Assistierte Befruchtung und die Begleitung auf

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Assistierte Befruchtung und die Begleitung auf
Mag. Dr. Maria Jordan
AssisƟerte Befruchtung & die Begleitung
auf dem Weg zum
Wunschkind!
Seelische Unterstützung und Beistand während der
sensiblen Phase der künstlichen Befruchtung
SchriŌliche Diplomarbeit im Rahmen der
Familienmentorinnen-Ausbildung 2012/13
INHALTSVERZEICHNIS 0.Einleitung…………………………………………………………………………………………………………………………..1 1.0. Möglichkeiten und Methoden der assistierten Befruchtung…………………………..………..…. 4 1.1 Hormontherapie mit Medikamenten………………………………………………………………………….…..4 1.2 Künstliche Samenübertragung in die Gebärmutter…………………………….……………………….…..4 1.3 Befruchtung außerhalb des Körpers (IVF)……………………………………………….………………….……5 1.4 Mikroinjektion (ICSI)…………………………………………………………………………………………..…………..7 2.0.Psychische Belastungen für die Paare………………………………………………………………………..…..8 3.0. Möglichkeiten der Begleitung………………………………………………………………………………….….11 3.1 Meditative Reisen und innere Dialoge…………………………………………………………………….…….11 3.2 Dialog mit der Gebärmutter………………………………………………………………………………….……….13 3.3 Dialog mit den Eierstöcken…………………………………………………………………………………….………14 3.4 Innerer Dialog während des Transfers……………………………………………………………….………….15 3.5 Dialog mit dem Embryo bzw. Embryonen nach dem Transfer………………………….…………….15 4.0.Meine Klientin und Probandin………………………………………………………………….....................17 4.1. Erste Sitzung…………………………………………………………………………………………..……………………19 4.2. Zweite Sitzung………………………………………………………………………………………….………………….21 4.3. Dritte Sitzung………………………………………………………………………………………………………………..21 4.4. Vierte Sitzung……………………………………………………………………………………………..………………..23 5.0. Conclusio und Ausblick…………………………………………..………………………………………………..….27 Literaturverzeichnis & Bildnachweis…………………………………………………….………………………….…29 0. EINLEITUNG Für mich war immer klar, dass ich Kinder haben möchte. Bereits mit 14 Jahren kümmerte ich mich um das Baby meiner Tante und gab ihm das Fläschchen, wickelte es, badete es und ging mit ihm spazieren. Es machte mir bereits in diesem jungen Alter große Freude mich um Kinder zu kümmern. Als Schülerin verdiente ich mir ein zusätzliches Taschengeld durch diverse Babysitterjobs. Als ich dann im Alter von 22 Jahren meinen Mann kennenlernte, wussten wir schon bald, dass wir heiraten und Kinder haben möchten. Ich war der naiven Meinung, dass ich nach Absetzen der Verhütungsmaßnahme sofort schwanger werden muss. Doch unser erster Sohn ließ sich Zeit und er kündigte sich „erst“ nach ungefähr 12 Monaten an. In dieser Zeit des Wartens auf die Schwangerschaft konsultierte ich meinen Frauenarzt, der mich aber auf Grund meines jungen Alters beruhigte und mir als einzige Maßnahme Moorbäder empfahl, die ich regelmäßig durchführte. Dies riet er mir, damit ich etwas zusätzlich tun konnte. Als der Schwangerschaftstest dann positiv war, fragte ich überglücklich meinen Gynäkologen, ob ich denn von den Moorbädern schwanger geworden war. Diese Meldung erheiterte den Mediziner und er versicherte mir, dass nicht die Moorbäder an dem Erfolg Schuld waren. Genau 15 Monate später wurde ich dann zum zweiten Mal beim ersten Versuch schwanger und erwartete unsere Tochter, die auf den Tag genau 24 Monate nach unserem Sohn das Licht der Welt erblickte. Im Alter von 37 Jahren, als meine Schwester eine Tochter bekam, verspürte ich dann einen großen Wunsch noch einen „Nachzügler“ in die Welt zu setzen. Allerdings musste ich meinen Mann dann ungefähr 3 Jahre davon überzeugen, dass dies eine gute Idee war. Mein Wunsch war so groß, dass mein Mann ihn mir nicht abschlagen konnte und sich schließlich auch für unser spätes Kind entschied. Mit 40 Jahren war ich dann wie ein Wunder beim ersten Versuch in freudiger Erwartung. Im Alter von 41 Jahren (mein Mann war 49 Jahre alt) hielten wir dann überglücklich unseren jüngsten Sohn in den Armen. Seine großen 1
Geschwister, damals 16 und 14 Jahre alt, freuten sich auch sehr und kümmerten sich rührend um ihren kleinen Bruder. Wir hatten das große Glück, dass sich alle drei Schwangerschaften auf natürlichem Wege und sehr schnell einstellten und komplikationsfrei verliefen. Unsere drei Wunschkinder sind gesund auf die Welt gekommen, jedoch per Kaiserschnitt nach medizinischer Indikation. Was ist aber, wenn sich eine Frau und ein Mann von ganzem Herzen ein Kind wünschen und es kommt zu keiner Schwangerschaft? Monat für Monat haben sie die Hoffnung, dass es dieses Mal so weit ist und werden immer wieder enttäuscht. Wieder nichts! Wie geht es dem Paar? Je länger diese Phase andauert, desto schwieriger wird es für die beiden. Sie kommen unweigerlich in eine Stresssituation, die die Partnerschaft stark belastet. Eine gemeinsame Zielsetzung im Leben steht in Frage. Der Geschlechtsverkehr wird zu einer Pflichtübung nach Kalender, anstatt in Liebe und Harmonie, soll das heißersehnte Kind unter Druck gezeugt werden. Oft