das dorf in der stadt

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das dorf in der stadt
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INHALT
P. Helmut Bochnick OSB
Seite
P. Helmut Bochnick OSB
Grußwort …………………………………..……….……
Br. Andreas Hentschel OSB
Fragen ……………………………….……………..........
P. Abraham Fischer OSB
Stand der Dinge ……….…………..…………………...
P. Werner Vullhorst OSB
Das Dorf in der Stadt ………………………..…….......
P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB
„Komm und sieh!“ …………………………..…….......
Br. Benedikt Müller OSB
Im Zauber der Familie ……………………..……….....
Sr. Gaspara Kashamba
Eine Küche und einen Speisesaal ………………….
Fr. Amani Nyoni OSB
Gut Ding will Weile haben ……………………………
Fr. Desiderius Rugemalira
AIDS-Station ihrer Bestimmung übergeben …........
P. Jonas Wiemann OSB
Die Benediktsregel ………………………….……….....
P. Nikolaus Nonn OSB
Das Portrait ………………………….……….……….....
Redaktion
Rund um das Kloster …………………….....……….....
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Titelseite: Das HAUS DER STILLE,
aus zwei schlichten Betonkuben
und Licht gestalteten Räume,
nimmt den Gast auf in ein Ambiente der Askese und der Besinnung, der Stille und der Konzentration. Der Spalt zwischen den
beiden Hausteilen verbindet das
Treppenhaus mit dem Wohnbereich durch „gläserne“ Brücken.
Rückseite: Die räumliche Abgeschlossenheit nach Innen lässt
nichts Überflüssiges oder Störendes zu, sondern verweist auf das
Wesentliche, das Wahrhaftige.
Stille kann erfahren werden als
Haltung, welche Wahrnehmung
ermöglicht, im Hören auf das
Wort, das mich von innen her
anspricht: Gottes Wort.
IMPRESSUM
Gruß aus der Abtei Königsmünster
AUSGABE AUGUST 2012
für Freunde, Förderer und Interessenten der (Missions)Arbeit der Mönche der Benediktinerabtei Königsmünster,
Meschede und der Kongregation von St. Ottilien
Redaktion: P. Helmut Bochnick OSB (verantwortlich)
P. Nikolaus Nonn OSB
Herausgeber: Missionsprokura der Abtei Königsmünster
59872 Meschede; Tel: 0291.2995 -107 / Fax: -110
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.koenigsmuenster.de
Bildnachweis: Archiv Königsmünster,
Roman Weis, S. 7.8,9,10,11,12; Klein und Neumann, S.6f
Druck: Vier-Türme GmbH, Benedict Press,
97359 Münsterschwarzach Abtei
KONTO: Bank für Kirche und Caritas, Pdb.
Blz.: 472 603 07 / Kto.-Nr.: 11 560 900
IBAN.: DE 9647 2603 0700 11 560 900
BIC: GENO DEM 1BKC
Bei Überweisungen bitte den
SPENDENZWECK angeben.
Missionsprokurator
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Liebe Freundinnen und Freunde
unserer Abtei und unserer Brüder
und Schwestern in der Mission –
liebe Leserinnen und Leser!
Sommerzeit ist Ferienzeit, und Ferienzeit heißt unter anderem auch
Gast-Sein und Geselligkeit genießen. Manch einer mag vielleicht das
Alleinsein und das darin Zur-Ruhe-kommen allen Erlebnissen gemeinschaftlicher Art vorziehen, aber auch diese Menschen suchen Genuss in
der Freude des Entspannens und in dem Erleben des Besonderen, des
Nicht-Alltäglichen.
So unterschiedlich, wie die Menschen sind, so unterschiedlich bzw.
individuell verschieden definiert sich auch Genuss und Genussverhalten
von Menschen.
Die den zumeist umtriebigen und Stress-betonten Alltag unterbrechenden, kurzweiligen oder langfristigen (Selbst)-Belohnungen durch sinnliche, emotionale oder geistige Wahr-Nehmungen und Erfahrungen, finden ihren Ausdruck im Wohlbehagen des „Genießers“, z. B. mittels einer
„guten“ Tasse Kaffee, einem „sehr guten“ Glas Wein oder einem „ausgezeichneten“ Essen, einer „guten“ Zigarette oder einer „besonderen“ Zigarre (selbst in einer Zeit, in der das Rauchen eher verpönt ist), oder
aber im Lesen einer interessanten Lektüre, oder im Hören einer anspruchsvollen Musik. Körperlicher Genuss kann sich ausdrücken in einem tiefen, entspannenden Schlaf, in einer angenehmen Massage oder
gar als Teil gelebter Sexualität. Immer ist es das Außer-Gewöhnliche,
das Besondere, was Empfindung zum Genuss werden lässt.
In der Regel verstehen wir also unter Genuss eine positive Sinnesempfindung, verbunden mit körperlichem oder geistigem Wohlbehagen.
Allerdings werden von Einzelnen auch Empfindungen als Genuss verstanden oder bezeichnet, die Andere eher mit Ekel oder Abscheu quittieren, wie zum Beispiel den Drogen-„Genuss“. Diese eher negative
Form von Genuss, löst in den meisten Fällen ein Verhalten aus, das
bemerkt oder unbemerkt, den „Genießenden“ in Abhängigkeit zieht und
ihm somit schleichend und versteckt den Genuss entzieht und verweigert. Demzufolge entsteht bei den Betroffenen zumeist eine Sucht mit
einem daraus resultierenden Verhalten, das nach immer neuen und stärkeren Reizen verlangt. Dies aber entspricht nicht mehr der eigentlichen
Bedeutung von Genuss.
Genießen ist eine Eigenschaft, die wir uns nur durch wahr-nehmendes
Erlernen aneignen können. Hingabe, Liebe und Freude gehören ebenso
dazu, wie Aufmerksamkeit, Gelassenheit und Dankbarkeit, soll der Genuss nicht in bloße Befriedigung und Gewöhnung abgleiten.
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In der Regel des Hl. Benedikt taucht der Begriff Genuss nicht auf.
Vorschnell möchte man dem Heiligen unterstellen, weltfremd oder gar
feindlich allem „Weltlichen“ gegenüber eingestellt zu sein. Aber bei näherer, aufmerksamer Betrachtung seiner Lebensregel wird deutlich, dass
die asketische Haltung Benedikts eher auf ein Streben nach Vollkommenheit hinsichtlich christlicher Tugenden zielt. Weltliches erachtet er
nicht grundsätzlich für verderbt und schlecht, sondern eher für unvollkommen und gefährlich, weil einer guten Lebensschulung hinderlich und
im Wege stehend. Er weiß, dass die Beherrschung der Gedanken und
der Triebe eine disziplinierte Lebensweise voraussetzt. Im freiwilligen
Verzicht auf bestimmte Bequemlichkeiten und Genüsse, die der Asket
mit seinem Lebensideal für unvereinbar hält, und in der körperlichen,
geistigen und geistlichen Ertüchtigung, zeigt er bewusst eine glaubwürdige Alternative auf, die er dem – wie er sagt – „Feind der Seele“, dem
Laster des Müßiggangs, gegenüberstellt (Vgl. RB, Kap. 48).
Dennoch gibt es einen Hinweis in der Regel Benedikts, der mit Muße, ja
vielleicht sogar auch mit Genuss, zu tun hat. Benedikt bittet, drei Stunden täglich freizuhalten für die „lectio“, die Lesung, und meint damit vor
allem das Lesen der Hl. Schrift. Muße: Unverzweckte Zeit sich selbst
zum Geschenk machen, für den Genuss schlechthin: Die Erfahrung mit
dem Wort Gottes.
Christoph Wilhelm von Hufeland, ein berühmter Arzt des 19. Jahrhunderts, deutet Muße folgendermaßen: „Muße? Das ist das Gegenteil von
Nichtstun. Es ist gesteigerte Empfänglichkeit, ein Tun, das nicht aus dem
Zwang der Not kommt, nicht aus der Gier nach Gewinn, nicht aus dem
Gebot oder der Pflicht, sondern allein aus der Liebe und der Freiheit. Es
ist die anspruchsvollste aller Beschäftigungen, weil sie aus dem Kern
unseres Wesens hervorgeht und aus der Freude am Schaffen selbst
getan wird. Es ist vor allem die unverwelkliche Fähigkeit zum Staunen
und Ergriffensein.“
Staunen und Ergriffensein – eine Eigenschaft, die uns Erwachse-
nen eher abhandengekommen zu sein scheint. In den Augen und auf
den Gesichtern von Kindern können wir sie lesen und neu erlernen.
Vielleicht besitzen Kinder auch noch am ehesten die Fähigkeit, zu genießen, weil sie das Leben in offener und unvoreingenommener Empfänglichkeit wahr-zu-nehmen in der Lage sind.
„Werden wie die Kinder“ – eine Mahnung Jesu, die uns wieder in diese
Empfänglichkeit führen will. Nicht zuletzt ist mit dieser Haltung die Empfänglichkeit für die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes gemeint, aus
denen heraus alle Dankbarkeit entspringt.
Dankbarkeit aber ist die beste Grundlage und gleichsam auch die eigentliche Berechtigung für jeden Genuss und für jede Muße. Sie lässt uns in
allem das rechte Maß finden, wissend, dass alles, was wir genießen
dürfen, auf dass es unserem Leben diene, nicht nur uns allein geschenkt
ist.
