Die Arbeitslosen von Marienthal«

Transcription

Die Arbeitslosen von Marienthal«
»Die Arbeitslosen von Marienthal«
Internet-Seite -
http://agso.uni-graz.at/marienthal/
(sehr detailierte Informationen)
ist längst ein Klassiker der empirischen Sozialforschung. Der Erfolg dieser Studie
bewirkte in den Sozialwissenschaften eine weltweite Vertrautheit mit dem Namen
»Marienthal«. Doch kaum jemand weiß mehr über diese Fabrik und Arbeiterkolonie als
das Wenige, das in dem Buch mitgeteilt wird. So betrachtet, ist »Marienthal« ein Mythos
geworden.
Diese Website bietet Erst- und Hintergrundinformationen zu Marienthal vor wie nach der
berühmten Studie von 1933. Texte, Bilder und Archivalien gewähren Einblicke in die
Geschichte Marienthals, in den Ort und seine Menschen, von den Anfängen bis in die
Gegenwart. Diese werden durch Informationen zur Marienthal-Studie sowie zu deren
Projekt- und Autorenteam ergänzt.
Für eine erste Benutzung dieser Website empfiehlt sich zunächst die Lektüre der
»Einführung«, danach der Abteilungen »Chronik« und »Die Studie«.
Diese Website, gestaltet anlässlich des 20. Geburtstages des Archivs für die Geschichte
der Soziologie in Österreich 2007 und des 75–Jahr-Jubiläums der Marienthal-Studie
2008, ist für Studierende und Lehrende, für Forschende wie allgemein Interessierte
gemacht. Sie stellt Dokumente für den Unterricht sowie für weiterführende Forschungen
kostenlos zur Verfügung. Hingewiesen sei auch auf die Ausstellung »Rückblicke auf
Marienthal« und das Buch »Marienthal. Das Dorf – Die Arbeitslosen – Die Studie«.
Einführung
»Marienthal« ist der Name einer Fabrik und Arbeiterkolonie in den niederösterreichischen
Gemeinden Gramatneusiedl und Reisenberg. Diese Website über Marienthal (etwa
1,2 Gigabyte, rund 13.160 Dateien und über 120.850 Hyperlinks) ist in neun Abteilungen
gegliedert, welche drei Themenblöcken zugeordnet sind: 1. Fabrik & Arbeiterkolonie
Marienthal; 2. Die Marienthal-Studie; 3. Quellen.
Durch Klick auf das Wappen der Marktgemeinde Gramatneusiedl in der oberen
Menüleiste kommt man zu einem Register der wichtigsten Informationen über
Gramatneusiedl: zur Geschichte, zu acht Gewässern im Ort, zu über 85 Institutionen und
Gebäuden, über 45 Denkmälern und 65 Vereinen. Außerdem gibt es hier ein
vollständiges Straßen- und Häuserverzeichnis von Gramatneusiedl. Ein ähnliches Register
gibt es auch zu den Marienthal betreffenden Teilen von Reisenberg.
1. Fabrik & Arbeiterkolonie Marienthal
Chronik
Diese Abteilung enthält zur Erstinformation die »Kleine Chronik von Gramatneusiedl,
Marienthal und Neu-Reisenberg« (fünf Seiten DIN A4), welche einen Überblick über die
Geschichte des Ortes sowie die Textilfabrik Marienthal und deren Besitzer bietet. Es wird
empfohlen, erst danach auf die »Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und
Neu-Reisenberg« (etwa 250 Seiten DIN A4) zuzugreifen, welche einen detaillierten
zeitlichen Überblick gibt. Dabei werden die Jahre vor, während und nach der MarienthalStudie besonders ausführlich behandelt. Von der großen Chronik aus kann die
Information durch Klick auf die Dokumente vertieft werden (weitere cirka 250 Seiten
DIN A4). Ein Register zur »Großen Chronik« einschließlich all ihrer Dokumente ermöglicht
mit seinen rund 12.000 Hyperlinks den raschen und gezielten Zugriff auf einzelne
Ereignisse, Personen und Institutionen.
