Gegen den Direktvertrieb
Transcription
Gegen den Direktvertrieb
Die aktuelle Information über die Büro-, Informations- und Kommunikationstechnik Nr. 23/ 2015 • 36. Jahrgang 11.12.2015 • 50. Woche • F 20080 PRINT MEDIA NETWORK / STRATEGIE Gegen den Direktvertrieb Zehn Jahre nach Gründung der Print Media Network AG plant Vorstandschef Alexander Lolis den nächsten Schritt: die Beteiligung an bis zu 50 kleineren Bürotechnik-Fachhändlern in den nächsten drei Jahren. Um die dafür notwendige Beinfreiheit zu gewinnen, hat er vom Hersteller Sharp alle Anteile am Bürotechnik-Spezialisten Igeko zurückgekauft. 2005 übernahm der MFP-Hersteller Sharp 30 Prozent der Anteile am Bürotechnik-Fachhändler Igeko Kopier-, Druck- und Faxsysteme GmbH in Nürnberg, dem größten Vertriebspartner der Japaner in Deutschland überhaupt. Zehn Jahre später hat der geschäftsführende Gesellschafter Alexander Lolis diese Anteile zurückgekauft. „ Für unsere Pläne brauchen wir mehr finanzielle Bewegungsfreiheit“, erklärt er diesen Schritt. „ Unsere Vorhaben und Pläne gehen über das klassische Output-Geschäft an Endkunden mittlerweile weit hinaus, sodass eine Trennung unumgänglich wurde.“ Und: „ Obwohl wir in den letzten drei Jahren sehr stark gewachsen sind, hat sich Sharp zunehmend auf die Rolle eines Lieferanten reduzieren müssen.“ „ Sharp hat sich zunehmend auf die Rolle eines Lieferanten reduziert.“ Lolis hat Großes vor. Er will ein schlagkräftiges Netzwerk aus kleinen Bürotechnik-Fachhändlern aufbauen, das den Direktvertrieben der MFP-Hersteller im Deutschland Paroli bieten kann. Dazu will er sich mit der Gesellschaft Print Media Network AG in den nächsten drei Jahren mit bis zu 30 Prozent an diesen Fachhändlern beteiligen. Warum? Früher habe es zahlreiche, bundesweit aktive und von den Herstellern weitgehend unabhängige Fachhändler gegeben, sagt Lolis und nennt Firmen wie NRG, Lanier, Sanyo oder Agfa, die es heute nicht mehr gibt, weil sie von Herstellern übernommen wurden. „ Die Hersteller haben ihren Direktvertrieb teilweise auf Kosten der Partner aufgebaut“, meint er. Heute aber ließen sie vor allem die kleineren Fachhändler allein. „ Diese aber werden große Schwierigkeiten bekommen, wenn sich nichts ändert. Deshalb wollen wir uns in diesem Umfeld engagieren.“ Igeko-Umsatzplus: Von zwölf auf 30 Millionen Euro in drei Jahren Der 43-Jährige hat das Kopierer-Geschäft von der Pike auf gelernt. Von 1990 bis 1994 erlernte er das Kopierer-Geschäft im lokalen Handel, die nächsten vier Jahre arbeitete er im Direktvertrieb von Konica Minolta, zuletzt als Niederlassungsleiter. Dann machte er sich selbständig und gründete die „ Interessengemeinschaft Kopie“, kurz Igeko, mit dem Ziel, den Markt mit Innovationen in den Bereichen Software, Kostenmanagement, Finanzierungsmodelle und Prozessabläufe aufzurollen. Mit dem Erzielten sei er zufrieden, sagt Lolis. Seinen Angaben zufolge stiegen die Umsätze der Igeko in den letzten drei Jahren von zwölf auf 30 Millionen Euro. Rund um die Igeko baute Lolis – teilweise mit seinem langjährigen Weggefährten Armin Alt – außerdem eine Vielzahl neuer Unternehmen auf: ➤ Die Igeko Deutschland GmbH konzentriert sich bundesweit auf das Projektgeschäft. ➤ Die Perform IT GmbH entwickelt Software für das Flottenmanagement, die Analyse und die Prozessberatung. Künftig will das Unternehmen zudem ein Alexander Lolis, Gesellschafter der Print Media Network AG: „ Die Hersteller haben ihren Direktvertrieb teilweise auf Kosten der Partner aufgebaut. Deshalb wollen wir uns hier engagieren.“ ERP-System speziell für BürotechnikFachhändler anbieten. ➤ Die Print Media Network (PMN) AG unterstützt angeschlossene Fachhändler Inhalt Seite Print Media Network / Strategie Gegen den Direktvertrieb 1 DLL Group / IT-Leasing Comeback unter neuer Flagge 2 E-Health-Gesetz / Strategie Anreize für Ärzte 3 Digital. im Krankenhaus / Best Practice „ Ein Schritt in die richtige Richtung“ 4 Stratasys / Strategie Von A wie Auto bis Z wie Zahn 6 Kyocera / Ceyoniq-Übernahme Zukauf mit Zukunft 7 MFP-Hersteller / CO2-Programme Kaum kompensiert 8 Toshiba / Strategie Ausverkauf 9 Paketdienste / Service-Qualität Durchwachsene Leistung 9 Namen und Nachrichten 10 Produkte und Services 16 Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang vor allem durch günstige Einkaufskonditionen bei kooperierenden Herstellern (Sharp, Samsung und Lexmark). Aktuell zählt das Unternehmen 80 feste Partner, die sich vornehmlich aus dem früheren Panasonic-Kopierer-Channel rekrutieren. Auch die PMN-Vertriebsleiter Hans-Jürgen Penshorn und Michael Unger waren dort einst tätig. Die Fachhändler unterschreiben bei PMN weder einen Vertrag noch zahlen sie eine monatliche Grundgebühr. ➤ Die Rent4 Office GmbH, der jüngste Unternehmensspross, bietet laufzeitunabhängige Mietmodelle für Bürogeräte, Kaffeemaschinen und Automobile. Insgesamt beschäftigen die vier Unternehmen rund 60 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 40 Millionen Euro. Partner stellen weitere 25 Mitarbeiter, die fest in die Abläufe, etwa in der Logistik, eingebunden sind. Obwohl Lolis an allen Unternehmen beteiligt ist, agieren diese bislang als unabhängige Gesellschaften im Markt. Künftig aber sollen sie enger zusammenrücken. Mittelfristig ist eine Holding geplant, die Services für alle Gesellschaften bietet. Print Media Network AG: Die Triebfeder für die Gruppenstrategie Im Zentrum der aktuellen Ausbaupläne steht die PMN AG. Sie ist laut Lolis die Triebfeder für die neue Strategie, die auf vier Säulen baut und helfen soll, die Zahl der Partner auf rund 150 zu erhöhen. 1. Der Einkauf und die Distribution von Hardwareund Software-Produkten bleibt wichtiges Standbein des Unternehmens, das entsprechende Verträge mit Sharp, Samsung und Lexmark geschlossen hat. Dieses Trio wird nun durch HP ergänzt. Eine Zusammenarbeit mit der neuen HP Deutschland GmbH wurde kürzlich vereinbart. 2. Neue Dienstleistungen ergänzen künftig das Angebot, etwa in den Bereichen Logistik, Kredit- und Wachstumsfinanzierung. Dafür wurde die PMN Finance GmbH gegründet. Eigene Leasing-Angebote will das Unternehmen 2016 auf den Markt bringen. 3. Neuerdings können sich Partner zu „ Commitment-Partnern“ entwickeln. In diesem Status vereinbaren sie mit PMN konkrete Ziele und werden dafür individuell mit Maßnahmen aus dem PMN-Portfolio unterstützt. Die Stichworte lauten: Personalsuche, Coaching, Hotline oder Ausbildung. 11.12.2015 4. An bis zu 50 Partnern will sich PMN „ je nach Kraft und Größe“ in den nächsten drei Jahren sogar direkt mit bis zu 30 Prozent beteiligen. Bei zwei Fachhändlern wurde dieser Plan bereits in die Tat umgesetzt: bei der Alphatec in Gladenbach und an QBO in Saarbrücken. „ Insgesamt rechne ich mit einem zusätzlichen Umsatzvolumen von rund 20 Millionen Euro“, sagt Lolis. Ziel: Baukasten für den Aufbau eines digitalen Dokumentenmanagements Die Ziele, die Lolis mit der Beteiligungsstrategie verfolgt, sind vielfältig. Zum einen will er die Weiterentwicklung mit den positiven Erfahrungen unterstützen, die er mit der Igeko gemacht hat. Im Zentrum steht dabei der Aufbau eines Baukastens für das digitale Dokumentenmanagement, angefangen beim Verkauf von Scannern bis hin zur Implementierung • 50. Woche von Enterprise Content Management-Systemen. Den Aufbau eines IT-InfrastrukturGeschäftes hält Lolis ebenfalls für zukunftsträchtig. Allerdings nur dort, wo die personellen und fachlichen Kapazitäten bereits vorhanden sind. Zum anderen will er die Suche nach geeigneten Nachfolgern durch das Netzwerk erleichtern. „ Wir bieten den Fachhändlern eine Plattform, um sich gegenseitig kennenzulernen“, sagt Lolis. Eine Beteiligung beinhalte daher immer auch das Recht für den Fachhändler, die Anteile von PMN zurückzukaufen. Es gibt einen zweiten Grund, warum die Beteiligungsstrategie keine Einbahnstraße ist. Um das Vertrauen und die Verbundenheit zu stärken, sollen sich die Fachhändler auch Anteile an der PMN AG kaufen können. Welche Quote die PMNGesellschafter dafür maximal abgeben würden, will INFO-MARKT wissen. Lolis´ Antwort überrascht nicht: „ 30 Prozent.“ ■ DLL GROUP / IT-LEASING Comeback unter neuer Flagge Nächster Versuch. Vor einigen Jahren hatte sich De Lage Landen im Bereich Bürotechnik- und IT-Leasing überraschend aus dem Partnervertrieb in Deutschland zurückgezogen. Nun greifen die Niederländer als DLL Group wieder an. Die Ziele sind anspruchsvoll. Die Büroräume in Düsseldorf-Oberkassel bezog die DLL im September 2014. In dem brandneuen Gebäude finden nun alle 350 Mitarbeiter Platz, zuvor hatten sie sich über zwei Standorte in Düsseldorf und Meerbusch verteilt. Gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, schallarme Großraumbüros, ein Sportstudio für die Mitarbeiter und noch viel Platz in den oberen Etagen: Die Zeichen stehen auf Nachhaltigkeit – und auf Wachstum. Adam Tschinski trägt diese Botschaft an vorderster Front zu Markte. Der 38jährige Jurist ist seit zehn Jahren im Unternehmen und leitet innerhalb der Sparte Office Technology (OT) – dazu zählen Büromaschinen, Büroeinrichtungen und Informationstechnologie – den Partnervertrieb in Deutschland. „ Bis Ende 2017 wollen wir das jährliche Neugeschäftsvolumen auf 80 Millionen Euro steigern“, 2 sagt er. Das wäre ein Viertel dessen, was die Sparte aktuell im direkten Geschäft einfährt. Die DLL Group wurde 1969 als Leasing-Tochter der niederländischen Rabobank gegründet. Viele Jahre firmierte die Gruppe als De Lage Landen. 