Im Blick auf den Anderen und für den Anderen weitet sich unser Herz –
und auch unser Genuss.
Ihr dankbarer
Fragen
Wer
nimmt
mir
den
Mantel
der
Enttäuschung,
wer
zerreisst
das
Gewebe
meiner
Heimsuchung?
Ist
es
nicht
die
Sonne
hinter
dem
Gewölk?
Ist
es
nicht
das
Lied
aus
bedrücktem
Herzen?
Ist
es
nicht
die
Sehnsucht,
die
den
Himmel
stürmt?
Br. Andreas Hentschel OSB
Bild im Hintergrund: Edelstahlkreuz in der Kapelle im Haus der Stille
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P. Abraham Fischer OSB
Kunstschmied und Seelsorger
Stand
der Dinge
Manchmal, wenn ich über den Stand unseres
Orgelprojektes nachdenke, dann wünsche ich mir
ein Wunder: Dass wir auf unserem Klostergelände
einen bisher nicht gehobenen Schatz finden, oder
dass sich völlig überraschend ein „Großspender“ für
das Projekt auftut.
Schön wäre es…
Wer wünscht sich das nicht für sein eigenes Leben,
dass sich Situationen überraschend lösen, dass die
Sorgen, dass all das Ringen plötzlich und unverdient
ein Ende haben?
Am-Ziel-Sein, Ankommen.
Meistens sieht die Realität unseres Lebens allerdings anders aus: Je mehr wir uns Erleichterung auf
dem Weg wünschen, desto steiler und schwerer
scheinen die Anstiege zum Gipfel zu werden.
Vielleicht wäre es ein Weg zu mehr Gelassen-
heit, sich nicht noch weitere „Sorgen zu machen",
sondern einfach treu und alltäglich das zu tun und
zu realisieren, was ich vermag. Wenn sich da immer
mehr Menschen einbinden, so wird − das ist meine
feste Überzeugung − auch für unsere ganze Welt
gesorgt sein.
In MOMO, seinem wunderbaren Märchen für Erwachsene, hat Michael Ende durch den Straßenkehrer Beppo eine Antwort auf genau diese Fragen
gegeben: Schon die Art, wie der weise Straßenkehrer mit Sinnen und Ruhe seine Antwort formuliert, kann unserer leistungsorientierten Denkweise
Einhalt gebieten.
Aber lesen Sie selbst:
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„Siehst du, Momo, es ist so: Manchmal hat
man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die
ist so schrecklich lang; das kann man niemals
schaffen, denkt man." Er blickte eine Weile schweigend vor sich hin, dann fuhr er fort: „Und dann fängt
man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer
mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man,
dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem
liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man
kriegt es mit der Angst, und zum Schluss ist man
ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die
Straße liegt immer noch vor einem. So darf man es
nicht machen."
Er dachte einige Zeit nach: Dann sprach er weiter:
"Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten
Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den
nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den
nächsten." Wieder hielt er inne und überlegte, ehe
er hinzufügte: „Dann macht es Freude; das ist
wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so
soll es sein." Und abermals nach einer langen
Pause fuhr er fort: „Auf einmal merkt man, dass man
Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat.
Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht
außer Puste." Er nickte vor sich hin und sagte abschließend: „Das ist wichtig."
Das ist Weisheit im Kleinen, Treue im Alltag, quasi
ein klösterlicher, kontemplativer Text. Unsere Gesellschaft nennt sich ja manchmal mit Stolz „Leistungsgesellschaft“. Das hat etwas für sich, denn
durch diese Einstellung haben sich gewaltige materielle Werte ansammeln können.
431.000,- € ist der Stand des Orgelkontos am 1. Juli 2012. Wenn wir die
fehlenden 69.000,- € zusammenbekommen haben, können wir das
Instrument bestellen – so der Beschluss des Konventes von Königsmünster. Dann nämlich wären 50% des Anschaffungspreises auf dem
Orgelkonto hinterlegt.
Am Schluss möchte ich die Weisheit unseres Vaters Benedikt zu Wort
kommen lassen. Am Ende des Prolog zur Regel schreibt er über den
engen und anstrengenden Weg − nicht nur des Klosterlebens:
„Lass dich nicht sofort von Angst verwirren und fliehe nicht vom Weg des
Heils; er kann am Anfang nicht anders sein als eng. Wer aber im
klösterlichen Leben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in
unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.“ (Prolog 48ff)
Mich fasziniert an dieser Passage immer wieder die realistische und
unverblümte Darstellung der Lebensfakten, die dann auf einer höheren
Ebene beantwortet wird. Benedikt verheißt uns gerade nicht, dass
unsere Wege einfacher würden, dass alles schneller gehe, dass Arbeit
und Mühsal aus unserem Leben schwinden. Von alledem spricht er
nicht.
Bewältigung ist möglich, wenn wir innerlich weit werden. Die Welt
ist also für uns so, wie wir sie innerlich bewerten. Wer in Enge und Angst
lebt, dem werden alle Wege steinig und steil. Wer mit weitem und
liebendem Herzen in die Welt schaut, dem leuchten ihre Wunder
entgegen.
Insofern sind wir mit unserem Orgelprojekt schon richtig weit…
In der Physik ist Leistung als Arbeitseinheit pro
Zeiteinheit definiert. In dieser Definition hat in unserem allgemeinen Bewusstsein interessanterweise
die Stellschraube der Zeit die Überhand gewonnen.
Arbeit an sich wird dem Zwang der Zeit untergeordnet und nur noch von dort aus bewertet. Wie in
Endes MOMO beschrieben, wird Zeit zur knappsten
Ressource. Alles soll dann immer schneller gehen,
immer effektiver, immer… immer… immer…
Doch wenn wir den Blick – wie Beppo der weise
Straßenkehrer – einmal um die Zeit-Ebene zurücknehmen, eröffnet sich eine wunderbare Perspektive:
Die Arbeit selbst kommt in den Blick, das fertige
Werkstück, die innere Zufriedenheit mit dem Geschaffenen. Es ist dann nicht mehr die Ungeduld
des „Mehr“ anspornend, sondern die Zufriedenheit
mit dem, was ist.
Das ist der Unterschied zwischen dem „Haben“ und
dem „Sein“.
„Und wie ist nun der Stand des Orgelprojektes?“
– werden Sie liebe Orgelpatin, lieber Orgelpate am
Ende meiner Gedanken fragen.
Das große unverhoffte Wunder – da bin ich ehrlich –
das steht bisher noch aus. Maßgeblicher aber sind
die vielen kleinen Wunder und Gaben. Sie will ich in
den Blick nehmen und an dieser Stelle auch im
Namen meiner Brüder ausdrücklich „Danke!“ sagen.
Bank für Kirche und Caritas, Paderborn,
BLZ: 472 603 07
Kto.-Nr.: 11 560 900
Kennwort:
ORGELPATE
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P. Werner Vullhorst OSB
Seelsorger und Koch
DAS DORF
IN DER
STADT
Jedes Benediktinerkloster ist ein geprägter Lebensraum.
Der Lebensraum Königsmünster begann
1928 in einem kleinen Wohnhaus in der damaligen
Innenstadt in Meschede, entfaltete sich dann in einer Villa am Fuße des heutigen Klosterberges, zog
bald in ein Fachwerkgebäude um und fand dann
seinen endgültigen Ort auf dem Klosterberg, dem
sogenannten „Dünnefeld“, ober- und außerhalb der
Stadt Meschede. Heute ist die Stadt rund um den
Klosterberg herumgewachsen.
„Wenn möglich ist das Kloster so anzulegen, dass
sich alles Notwendige innerhalb der Klostermauern
befindet, nämlich Wasser, Mühle, Garten und die
verschiedenen Werkstätten, damit alle Berufe dort
ausgeübt werden können. So brauchen die Mönche
nicht draußen herumlaufen, was ja ihren Seelen
keineswegs zuträglich ist.“ (aus der Regel des heiligen Benedikt, Vers 6 und 7 des 66. Kapitels)
Der heilige Benedikt möchte durch die Klausur die
Brüder und Schwestern seiner Gemeinschaften in
einem con-centrierten Leben stützen. Con-centration bedeutet im Sinne Benedikts ein Leben um eine
Mitte herum. Die Mitte des mönchischen Lebens ist
die Nachfolge Christi und das Leben im Geiste des
Evangeliums. Die Klosterkirche steht hierfür. Der
gesamte Lebensraum soll sich darum konzentrieren
und der Zerfledderung fliehen. Die Klausur des
Klosters ist somit ein Lebensraum der Konzentration.
Damit gehört es zum benediktinischen Alltag, nicht aus dem Kloster
herauszugehen, um Arbeit zu suchen, sondern die Arbeitsstätten im
Kloster anzusiedeln.