Bilder
Es handelt sich hierbei um die virtuelle Version der Ausstellung »Rückblicke auf
Marienthal«. Über hundertfünfzig Bilder von 1834 bis zur Gegenwart geben einen
visuellen Eindruck vom Ort, von seinen Menschen, Vereinen und Gebäuden. Die
Bilddokumente werden in einundzwanzig Themenschwerpunkten sowie einer Objektschau
dargeboten. Diese Ausstellung kann in überarbeiteter Form als Schautafelausstellung
beim Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich angefordert werden. Weitere
Bilder zu Marienthal und Gramatneusiedl gibt es in dem etwa zweitausend Dokumente
umfassenden »Virtuellen Bildarchiv«.
Häuserbuch
Marienthal bestand bei Stilllegung der Textilfabrik 1930 aus der großen Fabrikanlage
(vier Komplexe mit zusammen 157 Gebäuden und Anbauten), den 23 fabrikeigenen
Wohnhäusern, den 13 Infrastrukturbauten der Fabrik wie Spital, Kindergärten und
Theater, fünf Grünanlagen, zwei Privatbauten in Gramatneusiedl, nämlich dem
Arbeiterheim Marienthal und dem Heim der Kinderfreunde, aus den 17 privaten Wohn-,
Geschäfts- und Gasthäusern in der Siedlung Neu-Reisenberg sowie fünf fabrikeigenen
Anlagen außerhalb Marienthals. Diese Gebäude und Anlagen, die das ursprüngliche
Marienthal definieren, werden hier nach Namen, Lage, Baujahr, Größe, Funktion,
Eigentumsverhältnissen und Abrissjahr beziehungsweise Erhaltungszustand beschrieben.
Deren Standort kann über den jeweils beigefügten »Lageplan« rasch gefunden werden,
das »Bild« gibt einen ersten optischen Eindruck. Ein Register zum »Häuserbuch«
(einschließlich aller Namensvarianten) ermöglicht mit seinen über 950 Hyperlinks den
raschen und gezielten Zugriff auf die Informationen. Pläne zur Textilfabrik Marienthal und
zu Neu-Reisenberg erleichtern die Orientierung, ebenso die Bildansicht der Textilfabrik
Marienthal.
Pläne
Die knapp 50 Pläne, Landkarten und Kataster zu Gramatneusiedl, Marienthal und NeuReisenberg ermöglichen die geografische Lokalisierung Marienthals und geben einen
detaillierten Überblick über die Fabrik und Arbeiterkolonie Marienthal, die Marktgemeinde
Gramatneusiedl und die Siedlung Neu-Reisenberg sowie über einzelne Anlagen und
Gebäude in diesem Bereich.
2. Die Marienthal-Studie
Die Studie
Zum Seitenanfang
Diese Abteilung enthält einen Überblick zur Marienthal-Studie: Genese, Projektträger,
Feldforschung, Auswertung, das Autorenteam, Ausgaben und Übersetzungen,
Eigentümlichkeiten der Studie, Erinnerungen von Beteiligten, spezielle Informationen zur
Studie (etwa »Zum Treer gegangen« oder »Was wurde aus Frau J. K. und ihren drei
Söhnen?«) sowie ein Personenregister des Buchs »Die Arbeitslosen von Marienthal«
(Frankfurt am Main 1975). Von der zusammenfassenden Hauptebene aus kann die
Übersichtsinformation durch Detailinformationen erweitert und vertieft werden.
Das Projektteam
Diese Abteilung bietet Informationen zum Projektträger der Marienthal-Studie, der
»Österreichischen Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle«, sowie Bio-Bibliografien
zu den drei Personen des Autorenteams und den zwölf anderen Angehörigen des
Projektteams der Marienthal-Studie. Auch hier kann von der zusammenfassenden
Hauptebene aus die Übersichtsinformation durch Detailinformationen erweitert und
vertieft werden.
