Meister der selektiven lese

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Meister der selektiven lese
Sonderdruck
Markus Molitor Jenseits der Auslesen
Teure Weltklasseweine findet man bei Markus Molitor reichlich, aber man sollte 20 und mehr Jahre auf sie
warten können. Diese Zeit lässt sich leicht und angenehm mit preiswerten Klasseweinen überbrücken.
1 Brauneberger Mandelgraben
Pinot Noir * 2009
17 Punkte | 2014 bis 2020
Vor einem Jahr hat dieser Wein – eine Art
Mosel-Échézeaux – in einer Expertenrunde
teure französische Burgunder hinter sich
gelassen. Mittleres Rubingranat. Superfeine
und präzise Nase von reifen und eingelegten
roten Beeren, dazu floral-würzige Schiefer­
aromen. Am Gaumen körperreich, intensiv
und fleischig, zugleich delikat und transparent, mit Eleganz und sehr feinen Tanninen,
nachhaltig nach schwarzen Kirschen.
Preis: 25 Euro ab Hof
Wehlener Klosterberg Pinot Blanc * 2011
17 Punkte | 2013 bis 2019
Schon das Bouquet zeigt Tiefe und Charakter: herrlich reife, dabei feine und präzise
Frucht mit rauchiger Schiefernote. Am
Gaumen dicht, intensiv, enorm saftig und
sinnlich, dabei stets die Eleganz und
Noblesse bewahrend. Feiner mineralischerdiger Schiefertouch im Finish.
Preis: 14,50 Euro ab Hof
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3 Schiefersteil Riesling 2011
17 Punkte | 2013 bis 2020
Faszinierend radikale Schiefernoten, die
dem Duft etwas Staubiges und Unnahbares
verleihen, wäre da nicht auch die hochreife,
fast schon rosinige Frucht – ein spannungsreicher Kontrast! Wer Mosel trocken in aller
Konsequenz erfahren will, der trinke diesen
Wein. Und dürfte sich fragen: Wie könnte
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denn ein Mosel-Riesling noch besser
schmecken? Besser kaum, nur anders.
Preis: 9,95 Euro ab Hof
4 Saar Riesling Alte Reben 2011
17 Punkte | 2013 bis 2025
Superklares Bouquet. Ein Mix aus heller Tropenfrucht und schmieriger Schiefernote, kühl
und warm zugleich. Am Gaumen herrlich
pikant und saftig, die perfekte Fruchtreife,
dabei aber so präzise und prägnant, wie
es nur die Saar hinzubringen versteht. Tolle
Dichte und pikant-salzige Länge: ein Tanz,
ein Jive, Saar-Riesling für Anfänger und
Fortgeschrittene.
Preis: 15,50 Euro ab Hof
5 Bernkasteler Badstube Riesling
Kabinett (feinherb) 2011
17 Punkte | 2013 bis 2028
Klare, stark floral geprägte Nase, delikat und
frisch, floral, noch mit leichter Reduktion und
Spontinote. Am Gaumen herrlich saftig und
pikant, leichtfüssig und tänzerisch, Spass
machend und mit pikanter, salziger Länge.
Ein grandioser, waschechter Kabinett.
Preis: 11,90 Euro ab Hof
6 Zeltinger Sonnenuhr Riesling Spätlese
(trocken) 2011
18 Punkte | 2013 bis 2030
Kräftiges Gelb. Kühl und präzise im Glas
liegend und doch so reif in der Frucht, dass
man fast meint, Honignoten zu riechen,
zartes Fuder, Mosel eben und natürlich die
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u
Best B
4
y
Zeltinger Sonnenuhr: entschieden! Am Gaumen mit Schmelz und hoher Reife, aber noch
mehr Spiel und Finesse. Ein nahezu vollendeter Riesling, der als trockener Wein trocken
genug ist, als feinherber ausbalanciert genug
und als fruchtsüsser sinnlich genug wäre.
Kurzum: Trinkriesling in Bestform, hinten
animierend salzig!