wird die Lust zum Frust. Diese Belastung kann zu depressiven Stimmungen führen und sich wie ein schwarzer Schleier über das bisherige Leben legen. Ich kann sehr gut mitfühlen, wie es speziell der Frau in dieser Situation geht. Familie, Freunde und Bekannte fragen nach, unwissend was sie mit dieser Frage bei den belasteten Pärchen anrichten. Oft dauert es Jahre bevor sie ihr Problem dem Hausarzt oder Frauenarzt anvertrauen. Kann auch der Gynäkologe mit seinem Wissen nicht helfen, wenden sie sich in ihrer Verzweiflung an die Reproduktionsmediziner um Hilfe zu erfahren. Die heutige Medizin ist auf diesem Gebiet hervorragend, aber trotz allem medizinischen Fortschritts kann auch kein Reproduktionsmediziner einen Behandlungserfolg garantieren. Die menschliche Natur ist eben kein mechanisches Räderwerk, sondern ein kompliziertes Zusammenspiel von Körper und Seele. Dank der tollen Leistungen der Mediziner und Humanbiologen liegt die Erfolgsrate pro IVF‐Versuch (In‐vitro‐Fertilisation = Befruchtung außerhalb des Körpers) inzwischen bei ca. 25 bis 30 %. Abgesehen von den seelischen Beanspruchungen für die Paare kommt es auch zu großen finanziellen Belastungen. Diese Behandlungen sind aufwendig und äußerst kostspielig. Mittlerweile zahlt in Österreich der IVF‐Fond 70 % der Behandlungs‐ und Medikamentenkosten unter bestimmten 2
Voraussetzungen (es muss eine medizinische Indikation gegeben sein und die zukünftigen Eltern dürfen ein Alter von 40 für die Frau bzw. 50 für den Mann nicht überschritten haben). Glücklicherweise ist auf der medizinischen und finanziellen Ebene für die Paare gut gesorgt, doch wer kümmert sich um ihre seelische Begleitung? Diese Frage beschäftigt mich, da ich persönlich vier Frauen kenne, die eine Befruchtung außerhalb des Mutterleibes erfolgreich in Anspruch genommen haben und sich eine professionelle seelische Begleitung gewünscht hätten. Natürlich benötigen nicht nur die Frauen seelischen Beistand, denn auch für die Männer ist die Behandlungsphase keine einfache Sache. Sie werden oft als Statisten angesehen, die dabei nicht viel tun können. Für Männer ist es oftmals auch eine Kränkung, dass sie ihre Frauen nicht selbst schwängern dürfen. Sollten die Spermien des Mannes keine gute Qualität aufweisen, hat er oft auch mit bewussten oder unbewussten Schuldgefühlen zu kämpfen. Die Samenqualität hängt auch vom psychischen Stress ab. Vielleicht sollte auch der Mann mit seinen Samenzellen in Dialog treten? In dieser Arbeit beschäftige ich mich aber mit der seelischen Unterstützung der Frau, da ihr Körper einer größeren Belastung ausgesetzt ist. Viele Reproduktionszentren bieten neuerdings auch einen psychologischen Beratungstermin oder Akupunktur an, doch eine mentale Begleitung gibt es für die Frauen nicht. Dieser Aufgabe möchte ich mich im Speziellen in meiner Arbeit als Familienmentorin widmen und habe dieses Thema deshalb auch für meine Diplomarbeit gewählt. Frauen in der Behandlungsphase stehen unter einem großen mentalen Druck und sind hochsensibel auch aufgrund der hormonellen Stimulierung, die notwendig ist. Wer hilft ihnen sich zu entspannen und auf meditative Art und Weise ihren Körper auf das bevorstehende Ereignis einzustimmen? Wer fängt sie auf, wenn es nicht klappt? Wer stimmt sie positiv auf den nächsten Versuch ein? Natürlich ist da der Partner und die Familie, doch die sind selbst emotional involviert und tun sich dadurch schwer. Die Familienmentorin kann in diesen Fällen eine professionelle Begleitung anbieten und unterstützend wirken und dadurch die Erfolgschancen für die Schwangerschaft erhöhen. Da es im Leben bekanntlich keine Zufälle gibt, muss es gewollt sein, dass ich in der Phase der Beschäftigung mit dem Thema meiner Abschlussarbeit, eine ehemalige Studienkollegin auf 3
einem Fest wiedergesehen habe. Im Gespräch mit ihr stellte sich heraus, dass sie in Vorbereitung für eine ICSI‐Behandlung (Intracytoplasmatische Spermieninjektion = diese Form der IVF‐Behandlung wird im nächsten Kapitel erläutert) steht, da sie sich seit Jahren Nachwuchs wünscht, der sich auf natürlichem Wege bis dato nicht eingestellt hatte. Frau Birgit P. (39 Jahre) erklärte sich sofort bereit meine Probandin zu sein, denn sie wollte nichts unversucht lassen, damit sich ihr großer Wunsch erfüllt. 1.0. MÖGLICHKEITEN UND METHODEN DER ASSISTIERTEN BEFRUCHTUNG (vgl. Broschüre „Hilfe für Paare mit Kinderwunsch“, STERIGNOST Institut für Kinderwunschbehandlung www.sterignost.at) 1.1.
Hormontherapie mit Medikamenten Liegt die Ursache des unerfüllten Kinderwunsches in einer hormonellen Störung bei der Frau oder beim Mann kann mit einer Hormontherapie geholfen werden. Beim Mann kann eine Unterfunktion des Hodens in einigen Fällen durch Hormonzufuhr von außen behandelt werden. Die Hormontherapie bei der Frau zielt auf eine Stimulation der Eizellreifung bzw. des Eisprungs ab. Mit Ultraschall wird die Reaktion der Eierstöcke überprüft. 1.2.