Zum Seitenanfang
3. Quellen zu Marienthal
Bibliothek
Diese Abteilung enthält gedruckte Texte zu Marienthal, Gramatneusiedl und NeuReisenberg sowie zur Marienthal-Studie, unterteilt in drei Gruppen: a) eine kommentierte
Bibliografie zu Marienthal, Gramatneusiedl und Neu-Reisenberg sowie zur MarienthalStudie (chronologisch und nach Autoren geordnet), b) direkte Nachfolgestudien zur
Marienthal-Studie, c) Rezensionen der Marienthal-Studie. Dazu gibt es Interviews mit
Mitgliedern des Projektteams der Marienthal-Studie. Sofern dies urheberrechtlich und
arbeitstechnisch möglich ist, werden die (über 135) Texte auch zum Herunterladen aus
dem Netz kostenlos angeboten: als Faksimile und als meist kommentierte HTML-Dateien.
Beachten Sie, bitte, beim Herunterladen von Texten das Urheberrecht! Schließlich gibt es
in dieser Abteilung auch noch ein Verzeichnis all jener auf dieser Website genannten
Personen, für die hier (über 260) Biografien abrufbar sind.
Archiv
Diese Abteilung bietet ungedruckte Quellen zu Marienthal, Gramatneusiedl und NeuReisenberg sowie zur Marienthal-Studie an. Die teilweise aus öffentlichen Archiven, meist
aber aus privaten Sammlungen stammenden und damit schwer zugänglichen Dokumente
sind sowohl für die Lehre wie auch für weiterführende Forschungen gedacht. Die
(momentan über 220) Einzeldokumente können als Faksimile kostenlos heruntergeladen
werden. Beachten Sie, bitte, beim Herunterladen von Dokumenten das Urheberrecht!
Mehrere Quellen werden auch als transliterierte und meist kommentierte HTML-Dateien
angeboten, um einen Anreiz zu schaffen, handschriftliche Dokumente durch Vergleich im
Selbststudium seinen eigenen Forschungen zu erschließen. Diesem Zweck dienen auch
die Lesehilfen mit verschiedenen Handschriftenübersichten. Die Archivalien werden durch
ein momentan nur im Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich vollständig,
auf dieser Website teilweise zugängliches Bildarchiv (einschließlich Register sowie
Register der Postkartenverlage und Fotografen) mit rund 3.500 Bilddokumenten sowie
eine Stempelsammlung ergänzt.
Künstler-Sichten
In dieser Abteilung wird Marienthal aus Sicht von Kunstschaffenden aller Bereiche in
Form einer kommentierten Bibliografie angeboten: Dichtung, bildende Kunst, Musik und
Film. Sofern dies urheberrechtlich und arbeitstechnisch möglich ist, werden die
Kunstwerke als Faksimile, teilweise auch als reine, bisweilen kommentierte HTML-Dateien
zum Herunterladen aus dem Netz kostenlos angeboten. Beachten Sie, bitte, beim
Herunterladen von Texten und Bildern das Urheberrecht! Die Künstler-Sichten sollen die
wissenschaftliche Dimension dieser Website ergänzen, konfrontieren, vertiefen. Zum
raschen Zugriff auf bestimmte (der momentan rund 25) Künstlerinnen und Künstler steht
auch hier ein Register zur Verfügung.
Hingewiesen sei noch auf das Buch von Reinhard Müller, »Marienthal. Das Dorf – Die
Arbeitslosen – Die Studie«, welches gleichsam eine einführende Ergänzung zu dieser
dokumentarisch ausgerichteten Website darstellt.
http://agso.uni-graz.at/marienthal/
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Arbeitslosen_von_Marienthal
Die Arbeitslosen von Marienthal
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen
langandauernder Arbeitslosigkeit (1933) ist der Titel einer Untersuchung von Marie Jahoda,
Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel zu den Folgen von Arbeitslosigkeit, die zu den
Klassikern der empirischen Soziologie gehört.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]
1 Die Untersuchung
2 Auswirkungen der Studie
3 Verfilmung
4 Textausgabe
5 Literatur
6 Weblinks
Die Untersuchung [Bearbeiten]
Heute würde das von einem Team um Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld herum ausgeführte
Projekt als "Action research" bezeichnet werden (vgl. auch: "Teilnehmende Beobachtung",
"Feldforschung") und als Beispiel der Theoriebildung in Kombination von quantitativen und
qualitativen Daten, vorgefundenen Daten und erhobenen Daten dienen. Auch wenn diese
Konzepte jünger als die Arbeit über die Arbeitslosen von Marienthal sind, wurden hier - unter
dem Begriff "Soziographie" - Meilensteine für diese Methoden gesetzt.