In Königsmünster war von Anfang an die erste Arbeitsstätte die Schule,
die sich nach und nach auf dem Abteigelände ausweitete. Hinzu kamen
die verschiedenen Berufe und Tätigkeiten der alltäglichen Versorgung:
die Küche und Metzgerei, die Landwirtschaft und die Gärtnerei mit der
Apfelmosterei, die Schneiderei, die Bibliothek, die Schreinerei und die
Schlosserei, dazu die Elektrowerkstatt, die Werkstatt der Kräutertinktur,
die Klosterverwaltung und die Missionsprokura, die Infirmerie und manches mehr. Spätestens nach dem zweiten Weltkrieg hatten sich diese
Bereiche herausgebildet.
Viele Werkstätten waren eher klein – oft nur eine Raumgröße. Doch
die Vielzahl dieser Werkstätten, die sich um die Kirche und den
klösterlichen Innenbereich der Mönche legte, bildete von Anfang an ein
„kleines Klosterdorf“ in der wachsenden Stadt Meschede.
Das Gefüge der Werkstätten ist nicht statisch, sondern ist in Bewegung
durch die jeweiligen Anforderungen der Mönchsgemeinschaft, der die
Werkstätten letztlich dienen. Das Gefüge bleibt auch in Bewegung durch
die verschiedenen Talente und Berufe, die sich im Kreis der Brüder zeigen. Berufe, die einzelne Mitbrüder mitgebracht haben, wurden und werden zu Keimzellen von Werkstätten, die in der Abtei noch lebendig sind,
nachdem die Mitbrüder nicht mehr leben oder auch unsere Gemeinschaft
wieder verlassen haben. In den meisten Werkstätten arbeiten Mönche
mit Angestellten zusammen. Damit bilden die Werkstätten und einzelnen
Arbeitsbereiche auch immer die gegenwärtige Klostergemeinschaft ab
und bleiben in Bewegung, wie Menschen in Bewegung bleiben. Auch in
den Mönchen spielt sich die Spannung ab, auf einem seit vielen Jahrhunderten gestalteten Weg der Nachfolge Christi zu sein und zugleich als
„Kind der Zeit“ zu leben.
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das Wursthandwerk mit eigenen Kräften engagiert
weiterführen können.
Die Küche und die Bäckerei versorgen nach wie vor
die Mönchsgemeinschaft und alle Gäste, sowie unsere Schüler, die dieses wünschen.
Durch die zunehmenden Zahlen der Essensteilnehmer mussten sich Küche und Bäckerei fachlich
immer mehr professionalisieren. Diese Professionalität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglicht uns zudem die Herstellung von Backwaren
und Lebensmitteln aus der Küche, die wir im Rahmen des Abteiladens, mancher Klostermärkte und
auch im Online-Shop anbieten können.
Der alljährliche Adventsmarkt der Abtei, am
1. Adventswochenende, ist seit Jahren zu dem geworden, was Märkte ursprünglich waren: An einem
wichtigen kirchlichen Tag (oft der Kirchweih- oder
Patronatstag) trugen die Handwerker und Händler
einer Stadt ihre Waren zusammen, um sie anzubieten. Gleichzeitig trugen Speisestände und Schausteller mit ihren Angeboten und Darbietungen zur
Freude aller bei.
Solche Markttage prägten eine ganze Stadt, ein
ganzes Dorf und tun dies auch heute, so auch bei
uns in Königsmünster: Wenn der Adventsmarkttermin näherrückt, sind die Mönche und Angestellten,
zudem viele Freunde und Freundinnen der Abtei,
schon viele Wochen vorher aktiv, um rechtzeitig ihre
vielfältigen und hochwertigen Waren und Erzeugnisse den Besuchern anbieten zu können.
Wir laden Sie herzlich ein, sich von diesem
Die Schlosserei und die Schreinerei sind zwei Klosterwerkstätten,
an denen deutlich wird, wie sehr sich Zeiten und Situationen auch in
unserer Abtei ändern. Ursprünglich dienten beide Werkstätten ausschließlich der Ausstattung der Abtei mit Möbeln und Holzarbeiten, wie
auch mit Schlosser- und Schmiedetätigkeiten. Das ist heute nicht mehr
vorrangig notwendig und wirtschaftlich in vielen Fällen zudem unsinnig.
Vielmehr haben sich diese Werkstätten gewandelt zu Handwerksbetrieben, die in handwerklicher und ästhetischer Professionalität „Abteiwaren“ herstellen.
Der gesamte Agrarbereich mit seinen verschiedenen Bereichen ist einem
noch stärkeren Veränderungsprozess unterworfen: Während die Gärtnerei und der Viehstall in früheren Zeiten in der Lage waren, die Klostergemeinschaft weitgehend mit eigenen Lebensmitteln zu versorgen, ist dieses schon seit vielen Jahren aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr
möglich. Es konnte nur noch ein Teil durch eigene Erzeugnisse beigesteuert werden – das meiste (auch Fleisch und Gemüse) musste zugekauft werden. Zudem waren beide Bereiche von ihrer Bausubstanz her
sehr in die Jahre gekommen und hätten kräftige Investitionen gebraucht,
die nicht mehr zu rechtfertigen waren. Deshalb wurde vor einigen Jahren
bereits die Gärtnerei geschlossen, nun auch die Landwirtschaft. Gleichwohl haben wir noch einen gut funktionierenden Hühnerstall und werden
auch weiter Legehühner im Stall und im freien Auslauf füttern und uns an
den Eiern freuen. Überlegungen zeitgemäßer und klösterlich stimmiger
Agrarformen sind aber durchaus „in den Hinterköpfen“, zumal die grünen
Flächen des Klosters dazu einladen…
Gleichwohl hat sich unsere Klostermetzgerei unter der Leitung von
Bruder Antonius und Bruder Ulrich immer mehr dahin entwickelt, für den
Klostertisch und auch als Angebot in unserem Abteiladen gute Hausmacherwurst herzustellen. Das hierzu benötigte Fleisch wird inzwischen
bei den örtlichen Metzgern eingekauft, bei denen wir die Herkunft der
Tiere kennen und verantworten können. Wir sind froh darüber, dass wir
Angebot selbst zu überzeugen und die Markttage,
am 1. und 2. Dezember 2012 auf unserem Abteigelände zu besuchen. Wir freuen uns, dann mit Ihnen
ebenfalls den Beginn des neuen Kirchenjahres feiern zu können. Das abschließende Konzert, um
18:00 Uhr in der Abteikirche, will Sie in eine – so
wünschen wir es Ihnen – besinnliche, vorweihnachtliche Zeit entlassen.
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P. Dr. Cosmas Hoffmann OSB
Leiter des Gastbereiches
„Komm
und sieh!“ –
Zu Gast
in der
Abtei Königsmünster
Heute gelten Klöster als „Anders-Orte“, die im
Kontrast zu Alltag und „Normalwelt“ stehen, aber
auch als Orte echten oder ursprünglichen Lebens,
die nicht den Zwängen der äußeren Show-Welt entsprechen müssen. Klöster sind für viele Menschen
heute Orte der Kultur. Man kann architektonische
Monumente, kunstgeschichtliche Kostbarkeiten und
künstlerische Darbietungen besuchen, zugleich sind
sie Stätten gelebter Spiritualität, wo man zur Ruhe
findet, Lebensfragen nachgehen kann und seinen
Glauben neu entdeckt oder vertieft. Genau diese
Bandbreite von Vorstellungen, Projektionen und
Erwartungen erfahren wir, die Mönche der Abtei
Königsmünster, bei den Menschen, die zu uns finden. Neben den vielen Gästen (ca. 14.000 Übernachtungen im Jahr), die für einige Tage ins Kloster
kommen, nehmen heute viele andere Besucher (ca.
23.000 Tagesgäste jährlich) die Gastfreundschaft
der Abtei im Rahmen von Einkehrtagen, Führungen,
Eintopfessen, Klostermärkten, Familienfeiern und
anderen Tagesveranstaltungen wahr. Wieder andere interessieren sich für die kulturellen Angebote:
Abteikonzerte, Abteigespräche, Ausstellungen und
Lesungen.
Neben diesen Tagesgästen, die sich zu einem Besuch auf dem
Klosterberg einfinden, suchen viele Menschen für einige Tage Zuflucht im
Kloster. Sie wollen zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden. Der Welt
und ihren vielen Stimmen und Ansprüchen ausgesetzt, fühlen sie sich
von den tagesaktuellen Forderungen hin- und hergerissen und sind oft
eher bei Anderen und bei Anderem, als bei sich selbst. Sie sind sich
selbst fremd geworden. Karl Valentin brachte diese Erfahrung der
seelischen Heimatlosigkeit schon vor einigen Jahrzehnten in einem
mittlerweile geflügelten Wort auf den Punkt: „Heute will ich mich
besuchen, hoffentlich bin ich daheim.“
Sicher liegt in dieser Entfremdungssituation vieler Zeitgenossen ein
Grund dafür, dass Klöster immer mehr zu Sehnsuchtsorten der Stille und
des Zu-sich-kommens werden, an denen Menschen sich Orientierungshilfen im Umgang mit sich und mit dem Vielen, was sie bedrängt,
erhoffen.