Künstliche Samenübertragung in die Gebärmutter (Intrauterine Insemination –IUI) Dieses Verfahren eignet sich besonders dann, wenn nicht genügend und vor allem schlecht bewegliche Samenzellen vorhanden sind. Mit der Gabe von Fruchtbarkeitshormonen wird die Eizellreifung gefördert und der Eisprung ausgelöst. Der Samen wird durch Masturbation gewonnen und im Labor qualitativ aufbereitet. Dann wird er mit Hilfe eines beweglichen, dünnen Kunststoffschlauchs in die 4
Gebärmutterhöhle, möglichst nahe an die Eizelle, gebracht. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sehr viele Samenzellen recht dicht an die Eizelle herankommen. 1.3.
Befruchtung außerhalb des Körpers (IVF = In‐vitro‐Fertilisation) Am Anfang steht auch hier die Gabe von Fruchtbarkeitshormonen zur Stimulation der Eizellreifung. Der Zyklus der Frau wird hormonell so eingestellt, dass sich der Zeitpunkt des Eisprungs gut von außen steuern lässt. Die Hormongabe erfolgt zuerst durch Tabletten und dann durch Spritzen, die jeden Tag zur selben Zeit verabreicht werden müssen. Durch die Hormongabe reifen mehrere Eizellen heran, die dann entnommen werden können, um außerhalb des Körpers befruchtet zu werden. Es ist notwendig mehrere Eizellen zur Reifung zu bringen, da sich nicht alle befruchten lassen und sich nicht jeder Embryo in der Gebärmutter einnistet. Die Hormonstimulation wird entsprechend angepasst, um möglichst viele reife Eizellen gleichzeitig zu gewinnen. Mit Hilfe einer Nadel werden die Eizellen kurz vor dem Eisprung aus den Eibläschen entnommen. Dieser Eingriff erfolgt unter Kontrolle mit Ultraschall durch die Scheide. Der Frau wird zur Erleichterung ein Schmerz‐ oder Beruhigungsmittel oder auf Wunsch auch eine Narkose verabreicht. Nach der Punktion können leichte Schmerzen und geringe Blutungen auftreten. Für die Befruchtung der Eizelle wird noch am gleichen Tag frischer Samen vom Partner benötigt, der durch Masturbation gewonnen wird. Die Samenflüssigkeit wird im Labor so aufbereitet, dass die Befruchtungsfähigkeit der Spermien optimal ist. 5
Die Ei‐ und die Samenzellen werden in einem Schälchen zusammengeführt und befruchtet. Nach der Befruchtung werden die Embryonen bis ca. zum 5. Entwicklungstag in einem Brutschrank kultiviert. Dieses Stadium nennt man das Blastozystenstadium und es eignet sich hervorragend zum Transfer in die Gebärmutter, denn man kann zu diesem Zeitpunkt das Entwicklungspotential der Embryonen einschätzen. Embryonen, die übrig bleiben, können dann für spätere Behandlungen eingefroren werden, das nennt man Kryokonservierung (Aufbewahrung maximal 10 Jahre). Je nach Alter der Frau und Anzahl der vorhergegangenen Behandlungen werden dann ein, zwei oder in seltenen Fällen auch drei Embryonen mit Hilfe eines dünnen Kunststoffschlauchs in die Gebärmutter transferiert (die Übertragung ist nicht schmerzhaft). Ziel ist es der Frau zur Geburt eines Kindes mit möglichst optimaler Gesundheit zu verhelfen und dies ist mit einer Einlingsschwangerschaft am sichersten, da hier die terminnahe Geburt am wahrscheinlichsten ist. Bei Zwillingen oder gar bei Drillingen nimmt das Frühgeburts‐ und Mangelentwicklungsrisiko zu. Die durchschnittliche Mehrlingsrate beim Österreichischen IVF‐Fond liegt bei 20 – 23% Zwillinge und 0,7 – 1,8% Drillinge. Der Mediziner hat die wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe in der Phase des Embryotransfers den passenden Mittelweg zwischen Steigerung der Erfolgsaussicht und Reduktion der Risiken zu finden. Ca. zwei Wochen nach der Embryonenübertragung wird der erste Schwangerschaftstest durchgeführt. Auch bei positivem Ergebnis ist zu diesem Zeitpunkt der weitere Schwangerschaftsverlauf noch nicht zu beurteilen. Die Frau ist in dieser Phase der Ungewissheit nervlich stark angespannt und soll sich und ihren Körper schonen und versuchen Ruhe und Ausgleich zu finden. Der tägliche Ablauf sollte aber im Wesentlichen beibehalten werden. In dieser Phase wird die Frau mehrfach vom Gynäkologen kontrolliert, manchmal kann es sinnvoll sein, die Einnistung des Embryos in der zweiten Zyklushälfte durch die Gabe bestimmter Hormone (z.B. Progesteron) zu sichern. Die Fehlgeburtenrate liegt bei natürlicher Zeugung bei rund 12 – 15% und bei der IVF steigt dieses Risiko leicht an, was jedoch auch auf das höhere Alter der Frauen zurückzuführen ist. Bei planmäßigem Verlauf der Behandlung ist die Erfolgsrate mit ca. 29 – 33% Schwangerschaften pro Behandlung deutlich höher als eine natürliche Zeugung, die bei 17 – 6
20 % liegt. Bei günstigem Verlauf und Alter der Mutter unter 40 Jahren liegt die Erwartung einer Schwangerschaft sogar bei bis zu 50 % pro Behandlung (lt. STERIGNOST, Institut für Kinderwunschbehandlung). Voraussetzungen für die IVF‐Behandlung: a) Die ungewollte Kinderlosigkeit ist mit keiner anderen Behandlung oder Maßnahme zu beheben. b) Es werden Ei‐ und Samenzellen des Paares verwendet und es darf kein Spendersamen verwendet werden (Spendersamen darf nur für die Insemination genommen werden, wenn der Samen des Ehepartner oder Lebensgefährten nicht fortpflanzungsfähig ist). c) Gesetzlich vorgeschrieben ist für beide Partner eine Testung auf HIV, Hepatitis B und C, Lues und Chlamydien. d) Die Partner müssen verheiratet sein, oder in einer aufrechten Lebens‐
gemeinschaft leben. Paare in Lebensgemeinschaft müssen einen Notariatsakt nach dem Fortpflanzungsmedizingesetz anlegen lassen, denn darin wir die Vaterschaftsverpflichtung festgelegt. e) Die wichtigste Voraussetzung beim Mann ist, dass überhaupt Spermien in einer bestimmten Qualität produziert werden. f) Die wichtigste Voraussetzung bei der Frau ist, dass wenigstens ein Eierstock und die Gebärmutter funktionstüchtig sein. 1.4.