Preis: 16,90 Euro ab Hof
Zeltinger Sonnenuhr Riesling Spätlese 2011
18 Punkte | 2013 bis 2040
Kräftiges, klares Gelb. Mineralisch-rauchig
geprägte Nase mit kühler, schieferiger Eisen­
oxid-Ader. Am Gaumen pikant und mine­
ralisch, wiederum stark vom Schiefer geprägt,
herrlich salzig, brillante Säurestruktur, aristokratisch, absolut animierend und bis in den
Nachklang hinein pikant und frisch bleibend.
Nobel und gestochen klar.
Preis: 17,90 Euro ab Hof
Zeltinger Schlossberg Riesling
Auslese *** 2011
19 Punkte | 2013 bis 2050
Klares Goldgelb. Genial würzige Nase, tonige
Schiefernoten mit feinster Rosine, gestochen
klar und präzise, perfekte Reife, hochgelbe
Birnenaromen. Am Gaumen dicht und süss,
mit feinster Säurerasse und salzigem Finish.
Sehr klar, elegant und delikat, süss und schwer
über die Zunge tanzend. Pur und mineralisch im Nachklang. Ein Elixier mit gigantischem
Potenzial, das schöpft, wer warten kann.
Preis: 53 Euro ab Hof
5
ipp
Kauft
Markus Molitor
Als Markus Molitor 1984, vor fast 30 Jahren also, das Weingut seines Vaters
übernahm, zählte er erst 20 Lenze, hatte aber bereits klare Vorstellungen
von seinen Zielen. Er wollte mit authentischen, vom jeweiligen Jahrgang
und der Lage geprägten Rieslingen an die goldene Zeit des Moselweins
anknüpfen, die von den 1850er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg reichte.
Mit fast schon beängstigender Akribie, mitreissendem Enthusiasmus und
der Kompromisslosigkeit eines grossen Künstlers, der sich fast ausschliesslich seiner Vision verpflichtet fühlt, gelingen ihm heute in Ausdruck und
Stil mit die grandiosesten Rieslinge der Welt. Und ganz nebenbei auch
furiose Weiss- und Spätburgunder.
langlebig seine hochwertigen trockenen
Riesling-Auslesen sind, das beweisen
heute Jahrgänge wie 1988, 1990 oder
auch 1993: Diese Weine scheinen erst
jetzt so langsam ins beste Trinkalter zu
kommen. In ganz Deutschland, aber auch
im Elsass und in Österreich, findet man
Nach mehreren Selektionsdurchgängen im Weinberg
und Keller sind die edelsten
Rosinen für die hochwertigen
Auslesen im Eimer.
europas Weinmagazin
beim trockenen Riesling kaum vergleichbare Qualitäten.
Weingut Markus Molitor
Haus Klosterberg 1
D-54470 Bernkastel-Wehlen
www.markusmolitor.com
Noch ist das Archiv bei
Markus Molitor gut bestückt.
Aber seitdem die Norweger
es entdeckt haben, lichtet es
sich rapide.
Winzerlegende: Markus Molitor, Mosel
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Pflich
gang dafür nicht geeignet ist», so Molitor. Tatsächlich hat er genügend Weine
aus anderen Jahrgängen im Keller, um
praktisch jede Nachfrage bedienen zu
können. Vom aktuellen Jahrgang verkauft er im ersten Jahr ohnehin nur etwa
40 Prozent, der Rest wird eingelagert
und Jahre später wieder angeboten. «Die
Weine, egal aus welchem Jahrgang, brauchen eben eine gewisse Zeit.» Der Ruhm
des Moselrieslings beruhte ja schliesslich auch nicht auf jungen, sondern über
viele Jahre gereiften Weinen. In puncto
Fruchtreife, Extraktdichte und Struktur
sind Molitors Naturweine einzigartig. Zudem findet man selten Preziosen, die bei
vergleichbar komplexer Expression noch
derart raffiniert, verspielt, animierend
und bekömmlich sind. Im hochwertigen
edelsüssen Bereich steht das Weingut
mit den Ikonen des Gebiets längst auf
einer Höhe: Egon Müller-Scharzhof, Joh.