Schon der äußere Rahmen des Klosters, die klar geordnete Struktur von
Raum und Zeit, kann eine erste Hilfe sein und Halt und Orientierung
bieten. So hat seit alters her alles Tun und Leben im Kloster seinen
festen Ort: einen Ort zum Beten, einen Ort zum Arbeiten, einen Ort zum
Essen, einen Ort zum Schlafen, einen Ort zur Begegnung und einen Ort
zum Rückzug. Ebenso hat auch alles seine Zeit, wobei der Zeitplan, den
der hl. Benedikt vor gut 1500 Jahren in seiner Regel empfohlen hat, von
der Jahres- und Tageszeit und dem Rhythmus der Natur abhängig ist. Im
Gegensatz dazu ist für viele Menschen heute ein Leben in diesem
natürlichen Rhythmus schon längst keine Selbstverständlichkeit mehr, da
viele die Nacht zum Tage machen müssen und manche vom Jahreslauf
nicht mehr viel mitbekommen: Die klösterliche Zeitordnung als „AndersZeit“.
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Der Weisung des heiligen Benedikt folgend,
geht es uns bei all dem sowohl um das seelische
als auch um das leibliche Wohl unserer Gäste.
Eine erste Möglichkeit, die Abtei kennenzulernen,
können die Dichter-Lesungen im Abteiladen sein,
sowie die Abteigespräche in der Aula des Benediktinergymnasiums oder auch die Abteikonzerte, die
in der Abteikirche stattfinden. Auch der Adventsmarkt, der Abteisommer und der Eintopf am Samstag locken manche Besucher erstmals über die
klösterliche Schwelle.
Vertiefende Angebote sind dann die OasenWochenenden, natürlich in der OASE, die wie
kleine Oasen auf Zeit, zur Erholung und Erfrischung einladen. Hier geht es um einen guten
Umgang mit Stresserfahrung, um einen achtsamen
Umgang mit sich und um das Baumelnlassen der
Seele.
Auch das Haus der Stille möchte ein Ort des Zusich-kommens sein. Die Stille wird in den Kursen in
unterschiedlicher Weise wahrgenommen:
* In den Angeboten zu Kontemplation und ZenMeditation geht es um ein immer tieferes Eintauchen in die Stille als einem Ort der Selbst- und der
Gottesbegegnung.
* In den verschiedenen Formen der Exerzitien
dienen Text-, Musik-, Film und Bewegungsimpulse
dazu, sich mit Hilfe eines Mediums in die eigene
Stille zu wagen.
* In den Yoga-, Tai-Chi-Chuan- und Qi-GongKursen soll durch die achtsame Körperwahrnehmung die Seele zur Ruhe finden und der eigene
Leib zu einem Raum der Stille werden.
Vielen Gästen bietet diese klösterliche Grundordnung, in der alles seinen Ort und seine Zeit hat, einen äußeren, schützenden Rahmen, eine
Not-Wendigkeit, um die eigene innere Ordnung wiederzufinden. So
überrascht es nicht, dass in einer Studie im Gastbereich der Abtei SaintBenoît-du-lac bei Quebec (Kanada) während des Sommers 2003 festgestellt wurde, dass sich über 80% der befragten Gäste entspannt und
zufrieden fühlten und den Eindruck hatten, dass diese Erfahrung auch
nachhaltig sei und auch auf Dauer eine positive und stärkende Wirkung
auf den eigenen Alltag habe. Klösterliche Gastfreundschaft wird von den
Menschen, die sich selbst oder ihrem Leben fremd geworden sind, als
eine Möglichkeit erlebt, wieder zu sich selbst zu finden – und darüber
hinaus auch eine neue Orientierung für ihren Weg.
Die vielen und verschiedenen Menschen, die zu uns kommen,
verbinden mit ihrem Besuch oder Aufenthalt auch unterschiedliche Erwartungen und Wünsche an das Kloster und an die Mönche. Um diesen
verschiedenen Bedürfnissen nachzukommen, laden wir auch zu unterschiedlichen Angeboten in den Bereichen von Jugend, Bildung und Kultur, Seelsorge und Spiritualität ein. Mit der neu erschienenen Broschüre
„Für unsere Gäste. Informationen und Programm 2012-2013“ möchten wir, die Mönche der Abtei Königsmünster und die Mitarbeitenden des
Gastbereiches, Ihnen die Angebote und Möglichkeiten, bei uns Gast zu
sein, vorstellen.
Während einige etwas mehr über Benedikt und das Mönchtum erfahren
wollen und sich für die klösterliche Lebensschule interessieren, um Anregungen für die eigene Lebensgestaltung zu bekommen, schwärmen
andere von der Klosterküche und kommen regelmäßig zum samstäglichen Eintopfessen oder möchten mit Freunden oder Kollegen eine Feier
im klösterlichen Rahmen veranstalten.
Neben den von uns angebotenen Kursen besteht auch die Möglichkeit, als Einzelgast oder mit
einer Gastgruppe in der OASE, der Arche oder im
Haus der Stille zu wohnen. Auch hierüber können
Sie im neu erschienenen Gastprogramm „Für unsere Gäste. Informationen und Programm“ einiges
erfahren. Falls Sie das Programm bisher noch nicht
erhalten haben, melden Sie sich beim Gastbüro.
Wir senden es Ihnen gerne zu. Sie können es auch
als pdf-Datei auf www.koenigsmuenster.de unter
OASE/Programm oder Haus der Stille/Programm
einsehen. Das Gastbüro erreichen Sie telefonisch
montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 15
bis 17 Uhr.
Wir hoffen, dass das neue Programm all jene, die
uns gerade kennenlernen, neugierig macht, und all
die, die uns schon länger kennen, Neues entdecken lässt.
Herzlich willkommen! – sind Sie alle als
unsere Gäste auf dem Klosterberg.
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Die Arche, heute eines unserer Gästehäuser, wurde um 1930 als „vorläufiges“
Kloster im Fachwerkhaus-Stil errichtet.
Heute bietet die Arche  
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11
Das HAUS DER STILLE
verfügt über 20 Einzelzimmer mit WC und Nasszelle.
Ein Zimmer ist behindertengerecht eingerichtet. Alle Zimmer sind über einen
Fahrstuhl zu erreichen.
Die Halle, als Raum für
größere Gruppen, zwei
Sprechzimmer, das Refektorium (Speisesaal), der
Kreuzgang und die Kapelle
stehen unseren Gästen zur
Verfügung.
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Alle Zimmer mit WC und
Nasszelle, Schreib- und
Leseplatz, Ausblick über
die Obstwiese, aber ohne
Radio, TV, Telefon, oder
Minibar.
12
ist mit all dem ausgestattet, was ein
Seminarbetrieb braucht, und bietet
atmosphärisch alles, was Begegnung
fördert und ermöglicht. So ist die
Spannbreite möglicher Angebote und
Inhalte sehr groß.
Die 25 Doppelzimmer, 2 Vierbett-Zimmer und 2 Referentenzimmer mit Dusche und WC, sind schlicht und einfach und
haben eine angenehm wohnliche Ausstrahlung. Bei der
Anreise brauchen keine Handtücher oder eigene Bettwäsche
mitgebracht zu werden, da es uns wichtig ist, dass unsere
Gäste ein bezugsfertiges Zimmer vorfinden.
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Br. Benedikt Müller OSB
Sommerzeit – Urlaubszeit, auch in der OASE, denn dort bieten wir die
Familienwoche an.
Urlaub für Familien im Kloster – geht das überhaupt?
Es funktioniert sehr gut. Unsere Familienwoche ist eine Einladung zu
einem Kursangebot, das sich seit 1992 in dieser Form an junge Familien
richtet, die einmal alternativ Urlaub machen möchten. Unterstützt wird
dabei unsere Arbeit von engagierten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ehrenamtlich mit einem Mönch durch ein immer wieder neues
und spannendes Ferienabenteuer führen.
Koordinator für Jugend
und Bildung
Die Welt der Familienwoche
verzaubert die Klosterwelten.
Wie darf man sich nun den Familien-Kloster-Urlaub vorstellen? Bei der
Familienwoche möchten wir Kindern und Eltern nicht zu viel „vorsetzen“.
Wir leben in einer Gesellschaft, die von Hektik, Leistungsdruck in Schule
und Beruf, Schnelllebigkeit und Reizüberflutung durch Massenmedien
gekennzeichnet ist. Und so ist es gerade in der heutigen Zeit wichtig,
Einladungen auszusprechen, die dem modernen Zeitgeist entgegenwirken. Die Familienwoche ist ein solches freizeitpädagogisches Angebot.
Familienwoche bedeutet Zeit zu haben, einfach mal die Seele baumeln
zu lassen, gemeinsam zu spielen, zu singen, zu tanzen, zu lachen, zu
feiern und miteinander zu beten. So
unterscheidet sich
die Familienwoche deutlich etwa von
einem ClubUrlaub mit Animateuren. Wir laden
die Familien
bewusst ein, sich
an der
Gestaltung zu
beteiligen.
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Zwar gibt es immer ein Rahmenthema, zum
Beispiel „Märchen“ (2011) oder „Zirkus“ (2012),
doch ist uns wichtig, dass auch die Familien ihre
Wünsche äußern. Schließlich verbringen sie ja ihre
kostbare Urlaubszeit im Kloster, und da wäre es
doch schade, wenn die Interessen der Familien im
Hinblick auf die Programmplanung verfehlt würden.
In den vergangenen Jahren haben wir unseren Blick
auf „Mehr-Ruhe“ und „Weniger-Aktion“ gerichtet.
