WiSe 15/16 - Universität Bremen

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WiSe 15/16 - Universität Bremen
1. Vorbereitung
Wer sich entschieden hat, mit ERASMUS ins Ausland zu gehen, sollte sich zu allererst einen
Überblick verschaffen, mit welchen Partneruniversitäten die jeweiligen Fachbereiche der
Universität zusammenarbeiten. Vielleicht hat man ja schon ein bestimmtes Land, in das man
gehen möchte oder es gibt Vorgaben durch das eigene Studium. In meinem Fall war klar, dass
ich in ein englischsprachiges Land gehen möchte, am liebsten nach Großbritannien, wodurch
die University of Liverpool zu meiner Erstwahl wurde.
Wenn die Wahl einmal getroffen ist, ist es als nächstes wichtig, alle Dokumente für die
Bewerbung zu erstellen und zusammen zu suchen. Hierzu gehört neben einem Lebenslauf,
dem Transcript of Records und ggf. einem Sprechzertifikat (Hier solltet ihr euch auch
unbedingt informieren, inwieweit und in welcher Art die Gasthochschule einen
Sprachnachweis möchte) auch das Motivationsschreiben bzw. das Statement of Purpose dazu.
Dieses hat eine besondere Stellung, da es eine Art Bewerbungsschreiben ist und man hier u.a.
erläutern kann, warum das ERASMUS Programm einen fördern sollte, welche Universitäten
man sich ausgesucht hat und warum man gerade Diese ausgewählt hat. Die Bewerbung läuft
über Mobility Online und endet für das ganze Akademische Jahr (!) am 15. Februar, wer also
erst im Sommersemester ins Ausland gehen möchte, muss sich trotzdem bis Mitte Februar
dafür beworben haben. Es gibt allerdings meist die Möglichkeit sich nachzubewerben.
Spätestens Ende April erfährt man dann, ob man für eine seiner Wunschuniversitäten
nominiert wurde. Das bedeutet allerdings nicht zwingend, dass man dann auch einen festen
Studienplatz hat. Im Falle der University of Liverpool musste man sich nach der Nominierung
noch einmal separat bewerben. Ich gehe allerdings davon aus, dass das eine reine Formsache
ist. Das International Office der University of Liverpool ist sehr kommunikativ und man
erhält alle wichtigen Informationen per E-Mail oder per Post. An dieser Stelle erstellt man
auch schon ein vorläufiges Learning Agreement, was sich allerdings als nicht ganz einfach
erweist, da es gerade auch im Fachbereich Englisch zahlreiche Vorgaben gibt, welche Kurse
man machen darf und welche nicht. Man sollte außerdem darauf achten, dass die Kurse im
richtigen Semester stattfinden, da online das ganze akademische Jahr verzeichnet ist. Die
gewählten Kurse sind dann erst einmal fest, wechseln klappt nur noch vor Ort und ist auch
nicht ganz so einfach. Man sollte sich also vorher ganz genau überlegen, welche Kurse man
machen möchte. Wichtig ist es in diesem Fall auch, das Ganze noch einmal mit der/dem
Anerkennungsbeauftragten zu besprechen, damit man sich nach dem Auslandssemester auch
die Kurse anerkennen lassen kann.
Weitere Informationen findet man auch unter:
http://www.uni-bremen.de/international/wege-ins-ausland.html
https://www.liverpool.ac.uk/study/international/
2. Anreise/Ankunft
Es gibt mehrere Möglichkeiten von Bremen nach Liverpool zu kommen. Grundsätzlich kann
man mit Ryanair zwei Mal die Woche von Bremen nach Manchester fliegen. Allerdings bietet
Ryanair diese Route nicht immer an. Dann kann man allerdings immer noch von Hamburg
mit Easyjet und Germanwings bzw. von Hannover mit FlyBe fliegen.
Vom Manchester Airport gelangt man ab The Station (ist am Flughafen ausgeschildert)
entweder mit National Express (http://www.nationalexpress.com/home.aspx) oder der
Northern Rail (http://www.northernrail.org/) nach Liverpool, wo man direkt im Zentrum
ankommt und somit z.B. Anschluss an viele Buslinien hat.
Der Flug dauert in etwa 1,5 Stunden und die Busfahrt, als auch der Zug, noch einmal eine
knappe Stunde. Eine gute Übersicht verschafft hier aber auch noch einmal die Internetseite
GoEuro (http://www.goeuro.de/).