2014 aber wurde sie in DLL umbenannt. Der neue Name klingt steril, er soll aber die Vermarktung außerhalb der Niederlande erleichtern. Eigenen Angaben zufolge ist Adam Tschinski, Verkaufsleiter Partnerbetreuung Deutschland bei DLL: „ Bis Ende 2017 wollen wir das jährliche Neugeschäftsvolumen auf 80 Millionen Euro steigern.“ das Unternehmen mit rund 5.500 Mitarbeitern in 36 Ländern tätig. Auf Konzernebene steuerte die OTSparte im Geschäftsjahr 2014 weltweit rund 16 Prozent des Neugeschäftsvolumens von 34,5 Milliarden Euro bei. Damit war sie die zweitgrößte, hinter der Land- Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang wirtschaftssparte und gleichauf mit der Bausparte. Im Direktgeschäft arbeitet sie mit Großkunden wie EMC, Cisco, Konica Minolta und Ricoh zusammen. Frische Impulse erscheinen dringend notwendig, sind der operative Gewinn und die die operative Marge im Geschäftsjahr 2014 doch erstmals seit vielen Jahren wieder gesunken (-> Tabelle 1). Das Unternehmen bläst unter der Flagge DLL mit dem Schlachtruf „ See what counts“ zum Angriff. Der eigene Anspruch lautet: Sieh hin, was wirklich zählt. Für das Partnergeschäft der OT-Sparte in Deutschland erleichtert die begriffliche und optische Runderneuerung vielleicht sogar den Neuanfang. Schließlich hatte sich De Lage Landen 2008 überraschend – und zum Ärger vieler Fachhändler – überraschend aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen. „ Das war damals kein tauglicher Versuch“, räumt Tschinski heute ein. „ Das Unternehmen glaubte damals, mit zwei Vertriebsmitarbeitern im Außendienst und einem im Innendienst den deutschen Markt aufrollen zu können.“ Zudem sei das Ganze damals von England aus gesteuert worden, auf die Befindlichkeiten deutscher Fachhändler wurde daher wenig Rücksicht genommen. 11.12.2015 • 50. Woche „ Wir haben auch kein Call-Center daEgal ob als De Lage Landen oder DLL zwischengeschaltet.“ Erste Erfolge dieser Group: Das Unternehmen ist im hiesigen Strategie würden bereits sichtbar. „ Es Fachhandel nahezu unbekannt. Das Gleigibt inzwischen wieder 250 Fachhändler, che gilt für die Person Adam Tschinski. die aktiv mit uns Geschäft machen.“ Der Markt für IT- und Bürotechnik-LeaEs gibt weitere Indizien dafür, dass die sing ist verteilt. Die attraktiven, weil inStrategie von Dauer sein könnte. Bill Stenovativen und wirtschaftsstarken Partner phenson, CEO der DLL Group, war vor haben sich in der Regel längst fest an eiseinem Amtsantritt viele Jahre lang Chef der OT-Sparte gewesen. Er kennt Tabelle 1 das Geschäft daher aus eigener ErDe Lage Landen / DLL Group fahrung. Kennzahlen „ Bei uns hat jeder Kunde einen persönlichen Ansprechpartner“ Geschäftsjahr 2011 2012 2013 2014 Erlöse (Mio. €) 1.319 1.457 1.570 1.578 oper. Gewinn (Mio. €) 401 505 627 604 oper. Marge (%) 30,4 34,7 39,9 38,3 Zudem wird die neue Strategie Quelle: Rabobank nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern Europas ne Leasingfirma gebunden. Die DLL (u. a. Großbritannien, Frankreich, Spanien, Group fährt damit das Risiko, vor allem Italien und den Niederlanden) umgesetzt. die Partner an den Haken zu bekommen, „ Dabei haben die nationalen Teams keine deren Bonität nicht die beste ist und die einheitliche Vorgabe, sondern handeln woanders längst auf der schwarzen Liste danach, was bei ihnen möglich ist“, erstehen. klärt Tschinski. Schließlich seien die VoTschinski und sein Team werden daher raussetzungen sehr unterschiedlich. So dicke Bretter bohren und viel in Öffentsteuere das Partnergeschäft in Skandinalichkeitsarbeit investieren müssen, um vien fast 100 Prozent zum Neugeschäftsnachhaltige Erfolge einzufahren. In jedem volumen bei, während es sich in anderen Fall will das Unternehmen auf der Drupa Ländern erst im Aufbau befinde. (31. Mai bis 10. Juni 2016) in Düsseldorf Gleichwohl sind die Herausforderunmit einem eigenen Stand vertreten sein. ■ gen gerade in Deutschland riesig. DLL Group: Die Runderneuerung erleichtert den Neuanfang E-HEALTH-GESETZ / STRATEGIE Das soll sich ändern. Tschinski hat eigenen Angaben zufolge nicht nur Umfragen und Marktanalysen durchführen lassen, um zu wissen, welche Strategie erfolgversprechend sein könnte. Er hat seit Jahresbeginn viele seine neuen Mitarbeiter auch direkt bei der Konkurrenz abgeworben. Deren Erfahrung ist ein Pfund, mit dem Tschinski wuchern will. Bis Jahresende soll sein Vertriebsteam auf neun Außendienstler und sechs Innendienstler wachsen. Im OT-Segment ist die DLL Group sowohl im Small Ticket-Geschäft ab 500 Euro als auch im Projektgeschäft tätig. Partnern ermöglicht das Unternehmen eine automatisierte Kreditzusage bis zu 50.000 Euro innerhalb weniger Sekunden. „ Bei guten Kunden heben wir diese Grenze auf bis zu 125.000 Euro an.“ Ein Alleinstellungsmerkmal behauptet er aber vor allem in der Partnerbetreuung. „ Bei uns hat jeder Kunde einen persönlichen Ansprechpartner“, sagt er. Anreize für Ärzte Nach langer Diskussion hat der Deutsche Bundestag das E-Health-Gesetz endlich durchgewunken. Es soll die Akteure im Gesundheitswesen elektronisch vernetzen. Viele Papierdokumente werden dadurch verzichtbar. Am 3. Dezember 2013 hat der Deutsche Bundestag das „ Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen“, kurz „ EHealth-Gesetz“ verabschiedet. Die wesentliche Hürde ist damit genommen. Die Zustimmung durch den Bundesrat gilt als sicher. Dem Bundestagsbeschluss gingen schier endlose Diskussionen voraus. Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte wurde vor zehn Jahren gestartet und kostete bislang rund eine Milliarde Euro. 3 Das Gesetz zielt darauf ab, das Gesundheitswesen durchgängig zu digitalisieren. Zwei Elemente sind dabei von besonderer Bedeutung: die zügige Einführung nutzbringender Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte sowie die Etablierung der Telematik-Infrastruktur mit ihren Sicherheitsmerkmalen als die zentrale Infrastruktur für eine sichere Kommunikation im Gesundheitswesen. Gesundheitskarte und Telematik: Die Säulen für E-Health-Innovationen Das Gesetz soll helfen, alle Akteure im Gesundheitswesen besser miteinander zu vernetzen und Patientendaten schneller abrufen zu können. Damit sollen in Notfällen sichere und effektive Therapien möglich werden. Der Gesetzentwurf enthält Vorgaben, Fristen, Anreize für Ärzte Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang und Sanktionen, um das Projekt möglichst zügig umzusetzen. Die elektronische Prüfung und Aktualisierung von Versichertenstammdaten soll nach einer Erprobungsphase ab dem 1. Juli 2016 innerhalb von zwei Jahren flächendeckend eingeführt werden. Damit soll die Voraussetzung für die elektronische Patientenakte geschaffen werden. Ab 2018 sollen die Notfalldaten eines Patienten, beispielsweise zu Allergien oder Vorerkrankungen, auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden können, falls der Patient das wünscht. 11.12.2015 Zudem sollen Ärzte künftig Medikationspläne für ihre Patienten erstellen. Versicherte, denen mindestens drei Medikamente gleichzeitig verordnet werden, sollen künftig einen Anspruch darauf haben. Mittelfristig soll der Medikationsplan über die elektronische Gesundheitskarte abrufbar sein. Ebenfalls digitalisiert werden soll die Kommunikation zwischen Ärzten sowie zwischen Medizinern und Krankenhäusern. Entlassungspapiere und Überweisungen waren bislang zwingend an die Papierform gebunden. ■ DIGITALISIERUNG IM KRANKENHAUS / BEST PRACTICE „ Ein Schritt in die richtige Richtung“ Ohne Papier geht es auch hier noch nicht. Aber kein anderes Krankenhaus in Deutschland treibt die Digitalisierung so konsequent voran wie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Das Ergebnis: Das UKE schreibt wieder schwarze Zahlen und hat die Qualität der Patientenversorgung erheblich verbessert. INFO-MARKT sprach mit CIO Henning Schneider über die damit verbundenen Herausforderungen, Lösungsansätze und die Chancen, die das neue E-Health-Gesetz mit sich bringt. INFO-MARKT: Herr Schneider, gibt es im UKE noch Drucker? Schneider: Ja, denn alles, was wir dem Patienten zur Weiterbehandlung mit nach draußen geben, geht nur auf Papier. Der digitale Prozess endet nach wie vor knallhart an den Mauern des Krankenhauses. INFO-MARKT: Und intern? Schneider: Da tragen die Ärzte durchaus noch Zettel in der Kitteltasche, um sich Notizen zu machen. Aber es gilt die Stichwort: UKE Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) umfasst mehr als 80 Kliniken, Polikliniken und Institute. Es verfügt über rund 1.630 Betten, nimmt jährlich rund 92.000 Patienten stationär und 291.000 ambulant auf. Von den mehr als 9.600 Beschäftigten sind 2.400 Ärzte und Naturwissenschaftler. 3.100 Menschen arbeiten im Pflegedienst und als Therapeuten. Regel: Alle Patientendaten, die auf Papier vorliegen, müssen in kürzester Zeit eingescannt und ins elektronische System gespeist werden. Digitales Krankenhaus heißt bei uns, dass es nur noch eine einzige, digitale Datenquelle für die Patientenbehandlung und parallel dazu keine Papierakte mehr gibt. INFO-MARKT: Wie viel Papier sparen sie dadurch? Schneider: Das lässt sich hochrechnen. Im UKE gibt es die elektronische Patientenakte seit vier Jahren. Eine durchschnittliche Patientenakte hatte rund 30 DIN-A4-Seiten, und wir haben rund 400.000 Patienten pro Jahr. Macht zusammen rund 48 Millionen Seiten. • 50. Woche direkt an den Druckkosten zu beteiligen. INFO-MARKT: Verstärken die Tablet-PCs diesen Trend? Schneider: Der Hype ist groß und wir testen sie. Aber im klinischen Alltag stellen wir fest, dass die Ärzte und Pflegekräfte ihre Hände brauchen und oft nicht wissen, wohin mit dem Tablet-PC. Wir haben daher Visitenwagen eingeführt, das sind heute die meistgenutzten Geräte im ganzen Krankenhaus. Davon stehen drei Stück auf jedem Gang, sie haben eine Batterieleistung für zwölf Stunden, einen 21-Zoll-Monitor und eine vollständige Tastatur und sie erlauben, jederzeit einen Blick in die elektronische Patientenakte zu werfen. Sie werden von den Anwendern extrem gut angenommen. UKE-CIO Henning Schneider: „ Durch die Einführung der elektronischen Patientenakte vor vier Jahren haben wir rund 48 Millionen gedruckte Seiten eingespart.