Dabei hat sich herauskristallisiert: „Weniger ist
mehr!“ Und somit kommt die benediktinische Tugend der rechten Maßhaltung auch in der Familienwoche zum Tragen. Das rechte Maß zwischen
Animation und Rekreation gilt es immer wieder neu
zu erspüren und ausfindig zu machen. So ergibt es
sich, dass das Programm in jedem Jahr, schon
bedingt durch das Thema und die Wünsche der
Familien, ein anderes ist.
Der pädagogische Leitsatz Maria Montessoris „Hilf
mir, es selbst zu tun“ ist für mich während der Familienwoche eine wertvolle Orientierung. Es gibt keine
getrennten Programme für Kinder und Eltern. Konzeptionell ist es uns sehr wichtig, dass wir, bei allen
Aktivitäten mit den Erwachsenen und den Kindern,
etwas zusammen unternehmen und erleben. Dadurch wird ermöglicht, dass Kinder und Eltern ausreichend Zeit füreinander haben. Gerade diese kostbare Zeit fehlt ja heute oft im familiären Alltag, bedingt durch Bildungs- und Berufsstress. Trotzdem
mache ich immer wieder auch die interessante
Beobachtung, dass die Kinder, wenn sie sich erst
einmal kennengelernt haben, auch genügend Eigenleben entwickeln, so dass die Eltern durchaus
auch für sich und unter sich sein können.
Die Familienwoche verwandelt den ganzen
Klosterberg und zieht so manchen Mönch in ihren
Bann. Die OASE ist bunt geschmückt, passend zum
Thema. Kirchplatz, OASEN-Wiese und Klostergarten werden zum Spiel- und Abenteuerplatz. Nicht
alltägliche Geräusche dringen ins eher stille Kloster:
Kinderlachen verzaubert die Klosterwelten.
Die OASE hatte sich in einen bunten Zirkus verwandelt. Die Familien
mussten sich zunächst den Zugang in die Welt der Artisten und der Tiere
mit einer kleinen Zirkus-Vorstellung „verdienen“. Am Montagnachmittag
ging es dann auf VACANZI-Schatzsuche, eine weitere große Herausforderung. Das obendrein unfreundliche Regenwetter konnte jedoch die
Freude und den Spaß nicht trüben, und so kehrten alle mit reichlich
süßer Beute heim.
Am Dienstagvormittag passierte es: Ort des Schreckens: der Spielplatz.
Dompteuse Vryda Vacanzi war in einen Hasen verzaubert worden.
Zum
Glück
schafften es die Kinder
noch rechtzeitig, Vryda
wieder zu entzaubern.
Und wie? Ist doch klar:
durch eine spektakuläre und gefährliche
Hasendressur. Doch
zuerst mussten Hasenkostüme gebastelt
und danach verschiedene artistische Kunststücke eingeübt werden. Aber: „Übung
macht den Meister“,
und zur großen Freude
von Vryda, dem Zirkusteam und den Eltern, glänzten die Kinder mit einer großartigen Darbietung in der
Manege. Den Nachmittag nutzten alle mit
erkundungsreichen
Ausflügen ins Sauerland.
Und am Mittwoch?
Auch in diesem Sommer haben wir uns wieder
gemeinsam mit Eltern und Kindern eine Woche lang
von einer „etwas anderen Welt“ verzaubern lassen.
Am 15.7.2012 war es soweit:
ZIRKUS VACANCI / IM ZAUBER DER MANEGE:
Ausgerechnet am Tag
des Kinderfestes wurde Vryda Vacanzi in
einen traurigen Clown
verzaubert. Doch die
Erlösung ließ auch
diesmal nicht lange auf
sich warten: Schnell
befreiten die Kinder sie
mit dem Lied vom
„Gummibären“.
Zur
Belohnung hieß es für
alle Familien: „Herzlich
willkommen an Bord“
zu einer Schifffahrt auf
dem Hennesee.
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Am Nachmittag startete unser großes VACANZI-Kinderfest auf der Wiese
der OASE. Endlich,
endlich ein wenig
„Sommer-Feeling“
bei Kindern, Eltern
und dem Team!
Krönender Höhepunkt des Festes
war natürlich eine
überdimensionale
süße und farbenprächtige Leckerei,
die unser Küchenteam mit großem
Engagement
gezaubert hatte. Zirkusdirektor Silvano
Vacanzi ließ sich
nicht lange bitten
und schnitt kurz
entschlossen die
riesige Torte gleich
zu Beginn des Festes vor ebenso riesigen Kinderaugen an.
Nach dem Morgengebet und dem Frühstück starteten wir alle am
Donnerstag vergnügt in einen neuen Zirkustag. Und natürlich war auch
heute nicht alles so, wie es eigentlich hätte sein sollen. Diesmal war
Vryda Vacanzi in eine Schlange verzaubert worden. – Ein Dank an die
Kinder, die es mal wieder geschafft hatten, sie zu erlösen. Vryda wünschte sich nun, nach dem ganzen Verzauberungsstress der vergangenen
Tage, eine Wellness-Stunde für sich und für das Zirkusteam.
Ein wunderschönes, farbenprächtiges, großartiges
Zirkusspektakel und in der Tat: ein ZAUBER DER
MANEGE! Schmetterlingstanz, Clowns und Seiltänzerinnen, Akrobat und Gewichtheber, Löwenbändiger und Zebradompteur, Pferde- und Elefantendressur, Schlangenbeschwörerin, Jongleure und
Zauberer, und nicht zu vergessen die bravouröse
Ein-Frau-Zirkuskapelle, und alle diese unter den
kritischen, jedoch überaus wohlwollenden Jurorenaugen, die schlussendlich alle Akteure mit einer Urkunde und vielen Süßigkeiten beschenkten.
Überraschungsgast Pater Michael Hermes OSB
gewann im Sturm die Herzen von Klein und Groß
mit seinem Sauerland-berühmten Flohzirkus. Die
begeisterten Kinder mussten allerdings zunächst
ihre ganze Geschicklichkeit aufbringen, um KarlHeinibert, den ausgebüxten Stargast der Flohtruppe, wieder einzufangen. Mit Lupe und Taschenlampe wurde jeder „Winkel“ der Manege abgesucht. Es
hat sich gelohnt! Auch Karl-Heinibert gab sein Bestes, nicht zuletzt mit dem dreifachen Salto-Mortale!
Mit einem furiosen Finale fand die sensationelle
Nachmittagsvorstellung unter Tanz und Gesang
ihren Abschluss. Bis in den frühen Morgen soll der
Festausklang gedauert haben, denn es gab noch
einen Geburtstag zu feiern!
Die Familien haben uns wirklich ein tolles, „sinnliches Verwöhn-Programm“ in die Manege gezaubert. Am Nachmittag machten wir uns auf
zum Wildpark nach Warstein. Die Tropfsteinhöhle und der Waldspielplatz
standen auf dem Programm. Den Tag beendete ein Abendgebet mit den
Eltern in der Abteikirche.
Freitag: Unser Tag begann wie jeder Tag, wieder mit der biblischen Geschichte. Bis zum Frühstück war ja noch alles okay – aber dann: Vryda
Vacanzi war ein Elefant. Selbstverständlich konnte sie von den Kindern
erlöst werden. Den Vormittag nutzten wir noch alle zu einer aufregenden
Waldspielwanderung im Kohlwedertal. Als besonderes Highlight genossen wir den nachmittäglichen Ausflug nach Vellinghausen. Auf „Xavers
Ranch“ durften die Kinder auf Ponys und Pferden reiten. Eine Nachtwanderung rundete einen erlebnisreichen Tag ab.
Unsere große Zirkusshow, die sich die Familien selber ausgedacht
hatten, startete dann am Samstagnachmittag, nach einem ausgiebigen
Waffel-Schmaus, dem Schminken und Verkleiden, pünktlich um 17 Uhr.
Mit einen Abschlussgottesdienst und dem gemeinsamen Mittagessen und nicht zuletzt einem Dank
an alle Familien, sowie an das Team, mit Silvan
Kuhs (Zirkusdirektor Silvano Vacanzi), Theresa
Hellinge (Vryda Vacanzi), Cécile Courouble (Angelina Ballerina) und Br. Benedikt (dem alten Zirkuspferd) endete die diesjährige Familienwoche.
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Sr. Gaspara Kashamba
für unsere Schule…
Erzieherin und Lehrerin
Inzwischen wurden auch schon die Gräben für die Grundmauern ausgehoben und die Betonbodenplatte gegossen. Diese Arbeiten haben wir
Gott sei Dank noch in der Regenzeit abschließen können. So konnten wir
das im Überfluss vorhandene Wasser bedenkenlos zum Bauen nutzen.
Die erste Hürde ist also genommen.
Nun ist die Regenzeit erst einmal
wieder vorbei und wir dürfen das
kostbare Trinkwasser nicht für den
weiteren Bau verschwenden. Also
müssen wir uns noch ein wenig mit
dem Errichten der Mauern gedulden. Aber die Freude darüber, dass
unser Werk voranschreitet, macht
es uns leicht, diese Geduld aufzubringen. So vertrauen wir darauf,
dass wir dann spätestens im November mit dem nötigen Regen beschenkt werden, aber auch bis dahin weitere Spendengelder empfangen dürfen, die wir ja genauso
dringend benötigen, um unser Ziel
zu erreichen. Für Ihre treue Unterstützung möchte ich schon jetzt
von Herzen danken.