3. Unterkunft
Auch für die Wahl und Findung der Unterkunft gibt es verschiedene Möglichkeiten. In
Großbritannien ist es oft üblich in einem Wohnheim zu wohnen. die University of Liverpool
bietet zum Beispiel eigenen Wohnraum an. Vorteilhaft ist natürlich, dass man dadurch auf
oder direkt am Campus wohnt und kurze Wege hat. Allerdings ist diese Art der Unterkunft
sehr teuer. Günstiger sind da schon privat geführte Wohnheime, wobei auch hier preislich
nach oben alles offen ist. Viele Studenten wohnen deshalb oft in einer WG, meist zu 5 oder zu
6, in den typischen englischen Häusern, die es in Liverpool en masse gibt. Auch ich habe mir
meine Unterkunft privat gesucht und in einer 5er WG gelebt. Hilfreich war für mich hier die
Website SpareRoom (https://www.spareroom.co.uk/). Es kann aber auch sinnvoll sein, erst
vor Ort nach einer accomodation zu suchen, da man so die Möglichkeit hat, die Unterkunft
richtig zu besichtigen. Preislich findet man ab £60 pro Woche annehmbare Zimmer.
4. Informationen zur Universität
Die University of Liverpool gehört zu den traditionellen Red Brick Universities, die im späten
19ten und frühen 20ten Jahrhundert gegründet wurden. Dementsprechend kann die University
bereits auf eine längere Geschichte zurückblicken, worauf sie auch sehr stolz ist. Traditionell
ist die University of Liverpool medizinisch und naturwissenschaftlich geprägt, aber auch die
Geisteswissenschaften sind von Bedeutung, insbesondere Irish Studies, denn Liverpool ist
durch die große Auswanderungswelle der Iren im 19ten Jahrhundert sehr geprägt worden, da
die Stadt ein Knotenpunkt für die Reise nach Übersee war. Deshalb ist es naheliegend, dass
die University of Liverpool u.a. einen Irish History Schwerpunkt hat.
Die University of Liverpool ist eine Campus-Universität, wobei die Naturwissen im Norden
und die Geisteswissenschaften im Süden angesiedelt sind. Der Campus ist recht groß, es gibt
zum Bespiel zwei Bibliotheken, die fachlich aufgeteilt sind, zwei Starbucks (wobei der in der
Sydney Jones Library günstiger ist), einen Tesco, zahlreiche Unigebäude, ein Sportzentrum
und natürlich Wohnheime. Leider gibt es aber keine Mensa. wer auf der Uni was essen
möchte, holt sich entweder bei Tesco’s ein Meal Deal (Sandwich, Trinken, Chips) oder bringt
sich selber was mit. Warm gegessen wird abends und zu Hause.
5. Akademisches Leben
Zu Beginn des Semesters gab es eine welcome week, die mit der O-Woche der Uni Bremen
vergleichbar ist. Dort gab es viele informative Veranstaltungen des International Support
Teams der Uni Liverpool. Man hat unter anderem erfahren, wie man sich bei Liverpool Life
und Blackboard Learn (sowas wie Stud.IP) anmeldet oder seinen E-Mail Account einrichtet.
Es gab aber auch eine herzliche Begrüßung und Tipps dazu, wie man sich in Liverpool richtig
einlebt. Zudem waren die Veranstaltungen des Support Teams dazu gut, andere
Austauschstudentinnen und Austauschstudenten kennen zu lernen. Am Ende der Woche gab
es eine welcome fare, auf der sich die unterschiedlichsten Studentischen societies vorstellen.
hier gibt es unter anderem einen Backclub, Harry Potter Fans und eine Rock Band, aber auch
politische Organisationen, Zusammenschlüsse der einzelnen Studiengänge, internationale
Gemeinschaften und natürlich Anhänger verschiedener Sportarten. Die fare eignet sich
wunderbar dazu, Menschen mit gleichen Interessen kennen zu lernen und Anschluss zu
finden. Ich zum Beispiel habe mich dem Erasmus Student Network angeschlossen und
dadurch viele tolle Leute kennen gelernt, lustige Partys gefeiert und tolle Ausflüge gemacht.
