Gegen den Direktvertrieb

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Gegen den Direktvertrieb
Die aktuelle Information
über die Büro-, Informations- und Kommunikationstechnik
Nr. 23/ 2015 • 36. Jahrgang
11.12.2015 • 50. Woche • F 20080
PRINT MEDIA NETWORK / STRATEGIE
Gegen den Direktvertrieb
Zehn Jahre nach Gründung der Print Media Network AG plant Vorstandschef
Alexander Lolis den nächsten Schritt: die Beteiligung an bis zu 50 kleineren
Bürotechnik-Fachhändlern in den nächsten drei Jahren. Um die dafür notwendige Beinfreiheit zu gewinnen, hat er vom Hersteller Sharp alle Anteile am
Bürotechnik-Spezialisten Igeko zurückgekauft.
2005 übernahm der MFP-Hersteller
Sharp 30 Prozent der Anteile am Bürotechnik-Fachhändler
Igeko
Kopier-,
Druck- und Faxsysteme GmbH in Nürnberg, dem größten Vertriebspartner der
Japaner in Deutschland überhaupt.
Zehn Jahre später hat der geschäftsführende Gesellschafter Alexander Lolis
diese Anteile zurückgekauft. „ Für unsere Pläne brauchen wir mehr finanzielle
Bewegungsfreiheit“, erklärt er diesen
Schritt. „ Unsere Vorhaben und Pläne gehen über das klassische Output-Geschäft an Endkunden mittlerweile weit
hinaus, sodass eine Trennung unumgänglich wurde.“ Und: „ Obwohl wir in
den letzten drei Jahren sehr stark gewachsen sind, hat sich Sharp zunehmend auf die Rolle eines Lieferanten reduzieren müssen.“
„ Sharp hat sich zunehmend auf die
Rolle eines Lieferanten reduziert.“
Lolis hat Großes vor. Er will ein schlagkräftiges Netzwerk aus kleinen Bürotechnik-Fachhändlern aufbauen, das
den Direktvertrieben der MFP-Hersteller
im Deutschland Paroli bieten kann. Dazu will er sich mit der Gesellschaft Print
Media Network AG in den nächsten drei
Jahren mit bis zu 30 Prozent an diesen
Fachhändlern beteiligen.
Warum? Früher habe es zahlreiche,
bundesweit aktive und von den Herstellern weitgehend unabhängige Fachhändler gegeben, sagt Lolis und nennt
Firmen wie NRG, Lanier, Sanyo oder Agfa, die es heute nicht mehr gibt, weil sie
von Herstellern übernommen wurden.
„ Die Hersteller haben ihren Direktvertrieb teilweise auf Kosten der Partner
aufgebaut“, meint er. Heute aber ließen
sie vor allem die kleineren Fachhändler
allein. „ Diese aber werden große
Schwierigkeiten bekommen, wenn sich
nichts ändert. Deshalb wollen wir uns in
diesem Umfeld engagieren.“
Igeko-Umsatzplus: Von zwölf auf
30 Millionen Euro in drei Jahren
Der 43-Jährige hat das Kopierer-Geschäft von der Pike auf gelernt. Von 1990
bis 1994 erlernte er das Kopierer-Geschäft im lokalen Handel, die nächsten
vier Jahre arbeitete er im Direktvertrieb
von Konica Minolta, zuletzt als Niederlassungsleiter. Dann machte er sich selbständig und gründete die „ Interessengemeinschaft Kopie“, kurz Igeko, mit dem
Ziel, den Markt mit Innovationen in den
Bereichen Software, Kostenmanagement,
Finanzierungsmodelle und Prozessabläufe aufzurollen. Mit dem Erzielten sei
er zufrieden, sagt Lolis. Seinen Angaben
zufolge stiegen die Umsätze der Igeko in
den letzten drei Jahren von zwölf auf 30
Millionen Euro.
Rund um die Igeko baute Lolis – teilweise mit seinem langjährigen Weggefährten Armin Alt – außerdem eine Vielzahl neuer Unternehmen auf:
➤ Die Igeko Deutschland GmbH konzentriert sich bundesweit auf das Projektgeschäft.
➤ Die Perform IT GmbH entwickelt Software für das Flottenmanagement, die
Analyse und die Prozessberatung. Künftig will das Unternehmen zudem ein
Alexander Lolis, Gesellschafter der Print
Media Network AG: „ Die Hersteller haben
ihren Direktvertrieb teilweise auf Kosten
der Partner aufgebaut. Deshalb wollen wir
uns hier engagieren.“
ERP-System speziell für BürotechnikFachhändler anbieten.
➤ Die Print Media Network (PMN) AG
unterstützt angeschlossene Fachhändler
Inhalt
Seite
Print Media Network / Strategie
Gegen den Direktvertrieb
1
DLL Group / IT-Leasing
Comeback unter neuer Flagge
2
E-Health-Gesetz / Strategie
Anreize für Ärzte
3
Digital. im Krankenhaus / Best Practice
„ Ein Schritt in die richtige Richtung“ 4
Stratasys / Strategie
Von A wie Auto bis Z wie Zahn
6
Kyocera / Ceyoniq-Übernahme
Zukauf mit Zukunft
7
MFP-Hersteller / CO2-Programme
Kaum kompensiert
8
Toshiba / Strategie
Ausverkauf
9
Paketdienste / Service-Qualität
Durchwachsene Leistung
9
Namen und Nachrichten
10
Produkte und Services
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vor allem durch günstige Einkaufskonditionen bei kooperierenden Herstellern
(Sharp, Samsung und Lexmark). Aktuell
zählt das Unternehmen 80 feste Partner,
die sich vornehmlich aus dem früheren
Panasonic-Kopierer-Channel rekrutieren.
Auch die PMN-Vertriebsleiter Hans-Jürgen
Penshorn und Michael Unger waren dort
einst tätig. Die Fachhändler unterschreiben bei PMN weder einen Vertrag noch
zahlen sie eine monatliche Grundgebühr.
➤ Die Rent4 Office GmbH, der jüngste
Unternehmensspross, bietet laufzeitunabhängige Mietmodelle für Bürogeräte,
Kaffeemaschinen und Automobile.
Insgesamt beschäftigen die vier Unternehmen rund 60 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund
40 Millionen Euro. Partner stellen weitere 25 Mitarbeiter, die fest in die Abläufe,
etwa in der Logistik, eingebunden sind.
Obwohl Lolis an allen Unternehmen beteiligt ist, agieren diese bislang als unabhängige Gesellschaften im Markt. Künftig
aber sollen sie enger zusammenrücken.
Mittelfristig ist eine Holding geplant, die
Services für alle Gesellschaften bietet.
Print Media Network AG: Die
Triebfeder für die Gruppenstrategie
Im Zentrum der aktuellen Ausbaupläne steht die PMN AG. Sie ist laut Lolis die
Triebfeder für die neue Strategie, die auf
vier Säulen baut und helfen soll, die Zahl
der Partner auf rund 150 zu erhöhen.
1. Der Einkauf und die Distribution von
Hardwareund
Software-Produkten
bleibt wichtiges Standbein des Unternehmens, das entsprechende Verträge
mit Sharp, Samsung und Lexmark geschlossen hat. Dieses Trio wird nun durch
HP ergänzt. Eine Zusammenarbeit mit
der neuen HP Deutschland GmbH wurde
kürzlich vereinbart.
2. Neue Dienstleistungen ergänzen
künftig das Angebot, etwa in den Bereichen Logistik, Kredit- und Wachstumsfinanzierung. Dafür wurde die PMN Finance GmbH gegründet. Eigene Leasing-Angebote will das Unternehmen 2016 auf
den Markt bringen.
3. Neuerdings können sich Partner zu
„ Commitment-Partnern“ entwickeln. In diesem Status vereinbaren sie mit PMN konkrete Ziele und werden dafür individuell mit
Maßnahmen aus dem PMN-Portfolio unterstützt. Die Stichworte lauten: Personalsuche, Coaching, Hotline oder Ausbildung.
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4. An bis zu 50 Partnern will sich PMN
„ je nach Kraft und Größe“ in den nächsten drei Jahren sogar direkt mit bis zu 30
Prozent beteiligen. Bei zwei Fachhändlern wurde dieser Plan bereits in die Tat
umgesetzt: bei der Alphatec in Gladenbach und an QBO in Saarbrücken. „ Insgesamt rechne ich mit einem zusätzlichen Umsatzvolumen von rund 20 Millionen Euro“, sagt Lolis.
Ziel: Baukasten für den Aufbau eines
digitalen Dokumentenmanagements
Die Ziele, die Lolis mit der Beteiligungsstrategie verfolgt, sind vielfältig. Zum einen will er die Weiterentwicklung mit den
positiven Erfahrungen unterstützen, die
er mit der Igeko gemacht hat. Im Zentrum
steht dabei der Aufbau eines Baukastens
für das digitale Dokumentenmanagement, angefangen beim Verkauf von
Scannern bis hin zur Implementierung
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von Enterprise Content Management-Systemen. Den Aufbau eines IT-InfrastrukturGeschäftes hält Lolis ebenfalls für zukunftsträchtig. Allerdings nur dort, wo die
personellen und fachlichen Kapazitäten
bereits vorhanden sind.
Zum anderen will er die Suche nach
geeigneten Nachfolgern durch das Netzwerk erleichtern. „ Wir bieten den Fachhändlern eine Plattform, um sich gegenseitig kennenzulernen“, sagt Lolis. Eine
Beteiligung beinhalte daher immer auch
das Recht für den Fachhändler, die Anteile von PMN zurückzukaufen.
Es gibt einen zweiten Grund, warum die
Beteiligungsstrategie keine Einbahnstraße ist. Um das Vertrauen und die Verbundenheit zu stärken, sollen sich die Fachhändler auch Anteile an der PMN AG
kaufen können. Welche Quote die PMNGesellschafter dafür maximal abgeben
würden, will INFO-MARKT wissen. Lolis´
Antwort überrascht nicht: „ 30 Prozent.“ ■
DLL GROUP / IT-LEASING
Comeback unter neuer Flagge
Nächster Versuch. Vor einigen Jahren
hatte sich De Lage Landen im Bereich
Bürotechnik- und IT-Leasing überraschend aus dem Partnervertrieb in
Deutschland zurückgezogen. Nun greifen die Niederländer als DLL Group wieder an. Die Ziele sind anspruchsvoll.
Die Büroräume in Düsseldorf-Oberkassel bezog die DLL im September 2014. In
dem brandneuen Gebäude finden nun
alle 350 Mitarbeiter Platz, zuvor hatten
sie sich über zwei Standorte in Düsseldorf und Meerbusch verteilt. Gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr,
schallarme Großraumbüros, ein Sportstudio für die Mitarbeiter und noch viel
Platz in den oberen Etagen: Die Zeichen
stehen auf Nachhaltigkeit – und auf
Wachstum.
