Bewegt_in_Form_Talk_ mit_ Ute_ Schäfer_FINAL
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4. Regionale Fachkonferenz NRW Bewegt IN FORM Bewegung und Ernährung – aktiv vernetzen! 9. Mai 2012, Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund „Talk mit Ute Schäfer" Anke Feller: Ich freue mich sehr, dass wir die Sportministerin des Landes Ute Schäfer begrüßen können. Es ist momentan keine ruhige Zeit für Sie, Frau Schäfer. Am Sonntag ist Landtagswahl. Umso schöner ist es, dass Sie noch zu uns gestoßen sind. Das zeigt, welche Bedeutung die Themen „Bewegung“ und „gesunde Ernährung“ für die Landesregierung haben. Frau Schäfer, Sie haben eben Frau Prof. Methfessel ganz gebannt gelauscht. Haben Sie sich an der einen oder anderen Stelle des Vortrags angesprochen oder sogar „ertappt“ gefühlt? Ute Schäfer: Ich fand den Vortrag sehr bemerkenswert. Ich habe in der Tat gebannt gelauscht. Und an manchen Stellen habe ich auch gestaunt. Das ist ja auch ein bisschen das Erfolgsrezept dieser Veranstaltung. Ich war zum Beispiel überrascht, dass das gemeinsame Essen in der Familie für die Jugendlichen immer noch eine feste Größe ist, auch wenn diese Größe sich verändert – und dass Fast Food für sie eine zusätzliche Mahlzeit ist, wenn man mit Freunden unterwegs ist. Das hat man ganz anders „verinnerlicht“. Auch die Frage: Wie viele Kinder sind eigentlich schon früh adipös, also gefährdet, im Verhältnis zur Magersucht? Diese Gegenüberstellung war für mich eine neue wichtige Erkenntnis – dass „falsche Schlankheitsideale mehr Opfer fordern als Fettringe“, wie Frau Prof. Methfessel es ausgedrückt hat. Wir müssen immer aufmerksam bleiben und Programme weiterentwickeln. Ich fand besonders gut an dem Vortrag, dass das Thema in eine Normalität zurückgeführt wurde – dass deutlich wurde, man darf nicht auf jeden „Hype“ reagieren. Das geht mir genauso wie Ihnen, wenn ich lese: Wie gesund oder schädlich sind Kaffee oder Rotwein? Über solche Themen wird in den Medien ständig berichtet. Die Menschen werden verunsichert. Deswegen ist es gut, wenn man zwischendurch einmal innehalten und so etwas wie diesen fachkompetenten Vortrag mitnehmen kann. Auch für mich. Anke Feller: Wir nehmen also an dieser Stelle mit: „Cool bleiben und den gesunden Menschenverstand einsetzen!“ Ute Schäfer: ABC – abwarten, beobachten, cool bleiben. Das nehme ich mit. 2 Anke Feller: Das ist heute die vierte regionale Fachkonferenz, die wir durchführen. Und ich habe es eingangs schon erwähnt: Es gibt wieder eine unheimlich große Resonanz auf diese Veranstaltung. Viele Interessierte wollten herkommen, erheblich mehr, als wir Plätze anmieten konnten. Was glauben Sie ist das Erfolgsrezept dieser Veranstaltungsreihe? Ute Schäfer: Zum einen sind es die Referentinnen und Referenten. Und dann sind es die Menschen, die hierher kommen. Sie arbeiten mit Kindern, mit Jugendlichen, mit Älteren zusammen, kommen aus den Gesundheitsbereichen oder aus der Bildung und wollen etwas mitnehmen aus diesen Veranstaltungen. Hier bekommen sie Impulse, wie man sich mit dieser Arbeit für Bewegung und Gesundheit vor Ort weiter vernetzen kann. Denn die Vernetzung dieser beiden Bereiche ist die zentrale Botschaft, die von diesen Veranstaltungen ausgeht – dass hier zwei Felder noch stärker kooperieren müssen. Das tun wir als Landesregierung, das macht das Format dieser Veranstaltung mit den beteiligten Partnern deutlich. Und wir wollen diesen Vernetzungsgedanken in die Fläche des Landes weiter tragen. Ich gehe auch gerne noch mal ein auf die Frage: Was kann Politik dafür tun? Ich bin dankbar, dass Herr Prof. Völker dies in eine richtige Relation gesetzt hat: Politik kann die Menschen nicht erziehen. Politik kann aber Rahmenbedingungen schaffen, um bestimmte Wege aufzuzeigen. Dazu dienen auch diese Veranstaltungen, die wir, wenn möglich, fortsetzen wollen, weil wir damit im ganzen Land Impulse setzen. Anke Feller: Wenn wir die Rahmenbedingungen ansprechen: Was hat die Landesregierung getan, um den großen Themenkomplex "mehr Bewegung und gesunde Ernährung" anzugehen? Ute Schäfer: Ich habe es eingangs schon erwähnt: Wir kooperieren mit den unterschiedlichen Ressorts innerhalb der Landesregierung, aber auch mit Institutionen wie den Krankenkassen, den Unfallkassen