Martin Goeke zur Betriebsausrichtung der Luise-Albertz
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Martin Goeke zur Betriebsausrichtung der Luise-Albertz
Linke Liste Ratsfraktion, Friedensplatz 8, 46045 Oberhausen Friedensplatz 8 46045 Oberhausen Tel.: 0208 884220 Fax: 0208 884220-17 www.linkeliste-ob.de [email protected] Konto: 50 001 429 BLZ: 365 500 00 Stadtsparkasse Oberhausen Oberhausen, den 23.03.2015 Rede im Rat der Stadt Oberhausen, 23.03.2015 zur Betriebsausrichtung der Luise-Albertz-Halle Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren, auf einer Seite ich bin der CDU dankbar für ihren Änderungsantrag. Wie ich den Ausführungen von Herrn Schranz entnehmen konnte, haben sie ähnliche Schwierigkeiten wie wir mit der Verwaltungsvorlage umzugehen bzw. sie zu beraten und über die abzustimmen. Auch uns fehlt ein Gesamtkonzept für die Luise-Albertz-Halle. Dies haben wir bereits umgehend nach Erhalt der Vorlage öffentlich kundgetan. Anderseits sehen wir nicht die Notwendigkeit, ein externes Beratungsunternehmen mit der Ausarbeitung eines Konzeptes zu beauftragen. Es ist vielmehr eine politische Entscheidung, mit welchem inhaltlichen Konzept und Ausrichtung die Halle zukünftig bespielt werden soll. Leider haben wir eine Verwaltungsvorlage präsentiert bekommen, welche die zukünftige Entwicklung einzig und alleine aus betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten bemisst. Dabei wird an keiner Stelle auf die Bedeutung der Luise-Albertz-Halle für die öffentliche Infrastruktur verwiesen, die sie in den letzten Jahrzehnten innehatte. Scheinbar hat dies kurzfristig auch die Koalition erkannt und auch noch einen Änderungsantrag nachgeschoben. Lange bevor die Luise-Albertz-Halle zur Kongresshalle wurde, war sie einer der zentralen Orte in Oberhausen für Kultur und Begegnung. Auch wenn die Anzahl kultureller Großveranstaltungen abgenommen hat, spielt sie im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger noch immer eine große Rolle, was durch zahlreiche Vereine, welche die Halle für unkommerzielle Veranstaltungen nutzen, deutlich wird. Seite 2 von 3 Dies sollte in die Bewertung der Gesamtwirtschaftlichkeit auch mit einbezogen werden. Es wird daher immer so sein, dass den wirtschaftlich tragfähigen Veranstaltungen subventionierte kulturelle, gesellschaftliche und soziale Veranstaltungen mit örtlichem oder regionalem Bezug gegenüber stehen. Daher wird der Betrieb der Stadthalle auch zukünftig nicht kostendeckend zu haben sein. Dies darf aus unserer Perspektive aber nicht dazu führen, dass in Zeiten beengter Haushaltssituation die Frage aufgeworfen wird, ob man die Stadthalle und deren Betrieb an Private weiterreicht, die natürlich nur den betriebswirtschaftlichen Nutzen im Auge haben werden und Traditionsveranstaltern und gemeinnützigen Vereinen nur widerwillig – wenn überhaupt – Sonderkonditionen einräumen werden. Ganz zu schweigen, von der dann entfallenden politischen Einflussnahme auf die Ausrichtung und Vergabe von Veranstaltungen. Auf erstgenannten Punkt geht der Änderungsantrag der Koalition nun ein. So falsch können meine Überlegungen beim Schreiben der Rede am Wochenende also nicht gewesen sein. Was mir aber auch an der Vorläge missfällt, ist wie sie zur Bemessung von Vor- und Nachteilen bei den einzelnen Optionen kommt. So wird bei der Option, dass auch die Gastronomie durch die Stadt betrieben wird, als ein Nachteil genannt, dass man neues Personal einstellen müsse. Ich frage sie allen Ernstes, in welcher Welt leben wir, dass Personalneueinstellungen pauschal als Nachteil begriffen werden? Genauso wird als ein Nachteil beschrieben, dass eine neue Konzeption für die Küche erarbeitet werden müsse. Ja und? Warum werden mögliche Veränderungen so negativ dargestellt und nicht als Chance begriffen? Die Stadthalle liegt in einem einzigartig günstigen Einzugsgebiet mit Nähe zu Hotels, zum Hauptbahnhof, zur Marktstraße und letztlich auch zum Rathaus. Es wäre doch zumindest die Überlegung wert, ein Konzept zu erarbeiten, was genau dieses Potential wenigstens einmal analysiert. Ein Großteil der Bürgerinnen und Bürger, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung wünscht sich ein attraktives gastronomisches Angebot in der Innenstadt. Auch die Frage nach dem Geschäftsführer sollte differenzierter betrachtet werden, als dies in der Vorlage der Fall ist. Natürlich ist die Führung einer Stadthalle keine Aufgabe, die Mann oder Frau nebenbei machen kann. Dass die Luise-Albertz-Halle daher einer kompetenten Leiterin oder eines Leiters bedarf, steht dabei außer Frage. Natürlich übersehen wir nicht, dass die heutigen Betriebsverluste der Luise-Albertz-Halle und die Investitionskosten, den Betrieb der Halle vor großen Herausforderungen stellen. Von daher sollte von den Energiekosten über das Marketing bis hin zur Technik alles auf den Prüfstand gestellt wurde. Wir sind aber davon überzeugt, dass beachtliche Einsparpotenziale auch ohne Qualitätsverlust aufgedeckt und realisiert werden könnten. Wie ich aber bereits ausführte, es ist die Gesamtfunktion, welche Seite 3 von 3 die Luise-Albertz-Halle für Oberhausen erfüllt und zukünftig wieder stärker erfüllen könnte, wenn sie mit einem guten Konzept zu einem Ort der Kultur, des Austausches, der Vermittlung und des Dialogs im Sinne der Bürgerinnen und Bürger weiterentwickelt wird. Die Koalition positioniert sich heute eindeutig zu den Optionen B und C, ohne dass bereits ein Konzept vorliegt, wie die Halle zukünftig inhaltlich ausgerichtet werden soll oder ob diese Entscheidung dem potentiellen neuen Pächter überlassen werden soll. Aus den von mir dar gelegten Gründen, dass eine Stadthalle in erster Linie den Erfordernissen der Bürgerinnen und Bürger entsprechen sollte, darf die zukünftige Entwicklung der Luise-Albertz-Halle nicht ausschließlich unter finanzpolitischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Der Betrieb einer Stadthalle wird immer ein Zuschussgeschäft bleiben. Wir sprechen uns daher auch gegen eine Verpachtung an Private aus, sondern fordern ein Konzept, dass die Chancen für eine Neuausrichtung und bürgernahe Akzente aufgreift. Wir sehen die besten Voraussetzungen dafür, wenn sowohl der Veranstaltungsbereich als auch die Gastronomie in städtischen Händen liegen. Wir können von daher der von der Koalition geänderten Vorlage nicht zustimmen.