was geschehen ist - Animal Care Austria

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was geschehen ist - Animal Care Austria
WAS GESCHEHEN IST
Der vierjährige Ionut ist tot. Es ist eines der schrecklichsten Dinge die passieren können, wenn ein
Kind stirbt.
Was genau geschehen ist wissen wir nicht. Ganz offensichtlich wissen es aber so gut wie alle
anderen, die darüber berichten, ebenfalls nicht, denn die Meldungen unterscheiden sich doch sehr
stark voneinander.
Soweit wir aus Berichten der verschiedenen Medien klug werden konnten – und wir haben natürlich
auch rumänische Freunde im In- und Ausland genau befragt – ist der Bub mit seinem 6 Jahre alten
Bruder und der Großmutter in den Tei - Park in Bukarest gegangen. Plötzlich war der jüngere Bub
verschwunden, der ältere kam verletzt zurück, man fand den jüngeren nach einigem Suchen tot auf.
Es muss furchtbar gewesen sein für alle, die das miterleben mussten.
Aber überlegen wir uns doch einmal genau, was da passiert ist. Der kleine Ionut wurde auf einem
gut eingezäunten Gelände, ein gutes Stück vom Park entfernt, gefunden, in der Tuzla Straße 50.
Angeblich mit heruntergezogener Hose, aber das muss nichts bedeuten. Auf diesem Gelände waren
Hunde.
Auf dem Video (mit deutschen Untertiteln) können Sie den Weg der Kinder genau verfolgen:
http://www.youtube.com/watch?v=7mhibif7c60&feature=share . Die Erwachsenen brauchten für
einen ihnen bekannten Weg 15 Minuten. Gehen Kinder dieses Alters alleine ohne guten Grund so
weit?
Und auf dem Stadtplan können Sie sehen, wie der Ort aussieht an dem man das Kind gefunden hat,
und wie weit er vom Spielplatz entfernt ist: http://www.routenplaner24.de/stadtplan/Bukarest/ .
Zwängen sich Kinder auf so ein Gelände, wenn dort Hunde sind?
Der Bub war tödlich verletzt. Niemand hat gesehen, was passiert ist, niemand kann also sagen was
da vor sich ging. Da Hunde da waren, gab man ihnen die Schuld. Woran man diese Erkenntnis
festmacht, blieb uns bislang verborgen, die Hunde haben ja mit Sicherheit kein Geständnis abgelegt.
Wie viele Möglichkeiten gibt es eigentlich noch, die uns – die Schlechtigkeit einiger weniger
Menschen mit eingeschlossen – einfallen, die zum Tod eines 4jährigen führen können?
Sogar in den rumänischen Nachrichten wurde das angesprochen, vom EU-Parlamentarier Corneliu
Vadim Tudor (http://de.wikipedia.org/wiki/Corneliu_Vadim_Tudor) :
http://www.dcnews.ro/2013/09/exclusiv-dc-news-vadim-tudor-in-raportul-medico-legal-s-a-ascunsfaptul-ca-ionut-a-violat-vezi-cum-a-fost-posibil/
Der Tod des Kindes wurde festgestellt, die Hunde abtransportiert, das Kind wurde zwei Tage später
begraben. Eine kriminalistische Untersuchung fand nie statt.
Kurzum: die Sache ist sehr rätselhaft.
DIE MEDIEN
Die Medien berichten, das ist ihre Aufgabe. Leider waren die Medienberichte in diesem Fall
entweder halb oder ganz falsch, oder von so viel Unkenntnis geprägt, dass einem die Worte fehlen.
Dass die meisten Menschen auf der Welt nicht rumänisch können, wissen wir alle, deshalb werden
Pressemeldungen erst ins Englische und dann in die Landessprache übersetzt, von mehr oder
weniger guten Übersetzern bei den verschiedenen Presseagenturen. Die Medien holen sich dann
ihre Informationen bei den Agenturen. Aber das können doch nicht alles Übersetzungsfehler sein?
