an alle nationalen verbände an alle mitglieder des fila präsidiums

Transcription

an alle nationalen verbände an alle mitglieder des fila präsidiums
AN ALLE NATIONALEN VERBÄNDE
AN ALLE MITGLIEDER DES FILA PRÄSIDIUMS
AN ALLE MITGLIEDER DES TECHNISCHEN DEPARTMENTS
AN ALLE MITGLIEDER DES KAMPFRICHTER DEPARTMENTS
Betreff: Änderung der Ringkampfregeln
Sehr geehrte Kollegen,
Im Anschluss an den Kongress, der 2008 in Peking stattfand, nahm das FILA Präsidium einige
Änderungen der Ringkampfregeln vor, welche allen nationalen Verbänden durch die
Rundschreiben vom 9. und 25. Februar 2009 mitgeteilt wurden. Diese Änderungen wurden
während aller internationalen Turniere und Kontinentalmeisterschaften 2009 auf den Prüfstand
gestellt und fanden volle Zustimmung.
Die Änderungen sind daher offiziell verabschiedet und müssen von heute an bei allen
internationalen Wettbewerben angewendet werden. Die Regeln werden bis zu den Olympischen
Spielen 2012 keine Änderungen mehr erfahren.
Die FILA wird im September 2009 eine neue Ausgabe der Regeln veröffentlichen.
A) FÜR ALLE STILARTEN IM RINGEN: FREISTIL, GRIECHISCH-RÖMISCH,
FRAUENRINGEN
1. Die Kampfgerichtsbarkeit
Das Kampfgericht setzt sich zusammen aus dem Kampfrichter, dem Punktrichter
und dem Mattenpräsidenten. Alle Entscheidungen müssen einstimmig oder mit einer
2:1 Mehrheit getroffen werden. Das Kampfgericht darf den Videobeweis nicht
hinzuziehen, um seine Entscheidungen zu treffen.
2. Das Recht des Ringers – die «Challenge»
Die Challenge ist diejenige Aktion, die es dem Trainer erlaubt bei
Meinungsverschiedenheit bezüglich der Entscheidung, im Namen des Ringers, das
Geschehen zu unterbrechen und das Kampfgericht aufzufordern, den Videobeweis
zu bemühen.
Diese Möglichkeit bietet sich nur bei Wettkämpfen, für die die Videoaufzeichnung
formal von der FILA und dem Organisationskomitee festgeschrieben ist.
Der Trainer muss die Challenge fordern indem er, unmittelbar nachdem das
Kampfgericht die Punkte der fraglichen Situation gegeben hat, eine weiße Kelle
hebt.
Sollte der Ringer mit der Entscheidung des Trainers nicht einverstanden sein, so
wird der Kampf fortgesetzt.
Besondere Punkte:
−
Jedem Ringer steht eine (1) Challenge pro Kampf zu. Wenn das Kampfgericht
nach Überprüfung der Challenge seine Entscheidung ändert, kann die
Challenge während des Kampfes wieder genutzt werden.
−
Wenn das Kampfgericht oder das Berufungsgericht die Entscheidung bestätigt,
verliert der Ringer die Challenge und sein Gegner erhält einen (1) technischen
Punkt.
−
Der Mattenpräsident stoppt den Kampf sobald die Situation auf der Matte neutral
ist, um die Challenge zu überprüfen.
−
Die Challenge kann nicht im Fall eines Schultersieges gefordert werden, dass
heißt wenn der Schultersieg vom Mattenpräsidenten nach der Entscheidung des
Kampfrichters oder des Punktrichters bestätigt wurde (diese Bestimmung
erfordert eine Änderung des Artikels 44 der Ringkampfregeln).
−
Der Trainer, welcher die Challenge fordert muss dies von seinem Platz aus tun,
ohne sich dem Kampfrichter, dem Punktrichter oder dem Mattenpräsidenten zu
nähern.
−
Während der Ansicht der Challenge darf keine Beratung unter den Mitgliedern
des Kampfgericht stattfinden.
−
Nach einmaliger Ansicht der Aktion gibt der Kampfrichter seine Entscheidung
zuerst bekannt, unmittelbar gefolgt vom Punktrichter, der seine Entscheidung mit
dem ihm zur Verfügung stehenden Material (Kelle oder elektronisch) von seinem
Platz aus bekannt gibt. Stimmt der Mattenpräsident zu, so gibt es keine weitere
Intervention des Berufungsgerichts.
−
Stimmt der Mattenpräsident dem Kampfrichter und dem Punktrichter nicht zu, so
muss er die Meinung des Berufungsgerichts anfordern. In diesem Fall ist die
Entscheidung des Berufungsgerichts, bestätigt durch den Mattenpräsidenten
entgültig und kann zu keiner weiteren Challenge führen.