Mikroinjektion (ICSI = Intracytoplasmatische Spermieninjektion) Eine weitere Form der IVF‐Behandlung ist die ICSI, die angewendet wird, wenn die Beweglichkeit und die Menge der Spermien eingeschränkt ist. Hier werden auch durch eine Hormonstimulation und Follikelpunktion mehrere Eizellen gewonnen. Ein einzelnes Spermium wird unter einem speziellen Mikroskop in eine sehr feine Glasnadel aufgesogen 7
und direkt in die Eizelle gespritzt. Das Eindringen der Samenzelle in die Eizelle wird nachgeahmt, aber das Verschmelzen der Zellkerne von Samen und Eizelle wird nicht beeinflusst. Wenn eine Befruchtung und Zellteilung stattgefunden hat, wird der Embryo, wie beim IVF‐Verfahren in die Gebärmutter eingesetzt. Operative Spermiengewinnung Wenn sich im Ejakulat überhaupt keine Spermien befinden (z. B. bei Verschluss der Samenleiter), ist es möglich diese direkt aus dem Hoden (TESE = Testikuläre Spermienextraktion) beziehungsweise Nebenhoden (MESA = Mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration) zu gewinnen. Durch einen kleinen operativen Eingriff werden Gewebeproben entnommen, die zumeist Spermien enthalten. 2.0 PSYCHISCHE BELASTUNGEN FÜR DIE PAARE WÄHREND DER BEHANDLUNGSZEIT Während der gesamten Behandlung mit Untersuchungen, Terminen, Gesprächen, Hormongaben, Eingriffen usw. stehen die Paare, vor allem die Frau, unter starkem psychischen Stress und sie hat hohe Erwartungen zu ihrem Ziel zu kommen. Außerdem lastet auch ein gewisser Erfolgsdruck auf ihr, da sie sich von ihrem Umfeld beobachtet fühlt. Die Patientinnen brauchen dringend Menschen um sich, denen sie sich mitteilen können und die sie vor allem in ihrem Vorhaben bestätigen. Besonders wenn ein Zyklus nicht Erfolg hatte, braucht sie fachgerechte Hilfe, die sie über die Enttäuschung hinweg begleitet. Hier sehe ich ein dringend benötigtes Betätigungsfeld für die Familienmentorin, die den Frauen mit ihrem Fachwissen und ihrer Feinfühligkeit zur Seite stehen kann. Mit geführten Meditationen, heilsamen Geschichten, Entspannungsübungen, Schmetterlingsmassagen, heilsamer Musik und 8
Fußreflexmassagen kann die ungewisse Wartezeit in eine qualitative Zeit verwandelt werden. Die Familienmentorin hilft der Frau sich und ihren Körper auf das neue Leben vorzubereiten. Sehr viele Anregungen zu meditativen Reisen in den Körper, zu den Geschlechtsorganen, fand ich bei Dr. med. Ute Auhagen‐Stephanos (Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin), die unbedingt eine seelische Begleitung der Frau in der sensiblen Phase der Behandlung vorschlägt (Damit mein Baby bleibt, Zwiesprache mit dem Embryo von Anfang an, Kösel‐Verlag, München, 2009, S.11): In meinem ersten Buch Wenn die Seele Nein sagt sind von mir sehr kritische Worte gegenüber der Reproduktionsmedizin ge‐ äußert worden. Inzwischen habe ich dazugelernt und sah, dass bei etlichen Frauen die medizinische Notwendigkeit besteht, auf diese instrumentellen Hilfen zurückzugreifen, sollten sie überhaupt Kinder bekommen. Dennoch bin ich entschieden der Meinung, dass es nicht allein bei der Technik bleiben darf: Sie muss seelisch begleitet und ergänzt werden! Sie möchte die Frauen auffordern, sich auf ihren Körper zu sensibilisieren und von Anfang an die Geschlechtsorgane auf ihre kommende Aufgabe mit innerlichen Zwiegesprächen vorzubereiten. Den Embryo dann freudig in einem „geschmückten Haus“ (in der Gebärmutter) zu begrüßen und ihm tiefsten Herzens Gastfreundschaft für neun Monate anbieten. Mit dem Embryo zu sprechen von Anfang an – für die assistiere Befruchtung heißt dies sogar schon vor seiner Zeugung ‐, kann potenziellen Kindern eher zum Leben verhelfen oder sie am Leben erhalten. (ebd. S. 12/13) Sie ermutigt in ihrem Buch alle Frauen, die schwanger sind oder es werden wollen, dem werdenden Baby von Anfang an eine tiefe Bindung durch eine sehr frühe Zwiesprache anzubieten. Das Buch „Damit mein Baby bleibt“ hat mich total überzeugt und ich fand viele 9
Anregungen zur seelischen Begleitung von Frauen in der Phase der assistierten Befruchtung. Ich übernahm die von ihr vorgeschlagenen Mutter‐Embryo bzw. Mutter‐Gebärmutter‐