Jos. Prüm und Fritz Haag. Und wie grandios kraftvoll, konzentriert, vital und
tkauf
Meister der
selektiven Lese
www.vinum.DE
Sonderdruck
Manche halten ihn für wahnsinnig, andere für einen Masochisten, und wieder
andere finden ihn mindestens so genial wie seine Weine. Markus Molitor
ist der Herr der tausend Rieslinge. An die 70 verschiedene Weine füllt er pro
Jahrgang ab. Doch egal, wie hoch die Zahl ist: Kein einziger ist unter ihnen,
der es nicht wert wäre, geschätzt, geliebt, gehortet oder getrunken zu werden.
Text: Stephan Reinhardt, Fotos: Jon Wyand
E
ntweder ist es so still, dass man
die sprichwörtliche Nadel in den
Heuhaufen donnern hören könnte. Oder die Luft hängt voller Selbstgespräche (die jedoch eher gestammelt als gesprochen klingen): «Genial», «Wahnsinn»,
«Irrsinn», «unglaublich»... Wer nach einer
üblicherweise mit einer Vertikale abgeschlossenen Jahrgangsprobe das Weingut
Molitor in Bernkastel-Wehlen (Mosel) verlässt, ringt um Fassung. Manche Besucher
sind erschüttert, andere gerührt, wieder
andere entrückt. Und der eine oder andere
ist schlichtweg überfordert. Molitor mutet
seinen Kunden ganz schön viel zu – in der
Menge, noch mehr aber in der faszinierenden Vielfalt und Tiefe seiner Weine.
Genau 50 frisch ab­gefüllte Weine stehen im September 2012 im gerade modernisierten Haus Klosterberg in Reihe
und Glied: sieben Pinot Noir, drei Pinot
Blanc und nicht weniger als 40 Rieslinge.
Weitere Hochkaräter gären noch immer
im Gewölbekeller und werden erst in den
nächsten Jahren vorgestellt. Jeder einzelne Wein dieser 50, egal ob rot oder weiss,
ob trocken, feinherb oder süss, ob Qualitäts- oder Prädikatswein, ist höchst originell und einzigartig im Ausdruck: typisch
für seine Lage, den Jahrgang, das Prädikat
und die einzelnen Selektionen, die gutsintern mit Sternen klassifiziert werden.
Kurzum: Ein jeder Wein ist, in seiner eigenen Kategorie, von aussergewöhnlicher,
in seinem individuellen Ausdruck sogar
ergreifender Klasse.
Wer die Armada der 50 durchprobiert
hat, ist aber noch längst nicht fertig.
Sondern landet bei den letzten 20 Jahrgängen der jeweils feinsten trockenen
Riesling-Auslesen aus der Zeltinger Sonnenuhr, die bei Molitor – wie die weissen
und roten Pinots auch – mit einem (feine
Auslese), zwei (feinste Auslese) oder drei
Sternen (hochfeine Auslese) ausgezeichnet werden. Unter diesen befinden sich
auch einige Versteigerungsweine im Ge-
samtwert von mehreren hundert Euro.
Molitor zeigt sie alle, weil es ihm – ganz
undeutsch irgendwie – nicht ums Sparen
geht, sondern um Kunst. Weinbaukunst.
Seine Philosophie. Seinen Kosmos. Der
wäre unvollständig wie das Sonnensystem ohne Mars und Venus, würde ein
Wein in dieser Reihe fehlen. «Durch die
Vielfalt der Schieferböden und Mikroklimata repräsentieren wir sämtliche
Spielarten des Moselweins», sagt Molitor,
und bezogen auf die Vertikale: «Was die
Zeltinger Sonnenuhr wirklich zu leisten
imstande ist, bekommt man ja nicht mit,
wenn man nur den jüngsten, von Primärfruchtaromen dominierten Jahrgang verkostet. Ihr wahrer Charakter erschliesst
sich einem erst, wenn man in die Tiefe
geht. Denn nur dann kann man schmecken, was der Einfluss des jeweiligen
Jahrgangs ist und welche Eigenschaften
auf die Lage zurückzuführen sind.»
Zehn TBAs aus einer Lage
Als Markus Molitor 1984 als 20-Jähriger den Betrieb seines Vaters übernahm,
wollte er an die grosse Zeit des Moselrieslings anknüpfen, die etwas mehr als 50
Jahre währende Epoche zwischen den
1850er Jahren und dem Ersten Weltkrieg.