Ein wenig Meinungsbildnerei und Gier nach möglichst blutrünstigen Geschichten scheint hier doch
auch mitzuspielen:
„Am 2. September wurde in Rumänien ein Kind von streunenden Hunden getötet.“
„Vierjähriges Kind von streunenden Hunden in Bukarest getötet“
„Beim Spielen im Park ist in Bukarest ein vierjähriges Kind von Hunden angegriffen und getötet
worden. Die rumänische Hauptstadt hat seit Jahren mit dem Problem streunender Vierbeiner zu
kämpfen. Doch es fehlt an effizienten Maßnahmen.“
„Tödliche Attacke: Hunde zerfleischen Kleinkind. Proteste in Rumänien: http://www.tonline.de/nachrichten/panorama/tiere/id_65337918/rumaenien-hunde-zerfleischen-kleinkindproteste.html“
Damit nicht genug, legten auch noch die TV-Sender nach.
Schon viel sachlicher berichteten orf.at und der Kurier:
http://orf.at/stories/2197517/2197497/ http://kurier.at/politik/weltchronik/bukarests-jagd-aufstreuner/25.727.227
Der – obwohl vielkritisierte - EU-Parlamentarier Rumäniens, Corneliu Vadim Tudor, denkt das
Kind sei von Pädophilen ermordet worden, und vertritt diese Meinung auch öffentlich:
http://www.dcnews.ro/2013/09/exclusiv-dc-news-vadim-tudor-in-raportul-medico-legal-s-a-ascunsfaptul-ca-ionut-a-violat-vezi-cum-a-fost-posibil/
Liest man diese Berichte, dann kann einem Angst und Bang werden. Ist das die Art, wie wir
informiert werden, sind das die Journalisten, die uns vom Geschehen in der Welt berichten, die uns
die Tatsachen mitteilen, auf Grund derer wir uns eine Meinung bilden sollen? Was geschah mit
ihrem Ehrenkodex? Warum gießen viele von ihnen Öl ins Feuer?
Wir konnten in diesen sogenannten Informationen sehr viel Hass, Verachtung und Verhetzerei
erkennen, aber nur wenige sachliche Darstellungen.
STREUNERHUNDE IN RUMÄNIEN
Die Menschen sind sehr aufgebracht. Die politische Situation in Rumänien ist schlecht, die
wirtschaftliche Situation erst recht, die Parteien bekämpfen einander wie überall. Die Menschen
haben – sicherlich nicht ohne ein wenig „Nachhilfe“ - die Situation zum Anlass genommen zu
protestieren. Der Staat soll was tun, und zwar schnell, denn seit über 20 Jahren kämpft das Land mit
Rudeln von Streuner-Hunden, und es werden immer mehr statt weniger.
Mitschuld sind Korruption, Misswirtschaft, falsche Ansätze, zu wenig Konsequenz, nicht zuletzt
auch der Kommunismus, der noch nicht so lange vorbei ist: da hat sich der Staat auch um alles
gekümmert, warum macht er das jetzt nicht? Nicolae Ceaușescu hat die Menschen quer durch das
Land übersiedelt, in nette Plattenbauten gesteckt, Hunde durfte man dort keine halten. Und so
ließen die Menschen die Hunde zurück, sie sollten sich andere Familien suchen. Und so begannen
die Hunde zu streunen, sich zu vermehren, und als man draufkam wie viele es schon waren, da
fehlte der notwendige 5-Jahres-Plan.
Viele Tierschutzorganisationen, die bereits aufmerksam geworden waren – durch Urlaubsberichte,
Fotos, Reportagen – empfahlen großräumige Kastrationsprojekte und boten ihre Hilfe an. Rumänien
wollte noch ein wenig nachdenken, und baute brav ein paar Hundelager. Hunde wurden gefangen
und dort eingesperrt, wer einen Hund wollte konnte ihn herausholen und adoptieren.
Leider waren es schon viel zu viele geworden: über 60.000 Streuner sind es derzeit alleine in
Bukarest, Schätzungen gehen davon aus dass jährlich 5.000.000 (ja, fünf Millionen) Welpen
geboren werden. Die Leute auf dem Land können sich Kastrationen nicht leisten, die Jungen
werden getötet oder ausgesetzt.
Die Streuner vermehren sich, die Listigen und Starken setzen sich durch. Die Hunde kennen vier
Ecken an einem Haus: an einer gibt es Futter, an einer Schläge, an einer wird man mit der
Drahtschlinge gefangen, an einer verjagt.
