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GoldenEye 007: Reloaded (REVIEW)
James Bond als Doppel-Null-Agent mit der Lizenz zum Gähnen!
Geschrieben von Christian am 6. Dezember 2011 um 15:58 Uhr
Plattform(en): XBOX360, PS3 | Release: 04.11.2011
Während Wii-Agenten den Feinden ihrer Majestät schon seit einem Jahr
hinterherspionieren konnten, mussten sich die Playstation 3 und Xbox 360-Spione
noch auf ihren ersten Einsatz gedulden. Auf der Wii gab es anno dazumal keine
nennenswerte Shooter-Konkurrenz und deshalb konnte der Titel dort glänzen, doch
auf den anderen beiden Heimkonsolen gibt es unzählige mehr oder weniger
gelungene Vertreter des Genres und so war es fraglich, ob der Titel auch in der HDAuflage glänzen kann, oder ob er in der Mittelmäßigkeit versinkt. Hat sich das
Warten also gelohnt? Die Antwort findet ihr, wie immer, im Test.
Mr. Bond ist zurück - und irgendwie auch nicht. Wer ein punktgenaues Remake des
altehrwürdigen und indizierten Golden Eyes des Nintendo 64 erwartet hat, wird zwangsläufig
enttäuscht werden. Zwar kann man die ein oder andere Parallele zwischen den beiden Titel
erkennen, so haben sich die Level-Designer des "neuen" 007-Abenteuers eindeutig beim
Rare-Titel inspirieren lassen und auch die Charaktere sind an die des Klassiker angelehnt,
doch Einsatzorte weichen z.T. deutlich von der "Vorlage" ab. Statt Pierce Brosnan ist man
dieses mal als Pixelversion von Daniel Craig unterwegs, der Mr. Bond auch seine englische
und deutsche Stimme leiht.
Auch M, d.h Judi Dench, mischt im Agentenalltag mit und so versprühen die bekannten
Filmstimmen jede Menge Atmosphäre und Authenzität. Auch der berühmte Titelsong wird
diesmal nicht von Tina Tuner gesungen, sondern von Nicole Scherzinger, ihres Zeichens
Frontfrau der Pussy Cat Dolls, die hier eine beeindruckte Neuintepretation abliefert. Fans der
Filme dürfen sich über ein Wiedersehen mit den bekannten Gegenspielern des britischen
Geheimagenten, wie der Beißer oder Odd Job, freuen.
Das alles ist aber spätestens seit dem Wii-Remake altbekannt, was ist also bitte schön
"Reloaded"?. Also ein Remake, eines Remakes? Kurz und Knapp: Ja. Zwar haben die
Entwickler dem Spiel einen neuen Modus, ein paar Veränderungen im Multiplayer und ein
paar neue Storysequenzen spendiert, aber alles in allem ist der vorliegende Titel einfach
eine grafisch aufgebohrte Portierung des Wii-Titels.
Ernsthaft? Schon wieder russische Terroristen?
Wer kommt auf die Liste der uninspiriertesten Gegnertypen in Ego-Shootern? Nach Nazis,
Russen und mittlerweile auch Zombies dürften sicher auch Terroristen inzwischen relativ weit
oben stehen. Warum dann nicht gleich russische Terroristen/abtrünnige Soldaten? Eben.
Diese haben sich, weil sie eben böse Terroristen sind, den Satteliten "Golden Eye" unter den
Nagel gerissen und wollen ihn für ihre böse² Pläne missbrauchen - gemein! Das kann die
britische Regierung natürlich nicht hinnehmen und schickt ihren besten Doppel-Null Agenten
rund um die Welt auf der Jagd nach den Hintermännern und einem russischen General, der
für das unsanfte Ende des Agentenkollegen 006 verantwortlich ist.
Mit der Lizenz zum Töt äh... Gähnen
Ob Dschungel, Nachtclub, Eislandschaften oder eben finstere Militäranlagen, Mr. Bond ist ein
Mann von Welt. Vor diesem Hintergrund ist es gleich doppelt ärgerlich, dass die Entwickler
beim Umkrempeln des Spiels die ein oder andere abgedroschene Lokalität übersehen
haben. Psst - liebe Entwickler, es war vielleicht beim ersten mal "spannend" durch, ach so
finstere, Gefängnisse zu stapfen, nach dem gefühlten 100. Mal ist aber die einzige Reaktion,
die diese beim Spieler auslösen dürften, ein herzhaftes und gelangweiltes Gähnen.
