mehr als nur ein Trend
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mehr als nur ein Trend
& Silber Stahl Quinn „mehr als nur ein Trend“ Die Kollektion „Classics“ von Quinn überzeugt mit massiven polierten Oberflächen Quinn ist eine der bekanntesten Silberschmuckmarken Deutschlands. Geschäftsführer Peter Martin Scheurle erläutert im Gespräch mit der GZ, was sich in diesem Marktsegment momentan tut. Peter Martin Scheurle, Geschäftsführer von Quinn GZ: Inwieweit bleibt Silber ein Thema? Peter Martin Scheurle: Silber ist heute alles andere als ein Trendthema, sondern neben Gold ein klassisches, etabliertes Material zur Schmuckherstellung. Neuesten Statistiken zufolge ist es aktuell sogar weltweit die unangefochtene Nummer eins unter allen Schmuckmetallen. Quinn hat ja bereits eine längere Tradition mit Silberschmuck … Richtig, Quinn Scheurle fertigte bereits 1903, als das Unternehmen von meinem Urgroßvater Franz Scheurle gegründet wurde, Korpusware, Geschenkartikel sowie Männerschmuck aus Silber. Anfang der 70er-Jahre präsentierten wir mit der Marke Quinn als einer der ersten Hersteller überhaupt auf dem deutschen Markt eine umfassende Silberschmuck-Kollektion für Damen. Fotos: Daniel Stauch (1) Wird Silber immer wichtiger für den Fachhandel? Die Verlagerung der Umsätze weg vom Gold und hin zum Silber bleibt wohl vorerst ungebrochen. Natürlich kann ich hier nur für Quinn sprechen. So zeigte unsere jüngst neu konzi pierte Goldkollektion zwar im ersten Quartal vielversprechende Umsatzzuwächse, jedoch werden diese von einem zweistelligen Wachstum im Silberbereich deutlich übertroffen. 16 GZ 06.12 Wird Silberschmuck immer hochwertiger? Hier muss man unterscheiden zwischen der Wertigkeit des Herstellerangebots und der wahrgenommenen Wertigkeit durch den Endverbraucher. Letzteres muss ich eindeutig bejahen. Die prozentuale Wertsteigerung des Silbers übertraf jüngst sogar deutlich die des Goldes. Das wissen aufgrund zahlreicher Medienberichte auch die Konsumenten. Was beobachten Sie bezüglich der Warenqualität? Es ist schon erstaunlich, wie viele Silberkollek tionen des unteren Preissegments sich heute im Markt tummeln. Leider sind es oftmals langweilige Nachahmerkollektionen mit einer fragwürdigen Verarbeitungsqualität und wenig Liebe zum Detail. Woran machen Sie das nachlassende Qualitätsniveau fest? Sehr gut feststellen lässt sich das zum Beispiel bei der Oberflächenbeschaffenheit. Gerade Silberschmuck lebt unseres Erachtens von perfekt polierten Oberflächen. Nur bei 100-prozentiger Verarbeitung kommen unsere groß flächigen, puristischen Designs so richtig zur Geltung. Hersteller, die mit einem Guss von minderer Qualität arbeiten, kaschieren das oft mit gekratzten Oberflächen. Das war in der Tat mal „trendy“ und kann auch sehr gut aussehen. Nur wird das dem Material Silber nicht gerecht. Welche Rolle spielt die Kombination mit Farbedelsteinen, Perlen und Diamanten? Die Kombination von Silber mit „echtem“ Besatz wird dem edlen Metall voll gerecht und ist heute etabliert. Einige Hersteller – auch Quinn – praktizieren dies seit vielen Jahrzehnten. Für uns war, ist und bleibt das eine klare strategische Entscheidung und ist nicht zuletzt unserer Positionierung im Premium-Segment geschuldet. Wie wichtig ist das Siegel „Made in Germany“ beziehungsweise „Designed in Germany“? Unseres Erachtens ist die ursprüngliche, wortwörtliche Bedeutung der Herkunft, also, wo letztlich produziert wird, heute irrelevant. Apple zum Beispiel erfindet, entwickelt und gestaltet seine Produkte in den USA. Die Fabrikation findet jedoch in China statt. Wer heute als Schmuckhersteller die gesamte Wertschöpfungskette sklavisch in Deutschland abbilden möchte, kann oftmals entweder nicht wirtschaftlich arbeiten oder seinen Kunden keine wettbewerbs fähigen Preise anbieten. Im Siegel „Made“ bezie- hungsweise „Designed in Germany“ schwingen heute vielmehr die Versprechen „deutscher Wertarbeit“ mit, wie zum Beispiel Qualität, Erfindergeist, Verlässlichkeit, Kompetenz, Nachhaltigkeit etc. Für uns haben diese teilweise sehr „schwäbischen“ Tugenden und Werte noch eine elementare Bedeutung und stets Priorität. Aber Sie entwickeln und produzieren doch auch in Deutschland? Richtig, wir entwickeln, gestalten und lagern alle unsere Produkte ausschließlich in Schwäbisch Gmünd. Hier nehmen wir auch Sonder- und Manufakturanfertigungen, Endkontrollen sowie Reparaturen vor. Für die Zwischenschritte gilt: Wer kann was in bester Qualität zum marktgerechten Preis? In der Praxis setzen wir sehr hohe Ansprüche an unsere Partner, Organisation und Logistik. Deshalb verwundert es nicht, dass etwa fast alle unsere „Classics“ (Arm- und Halsreife, Medaillons etc.) nach wie vor gänzlich in unserem Hause produziert werden – teils auf jahrzehntealten Press- und Drehmaschinen, ganz im Sinne traditioneller deutscher Wertarbeit. Gibt es Preisobergrenzen für Silberschmuck? Mit einigen unserer massiven Silberartikel stoßen wir beim aktuellen Silberpreis sicher in ungewohnte Dimensionen vor. Doch Silber wird vom Endkonsumenten zunehmend als das „neue Gold“ begriffen. Auch innerhalb unserer Kollektionen können wir keinerlei Umsatzverschiebung hin zu günstigeren Artikeln feststellen. Unsere Kunden entscheiden sich vielmehr bewusst für eine Kollektionsreihe oder eine Designidee. Der Preis spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Was macht Silberschmuck aus kaufmännischer Sicht interessant für den Juwelier? Silberschmuck ist im momentanen Marktumfeld optimal für den Juwelier. Es lassen sich vergleichsweise höhere Margen bei geringerem Kapital einsatz als auch schnellere Drehgeschwindigkeiten bei geringerem Lagerrisiko erzielen. www.quinn.de Das Gespräch führte Axel Henselder GZ 06.12 17