Eierstöcke‐Dialoge in leicht abgeänderter und für meine Klientin geeigneter Form. Frau Dr. med. Auhagen‐Stephanos beschreibt den idealen Gemütszustand der Frau während der Fruchtbarkeitsbehandlung folgendermaßen: Welcher Gemütszustand wäre denn für das Entstehen einer Schwangerschaft vorteilhaft? Meiner Ansicht nach ist eine Haltung von freudiger Hingabe, von Geschehenlassen, Sich‐zur‐Verfügung‐Stellen ohne angstvolle Erinnerung oder zwanghaftes Wollen günstig. Ängste, Niedergeschlagenheit und Zweifel erschweren es dem Embryo, sich in der Gebärmutterschleimhaut anzusiedeln. (S. 56) Ich stimme voll und ganz der Aussage der Autorin zu, dass die Aufgabe der seelischen Begleitung darin besteht, mit diesen Frauen den Weg aus der Erfolgsbedrängnis heraus zu einer freudvollen kreativen Eigenleistung zu gehen. Hier möchte ich auch das Wort „Eigenleistung“ betonen und damit den Frauen einen aktiven Part zuweisen. Sie sollen sich nicht der Medizin und den Ärzten ausgeliefert und passiv fühlen, denn sie können sich aktiv beteiligen. Die Frauen können sich und ihren Körper auf das bevorstehende Ereignis einstimmen und dabei leitet sie die Familienmentorin an. 10
3.0. MÖGLICHKEITEN DER BEGLEITUNG VON FRAUEN IN DER PHASE DER ASSISTIERTEN BEFRUCHTUNG 3.1.Meditative Reisen und Gespräche mit den Geschlechtsorganen und dem Embryo bzw. Embryonen (nach Dr. med. Ute Auhagen‐Stephanos, Damit mein Baby bleibt, Kösel‐Verlag, München 2009 und Susanne Hühn, Meditationen anleiten und führen, Schirner Verlag, Darmstadt 2012) In diesem Kapitel möchte ich die meditativen Reisen und inneren Dialoge in den verschiedenen Phasen der Fruchtbarkeitsbehandlung schildern. Sie wurden von den oben genannten Autorinnen übernommen und von mir nach meinem Gefühl abgeändert bzw. an die Klientin angepasst. Die ersten drei Anfangsphasen sind bei allen inneren Dialogen gleich, um die Frau in die Entspannung zu bringen. Auch die 5. Phase (das Zurückkommen) ist bei jeder meditativen Reise gleich. Der Raum soll angenehm und einladend sein, nicht zu hell und nicht zu dunkel. Kerzen und Duftöle unterstützen eine entspannende Atmosphäre. Man benötigt eine bequeme Unterlage, ein flaches Kissen und eine Kuscheldecke. Man spricht langsam und mit angenehmer Stimme. Man macht immer wieder Pausen zum Nachspüren. Der Erfolg und das Mitgehen der Klientin hängt sehr von der Feinfühligkeit der Mentorin ab. 1. Phase Legen Sie sich entspannt hin und decken Sie sich zu. Die Arme liegen entspannt neben Ihrem Körper. Ihr ganzer Körper wird am Rücken von der Unterlage gehalten, ja, getragen. Spüren Sie dieses Gefühl deutlich im Rücken. 11
2. Phase Ihr Körper wird beginnend vom Kopf schwer und warm. Er fällt locker auf das Kissen zurück. Danach werden die Schultern schwer und warm. Dann folgt der rechte Arm, er wird auch ganz schwer und warm, zuerst der Oberarm, dann der Unterarm und schließlich die Hand bis zu den Fingerspitzen. Der rechte Arm ist jetzt so schwer wie Blei und wird von der Erde angezogen. Danach kommt der linke Oberarm, dann der Unterarm bis zu den Fingerspitzen. Der linke Arm ist nun ganz schwer und warm, dann folgt der Oberkörper. Sie spüren wie er schwer und warm wird und auf der Unterlage auffliegt. Dann fühlen Sie zu Ihrem Gesäß wie es auch schwer und warm von der Erde angezogen wird. Lassen Sie sich Zeit bis sich am ganzen Körper ein Gefühl der Schwere einstellt. 3. Phase Jetzt konzentrieren Sie sich nur auf Ihre Atmung. Sie soll tief und gleichmäßig sein. Atmen Sie in den Bauch und in das Becken hinein. Der Brustbereich bleibt ruhig. Die Ein‐ und Ausatmung sind gleich lang. Sie zählen beim Einatmen und beim Ausatmen bis drei. Die Atmung ist das Grundprinzip des Lebens, ein ewiges Geben und Nehmen. Solange wir atmen, leben wir! Konzentrieren Sie sich auf die Atmung und stellen Sie sich Meereswellen vor, die sich Ihrem Atemrhythmus angepasst haben. Beim Einatmen kommt die Welle und beim Ausatmen zieht sie sich zurück. Sie atmen tief in Ihren Unterleib hinein, das Zwerchfell wölbt sich und Sie stellen sich dabei vor, dass der gute frische Sauerstoff direkt zu Ihrer Gebärmutter gelangt. Sie verfolgen jetzt nur Ihre Atmung und vergessen dabei das Außenleben. Die Außenwelt kommt jetzt ohne sie aus! Einatmen, die Welle kommt……Ausatmen, die Welle zieht sich zurück………..Einatmen…..Ausatmen…… 4. Phase In dieser Phase werden die jeweiligen inneren Dialoge, je nach Behandlungsverlauf (3.2. bis 3.5) angewendet. 12