Die Arbeitersiedlung Marienthal liegt in Gramatneusiedl, einem Ort in der Nähe Wiens. Nach
der Schließung einer Fabrik, nach deren Inbetriebnahme die Gemeinde gegründet worden
war, entstand jäh eine umfangreiche Arbeitslosigkeit. Um Zugang zu den Menschen in
Marienthal zu gewinnen, haben die Autoren dieser Studie nicht nur Kontakt zu politischen
und gesellschaftlichen Gruppen und Vereinen gesucht, sondern auch Kleidersammlungen,
ärztliche Sprechstunden, Erziehungsberatungen, Turn- und Zeichenkurse durchgeführt. Ziel
war es, die Menschen für das Forschungsprojekt zu gewinnen. Zugleich diente jedes dieser
Mittel (inkl. der in dieser Hinsicht ethisch fragwürdigen Sprechstunden) auch dazu, durch
teilnehmende Beobachtung Informationen über die Marienthaler Bevölkerung zu erlangen.
Für jede Familie in Marienthal wurden Katasterblätter angelegt, auf denen die verschiedenen
Beobachtungen und Interviews festgehalten wurden, vom ordentlichen oder ungeordneten
Zustand der Wohnung beim Besuch wegen der Kleidersammlung bis hin zu Dingen, die bei
der Erziehungsberatung, beim Arztbesuch oder bei der Beobachtung im "Arbeiterheim"
besprochen wurden. Es wurden etwa dreißig ausführliche Interviews geführt, einige Journale
über die Zeiteinteilung angefertigt und Essenslisten erstellt. Die amtliche Statistik wurde
ebenfalls herangezogen.
Das veröffentlichte Ergebnis der Studie gibt einen breiten und tiefgehenden Überblick in das
Leben mit der damaligen Form von Arbeitslosenunterstützung, ohne baldige Aussicht auf
Beschäftigung. Insbesondere wird nachgezeichnet, wie sich aufgrund der Hoffnungslosigkeit
durch die Arbeitslosigkeit das Zeitbudget verändert. Wenn eigentlich eine Aufgabe zu
erfüllen wäre, wird sie trotzdem liegen gelassen. Es fehlt die Zeiteinteilung, das feste Raster,
eine Tagesstruktur.
Auswirkungen der Studie [Bearbeiten]
Durch Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden der Sozialforschung
(Beobachtung, Strukturierte Beobachtungsprotokolle, Haushaltserhebungen, Fragebögen,
Zeitverwendungsbögen, Interviews, Gespräche und gleichzeitige Hilfestellungen) ist diese
1933 erstveröffentlichte Arbeit methodisch richtungsweisend - auch wenn ihre Rezeption im
deutschsprachigen Raum erst Jahr(zehnt)e später erfolgte. Die Gruppe österreichischer
Forschungssoziologen wies am Beispiel der von der niedergegangenen Textilindustrie
geprägten Kleinstadt Marienthal in ihrer Feldforschungsuntersuchung erstmalig in dieser
Form, Präzision und Tiefe sozio-psychologische Wirkungen von Arbeitslosigkeit nach und
zeigte im Hauptergebnis, dass Arbeitslosigkeit nicht (wie bis dahin meist erwartet) zur aktiven
Revolution, sondern vielmehr zur passiven Resignation führt.
Die Arbeitslosen von Marienthal ist aber nicht nur eine mit vielen Beispielen illustrierte
dichte empirische Beschreibung, sondern auch eine sozialtheoretisch anregende Arbeit mit
Blick auf die vier Haltungstypen der auch innerlich Ungebrochenen, der Resignierten, der
Verzweifelten und der verwahrlost Apathischen – wobei lediglich der erste Typus noch
„Pläne und Hoffnungen für die Zukunft“ kannte, während die Resignation, Verzweiflung und
Apathie der drei anderen Typen „zum Verzicht auf eine Zukunft führte, die nicht einmal mehr
in der Phantasie als Plan eine Rolle spielt“. Als entscheidende Dimension erwies sich die
Fähigkeit, "für die Zukunft Pläne und Hoffnungen" bewahren und entwickeln zu können, also
eine grundlegende Dimension humanen Gattungsvermögens nicht zu verlieren: die
Antizipation möglicher Entwicklungen.