Asante sana!
Unser Schulzentrum
wächst!
Dank der großherzigen Gaben
vieler Wohltäter, haben wir Mitte
April mit den Vermessungen des
Terrains für unsere neue Küche
und den Speisesaal beginnen können.
Zunächst mussten wir den Bauplatz freilegen, das heißt, in großer
Anstrengung Busch und Wald mit
Äxten und langen Messern roden.
Die Erdbewegungen konnten wir
mit Hacken und Schaufeln bewältigen. Das alles war eine ziemliche
Plackerei, aber letztendlich gab es
doch einigen Menschen Arbeit und
Brot, und auch darüber bin ich sehr
glücklich und allen dankbar, durch
deren Spenden wir unsere Arbeiter
haben entlohnen können.
Bitte geben Sie Ihre Spende unter dem
Kennwort: SR. GASPARA
Konto: Bank für Kirche und Caritas, Pdb.
BLZ: 472 603 07, Kto.-Nr.: 11 560 900
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Fr. Amani Nyoni OSB
Lehrer und
Technischer Leiter
der Benedictine Abbey
Secondary School of Ndanda
Die neue Sekundarschule der Benediktinerabtei Ndanda im ehemaligen Leprosenhospital / Mwena-Camp.
In den vergangenen zwei Monaten haben eine ganze Reihe Wohl-
täter meinen Aufruf mit der Bitte um Unterstützung unseres großen Anliegens aufgegriffen: Die finanzielle Unterstützung des Aufbaus unserer
Secondary-School. Zunächst war ich ein wenig enttäuscht und mutlos,
weil eine schnelle und positive, von mir gewünschte Reaktion auf das
große Schulprojekt meiner Abtei in Ndanda auszubleiben schien.
Nun aber habe ich einmal mehr erfahren dürfen, dass „gut Ding Weile
braucht“, wie man in Deutschland sagt. Ich bin sehr dankbar über die
bisher eingegangenen Spenden, die mich ermutigen, weitere Schritte
beim Aus- und Aufbau unserer Schule zu gehen.
Zunächst ist geplant, weitere Wohnhäuser im Internatsbereich der Schule
zu bauen. Die Grundmauern für ein neues Haus sind bereits betoniert.
Wenn die Regenzeit einsetzt und wieder genügend Wasser vorhanden
ist, kann es mit dem Bau weitergehen. Solange müssen wir uns noch in
Geduld üben.
Genauso wichtig wie das Wasser ist aber auch das Geld, das uns
erst ermöglicht, die zurzeit recht teuren Baustoffe, wie zum Beispiel Zement, einzukaufen. Umso dankbarer sind wir allen, die uns finanziell
unterstützen. Wir, die Lehrer und das Leitungsteam, sowie die gut 360
Schüler der Secondary-School versprechen, Sie, unsere treuen Wohltäter, besonders bei der Feier der heiligen Messe, in unser tägliches Gebet
mit hineinzunehmen. Wir vertrauen fest auf die Hilfe guter Menschen,
weil wir wissen, dass eine solch große Aufgabe nur mit dem Interesse
und mit der Unterstützung Vieler gelingen kann.
Damian freut sich mit seinem Lehrer Fr. Amani über den
Fortschritt des neuen Wohnhauses.
Asante sana!
Danke!
Bitte geben Sie Ihre Spende unter dem
Kennwort: SECO-NDANDA
Konto: Bank für Kirche und Caritas,Paderborn,
BLZ: 472 603 07 / Kto.-Nr.: 11 560 900
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Father Desiderius Rugemalira
Pfarrer der Pfarrei Maria Königin
in Kilimahewa / Tanzania
„Die Sorge für die Kranken muss vor und
über allem stehen. (RB 36,1)“
Mit diesen Worten mahnt der Heilige Benedikt in
seiner Regel die Brüder, sich jederzeit mit liebender
und aufmerksamer Hingabe um die Kranken zu
kümmern. Benedikt weiß, wie wichtig es für jeden
Einzelnen ist, dass sich Körper, Geist und Seele in
einem harmonischen Einklang befinden. Alles Störende, Verletzte, und Schadhafte will er beseitigt
oder geheilt wissen.
In der Sorge um die Kranken sieht er eine heilige Pflicht und er schärft
den Seinen ein, diese als Dienst an Christus zu verstehen und zu üben,
indem er aus der Hl. Schrift die Worte Jesu zitiert: Ich war krank und ihr
habt mich besucht, und: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder
getan habt, das habt ihr für mich getan.
Unser kleines Krankenhaus hat sich seit diesem Jahr (2012) um
einen wichtigen Trakt vergrößert. Am 16. März weihte P. Helmut Bochnick
OSB, Missionsprokurator der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede, die neue Aids-Station ein und übergab sie ihrer Bestimmung. An
der Feier, die nach kräftigen, morgendlichen Regengüssen – ein Segenszeichen des Himmels – erst am frühen Nachmittag gegen 14:00 Uhr
stattfinden konnte, nahmen alle Angestellten sowie einige Patienten teil,
nicht zu vergessen Herrn Tilman Ott (Architekt) mit seiner Frau Sigrid,
sowie P. Beda Pavel OSB und Br. Markus Forster OSB und allen voran,
die Schwesterngemeinschaft der Kleinen Schwestern vom Hl. Franziskus
unserer Pfarrei Maria Königin (Maria Malkia) in Kilimahewa.
KONTO: Bank für Kirche
und Caritas, Paderborn
BLZ.: 472 603 07
KTO.: 11 560 900
Kennwort: Kilimahewa
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Die Leitung des Krankenhauses liegt bei den Schwestern Sr.
Bernadetha P. Mkalole und Sr.
Imakulata F. Mongwa. Ihre aufopferungsvolle Arbeit und ständige Verfügbarkeit rund um die
Uhr ist für die vielen Kranken ein
großer Segen, was die Krankenhausbilanz der ersten neun Monate des vergangenen Jahres
2011 belegt: Von Januar bis September versorgten die beiden
Schwestern, ein Arzt (noch in
Ausbildung), die Laborantinnen
und Krankenpfleger/innen, 6.678
Kranke mit verschiedenen Krankheiten.
ten wurden wegen AIDS behandelt. 214 Menschen erhielten eine Zahnbehandlung und außerdem wurde die GesundheitsErziehung und -beratung gegenüber Gruppen aber auch gegenüber Einzelnen geleistet.
Der neue AIDS-Trakt ist mit
den geleisteten Spenden bezahlt – ein weiterer großer Segen für unsere Pfarrei. Niemals
hätten wir die hierfür nötigen
Gelder dafür aufbringen können.
Von Herzen dankbar sind wir
deshalb allen, die für den Neu-
Schreinermeister Andrea ist stolz auf sein Handwerk. Alle Holzarbeiten (Möbel, Fensterrahmen, Türen und Dachstuhl wurden von ihm und seinen
Mitarbeitern in der Pfarr-eigenen Schreinerei gefertigt. Untersuchungsraum und Büro (Bilder oben), eins von 6 Krankenzimmern mit je vier Betten.
15.035
Laboruntersuchungen
wurden
durchgeführt.
1.074
schwangere Mütter nahmen die
Krankenhausdienste für eine gute
Geburt in Anspruch, 2.644 Kinder
erhielten verschiedene Impfungen, 533 Mütter konnten mit unserem Krankenwagen in unser
Krankenhaus eingeliefert werden,
25 in Wehen liegende Mütter in
das District-Krankenhaus.1.022
Menschen erhielten Aufklärung
und Beratung über AIDS und
wurden auf die Krankheit hin getestet, davon erwiesen sich 120
Tests als HIV-positiv. 145 Patien-
bau ihre finanzielle Unterstützung geschenkt haben, als auch
für den Kauf der so notwendigen Medikamente und nicht zu
vergessen für die Löhne aller
Mitarbeiter im Staff.
Vertrauend auf Ihre wertvolle
finanzielle Unterstützung auch in
Zukunft, sage ich Danke auch im
Namen aller Christen der Pfarrgemeinde von Kilimahewa und
aller unserer Sorge anvertrauten
Kranken, und bin, im Gebet mit
Ihnen verbunden, Ihr dankbarer
Fr. Desiderius Rugemalira.
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P. Jonas Wiemann OSB
Novizenmeister und Seelsorger
„Kommt einer zu Tisch…“ (RB 43, 13)
oder: Vom gemeinsamen Essen
Es ist schon auffällig! Wer schon einmal an einer der Hauptmahlzeiten im Refektorium (Speisesaal) eines Benediktinerklosters teilgenommen hat, der wird schnell den „sakralen“ Charakter dieser Mahlzeit spüren, sich an eine der
Gebetszeiten in der Kirche, vielleicht sogar der
Eucharistiefeier erinnert fühlen. Wie eine Kirche
ist das Refektorium eines Klosters immer geostet, die Sitzordnung ist dieselbe wie in der
Kirche, die Tischdiener tragen parallel zu den
Messdienern lange weiße Schürzen, es
herrscht eine Atmosphäre des Schweigens,
man beginnt und endet mit dem Kreuzzeichen
und einem Gebet, es wird aus der Hl. Schrift
vorgelesen.