Während ich mich bei Modern Warfare 3 noch über das Dauerfeuerwerk und die daraus
resultierende Apathie für das Bildschirmgeschehen beschwert habe, ist es hier genau
anders rum: Die Inszenierung ist nicht wirklich schlecht, doch hat sie den ein oder anderen
Hänger, an dem man mit der Müdigkeit kämpft, auch wenn manche Level top durchinszeniert
sind und so wenigstens ein paar Höhepunkte liefern. Der Agentenalltag ist alles andere als
grau: Ob Schleichen, Panzerfahren in St. Petersburg und Fahrsequenzen - James Bond kann
alles.
Irgendwo im Texturensumpf
Doch im Vergleich zu Hochglanzprodukten wie Battlefield 3 und Modern Warfare 3 hat das
Spiel ganz schlechte Karten. Die Entwickler haben dem Spiel bei der Portierung auf die HDKonsolen den ein oder anderen neuen Effekt und ein paar schärfere Texturen spendiert,
doch diese bleiben einfach zu matschig, die Charaktermodelle altbacken und das
Leveldesign ist trist - das Spiel schafft es zu keiner Zeit seine Wii-Wurzeln zu verbergen.
Dafür läuft das Spiel mit flüssigen 60-Fps - Ruckler oder Tearing sucht man vergeblich.
Was sind die Kernkompetenzen eines Geheimagent ihrer Majestät? Richtig! Das
Schleichen. Doch gerade in der Paradedisziplin eines Doppel-Null-Agenten offenbaren sich
Schwächen. Es ist zu einfach und zu schwer! Ein Widerspruch? Nein, denn selbst auf dem
höchsten der vier Schwierigkeitsgrade, dem 007-Classic-Modus, welcher sich mit nichtregenierenden Lebenspunkten und Schusswesten klar an die N64-Veteranen richtet, muss
man sich mit den Laufwegen der Wachen nicht auseinander setzen, denn: Die Leichen der
Feinde lösen sich schon nach ein bis zwei Sekunden in Luft auf und schweben ins Nirvana
und so muss man sich über Entdeckung dieser durch andere Wachen so gut wie keine
Sorgen machen - wo nichts ist kann man schließlich ja auch nichts finden. Das beraubt den
Stealth-Anteil aber ein Großteil seines Reizes.
Während man sich als Agentenkollege Solid und Sam Fischer mit den Laufwegen der
Wachen auseinandersetzten muss, um die Zeit für das Erlegen und anschließende
Verstecken des Toten zu haben, reicht es im neuesten Einsatz von 007, einfach die Gegner
mit der geliebten (und schallgedämpften) Walther nacheinander aufs Korn zu nehmen und sie
einzeln wie Moorhühner ab zu knallen - langweilig.
Ein Russe kommt selten allein
Warum dann zu schwierig? Ganz einfach: Wehe dem, der sich von den Feinden beim
lautlosen Ausschalten erwischen lässt. Dann kommen ganz schnell die anderen beiden
Waffen, welche Bond neben der Walther mit sich rumschleppen kann, zum Einsatz. Aus
irgendeinem Grund kennen nämlich alle Russen im selben Areal auf zauberhafte Art und
Weise den Aufenthaltsortes des britischen Agenten und man muss sich seiner Haut
erwehren - sich verstecken oder einfach eine falsche Fährte legen kann man als Brite wohl
erst ab dem 000-Status. Es ist auch nicht immer ganz ersichtlich, wie die Feinde James
Bond bei einem seiner Einsätze entdecken konnten. Denn häufig war der nächste Gegner
über 40 Meter entfernt und man selbst ragte nur ein paar Zentimeter aus der Deckung hervor.
Den größten Anteil am Gameplay haben aber die guten alte Ballereien, doch auch diese sind
den Entwicklern nicht wirklich gelungen. Während die K.I. beim Erspähen des Doppel-NullAgenten richtige Adleraugen haben, haben sie beim Schießen wohl einmal zu tief ins
Wodka-Glas geschaut und treffen plötzlich nicht einmal mehr ein Scheunentor und so kann
man die Gegnerhorden spielend einfach abknallen. Das gilt jedoch nur auf offenem Gelände,
in den Gebäuden agiert die K.I. erstaunlich klug, flankiert 007 und attakiert im Team von
mehreren Seiten. Neben den Primärzielen kann der britische Agent ab dem zweiten
Schwierigkeitsgrad auch noch optionale Ziele im vorbeigehen lösen - zum Glück sind diese
nicht wie bei der Wii-Vorlage verpflichtend.
Wo is'n hier der Koop-Modus?