Das Buch wird durch einen in den 1950er Jahren hinzugefügten "Vorspruch" von Lazarsfeld,
in der er die Arbeit in ihrem Verhältnis zu damaligen und zeitgenössischen Schulen der
Soziologie einordnet, und einen methodischen Anhang von Zeisel zur Geschichte der
Soziografie ergänzt.
Verfilmung [Bearbeiten]
Einstweilen wird es Mittag ist ein bedeutender österreichischer Fernsehfilm über die
Marienthalstudie von Karin Brandauer (Erstsendung 1. Mai 1988 im ORF).
Textausgabe [Bearbeiten]
Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen
langandauernder Arbeitslosigkeit. (mit Paul F. Lazarsfeld, Hans Zeisel) Hirzel, Leipzig 1933,
später: Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-10769-0
Literatur [Bearbeiten]
Richard Albrecht: Zukunftsperspektiven: Arbeitslosigkeit - Subjekt- und Realanalyse; in:
Forum Wissenschaft, 24 (2007) 1, S. 61-63 ([1])
Reinhard Müller: Marienthal. Das Dorf – Die Arbeitslosen – Die Studie. Studienverlag
Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7065-4347-7
Weblinks [Bearbeiten]
Portal zur Studie, Universität Graz, Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich
Marienthalstudie - mit Bibliografien und weiterführender Literatur, Universität Hannover
Fotos
Heutiges Marienthal (Gramatneusiedl), albanknecht.de
Arbeiterwohnhaus (ehem. Theresienmühle) kurz vor dem Abriss, Initiative Denkmalschutz,
21. Mai 2008
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Arbeitslosen_von_Marienthal“
Kategorien: Soziologische Publikation | Arbeitslosigkeit | Milieu der Armut
Marienthal-Studie: „Einstweilen wird es
Mittag“
26.02.2008 | 19:06 | STEFAN WINTERSTEIN (Die Presse)
Die berühmte Marienthal-Studie ist 75 Jahre alt: eine zum Klassiker gewordene Schrift
über das – triste – Leben in der Arbeitslosigkeit.
Aus dem Archiv:
Als „das Beste, was bisher über die Wirkung der Arbeitslosigkeit geschrieben wurde“, wurde
die Studie in ihrer ersten Rezension im Erscheinungsjahr 1933 bezeichnet. Diese
Einschätzung Käthe Leichters kann man füglich heute noch gelten lassen. Dass auch nach 75
Jahren das Interesse an der berühmten Untersuchung „Die Arbeitslosen von Marienthal“
ungebrochen ist, darüber besteht kein Zweifel. So ist erst im vergangenen Jahr in Polen die
insgesamt bereits achte Übersetzung des Buchs erschienen. Die für eine
sozialwissenschaftliche Einzelstudie erstaunliche Anzahl an Übertragungen ist jedoch nicht
die einzige Auffälligkeit in der Rezeptionsgeschichte des „soziographischen Versuchs“ (so
der Original-Untertitel): In den Achtzigerjahren wurde ihm eine Ehre zuteil, die man sonst
eher mit literarischen Werken in Zusammenhang bringt – er wurde verfilmt.
Statistik und Befragung
Eine gewisse literarische Qualität ist denn auch einer der Gründe, die Reinhard Müller in
seinem pünktlich zum heurigen Jubiläum erschienenen Dokumentarband „Marienthal“
(Studienverlag) für den außerordentlichen Erfolg der Marienthal-Studie ins Treffen führt.
Diese partizipiert, könnte man sagen, in gewisser Weise am traditionellen Genre des
Reiseberichts. Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Wien verschlägt es in eine andere Welt,
eine Industriekolonie von Gramatneusiedl, und sie erzählt dem Leser, was sie dort vorfindet.