Adam Tschinski trägt diese Botschaft
an vorderster Front zu Markte. Der 38jährige Jurist ist seit zehn Jahren im Unternehmen und leitet innerhalb der Sparte Office Technology (OT) – dazu zählen
Büromaschinen, Büroeinrichtungen und
Informationstechnologie – den Partnervertrieb in Deutschland. „ Bis Ende 2017
wollen wir das jährliche Neugeschäftsvolumen auf 80 Millionen Euro steigern“,
2
sagt er. Das wäre ein Viertel dessen, was
die Sparte aktuell im direkten Geschäft
einfährt.
Die DLL Group wurde 1969 als Leasing-Tochter der niederländischen Rabobank gegründet. Viele Jahre firmierte die
Gruppe als De Lage Landen. 2014 aber
wurde sie in DLL umbenannt. Der neue
Name klingt steril, er soll aber die Vermarktung außerhalb der Niederlande erleichtern. Eigenen Angaben zufolge ist
Adam Tschinski, Verkaufsleiter Partnerbetreuung Deutschland
bei DLL: „ Bis Ende
2017 wollen wir das
jährliche Neugeschäftsvolumen auf
80 Millionen Euro
steigern.“
das Unternehmen mit rund 5.500 Mitarbeitern in 36 Ländern tätig.
Auf Konzernebene steuerte die OTSparte im Geschäftsjahr 2014 weltweit
rund 16 Prozent des Neugeschäftsvolumens von 34,5 Milliarden Euro bei. Damit
war sie die zweitgrößte, hinter der Land-
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wirtschaftssparte und gleichauf mit der
Bausparte. Im Direktgeschäft arbeitet sie
mit Großkunden wie EMC, Cisco, Konica
Minolta und Ricoh zusammen.
Frische Impulse erscheinen dringend
notwendig, sind der operative Gewinn
und die die operative Marge im Geschäftsjahr 2014 doch erstmals seit vielen
Jahren wieder gesunken (-> Tabelle 1). Das
Unternehmen bläst unter der Flagge DLL
mit dem Schlachtruf „ See what counts“
zum Angriff. Der eigene Anspruch lautet:
Sieh hin, was wirklich zählt.
Für das Partnergeschäft der OT-Sparte
in Deutschland erleichtert die begriffliche und optische Runderneuerung vielleicht sogar den Neuanfang. Schließlich
hatte sich De Lage Landen 2008 überraschend – und zum Ärger vieler Fachhändler – überraschend aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen. „ Das war damals kein tauglicher Versuch“, räumt
Tschinski heute ein. „ Das Unternehmen
glaubte damals, mit zwei Vertriebsmitarbeitern im Außendienst und einem im Innendienst den deutschen Markt aufrollen zu können.“ Zudem sei das Ganze
damals von England aus gesteuert worden, auf die Befindlichkeiten deutscher
Fachhändler wurde daher wenig Rücksicht genommen.
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„ Wir haben auch kein Call-Center daEgal ob als De Lage Landen oder DLL
zwischengeschaltet.“ Erste Erfolge dieser
Group: Das Unternehmen ist im hiesigen
Strategie würden bereits sichtbar. „ Es
Fachhandel nahezu unbekannt. Das Gleigibt inzwischen wieder 250 Fachhändler,
che gilt für die Person Adam Tschinski.
die aktiv mit uns Geschäft machen.“
Der Markt für IT- und Bürotechnik-LeaEs gibt weitere Indizien dafür, dass die
sing ist verteilt. Die attraktiven, weil inStrategie von Dauer sein könnte. Bill Stenovativen und wirtschaftsstarken Partner
phenson, CEO der DLL Group, war vor
haben sich in der Regel längst fest an eiseinem Amtsantritt viele Jahre lang
Chef der OT-Sparte gewesen. Er kennt
Tabelle 1
das Geschäft daher aus eigener ErDe Lage Landen / DLL Group
fahrung.
Kennzahlen
„ Bei uns hat jeder Kunde einen
persönlichen Ansprechpartner“
Geschäftsjahr
2011 2012 2013 2014
Erlöse (Mio. €)
1.319 1.457 1.570 1.578
oper. Gewinn (Mio. €) 401
505
627 604
oper. Marge (%)
30,4 34,7 39,9 38,3
Zudem wird die neue Strategie
Quelle: Rabobank
nicht nur in Deutschland, sondern
auch in anderen Ländern Europas
ne Leasingfirma gebunden. Die DLL
(u. a. Großbritannien, Frankreich, Spanien,
Group fährt damit das Risiko, vor allem
Italien und den Niederlanden) umgesetzt.
die Partner an den Haken zu bekommen,
„ Dabei haben die nationalen Teams keine
deren Bonität nicht die beste ist und die
einheitliche Vorgabe, sondern handeln
woanders längst auf der schwarzen Liste
danach, was bei ihnen möglich ist“, erstehen.
klärt Tschinski. Schließlich seien die VoTschinski und sein Team werden daher
raussetzungen sehr unterschiedlich. So
dicke Bretter bohren und viel in Öffentsteuere das Partnergeschäft in Skandinalichkeitsarbeit investieren müssen, um
vien fast 100 Prozent zum Neugeschäftsnachhaltige Erfolge einzufahren. In jedem
volumen bei, während es sich in anderen
Fall will das Unternehmen auf der Drupa
Ländern erst im Aufbau befinde.
(31. Mai bis 10. Juni 2016) in Düsseldorf
Gleichwohl sind die Herausforderunmit einem eigenen Stand vertreten sein. ■
gen gerade in Deutschland riesig.
DLL Group: Die Runderneuerung
erleichtert den Neuanfang
E-HEALTH-GESETZ / STRATEGIE
Das soll sich ändern. Tschinski hat eigenen Angaben zufolge nicht nur Umfragen und Marktanalysen durchführen
lassen, um zu wissen, welche Strategie
erfolgversprechend sein könnte. Er hat
seit Jahresbeginn viele seine neuen Mitarbeiter auch direkt bei der Konkurrenz
abgeworben. Deren Erfahrung ist ein
Pfund, mit dem Tschinski wuchern will.
Bis Jahresende soll sein Vertriebsteam
auf neun Außendienstler und sechs Innendienstler wachsen.
Im OT-Segment ist die DLL Group sowohl im Small Ticket-Geschäft ab 500
Euro als auch im Projektgeschäft tätig.
Partnern ermöglicht das Unternehmen
eine automatisierte Kreditzusage bis zu
50.000 Euro innerhalb weniger Sekunden. „ Bei guten Kunden heben wir diese
Grenze auf bis zu 125.000 Euro an.“
Ein Alleinstellungsmerkmal behauptet
er aber vor allem in der Partnerbetreuung. „ Bei uns hat jeder Kunde einen persönlichen Ansprechpartner“, sagt er.
Anreize für Ärzte
Nach langer Diskussion hat der Deutsche Bundestag das E-Health-Gesetz
endlich durchgewunken. Es soll die Akteure im Gesundheitswesen elektronisch
vernetzen. Viele Papierdokumente werden dadurch verzichtbar.
Am 3. Dezember 2013 hat der Deutsche Bundestag das „ Gesetz für sichere
digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen“, kurz „ EHealth-Gesetz“ verabschiedet. Die wesentliche Hürde ist damit genommen.
Die Zustimmung durch den Bundesrat
gilt als sicher.
Dem Bundestagsbeschluss gingen
schier endlose Diskussionen voraus. Die
Einführung der elektronischen Gesundheitskarte wurde vor zehn Jahren gestartet und kostete bislang rund eine Milliarde Euro.
3
Das Gesetz zielt darauf ab, das Gesundheitswesen durchgängig zu digitalisieren. Zwei Elemente sind dabei von besonderer Bedeutung: die zügige Einführung nutzbringender Anwendungen der
elektronischen Gesundheitskarte sowie
die Etablierung der Telematik-Infrastruktur mit ihren Sicherheitsmerkmalen als
die zentrale Infrastruktur für eine sichere
Kommunikation im Gesundheitswesen.
Gesundheitskarte und Telematik:
Die Säulen für E-Health-Innovationen
Das Gesetz soll helfen, alle Akteure im
Gesundheitswesen besser miteinander
zu vernetzen und Patientendaten schneller abrufen zu können. Damit sollen in
Notfällen sichere und effektive Therapien
möglich werden. Der Gesetzentwurf enthält Vorgaben, Fristen, Anreize für Ärzte
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und Sanktionen, um das Projekt möglichst zügig umzusetzen.
Die elektronische Prüfung und Aktualisierung von Versichertenstammdaten soll
nach einer Erprobungsphase ab dem 1.
Juli 2016 innerhalb von zwei Jahren flächendeckend eingeführt werden. Damit
soll die Voraussetzung für die elektronische Patientenakte geschaffen werden.
Ab 2018 sollen die Notfalldaten eines Patienten, beispielsweise zu Allergien oder
Vorerkrankungen, auf der elektronischen
Gesundheitskarte gespeichert werden
können, falls der Patient das wünscht.
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Zudem sollen Ärzte künftig Medikationspläne für ihre Patienten erstellen. Versicherte, denen mindestens drei Medikamente gleichzeitig verordnet werden, sollen künftig einen Anspruch darauf haben. Mittelfristig soll der Medikationsplan über die elektronische Gesundheitskarte abrufbar sein.
Ebenfalls digitalisiert werden soll die
Kommunikation zwischen Ärzten sowie
zwischen Medizinern und Krankenhäusern. Entlassungspapiere und Überweisungen waren bislang zwingend an die
Papierform gebunden. ■
DIGITALISIERUNG IM KRANKENHAUS / BEST PRACTICE
„ Ein Schritt in die richtige Richtung“
Ohne Papier geht es auch hier noch
nicht. Aber kein anderes Krankenhaus in
Deutschland treibt die Digitalisierung so
konsequent voran wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das
Ergebnis: Das UKE schreibt wieder
schwarze Zahlen und hat die Qualität
der Patientenversorgung erheblich verbessert. INFO-MARKT sprach mit CIO
Henning Schneider über die damit verbundenen Herausforderungen, Lösungsansätze und die Chancen, die das neue
E-Health-Gesetz mit sich bringt.
INFO-MARKT: Herr Schneider, gibt es
im UKE noch Drucker?
Schneider: Ja, denn alles, was wir dem
Patienten zur Weiterbehandlung mit
nach draußen geben, geht nur auf Papier. Der digitale Prozess endet nach wie
vor knallhart an den Mauern des Krankenhauses.
INFO-MARKT: Und intern?
Schneider: Da tragen die Ärzte durchaus noch Zettel in der Kitteltasche, um
sich Notizen zu machen. Aber es gilt die
Stichwort: UKE
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) umfasst mehr als 80 Kliniken,
Polikliniken und Institute. Es verfügt über
rund 1.630 Betten, nimmt jährlich rund
92.000 Patienten stationär und 291.000 ambulant auf. Von den mehr als 9.600 Beschäftigten sind 2.400 Ärzte und Naturwissenschaftler. 3.100 Menschen arbeiten im
Pflegedienst und als Therapeuten.
Regel: Alle Patientendaten, die auf Papier
vorliegen, müssen in kürzester Zeit eingescannt und ins elektronische System
gespeist werden. Digitales Krankenhaus
heißt bei uns, dass es nur noch eine einzige, digitale Datenquelle für die Patientenbehandlung und parallel dazu keine
Papierakte mehr gibt.