Schon Benedikt zieht in seiner Regel viele Parallelen zwischen Kirche und Refektorium, zwischen Mahlzeit und Gottesdienst. So ist das 43.
Regelkapitel, welches die Bußen für Unpünktlichkeit behandelt überschrieben mit: „Von denen, die zum Gottesdienst und zu Tisch zu spät
kommen.“ Beide Formen des gemeinschaftlichen Tuns haben für Benedikt, dass zeigt sich
hier sehr deutlich, eine gleiche Wertigkeit. Es ist
nicht so, dass zum Gebet alle pünktlich zusammenkommen sollen während man beim
Essen ruhig später kommen kann. „Kommt einer zu Tisch nicht vor dem Vers – denn alle
sollen gemeinsam den Vers singen und beten
und sich zusammen zu Tisch setzen, werde er
dafür bis zu zweimal gerügt, wenn er aus Nachlässigkeit oder eigener Schuld nicht pünktlich
kommt.“ (RB 43, 13) Der gemeinsame Tisch,
das gemeinsame Mahl scheint für Benedikt ein
hohes Gut gewesen zu sein.
Die Verbindung zum gemeinsamen Gebet zeigt sich
auch darin, dass die Tischdiener mit dem Vers „O
Gott, komm mir zu Hilfe!“ ihren Dienst beginnen. Mit
genau diesen Gebetsworten beginnt für Benedikt
aber auch jede Gebetszeit in der Kirche (vgl. RB
17,3).
Was steht im Hintergrund einer solchen Praxis, die
dem gemeinsamen Mahl einen so hohen Stellenwert
einräumt?
Sicherlich ist in erster Linie an die Praxis Jesu zu
denken, für den das gemeinsame Mahl immer wieder
ein Zeichen für die Gemeinschaft der Menschen
untereinander ist, die sich aus ihrer gemeinsamen
Beziehung mit Gott ergibt. Wenn ich tatsächlich daran
glaube, dass dieser Gott Schöpfer und damit Vater
eines jeden Menschen ist, dann ist die Konsequenz
daraus, dass die anderen nicht so sehr Feinde und
Gegenspieler, als vielmehr Schwestern und Brüder
von mir sind. Und dies soll sich im alltäglichen Mahl
zeigen und bewahrheiten – also Realität werden!
Denn der, mit dem ich esse und meine Nahrung teile,
der bekommt etwas sehr Intimes von mir mit und ich
stelle mich mit ihm auf eine Stufe. Denn: wir beide
sind Empfangende (wenn wir nicht schon längst
vergessen haben, dass etwas zu Essen zu haben
nicht selbstverständlich auf dieser Erde ist!) und
stellen uns wieder neu unter die schöpferische Hand
Gottes, die uns weiteres Leben ermöglichen will!
In unserer Gesellschaft, die Fast-Food und „individuelles Essen im Vorbeigehen“ immer mehr praktiziert,
kann das gemeinsame Mahl nur ein Anstoß sein,
diese „geistliche“ Form der Nahrungsaufnahme nicht
aus dem Blick zu verlieren und immer wieder Orte
und Gelegenheiten dazu zu suchen.
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sich in der Firmkatechese und Jugendarbeit engagierte.
Neben diesem Engagement und der Paukerei für die Schule besuchte er
die Rheinische Musikschule in Köln, verfeinerte dort sein Klavierspiel und
lernte als zweites Instrument Posaune. Dort wurde er auch in Gehörbildung und Musiktheorie unterrichtet.
Nach dem Abitur, bei dem er als viertes Abiturfach selbstredend Musik
gewählt hatte, leistete er seinen Zivildienst in einem Altenpflegeheim.
Seine Dienstzeit endete am 30. April 1985. Das Sommersemester hatte
schon begonnen und so galt es für ihn, das halbe Jahr bis zum Wintersemester – und damit bis zu einem Studienbeginn – zu überbrücken.
Dieses halbe Jahr verbrachte er als Gast in Königsmünster. Und der
Gedanke „Och, bleib doch mal da…“ hat sich bis heute durchgetragen;
denn, so sagt Br. Karl-Leo heute: „Ich bin immer noch da!“, wenngleich
sein „Da-Sein“ eine ganz andere Richtung bekommen hat.
Nach dem Noviziat, das Br. Karl-Leo mit sechs weiteren jungen Männern
absolvierte, wollte er eine Ausbildung machen, die einen praktischen
Einsatz für die Gemeinschaft in Königsmünster ermöglichen sollte. Daher
begann er nach seiner Zeitlichen Profess eine zweijährige Ausbildung
zum Hauswirtschafter im Erzbischöflichen Internat für Jungen, dem Collegium Aloysianum in Werl. Ziel dieser Ausbildung war es, irgendwann
einmal die Leitung der Abteiküche zu übernehmen.
Br. Karl-Leo Heller OSB
„Och, bleib doch mal da!“ …
… das war der Gedanke, der Br. Karl-Leo nach
einem halbjährigen Gastaufenthalt in Königsmünster zum Eintritt in unser Kloster veranlasst
hat.
Br. Karl-Leo wurde 1964 als erstes Kind der Eheleute Heller in Köln-Nippes geboren. Mit seinen drei
jüngeren Geschwistern wuchs er in einem gut katholischen Elternhaus auf. Sein Vater stammt ursprünglich aus Schlesien und war in Köln beim
Finanzamt beschäftigt. Seine Mutter hingegen war
eine waschechte Kölnerin, kommt ursprünglich aus
einer Bäckerfamilie, machte aber eine Ausbildung
zur Erzieherin.
Ja, bei Familie Heller ging es gut katholisch zu,
weshalb Leonhard, so der Taufname von Br. KarlLeo, auch die „normale“ katholische Sozialisation
durchlief: Er ging in den katholischen Kindergarten
seiner Heimatgemeinde, besuchte die katholische
Grundschule in Köln-Nippes und ging anschließend
auf das heutige Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, an
dem er das Abitur ablegte.
Natürlich wurde er nach der Erstkommunion Messdiener, war, als er alt genug war, Messdiener-Gruppenleiter und schließlich Obermessdiener. Um mit
Konrad Beikircher zu sprechen: „Also völlig normal
katholisch.“
Im Alter von 18 Jahren zog es ihn aber aus seiner
Heimatgemeinde in die Pfarrei St. Marien fort, wo er
Mit dem Ende seiner Ausbildung fiel die Gründung der Cella St. Benedikt
zusammen. Und so zog er im Sommer 1988 mit der Gründungsmannschaft nach Hannover, um an der Fachschule für Hauswirtschaft die
Ausbildereignungsprüfung zu erlangen. Nach dem erfolgreichen Abschluss kam die Idee, noch etwas Neues auszuprobieren. Und so begann er 1994 eine weitere Ausbildung an der Schlaffhorst-AndersenSchule in Bad Nenndorf zum Atem-, Sprech- und Stimmtherapeuten.
Diese Ausbildung beendete er 1997. Im gleichen Jahr eröffnete er neben
der Supervisions-Praxis von P. Dieter, zusammen mit Maria Haupt, die
Praxis für Atmung und Stimme im Haus der Cella St. Benedikt.
In dieser Praxis arbeitet er nun schon erfolgreich seit 14 Jahren und wird
von drei Kolleginnen unterstützt. Neben seiner therapeutischen Tätigkeit
hat Br. Karl-Leo Lehraufträge für Gregorianik an den Musik-Hochschulen
in Hannover und Detmold und ist deutschlandweit in vielen Konventen
als Stimmbildner tätig. Zusammen mit verschiedenen Brüdern aus der
Abtei hat er in der „musikalisch-theologischen Werkstatt“ Interessierten
Gregorianik, Psalmengesang, Gospelgesang und auch liturgischen Tanz
nahegebracht.
Schon lange ist er Mitglied im Posaunenchor der (evangelischen) Stadtmission Hannover, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert. Mit
diesem Ensemble hat er eine Reihe von Fahrten unternommen, die unter
anderem nachhaltige Kontakte nach Siebenbürgen gezeitigt haben. Aber
auch Fahrten nach Moskau, Omsk, nach Pannonhalma und Melk standen auf dem Programm. „Als Kathole bin ich da sogar seit einigen Jahren im Vorstand“, schmunzelt Br. Karl-Leo.
Als gebürtigem Rheinländer liegt Br. Karl-Leo natürlich die „fünfte Jahreszeit“ sehr am Herzen. Daher ist es nur verständlich, dass er nach
Möglichkeiten sucht, mit befreundeten Musikern „RosenmontagsMucken“ zu machen – und das gelingt ihm sogar in der Landeshauptstadt von Niedersachsen! – Ein weiteres musikalisches Engagement übt
er aus, wenn er, wie er selbst sagt, „als Rentner-Keyboarder der Jugendband“ in der Pfarrei St Josef auftritt, auf deren Territorium die Cella
St. Benedikt liegt.