Im Anschluss an die welcome week beginnt dann die Vorlesungszeit. Als erstes musste ich
mich an die Unterrichtszeiten gewöhnen. Es gibt in Großbritannien keine akademische
Viertelstunde. Die Seminare und Vorlesungen beginnen um punkt und gehen meist eine
Stunde. Ich hatte allerdings auch ein Seminar, was zwei Stunden lang ging. Interessant ist
auch, dass in Großbritannien die CP anders gerechnet werden. So sind z.B. 15 CP an der Uni
Liverpool nur 7,5 CP an der Uni Bremen. Dementsprechend machen die Studierenden dort in
einem Semester 60 CP. Die Kurse sind zum Teil auch recht arbeitsintensiv. Ich hatte zum
Beispiel „Britische Literatur nach 1945“, in dem wir jede Woche einen Roman lesen mussten
und der dann im Seminar besprochen wurde. Dennoch war der Kurs sehr interessant. Ich kann
allerdings auch die Kurse des Irish Departments empfehlen. Die Seminare dort sind auch sehr
interessant. Im Allgemeinen habe ich auch gute Erfahrungen mit meinen Dozenten gemacht.
Alle waren sehr nett und freundlich und haben sich sehr für ihre Studentinnen und Studenten
interessiert. Man hatte immer einen Ansprechpartner, um zum Beispiel Probleme zu klären
oder Tipps für die Essays zu bekommen. Die Prüfungen waren auch recht aufwendig. In zwei
meiner drei Kurse musste ich sowohl ein Essay als auch eine Klausur schreiben. Damit hatte
ich nicht unbedingt gerechnet.
Das Leben an der Uni Liverpool gestaltet sich recht angenehm. Es gibt zwar keine Mensa,
aber darauf kann man sich einstellen. Notfalls kann man sich bei Tesco’s für £3 ein Meal Deal
(Sandwich, Trinken, Chips) kaufen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich mit seinen
Mitstudenten und Freunden zu treffen. Hierfür eignet sich zum Beispiel die Sydney Jones
Library, wo es einen großen study room gibt. Allerdings ist es dort meistens auch sehr voll.
Nach 10 Uhr ist es schwer einen Computerplatz zu bekommen. Ansonsten trifft man sich in
der Guild of Students, dort gibt es auch viele Tische und eine kleine Snackbar. Wie bereits
erwähnt sind die societies sehr wichtig für das soziale Leben, denn durch sie lernt man neue
Leute kennen. Ich habe mich dem Erasmus Student Network (ESN) angeschlossen und kann
das jedem sehr empfehlen. Das Network wird von heimischen Studenten geführt, die einen zu
Partys einladen, gemeinsam Ausflüge machen und einfach zusammen Spaß haben. Ich hab
durch das Network ein paar sehr gute Freunde kennen gelernt.
6. Freizeit/Kulturelles
Liverpool ist eine wunderschöne Stadt, die von ihrer Nähe zur Küste und der Herzlichkeit,
aber auch Eigenart ihrer Bewohner, den Liverpudlians, geprägt ist. Die Stadt hat im Laufe
ihrer Geschichte schon viel durch gemacht. Als Hafenstadt und wichtigste industrielle
Handelsstadt Großbritanniens war Liverpool einst sehr reich, was sich auch in vielen Häusern
und öffentlichen Gebäuden widerspiegelt. Doch Liverpool hat auch Hunger und Armut
gesehen. In den Jahren der Great Famine kamen viele irische Einwanderer nach Liverpool,
um von dort weiter nach Amerika und Australien zu reisen. Doch viele strandeten auch in
dieser Stadt, weshalb Liverpool bis heute irisch und auch katholisch geprägt ist. Es gibt in
Liverpool deshalb auch zwei Kathedralen, eine Anglikanische und eine Katholische. Auch die
zwei Weltkriege haben Liverpool geprägt. So wurde die Stadt 1942 fast völlig zerbombt, was
heute immer noch an der Bomed Out Church zu sehen ist, eine zerstörten Kirch, die als
Mahnmal dient. Heute ist diese Kirche jedoch eher Orientierungspunkt für alle feiernden.
Liverpool hat eine große Bar- und Kneipenszene. Am Wochenende sind die Straßen voll mit
feiernden Briten. Wer selber nicht so gerne feiern geht, hat dann besonders Spaß dem bunten
Treiben zuzugucken. Es gibt in Liverpool aber auch viel Kultur. Die Walker Art Gallery führt
nach London die zweitgrößte Kunstsammlung Großbritanniens. Im World Museum gibt es ein
Aquarium und ein Planetarium und im neuen Liverpooler Museum lernt man alles über die
Stadtgeschichte. Schön daran ist, dass der Eintritt für diese staatlichen Museen frei ist.