“ INFO-MARKT: Abgesehen von der Effizienz, was hat sich durch die Einführung der elektronischen Patientenakte am UKE noch verbessert? Schneider: Vor allem die Qualität der Patientenversorgung: Erstens können heute mehrere Ärzte gleichzeitig auf die AkINFO-MARKT: Haben „ Alle Patientendaten, die te eines Patienten zusich die Drucker-Herauf Papier vorliegen, greifen, also nicht nur steller schon bei Ihnen müssen in kürzester Zeit der Stationsarzt, sonwegen sinkender Umeingescannt werden.“ dern auch der Radiolosätze beschwert? ge, der Chirurg und der Orthopäde. Auf Schneider: Nein. Wir behandeln heute diese Weise können sie gemeinsam ja viel mehr Patienten als früher. Das überlegen, wie die optimale Therapie Druckvolumen ist daher nur leicht geaussehen kann. Zweitens wurde die Mesunken, die Effizienz aber deutlich gedikation weitgehend automatisiert. Wir stiegen. haben hier einen komplett geschlossenen Prozess eingerichtet, bei dem die INFO-MARKT: Haben Sie das DruckmaÄrzte den Medikamentenplan an den nagement gleich mitoptimiert? Apotheker schicken, der ihn validiert. AbSchneider: Ja, wir haben die Anzahl schließend packt ein Roboter die Medider Drucker durch wenige zentrale Geräkamente in kleine Plastiktüten und bete verringert und gleichzeitig viel invesschriftet diese mit dem Namen des Patiert, um die Mitarbeiter dazu zu bringen, tienten, des Medikaments und mit der weniger zu drucken und mehr digital zu Uhrzeit. Das hat die Fehlerquote enorm arbeiten. Heute nutzen wir ein „ Pay per verringert. Use“-Modell, um die einzelnen Bereiche 4 Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang 11.12.2015 • 50. Woche haben viel zur Entwicklung im System im HIMMS-Ranking wesentlich besser beigetragen. Was man aber auch sagen da. Fehlen in Deutschland die Anreize muss: die Hersteller verstehen die Profür Krankenhäuser, ihre Prozesse stärker zesse im Krankenhaus nicht im Detail, als bisher zu digitalisieren? die Adaptierung der Prozesse an die IT Schneider: Ja. Beispielsweise ist die bleibt daher Aufgabe des KrankenhauKrankenhausfinanzierung in einigen ses. Ich glaube, dass es perspektivisch Regionen Spaniens so geregelt, dass jeein großer Fehler der der Einwohner fest eiIndustrie ist, wenn sie nem Krankenhaus zu„ Die Industrie macht einen geordnet ist, das er als großen Fehler, wenn sie sich sich zu sehr auf den aktuell lukrativen, ersten Kontakt zu zu sehr auf den amerikaniamerikanischen Markt wählen hat. Die Kranschen Markt konzentriert.“ konzentriert und verkenhäuser wissen daINFO-MARKT: Das UKE ist nach ITsucht, mit einer „ Ein-Produkt-Strategie“ her sehr genau, wie groß ihr EinzugsgeGrundschutz zertifiziert und wird von der den restlichen, internationalen Gesundbiet ist. Und sie werden nach der EinHealthcare Information and Manageheitsmarkt zu bedienen. wohnerzahl in diesem Einzugsgebiet ment Systems Society (HIMSS) als einzibezahlt. Sie haben daher ein großes Inges Krankenhaus in Deutschland in der teresse daran, sowohl die Versorgung im Stufe 7, der höchsten DigitalisierungsstuINFO-MARKT: Sie gehen am UKE mit Krankenhaus als auch die Nachsorge fe, geführt. Warum schaffen das andere sehr sensiblen Patientendaten um. Wie effizient zu managen. Das ist in Krankenhäuser in Deutschland nicht? gewährleisten Sie den gesetzlichen DaDeutschland ganz anders. Hier verdient Schneider: Die Aufnahme, Verlegung tenschutz? das Krankenhaus dann am meisten, und Abrechnung von Patienten ist heute Schneider: Der Datenschutz ist für wenn es viele Patienin den meisten Kranuns eines der wichtigsten Themen. Weil ten mit möglichst kenhäusern elektrowir die ersten waren, die konsequent di„ An den Sitzungen jeden nisch geregelt. Sobald Morgen um sechs Uhr nah- komplizierten Fällen gitalisierten, standen wir unter strenger versorgt. In einer soles aber um die kliniBeobachtung der Hamburger Datenmen neben dem Vorstand chen Situation viel schen Prozesse, zum schutzbehörden. Wir haben daher sehr die IT und die Ärzte teil.“ Geld für die DigitaliBeispiel Medikation eng und sehr gut mit der Behörde zusierung in die Hand zu nehmen, um in oder klinische Dokumentation zwischen sammengearbeitet, sie sehr früh ins drei oder vier Jahren effizienter arbeiten Ambulanz und Station geht, scheitert die Projekt hineingenommen und sehr viel zu können, erfordert viel Konsequenz Einführung oft. diskutiert, wie wir den Ansprüchen geund Mut, die viele Krankenhäuser heurecht werden können. Ein starkes Argute nicht aufbringen. ment war: Bei einer elektronischen AkINFO-MARKT: Warum? te lässt sich immer genau sagen, wer Schneider: Weil man, das ist mein perwann auf welche Daten zugegriffen hat. sönlicher Eindruck, die elektronische DoINFO-MARKT: Wird das neue E-HealthDas wäre bei einer Papierakte nie mögkumentation dort nicht konsequent einGesetz an dieser Situation etwas ändern? führt, sondern die Dokumentation auf Schneider: Das Gesetz ist aus meiner Papier parallel beibehält. Diese DoppelSicht ein Schritt in die richtige Richtung. Stichwort: HIMSS dokumentation führt dazu, dass Ärzte Beispielsweise weil es Anreize für KranDie Healthcare Information and Manageund Pflegekräfte die IT als Mehraufwand kenhäuser setzt, auch nach außen elekment Systems Society (HIMSS) setzt sich daerleben und sie unter Umständen sogar tronisch zu kommunizieren. Gleichzeitig für ein, die Patientenversorgung durch den für totalen Unsinn halten. motiviert es auch die anderen Partner vermehrten Einsatz von Informationstechwie niedergelassene Ärzte, ebenfalls an nologie zu verbessern. Den Digitalisiediesem Modell teilzunehmen. Mit dem INFO-MARKT: Was haben Sie am UKE rungsgrad einzelner Krankenhäuser klassiVerweis auf die Telematik-Infrastruktur besser gemacht? fiziert sie nach einem siebenstufigen Bewird dazu parallel ein Standard gesetzt, Schneider: Unser Vorstand hat von Anwertungsmodell. der den technischen Rahmen einheitlich fang an die volle Verantwortung überfestlegt. Allerdings ist es dann jetzt auch nommen. Es wurde beispielsweise in der lich gewesen. Darüber hinaus haben notwendig, dass diese lange angekünEinführungsphase eine Task-Force gebilwir über 1.000 Berechtigungsregeln, um digte Infrastruktur wirklich national umdet, die sich jeden Morgen um sechs Uhr die Zugriffsmöglichkeiten je nach der gesetzt wird. für eine Stunde traf. An den Sitzungen Rolle eines Mitarbeiters zu begrenzen. nahmen neben dem Vorstand auch die IT Heute bin ich mir daher sicher, dass unund die Ärzte teil. Sie trafen EntscheiINFO-MARKT: Inwiefern haben Ihnen ser System in Bezug auf die Zugriffsredungen und setzten sie in ihren Zuständie Lieferanten der Digitalisierung, die ITgelungen seinesgleichen in Europa digkeitsbereichen um. Dabei galt die klaHersteller, bei der Digitalisierung geholsucht. re Ansage: Wer diesen Weg nicht mitgefen? hen will, möge das UKE bitte verlassen. Schneider: Der Hersteller des KIS-Systems, das war damals Siemens, war naINFO-MARKT: Herr Schneider, vielen türlich mit an Bord. Dessen Mitarbeiter Dank für das Gespräch. INFO-MARKT: Andere Länder stehen INFO-MARKT: Hat sich die Wirtschaftlichkeit im UKE verbessert? Schneider: Ja. 2004 schrieb das Klinikum einen Verlust von über 30 Millionen Euro. Damals begannen wir, krankenhausweit die Organisation zu vereinheitlichen, die Prozesse zu standardisieren und zu zentralisieren. Anschließend koppelten wir diese Standards an die Informationstechnologie und schrieben 2010 erstmals wieder schwarze Zahlen. 5 Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang 11.12.2015 STRATASYS / STRATEGIE Von A wie Auto bis Z wie Zahn Umsatzrückgang, rote Zahlen, Vermögensverluste: Stratasys-CEO David Reis wird wohl drei Kreuze schlagen, wenn das Jahr 2015 endlich vorüber ist. Gleichzeitig investiert er stark für bessere Zeiten, vor allem in Deutschland. In diesem Jahr hielt sich StratasysCEO David Reis auffällig zurück. In den Vorjahren hatte er die Pressekonferenzen auf der 3D-Druck-Messe Formnext, die bis 2014 noch EuroMold hieß, stets dazu genutzt, ein Feuerwerk der Ideen, Konzepte und Verheißungen abzuschießen. In diesem Jahr aber trat er leise auf und überließ die Bühne schon nach relativ kurzer Zeit drei Kunden seines Unternehmens. Die Botschaft war klar: Weniger reden, sondern den Nutzen des Stratasys-CEO David Reis: „ Wir bleiben zuversichtlich, dass unsere Industrie auf lange Sicht eine Wachstumsperspektive hat.“ 3D-Drucks für Anwender zeigen. Die Probleme des vergangenen Jahres gab Reis unumwunden zu. Aber: „ Wir bleiben zuversichtlich, dass unsere Industrie auf lange Sicht eine Wachstumsperspektive hat.