3.2. Dialog mit der Gebärmutter in der Phase der hormonellen Stimulierung Gehen Sie im Geiste mit Ihren Gedanken und Ihrer inneren mentalen Hand von Ihrem Kopf nach unten in Ihren Körper. Verfolgen Sie den Weg vom Geburtsort der Gedanken, dem Gehirn, über den Hals, die Brust, den Magen, den Nabel bis hinunter ins Kleine Becken, wo sich Ihre inneren Geschlechtsorgane befinden. Sie kommen zu Ihren Eierstöcken, zu den Eileitern und Sie kommen schließlich zur Gebärmutter. Sie liegt genau in der Mitte Ihres Unterleibes oberhalb des Schambeins. Falls es Ihnen nicht möglich ist sie zu finden, legen Sie zur Hilfe kurzfristig Ihre Hände auf Ihren Unterleib, um sich besser zu orientieren. Welche Farbe und Beschaffenheit hat sie? Ist sie hell, lichtdurchflutet, rosa oder rot? Begrüßen Sie nun Ihre Gebärmutter wie eine Person. Vielleicht ist sie eine freundliche, mollige Person, jung oder schon älter, schlank und dynamisch oder wie eine gütige Omi. Das bleibt Ihnen überlassen! Sie sagen zu ihr: „Ich freue mich Dich zu sehen! Ich respektiere Deine Arbeit und die verantwortliche Mühe, die bald auf Dich wartet. Bitte übernimm die wichtige Aufgabe für mein erwünschtes Kind eine vorübergehende Heimat zu sein. Meine liebe Freundin Gebärmutter, ich werde Dich regelmäßig mental besuchen, dich unterstützen indem ich geduldig und gelassen bin, Dir frischen Sauerstoff und gute Nahrungsmittel zukommen lassen.“ Nun streichen Sie mit Ihrer mentalen Hand sanft einige Male über die Oberfläche der Gebärmutter. Danach bitten Sie um Einlass. Sie sind nun im Inneren der Gebärmutter. Wie sieht es dort aus? Welche Farbe hat die Gebärmutterschleimhaut? Wie ist sie beschaffen? Ist sie weich und dick? Hat sie genug Schlupflöcher und Verstecke für Ihr Kind? Ist sie aus Moos oder Fell oder ähnelt sie einer Kuscheldecke? Sprechen Sie wieder zur Gebärmutter und sagen Sie: „Bitte nimm meinen langersehnten Gast, meinen Embryo, großzügig auf! Er wird bald zu Dir kommen. Bitte nimm ihn großzügig auf und sorge gut für ihn. Du bist die erste Heimat für ihn. Gib ihm Wärme, Schutz und Nahrung! Ich werde auch meinen Teil dazu beitragen und mich freudig auf unseren Gast einstellen. Ich werde alle negativen Gedanken vertreiben und mit Freude und Wohlwollen die Ankunft meines heißersehnten Kindes erwarten.“ Dann bitten Sie die Ammen‐ oder Helferzellen sich zahlreich für den Embryo zur Verfügung zu stellen. Den Killerzellen legen sie nahe sich möglichst von diesem Ort zurückzuziehen, weil der bald eintreffende Gast ein zu liebender Freund und kein Feind ist. Sagen Sie zu den Killerzellen: „Liebe Killerzellen geht an die Stellen, 13
an denen ihr gebraucht werdet! Geht zum Hals oder zu den Bronchien, um eine Erkältung abzuwehren. Dann sagen Sie zu den Ammenzellen: „Liebe Ammenzellen, bitte kümmert euch um meinen Embryo, der bald in meine Gebärmutter kommen wird und legt euch wie ein schützender Reifen um ihn!“ 3.3. Dialog mit den Eierstöcken in der Phase der hormonellen Stimulierung Nun gehen wir über den rechten Eileiter ins Kleine Becken und zum rechten Eierstock und begrüßen ihn wie einen guten Freund. Danach gehen Sie zum linken Eierstock und begrüßen ihn auch mit Freundlichkeit und Achtsamkeit. Sie sprechen zuerst zum rechten und dann zum linken Eierstock und sagen: „Hallo lieber Eierstock, ich freue mich Dich zu sehen und zu begrüßen, weil Du in meinem Körper die wichtige Aufgabe hast, mir bei der Erfüllung meines sehnlichen Wunsches nach einem Kind zu helfen. Du hast alle Kenntnisse und Fähigkeiten in Dir, meine Eizellen für die Fortpflanzung reifen zu lassen. Leider werde ich Dich in der nächsten Zeit ungeheuer beanspruchen und belasten, damit Du im Gegensatz zu sonst eine kaum denkbar große Menge an Follikeln mit reifen Eizellen produzierst, wozu ich Dich mit vielen Hormonen „hochjubeln“ muss. Ich bitte Dich um Verzeihung für diese immense Belastung. Aber ich verspreche Dir im Gegenzug, Dich zu achten, Dich täglich zu besuchen, Dir viel Gutes zukommen und Dich danach wieder ausruhen zu lassen. Danke, dass Du mir und meinem Mann hilfst, unseren Wunsch nach einem gemeinsamen Kind und damit auch Deine eigentliche Aufgabe zu erfüllen!“ Nach einem freundlichen Verabschieden wenden Sie sich nun dem linken Eierstock zu, mit dem Sie ein ähnliches Kontaktgespräch in der Stille wiederholen. Anmerkung: Die Klientin wird nach der Sitzung aufgefordert, diese Dialoge im Stillen täglich für ca. 10 bis 20 Minuten durchzuführen und dadurch eine Bindung zu Ihrem Körper aufzubauen. 14
3.4 Innerer Dialog während des Transfers (Abdriften der Gedanken, weg vom mechanischen Akt mit der Macht der Gedanken, wenn es gelingt kann sich die Frau sogar eine schöne sexuelle Begegnung mit Ihrem Mann vorstellen und damit im weitesten Sinne eine „vergeistigte Zeugung“ in Ihren Gedanken erleben) „Komm neues Leben, Du bist willkommen, nicht nur willkommen, Du bist heiß ersehnt und erwünscht! Liebes neues Leben, ich wünsche mir Dich ganz stark, komm doch, ich warte schon so lange! Ich liebe Dich von der ersten Sekunde an und Dein Papa auch! Dein Zuhause, die Gebärmutter, ist schon bestens auf Deinen Besuch vorbereitet. Es ist warm und gemütlich, kuschelig und bereit für Dich, dass Du Dich wohlig bei mir einnistest. Es ist alles warm und gut durchblutet, ich bin richtig heiß auf Dich. Lustvoll warte ich auf Dich, meinen heißersehnten Gast. Ich träume von Dir und unserem gemeinsamen Leben! 3.5. Dialog mit dem Embryo bzw. Embryonen nach dem Transfer Gehen Sie wie vorher beschrieben mit Ihren Gedanken und Ihrer seelischen Hand durch Ihren Körper zur Gebärmutter, die Sie respektvoll und freundlich begrüßen, streicheln und um Einlass bitten. In ihrem Inneren versuchen Sie Ihren Embryo (oder Ihre Embryonen) mit Ihrem inneren Auge zu entdecken und zu visualisieren. Sagen Sie zu ihm: „Willkommen mein 15