INFO-MARKT: Wie viel Papier sparen
sie dadurch?
Schneider: Das lässt sich hochrechnen.
Im UKE gibt es die elektronische Patientenakte seit vier Jahren. Eine durchschnittliche Patientenakte hatte rund 30
DIN-A4-Seiten, und wir haben rund
400.000 Patienten pro Jahr. Macht zusammen rund 48 Millionen Seiten.
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direkt an den Druckkosten zu beteiligen.
INFO-MARKT: Verstärken die Tablet-PCs
diesen Trend?
Schneider: Der Hype ist groß und wir
testen sie. Aber im klinischen Alltag stellen wir fest, dass die Ärzte und Pflegekräfte ihre Hände brauchen und oft nicht
wissen, wohin mit dem Tablet-PC. Wir haben daher Visitenwagen eingeführt, das
sind heute die meistgenutzten Geräte im
ganzen Krankenhaus. Davon stehen drei
Stück auf jedem Gang, sie haben eine
Batterieleistung für zwölf Stunden, einen
21-Zoll-Monitor und eine vollständige
Tastatur und sie erlauben, jederzeit einen
Blick in die elektronische Patientenakte
zu werfen. Sie werden von den Anwendern extrem gut angenommen.
UKE-CIO Henning
Schneider: „ Durch
die Einführung der
elektronischen Patientenakte vor vier
Jahren haben wir
rund 48 Millionen
gedruckte Seiten eingespart.“
INFO-MARKT: Abgesehen von der Effizienz, was hat sich durch die Einführung
der elektronischen Patientenakte am
UKE noch verbessert?
Schneider: Vor allem die Qualität der
Patientenversorgung: Erstens können
heute mehrere Ärzte
gleichzeitig auf die AkINFO-MARKT: Haben
„ Alle Patientendaten, die
te eines Patienten zusich die Drucker-Herauf Papier vorliegen,
greifen, also nicht nur
steller schon bei Ihnen
müssen in kürzester Zeit
der Stationsarzt, sonwegen sinkender Umeingescannt werden.“
dern auch der Radiolosätze beschwert?
ge, der Chirurg und der Orthopäde. Auf
Schneider: Nein. Wir behandeln heute
diese Weise können sie gemeinsam
ja viel mehr Patienten als früher. Das
überlegen, wie die optimale Therapie
Druckvolumen ist daher nur leicht geaussehen kann. Zweitens wurde die Mesunken, die Effizienz aber deutlich gedikation weitgehend automatisiert. Wir
stiegen.
haben hier einen komplett geschlossenen Prozess eingerichtet, bei dem die
INFO-MARKT: Haben Sie das DruckmaÄrzte den Medikamentenplan an den
nagement gleich mitoptimiert?
Apotheker schicken, der ihn validiert. AbSchneider: Ja, wir haben die Anzahl
schließend packt ein Roboter die Medider Drucker durch wenige zentrale Geräkamente in kleine Plastiktüten und bete verringert und gleichzeitig viel invesschriftet diese mit dem Namen des Patiert, um die Mitarbeiter dazu zu bringen,
tienten, des Medikaments und mit der
weniger zu drucken und mehr digital zu
Uhrzeit. Das hat die Fehlerquote enorm
arbeiten. Heute nutzen wir ein „ Pay per
verringert.
Use“-Modell, um die einzelnen Bereiche
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haben viel zur Entwicklung im System
im HIMMS-Ranking wesentlich besser
beigetragen. Was man aber auch sagen
da. Fehlen in Deutschland die Anreize
muss: die Hersteller verstehen die Profür Krankenhäuser, ihre Prozesse stärker
zesse im Krankenhaus nicht im Detail,
als bisher zu digitalisieren?
die Adaptierung der Prozesse an die IT
Schneider: Ja. Beispielsweise ist die
bleibt daher Aufgabe des KrankenhauKrankenhausfinanzierung in einigen
ses. Ich glaube, dass es perspektivisch
Regionen Spaniens so geregelt, dass jeein großer Fehler der
der Einwohner fest eiIndustrie ist, wenn sie
nem Krankenhaus zu„ Die Industrie macht einen
geordnet ist, das er als großen Fehler, wenn sie sich sich zu sehr auf den
aktuell
lukrativen,
ersten Kontakt zu
zu sehr auf den amerikaniamerikanischen Markt
wählen hat. Die Kranschen Markt konzentriert.“
konzentriert und verkenhäuser wissen daINFO-MARKT: Das UKE ist nach ITsucht, mit einer „ Ein-Produkt-Strategie“
her sehr genau, wie groß ihr EinzugsgeGrundschutz zertifiziert und wird von der
den restlichen, internationalen Gesundbiet ist. Und sie werden nach der EinHealthcare Information and Manageheitsmarkt zu bedienen.
wohnerzahl in diesem Einzugsgebiet
ment Systems Society (HIMSS) als einzibezahlt. Sie haben daher ein großes Inges Krankenhaus in Deutschland in der
teresse daran, sowohl die Versorgung im
Stufe 7, der höchsten DigitalisierungsstuINFO-MARKT: Sie gehen am UKE mit
Krankenhaus als auch die Nachsorge
fe, geführt. Warum schaffen das andere
sehr sensiblen Patientendaten um. Wie
effizient zu managen. Das ist in
Krankenhäuser in Deutschland nicht?
gewährleisten Sie den gesetzlichen DaDeutschland ganz anders. Hier verdient
Schneider: Die Aufnahme, Verlegung
tenschutz?
das Krankenhaus dann am meisten,
und Abrechnung von Patienten ist heute
Schneider: Der Datenschutz ist für
wenn es viele Patienin den meisten Kranuns eines der wichtigsten Themen. Weil
ten mit möglichst
kenhäusern
elektrowir die ersten waren, die konsequent di„ An den Sitzungen jeden
nisch geregelt. Sobald
Morgen um sechs Uhr nah- komplizierten Fällen gitalisierten, standen wir unter strenger
versorgt. In einer soles aber um die kliniBeobachtung der Hamburger Datenmen neben dem Vorstand
chen Situation viel
schen Prozesse, zum
schutzbehörden. Wir haben daher sehr
die IT und die Ärzte teil.“
Geld für die DigitaliBeispiel
Medikation
eng und sehr gut mit der Behörde zusierung in die Hand zu nehmen, um in
oder klinische Dokumentation zwischen
sammengearbeitet, sie sehr früh ins
drei oder vier Jahren effizienter arbeiten
Ambulanz und Station geht, scheitert die
Projekt hineingenommen und sehr viel
zu können, erfordert viel Konsequenz
Einführung oft.
diskutiert, wie wir den Ansprüchen geund Mut, die viele Krankenhäuser heurecht werden können. Ein starkes Argute nicht aufbringen.
ment war: Bei einer elektronischen AkINFO-MARKT: Warum?
te lässt sich immer genau sagen, wer
Schneider: Weil man, das ist mein perwann auf welche Daten zugegriffen hat.
sönlicher Eindruck, die elektronische DoINFO-MARKT: Wird das neue E-HealthDas wäre bei einer Papierakte nie mögkumentation dort nicht konsequent einGesetz an dieser Situation etwas ändern?
führt, sondern die Dokumentation auf
Schneider: Das Gesetz ist aus meiner
Papier parallel beibehält. Diese DoppelSicht ein Schritt in die richtige Richtung.
Stichwort: HIMSS
dokumentation führt dazu, dass Ärzte
Beispielsweise weil es Anreize für KranDie Healthcare Information and Manageund Pflegekräfte die IT als Mehraufwand
kenhäuser setzt, auch nach außen elekment Systems Society (HIMSS) setzt sich daerleben und sie unter Umständen sogar
tronisch zu kommunizieren. Gleichzeitig
für ein, die Patientenversorgung durch den
für totalen Unsinn halten.
motiviert es auch die anderen Partner
vermehrten Einsatz von Informationstechwie niedergelassene Ärzte, ebenfalls an
nologie zu verbessern. Den Digitalisiediesem Modell teilzunehmen. Mit dem
INFO-MARKT: Was haben Sie am UKE
rungsgrad einzelner Krankenhäuser klassiVerweis auf die Telematik-Infrastruktur
besser gemacht?
fiziert sie nach einem siebenstufigen Bewird dazu parallel ein Standard gesetzt,
Schneider: Unser Vorstand hat von Anwertungsmodell.
der den technischen Rahmen einheitlich
fang an die volle Verantwortung überfestlegt. Allerdings ist es dann jetzt auch
nommen. Es wurde beispielsweise in der
lich gewesen. Darüber hinaus haben
notwendig, dass diese lange angekünEinführungsphase eine Task-Force gebilwir über 1.000 Berechtigungsregeln, um
digte Infrastruktur wirklich national umdet, die sich jeden Morgen um sechs Uhr
die Zugriffsmöglichkeiten je nach der
gesetzt wird.
für eine Stunde traf. An den Sitzungen
Rolle eines Mitarbeiters zu begrenzen.
nahmen neben dem Vorstand auch die IT
Heute bin ich mir daher sicher, dass unund die Ärzte teil. Sie trafen EntscheiINFO-MARKT: Inwiefern haben Ihnen
ser System in Bezug auf die Zugriffsredungen und setzten sie in ihren Zuständie Lieferanten der Digitalisierung, die ITgelungen seinesgleichen in Europa
digkeitsbereichen um. Dabei galt die klaHersteller, bei der Digitalisierung geholsucht.
re Ansage: Wer diesen Weg nicht mitgefen?
hen will, möge das UKE bitte verlassen.
Schneider: Der Hersteller des KIS-Systems, das war damals Siemens, war naINFO-MARKT: Herr Schneider, vielen
türlich mit an Bord. Dessen Mitarbeiter
Dank für das Gespräch.
INFO-MARKT: Andere Länder stehen
INFO-MARKT: Hat sich die Wirtschaftlichkeit im UKE verbessert?
Schneider: Ja. 2004 schrieb das Klinikum einen Verlust von über 30 Millionen
Euro. Damals begannen wir, krankenhausweit die Organisation zu vereinheitlichen, die Prozesse zu standardisieren
und zu zentralisieren. Anschließend koppelten wir diese Standards an die Informationstechnologie und schrieben 2010
erstmals wieder schwarze Zahlen.
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36. Jahrgang
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STRATASYS / STRATEGIE
Von A wie Auto bis Z wie Zahn
Umsatzrückgang, rote Zahlen, Vermögensverluste: Stratasys-CEO David Reis
wird wohl drei Kreuze schlagen, wenn
das Jahr 2015 endlich vorüber ist.
Gleichzeitig investiert er stark für bessere Zeiten, vor allem in Deutschland.
