
Deutsche Version:
Leben Briefe Liebe– Grosi erzählt von früher
ePUB-Format
ISBN 978-3-03802-006-6
Englische Version:
Life Letters Love – A Swiss Great-Grandmother Remembers
PDF-Format
ISBN 978-3-03802-007-3
Englische Version:
Life Letters Love – A Swiss Great-Grandmother Remembers
ePUB-Format
ISBN 978-3-03802-008-0
2011 publiziert als eBook im PDF-Format unter ISBN 978-3-03802-005-9
Alle Rechte vorbehalten
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Inhaltsverzeichnis
Einführung…………………………………………………...........................6
Die Schulzeit………………………………………………………………………8
Arbeiten für das tägliche Brot………………………………………………….11
Im Welschland……………………………………...……………………….…13
Im Tessin……………………………………………………………………..…17
Bei der Post………………………………………………..…………………..20
Ein flotter junger Mann……………………………………..…………………24
Ein neues Leben……………………………………………………………..…28
Unsere Kinder………………………………………………………..……….31
Von Wohnung zu Wohnung…………………………………………………..34
Familienunternehmen……………………………………………………………37
Unser Grosi………………………………………………………………….….39
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Einführung
Heute bin ich 87 und lebe im Altersheim. Hier bin ich bekannt dafür, dass ich am
meisten Besuche erhalte. Ich habe fünf Kinder und vierzehn Enkelkinder, die mich,
wenn immer möglich, besuchen. Ein grosses Geschenk!
So ergeben sich nun viele Gespräche, für die man früher nie so recht Zeit hatte.
Immer wieder fragen mich meine Kinder und Enkelkinder nach den Dingen, die in
meinem Leben passiert sind. Als ich einmal eine meiner Enkelinnen fragte, ob denn
das so interessant wäre, antwortete sie mir ohne zu zögern: „Viel interessanter als
der Geschichtsunterricht in der Schule!“.
Einer meiner Söhne hat mich sogar dazu überredet, meine Erzählungen als kleines
Büchlein zu veröffentlichen. Ich solle mir aber nicht zuviel korrigieren lassen. Meine
Sprache sei jene, die ich mein Leben lang gepflegt habe, und deshalb soll ich sie so
belassen.
Vor kurzem wurde ich Urgrossmutter. Der Kleine wird sich einmal nicht an mich
erinnern können. Vielleicht findet er dann aber mein Büchlein genauso interessant
wie meine Enkelin meine Erzählungen.
Jetzt, da ich das Büchlein fertig geschrieben habe, fehlt mir das Schreiben ein
bisschen. Beim Schreiben war ich immer wieder selber erstaunt, wie sich die Welt, in
der wir leben, verändert hat in den letzten 80 Jahren. Dabei scheint mir das eigentlich
gar keine so lange Zeit her.
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Es gibt sicher viele ältere Menschen, die auch Interessantes zu erzählen hätten, es
aber nicht tun. Eigentlich schade. Es gibt doch nichts Spannenderes als das Leben
selber, meint meine Enkelin. Und da hat sie gewiss Recht.
Luzern, 19. September 2011
Gertrud Stadelmann-Lütolf
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Die Schulzeit
Damals durften die Kinder von unserem Dorf schon den Kindergarten besuchen,
wenn sie „sauber“ waren, wie man sagte, also keine Windeln mehr benötigten.
Klosterschwestern hatten ein eigenes Haus mitten im Dorf Triengen. Dort im Parterre
war der Kindergarten eingerichtet und wurde, wie üblich bei Klosterschwestern,
unentgeltlich geführt. Sicher auch ein Grund, weshalb alle Kinder dorthin geschickt
wurden. Ich erinnere mich noch gut und gerne an jene Zeit. Die Schwestern waren
immer lieb und geduldig, erfanden laufend neue Spiele und „Theäterli“, stets der
Jahreszeit angepasst. An Weihnachten übten die Grösseren ein Krippenspiel ein mit
den Kleineren als Zuschauer.
Bis der grosse Tag der „richtigen Schule“ kam. Wir Erstklässler, von den älteren
Schülern verächtlich „Häfelischüler“ genannt, besuchten die Klasse vom „MüesliSepp“, so genannt von den Eltern, die uns Kindern aber eintrillerten, während der
Schulzeit ja immer „Herr Lehrer“ zu sagen. Er war ein strikter Vegetarier. Wir Schüler
bekamen bei guten Antworten von ihm eine Weinbeere oder eine Haselnuss zur
Belohnung. Aber für uns lag auch eine übergrosse rote Zunge aus Karton bereit.
Wenn eines von uns während des Unterrichts schwatzte, bekam es diese um den
Hals gehängt und musste so auch in die Pause gehen. Das Gelächter der Mitschüler
war ihm sicher.
Die 2. Klasse führte ein „Fräulein Lehrerin“, wie wir sie ansprachen. Sie war eine
Respektsperson, sehr korrekt und gerecht, tüchtig und gütig. Wir achteten sie sehr.
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Die 3. und 4. Klasse wurde demselben Lehrer zugeteilt, bei dem wir dann auch
Turnen hatten. Wir turnten in voller „Montur“, also in denselben Kleidern, die wir
gerade in der Schule trugen. Zum Glück hatten wir zuhause eine Badewanne, für die
das Wasser allerdings noch angeheizt werden musste, wie für einen Boiler, aber mit
Holz. So kamen wir Kinder jeweils an den Samstagen zum wöchentlichen Bad und
frischen Kleidern, um am Sonntag für den Kirchgang frisch und flott daherzukommen,
in speziellen Sonntagskleidern und Sonntagsschuhen. Diesen 3. und 4. Klass-Lehrer
mochte ich gut, ich glaube er mich auch. An einem Abschluss-Examen, an dem die
Eltern dabei waren, rief er mich oft auf, und die Tage darauf wurde ich viel
angesprochen und gelobt.
Nun folgte die grosse Frage, wer uns wohl durch die 5. Klasse führen würde. Wir
Schüler warteten im Gang vor dem Schulzimmer, wir fühlten uns wohl fast wie vor
einer Hinrichtung. Und das Unheil kam in der Person eines alten, wieder aktivierten
Schulmeisters, zu dem schon mein Vater zur Schule gegangen war. Von seinen
Untaten hatten wir schon gehört. - Also auf in den Kampf!
Er sah schon zum Fürchten aus, mit tiefen Runzeln und einem mächtigen Schnauz!
Zudem öffnete er immer wieder das Schulzimmer-Fenster und spukte auf den
Schulhausplatz hinunter – grausig! Und wehe den Buben, wenn sie sich etwas
zuschulden kommen liessen… Kopf zwischen seine Knie und Hintern versohlen war
alltäglich. Für uns Mädchen war bereits das Zusehen eine Tortur! Die Mädchen
mussten damit rechnen, mit Stecken auf die Finger geschlagen zu werden, was auch
recht schmerzhaft war.
Der 6. Klass-Lehrer war dann wieder „zivilisiert“ und Gott sei dank sehr friedlich. Er
betätigte sich nebenamtlich als Organist in der Kirche.
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Ich war eine begeisterte Schülerin, lernte fleissig und hatte meistens die Bestnote 6.
Ich liebte es, zur Schule zu gehen. An die Kanti ging damals niemand aus Triengen.
Die Sekundarschule war schon ein Privileg. In die ging ich dann auch.
In der Sekundarschule hatten wir von Montag bis Freitag Unterricht, ohne freie
Halbtage. Der Samstag war schulfrei, damit wir zuhause helfen konnten beim
Beerensammeln, Haushalten oder was immer anfiel an Arbeit.
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