Die lange Vorgeschichte dieses durch die Studie zu trauriger Berühmtheit gelangten Ortes
penibel recherchiert und aufgezeichnet zu haben, darf nun der Grazer Soziologe Müller für
sich in Anspruch nehmen: Von 1100 n.Chr. bis in die Gegenwart reicht seine Chronologie, in
der man die große Geschichte gewissermaßen aus der dörflichen Froschperspektive
mitverfolgen kann. Schließlich zeichnet Müller das allmähliche Wachsen der 1820 erstmals
erwähnten Marienthaler Textilfabrik ebenso nach, wie erstmals auch die Hintergründe ihrer
Krise und Stilllegung. Sie führte zu jener Massenarbeitslosigkeit, welche die Wiener
Wissenschaftler bei ihrer Ankunft im Jahr 1931 empfing.
Die angeblich von Otto Bauer angeregte Erforschung des Lebens unter den Bedingungen der
Arbeitslosigkeit bildete damals jedoch nur eines von zwei Forschungszielen. Ein zweites
bestand in der Methode. Es ging der ungewöhnlich jungen Gruppe um Marie Jahoda (zu
Projektbeginn erst 24) und Paul Lazarsfeld darum, einen sozialpsychologischen Tatbestand
umfassend und durch eine möglichst breite Palette von wissenschaftlichen Techniken zu
untersuchen. Hierin erlangte die Studie Mustergültigkeit – ein zweiter Grund für ihren Erfolg.
Durch Kombination von Statistik, teilnehmender Beobachtung und Dokumentenanalyse
ebenso wie persönlicher Befragungen und Tests gelang es, eine Lücke zwischen trockener
Statistik und Momenteindrücken der Sozialreportage zu schließen. Wahlstatistiken,
Lebensgeschichten, Inventare der Mahlzeiten, Analysen von Bibliotheksfrequenzen und
Schüleraufsätze verdichten sich zu einem komplexen Bild von den Lebensbedingungen in
einer existenziellen Extremsituation.
Apathie statt Revolution
So wurden die Arbeitslosen von den Forschern dazu angehalten, ihre alltägliche
Zeitverwendung zu dokumentieren. Eine Zeile aus dem Zeitverwendungsbogen eines 33Jährigen ist später immer wieder plakativ zitiert worden. Für die Stunde zwischen zehn und
elf Uhr hatte er als Aktivität eingetragen: „Einstweilen wird es Mittag.“ „Zwischen den
wenigen wirklichen Beschäftigungen, dort, wo im Bogen steht: ,Einstweilen wird es Mittag‘ –
liegt das Nichtstun, der völlige Mangel einer sinnvollen Zeitausfüllung“, heißt es in der
Marienthal-Studie dazu. Sie macht eindrucksvoll klar, wie sehr das Gefühl, unbegrenzt Zeit
zu haben, die Inangriffnahme jedes Vorhabens bereits im Ansatz zu ersticken droht und wie
sehr die durch die wirtschaftliche Katastrophe bewirkte Totalisierung der Freizeit in
Zeitzerfall und Sinnverlust mündet. In dieser politischen Dimension der Untersuchung wäre
ein dritter Grund für ihre öffentliche Anerkennung zu erblicken. Die historische Debatte
darüber, ob Arbeitslosigkeit in die Apathie oder zur Revolution führe, ist hier eindeutig
entschieden worden.
Durchbruch erst nach Übersetzung
Zu einem „weltweiten Klassiker der empirischen Sozialforschung“, wie Müller völlig zurecht
schreibt, ist die Marienthal-Studie bei alledem erst durch die englischsprachige Übersetzung
aus dem Jahr 1971 avanciert. Dass beinahe sämtliche Mitwirkende wenige Jahre nach der
Erstveröffentlichung aus Österreich emigrieren hatten müssen, gehört mit zur Geschichte der
„Arbeitslosen von Marienthal“. Auch übrigens, dass die Autoren (oder deren Erben) bis heute
weder Honorar noch Tantiemen für ihre Schrift erhalten haben.