Die neuen MI6-Missionen kann man am besten mit den Spec-Ops-Einsätzen aus dem
hausinternen Konkurrenten Call of Duty vergleichen. Zwar ist man diesmal Solo unterwegs
(eigentlich schade, denn die Aufträge hätten sich perfekt für einen Koop-Modus geeignet),
doch der Aufbau ist in etwa der Gleiche. Manchmal muss man das Areal von Gegnern
säubern, ein anderes Mal unendeckt zum Checkpoint gelangen oder auch einfach nur eine
Stellung verteidigen und wird dann für seine Leistung bewertet und kann sich dann so in
Ranglisten mit anderen vergleichen. Angehende Top-Agenten machen sich das Leben durch
mannigfaltige Modifikationen noch ein bisschen schwerer, so kann man auf
Nahkampfattacken verzichten, nur noch Kopftreffer zählen lassen oder die Selbstheilung
deaktivieren. Insgesamt also eine spaßige und motivierende Angelegenheit.
Im klassischen Multiplayer sind diesesmal ganze 16 Agenten und nicht nur 8 wie in der WiiFassung unterwegs. Der Multiplayer wäre dank maßiger Modi, Waffen und Maps eigentlich
ebenfalls eine spaßige Angelegenheit. Leider stören hier, im Gegensatz zum Singleplayer,
Ruckler und Lags den Spielablauf empfindlich - hier sollte man dringend nachbessern,
Activision. Klasse ist aber, das man auch lokal im Splitscreen-Modus auf Agentenjagd gehen
kann.
Während die bekannten Synchronsprecher der Filme ganze Arbeit leisten und so Filmfeeling
aufkommen lassen, lädt die Vertonung der Russen eher zum Fremdschämen ein. Der
pseudo-"russische" Akzent von Bonds Feinden sollte eigentlich schon als Körperverletzung
geahndet werden, einfach nur schrecklich. Warum nimmt man hier nicht einfach
Muttersprachler? Der Score des Spiels ist hingegen klasse. Ob Titelsong oder die
treibenden orchestralen Klänge - soundtechnisch überzeugt das neue Abenteuer von 007 auf
ganzer Linie.
FAZIT zu GoldenEye 007: Reloaded :
Christian meint ...
Kennt ihr das? Man spielt ein Spiel und muss unentwegt denken: Vor drei
bis vier Jahren wäre das hier super gewesen und das auch, jetzt animiert
das Spiel euch aber nur noch zum Gähnen? Bonds neuer Einsatz ist dafür
ein Paradebeispiel. Wäre das Spiel vor drei Jahren so auf den Markt
gekommen, dann wäre die Grafik, gut, vielleicht wäre sie auch damals
nicht direkt klasse gewesen, aber wenigstens würde sie nicht so negativ
herausstechen, wie sie es heute eben tut. Neben Hochglanzprodukten wie Battlefield 3 oder
Modern Warfare 3 wirkt das Spiel einfach technisch veraltet. Auch das Gameplay des Titels
krankt daran, dass die Konkurrenz einfach mit frischeren Ideen und einem glaubwürdigeren
Verhalten der K.I. aufwartet, auch hier scheint es, als wäre das Spiel einfach ein paar
Jährchen zu spät auf den Markt gekommen. Es gibt aber auch positives von der
Geheimdienst-Front zu vermelden. So erfreut das Spiel einen mit vielen unterschiedlichen
Schauplätzen, spaßigem M16-Modus, bei dem mir immer noch nicht ganz klar ist, warum
Activision hier auf einen Koop-Modus verzichtet hat, denn dieser Modus wäre gerade zu
prädestiniert dafür gewsen, und einem klasse Multiplayer, bei dem man entweder lokal im
Splitscreen oder Online auf Agentenjagd geht. Auch wenn letzt genanntes leider an Lags und
Rucklern krankt.
Besonders gut finde ich ...
+ man kann schleichen
+ viele Waffen
+ abwechslungsreicher Spielverlauf
+ K.I. in Gebäuden top
+ Schauplätze rund um den Globus
+ Wiedersehen mit vielen bekannten Antagonisten
+ Original Synchronsprecher der Filme
+ klasse Soundtrack
Nicht so optimal ...
- Schleichen wird durch viele Macken beeinträchtigt
- Gegner haben wohl zu viel russischen Wodka getrunken
- K.I. im offenen Gelände flop
- altbackene Grafik
- z.T. tristes Leveldesign
- Lags und Ruckler im Multiplayer
Testsystem: PS3
GoldenEye 007: Reloaded - James Bond als Doppel-Null-Agent mit der Lizenz zum Gähnen!
[REViEW] direkt auf der Website aufrufen: http://pakgs.de/12163
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