−
Es ist nicht möglich, nachdem eine entgültige Entscheidung durch das
Kampfgericht oder das Berufungsgericht gefällt worden ist, eine „GegenChallenge“ zu fordern.
−
Die Challenge wird unmittelbar nachdem der Trainer die weiße Kelle gehoben
hat berücksichtigt und kann von ihm nicht wieder zurückgenommen werden.
3. Das Berufungsgericht
Das Berufungsgericht ist eine Gruppe kampfrichterlicher Experten, dessen Funktion
darin besteht, sicherzustellen, dass die Ringkampfregeln während aller großen FILA
Veranstaltungen, wie den Olympischen Spielen, den Welt- und
Kontinentalmeisterschaften, den Welt Cups, den Golden Grand Prix Turnieren und
besonderen Spielen strikt angewendet werden.
Das Berufungsgericht wird durch den FILA-Präsidenten oder durch seinen
Stellvertreter zusammengestellt und besteht aus drei (3) Personen, ausgewählt aus
Instrukteuren, Präsidiumsmitgliedern oder Sachkundigen entsprechend der
verschiedenen Kämpfe und Nationalitäten. Es gibt ein Berufungsgericht pro Matte.
Funktionen:
−
Das Berufungsgericht ist dafür verantwortlich zu kontrollieren, ob die einen
Ringkampf bestimmenden Regeln vom Kampfgericht angewendet wurden, bevor
der Gewinner einer Runde oder des Kampfs durch den Mattenpräsidenten
festgestellt wird.
−
Ein Mitglied des Berufungsgerichts wird als Koordinator eingesetzt und ist dafür
zuständig, die Entscheidungen des Berufungsgericht im Namen aller zu
verkünden.
−
Bemerkt das Berufungsgericht, dass ein schwerer administrativer, die Zeit
betreffender oder den Score betreffender Fehler begangen wurde, so muss der
Koordinator den Mattenpräsidenten darauf aufmerksam machen und dessen
Berichtigung fordern.
−
Bemerkt das Berufungsgericht, dass der Mattenpräsident den Kampf nach einer
Aufforderung zur Challenge nicht angehalten hat, so muss der Koordinator ihn
auffordern, dies unverzüglich nach Beendigung der Aktion zu tun.
−
Während des Abspielen des Videobeweises darf das Berufungsgericht nicht mit
dem Kampfgericht, welches seine Entscheidung allein fällen muss, sprechen.
−
Wenn die Mehrheit des Kampfgerichts zu einer Übereinstimmung kommt
(zwingend erforderliches Einverständnis des Mattenpräsidenten), darf das
Berufungsgericht nicht intervenieren und die Entscheidung ist endgültig.
−
Ist der Mattenpräsident nicht der selben Meinung wie der Kampfrichter und der
Punktrichter, so muss er die Entscheidung des Berufungsgerichts anfordern und
diese wird als endgültig und unumstößlich betrachtet.
−
Ein kompletter Satz roter, blauer und weißer Kellen muss jedem
Berufungsgericht zur Verfügung gestellt werden, damit dessen Entscheidung für
jeden sichtbar ist.
−
Keine weitere Anfechtung kann beim FILA Präsidium, dem internationalen
Sportgerichtshof CAS, oder jedem anderen Gericht eingereicht werden, sobald
eine Entscheidung vom Kampfgericht (mit Einverständnis des
Mattenpräsidenten) oder dem Berufungsgericht gefällt wurde.
−
Das FILA Präsidium kann ein Mitglied des Kampfgerichts oder des
Berufungsgericht jederzeit aussondern wenn es befindet, dass ein
schwerwiegender Fehler bezüglich der Anwendung der Regeln oder einer
Entscheidung bei einer Challenge begangen wurde.
−
Das Berufungsgericht ist ebenso dafür zuständig, die Arbeit der Kampfrichter zu
bewerten und der FILA seine schriftliche Auswertung zukommen zu lassen.
4. Bestrafung für negatives Ringen
Alle in den Ringkampfregeln vorgesehenen Bestrafungen für negatives Ringen und
unerlaubte Griffe bleiben in Kraft; die Kampfrichter sollten sie jedoch strenger
anwenden. Das heißt: eine verbale Verwarnung «attention» und falls die unerlaubte
Handlung weitergeführt wird, dem schuldigen Ringer eine Strafe aussprechen und
die entsprechenden Punkte an seinen Gegner vergeben.
Unerlaubte Handlungen beinhalten:
−
−
−
−
−
Griffentzug
Mattenflucht
Mattenflucht nach angeordneter Zwiegriffposition
offensichtliche Verweigerung, den Kontakt in der Standposition zu halten
Untermann blockiert den Gegner, indem er die Beine anwinkelt oder anhebt im
griechisch-römischen Stil
NB:
Für Passivität wird keine Strafe verhängt oder technische Punkte an den
Gegner vergeben.