In diesem Jahr hielt sich StratasysCEO David Reis auffällig zurück. In den
Vorjahren hatte er die Pressekonferenzen auf der 3D-Druck-Messe Formnext,
die bis 2014 noch EuroMold hieß, stets
dazu genutzt, ein Feuerwerk der Ideen,
Konzepte und Verheißungen abzuschießen. In diesem Jahr aber trat er leise auf
und überließ die Bühne schon nach relativ kurzer Zeit drei Kunden seines Unternehmens. Die Botschaft war klar: Weniger reden, sondern den Nutzen des
Stratasys-CEO David
Reis: „ Wir bleiben
zuversichtlich, dass
unsere Industrie auf
lange Sicht eine
Wachstumsperspektive hat.“
3D-Drucks für Anwender zeigen. Die
Probleme des vergangenen Jahres gab
Reis unumwunden zu. Aber: „ Wir bleiben zuversichtlich, dass unsere Industrie auf lange Sicht eine Wachstumsperspektive hat.“
Vor einem Jahr schwelgte die Branche
noch in Euphorie. Lebensmittel, Autoreifen, ganze Häuser. Damals gab es keinen Gegenstand mehr, den man nicht
auch drucken konnte. Die Möglichkeiten
der additiven Fertigung für Privathaushalte schien grenzenlos – und die MarktEMEA-Chef Andy
Middleton: „ Durch
die Integration von
RTC wird das DACHTeam deutlich mehr
leisten können, besonders im Hinblick
auf die Großkundenbetreuung.“
forscher prognostizierten das Blaue vom
Himmel. Andy Middleton, Europa-Chef
von Stratasys, sagte seinem Unternehmen auf dem Kontinent ein Umsatzwachstum von 30 Prozent voraus. Dieses
Ziel wurde weit verfehlt. Nach INFOMARKT-Informationen wurde davon
höchstens ein Drittel realisiert.
Stratasys ist wie kein anderes Unternehmen von der Krise betroffen. In den
ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres verzeichnete es nicht nur
enorme Umsatz- und Vermögensverluste,
sondern schrieb auch tiefrote Zahlen.
Schon heute steht fest: Das laufende Geschäftsjahr geht dem Pionier des 3DDrucks empfindlich an die Substanz.
Die Branche ist auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Wer im 3D-Druck
wachsen will, dem muss das vor allem
im Business-Bereich gelingen. Diese
Strategie aber kostet viel Geld und viele
gute Ideen.
Im Prototypenbau deckt der 3DDruck 23 Prozent des Umsatzes ab
In Frankfurt skizzierte Reis daher die
B2B-Strategie von Stratasys: Großes Potenzial sieht er vor allem im Prototypenbau. Hier deckt der 3D-Druck erst 23 Prozent des möglichen Umsatzes ab. Zudem
soll sich Stratasys künftig auf fünf Märkte konzentrieren: Luft- und Raumfahrt,
Automotive, Zahntechnik, Medizintechnik und die Schmuckherstellung (-> Tabelle 2). Hier soll das Unternehmen Ende-zu-Ende-Lösungen – von der Beratung und der Software-Entwicklung über
den Prototypenbau und die Produktion
bis hin zur Ausbildung bieten. Die branchenspezifische Anwendung soll sich
künftig schon im Produktdesgin spiegeln. Etwa in 3D-Druckern für Schulen,
die besonders wenig Material benötigen
und damit kostengünstig zu betreiben
sind.
Dafür hat das Unternehmen zuletzt
viel vor allem in Deutschland investiert.
Im April wurde in Rheinmünster, direkt
am Flughafen Baden-Baden, das neue
Hauptquartier für die Vertriebsregion
Europa, Mittlerer Osten und Afrika
(EMEA) eröffnet. Der Standort im Südwesten Deutschlands ist bewusst ge6
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50. Woche
wählt. Großkunden aus dem produzierenden Gewerbe – etwa Daimler und
Bosch – befinden sich ganz in der Nähe.
Das Gebäude bietet rund 160 Mitarbeitern aus Verwaltung, IT und Marketing
Platz, weitere 20 Mitarbeiter, die bislang
für die Tochter Makerbot in Stuttgart arbeiten, sollen bald ebenfalls hier eine
Wolfgang Kochan,
neuer General Manager der deutschsprachigen Region bei
Stratasys: Er kam aus
der 2D-Druck-Welt,
wo er zuletzt im Grafik-Bereich von HP
tätig war.
neue Heimat finden. Das vierstöckige,
5.000 Quadratmeter große Hauptquartier
beherbergt ein erweitertes Benchmark
Center, einen Showroom und Platz für
Trainings. Zudem gibt es drei WorkshopRäume, die nur von Universitäten und
Forschungsinstituten genutzt werden
können.
Die Marketing-Abteilung wurde zuletzt
um acht neue Mitarbeiter aufgestockt.
Sie sollen die 3D-Druck-Story künftig mit
dem Fokus auf einzelne Länder und Zielgruppen erzählen. Der Messeauftritt auf
der Formnext war der bislang größte
überhaupt.
„ Durch die RTC-Integration wird das
DACH-Team deutlich mehr leisten“
Im Juli wurde mit der RTC Rapid Technologies GmbH in Mettmann der neben
Alphacam größte Vertriebspartner in
Deutschland übernommen und die RTCBelegschaft samt Kundenservice, Applikationsunterstützung, Vertrieb und Marketing in die Stratasys-Organisation für
Deutschland, Österreich und die Schweiz
(DACH) integriert. „ Die Region ist wichtig
für Stratasys“, sagt EMEA-Chef Middleton. „ Durch die Integration der Fachkompetenz von RTC-Gründern und -Mitarbeitern sowie die Gewinnung vieler exzellenter Kundenbeziehungen in der DACHRegion wird das neue, erweiterte DACHTeam deutlich mehr leisten können, besonders im Hinblick auf die Großkundenbetreuung sowie die Gesamtgeschäftsentwicklung.“
Im Oktober wurde Wolfgang Kochan
Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
EMEA Channel-Chef
Matthias Gukelberger: „ Aktuell sind
zwölf Fachhändler
zertifiziert und davon
fünf erfolgreich unterwegs. Jetzt ist erst
einmal Execution
angesagt.“
11.12.2015
sagt Gukelberger heute. „ Tatsächlich
sind aktuell zwölf zertifiziert und davon
fünf bis dato erfolgreich unterwegs, weil
sie sich fokussiert und in den 3D-Druck
investiert haben.“ Damit will sich Gukelberger vorerst begnügen. „ Jetzt ist erst
einmal Execution angesagt.“
Mit der Vielzahl an Initiativen scheint
Stratasys seinem größten Mitbewerber
3D Systems um mehr als eine Nasenlänge voraus zu sein. Dieser hielt sich trotz
aller Probleme mit Aussagen zu seiner
Strategie und seinen Initiativen auch auf
der Formnext zurück. Dort gab es weder
eine Pressekonferenz noch detaillierte
Unternehmensinformationen über den
Messeauftritt. Zu erfahren war lediglich,
dass es seit wenigen Monaten einen
Channel-Chef für Deutschland gibt. Zudem sei ein Partner-Programm in Arbeit,
das Anfang des Jahres vorgestellt werden
könnte. Möglicherweise. ■
Ausbildung
als General Manager DACH an Bord geholt. Er kam aus der 2D-Druck-Welt, wo
er zuletzt im Grafik-Bereich von HP tätig
war. Bei seinem neuen Arbeitgeber kümmert er sich um die deutschsprachige
Wirtschaftsregion. Auch in Frankreich
und Großbritannien soll es diese Funktion bald geben.
Auf die Bremse tritt das Unternehmen
dagegen bei der Suche nach neuen Vertriebspartnern. Matthias Gukelberger,
Channel-Chef in EMEA, hatte vor eiTabelle 2
nem Jahr ein Zwei-Stufen-Programm vorgestellt, mit dem er neStratasys: Die neue Vertikal-Strategie
ben dem klassischen Vertriebskanal
Kernbranchen
Anwendungsbereiche
auch Bürotechnik- und IT-FachLuft- und Raumfahrt
händler adressierte (-> INFO-MARKT
Automotive
Produktion
1 / 2015). Letztere können heute neWerkzeugbau
Zahntechnik
ben den Einstiegsdruckern der IdeaPrototypenbau
Medzintechnik
Serie auch die Makerbot-Drucker
Schmuckherstellung
verkaufen. „ Wir hielten damals 20
Quelle: Stratasys
Händler für eine sinnvolle Größe“,
KYOCERA / CEYONIQ-ÜBERNAHME
Zukauf mit Zukunft
Abenteuer? Oder gute Gelegenheit?
Kyocera übernimmt mit Ceyoniq einen
ECM-Anbieter, der innovative Technologie mitbringt, in der Öffentlichkeit aber
zu wenig bekannt ist.
zu handhaben“, erklärte Maßloff. „ Passgenau, strukturiert und revisionssicher.“
Am 8. Oktober 2015 präsentierte Carsten Maßloff, Geschäftsführer der Ceyoniq
Consulting GmbH, zum ersten Mal die
ISMSbox der Öffentlichkeit. ISMS steht
für
Informations-Sicherheits-Management-System. Das Gerät basiert auf der
IT-Sicherheits-Norm ISO 27001 und dem
Dokumentenmanagement-System Nscale der Ceyoniq Technology GmbH. „ Mit
unserem Produkt bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, die Vielzahl an organisatorischen und technischen Maßnahmen – die aus dem IT-Sicherheitsgesetz entstehen – zu bündeln und richtig
Die Box symbolisiert die Schnelligkeit,
mit der Ceyoniq auf aktuelle Entwicklungen reagieren kann. Das IT-Sicherheitsgesetz wurde im Juni 2015 verabschiedet (->
INFO-MARKT 18 / 2015), drei Monate später kommen die Bielefelder mit einem fertigen Produkt auf den Markt. Vom IT-Sicherheitsgesetz sind vor allem auch Energieversorger betroffen – und die zählen
zur Kernzielgruppe des ECM-Anbieters,
der aller Voraussicht nach bald zu Kyocera Document Solutions gehören wird.
Der Druckerspezialist hat angekündigt,
die Ceyoniq-Gruppe übernehmen zu wol-
Die ISMSBox steht für das Tempo,
mit dem Ceyoniq reagieren kann
7
•
50. Woche
len, um so in den Wachstumsmarkt „ Enterprise-Content-Management
(ECM)“
einzusteigen. Ist das der Beginn eines
Abenteuers? Oder entspringt der Kauf einer guten Gelegenheit?
„ Wir sind der Technologieführer mit
unserem Software-Produkt ‚ Nscale’ im
ECM-Sektor und sind überzeugt, mit Kyocera gemeinsam unsere bestehenden sowie auch neue internationale Kunden
von unserer Leistungsfähigkeit zu überzeugen“, sagte Ceyoniq-Chef André Ferlings bei Bekanntgabe der Übernahme
am 17. September 2015. „ Eins und eins
ergibt bei dieser Übernahme mehr als
zwei.“ Weitere Auskünfte zu den Motiven
der Übernahme gibt es nicht.
Der ECM-Anbieter träumte einst, in
einer ganz anderen Liga zu spielen
Warum aber gibt Ferlings dieses Pfund
aus der Hand? Warum verkauft er das
Unternehmen, wenn es Perspektiven hat?