MARIENTHAL: Ein Klassiker
Die Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ wurde von einem siebzehnköpfigen
Projektteam im März 1933 abgeschlossen.
Reinhard Müller: Marienthal. Das Dorf – Die Arbeitslosen – Die Studie.
424 S., geb., 39,90 Euro (Studienverlag)
Marienthal-Studie: „Einstweilen wird es Mittag“ « DiePresse.com
26. Febr. 2008 ... Durch Kombination von Statistik, teilnehmender Beobachtung und
Dokumentenanalyse ebenso wie ... ihre alltägliche Zeitverwendung zu dokumentieren. ... nach der
Erstveröffentlichung aus Österreich emigrieren hatten müssen, ...
diepresse.com/home/kultur/literatur/365731/index.do
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Arbeitslosen_von_Marienthal
Google – Treffer (22.04.09) 29.700 für Marienthal-Studie
Die Marienthalstudie
Die Marienthalstudie ein Klassiker der empirischen Sozialforschung. Quelle: Die
Marienthal Studie - US-amerikanische Ausgabe (1971) ...
www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal/ - 2k - Im Cache - Ähnliche Seiten
Die Marienthalstudie - ein Klassiker der Sozialforschung
Informationen über den Ort und seine Bewohner; Auszüge aus der Einleitung zur
Marienthalstudie und aus der Ortschronik Marienthals; Zeichnungen und Fotos ...
www.sozpsy.uni-hannover.de/Marienthal/index3.html - 21k - Im Cache - Ähnliche Seiten
Weitere Ergebnisse von www.sozpsy.uni-hannover.de »
Die Arbeitslosen von Marienthal – Wikipedia
Die Arbeitslosen von Marienthal – agso.uni-graz.at/marienthal (Umfangreiche Website zur
Studie); Die Marienthalstudie – www.sozpsy.uni-hannover.de (auch ...
de.wikipedia.org/wiki/Die_Arbeitslosen_von_Marienthal - 19k - Im Cache - Ähnliche Seiten
[PDF]
Marienthalstudie
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - HTML-Version
Marienthalstudie. Hintergrund. Anfang der 30er Jahre wurde eine Textilfabrik in Marienthal,
ein Industriedorf in. Österreich, geschlossen. ...
wulv.unigreifswald.de/2006_mw_einfuehrung_ewi_methoden/userdata/handout_marienthal.pdf Ähnliche Seiten
[PDF]
Microsoft PowerPoint - Marienthalstudie-WS0506
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - HTML-Version
1. Prof. Dr. Günter Roth. Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch.
über die Wirkungen langandauernder. Arbeitslosigkeit ...
www.drk-fachhochschule.de/gfx/REDAKTION/Marienthal_WS0506.pdf - Ähnliche Seiten
Katrin Student
Die Veröffentlichung der Marienthal-Studie in dem Buch: „Die ... Paul F. Lazarsfeld begann
im Jahr 1930 die Pläne für die Marienthal-Studie zu entwickeln. ...
www.katrin-student.homepage.t-online.de/41408.html - 40k - Im Cache - Ähnliche Seiten
Die Marienthal-Studie. Ein Klassiker der
Sozialwissenschaften
Josef Bilkovsky (1871–1940), 1919 bis 1934 Bürgermeister von Gramatneusiedl; er
unterstützte wesentlich das Projektteam der Marienthal-Studie ...
agso.uni-graz.at/marienthal/bilder/02_15_00_00_Marienthal-Studie.htm - 40k - Im Cache Ähnliche Seiten
Die Marienthal-Studie
Durchgeführt wurde die Marienthal-Studie unter Leitung von Paul Felix Lazarsfeld (1901–
1976) von einem siebzehn Personen umfassenden Projektteam, ...
agso.uni-graz.at/marienthal/studie/studie0.htm - 58k - Im Cache - Ähnliche Seiten
Marienthalstudie und empirische Forschungsmethoden Soziologie-Forum
8. März 2007 ... Also Tip es gibt eine sehr gute Internet-Seite zur Marienthalstudie, findest
du durch googeln. Dann gibt es noch ne Studie von Marie Johada ...