“ Vor einem Jahr schwelgte die Branche noch in Euphorie. Lebensmittel, Autoreifen, ganze Häuser. Damals gab es keinen Gegenstand mehr, den man nicht auch drucken konnte. Die Möglichkeiten der additiven Fertigung für Privathaushalte schien grenzenlos – und die MarktEMEA-Chef Andy Middleton: „ Durch die Integration von RTC wird das DACHTeam deutlich mehr leisten können, besonders im Hinblick auf die Großkundenbetreuung.“ forscher prognostizierten das Blaue vom Himmel. Andy Middleton, Europa-Chef von Stratasys, sagte seinem Unternehmen auf dem Kontinent ein Umsatzwachstum von 30 Prozent voraus. Dieses Ziel wurde weit verfehlt. Nach INFOMARKT-Informationen wurde davon höchstens ein Drittel realisiert. Stratasys ist wie kein anderes Unternehmen von der Krise betroffen. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres verzeichnete es nicht nur enorme Umsatz- und Vermögensverluste, sondern schrieb auch tiefrote Zahlen. Schon heute steht fest: Das laufende Geschäftsjahr geht dem Pionier des 3DDrucks empfindlich an die Substanz. Die Branche ist auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Wer im 3D-Druck wachsen will, dem muss das vor allem im Business-Bereich gelingen. Diese Strategie aber kostet viel Geld und viele gute Ideen. Im Prototypenbau deckt der 3DDruck 23 Prozent des Umsatzes ab In Frankfurt skizzierte Reis daher die B2B-Strategie von Stratasys: Großes Potenzial sieht er vor allem im Prototypenbau. Hier deckt der 3D-Druck erst 23 Prozent des möglichen Umsatzes ab. Zudem soll sich Stratasys künftig auf fünf Märkte konzentrieren: Luft- und Raumfahrt, Automotive, Zahntechnik, Medizintechnik und die Schmuckherstellung (-> Tabelle 2). Hier soll das Unternehmen Ende-zu-Ende-Lösungen – von der Beratung und der Software-Entwicklung über den Prototypenbau und die Produktion bis hin zur Ausbildung bieten. Die branchenspezifische Anwendung soll sich künftig schon im Produktdesgin spiegeln. Etwa in 3D-Druckern für Schulen, die besonders wenig Material benötigen und damit kostengünstig zu betreiben sind. Dafür hat das Unternehmen zuletzt viel vor allem in Deutschland investiert. Im April wurde in Rheinmünster, direkt am Flughafen Baden-Baden, das neue Hauptquartier für die Vertriebsregion Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) eröffnet. Der Standort im Südwesten Deutschlands ist bewusst ge6 • 50. Woche wählt. Großkunden aus dem produzierenden Gewerbe – etwa Daimler und Bosch – befinden sich ganz in der Nähe. Das Gebäude bietet rund 160 Mitarbeitern aus Verwaltung, IT und Marketing Platz, weitere 20 Mitarbeiter, die bislang für die Tochter Makerbot in Stuttgart arbeiten, sollen bald ebenfalls hier eine Wolfgang Kochan, neuer General Manager der deutschsprachigen Region bei Stratasys: Er kam aus der 2D-Druck-Welt, wo er zuletzt im Grafik-Bereich von HP tätig war. neue Heimat finden. Das vierstöckige, 5.000 Quadratmeter große Hauptquartier beherbergt ein erweitertes Benchmark Center, einen Showroom und Platz für Trainings. Zudem gibt es drei WorkshopRäume, die nur von Universitäten und Forschungsinstituten genutzt werden können. Die Marketing-Abteilung wurde zuletzt um acht neue Mitarbeiter aufgestockt. Sie sollen die 3D-Druck-Story künftig mit dem Fokus auf einzelne Länder und Zielgruppen erzählen. Der Messeauftritt auf der Formnext war der bislang größte überhaupt. „ Durch die RTC-Integration wird das DACH-Team deutlich mehr leisten“ Im Juli wurde mit der RTC Rapid Technologies GmbH in Mettmann der neben Alphacam größte Vertriebspartner in Deutschland übernommen und die RTCBelegschaft samt Kundenservice, Applikationsunterstützung, Vertrieb und Marketing in die Stratasys-Organisation für Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH) integriert. „ Die Region ist wichtig für Stratasys“, sagt EMEA-Chef Middleton. „ Durch die Integration der Fachkompetenz von RTC-Gründern und -Mitarbeitern sowie die Gewinnung vieler exzellenter Kundenbeziehungen in der DACHRegion wird das neue, erweiterte DACHTeam deutlich mehr leisten können, besonders im Hinblick auf die Großkundenbetreuung sowie die Gesamtgeschäftsentwicklung.“ Im Oktober wurde Wolfgang Kochan Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang EMEA Channel-Chef Matthias Gukelberger: „ Aktuell sind zwölf Fachhändler zertifiziert und davon fünf erfolgreich unterwegs. Jetzt ist erst einmal Execution angesagt.“ 11.12.2015 sagt Gukelberger heute. „ Tatsächlich sind aktuell zwölf zertifiziert und davon fünf bis dato erfolgreich unterwegs, weil sie sich fokussiert und in den 3D-Druck investiert haben.“ Damit will sich Gukelberger vorerst begnügen. „ Jetzt ist erst einmal Execution angesagt.“ Mit der Vielzahl an Initiativen scheint Stratasys seinem größten Mitbewerber 3D Systems um mehr als eine Nasenlänge voraus zu sein. Dieser hielt sich trotz aller Probleme mit Aussagen zu seiner Strategie und seinen Initiativen auch auf der Formnext zurück. Dort gab es weder eine Pressekonferenz noch detaillierte Unternehmensinformationen über den Messeauftritt. Zu erfahren war lediglich, dass es seit wenigen Monaten einen Channel-Chef für Deutschland gibt. Zudem sei ein Partner-Programm in Arbeit, das Anfang des Jahres vorgestellt werden könnte. Möglicherweise. ■ Ausbildung als General Manager DACH an Bord geholt. Er kam aus der 2D-Druck-Welt, wo er zuletzt im Grafik-Bereich von HP tätig war. Bei seinem neuen Arbeitgeber kümmert er sich um die deutschsprachige Wirtschaftsregion. Auch in Frankreich und Großbritannien soll es diese Funktion bald geben. Auf die Bremse tritt das Unternehmen dagegen bei der Suche nach neuen Vertriebspartnern. Matthias Gukelberger, Channel-Chef in EMEA, hatte vor eiTabelle 2 nem Jahr ein Zwei-Stufen-Programm vorgestellt, mit dem er neStratasys: Die neue Vertikal-Strategie ben dem klassischen Vertriebskanal Kernbranchen Anwendungsbereiche auch Bürotechnik- und IT-FachLuft- und Raumfahrt händler adressierte (-> INFO-MARKT Automotive Produktion 1 / 2015). Letztere können heute neWerkzeugbau Zahntechnik ben den Einstiegsdruckern der IdeaPrototypenbau Medzintechnik Serie auch die Makerbot-Drucker Schmuckherstellung verkaufen. „ Wir hielten damals 20 Quelle: Stratasys Händler für eine sinnvolle Größe“, KYOCERA / CEYONIQ-ÜBERNAHME Zukauf mit Zukunft Abenteuer? Oder gute Gelegenheit? Kyocera übernimmt mit Ceyoniq einen ECM-Anbieter, der innovative Technologie mitbringt, in der Öffentlichkeit aber zu wenig bekannt ist. zu handhaben“, erklärte Maßloff. „ Passgenau, strukturiert und revisionssicher.“ Am 8. Oktober 2015 präsentierte Carsten Maßloff, Geschäftsführer der Ceyoniq Consulting GmbH, zum ersten Mal die ISMSbox der Öffentlichkeit. ISMS steht für Informations-Sicherheits-Management-System. Das Gerät basiert auf der IT-Sicherheits-Norm ISO 27001 und dem Dokumentenmanagement-System Nscale der Ceyoniq Technology GmbH. „ Mit unserem Produkt bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, die Vielzahl an organisatorischen und technischen Maßnahmen – die aus dem IT-Sicherheitsgesetz entstehen – zu bündeln und richtig Die Box symbolisiert die Schnelligkeit, mit der Ceyoniq auf aktuelle Entwicklungen reagieren kann. Das IT-Sicherheitsgesetz wurde im Juni 2015 verabschiedet (-> INFO-MARKT 18 / 2015), drei Monate später kommen die Bielefelder mit einem fertigen Produkt auf den Markt. Vom IT-Sicherheitsgesetz sind vor allem auch Energieversorger betroffen – und die zählen zur Kernzielgruppe des ECM-Anbieters, der aller Voraussicht nach bald zu Kyocera Document Solutions gehören wird. Der Druckerspezialist hat angekündigt, die Ceyoniq-Gruppe übernehmen zu wol- Die ISMSBox steht für das Tempo, mit dem Ceyoniq reagieren kann 7 • 50. Woche len, um so in den Wachstumsmarkt „ Enterprise-Content-Management (ECM)“ einzusteigen. Ist das der Beginn eines Abenteuers? Oder entspringt der Kauf einer guten Gelegenheit? „ Wir sind der Technologieführer mit unserem Software-Produkt ‚ Nscale’ im ECM-Sektor und sind überzeugt, mit Kyocera gemeinsam unsere bestehenden sowie auch neue internationale Kunden von unserer Leistungsfähigkeit zu überzeugen“, sagte Ceyoniq-Chef André Ferlings bei Bekanntgabe der Übernahme am 17. September 2015. „ Eins und eins ergibt bei dieser Übernahme mehr als zwei.“ Weitere Auskünfte zu den Motiven der Übernahme gibt es nicht. Der ECM-Anbieter träumte einst, in einer ganz anderen Liga zu spielen Warum aber gibt Ferlings dieses Pfund aus der Hand? Warum verkauft er das Unternehmen, wenn es Perspektiven hat? Die Ceyoniq-Gruppe firmiert als Holding und hat vier Gesellschaften für Technologie, Media, Innovation und Consulting. Auf seiner Homepage listet es rund 120 Referenzkunden aus den Branchen Banken, Dienstleister, Energieversorger, Gesundheitswesen, Handel, Immobilienwirtschaft, Industrie, Logistik, Öffentliche Hand und Versicherungen auf. Dennoch spielt das Unternehmen bei Ausschreibungen nach Angaben von Marktbeobachtern kaum eine Rolle. „ Die Technologie ist gut, aber der Bekanntheitsgrad nicht groß“, sagt Pentadoc-Analyst Maximilian Gantner. „ Am Markt ist das Unternehmen leider zu wenig präsent.“ Der Umsatz, den die 160 Ceyoniq-Mitarbeiter im Geschäftsjahr 2014 (bis 31. Dezember) erwirtschafteten, lag offiziell bei 16,7 Millionen Euro. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Zu Anfang des Jahrtausends träumte der ECM-Anbieter noch davon, in einer ganz anderen Liga zu spielen. Das Unternehmen wurde 1984 gegründet und notierte als AG als eines der ersten am legendären Neuen Markt der Frankfurter Börse. Für das Geschäftsjahr 2001 meldete Ceyoniq einen Umsatz von 102 Millionen Euro und einen Verlust von 90 Millionen Euro. Wenige Wochen später aber war es pleite und reichte den Insolvenzantrag ein. Der damalige Vorstandschef Thomas Wenzke räumte anschließend fingierte Aufträge und Luftbuchun- Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang 11.12.2015 kann. Deshalb holten die geschäftsführenden Gesellschafter Kyocera an Bord. Mehrere Gründe sprechen für diese Wahl. Kyocera verfügt über die André Ferlings (Sprecher), Hartmut Stein (Finanzen) und Andreas Ahmann notwendigen Fi(Forschung und Entwicklung) (v.l.n.r.): Die drei geschäftsführenden Gesellnanzmittel, erschafter brauchen frisches Geld, um ihre technischen Trümpfe vertrieblich gänzt das eigeauszuspielen. ne Portfolio perfekt, öffnet den Blick auch über die deutgen ein und wurde zu sechs Jahren Geschen Grenzen hinaus und hat bewiefängnis verurteilt. Ceyoniq gehörte damit sen, dass es sich in den Software-Markt zu den Blasen der New Economy, die am mit viel Bedacht einarbeitet. lautesten platzten. Das Unternehmen überlebte, weil die Kunden in die Bresche sprangen und übernahmen. Viele Jahre lang befand es MFP-HERSTELLER / CO2-PROGRAMME sich im Besitz von Versicherungen wie der DEVK, die ihre letzten Anteile erst 2011 an die drei Manager André Ferlings (Vertrieb & Consulting), Hartmut Stein Auf Bahn- und Flugreisen können Ver(Finanzen) und Andreas Ahmann (Forbraucher den CO2-Ausstoß, den sie verschung & Entwicklung) verkauften. Das ursachen, längst kompensieren. Unter Trio ist seit vielen Jahren im Unternehden MFP-Herstellern sind derartige Promen. Ferlings seit 2006, Stein seit 2007 gramme hingegen noch eine Seltenheit. und Ahmann bereits seit 1999. Bislang bieten lediglich Kyocera und Konica Minolta Kunden die Möglichkeit zum klimaneutralen Drucken. Auch die neuen Cloud-Lösungen • 50. Woche Es ist nicht die erste Übernahme, die Kyocera im deutschen Software-Markt stemmt. 2012 übernahm der Druckerhersteller mit der Aki GmbH in Würzburg einen führenden Anbieter von Druckmanagementlösungen. Das Unternehmen wurde eigenständig weitergeführt, Geschäftsführer Martin Kellner ist nach wie vor an Bord. Diesen Zukauf bezeichnete das Management als „ gute Gelegenheit“, da der damalige Gesellschafter Armin Knoblauch in den Ruhestand treten wollte und daher einen neuen Eigentümer suchte. Ob und wie lange sich das CeyoniqManagement zum Bleiben verpflichtet hat, ist nicht bekannt. Wenn es mit Kyocera an der Seite tatsächlich neue Erfolge feiern sollte, ist sein schneller Abgang aber nicht zu erwarten. ■ Kaum kompensiert bauen auf die Nscale-Technologie Ahmann war daher schon an der Entwicklung der „ hochintegrativen und hochskalierbaren“ Technologieplattform Nscale beteiligt, die 2004 auf den Markt kam und als Basis sowohl für die On-Premise-Suite als auch für Entwicklungen wie der ISMSbox diente. Auch die Cloud-Lösung Nscale Smart Business Solutions, die Ceyoniq im August 2014 auf den Markt brachte, gründet auf dieser Technologie. „ Wir sind eigentlich sehr stark im High-End-Markt aktiv, mit den Nscale Business Apps bieten wir unsere Lösungen aber auch für den Mittelstandsmarkt an“, lässt sich Ahmann im Juni 2015 zitieren. Die Zahl der in der Cloud archivierten Dokumente bezifferte er zu diesem Zeitpunkt auf rund zwei Millionen. Genau in diesem Erfolg aber könnte das Problem des Managements liegen: Um seine technischen Trümpfe vertrieblich auszuspielen, benötigt Ceyoniq mehr Geld, als es selber aufbringen „ Beim Klimaschutz richtet sich Konica Minolta nach den Prinzipien: vermeiden – reduzieren – kompensieren“, sagt Teresa Haller-Mangold, Team-Managerin Corporate Branding & Sustainability, Konica Minolta Business Solutions Europe. Das letzte dieser drei Prinzipien bietet ihr Unternehmen seit kurzem in einigen europäischen Ländern als eigenständigen Service im Bereich Office- und Production Printing an. Durch CO2-neutrales Drucken sollen Kunden dazu beitragen können, die Umwelt und das Klima weniger zu belasten. In Zusammenarbeit mit der Organisation ClimatePartner unterstützt Konica Minolta derzeit vier zertifizierte Kompensationsprojekte: Windenergie in der Türkei, Wasserkraft in Indonesien und Brasilien sowie Methangasrückgewinnung in China. Neben den reinen Kompensationseffekten erwartet das Unternehmen bei diesen Projekten auch positive soziale Auswirkungen, etwa die Schaffung neuer Jobs und Bildungsangebote. Sobald ein Konica Minolta-Kunde sich 8 für das Programm entscheidet, berechnet der Hersteller die Emissionen aller Geräte über deren gesamte Lebensdauer – und kompensiert sie anschließend über die vier Projekte. Der Kunde erhält darüber Zertifikate und Label, mit denen er auch in Marketingmaterialien und PRMaßnahmen auf sein grünes Verhalten hinweisen kann. Konica Minolta: Der Kunde erhält ein Zertifikat, mit dem er werben kann Das Programm ist in Großbritannien, Norwegen, Dänemark, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien ausgerollt, in Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden nach Firmenangaben noch in Bearbeitung. Etwas nebulös erscheint, wie Konica Minolta die Kompensation bewertet. „ Die Preise variieren von Land zu Land“, antwortete das Unternehmen auf eine entsprechende Anfrage, ohne konkreter zu werden. Klar ist: Konica Minolta übernimmt die Kostenverantwortung für CO2Emissionen, die während Herstellung und Vertrieb entstehen. Der Kunde hingegen kompensiert den Verbrauch während der Benutzung. Damit ist Konica Minolta erst der zweite MFP-Hersteller, der seinen Kunden ein derartiges Programm bietet. Als Pionier fungiert Kyocera. Seit Mai 2013 unter- Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang stützt das Unternehmen durch die CO2Kompensation seines in Deutschland vertriebenen Originaltoners die Arbeit der Klimaschutzorganisation myclimate im kenianischen Siaya-Gebiet. Pro gedruckter DIN-A4-Seite entsteht etwa ein Gramm CO2. Hier setzt das Print GreenProgramm von Kyocera Document Solutions an: Der Anbieter kompensiert sämtliche CO2-Emissionen, die durch Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport, Verpackung sowie Verwertung des Toners entstehen. „ Die CO2-Kompensation aller über Kyocera Deutschland vertriebenen Kyocera-Originaltoner ist unser bisher größtes Investment in diesem Bereich“, sagt Reinhold Schlierkamp, Geschäftsführer der Kyocera Document Solutions Deutschland GmbH. Kyocera: Sechsstellige Investitionen in internationale Klimaschutzprojekte Auch Kyocera nennt keine konkreten Kosten für die Kompensation. Das Unternehmen gibt aber an, dass man jährlich eine sechsstellige Summe in ein internationales Klimaschutzprojekt der Umweltschutzorganisation myclimate investiert, um damit rund 21.000 Tonnen CO2 zu kompensieren. Da die Kompensationszahlungen also direkt von Kyocera geleistet werden, überrascht es nicht, dass das Unternehmen im Gegensatz zu Konica Minolta den Kunden keine speziellen Zertifikate zum Nachweis individueller Kompensation anbietet. Wenn man die Branche als Ganzes betrachtet, sind die beiden japanischen Unternehmen mit ihrem Engagement Vorreiter. In einer INFO-MARKT-Umfrage wichen einige Anbieter der Frage nach der CO2-Neutralität aus und beschrieben dafür ausführlich ihre allgemeinen Umweltschutzbemühungen. Bei Brother etwa reichen diese von umweltbewusstem Produktdesign bis zu CO2-Einsparungen auf Konzernebene. Viele andere Anbieter, darunter Xerox, HP und Canon reagierten hingegen gar nicht auf die Umfrage, die offenbar einen wunden Punkt berührt. Lediglich bei Sharp und Samsung deuteten Sprecher mehr oder weniger vorsichtig an, dass das Thema bald relevant werden könnte. „ Klimaneutrales Drucken ist eine Option, über die wir derzeit nachdenken“, heißt es bei Samsung. „ Endgültig entschieden ist dazu aber noch nichts.“ ■ 11.12.2015 • 50. Woche TOSHIBA / STRATEGIE Ausverkauf Die krisengeschüttelte Toshiba Corp. zieht sich aus dem IT-Consumer-Geschäft zurück. Der Verkauf einer Halbleiterfabrik an Sony ist beschlossene Sache. Nun wird die Auslagerung und Fusion des PC-Geschäftes mit Fujitsu geprüft. Der Toshiba-Konzern wird große Teile seiner Halbleiterfertigung für KameraSensoren an Sony abgeben. Die Fabriken, die vor allem in der japanischen Stadt Oita liegen, werden für 190 Millionen Yen, rund 142 Millionen Euro, verkauft. Der Deal soll bis Geschäftsjahresende am 31. März 2016 perfekt gemacht werden. Sony sichert sich dadurch den Zugriff auf wichtige Komponenten für seine Consumer-Produkte. Toshiba hingegen scheint sich genau aus diesem Geschäft zu verabschieden. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters prüft der Konzern gemeinsam mit Fujitsu, die schwächelnden PC-Sparten beider Unternehmen zu fusionieren. Der Zeitung „ Nikkei“ zufolge ist auch der Sony-Ableger Vaio in die Fusionsüberlegungen eingebunden. Eine Vaio-Sprecherin bezeichnete dies als Spekulation. Auch die beiden anderen Konzerne bestätigten den Sachverhalt nicht. Sicher aber ist: Bei Fujitsu steht die Auslagerung des PC-Geschäfts offiziell auf der Agenda. Toshiba wiederum braucht dringend frisches Geld, um die Folgen des milliardenschweren Bilanzskandals zu schultern. Zudem schreibt die PC-Sparte von Toshiba seit mehreren Jahren rote Zahlen. Was eine Fusion wahrscheinlich macht, ist die Tatsache, dass die beteiligten Firmen kaum Alternativen haben. Wie sonst sollen die Vorstände in der Krise die eigene Handlungskompetenz gegenüber den Aktionären kurzfristig unter Beweis stellen? Fusion der PC-Sparten? Die Firmen haben kaum Alternativen Die aktuelle Entwicklung ist ein weiteres Beispiel für den Niedergang der japanischen Elektronik-Industrie. Alle Beteiligten, Fujitsu, Toshiba und Sony, spielten einst eine Hauptrolle im weltweiten PC-Markt, das Notebook-Segment dominierte Toshiba viele Jahre sogar. Alle aber verschliefen den Boom bei Smartphones und Tablet-PCs. Vor diesem Hintergrund fusionierten Toshiba und Fujitsu ihre Mobiltelefon-Sparten bereits 2010 in der Firma Fujitsu Mobile Communications Ltd. Sollte nun auch das PC-Geschäft ausgelagert und unter einem Drittnamen verschwinden, droht der Marke Toshiba im IT-Markt ein schwerer Imageschaden, der auch die Business-Strategie in Frage stellt. Mit Spannung wird vor diesem Hintergrund die Entscheidung erwartet, ob der Konzern in Zukunft an der Bürotechnik-Tochter Toshiba Tec festhalten wird. Der MFP-Hersteller ist mehrheitlich im Besitz des Toshiba-Konzerns und schrieb zuletzt rote Zahlen und große Vermögenswerte ab (-> INFO-MARKT 22 / 2015). ■ PAKETDIENSTE / SERVICE-QUALITÄT Durchwachsene Leistung DHL ist aktuell die Nummer 1 unter den deutschen Paketdiensten. Laut DISQ-Marktforschung bietet er den besten Service und die besten Preise. Der Spitzenreiter unter den deutschen Paketdiensten ist laut dem Deutschen Institut für Service-Qualität (DISQ) DHL mit einem „ guten“ Ergebnis (-> Tabelle 3). Bei der Abholung von Sendungen sparten Kunden im Vergleich zum jeweils teuers9 ten Anbieter im Schnitt 31,92 Euro. Zu den Stärken zählten auch die vielfältigen Zahlungsoptionen. Im Servicebereich punktete der Paketdienst mit einer bedienungsfreundlichen und informativen Website. Die E-Mail-Antworten des Testsiegers enthielten stets korrekte sowie zumeist vollständige Informationen. Beim Versandtest lieferte DHL schneller als der Branchenschnitt. Den zweiten Rang belegte DPD eben- Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang Tabelle 3 Paketdienste: Service-Studie 2015 (in Punkten) 1 Unternehmen Gesamt DHL 76,9 DPD 72,3 GLS 71,3 Hermes 63,8 UPS 39,3 Service Preis (50 %) (50 %) 73,3 80,6 64,2 80,4 68,4 74,1 67,2 60,5 73,2 5,4 Quelle: DISQ – 1 100,0 - 80,0 Punkte = sehr gut – 79,9 - 70,0 Punkte = gut – 69,9 - 60,0 Punkte = befriedigend – 59,9 - 40,0 Punkte = ausreichend – 39,9 - 0,0 Punkte = mangelhaft falls mit dem Urteil „ gut“. Sowohl bei selbst abgegebenen als auch bei abgeholten Paketen waren die Preise im Schnitt am günstigsten. Über alle Versandszenarien hinweg sparten die Kunden durchschnittlich 26 Prozent gegenüber dem Branchendurchschnitt. Auch der Service überzeugte mit einem kundenfreundlichen Internetauftritt. GLS positionierte sich mit einer „ befriedigenden“ Leistung auf Platz drei. Die Mitarbeiter des Unternehmens gingen beim Versandtest sehr sorgfältig mit der anvertrauten Sendung um. Zudem wurde das Paket stets wie gewünscht zu Hause beim Empfänger abgeliefert. Die Versanddauer lag mit durchschnittlich 1,9 11.12.2015 Der Software-Hersteller Sage hat seinen Umsatz in Deutschland im Geschäftsjahr 2015 (bis 30. September) um vier Prozent auf 106 Millionen Euro gesteigert (-> Grafik 1). Der Umsatz mit der Grafik 1 Sage Software GmbH standssprecher Benedikt Erdmann nannte das Ergebnis auf dem diesjährigen Lieferantentag am 4. Dezember „ nicht brillant, aber auch nicht schlecht“. Geplant waren leichte Verluste im Vertragsgeschäft, die durch Zuwächse im Warengeschäft kompensiert werden sollten. Die Ausschüttung für die Mitglieder liegt auf Vorjahresniveau. Für 2016 rechnet die Genossenschaft mit einem Umsatzplus von 2,6 Prozent, insbesondere mit deutlichen Steigerungen im Warengeschäft. Schlusslicht UPS: Bei Selbstabgabe und bei Abholung am teuersten Als weltweit erstes Unternehmen hat der Sicherheitsspezialist ABI GmbH sein IT-Schutzniveau nach der Norm VdS 3473 zertifizieren lassen. Der VdS, der Sicherheitsspezialist der deutschen Versicherungsbranche, hatte die Norm in diesem Jahr vorgestellt (-> INFO-MARKT 20 / 2015). DISQ konstatiert den Paketdiensten insgesamt eine durchwachsene Versandleistung. Die Pakete benötigten im Schnitt gut zwei Tage länger bis zu ihrem Ziel als noch vor zwei Jahren. Positiv ist, dass in fast 90 Prozent der Fälle wie gewünscht nach Hause geliefert wurde. Zur Bilanz gehört aber auch der wenig sorgsame Transport von immerhin fast jedem dritten Paket. Angesichts der enormen Preisdifferenzen lohnte sich ein Vergleich beim Auslandsversand. Große Mängel wiesen alle Paketdienste bei der Telefonberatung und dem Service per E-Mail auf. ■ Lösungsfamilie Sage Office Line wuchs „ dank eines starken Partnergeschäfts“ sogar um neun Prozent. Zudem hatten nach Firmenangaben „ die Zuwächse im Cloud Computing einen wesentlichen Anteil am neuen Wachstumskurs“. Zum Geschäftserfolg des Mittelstandsproduktes Sage X3 in Deutschland machte das Unternehmen keine Angaben. Umsatz (Mio. €) 120 100 80 60 40 20 20 06 20 0 20 7 08 20 1 09 20 10 20 11 20 12 20 13 20 1 20 4 15 0 Quelle: Sage – 1 bis 30.9.; seit 2009: Deutschland und Österreich 50. Woche Tagen unter dem Branchenmittel. Der Paketdienst war im Durchschnitt über alle Versandszenarien hinweg um 6,87 Euro günstiger als seine Mitbewerber. Hermes gaben die Tester ebenfalls die Note „ befriedigend“. Das Schlusslicht im Test bildete UPS. Grund war insbesondere das schwache Abschneiden bei der Preisanalyse. Das Unternehmen war sowohl bei Selbstabgabe als auch bei Abholung stets am teuersten. Im Vergleich zu den Mitbewerbern zahlten Kunden im Schnitt fast doppelt so viel Porto. Namen und Nachrichten Sage – Bilanz 2015 • Soennecken – Bilanz 2015 Soennecken wird die gesetzten Ziele im Geschäftsjahr 2015 (bis 31. Dezember) nicht erreichen. Stand Ende Oktober betrug der Gesamtumsatz der Genossenschaft 463,9 Millionen Euro. Davon entfielen auf das Vertragslieferantengeschäft 373,1 Millionen Euro (-5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und auf das Warengeschäft 90,7 Millionen Euro (-0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Vor10 Cyber Security – Zertifizierung Fme – Management Der ECM-Spezialist Fme AG hat Daniel Pelke als Leiter des Geschäftsbereiches Life Sciences an Bord geholt. Pelke kommt von ECM, wo er für die SoftwareSparte arbeitete. Fme ist einer der wichtigsten Vertriebspartner der Documentum-Produkte von EMC in Deutschland. Wie es mit diesen Lösungen nach der Übernahme durch Dell weitergehen wird, erscheint aktuell völlig ungewiss. Lexmark Enterprise Software – Exodus Oliver Hoffmann und zahlreiche Kollegen aus dem Top-Management von Lexmark Enterprise Software in Europa werden das Unternehmen zum Jahresende verlassen. Hoffmann kam 2014 im Zuge der Übernahme des schwedischen Softwarehauses ReadSoft zu Lexmark und war zuletzt als Geschäftsführer in Deutschland tätig. Außerdem werden nach INFO-MARKT-Informationen die früheren ReadSoft-Manager Björn Gabrielsen (EMEA-Chef), Simon Shorthouse (Großbritannien), Gert Jan de Vries (Benelux), Charlotte Darth (Nordics) und Christophe Rebecci (Frankreich) ihre Hüte nehmen. Die Manager gehen, berichten Insider, weil ihnen die unternehmerischen Freiheiten, die sie bei ReadSoft hatten, in der Lexmark-Organisation stark beschnitten wurden und sie ihre Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang Glaubwürdigkeit gegenüber Kollegen und Kunden gefährdet sahen. Neben den Top-Leuten haben nach INFO-MARKT-Informationen in den letzten Wochen auch sechs Berater und drei Vertriebsleute und damit insgesamt ein Zehntel der früheren ReadSoft-Mannschaft die Lexmark Enterprise Software in Deutschland verlassen. Der Exodus geht damit wie schon bei früheren Übernahmen weiter. Als nächstes steht die Integration der ebenfalls übernommenen Kofax-Mitarbeiter an. Man darf gespannt sein, wie viele Federn Lexmark an dieser Front lassen wird. Motio-Netzwerk – Vorstand Der Wirtschaftsverband Kopie & Medientechnik e. V. hat Timmo Ernst zum Referatsleiter „ Datenverarbeitung” ernannt. Das Vorstandsmitglied des Netzwerks für Medienkommunikation ist Gründer und Produktionsleiter des Digitaldruckservice-Anbieters NordwestRepro. Ernst hat 2011 ein ERP-Programm 11.12.2015 eingeführt, mit dessen Hilfe bisher manuelle Verwaltungstätigkeiten auf ein Minimum reduziert werden können. Neben dem automatisierten Ausfüllen von Lieferscheinen bei Plot- und Scanaufträgen führt die Software-Lösung verschiedene betriebliche Informationen aus den Bereichen Angebots- und Rechnungsstellung, Lieferantenrechnungsverwaltung und Auftragsbearbeitung zusammen. Digitalverbände – Urheberrechtsabgaben Zwölf europäische Digitalverbände haben in einer gemeinsamen Erklärung einen Systemwechsel bei Urheberrechtsabgaben gefordert. Die Regeln, nach denen Verbraucher etwa in Deutschland für Drucker oder Smartphones mit bis zu 87 Euro pro Gerät zur Kasse gebeten werden, seien intransparent, führten zu einer Fragmentierung des europäischen Marktes und verhinderten neue Geschäftsmodelle. Die Verbände verweisen darauf, dass es eine Reihe von Alternativmodellen gebe, die in verschiedenen • 50. Woche Staaten bereits erprobt würden, etwa Fondsmodelle, Staatsfinanzierung oder die Berücksichtigung der Kopiermöglichkeit beim Verkaufspreis von urheberrechtlich geschützten Inhalten. Soennecken – MPS-Workshop Soennecken hat die Workshops für MPS-Professionals in diesem Jahr erstmals durch eine Vortragsreihe ergänzt, in der MFP-Hersteller auf Einladung ihre Zukunftsstrategie vorstellen. Beim diesjährigen Workshop am 9. und 10. November in Fulda machte Kyocera Document Solutions den Anfang. Zudem legten die Teilnehmer dort den Grundstein für die Entwicklung