Die Ceyoniq-Gruppe firmiert als Holding und hat vier Gesellschaften für Technologie, Media, Innovation und Consulting. Auf seiner Homepage listet es rund
120 Referenzkunden aus den Branchen
Banken, Dienstleister, Energieversorger,
Gesundheitswesen, Handel, Immobilienwirtschaft, Industrie, Logistik, Öffentliche
Hand und Versicherungen auf. Dennoch
spielt das Unternehmen bei Ausschreibungen nach Angaben von Marktbeobachtern kaum eine Rolle. „ Die Technologie ist gut, aber der Bekanntheitsgrad
nicht groß“, sagt Pentadoc-Analyst Maximilian Gantner. „ Am Markt ist das Unternehmen leider zu wenig präsent.“
Der Umsatz, den die 160 Ceyoniq-Mitarbeiter im Geschäftsjahr 2014 (bis 31.
Dezember) erwirtschafteten, lag offiziell
bei 16,7 Millionen Euro. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
Zu Anfang des Jahrtausends träumte
der ECM-Anbieter noch davon, in einer
ganz anderen Liga zu spielen. Das Unternehmen wurde 1984 gegründet und
notierte als AG als eines der ersten am
legendären Neuen Markt der Frankfurter
Börse. Für das Geschäftsjahr 2001 meldete Ceyoniq einen Umsatz von 102 Millionen Euro und einen Verlust von 90
Millionen Euro. Wenige Wochen später
aber war es pleite und reichte den Insolvenzantrag ein. Der damalige Vorstandschef Thomas Wenzke räumte anschließend fingierte Aufträge und Luftbuchun-
Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
11.12.2015
kann. Deshalb
holten die geschäftsführenden Gesellschafter Kyocera an
Bord.
Mehrere
Gründe
sprechen für diese
Wahl. Kyocera
verfügt über die
André Ferlings (Sprecher), Hartmut Stein (Finanzen) und Andreas Ahmann
notwendigen Fi(Forschung und Entwicklung) (v.l.n.r.): Die drei geschäftsführenden Gesellnanzmittel, erschafter brauchen frisches Geld, um ihre technischen Trümpfe vertrieblich
gänzt das eigeauszuspielen.
ne Portfolio perfekt, öffnet den Blick auch über die deutgen ein und wurde zu sechs Jahren Geschen Grenzen hinaus und hat bewiefängnis verurteilt. Ceyoniq gehörte damit
sen, dass es sich in den Software-Markt
zu den Blasen der New Economy, die am
mit viel Bedacht einarbeitet.
lautesten platzten.
Das Unternehmen überlebte, weil die
Kunden in die Bresche sprangen und
übernahmen. Viele Jahre lang befand es
MFP-HERSTELLER / CO2-PROGRAMME
sich im Besitz von Versicherungen wie
der DEVK, die ihre letzten Anteile erst
2011 an die drei Manager André Ferlings
(Vertrieb & Consulting), Hartmut Stein
Auf Bahn- und Flugreisen können Ver(Finanzen) und Andreas Ahmann (Forbraucher den CO2-Ausstoß, den sie verschung & Entwicklung) verkauften. Das
ursachen, längst kompensieren. Unter
Trio ist seit vielen Jahren im Unternehden MFP-Herstellern sind derartige Promen. Ferlings seit 2006, Stein seit 2007
gramme hingegen noch eine Seltenheit.
und Ahmann bereits seit 1999.
Bislang bieten lediglich Kyocera und Konica Minolta Kunden die Möglichkeit
zum klimaneutralen Drucken.
Auch die neuen Cloud-Lösungen
•
50. Woche
Es ist nicht die erste Übernahme, die
Kyocera im deutschen Software-Markt
stemmt. 2012 übernahm der Druckerhersteller mit der Aki GmbH in Würzburg einen führenden Anbieter von Druckmanagementlösungen. Das Unternehmen wurde eigenständig weitergeführt, Geschäftsführer Martin Kellner ist nach wie vor an
Bord. Diesen Zukauf bezeichnete das Management als „ gute Gelegenheit“, da der
damalige Gesellschafter Armin Knoblauch in den Ruhestand treten wollte und
daher einen neuen Eigentümer suchte.
Ob und wie lange sich das CeyoniqManagement zum Bleiben verpflichtet
hat, ist nicht bekannt. Wenn es mit Kyocera an der Seite tatsächlich neue Erfolge feiern sollte, ist sein schneller Abgang
aber nicht zu erwarten. ■
Kaum kompensiert
bauen auf die Nscale-Technologie
Ahmann war daher schon an der Entwicklung der „ hochintegrativen und
hochskalierbaren“ Technologieplattform
Nscale beteiligt, die 2004 auf den Markt
kam und als Basis sowohl für die On-Premise-Suite als auch für Entwicklungen
wie der ISMSbox diente.
Auch die Cloud-Lösung Nscale Smart
Business Solutions, die Ceyoniq im August 2014 auf den Markt brachte, gründet auf dieser Technologie. „ Wir sind eigentlich sehr stark im High-End-Markt
aktiv, mit den Nscale Business Apps bieten wir unsere Lösungen aber auch für
den Mittelstandsmarkt an“, lässt sich Ahmann im Juni 2015 zitieren. Die Zahl der
in der Cloud archivierten Dokumente bezifferte er zu diesem Zeitpunkt auf rund
zwei Millionen.
Genau in diesem Erfolg aber könnte
das Problem des Managements liegen:
Um seine technischen Trümpfe vertrieblich auszuspielen, benötigt Ceyoniq
mehr Geld, als es selber aufbringen
„ Beim Klimaschutz richtet sich Konica
Minolta nach den Prinzipien: vermeiden –
reduzieren – kompensieren“, sagt Teresa
Haller-Mangold, Team-Managerin Corporate Branding & Sustainability, Konica Minolta Business Solutions Europe. Das letzte dieser drei Prinzipien bietet ihr Unternehmen seit kurzem in einigen europäischen Ländern als eigenständigen Service
im Bereich Office- und Production Printing
an. Durch CO2-neutrales Drucken sollen
Kunden dazu beitragen können, die Umwelt und das Klima weniger zu belasten.
In Zusammenarbeit mit der Organisation ClimatePartner unterstützt Konica Minolta derzeit vier zertifizierte Kompensationsprojekte: Windenergie in der Türkei,
Wasserkraft in Indonesien und Brasilien
sowie Methangasrückgewinnung in China. Neben den reinen Kompensationseffekten erwartet das Unternehmen bei
diesen Projekten auch positive soziale
Auswirkungen, etwa die Schaffung neuer Jobs und Bildungsangebote.
Sobald ein Konica Minolta-Kunde sich
8
für das Programm entscheidet, berechnet
der Hersteller die Emissionen aller Geräte über deren gesamte Lebensdauer –
und kompensiert sie anschließend über
die vier Projekte. Der Kunde erhält darüber Zertifikate und Label, mit denen er
auch in Marketingmaterialien und PRMaßnahmen auf sein grünes Verhalten
hinweisen kann.
Konica Minolta: Der Kunde erhält ein
Zertifikat, mit dem er werben kann
Das Programm ist in Großbritannien,
Norwegen, Dänemark, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien ausgerollt, in
Deutschland, Österreich, Belgien und
den Niederlanden nach Firmenangaben
noch in Bearbeitung.
Etwas nebulös erscheint, wie Konica
Minolta die Kompensation bewertet.
„ Die Preise variieren von Land zu Land“,
antwortete das Unternehmen auf eine
entsprechende Anfrage, ohne konkreter
zu werden. Klar ist: Konica Minolta übernimmt die Kostenverantwortung für CO2Emissionen, die während Herstellung
und Vertrieb entstehen. Der Kunde hingegen kompensiert den Verbrauch während der Benutzung.
Damit ist Konica Minolta erst der zweite MFP-Hersteller, der seinen Kunden ein
derartiges Programm bietet. Als Pionier
fungiert Kyocera. Seit Mai 2013 unter-
Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
stützt das Unternehmen durch die CO2Kompensation seines in Deutschland
vertriebenen Originaltoners die Arbeit
der Klimaschutzorganisation myclimate
im kenianischen Siaya-Gebiet. Pro gedruckter DIN-A4-Seite entsteht etwa ein
Gramm CO2. Hier setzt das Print GreenProgramm von Kyocera Document Solutions an: Der Anbieter kompensiert sämtliche CO2-Emissionen, die durch Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport, Verpackung sowie Verwertung des Toners entstehen. „ Die CO2-Kompensation aller
über Kyocera Deutschland vertriebenen
Kyocera-Originaltoner ist unser bisher
größtes Investment in diesem Bereich“,
sagt Reinhold Schlierkamp, Geschäftsführer der Kyocera Document Solutions
Deutschland GmbH.
Kyocera: Sechsstellige Investitionen
in internationale Klimaschutzprojekte
Auch Kyocera nennt keine konkreten
Kosten für die Kompensation. Das Unternehmen gibt aber an, dass man jährlich
eine sechsstellige Summe in ein internationales Klimaschutzprojekt der Umweltschutzorganisation myclimate investiert,
um damit rund 21.000 Tonnen CO2 zu
kompensieren. Da die Kompensationszahlungen also direkt von Kyocera geleistet werden, überrascht es nicht, dass
das Unternehmen im Gegensatz zu Konica Minolta den Kunden keine speziellen Zertifikate zum Nachweis individueller Kompensation anbietet.
Wenn man die Branche als Ganzes betrachtet, sind die beiden japanischen Unternehmen mit ihrem Engagement Vorreiter. In einer INFO-MARKT-Umfrage wichen einige Anbieter der Frage nach der
CO2-Neutralität aus und beschrieben dafür ausführlich ihre allgemeinen Umweltschutzbemühungen. Bei Brother etwa reichen diese von umweltbewusstem
Produktdesign bis zu CO2-Einsparungen
auf Konzernebene.
Viele andere Anbieter, darunter Xerox,
HP und Canon reagierten hingegen gar
nicht auf die Umfrage, die offenbar einen
wunden Punkt berührt. Lediglich bei
Sharp und Samsung deuteten Sprecher
mehr oder weniger vorsichtig an, dass
das Thema bald relevant werden könnte.
„ Klimaneutrales Drucken ist eine Option,
über die wir derzeit nachdenken“, heißt
es bei Samsung. „ Endgültig entschieden
ist dazu aber noch nichts.“ ■
11.12.2015
•
50. Woche
TOSHIBA / STRATEGIE
Ausverkauf
Die krisengeschüttelte Toshiba Corp.
zieht sich aus dem IT-Consumer-Geschäft zurück. Der Verkauf einer Halbleiterfabrik an Sony ist beschlossene Sache.
Nun wird die Auslagerung und Fusion
des PC-Geschäftes mit Fujitsu geprüft.
Der Toshiba-Konzern wird große Teile
seiner Halbleiterfertigung für KameraSensoren an Sony abgeben. Die Fabriken,
die vor allem in der japanischen Stadt Oita liegen, werden für 190 Millionen Yen,
rund 142 Millionen Euro, verkauft. Der
Deal soll bis Geschäftsjahresende am 31.