Touristisch gesehen gibt es allerdings auch noch einige andere Plätze, die man in Liverpool
gesehen haben sollte. Dazu gehören zum Beispiel der Albert Dock, die Three Graces,
Chinatown und die Bold Street, einer kleinen Straße, in denen es viele Läden, Restaurants und
Bars gibt. Schön, aber etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt, sind auch der Sefton Park und
die Promenade am Mersey. Wer auf Fußball steht, sollte sich außerdem die Heimat des 1.FC
Liverpool, die Anfield Road, nicht entgehen lassen. Wer shoppen gehen möchte ist allerdings
im Stadtzentrum ganz gut aufgehoben. Wie gesagt gibt es dort die Bold Street, aber auch das
Liverpool One, ein großes und modernes Shoppingcenter.
Liverpool hat eine ausgeprägte Musikszene und das nicht nur wegen der Beatles. Es gibt zum
Beispiel ein jährliches Jazzfestival und in den Pubs gibt es an den Wochenenden, aber auch
unter der Woche regelmäßig Live-Musik. In Liverpool wird es einem also nie langweilig.
8. Reisen
In unmittelbarer Nähe zu Liverpool befindet sich Crosby Beach, was an der Irish Sea liegt
und einen Ausflug absolut Wert ist. Man erreicht Crosby Beach mit der S-Bahn ab Central
Station. Es ist ratsam beim Ticketkauf gleich ein Returnticket mit zu buchen, da man dadurch
echt Geld spart. Fährt man die S-Bahnstrecke ganz zu Ende, kommt man nach Southport,
einem kleinen englischen Küstenstädchen. Die Stadt ist ganz hübsch, jedoch anders als die
klassischen Seebäder an der Südenglischen Küste.
Lohnenswert ist u.a. auch Manchester, gerade der Weihnachtsmarkt soll sehr schön sein. Man
braucht mit dem Zug nur eine gute Stunde. Sehenswert sind dort zum Beispiel die Manchester
Cathedral, Chinatown, die Kanäle und Speicher, sowie die John Rylands Library, eine
historische Bibliothek mit zum Teil 300 Jahre alten Büchern. Auch Chester ist nicht weit
entfernt und ist an einem Tag erkundbar. Die Stadt hat einen sehr schönen Stadtkern und eine
noch fast komplett erhaltene Stadtmauer. außerdem findet man dort Spuren der Römer.
Ich war zudem noch in Edinburgh und Dublin. Die schottische Hauptstadt ist wirklich eine
Reise wert. Ich habe dort ein Wochenende verbracht, was vom Erasmus Student Network
(ESN) organisiert wurde. Man kann aber auch eigenständig, zum Beispiel mit National
Express, dort hinreisen und in einem der zahlreichen Hostels übernachten. Empfehlenswert
dort sind auf jeden Fall das Castle und eine Ghost Tour durch den Edinburgher Untergrund.
Nach Dublin kann man mit Ryanair vom Liverpooler John Lennon Airport reisen. Der Flug
hat mich im Januar nur jeweils £10 gekostet. Die Preise variieren aber. In Dublin sollte man
unbedingt ein bis zwei Nächte bleiben, damit man die Stadt auch gut erkunden kann, denn es
gibt wirklich viel zu sehen. Das Castle ist sehr schön, aber auch das Trinity College ist einen
Besuch wert. Abends sollte man einen Ausflug in das Viertel Temple Bar machen und dort in
einem Pub Guiness trinken. Besser kann man irische Kultur nicht erleben. Tags über gibt es
zwei kostenlose Stadtführungen, die jeweils um 11 Uhr und um 15 Uhr am Spire starten.
Diese Führungen sind absolut lohnenswert und mindestens so gut wie kostenpflichtige
Führungen.
9. Fazit
Liverpool war eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Ich
habe so viel erfahren, gelernt und erlebt; Ich habe tolle Leute kennen gelernt und viel Spaß
gehabt. Die Stadt ist wunderschön, die Universität sehr gut und die Menschen freundlich und
liebeswert. Dort zu Leben war wirklich sehr schön. Ein Auslandsstudium bringt immer neue
Perspektiven und auch wenn ich es nicht gedacht hätte, aber ich habe mich weiter entwickelt.
Außerdem bin ich glücklich, dass ich mit Erasmus ins Ausland gehen konnte. Alleine hätte
ich das Auslandssemester wahrscheinlich nicht auf die Beine stellen können. Ich drücke
jedem die Daumen, der sich für Erasmus bewirbt und der sich für ein Studium in Liverpool
entscheidet. Es ist eine gute Wahl.

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