Gerade die Musik ist ihm als Ausgleich für seine vielfältigen Aufgaben
wichtig; denn neben seiner Arbeit als Stimmtherapeut in der eigenen
Praxis, den Lehraufträgen und der Stimmbildung trägt er als Cellerar die
Verantwortung für die wirtschaftlichen Belange der Hannoveraner Brüdergemeinschaft und kümmert sich als „Hausmeister“ um anstehende
Reparaturen. Trotz all dieser vielfältigen Aufgaben ist er „immer noch
da!“ – Und das ist auch gut so…
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Abteigespräche 2012
Wozu sind wir auf Erden?
Zur Aktualität einer uralten Frage
Die vorläufig formulierten Themen der Abende verstehen sich als Arbeitstitel.
Gottesdienste
sonn- und feiertags:
6.45 Uhr Matutin und Laudes
9.30 Uhr Konventamt
11.45 Uhr Mittagshore
17.45 Uhr Vesper mit sakramentalem Segen
20.15 Uhr Komplet
werktags:
5.30 Uhr Matutin
6.45 Uhr Laudes
12.45 Uhr Mittagshore
17.45 Uhr Konventamt mit anschließender Vesper
20.15 Uhr Komplet (freitags bereits um 19.40 Uhr)
samstags:
5.30 Uhr Matutin
6.45 Uhr Laudes
12.45 Uhr Mittagshore
17.00 Uhr Vorabendmesse (am 1. Samstag im
Monat im Gemeinsamen
Kirchenzentrum St. Franziskus)
18.30 Uhr Vesper
20.15 Uhr Komplet
Abteikonzerte
07.10.
25.10.
02.12.
Kirchenkonzert mit dem
Tambourcorps Freienohl
17.00 Uhr in der Abteikirche
Israel Brass Quintett
Im Rahmen des Sauerland-Herbst "
"
19.30 Uhr in der Abteikirche
Abschlusskonzert
des Adventsmarktes
18.00 Uhr in der Abteikirche
Werden Sie Orgelpate!
Bank für Kirche und Caritas, Paderborn,
BLZ: 472 603 07 Konto-Nr. 11 560 900
Kennwort: Orgelpate
Viele, zumal ältere Christen, erinnern sich noch an diese Frage, die sie
als Kinder samt der entsprechenden Antwort auswendig zu lernen hatten:
„Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben und ihm zu
dienen und dadurch in den Himmel zu kommen.“ So begann der frühere
katholische Schulkatechismus. Die Frage berührt und bewegt wie eh und
je auch heute das Denken und Fühlen der Menschen. Sie geht als eine
Art Menschheitsfrage vielen zu Herzen. Die Antwort aber bleibt selbst für
Christen eher „abstrakt“ und wirkt ein wenig befremdlich. Die Bedeutung
der Frage scheint offenkundig zu sein, die Bedeutung der Antwort ist
nicht ohne weiteres einsichtig. Angeregt durch dieses fromme „FrageAntwort-Spiel“ aus Kindertagen nehmen die diesjährigen Abteigespräche
eine biographische Spur auf, die als Suche nach dem Lebenssinn zu
lesen ist.
10.09.
Ortrud Grön, Traumforscherin und Therapeutin
Glücklichwerden – unsere bleibende Aufgabe
Träume als Wegweiser
05.11.
Das vierte Abteigespräch – wie schon angekündigt – mit der
Schriftstellerin und Dichterin Ulla Hahn fällt leider aus.
Frau Hahn arbeitet am dritten Band ihrer Romantrilogie und hat
mitgeteilt, dass sie sich in diesem Jahr ganz dem Schreiben widmet, um den derzeitigen schöpferischen Fluss nicht zu stören
oder gar zu unterbrechen. Sie hat aber ihr Kommen für einen
späteren Zeitpunkt zugesagt.
Der Vortrag am 10.09. findet um 19.30 Uhr in der Aula des Benediktinergymnasiums auf dem Klosterberg statt. Der Abteiladen bereitet zum
Thema einen Büchertisch vor, auf dem auch Publikationen der Referentin
angeboten werden.
Aktuelle Informationen zu den Abteigesprächen auf unserer Homepage:
www.koenigsmuenster.de
Buchempfehlung
Unser Abteiladen empfiehlt:
Das Preisbuch des Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreises
der deutschen Bischofskonferenz:
Anne-Laure Bondoux (Autorin) und Maja von Vogel (Übers.),
Die Zeit der Wunder
Der Ich-Erzähler Koumaïl erzählt retrospektiv von seiner Kindheit auf der
Flucht: Jahre, in denen die einzige Konstante Gloria ist, die ihm immer
wieder erzählt, wie sie ihn als Baby zu sich genommen hat. Schließlich
werden sie getrennt und Koumaïl kommt allein
in Frankreich an. Jahre später gelingt es ihm,
die schwerkranke Gloria in einem Spital in Tiflis
wiederzufinden. Kurz vor ihrem Tod erzählt sie
ihm ein weiteres Mal seine Geschichte: Eine
neue Fassung, nämlich die Wahrheit. Im ergreifenden Ende wird deutlich, dass Gloria ihr
Leben nur mit dem Neu-Erfinden einer Lebensgeschichte bewältigen konnte, deren Wahrheit
kaum erträglich ist. Geradlinig wird hier von
furchtbaren Geschehnissen erzählt – aber auch
von der Kraft, die Menschen aufbringen, um sie
zu bewältigen: Das einzig wirksame Heilmittel
gegen die Verzweiflung ist die Hoffnung.
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23
Klosterladen und
Abteimarkt
Alte DM
für Aufgaben in Abtei und Mission
Wissen Sie, dass sich noch etwa 13 Milliarden DM in Umlauf befinden
bzw. irgendwo schlummern? Wissen Sie auch, dass Sie mit
der guten, alten DM unsere Aufgaben in Abtei und Mission
unterstützen können…?
Gerne nehmen wir Ihre DM-Rest-Bestände entgegen.
Wohlfahrtsmarken
Das Porto mit Herz
Unser Klosterladen lädt Sie ein:
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag
von 9.00 bis 13.00 Uhr und von 14.00 bis 17.30 Uhr.
Sonntag
von 10.40 bis 11.40 Uhr.
Produkte aus Bäckerei, Küche und Metzgerei:
Täglich
Verkauf von Rohmilchfrischkäse, eingefrorenen Eintöpfen und Marmeladen aus der Klosterküche.
Dienstag bis Samstag
Verkauf von Brot aus der Klosterbäckerei.
Nur am Samstag
von 11.00 bis 13.00 Uhr Verkauf von Wurst aus der
Klostermetzgerei.
Eintopf-Tag
jeden Samstag
Der Erlös der Wohlfahrtsmarken, die von uns verkauft werden, kommt
unserem sogenannten Katastrophenfonds zugute. Daraus unterstützen
wir soziale Projekte in nah und fern, helfen schnell und unbürokratisch
bei Katastrophen oder unterstützen Menschen in sozialer Not.
Helfen auch Sie! Frankieren Sie Ihre Briefe mit Wohlfahrtsmarken!
Auskunft und Bestellformulare bei Br. Antonius Fach OSB,
Tel.: 0291/2995-104 / e-mail: [email protected]
Missionshilfe einmal anders
Wir sammeln und veräußern Sachen, von denen Sie sich trennen
möchten, z.B.: Briefmarken, alte Taschen-, Armband- und Wanduhren,
Schmuck, Silberbesteck, Zahngold, CDs, alte Postkarten und Ansichtskarten, Einschreibbriefe, Wertbriefe, Photoapparate, Münzen, Papiergeld, Telefonkarten, Bücher, Exlibris… − Altes und Neues.
Lassen Sie uns diese Sachen bitte per Paketpost zukommen. Der Verkaufserlös kommt unseren missionarischen Aufgaben zugute. Für Ihre so
wertvolle Hilfe danken wir Ihnen von Herzen. Wir freuen uns über jede
Zusendung und danken Ihnen schon jetzt auch im Namen derer, denen
Ihre Unterstützung zuteil wird.
Schicken Sie Ihre Sachen an: P. Helmut Bochnick OSB, Klosterberg
11, 59872 Meschede, 0291.9021825 (Anrufbeantworter).
Bei Haushaltsauflösungen kommen wir auch gerne bei Ihnen vorbei.
Samstags von 11.00 Uhr bis 13.30 Uhr öffnet der
Ausstellungsraum unserer Abtei, um frischen Eintopf
aus der Klosterküche anzubieten.
Für 7,50 € gibt es soviel Sie mögen, dazu Brotscheiben mit verschiedenen Aufstrichen. Im Preis inbegriffen ist ein abschließendes Dessert.
Vorangemeldete Gruppen (ab 15 Personen) zahlen
für Eintopf und Dessert inklusive Apfelsaft, Apfelmost und Mineralwasser 9,- € pro Person.
„Was soll ich mir wünschen?“ –
Runder Geburtstag, Firmenjubiläum, Silberne oder Goldene Hochzeit –
und jeder Gast will was schenken. Dabei hab ich doch schon alles!
Andere haben noch nicht alles. Die freuen sich noch über Medikamente,
Schulbücher, ein warmes Essen… Was tun?
Wir nennen Ihnen gerne konkrete Projekte, die Sie in Ihrer Einladung
aufführen können – nicht anstelle von Geschenken, sondern als
Geschenk als Herzensgabe, die ankommt. Sprechen Sie uns an.
Telefon: P. Helmut Bochnick OSB, 0291.9021825 (Anrufbeantworter).
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