Dank seiner Auffassung von der deutschen Lagen- und Selektionskultur, die
sich zumal in der Kombination durch
eine schier unendliche Vielfalt von Geschmacksstilen auszeichnet, dürfte ihm
das mittlerweile gelungen sein. Authentischer und ausdrucksvoller kann man
sich Mosel­weine nicht vorstellen.
Irrsinniger aber auch nicht. Dass Molitor im grandiosen Jahrgang 2010 alleine
in der Zeltinger Sonnenuhr zehn (!) verschiedene Trockenbeerenauslesen selektioniert hat, mag dem Verkäufer wie ein
Computerfehler erscheinen. Aus Sicht
des Künstlers, eines manischen Beerchen- und Rosinensortierers, ist es nur
konsequent.
Sich mit den 20 Auslesen des Jahrgangs 2011 aus der Zeltinger Sonnen­uhr
auseinanderzusetzen, Molitors aufgrund
der Rebfläche wichtigster Lage, und sie
dabei zu beobachten, wie sie sich über
Stunden hinweg entwickeln und verfeinern, an Tiefe, Drive und Finesse gewinnen, wie sie mehr und mehr zu sich
finden nach all den Jahren in der Flasche,
wäre schon einen ganzen Studientag
wert. Sollten wir mit unserer Zeit wirklich knauseriger sein als dieser den Selektionsprozess sämtlicher seiner Weine
minuziös erläuternde Mann in Bluejeans
und weissem Hemd da vorne, den man
sich ohne weiteres auch auf dem Genfer
Autosalon vorstellen könnte, wie er als
Chefingenieur einer edlen Automarke
einem raunenden Fachpublikum die raffinierte technische Weiterentwicklung
einer Nobeltype erklärt? Da steht man
dann also da im Saal des Hauses Klosterberg, torkelnd, und wundert sich über
die ganzen Weinfestivals dieser Welt, für
die viel Eintrittsgeld bezahlt, wer kostend daran teilnehmen möchte, während
diese dreitägige Hausmesse in Wehlen
Deutschlands wohl am besten gehütetes
Weingeheimnis ist. Weltklasse en masse
für lau im Land der Aldianer – doch bislang kommt Markus Molitor ohne Sperrgitter und Security aus.
Viele, die kommen, vor allem die älteren Herrschaften, haben hier schon
eingekauft, als Molitors Vater die Weine
noch erzeugte. Sie probieren wie immer
den ein oder anderen hochwertigen Wein
und nehmen am Ende dann doch die
fruchtbetonten Sortenweine der Linie
Haus Klosterberg: Schliesslich gebe es ja
auch noch andere Moselwinzer mit süffigen Prädikaten.
Und tschüss, bis nächstes Jahr.
Mit der Perfektion eines Uhrmachers
Die Basis der einsamen Klasse der Molitor-Weine sind zum einen seine Wein-
Rieslingtrauben, die alles bieten:
voll- und überreife Beeren sowie
solche mit Botrytis. Nun muss
geschnitten und sortiert werden.
gärten. Sie befinden sich in 18 Steil- und
Steilstlagen zwischen Brauneberg und
Traben-Trarbach. Die meisten davon sind
weltberühmt: Graacher Himmelreich,
Graacher Domprobst, Wehlener Sonnenuhr, Zeltinger Sonnenuhr, Ürziger Würzgarten, Erdener Treppchen. Im letzten
Jahr sind dann auch noch die renommierten Saarlagen Ockfener Bockstein
und Saarburger Rausch hinzugekommen. Molitors einzelne Parzellen, viele
davon mit wurzelechten Reben von hundert und mehr Jahren, deren Erbgut er
durch massale Selektion erhält, summieren sich mittlerweile zu etwas mehr als
40 Hektar. Um die kümmern sich rund
50 erfahrene Weinbergarbeiter, während
der Lese zwischen September und November noch einige mehr. Somit wird
das grösste Privatweingut der Mosel wie
ein kleiner Familienbetrieb geführt, eher
sogar noch pedantischer.