So haben sie sich zu Rudeln zusammengeschlossen, damit sie aufeinander aufpassen können.
Viele Menschen füttern die Hunde, weil sie für einen eigenen keine Zeit oder keinen Platz haben,
oder weil sie ihnen leid tun. Auch Touristen werden immer wieder beim Füttern beobachtet. Das
führt leider nur dazu, dass die Würfe der Hunde und die Überlebenschancen der Welpen zunächst
grösser sind.
Und das wird daraus:
http://witnessofthesilentsuffering.blogspot.ro/2013/09/the-unwanted-puppies-direct-result-of.html.
DIE MOMENTANE SITUATION
Der Mob brodelt, die Regierung ist im Zugzwang. Schnell muss es gehen, am besten von heute auf
morgen, bevor die Menschen zu denken beginnen.
Der Tod des kleinen Ionut wird nun zum Anlass genommen das bisher Versäumte „aufzuholen“ und
die Anzahl der Hunde drastisch zu vermindern.
Ein Not-Gesetz wurde verabschiedet, das die Tötung aller herrenlosen Hunde erlaubt. Das betrifft
Streuner ebenso wie Hunde in staatlichen Auffanglagern. Ein Tier das nicht innerhalb von zwei
Wochen adoptiert wurde: stirbt. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Schonfristen eingehalten oder
die Tötungen auch nur in annähernd humaner Weise geschehen, liegt bei Null. Schon jetzt schlägt
der Mob auf den Straßen die Hunde tot, erstickt sie mit Plastiksäcken, prügelt sie mit Steinen, tritt
sie bis sie sich nicht mehr bewegen können. Es trifft alle: Rüden, Hündinnen, Kastrierte und
Unkastrierte, Welpen mit wenigen Wochen. Menschen, die mit einem Hund gesehen werden,
werden böse beschimpft.
Zeitungen zeigen Fotomontagen von lachenden Kindern hinter erschlagenen Hunden.
Denken Sie an die Aufnahmen die sie von Prügeleien bei Demonstrationen gesehen haben, und
dann stellen sie sich vor das richtet sich gegen Tiere.
Die Rumänen sind keine überzeugten Tiermörder, aber ein Mob folgt eigenen Gesetzen, dahinter
stehen Aufwiegler und Individuen, die ihre eigenen Ziele verfolgen. Wer nicht mehr an lebenden
Hunden verdienen kann durch Fangen und in Verwahrung nehmen, der verdient dann eben an der
Beseitigung der Kadaver.
Natürlich hat auch Rumänien ein Tierschutzgesetz, das Land ist bei der EU, also gilt grundsätzlich
das gleiche Recht für die Streuner wie überall: ein gesundes Tier darf nicht getötet werden. Weiters
gilt auch:
das Verfassungsgericht von Rumänien hat beschlossen (Beschluss 1/2012) dass Euthanasie als
Mittel zum Management der Streuner-Hunde ILLEGAL ist, solange nicht alle anderen
Möglichkeiten richtig, gleichmässig und verantwortungsvoll von den örtlichen Behörden
durchgeführt wurden
der Vertrag von Lissabon (art. 13, TFEU) hält fest “Tiere sind fühlende Wesen”
der Beschluss des Europäischen Parlaments vom 4. July 2012 über die Etablierung einer
einheitlichen EU Rahmengesetzgebung zum Schutz von Haustieren und Streunern ( 2012/2670
(RSP )
Eine Notverordnung aber – unter dem Titel „zum Schutz der Menschen“ – setzt alle diese Gesetze
und Beschlüsse außer Kraft. Das bedeutet den Tod von Hunderttausenden Hunden. Aber die
Klügsten und Stärksten und Schnellsten unter ihnen, die werden überleben und sich vermehren,
weil die meisten von ihnen nicht kastriert sind. Sie werden sich aus bewohnten Gegenden
zurückziehen, und in ein paar Jahren kommen sie wieder zurück. Es wird kein Ende nehmen.
Deshalb ist die einzige Methode, die sich bislang als wirksam erwiesen hat, die Kastration
möglichst vieler Hunde, auch derer, die in privaten Haushalten leben. Nur dann kann die Population
der Streuner auf Dauer eingedämmt bleiben.

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