B) NUR FÜR DEN GRIECHISCH-RÖMISCHEN RINGKAMPF
Die griechisch-römischen Kämpfe werden immer noch mit 2 gewonnenen 2minütigen Runden, aufgeteilt in 90 Sekunden regulären Ringens und 30 Sekunden
angeordnetem Bodenkampf, gewonnen. Der Ringer in der Oberlage kann zwischen
Einnahme des verkehrten Aushebers in seitlicher Position und der rückwärtigen
Position, stehend oder mit einem Knie auf der Matte, seine Hände auf den Schultern
des Gegners ruhend, wählen. In allen Runden hat der Ringer, der nach 90
Sekunden nach Punkten gewinnt den Vorteil der Oberlage und wird nicht bestraft
wenn er in den 30 Sekunden nicht punktet. In solchen Situationen, in denen der
Obermann seine Position nicht vorantreibt, werden die Ringer wieder in die
Standposition gebracht, um die Runde zu vollenden. Am Ende der 2 Minuten wird
der Sieger der Runde festgestellt.
Wenn nach 90 Sekunden ein Punktgleichstand von 0-0 besteht, so wird der Vorteil
der Oberlage an den roten Ringer gegeben und falls sich die Situation in einer
zweiten Runde wiederholt, so wird der Vorteil der Oberlage an den blauen Ringer
vergeben. Wird die Bodenlage nach einem 0-0 Punktestand angeordnet, muss der
Obermann punkten, um die Runde zu gewinnen. Sollte der Obermann keinen Punkt
erzielen, so erhält der Untermann 1 Punkt und gewinnt die Runde.
Hat jeder Ringer eine Runde gewonnen und in der dritten Runde herrscht ein
Punktgleichstand von 0-0, so hat derjenige Ringer, der die höchste Anzahl an
technischen Punkten in den ersten beiden Runden (zusammengerechnet) errungen
hat, die Wahl der Position Ober- oder Unterlage. Sollten beide Ringer die gleiche
Anzahl technischer Punkte errungen haben, werden die folgenden Kriterien
berücksichtigt:
1) Anzahl der Strafen, 2) Punktwerte, 3) Los
Falls kein technischer Punkt in den 30 Sekunden errungen wird, so geht 1 Punkt an
den Untermann und er wird zum Gewinner des Kampfes erklärt.
Beispiele:
Rot
Blau
Runde 1
3
---
Runde 2
---
3
Runde 3
1
1
Der blaue Ringer erzielte den letzten technischen Punkt in der 3. Runde. Er gewinnt den Clinch
und wird nicht bestraft, falls er in den letzten 30 Sekunden nicht punktet.
Rot
Blau
Runde 1
111
3
Runde 2
2
1
Runde 3
1
---
Der rote Ringer gewinnt den Clinch und wird nicht bestraft, falls er in den letzten 30 Sekunden
nicht punktet.
Rot
Blau
Runde 1
3
---
Runde 2
1
2
Runde 3
---
---
Der rote Ringer darf die Position wählen (Ober- oder Unterlage). Punktet der Ringer in der
Oberlage nicht, so erhält der Ringer in der Unterlage 1 Punkt und gewinnt den Kampf.
Rot
Blau
Runde 1
3
-
Runde 2
-
3
Runde 3
---
---
Der Kampfrichter zieht einen Ball und der gezogene Ringer nimmt die Oberlage ein. Punktet der
Ringer in der Oberlage nicht, so erhält der Ringer in der Unterlage 1 Punkt und gewinnt den
Kampf.
Rot
Blau
Runde 1
5
---
Runde 2
---
3
Runde 3
1
1
Der blaue Ringer hat den letzten technischen Punkt während der dritten Runde erzielt. Er gewinnt
den Clinch und wird nicht bestraft, falls er in den letzten 30 Sekunden nicht punktet.
Rot
Blau
Runde 1
2–0
11
Runde 2
3
111
Runde 3
---
---
Der blaue Ringer darf die Position wählen (Ober- oder Unterlage). Punktet der Ringer in der
Oberlage nicht, so erhält der Ringer in der Unterlage 1 Punkt und gewinnt den Kampf.
Rot
Blau
Runde 1
2
1
Runde 2
1
2
Runde 3
---
---
Der Kampfrichter zieht einen Ball und der gezogene Ringer nimmt die Oberlage ein. Punktet der
Ringer in der Oberlage nicht, so erhält der Ringer in der Unterlage 1 Punkt und gewinnt den
Kampf.
Raphaël Martinetti
FILA Präsident
Corsier-sur-Vevey, 10.6.2009