März 2016 perfekt gemacht werden. Sony
sichert sich dadurch den Zugriff auf
wichtige Komponenten für seine Consumer-Produkte.
Toshiba hingegen scheint sich genau
aus diesem Geschäft zu verabschieden.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters prüft der Konzern gemeinsam mit Fujitsu, die schwächelnden
PC-Sparten beider Unternehmen zu fusionieren. Der Zeitung „ Nikkei“ zufolge
ist auch der Sony-Ableger Vaio in die Fusionsüberlegungen eingebunden.
Eine Vaio-Sprecherin bezeichnete dies
als Spekulation. Auch die beiden anderen Konzerne bestätigten den Sachverhalt nicht. Sicher aber ist: Bei Fujitsu
steht die Auslagerung des PC-Geschäfts
offiziell auf der Agenda. Toshiba wiederum braucht dringend frisches Geld, um
die Folgen des milliardenschweren Bilanzskandals zu schultern. Zudem
schreibt die PC-Sparte von Toshiba seit
mehreren Jahren rote Zahlen.
Was eine Fusion wahrscheinlich
macht, ist die Tatsache, dass die beteiligten Firmen kaum Alternativen haben.
Wie sonst sollen die Vorstände in der Krise die eigene Handlungskompetenz gegenüber den Aktionären kurzfristig unter
Beweis stellen?
Fusion der PC-Sparten? Die
Firmen haben kaum Alternativen
Die aktuelle Entwicklung ist ein weiteres Beispiel für den Niedergang der japanischen Elektronik-Industrie. Alle Beteiligten, Fujitsu, Toshiba und Sony,
spielten einst eine Hauptrolle im weltweiten PC-Markt, das Notebook-Segment
dominierte Toshiba viele Jahre sogar. Alle aber verschliefen den Boom bei
Smartphones und Tablet-PCs. Vor diesem
Hintergrund fusionierten Toshiba und
Fujitsu ihre Mobiltelefon-Sparten bereits
2010 in der Firma Fujitsu Mobile Communications Ltd.
Sollte nun auch das PC-Geschäft ausgelagert und unter einem Drittnamen
verschwinden, droht der Marke Toshiba
im IT-Markt ein schwerer Imageschaden,
der auch die Business-Strategie in Frage
stellt. Mit Spannung wird vor diesem
Hintergrund die Entscheidung erwartet,
ob der Konzern in Zukunft an der Bürotechnik-Tochter Toshiba Tec festhalten
wird. Der MFP-Hersteller ist mehrheitlich
im Besitz des Toshiba-Konzerns und
schrieb zuletzt rote Zahlen und große
Vermögenswerte ab (-> INFO-MARKT 22 /
2015). ■
PAKETDIENSTE / SERVICE-QUALITÄT
Durchwachsene Leistung
DHL ist aktuell die Nummer 1 unter
den deutschen Paketdiensten. Laut
DISQ-Marktforschung bietet er den besten Service und die besten Preise.
Der Spitzenreiter unter den deutschen
Paketdiensten ist laut dem Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) DHL mit
einem „ guten“ Ergebnis (-> Tabelle 3). Bei
der Abholung von Sendungen sparten
Kunden im Vergleich zum jeweils teuers9
ten Anbieter im Schnitt 31,92 Euro. Zu
den Stärken zählten auch die vielfältigen
Zahlungsoptionen. Im Servicebereich
punktete der Paketdienst mit einer bedienungsfreundlichen und informativen
Website. Die E-Mail-Antworten des Testsiegers enthielten stets korrekte sowie
zumeist vollständige Informationen.
Beim Versandtest lieferte DHL schneller
als der Branchenschnitt.
Den zweiten Rang belegte DPD eben-
Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
Tabelle 3
Paketdienste: Service-Studie
2015 (in Punkten) 1
Unternehmen Gesamt
DHL
76,9
DPD
72,3
GLS
71,3
Hermes
63,8
UPS
39,3
Service Preis
(50 %) (50 %)
73,3
80,6
64,2
80,4
68,4
74,1
67,2
60,5
73,2
5,4
Quelle: DISQ – 1 100,0 - 80,0 Punkte = sehr gut –
79,9 - 70,0 Punkte = gut – 69,9 - 60,0 Punkte =
befriedigend – 59,9 - 40,0 Punkte = ausreichend –
39,9 - 0,0 Punkte = mangelhaft
falls mit dem Urteil „ gut“. Sowohl bei
selbst abgegebenen als auch bei abgeholten Paketen waren die Preise im
Schnitt am günstigsten. Über alle Versandszenarien hinweg sparten die Kunden durchschnittlich 26 Prozent gegenüber dem Branchendurchschnitt. Auch
der Service überzeugte mit einem kundenfreundlichen Internetauftritt.
GLS positionierte sich mit einer „ befriedigenden“ Leistung auf Platz drei. Die
Mitarbeiter des Unternehmens gingen
beim Versandtest sehr sorgfältig mit der
anvertrauten Sendung um. Zudem wurde
das Paket stets wie gewünscht zu Hause
beim Empfänger abgeliefert. Die Versanddauer lag mit durchschnittlich 1,9
11.12.2015
Der Software-Hersteller Sage hat seinen Umsatz in Deutschland im Geschäftsjahr 2015 (bis 30. September) um
vier Prozent auf 106 Millionen Euro gesteigert (-> Grafik 1). Der Umsatz mit der
Grafik 1
Sage Software GmbH
standssprecher Benedikt Erdmann nannte das Ergebnis auf dem diesjährigen
Lieferantentag am 4. Dezember „ nicht
brillant, aber auch nicht schlecht“. Geplant waren leichte Verluste im Vertragsgeschäft, die durch Zuwächse im Warengeschäft kompensiert werden sollten. Die
Ausschüttung für die Mitglieder liegt auf
Vorjahresniveau. Für 2016 rechnet die
Genossenschaft mit einem Umsatzplus
von 2,6 Prozent, insbesondere mit deutlichen Steigerungen im Warengeschäft.
Schlusslicht UPS: Bei Selbstabgabe
und bei Abholung am teuersten
Als weltweit erstes Unternehmen hat
der Sicherheitsspezialist ABI GmbH sein
IT-Schutzniveau nach der Norm VdS 3473
zertifizieren lassen. Der VdS, der Sicherheitsspezialist der deutschen Versicherungsbranche, hatte die Norm in diesem
Jahr vorgestellt (-> INFO-MARKT 20 /
2015).
DISQ konstatiert den Paketdiensten insgesamt eine durchwachsene Versandleistung. Die Pakete benötigten im Schnitt
gut zwei Tage länger bis zu ihrem Ziel als
noch vor zwei Jahren. Positiv ist, dass in
fast 90 Prozent der Fälle wie gewünscht
nach Hause geliefert wurde. Zur Bilanz
gehört aber auch der wenig sorgsame
Transport von immerhin fast jedem dritten
Paket. Angesichts der enormen Preisdifferenzen lohnte sich ein Vergleich beim
Auslandsversand. Große Mängel wiesen
alle Paketdienste bei der Telefonberatung
und dem Service per E-Mail auf. ■
Lösungsfamilie Sage Office Line wuchs
„ dank eines starken Partnergeschäfts“
sogar um neun Prozent. Zudem hatten
nach Firmenangaben „ die Zuwächse im
Cloud Computing einen wesentlichen
Anteil am neuen Wachstumskurs“. Zum
Geschäftserfolg des Mittelstandsproduktes Sage X3 in Deutschland machte das
Unternehmen keine Angaben.
Umsatz (Mio. €)
120
100
80
60
40
20
20
06
20
0
20 7
08
20 1
09
20
10
20
11
20
12
20
13
20
1
20 4
15
0
Quelle: Sage – 1 bis 30.9.; seit 2009: Deutschland und
Österreich
50. Woche
Tagen unter dem Branchenmittel. Der Paketdienst war im Durchschnitt über alle
Versandszenarien hinweg um 6,87 Euro
günstiger als seine Mitbewerber. Hermes
gaben die Tester ebenfalls die Note „ befriedigend“.
Das Schlusslicht im Test bildete UPS.
Grund war insbesondere das schwache
Abschneiden bei der Preisanalyse. Das
Unternehmen war sowohl bei Selbstabgabe als auch bei Abholung stets am
teuersten. Im Vergleich zu den Mitbewerbern zahlten Kunden im Schnitt fast doppelt so viel Porto.
Namen und Nachrichten
Sage – Bilanz 2015
•
Soennecken – Bilanz 2015
Soennecken wird die gesetzten Ziele
im Geschäftsjahr 2015 (bis 31. Dezember) nicht erreichen. Stand Ende Oktober
betrug der Gesamtumsatz der Genossenschaft 463,9 Millionen Euro. Davon entfielen auf das Vertragslieferantengeschäft 373,1 Millionen Euro (-5,6 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr) und auf das
Warengeschäft 90,7 Millionen Euro (-0,7
Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Vor10
Cyber Security – Zertifizierung
Fme – Management
Der ECM-Spezialist Fme AG hat Daniel
Pelke als Leiter des Geschäftsbereiches
Life Sciences an Bord geholt. Pelke
kommt von ECM, wo er für die SoftwareSparte arbeitete. Fme ist einer der wichtigsten Vertriebspartner der Documentum-Produkte von EMC in Deutschland.
Wie es mit diesen Lösungen nach der
Übernahme durch Dell weitergehen wird,
erscheint aktuell völlig ungewiss.
Lexmark Enterprise Software – Exodus
Oliver Hoffmann und zahlreiche Kollegen aus dem Top-Management von Lexmark Enterprise Software in Europa werden das Unternehmen zum Jahresende
verlassen. Hoffmann kam 2014 im Zuge
der Übernahme des schwedischen Softwarehauses ReadSoft zu Lexmark und
war zuletzt als Geschäftsführer in
Deutschland tätig. Außerdem werden
nach INFO-MARKT-Informationen die früheren ReadSoft-Manager Björn Gabrielsen (EMEA-Chef), Simon Shorthouse
(Großbritannien), Gert Jan de Vries (Benelux), Charlotte Darth (Nordics) und
Christophe Rebecci (Frankreich) ihre Hüte nehmen. Die Manager gehen, berichten Insider, weil ihnen die unternehmerischen Freiheiten, die sie bei ReadSoft
hatten, in der Lexmark-Organisation
stark beschnitten wurden und sie ihre
Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
Glaubwürdigkeit gegenüber Kollegen
und Kunden gefährdet sahen. Neben den
Top-Leuten haben nach INFO-MARKT-Informationen in den letzten Wochen auch
sechs Berater und drei Vertriebsleute und
damit insgesamt ein Zehntel der früheren ReadSoft-Mannschaft die Lexmark
Enterprise Software in Deutschland verlassen. Der Exodus geht damit wie schon
bei früheren Übernahmen weiter. Als
nächstes steht die Integration der ebenfalls übernommenen Kofax-Mitarbeiter
an. Man darf gespannt sein, wie viele Federn Lexmark an dieser Front lassen
wird.