Liebling (oder mein Schatz, mein Krümel, Mucki…usw. wie sie ihr Kind nennen möchten). Jetzt bist Du endlich bei mir! Ich freue mich, Dich begrüßen zu dürfen und danke Dir, dass Du zu mir kommst. Ich hoffe, dass Du Dich bei mir wohlfühlst, gern bei mir bleibst und Dich festhalten kannst. Mache es Dir gemütlich, kuschel Dich ein, hab keine Angst! Du bist mein lieber Gast, ich habe alles für Dich vorbereitet. Nimm Dir, was Du brauchst. Ich versorge Dich mit frischem Sauerstoff und guten Nahrungsmitteln. Ich schicke Dir viele Ammenzellen, die dich schützen und betreuen und die Killer‐ oder Soldatenzellen fernhalten sollen. Sie sind hier überflüssig. Du bist tüchtig und geduldig und ich habe Dich sehr lieb. Und Dein Papa auch!“ Nun stellen Sie sich und Ihr Kind unter eine geistige Lichtdusche und führen Sie sich Wärme zu, dass erhöht die Energie. Sie werden spüren, wie die Liebe Sie durchflutet. Sie fühlen sich ganz positiv stimuliert. Sie sprechen wieder zu Ihrem Kind und sagen: „Nun decke ich Dich mit einem tief empfundenen und umfassenden Frieden zu. Nach einer langen Reise draußen gehörst Du jetzt in meinen Körper und Du bist in Deiner Heimat angekommen. Du musstest einen Umweg gehen, da dies notwendig für Dein Entstehen war. Aber ab jetzt bist Du ungestört und kannst wachsen und Dich entwickeln.“ Erklärung für die Klientin: Lautes oder stilles Sprechen schafft Bindung und Verbindung, Vertrauen, Einfühlung und Liebe. Führen Sie diesen Mutter‐Embryo‐Dialog einmal am Tag durch und fragen Sie Ihr Kind wie es ihm geht und ob es was braucht. In den ersten 10 Tagen nach dem Transfer ist es besonders wichtig ein entspanntes Sein zu fühlen. Das Zwiegespräch mit Ihrem Baby wird Ihnen Ruhe und Zuversicht geben. Lassen Sie sich voll darauf ein, das ist Ihre Chance! Angst ist der schlechteste Ratgeber und das Gegenteil von Liebe. Sie schadet Ihrer Seele und hat aufgrund der schädlichen Hormonausschüttung eine negative Auswirkung auf Ihr Baby. Beginnen Sie mit dem Mutter‐Embryo‐Dialog rechtzeitig, ideal wäre der Vorzyklus. Der Geist und der Körper müssen sich an die Vorfreude gewöhnen. Wenn der Gast an die Tür klopft, ist es für die Vorbereitungen zu spät. Sie werden eine liebevolle Verbundenheit und Ruhe spüren! Sollten Sie große Unruhe und Aufgeregtheit verspüren ist die Atmung ein sehr gutes 16
Mittel zur Ruhe zu kommen. Konzentrieren Sie sich auf die Atmung, das können Sie immer und überall unbemerkt und unkompliziert durchführen. Die langsame tiefe Atmung harmonisiert rasch das körperliche und emotionale Gleichgewicht und wird das Ungeborene beruhigen. (Dr. med. Ute Auhagen‐Stephanos: Damit mein Baby bleibt. S. 111) 5. Phase Sie ziehen jetzt mit Ihren Gedanken und der seelischen Hand über den Körper hinweg wieder zurück in den Kopf. Sie machen einen tiefen Atemzug. Dann versuchen Sie die Unterlage zu spüren, sie strecken die Arme und Beine noch einmal kräftig durch und öffnen langsam die Augen. Das machen Sie alles in Ihrem eigenen Tempo! Wie fühlen Sie sich jetzt? Fühlen Sie sich jetzt anders? 4.0 MEINE KLIENTIN UND PROBANDIN BIRGIT, 39 JAHRE Birgit ist Mitteschulprofessorin an einem Gymnasium und ich kenne sie bereits seit 1992. Wir lernten uns beim Studium an der Universität Klagenfurt kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb und besuchten gemeinsam verschiedene Seminare und Lehrveranstaltungen. Für die eine oder andere Prüfung lernten wir auch zusammen. Wir hatten immer wieder Kontakt, aber nicht regelmäßig. Im Jänner 2013 trafen wir uns zufällig auf einer Geburtstagsfeier, bei der wir beide eingeladen waren. Wir unterhielten uns, ich erzählte ihr von meiner Ausbildung zur Familienmentorin und dem Thema meiner Abschlussarbeit. Birgit hörte aufmerksam zu und vertraute mir an, dass sie sich seit ca. 6 Jahren bemüht schwanger zu werden. Sie ist seit 10 17