www.soziologie-forum.de/thema.php?id=19564 - Ähnliche Seiten
[PDF]
Nach der Marienthalstudie: Spätere Forschung zur
Erwerbslosigkeit
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - HTML-Version
Die so genannte Marienthalstudie von Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel .... Entgegen den
Ergebnissen der Marienthal-Studie kann man generell nicht von einer ...
www.ewi-psy.fuberlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/arbpsych/media/lehre/ws0607/12572/marienthalstudi
e.pdf Die Marienthalstudie
Die Marienthalstudie ein Klassiker der empirischen Sozialforschung. Quelle: Die Marienthal Studie US-amerikanische Ausgabe (1971) ...
www.sozpsy.uni-hannover.de/marienthal/ - 2k - Im Cache - Ähnliche Seiten
Die Marienthalstudie - ein Klassiker der Sozialforschung
Marienthal. Informationen über den Ort und seine Bewohner; Auszüge aus der Einleitung zur
Marienthalstudie und aus der Ortschronik Marienthals ...
www.sozpsy.uni-hannover.de/Marienthal/index3.html - 21k - Im Cache - Ähnliche Seiten
Weitere Ergebnisse von www.sozpsy.uni-hannover.de »
Die Arbeitslosen von Marienthal – Wikipedia
Einstweilen wird es Mittag ist ein bedeutender österreichischer Fernsehfilm über die
Marienthalstudie von Karin Brandauer (Erstsendung 1. Mai 1988 im ORF). ...
de.wikipedia.org/wiki/Die_Arbeitslosen_von_Marienthal - 29k - Im Cache - Ähnliche Seiten
[PDF]
Marienthalstudie
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - HTML-Version
Marienthalstudie. Hintergrund. Anfang der 30er Jahre wurde eine Textilfabrik in Marienthal, ein
Industriedorf in. Österreich, geschlossen. ...
wulv.uni-greifswald.de/2006_mw_einfuehrung_ewi_methoden/userdata/handout_marienthal.pdf Ähnliche Seiten
Die Marienthal-Studie
Durchgeführt wurde die Marienthal-Studie unter Leitung von Paul F. Lazarsfeld von einem siebzehn
Personen umfassenden Projektteam, darunter zwei ...
agso.uni-graz.at/marienthal/studie/studie0.htm - 60k - Im Cache - Ähnliche Seiten
Katrin Student
Die Veröffentlichung der Marienthal-Studie in dem Buch: „Die Arbeitslosen von Marienthal“ wurde in
... Die Marienthalstudie, Projekt MeS, 2002, S.1 f.). ...
www.katrin-student.homepage.t-online.de/41408.html - 41k - Im Cache - Ähnliche Seiten
[DOC]
Methoden der Marienthal-Studie
Dateiformat: Microsoft Word - HTML-Version
Methoden der Marienthal-Studie. Statistische Daten: Bevölkerungsstatistik, Geschäftsbücher des
Konsumvereins, Abonnements von Zeitungen, Ausleihziffern der ...
www.erzwiss.uni-halle.de/gliederung/paed/allgew/material/ws0405/metmarie.doc - Ähnliche Seiten
[PDF]
Microsoft PowerPoint - Marienthalstudie-WS0506
Dateiformat: PDF/Adobe Acrobat - HTML-Version
Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder.
Arbeitslosigkeit. Die ‚vorbildliche‘ Studie von: ...
www.drk-fachhochschule.de/gfx/REDAKTION/Marienthal_WS0506.pdf - Ähnliche Seiten
Marienthal-Studie - Psychologie-Lexikon
Psychology48 ist das große deutschsprachige Internet-Psychologielexikon - Wissenschaftlich und
Professionell !
www.psychology48.com/deu/d/marienthal-studie/marienthal-studie.htm - 20k - Im Cache - Ähnliche
Seiten
Marienthalstudie
Hier entsteht nach und nach ein Glossar/Lexikon von Suchausdrücken rund um die Themen Softskills,
Kompetenzen, Persönlichkeitsentwicklung und Karriere sowie ...
www.soft-skills.com/glossar/marienthalstudie.php - 14k - Im Cache - Ähnliche Seiten