Motio-Netzwerk – Vorstand
Der Wirtschaftsverband Kopie & Medientechnik e. V. hat Timmo Ernst zum
Referatsleiter „ Datenverarbeitung” ernannt. Das Vorstandsmitglied des Netzwerks für Medienkommunikation ist
Gründer und Produktionsleiter des Digitaldruckservice-Anbieters NordwestRepro. Ernst hat 2011 ein ERP-Programm
11.12.2015
eingeführt, mit dessen Hilfe bisher manuelle Verwaltungstätigkeiten auf ein Minimum reduziert werden können. Neben
dem automatisierten Ausfüllen von Lieferscheinen bei Plot- und Scanaufträgen
führt die Software-Lösung verschiedene
betriebliche Informationen aus den Bereichen Angebots- und Rechnungsstellung, Lieferantenrechnungsverwaltung
und Auftragsbearbeitung zusammen.
Digitalverbände – Urheberrechtsabgaben
Zwölf europäische Digitalverbände haben in einer gemeinsamen Erklärung einen Systemwechsel bei Urheberrechtsabgaben gefordert. Die Regeln, nach denen
Verbraucher etwa in Deutschland für
Drucker oder Smartphones mit bis zu 87
Euro pro Gerät zur Kasse gebeten werden, seien intransparent, führten zu einer Fragmentierung des europäischen
Marktes und verhinderten neue Geschäftsmodelle. Die Verbände verweisen
darauf, dass es eine Reihe von Alternativmodellen gebe, die in verschiedenen
•
50. Woche
Staaten bereits erprobt würden, etwa
Fondsmodelle, Staatsfinanzierung oder
die Berücksichtigung der Kopiermöglichkeit beim Verkaufspreis von urheberrechtlich geschützten Inhalten.
Soennecken – MPS-Workshop
Soennecken hat die Workshops für
MPS-Professionals in diesem Jahr erstmals durch eine Vortragsreihe ergänzt, in
der MFP-Hersteller auf Einladung ihre
Zukunftsstrategie vorstellen. Beim diesjährigen Workshop am 9. und 10. November in Fulda machte Kyocera Document Solutions den Anfang. Zudem legten die Teilnehmer dort den Grundstein
für die Entwicklung eines strukturierten
Vertragscontrollings und arbeiteten an
der Definition eines gemeinsamen Service-Katalogs. In diesem Katalog sollen
über 50 verschiedene Services detailliert
beschrieben werden. Das Projekt ist Bestandteil des Soennecken-ITIL-Konzepts,
dessen Umsetzung die Genossenschaft
in diesem Jahr mit der Schulung und Zer-
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Corporate Finance & Services
Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
tifizierung von 25 Händlern auf dem ITILGrundlagen-Level (Foundation) begonnen hatte. ITIL steht für IT Infrastructure
Library und ist ein in 48 Ländern als
Standard anerkanntes Regel- und Definitionswerk, in dem die für den Betrieb einer IT-Infrastruktur notwendigen Prozesse und Werkzeuge sowie ihre Aufbau-Organisation beschrieben werden. Der gemeinsame Service-Katalog der MPS-Professionals wird die Grundlage dafür bilden, dass innerhalb der Gruppe ein national einheitlicher Service angeboten
werden kann: Kunden, die mit mehreren
Standorten in Deutschland vertreten
sind, sollen überall nach den gleichen
Maßstäben und Qualitätsstandards betreut werden.
Cellent – Übernahme
Der indische IT-Dienstleister Wipro wird
das IT-Beratungshaus Cellent AG in Stuttgart für 73,5 Millionen Euro von der Landesbank Baden-Württemberg übernehmen. Cellent ist in der DACH-Region mit
einem Team aus über 800 Consultants
vertreten. Durch die Übernahme kauft sich
Wipro insbesondere bei Kunden aus der
Produktions- und Automobilbranche ein.
11.12.2015
lar zurück. Die Gewinnmarge sank auf
5,3 Prozent. Die Umsatzverluste spiegelten sich in allen Geschäftsbereichen wider. In puncto Gewinnmarge legte lediglich Enterprise Services zu. Bei allen anderen sank die Profitabilität leicht: im PCGeschäft auf 3,4 Prozent, im Printing-Bereich auf 18,1 Prozent.
GSE – Arbeitskreis
Die Guide Share Europe (GSE) kündigt
die Gründung des neuen „ Big Data &
Analytics“-Arbeitskreises für das kommende Jahr an. Damit will sich die größte IBM-Anwendergruppe auf die Herausforderungen einstellen, die die Konzepte
künstlicher Intelligenz in die Unternehmens-IT bringen. Die Teilnehmer wollen
sich mit der grundsätzlichen Architektur
von Big Data-Analytiksystemen, dem Einsatz von Hadoop für polystrukturierte Daten, Analytik in Ergänzung zum DataWarehouse-Konzept, Real-Time-Analytik
und Integrations- und Corporate Governance befassen.
Retail-Banken – Digitalisierung
Europäische Banken könnten bis zu 30
Prozent ihrer Erträge an digitale Wettbewerber verlieren, wenn sie die eigene DiHP – Bilanz 2015
gitalisierung nicht vorantreiben. Das ist
HP hat die letzte Bilanz der alten Ordas Ergebnis der aktuellen Studie „ Exeganisation vor der Aufspaltung vorgecutive Retail Banking Survey: Digital
stellt (-> Tabelle 4). Im Vergleich zum VorTransformation“ der Unternehmensberatung Roland Berger. Für eine erfolgreiche
jahr ging der Gesamtumsatz um knapp
Transformation geben die Consulting-Exacht Prozent auf 103,4 Milliarden US-Dolperten Handlungsempfehlungen.
Tabelle 4
Diese sind unter anderem eine gezieltere Kundenansprache, die EntHewlett-Packard – Kennzahlen
wicklung alternativer Wege zur Kun2012 bis 2015
dengewinnung, eine Identifikation
Geschäftsjahr 1
2012 2013 2014 2015
neuer Umsatzquellen, der Aufbau
Umsatz gesamt (Mrd. $) 120,4 112,3 111,5 103,4
eines digitalen Ökosystems sowie
Marge (%)
-9,2
5,8
5,9
5,3
die Digitalisierung aller Prozesse.
PC-Geschäft 35,7 32,1 34,3 31,5
Marge (%) 4,7
3,1
3,7
3,4
Printing-Geschäft 24,5 23,9 23,0 21,3
Bvdm – Druckindustrie
Marge (%) 14,6 16,5 18,2 18,1
Der Bundesverband Druck und
Enterprise Group 30,0 28,2 27,8
27,9
Medien (bvdm) stellt in seinem akMarge (%) 17,3
15,1 14,4 14,3
tuellen Branchenbericht zur SituatiEnterprise Services 25,6 23,5 22,4 19,8
on der deutschen Druckindustrie
Marge (%) 4,1
2,9
3,6
5,3
für das erste Halbjahr 2015 einen
Software 4,1
3,9
3,9
3,5
Rückgang der Konjunktur fest.
Marge (%) 20,4 22,2 22,2 22,0
Demnach nahm der reale Umsatz
Finanzdienstleistungen 3,8
3,6
3,5
3,2
von Betrieben mit 50 und mehr BeMarge (%) 10,2 11,0 11,1 10,9
schäftigten um 2,2 Prozent gegenQuelle: HP – bis 31.10.
über dem Vorjahreszeitraum ab. Ab1
12
•
50. Woche
gesehen von der Druck- und Medienvorstufe sank der Umsatz in allen Sparten.
Der Zeitungsdruck verzeichnete dabei
wiederholt die stärksten Einbußen. Auch
die Produktionstätigkeit der Druckereien
ab 20 Beschäftigten erfuhr in der genannten Periode einen Dämpfer. Getrieben wurde diese Entwicklung primär
durch sinkende Produktionswerte bei
Werbedrucken und Verlagserzeugnissen
wie Zeitschriften oder Büchern.
Büroring – Management
Agnes Rogatzki hat die Position als Repräsentantin im Außendienst bei der Büroring eG angetreten. Nach fundierter
Einarbeitung in der Haaner Genossenschaftszentrale wird die Managerin die
Kommunikation zu den angeschlossenen Fachhandelspartnern der Büroring
eG sowie der Büro Forum AG intensivieren und die persönliche Präsenz im nördlichen Bundesgebiet vor Ort forcieren.
Die 42-jährige Diplomökonomin verfügt
über langjährige Branchenerfahrung
und kann auf intensive Fachhandelsbeziehungen zurückgreifen.
IT-Gipfel – Datenschutz
Datenschutzhinweise im Internet sollen künftig besser verständlich sein. Das
ist das Ziel eines Musters für einfachere
und verbraucherfreundlichere Datenschutzhinweise, das auf dem 9. Nationalen IT-Gipfel in Berlin vorgestellt wurde.
Der Verein Selbstregulierung Informationswirtschaft (SRIW) war im Rahmen der
Plattform „ Verbraucherpolitik in der digitalen Gesellschaft“ des IT-Gipfels maßgeblich an der Erstellung des Musters
beteiligt. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom halten neun von zehn
Internetnutzern derzeit die Erklärungen
von Online-Diensten zum Datenschutz
für unverständlich. Acht von zehn stimmten ihnen daher zu, ohne sie wirklich
verstanden zu haben.
IT-Gipfel – E-Government
Die Bundesdruckerei GmbH, Fraunhofer Fokus und die Universität der Künste
Berlin haben im Rahmen des neunten ITGipfels das Rathaus der Zukunft präsentiert. Die Chancen digitalisierter Verwaltungsabläufe wurden am Beispiel wichtiger Anwendungsszenarien der öffentli-
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Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
11.12.2015
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•
50. Woche
det sich damit auf dem dritten Platz hinter Apple und dem Rangersten Samsung
(-> Tabelle 5).
satzes die nahtlose Intelligenz der Cloud
in die IoT-Endpunkte ein und soll bis Anfang 2016 erstellt werden.
Werner Sülzer – Bundesverdienstkreuz
Tablet-PCs – Europa
ZZZHUIROJLVWHUOHUQEDUGH
7HO chen Verwaltung gezeigt. Die sogenannte Trusted Service Platform (TSP) soll eine
vertrauenswürdige
Kommunikationsschnittstelle zwischen Bürgern und Verwaltung bilden. Mit ihrer Hilfe sollen insbesondere technische Hürden gesenkt
und so die Akzeptanz der Nutzer erhöht
werden. Laut den Anbietern offeriert das
Portal eine einfache und sichere Anmeldung und Identifizierung, intuitiv benutzbare Oberflächen für verschiedene
Endgeräte sowie die nutzerzentrische
Kontrolle von persönlichen Daten.
Smartphones – Markt
Die anhaltende Nachfrage nach bezahlbaren Smartphones in Wachstumsmärkten hat die weltweiten Verkäufe im
3. Quartal 2015 kräftig angekurbelt, so
das IT Research- und Beratungsunternehmen Gartner. Insgesamt wurden
weltweit 353 Millionen Smartphones an
Endkonsumenten verkauft. Das entspricht einem Wachstum von 15,5 Prozent im Vergleich zum 3. Quartal 2014.