eines strukturierten Vertragscontrollings und arbeiteten an der Definition eines gemeinsamen Service-Katalogs. In diesem Katalog sollen über 50 verschiedene Services detailliert beschrieben werden. Das Projekt ist Bestandteil des Soennecken-ITIL-Konzepts, dessen Umsetzung die Genossenschaft in diesem Jahr mit der Schulung und Zer- Sie gestalten das Büro von morgen. Wir sorgen dafür, dass Ihre Kunden es sich leisten können. Sie stellen sich als Bürofachhändler oder Hersteller von Büro-Equipment den Herausforderungen der Branche. Mit hervorragenden modernen Produkten, neuen Ideen und Geschäftsfeldern. Erleichtern Sie Ihren Kunden die Investitionsentscheidung. Bieten Sie zu Ihrem Office-Produkt eine individuelle Finanzlösung aus dem Hause Mercator-Leasing, sei es Leasing, Miete oder Mietkauf. Für mehr Verkaufserfolg. Für mehr Marktchancen. Für mehr Kundenbindung. Ihr Ansprechpartner bei Mercator-Leasing weiß, was Sie bewegt und entwickelt Finanzlösungen, die etwas gemeinsam haben: sie passen perfekt! MLF Mercator-Leasing GmbH & Co. Finanz-KG Londonstraße 1 · 97424 Schweinfurt Tel.: 09721 4747-0 · Fax: 09721 4747-290 · www.mercator-leasing.de MERCATORLEASING Corporate Finance & Services Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang tifizierung von 25 Händlern auf dem ITILGrundlagen-Level (Foundation) begonnen hatte. ITIL steht für IT Infrastructure Library und ist ein in 48 Ländern als Standard anerkanntes Regel- und Definitionswerk, in dem die für den Betrieb einer IT-Infrastruktur notwendigen Prozesse und Werkzeuge sowie ihre Aufbau-Organisation beschrieben werden. Der gemeinsame Service-Katalog der MPS-Professionals wird die Grundlage dafür bilden, dass innerhalb der Gruppe ein national einheitlicher Service angeboten werden kann: Kunden, die mit mehreren Standorten in Deutschland vertreten sind, sollen überall nach den gleichen Maßstäben und Qualitätsstandards betreut werden. Cellent – Übernahme Der indische IT-Dienstleister Wipro wird das IT-Beratungshaus Cellent AG in Stuttgart für 73,5 Millionen Euro von der Landesbank Baden-Württemberg übernehmen. Cellent ist in der DACH-Region mit einem Team aus über 800 Consultants vertreten. Durch die Übernahme kauft sich Wipro insbesondere bei Kunden aus der Produktions- und Automobilbranche ein. 11.12.2015 lar zurück. Die Gewinnmarge sank auf 5,3 Prozent. Die Umsatzverluste spiegelten sich in allen Geschäftsbereichen wider. In puncto Gewinnmarge legte lediglich Enterprise Services zu. Bei allen anderen sank die Profitabilität leicht: im PCGeschäft auf 3,4 Prozent, im Printing-Bereich auf 18,1 Prozent. GSE – Arbeitskreis Die Guide Share Europe (GSE) kündigt die Gründung des neuen „ Big Data & Analytics“-Arbeitskreises für das kommende Jahr an. Damit will sich die größte IBM-Anwendergruppe auf die Herausforderungen einstellen, die die Konzepte künstlicher Intelligenz in die Unternehmens-IT bringen. Die Teilnehmer wollen sich mit der grundsätzlichen Architektur von Big Data-Analytiksystemen, dem Einsatz von Hadoop für polystrukturierte Daten, Analytik in Ergänzung zum DataWarehouse-Konzept, Real-Time-Analytik und Integrations- und Corporate Governance befassen. Retail-Banken – Digitalisierung Europäische Banken könnten bis zu 30 Prozent ihrer Erträge an digitale Wettbewerber verlieren, wenn sie die eigene DiHP – Bilanz 2015 gitalisierung nicht vorantreiben. Das ist HP hat die letzte Bilanz der alten Ordas Ergebnis der aktuellen Studie „ Exeganisation vor der Aufspaltung vorgecutive Retail Banking Survey: Digital stellt (-> Tabelle 4). Im Vergleich zum VorTransformation“ der Unternehmensberatung Roland Berger. Für eine erfolgreiche jahr ging der Gesamtumsatz um knapp Transformation geben die Consulting-Exacht Prozent auf 103,4 Milliarden US-Dolperten Handlungsempfehlungen. Tabelle 4 Diese sind unter anderem eine gezieltere Kundenansprache, die EntHewlett-Packard – Kennzahlen wicklung alternativer Wege zur Kun2012 bis 2015 dengewinnung, eine Identifikation Geschäftsjahr 1 2012 2013 2014 2015 neuer Umsatzquellen, der Aufbau Umsatz gesamt (Mrd. $) 120,4 112,3 111,5 103,4 eines digitalen Ökosystems sowie Marge (%) -9,2 5,8 5,9 5,3 die Digitalisierung aller Prozesse. PC-Geschäft 35,7 32,1 34,3 31,5 Marge (%) 4,7 3,1 3,7 3,4 Printing-Geschäft 24,5 23,9 23,0 21,3 Bvdm – Druckindustrie Marge (%) 14,6 16,5 18,2 18,1 Der Bundesverband Druck und Enterprise Group 30,0 28,2 27,8 27,9 Medien (bvdm) stellt in seinem akMarge (%) 17,3 15,1 14,4 14,3 tuellen Branchenbericht zur SituatiEnterprise Services 25,6 23,5 22,4 19,8 on der deutschen Druckindustrie Marge (%) 4,1 2,9 3,6 5,3 für das erste Halbjahr 2015 einen Software 4,1 3,9 3,9 3,5 Rückgang der Konjunktur fest. Marge (%) 20,4 22,2 22,2 22,0 Demnach nahm der reale Umsatz Finanzdienstleistungen 3,8 3,6 3,5 3,2 von Betrieben mit 50 und mehr BeMarge (%) 10,2 11,0 11,1 10,9 schäftigten um 2,2 Prozent gegenQuelle: HP – bis 31.10. über dem Vorjahreszeitraum ab. Ab1 12 • 50. Woche gesehen von der Druck- und Medienvorstufe sank der Umsatz in allen Sparten. Der Zeitungsdruck verzeichnete dabei wiederholt die stärksten Einbußen. Auch die Produktionstätigkeit der Druckereien ab 20 Beschäftigten erfuhr in der genannten Periode einen Dämpfer. Getrieben wurde diese Entwicklung primär durch sinkende Produktionswerte bei Werbedrucken und Verlagserzeugnissen wie Zeitschriften oder Büchern. Büroring – Management Agnes Rogatzki hat die Position als Repräsentantin im Außendienst bei der Büroring eG angetreten. Nach fundierter Einarbeitung in der Haaner Genossenschaftszentrale wird die Managerin die Kommunikation zu den angeschlossenen Fachhandelspartnern der Büroring eG sowie der Büro Forum AG intensivieren und die persönliche Präsenz im nördlichen Bundesgebiet vor Ort forcieren. Die 42-jährige Diplomökonomin verfügt über langjährige Branchenerfahrung und kann auf intensive Fachhandelsbeziehungen zurückgreifen. IT-Gipfel – Datenschutz Datenschutzhinweise im Internet sollen künftig besser verständlich sein. Das ist das Ziel eines Musters für einfachere und verbraucherfreundlichere Datenschutzhinweise, das auf dem 9. Nationalen IT-Gipfel in Berlin vorgestellt wurde. Der Verein Selbstregulierung Informationswirtschaft (SRIW) war im Rahmen der Plattform „ Verbraucherpolitik in der digitalen Gesellschaft“ des IT-Gipfels maßgeblich an der Erstellung des Musters beteiligt. Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom halten neun von zehn Internetnutzern derzeit die Erklärungen von Online-Diensten zum Datenschutz für unverständlich. Acht von zehn stimmten ihnen daher zu, ohne sie wirklich verstanden zu haben. IT-Gipfel – E-Government Die Bundesdruckerei GmbH, Fraunhofer Fokus und die Universität der Künste Berlin haben im Rahmen des neunten ITGipfels das Rathaus der Zukunft präsentiert. Die Chancen digitalisierter Verwaltungsabläufe wurden am Beispiel wichtiger Anwendungsszenarien der öffentli- Suchen Sie neue Mitarbeiter Innen? ... und möchten mit Ihrer Stellenanzeige möglichst viele potenzielle Bewerber erreichen? Dann nutzen Sie den neuen INFO-MARKT Stellen@Markt Wir bauen gegenwärtig ein neues branchenspezifisches Internet-Portal auf. Mit wenigen Klicks können Besucher unserer Webseite sich die neuesten Jobangebote ansehen. Dort finden sie die entsprechenden Kontaktdaten und alles, was Sie an Informationen vermitteln möchten. www.infomarkt.de Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang 11.12.2015 Anzeige ,KU6FKXOXQJVSDUWQHUIU6ROXWLRQ6DOHV • 50. Woche det sich damit auf dem dritten Platz hinter Apple und dem Rangersten Samsung (-> Tabelle 5). satzes die nahtlose Intelligenz der Cloud in die IoT-Endpunkte ein und soll bis Anfang 2016 erstellt werden. Werner Sülzer – Bundesverdienstkreuz Tablet-PCs – Europa ZZZHUIROJLVWHUOHUQEDUGH 7HO chen Verwaltung gezeigt. Die sogenannte Trusted Service Platform (TSP) soll eine vertrauenswürdige Kommunikationsschnittstelle zwischen Bürgern und Verwaltung bilden. Mit ihrer Hilfe sollen insbesondere technische Hürden gesenkt und so die Akzeptanz der Nutzer erhöht werden. Laut den Anbietern offeriert das Portal eine einfache und sichere Anmeldung und Identifizierung, intuitiv benutzbare Oberflächen für verschiedene Endgeräte sowie die nutzerzentrische Kontrolle von persönlichen Daten. Smartphones – Markt Die anhaltende Nachfrage nach bezahlbaren Smartphones in Wachstumsmärkten hat die weltweiten Verkäufe im 3. Quartal 2015 kräftig angekurbelt, so das IT Research- und Beratungsunternehmen Gartner. Insgesamt wurden weltweit 353 Millionen Smartphones an Endkonsumenten verkauft. Das entspricht einem Wachstum von 15,5 Prozent im Vergleich zum 3. Quartal 2014. Huawei verzeichnet den höchsten Anstieg der Verkaufszahlen für Mobiltelefone und Smartphones. Der Anbieter befinTabelle 5 Weltweiter Smartphone-Markt 3. Quartal 2015 – nach Stückzahlen 3. Quartal 2015 Stück Anteil Hersteller (Mio.) (%) Samsung 83,587 23,7 Apple 46,062 13,1 Huawei 27,262 7,7 Lenovo 17,439 4,9 Xiaomi 17,197 4,9 Andere 161,296 45,7 Gesamt 352,844 100,0 Quelle: Gartner 3. Quartal 2014 Stück Anteil Änd. (Mio.) (%) (%) 72,929 23,9 14,6 38,187 12,5 20,6 15,935 5,2 71,1 21,314 7,0 -18,2 15,773 5,2 9,0 141,247 46,3 14,2 305,384 100,0 15,5 In Westeuropa lagen die Verkäufe von Der ehemalige Deutschland- und EuroTablets im dritten Quartal 2015 bei 8,7 pachef von NCR hat das BundesverMillionen Einheiten. Das entspricht nach dienstkreuz erhalten. Damit werden sein Angaben der IDC-Marktforschung