Tatsächlich kommt keine Traube in
den Keller des Hauses Klosterberg, die
Markus Molitor nicht persönlich in Augenschein oder gar auf die Zunge ge­
nommen hat. Von Mitte September bis
zum Jahresende und darüber hinaus
ist er daher für niemanden ausser sein
Team zu sprechen. Zur Lesezeit ist er im
Weingarten und betrachtet und verkostet Beeren: von den Trauben vom langen
Holz, von denen aus dem Bogen, aber
natürlich auch von der «Rückseite» des
Rebstocks, also der sonnenabgewandten Seite. Und dann entscheidet er, wer
in seinem Team welche Trauben vom
Stock schneidet. Denn die einen selektieren die in höheren, kühleren Parzellen
wachsenden Kabinettweine, die anderen
die Spätlesen und wieder andere die diversen Auslesen, Beerenauslesen und
Trockenbeerenauslesen. Doch auch bei
den Prädikaten gibt es Unterschiede,
nicht nur bezüglich des Feinheitsgrades,
sondern auch in der Geschmacksrichtung. Eine fruchtsüsse Spätlese etwa
wird bis zu drei Wochen früher gelesen
als die trockene aus der gleichen Lage.
«Weil es bei der fruchtigen Spätlese auf
Eleganz und Feinheit ankommt und
natürlich darauf, die unvergorene Süsse
mit einer entsprechend rassigen Säure
zu umspielen», erläutert Molitor. «Bei
der trockenen Spätlese benötigen wir
hingegen eine reife Säure sowie hohen
Extrakt, um den vollen Körper ausfüllen zu können. Und bei der trockenen
Auslese ist die Selektion noch extre-
mer.» Da Molitor in trockenen Weinen
nicht eine einzige Botrytisbeere duldet,
kann man sich leicht vorstellen, dass er
nicht Trauben, sondern Beere für Beere
lesen lässt. Die erste Selektion findet
im Weinberg statt, doch in der Kellerei
folgen weitere. Bis etwa die Rosinen für
die Versteigerungs-TBAs ausgelesen sind,
ist jede einzelne mehrfach begutachtet
und abgewogen worden. Markus Molitor
pflegt jenen Grad von Perfektion, der
selbst einen Schweizer Uhrmacher staunen lassen dürfte.
Der Grossteil der Weine (zu 94 Prozent
Riesling) wird im kühlen, luftfeuchten
Gewölbekeller zumeist in grossen Ei-
«Das ist ja das Schöne,
dass man die Lagenunterschiede in den Weinen so
herausarbeiten kann, dass
man sie auch schmeckt.»
chenholzfässern von 1000 bis 3000 Liter
Fassungsvermögen vergoren und lange
auf der Hefe ausgebaut. Schönungsmittel, Enzyme, Reinzuchthefen oder sonstige Hilfsmittel werden nicht verwendet,
allenfalls wird ein Qualitätswein wie der
ohne Einzellagenbezeichnung vermarktete Riesling Alte Reben Saar mal angereichert, um ihm den nötigen Körper zu
geben, den ein Tischwein zum Essen nun
einmal benötigt. Die langsame natürliche
Vergärung führt dazu, dass bei der Jahrespräsentation nicht immer alle Weine
fertig sind. Im September 2004 beispielsweise waren erst 60 Prozent der 2003er
abgefüllt, der Rest gärte noch und wurde
erst Jahre später vermarktet.
Es sind nicht die Markterfordernisse,
nach denen sich Molitor richtet, sondern
die Vorgaben des jeweiligen Jahrgangs.
Während in normalen Jahren wie 2007
oder 2008 50 bis 70 Prozent seiner
Weine im geschmacklich trockenen und
feinherben Bereich liegen, waren es im
Jahrgang 2006 aufgrund des plötzlich
einsetzenden Botrytisbefalls nur 20 Prozent, 2003 aus anderen Gründen sogar
lediglich sieben Prozent. «Das habe ich
mir über Jahre erarbeitet, dass ich nicht
abhängig bin vom aktuel­
len Jahrgang
und mit der Brechstange trockene Weine erzeugen muss, obwohl der Jahr-