Huawei verzeichnet den höchsten Anstieg der Verkaufszahlen für Mobiltelefone und Smartphones. Der Anbieter befinTabelle 5
Weltweiter Smartphone-Markt
3. Quartal 2015 – nach Stückzahlen
3. Quartal 2015
Stück Anteil
Hersteller (Mio.)
(%)
Samsung 83,587 23,7
Apple
46,062 13,1
Huawei
27,262
7,7
Lenovo
17,439
4,9
Xiaomi
17,197
4,9
Andere
161,296 45,7
Gesamt 352,844 100,0
Quelle: Gartner
3. Quartal 2014
Stück Anteil Änd.
(Mio.)
(%)
(%)
72,929 23,9
14,6
38,187
12,5
20,6
15,935
5,2
71,1
21,314
7,0
-18,2
15,773
5,2
9,0
141,247 46,3
14,2
305,384 100,0 15,5
In Westeuropa lagen die Verkäufe von
Der ehemalige Deutschland- und EuroTablets im dritten Quartal 2015 bei 8,7
pachef von NCR hat das BundesverMillionen Einheiten. Das entspricht nach
dienstkreuz erhalten. Damit werden sein
Angaben der IDC-Marktforschung einem
Engagement um den Wirtschaftsstandort
Rückgang von einem Prozent im VerDeutschland sowie insbesondere sein
gleich zum gleichen Vorjahreszeitraum
Beitrag zum Auf- und Ausbau der IT- und
(-> Tabelle 6). Die Zahlen weisen auf eine
Telekommunikationsbranche gewürdigt.
Sülzer ist einer der Gründerväter des BitStabilisierung hin. Seit dem dritten Quarkom, des Branchenverbands der deuttal 2014 hat sich die Anzahl der Anbieter
schen IT- und Telekommunikationsbranvon Tablets, bei denen die Tastatur abche, wo er bis heute als HauptvorTabelle 6
stand ehrenamtlich tätig ist.
Governikus – Netzsicherheit
Das Software-Unternehmen hat gemeinsam mit Bundesregierung und
Vertretern aus Verbänden, Wissenschaft und Wirtschaft eine Charta zur
Stärkung der vertrauenswürdigen
elektronischen Kommunikation unterzeichnet. Konkret legt die Digitale
Agenda zum Thema Sicherheit und
Schutz im Netz fest, sichere Infrastrukturen zur Verfügung zu stellen,
um die eigene Identität im Internet
besser zu schützen und sicher zu kommunizieren. Die Nutzung des neuen Personalausweises wird vereinfacht und seine Anwendungen erweitert. Die Charta
zur Ende-zu-Ende-Verschlüsselung soll
helfen, Rahmenbedingungen zu formulieren, die die bereits vorhandenen Aktivitäten bündeln und fokussieren.
Markt für Tablet-PCs – Westeuropa
3. Quartal 2015 – nach Stückzahlen
Q3-2015
Q3-2014
Stück Anteil Stück Anteil
Anbieter (Mio.)
(%) (Mio.) (%)
Samsung 2,094 23,6 2,105 24,0
Apple
2,247 25,3 1,961 22,3
Lenovo
0,498
5,6 0,620
7,1
ASUS
0,759
8,6 0,457
5,2
Huawei
0,186
2,1 0,295
3,4
Andere
3,090 34,8 3,347 38,1
Gesamt
8,874 100,0 8,785 100,0
Änd.
(%) 1
- 0,5
14,6
- 19,7
66,1
- 36,9
- 7,7
1,0
Quelle: IDC
nehmbar ist, verdoppelt. Aufgrund eines
großen Angebots an diesen „ Convertibles“ durchbrachen die Verkäufe im dritten Quartal 2015 die Schallmauer von einer Million und machten fast 14 Prozent
des westeuropäischen Gesamtmarktes
aus.
Telekom – Cyber Security Report 2015
IoT-Konsortium – Open Fog
Eine Koalition von Akteuren aus
dem Bereich Internet der Dinge
(IoT) hat das OpenFog Consortium
gegründet. Ziel des Zusammenschlusses ist es, die Bereitstellung
von Fog-Technologien durch die
Entwicklung einer offenen Architektur, Kerntechnologien – einschließlich der Möglichkeiten von
verteiltem Rechnen, Networking
und Speicherung – sowie durch die
Leitung, die zum Realisieren des
vollen Potenzials vom IoT benötigt
wird, zu beschleunigen. Die OpenFog-Architektur bringt mithilfe eines offenen standardisierten An14
Fast 90 Prozent der Entscheider aus
Politik und Wirtschaft sehen IT-Sicherheit
laut dem aktuellen Cyber Security Report
der Deutschen Telekom als die größte
Herausforderung für die flächendeckende Umsetzung von Industrie 4.0. Denn
die große Mehrheit der Führungskräfte
(84 Prozent) ist davon überzeugt, dass
mit der intelligenten Vernetzung von
Menschen, Maschinen und Produktionsprozessen das Risiko von Angriffen steigen wird. Weitere Herausforderungen
von Industrie 4.0 sind laut den Entscheidern die flächendeckende Versorgung
mit schnellem Internet sowie die Einigung auf weltweit einheitliche Standards.
Nr. 23/2015
•
36. Jahrgang
11.12.2015
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50. Woche
Nr. 23/2015
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36. Jahrgang
11.12.2015
Produkte und Services
Casio – Projektor
Mit der Core-Serie hat Casio den Projektor XJ-V1 für Geschäfts- und Bildungskunden auf den Markt gebracht.
Der Hersteller kombiniert LED-Module
mit Lasertechnik. Ein LED-Modul erzeugt
das rote Licht, ein Laser sorgt für Blau
und Grün. Das Ergebnis ist ein quecksilberfreier, lichtstarker Projektor mit bis zu
2.700 ANSI-Lumen. Das Abdunkeln von
Räumen ist für den Anwender nicht
mehr notwendig. Aufwärm- und Abkühlzeiten beim Ein- und Ausschalten entfallen ebenfalls bei diesem Modell. Laut
Anbieter erreicht das Gerät innerhalb
von fünf Sekunden volle Helligkeit, woraufhin die Präsentation starten kann.
Zudem verfügt der Projektor über einen
besonderen Staubschutz der Lichtquelle.
IBM – Großrechner
Das IT-Unternehmen hat eine Erweiterung seiner Großrechner-Strategie bekanntgegeben. Dabei geht es um einen
umfassenden Einsatz von Open Sourcebasierten Technologien und die Kooperation mit Open Source-Communities.
Ziel ist es, Linux-Großrechner-Kunden
mit hochsicheren Werkzeugen auszustatten. Die Mainframes können zunehmend zur Basis für unternehmensweite
Analytik und hybride Clouds werden. Die
beiden IBM LinuxONE-Systeme „ Emperor“ und „ Rockhopper“ bieten ein neues
Portfolio an Hardware, Software und Services für große und mittelständische Unternehmen.
Deutsche Telekom – Open Cloud
IMPRESSUM
Der Konzern hat mit dem TechnologieAnbieter Huawei eine Kooperation vereinbart, nach der die Telekom künftig
Rechenleistung aus der Public Cloud be-
reitstellt. Die „ Open Telekom Cloud“ soll
zur CeBIT 2016 an den Start gehen. Das
Telekommunikations-Unternehmen
steigt damit neu in ein Marktsegment
ein, das bislang vor allem von amerikanischen Wettbewerbern bedient wurde.
Huawei steuert Hardware- und Lösungskompetenz bei, T-Systems Rechenzentrum, Netz, den Betrieb und das CloudManagement. Rund 30 Unternehmen
unterschiedlicher Größe haben die neue
Plattform bereits getestet. Die Erfahrungen etwa mit der Benutzeroberfläche
oder der Geschwindigkeit der ServiceBereitstellung fließen in die weitere Entwicklung bis zum Marktstart ein.
Getac – 2-in-1-Tablet
Der taiwanesische Hersteller von Computertechnologie für den mobilen Einsatz stellt ein voll robustes funktionales
2-in-1-Tablet für den Außendienst vor,
einschließlich Anwendungsmöglichkeiten für den Einsatz bei Versorgern, in der
Lagerhaltung und im Bestandsmanagement sowie Inventarisierung. Das Gerät
verfügt über einen Intel Core M-Prozessor und ist 18,8 Millimeter dick und lediglich 1.200 Gramm schwer. Die LumiBond 2.0-Technologie soll die Unempfindlichkeit des Displays gegenüber
Feuchtigkeit sowie seine Eignung für die
Nutzung mit Stift, Digitalizer und sogar
Handschuhen steigern.
Samsung – e-Boards
Für einen flexiblen und multifunktionalen Einsatz bieten die neuen Smart
Signage e-Boards der Serie DME-BR von
Samsung mit der vorinstallierten MagicIWB-Software eine anwenderfreundliche
All-in-one-Lösung auch ohne zusätzlich
angeschlossenen PC. Aufgrund der bereits im Display integrierten Touch-Funk-
•
50. Woche
tion können die e-Boards nun einfacher
und schneller aufgebaut und in Betrieb
genommen werden. Die Lösung eignet
sich laut Hersteller besonders für Meetings in Unternehmen und Unterrichtseinheiten in Bildungseinrichtungen.
Canon – A2-Fotodrucker
Canon hat den imagePrograf Pro-1000
vorgestellt, einen professionellen A2-Fotodrucker, der speziell für Kunsthochschulen, Grafiker, Designer und professionelle Fotografen konzipiert wurde.
Der neu entwickelte Druckkopf, die leistungsstarke Datenverarbeitung und die
zwölf neuen Lucia Pro Pigment-Tinten
sorgen laut Hersteller für eine herausragende Qualität mit langer Haltbarkeit
und A2-Ausdrucke in nur etwa sechs
Minuten. Randlose Fotodrucke bis 17
Zoll Breite auch auf Fine Art-Papieren
sollen aufgrund einer neuen Papierführung möglich sein.
Develop – A3-Farb-MFPs
Develop stellt mit den Modellen Ineo+
308 und 368 zwei neue Farb-Multifunktionssysteme vor. Beide Geräte sind mit
kontaktloser Near Field Communication
(NFC), Authentifikation, Touch-to-Printund Touch-to-Scan-Technologie, Google
Cloud Print (optional) und WiFi-Konnektivität (optional) sowie der Mobile- und
Cloud-Konnektivität
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INFO-MARKT ist eine wirtschaftlich unabhängige Publikation, die aktuell über die Büro- und Informationstechnik berichtet Sie ist urheberrechtlich geschützt Nachdruck, Vervielfältigung und E-Mail-Versendung sind gemäß unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen vom 15. Juli 2015 nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet Gerichtsstand ist Düsseldorf Alle Nachrichten erfolgen nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr
Herausgeber: Diplom-Volkswirt Hans-Joachim Schneider Chefredakteur: Dipl.-Phys. Dipl.-Journalist Frank Grünberg Redaktion: Christoph Henn, Irina
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