einem Engagement um den Wirtschaftsstandort Rückgang von einem Prozent im VerDeutschland sowie insbesondere sein gleich zum gleichen Vorjahreszeitraum Beitrag zum Auf- und Ausbau der IT- und (-> Tabelle 6). Die Zahlen weisen auf eine Telekommunikationsbranche gewürdigt. Sülzer ist einer der Gründerväter des BitStabilisierung hin. Seit dem dritten Quarkom, des Branchenverbands der deuttal 2014 hat sich die Anzahl der Anbieter schen IT- und Telekommunikationsbranvon Tablets, bei denen die Tastatur abche, wo er bis heute als HauptvorTabelle 6 stand ehrenamtlich tätig ist. Governikus – Netzsicherheit Das Software-Unternehmen hat gemeinsam mit Bundesregierung und Vertretern aus Verbänden, Wissenschaft und Wirtschaft eine Charta zur Stärkung der vertrauenswürdigen elektronischen Kommunikation unterzeichnet. Konkret legt die Digitale Agenda zum Thema Sicherheit und Schutz im Netz fest, sichere Infrastrukturen zur Verfügung zu stellen, um die eigene Identität im Internet besser zu schützen und sicher zu kommunizieren. Die Nutzung des neuen Personalausweises wird vereinfacht und seine Anwendungen erweitert. Die Charta zur Ende-zu-Ende-Verschlüsselung soll helfen, Rahmenbedingungen zu formulieren, die die bereits vorhandenen Aktivitäten bündeln und fokussieren. Markt für Tablet-PCs – Westeuropa 3. Quartal 2015 – nach Stückzahlen Q3-2015 Q3-2014 Stück Anteil Stück Anteil Anbieter (Mio.) (%) (Mio.) (%) Samsung 2,094 23,6 2,105 24,0 Apple 2,247 25,3 1,961 22,3 Lenovo 0,498 5,6 0,620 7,1 ASUS 0,759 8,6 0,457 5,2 Huawei 0,186 2,1 0,295 3,4 Andere 3,090 34,8 3,347 38,1 Gesamt 8,874 100,0 8,785 100,0 Änd. (%) 1 - 0,5 14,6 - 19,7 66,1 - 36,9 - 7,7 1,0 Quelle: IDC nehmbar ist, verdoppelt. Aufgrund eines großen Angebots an diesen „ Convertibles“ durchbrachen die Verkäufe im dritten Quartal 2015 die Schallmauer von einer Million und machten fast 14 Prozent des westeuropäischen Gesamtmarktes aus. Telekom – Cyber Security Report 2015 IoT-Konsortium – Open Fog Eine Koalition von Akteuren aus dem Bereich Internet der Dinge (IoT) hat das OpenFog Consortium gegründet. Ziel des Zusammenschlusses ist es, die Bereitstellung von Fog-Technologien durch die Entwicklung einer offenen Architektur, Kerntechnologien – einschließlich der Möglichkeiten von verteiltem Rechnen, Networking und Speicherung – sowie durch die Leitung, die zum Realisieren des vollen Potenzials vom IoT benötigt wird, zu beschleunigen. Die OpenFog-Architektur bringt mithilfe eines offenen standardisierten An14 Fast 90 Prozent der Entscheider aus Politik und Wirtschaft sehen IT-Sicherheit laut dem aktuellen Cyber Security Report der Deutschen Telekom als die größte Herausforderung für die flächendeckende Umsetzung von Industrie 4.0. Denn die große Mehrheit der Führungskräfte (84 Prozent) ist davon überzeugt, dass mit der intelligenten Vernetzung von Menschen, Maschinen und Produktionsprozessen das Risiko von Angriffen steigen wird. Weitere Herausforderungen von Industrie 4.0 sind laut den Entscheidern die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet sowie die Einigung auf weltweit einheitliche Standards. Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang 11.12.2015 TSACHE Keiner organisiert Büros länger als wir. Früher nutzte fast jeder unsere Schreibmaschinenklassiker – heute sorgen wir unter Verwendung modernster WorkflowLösungen dafür, dass die richtigen Informationen für die richtige Person zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Wir nennen das Informationsmanagement. Seit über 115 Jahren beschäftigen wir uns mit Büroprozessen – das macht uns zum erfahrensten Informationsmanager Deutschlands. Denn nur wer selbst Vergangenheit hat, kann die Zukunft mitgestalten. Persönliche Beratungstermine unter www.triumph-adler.de/tatsache TA Triumph-Adler GmbH • Ohechaussee 235 • 22848 Norderstedt 15 • 50. Woche Nr. 23/2015 • 36. Jahrgang 11.12.2015 Produkte und Services Casio – Projektor Mit der Core-Serie hat Casio den Projektor XJ-V1 für Geschäfts- und Bildungskunden auf den Markt gebracht. Der Hersteller kombiniert LED-Module mit Lasertechnik. Ein LED-Modul erzeugt das rote Licht, ein Laser sorgt für Blau und Grün. Das Ergebnis ist ein quecksilberfreier, lichtstarker Projektor mit bis zu 2.700 ANSI-Lumen. Das Abdunkeln von Räumen ist für den Anwender nicht mehr notwendig. Aufwärm- und Abkühlzeiten beim Ein- und Ausschalten entfallen ebenfalls bei diesem Modell. Laut Anbieter erreicht das Gerät innerhalb von fünf Sekunden volle Helligkeit, woraufhin die Präsentation starten kann. Zudem verfügt der Projektor über einen besonderen Staubschutz der Lichtquelle. IBM – Großrechner Das IT-Unternehmen hat eine Erweiterung seiner Großrechner-Strategie bekanntgegeben. Dabei geht es um einen umfassenden Einsatz von Open Sourcebasierten Technologien und die Kooperation mit Open Source-Communities. Ziel ist es, Linux-Großrechner-Kunden mit hochsicheren Werkzeugen auszustatten. Die Mainframes können zunehmend zur Basis für unternehmensweite Analytik und hybride Clouds werden. Die beiden IBM LinuxONE-Systeme „ Emperor“ und „ Rockhopper“ bieten ein neues Portfolio an Hardware, Software und Services für große und mittelständische Unternehmen. Deutsche Telekom – Open Cloud IMPRESSUM Der Konzern hat mit dem TechnologieAnbieter Huawei eine Kooperation vereinbart, nach der die Telekom künftig Rechenleistung aus der Public Cloud be- reitstellt. Die „ Open Telekom Cloud“ soll zur CeBIT 2016 an den Start gehen. Das Telekommunikations-Unternehmen steigt damit neu in ein Marktsegment ein, das bislang vor allem von amerikanischen Wettbewerbern bedient wurde. Huawei steuert Hardware- und Lösungskompetenz bei, T-Systems Rechenzentrum, Netz, den Betrieb und das CloudManagement. Rund 30 Unternehmen unterschiedlicher Größe haben die neue Plattform bereits getestet. Die Erfahrungen etwa mit der Benutzeroberfläche oder der Geschwindigkeit der ServiceBereitstellung fließen in die weitere Entwicklung bis zum Marktstart ein. Getac – 2-in-1-Tablet Der taiwanesische Hersteller von Computertechnologie für den mobilen Einsatz stellt ein voll robustes funktionales 2-in-1-Tablet für den Außendienst vor, einschließlich Anwendungsmöglichkeiten für den Einsatz bei Versorgern, in der Lagerhaltung und im Bestandsmanagement sowie Inventarisierung. Das Gerät verfügt über einen Intel Core M-Prozessor und ist 18,8 Millimeter dick und lediglich 1.200 Gramm schwer. Die LumiBond 2.0-Technologie soll die Unempfindlichkeit des Displays gegenüber Feuchtigkeit sowie seine Eignung für die Nutzung mit Stift, Digitalizer und sogar Handschuhen steigern. Samsung – e-Boards Für einen flexiblen und multifunktionalen Einsatz bieten die neuen Smart Signage e-Boards der Serie DME-BR von Samsung mit der vorinstallierten MagicIWB-Software eine anwenderfreundliche All-in-one-Lösung auch ohne zusätzlich angeschlossenen PC. Aufgrund der bereits im Display integrierten Touch-Funk- • 50. Woche tion können die e-Boards nun einfacher und schneller aufgebaut und in Betrieb genommen werden. Die Lösung eignet sich laut Hersteller besonders für Meetings in Unternehmen und Unterrichtseinheiten in Bildungseinrichtungen. Canon – A2-Fotodrucker Canon hat den imagePrograf Pro-1000 vorgestellt, einen professionellen A2-Fotodrucker, der speziell für Kunsthochschulen, Grafiker, Designer und professionelle Fotografen konzipiert wurde. Der neu entwickelte Druckkopf, die leistungsstarke Datenverarbeitung und die zwölf neuen Lucia Pro Pigment-Tinten sorgen laut Hersteller für eine herausragende Qualität mit langer Haltbarkeit und A2-Ausdrucke in nur etwa sechs Minuten. Randlose Fotodrucke bis 17 Zoll Breite auch auf Fine Art-Papieren sollen aufgrund einer neuen Papierführung möglich sein. Develop – A3-Farb-MFPs Develop stellt mit den Modellen Ineo+ 308 und 368 zwei neue Farb-Multifunktionssysteme vor. Beide Geräte sind mit kontaktloser Near Field Communication (NFC), Authentifikation, Touch-to-Printund Touch-to-Scan-Technologie, Google Cloud Print (optional) und WiFi-Konnektivität (optional) sowie der Mobile- und Cloud-Konnektivität ausgestattet. Die Systeme können Karton von bis zu 300 g / m2, alle Papierformate von A6 bis zu A3+ (SRA3) und Banner mit einer Länge von bis zu Develop ineo+ 368 1,2 Metern drucken. Sie unterstützen und optimieren laut Hersteller Büro-Workflows durch den Wegfall manueller Tätigkeiten. Dokumente können direkt als PPTX-Datei gescannt oder als PDF-Datei gespeichert werden. INFO-MARKT GmbH Fischerstraße 49 D-40477 Düsseldorf Tel.-Nr. 0211/687855-0 Fax 0211/687855-25 [email protected] INFO-MARKT ist eine wirtschaftlich unabhängige Publikation, die aktuell über die Büro- und Informationstechnik berichtet Sie ist urheberrechtlich geschützt Nachdruck, Vervielfältigung und E-Mail-Versendung sind gemäß unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen vom 15. Juli 2015 nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet Gerichtsstand ist Düsseldorf Alle Nachrichten erfolgen nach bestem Wissen, aber ohne Gewähr Herausgeber: Diplom-Volkswirt Hans-Joachim Schneider Chefredakteur: Dipl.-Phys. Dipl.-Journalist Frank Grünberg Redaktion: Christoph Henn, Irina Müller, Hans-Joachim Schneider Layout+Grafik: Daniela Imlau Preise Print-Version: 198 Euro zzgl. gesetzl. MwSt., Einzelartikel über unseren OnlineShop unter www.infomarkt.de für 10,30 Euro zzgl. gesetzl. MwSt. Kündigung des Abonnements sechs Wochen vor Vertragsende ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 16