oder anderen Institutionen. Auch mit dem Landessportbund arbeiten wir eng zusammen. Er ist bei dieser Veranstaltungsreihe unser Partner. Mit dem Landessportbund wollen wir das Programm „Bewegungskindergärten“ weiterentwickeln. Das heißt, wir haben das ehrgeizige Ziel, 1.000 Kindergärten zu Bewegungskindergärten zu machen und Kindertageseinrichtungen anzuregen, sich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen. Diese beiden Bereiche Bewegung und Ernährung sollten möglichst in Verbindung gebracht werden in allen 3 Kindertageseinrichtungen. Ganz toll finde ich es, dass das ganze Team mitmachen muss, wenn sich eine Kindertageseinrichtung für einen solchen Weg entscheidet. Wir wissen aber auch, dass noch viel zu tun ist, wenn es darum geht, Bewegung und gesunde Ernährung in einer Kita zu „leben“. Eine Kita müsste im Grunde genommen einen ganz normalen Lebensalltag abbilden mit all dem, was dazugehört an Bewegung und gesunder Ernährung. Das heißt, wenn das Essen vorbereitet wird, dann sollte man vorher auch einmal gemeinsam mit einer Gruppe von Kindern zum Laden gehen, um einzukaufen. In diese Richtung müssen wir uns bewegen. Und um noch einen letzten Punkt anzusprechen: Wir haben in der letzten Legislaturperiode viel Geld in die Hand genommen, um das umzusetzen, was unsere Ministerpräsidentin zur Leitlinie der Landesregierung gemacht hat: "Wir dürfen kein Kind zurück lassen." Dazu gehören alle diese Faktoren, über die heute gesprochen wird. Anke Feller: Was würden Sie sich wünschen von den Damen und Herren, die jetzt hier sind – von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der vierten regionalen Fachkonferenz? Was ist Ihr Hauptanliegen? Welche Kernbotschaften möchten Sie transportieren? Ute Schäfer: Die Idee ist, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Impulse, die sie heute erhalten, als wichtige Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vor Ort umsetzen und in ihrem Möglichkeitsbereich Netzwerke aufbauen. Deshalb haben wir dieses Veranstaltungsformat – diese „lernende“ Veranstaltung – damit wir die unterschiedlichen Bedürfnisse vor Ort auch erkennen und treffen können. Und wenn man motiviert aus dieser Veranstaltung herausgeht, dann muss man versuchen, diese Motivation zu bewahren, sie „in die Fläche“ mitzunehmen und sie dort weiterzuentwickeln. Anke Feller: „Motivation“ ist das Stichwort, aber ich denke auch “Eigenverantwortung“, die wir eben schon angesprochen haben. Ute Schäfer: Ja, natürlich. Es gibt auch eine Vorbildfunktion. Das darf man nicht außer acht lassen. Es gibt dazu ein Zitat aus Afrika: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen.“ Allen Menschen Zugänge zu Bewegung und gesunder Ernährung zu eröffnen, vor allem Kindern und Jugendlichen – das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Die Politik ist in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Aber die Politik allein kann dieses Problem nicht lösen. 4 Anke Feller: Vielleicht darf ich noch eine kleine Anekdote zum Thema "Vorbildfunktion“ und zum Thema „Wie gehe ich mit meinem Körper um?“ erzählen: Frau Schäfer war auch bei einer der vorhergehenden Fachkonferenzen mit dabei. Da kam sie ein kleines bisschen zu spät und sagte dann später bei der Begrüßung in der Talkrunde: Es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin, aber ich musste heute Morgen einfach laufen gehen. Der Sport war angesagt." Also insofern: eine Sportministerin als Vorbild – eine sportliche Ministerin. Ute Schäfer: Jetzt erzähle ich Ihnen auch gerne noch etwas. Gestern war ich zwischen zwei Wahlkampfterminen unterwegs und habe es mir nicht nehmen lassen, einfach einmal 1.000 Meter schwimmen zu gehen. Wenn ich Stress habe, muss ich laufen oder schwimmen oder mich irgendwie bewegen. Andere gehen dann essen, das ist dann etwas Schönes für sie. Das mache ich manchmal auch, aber bei mir hilft tatsächlich Bewegung am besten. Das spüre ich auch – wahrscheinlich wie viele von Ihnen. Man ist durch den Wald gelaufen und hat danach den Kopf frei und neue Kraft „getankt“. Anke Feller: Da muss ich Ihnen recht geben. Das geht mir genauso. Zuerst Bewegung und danach ein schönes Essen. Das ist dann auch etwas Wunderbares. Nochmals herzlichen Dank, Frau Ministerin, und alles Gute.