Katalog der Musikhandschriften in der Musikbibliothek der
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Katalog der Musikhandschriften in der Musikbibliothek der
Auszug aus: Armin Brinzing: Katalog der Musikhandschriften in der Musikbibliothek der Abtei Münsterschwarzach, München 2007, S. V-VI Anmerkungen zum Bestand der Musikhandschriften und deren Provenienzen Einen Überblick über die Bestände der Musikbibliothek der Abtei Münsterschwarzach und deren Geschichte gibt P. Rhabanus Erbacher OSB in seinem Beitrag für das Handbuch der Historischen Buchbestände in Deutschland, 1 dem hier einige ergänzende Bemerkungen hinzugefügt seien. Aus dem historischen Bestand des Klosters hat sich (auf nicht mehr nachzuvollziehenden Umwegen) als einziges Manuskript das anonym überlieferte Offertorium Pater magne pater Benedicte erhalten. Es wurde von P. Marianus Hornung (1746-1801) angeschafft, der von etwa 1780-1784 Chordirektor des Klosters war. 2 Im Zuge des Wiederaufbaus der Bibliothek nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten Quellen aus verschiedenen Provenienzen in den Bestand. Zwei bedeutende Komplexe gingen aus dem Besitz der Benediktinerabtei St. Bonifaz in München in den Besitz Münsterschwarzachs über. 3 Zum einen handelt es sich dabei um eine Sammlung autographer Manuskripte Johann Franz Xaver Sterkels (1750-1817), die wohl aus dem Besitz von dessen Neffen Hermann Lehritter stammen. Ein weiterer Teilbestand geht auf den einflußreichen österreichischen Kirchenmusiker Johannes Evangelist Habert (1833-1896) zurück, der von seinem Freund Sigismund Keller (1803–1882), der u.a. als Kirchenmusiker am Stift St. Peter in Salzburg und im Kloster Einsiedeln wirkte, eine Reihe von Handschriften zum Geschenk erhielt. 4 Es handelt sich dabei überwiegend um Abschriften Kellers nach Originalen in Salzburg und Einsiedeln, jedoch sind auch einige Quellen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts darunter (darunter eine von der Hand des seinerzeit hoch geschätzten Opernkomponisten Johann Simon Mayr stammende Abschrift einer Antiphon Giuseppe Sartis, die Keller bei einem Besuch in Bergamo im September 1845 von Mayr als Geschenk erhalten hatte). Aus der näheren Umgebung stammt der sog. Bestand „Heidenfeld/Wipfeld“, der auf dem Dachboden der Kirche in Wipfeld aufgefunden und 1973 von Hanns Dennerlein bekannt gemacht 1 2 3 4 Münsterschwarzach 2: Musikbibliothek der Abtei Münsterschwarzach, in: Handbuch der Historischen Buchbestände in Deutschland, Bd. 12, Hildesheim 1996, S. 75f. Er hatte Theologie und Jura in Würzburg studiert, wo er dann neun Jahre lang als Musiker bei den Franziskanern war. In Münsterschwarzach sang er Tenor und spielte das Cello (auch Violine und Horn). Vgl. P. Adelhard Kaspar OSB, Zur inneren Geschichte der Abtei Münsterschwarzach vor der Säkularisation, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 10 (1958), S. 200-215, hier S. 206 und 209. Zu den Musikalienbeständen von St. Bonifaz vgl. das vermutlich nicht vollständige Verzeichnis bei Eric Gross, Music manuscripts in the library of St. Bonifaz, Munich: a preliminary catalogue, in: Miscellanea musicologica (Adelaide studies in musicology) VIII (1975), S. 82-114. Eine vollständige Erschließung dieses Bestandes durch RISM ist geplant. Vgl. Josef Norbert Moser, Johannes Evangelist Habert, 1833–1896, Gmunden 1976 sowie Pater Lukas Helg, P. Sigismund Keller (1803–1882): Interessante und vielseitige Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts, in: Maria Einsiedeln 107 (2002), S. 195–207 (Pater Lukas Helg danke ich vielmals für die Übermittlung dieses sehr aufschlußreichen Textes). wurde (Signaturengruppe „HW“). 5 Entgegen den Vermutungen Dennerleins gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, daß Teile dieser Musikalien mit der Musikpflege des Augustiner-Chorherrenstifts Heidenfeld in Verbindung zu bringen sind. 6 Vielmehr deuten alle Hinweise in den Handschriften darauf hin, daß die Musikalien in der Pfarrkirche des Städtchens Wipfeld Verwendung fanden. 7 Mehrere Handschriften (und Drucke) stammen nach Aussage eines beiliegenden Zettels aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Maria Bildhausen in Unterfranken (Signaturengruppe „MBH“). Die tatsächliche Herkunft der Quellen ist jedoch unklar, da keine von ihnen mit der Musikpflege des 1803 aufgehobenen und teilweise abgebrochenen Klosters in Verbindung gebracht werden kann. Ein Manuskript stammt vielmehr aus dem nahegelegenen Stangenroth (Katalog Nr. 00025), ein Druck stammt aus dem ebenfalls in der Nähe gelegenen Wülfershausen 8. Es kann daher vermutet werden, daß diese Quellen aus umliegenden Gemeinden zu einem späteren Zeitpunkt nach Maria Bildhausen gelangten, wo seit 1897 wieder St.-Josephs-Schwestern aus Ursberg leben. Ein anderer kleiner, überwiegend aus Drucken bestehender Bestand mit Kirchenmusik, gelangte aus dem Stadtarchiv Ochsenfurt in die Bibliothek. Die Quellen scheinen in der Kirche des heutigen Stadtteils Kleinochsenfurt verwendet worden zu sein, worauf mehrere Besitzvermerke in Drucken hinweisen (Signaturengruppe „OCH“). Schließlich sei noch ein Orgelbuch erwähnt, das aus dem heute zu Baden gehörenden Weinort Königheim in Tauberfranken stammt. Die mit kurzen Vor- und Zwischenspielen versehenen Orgelbegleitungen zum gregorianischen Choral stammen von dem dortigen Cantor (und Organisten) Joseph Faulhaber (1715-1780). Das Original ist bislang nicht bekannt geworden, die hier überlieferte posthume Kopie wurde von einem Bartholomäus Joseph Haag (1741-1798) auf Kosten des wohlhabenden Weinhändlers Valentin Walz angefertigt. 9 5 6 7 8 9 VI Hanns Dennerlein, Der Musikalienbestand Heidenfeld/Wipfeld. Kirchenmusik zwischen 1750 und 1850, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 1973, S.285-312. Vgl. auch Martin Seelkopf und Gertraut Haberkamp, Musikhandschriften katholischer Pfarreien in Franken, Bistum Würzburg, thematischer Katalog, München 1990 (Kataloge bayerischer Musiksammlungen, Bd. 17), S. XXf. Darunter auch die mehrfach unter Mozarts Namen überlieferte Messe KV C1.23, als deren Autor sich der um 1800 sehr beliebte Franz Bühler ermitteln ließ (siehe Katalog Nr. 00007). Johann A. Kobrich, VI. Missæ breves et offertoria, op. 30, Augsburg 1777 (Signatur: MBH 8). Der Besitzvermerk datiert jedoch erst aus dem Jahr 1813. Freundliche Mitteilungen zu den beteiligten Personen verdanke ich Karlheinz Köhler (Königheim) und Otto Spengler (Külsheim). Im Zuge der Recherchen zu dieser Handschrift stellte sich heraus, daß sich in Königheim selbst weitere musikalische Quellen dieser Zeit erhalten haben, die demnächst ebenfalls durch RISM erschlossen werden sollen.