Hilfe: Der Sozialismus naht

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Hilfe: Der Sozialismus naht
Hilfe: Der Sozialismus naht
Andrew McCain: Da kommt sie schon, die Revolution
Autor: Tom Mercator
Datum: 07. September 2008
Die Zahlen klingen, als gäbe Dagobert Duck seine letzte Pressekonferenz in
Entenhausen: Milliarden und Abermilliarden fauler Kredite platzen in den USA.
Täglich finden 7.000 bis 8.000 Zwangsversteigerungen statt (im Jahr 2007
waren es 2,2 Millionen). Mehr als hundert Banken in den USA gelten als
insolvenzgefährdet. Allein die Rettung des Baufinanzierers IndyMac vor ein
paar Wochen, hatte den amerikanischen Steuerzahler 8,9 Milliarden Dollar
gekostet. Und nun dies: Fannie Mae und Fredie Mac, die Banken mit den
lustigen Namen, die knapp die Hälfte der amerikanischen Hypotheken im Wert
von zwölf Billionen Dollar garantieren, sollen verstaatlicht werden.
Für die Markt-Gläubigen, die Mitglieder der allein selig machenden Kirche von
Sankt Kapital, ist es so, als wäre George W. Bush Mitglied einer
Satanistengemeinde geworden, als ließe Sarah Palin ihr Haar herunter um ihre
Freundin zu heiraten und Osama Bin Laden übernähme das Weiße Haus.
Verstaatlichung! Schon das Wort schmeckt brenzlig auf der Zunge, die Tatsache
selbst schwefelt nur so vor sich hin. Dabei hatte alles mit dem Staat
angefangen.
Franklin D. Roosevelt, einer der wenigen US-Präsidenten mit mehr als einer
mittleren Begabung, gründete 1938 Fannie Mae (Federal National Mortgage
Association), um den in der Großen Depression verarmten Bürgern zu einer
Behausung zu verhelfen. Preiswerte Kredite für Viele, das war das Credo von
Fannie Mae und ihrer ebenfalls staatlichen Bruderbank Freddie Mac. Roosevelts
Plan ging auf. Das Land erholte sich und die Banken gaben nicht nur Geld, sie
machten auch welches.
Doch wie immer, wenn der Staat in kapitalistischen Ländern gute Geschäfte
macht, ist die Privatisierung nicht weit. Als der US-Präsident Lyndon B.
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Quelle: http://www.rationalgalerie.de/hilfe-der-sozialismus-naht.html
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Johnson Geld brauchte, um den Vietnam-Krieg zu finanzieren, wurde Fannie
Mae in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das hat dem Vietnamkrieg nicht
so richtig geholfen, wohl aber den Aktionären der Bank. Denn jeder wußte: Im
Zweifelsfall springt der Staat ein.
Denn im staatlichen Handeln für private Interessen hat die Krise ihren
Ursprung: Als sich die US-Wirtschaft Anfang 2000 in einer Abschwung-Phase
befand, verfolgte die US-Regierung die Politik des billigen Geldes. Im Juni 2003
erreichte der US-Leitzins das Rekordtief von einem Prozent. Schuldenmachen
wurde immer billiger, ein Konsumrausch auf Kredit war die Folge.
Auf den Rausch folgt der Kater. Immer mehr Banken fahren gegen die Wand,
immer mehr staatliches Geld soll den Verfall der privaten Wirtschaft aufhalten.
Zwischenzeitlich ist, im Zuge der US-Immobilienkrise, die elfte Bank
zusammengebrochen, die Silver State Bank in Nevada. Andrew McCain,
Adoptivsohn des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, ist dort in
führender Position. Natürlich mußte auch bei der Bank der Staat helfend
eingreifen. Als er den Verwaltungssrat der Bank ein paar Tage vor der Pleite
verließ, soll er gesagt haben. »Da kommt sie schon, die Revolution.«
Droht nach der Aufsichtsräte-Republik nun die wirkliche, die sozialistische
Republik? Keiner muss sich Sorgen machen. Zwar ist das Schiff der privaten
Wirtschaft leck geschlagen, aber noch schwimmt es. Denn Fannie Mae und
Freddie Mac werden nur unter ein »Conservatorship« gestellt, eine Art
staatlicher Vormundschaft. Bei einer richtigen Verstaatlichung würden die
Bankschulden noch den Staatsschulden der USA von neun Billionen Dollar
hinzugezählt. Das könnte bei den Schuldnern der USA schlechte Laune
verbreiten. Und das heitere Geräusch, das im Hintergrund zu hören ist, das ist
nur die Musik der Schiffskapelle.
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