Jahren mit Georg, 43 Jahre alt, verheiratet und ein Baby wäre die Krönung ihrer Partnerschaft. Die Unfruchtbarkeit ist medizinisch nicht wirklich erklärbar. Birgit hatte schon viele verschiedene gynäkologische Untersuchungen. In den letzten 18 Monaten hatte sie drei Inseminationen, die erfolglos blieben. Diese Behandlungen waren von großen Hoffnungen der beiden begleitet, die dann in Enttäuschungen endeten. Das ständige Bemühen um eine Schwangerschaft belastet auch die Partnerschaft. Sie erlernte die Technik des Autogenen Trainings, um sich entspannen zu können und natürlich auch um sich selbst seelisch zu schützen. Schließlich entschloss sich das Paar zu einer assistierten Befruchtung, da sie auch aufgrund ihres Alters keine Zeit mehr verschwenden wollten. Die Ärzte des Fruchtbarkeitsinstituts STERIGNOST rieten zu einer ICSI‐Behandlung (Intracytoplasmatische Spermieninjektion –
Erklärung der Behandlungsmethode siehe Kapitel 1.4.), die in ihrem Fall eine größere Erfolgsaussicht verspricht. Vor dem Behandlungsbeginn hatte Birgit einen kleinen operativen Eingriff an der Gebärmutter um optimale Voraussetzungen für die bevorstehende Fruchtbarkeitsbehandlung zu haben. Der Behandlungsbeginn war der 15.02.13 mit einer Hormonbehandlung. Am 21.02.13 kam sie bereits zu mir zur 1. Sitzung. So konnte ich sie von Anfang an in dieser belastenden, aber auch spannenden Phase begleiten und die Zwiesprache mit den Geschlechtsorganen und dem Embryo (lt. Dr. med. Ute Auhagen‐Stephanos) ausprobieren. Die 2. Sitzung hatten wir am 28.02.13 in der Phase der Hormonstimulierung. Sollte alles planmäßig verlaufen war die Eizellentnahme für den 13.3.13 geplant und der Transfer für den 18.03.13. Die 3. Sitzung war dann am 20.03.13 nach dem Transfer. Die spannendste und emotional aufregendste Zeit war wohl bis zum geplanten Schwangerschaftstest am 29.03.13. Die Sitzungen mit Birgit werden im nächsten Kapitel genau beschrieben. Meine ehemalige Studienkollegin war eine perfekte Probandin, wie aus dem Bilderbuch. Sie wollte alles dafür tun, damit ihr großer Wunsch nach einem Kind in Erfüllung geht. Durch das Autogene Training, das sie schon seit längerem beherrscht, viel es ihr nicht schwer, die von mir vorgeschlagenen inneren Dialoge und meditativen Reisen in ihren Körper durchzuführen. 18
Sie nahm sich jeden Tag ca. 20 Minuten für diese Übungen Zeit, die ihr auch Spaß machten. Es war ein angenehmes Arbeiten mit ihr, da sie auch sehr viel Humor besitzt. 4.1 Erste Sitzung am 21.02.13 in der Phase der Hormonbehandlung In der ersten Sitzung mit meiner Probandin füllte ich den Anamnesebogen aus und erfuhr die Einzelheiten Ihrer bisherigen Bemühungen schwanger zu werden (siehe Kapitel 4.0.). Ich erklärte ihr die Aufgaben einer Familienmentorin und sicherte ihr Verschwiegenheit über alle unsere Gespräche zu. Ich gab ihr zu bedenken, dass die Seele eines Menschen bereits bei der Verschmelzung von Samen‐ und Eizelle vorhanden ist. In der befruchteten menschlichen Eizelle ist der ganze Mensch angelegt. Alle Eindrücke seit der Zeugung sind in den Zellen gespeichert, das zeigen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Zellgedächtnis des Körpers. Diese Informationen für die Klientin erleichtern das spätere Arbeiten mit den inneren Dialogen zum Embryo. In der vorgeburtlichen Lebenszeit findet das seelische Leben auf eine eigene Weise statt und setzt sich in späterer Lebenszeit auf einem anderen Entwicklungsniveau fort. Es formt sich aus und wird vielfältiger. Bilder und Sprache kommen hinzu. Die Seele jedoch dem Menschen erst nach der Geburt zuzugestehen verkennt die Komplexität ihres Fühlens. (Bettina Alberti, Die Seele fühlt von Anfang an, S. 16) Besonders beeindruckend ist für mich die überlieferte Geschichte eines afrikanischen Stammes (vgl. Bettina Alberti, S. 74), die die Beziehung zwischen dem vorgeburtlichen Kind und seinen Eltern beschreibt. In diesem Stamm ist das Geburtsdatum des Kindes nicht identisch mit der körperlichen Geburt und nicht einmal mit dem Zeugungsdatum. Der Tag der Geburt eines Kindes ist jener Tag, an dem das Kind zum ersten Mal in den Gedanken der Mutter aufgetaucht ist. Die Mutter ist gedanklich bereit für ein Kind und verlässt das Dorf und setzt sich unter einen Baum. Dort lauscht sie so lange in sich und die Natur hinein, bis sie 19
das Lied des Kindes hört, das sie zu empfangen hofft. Hat sie es gehört, geht sie nach Hause und lehrt es dem Vater. Sie singen es gemeinsam und laden das Kind ein es zu zeugen. Ist die Frau dann tatsächlich schwanger, singt sie dieses Lied für ihr Kind in ihrem Bauch. Das ist ihr Weg mit dem Kind in Kontakt zu kommen. Dann lernen auch die anderen Frauen und Hebammen des Dorfes das Lied des Kindes, um es während der Geburt begleiten und damit begrüßen zu können. Nach der Geburt lernen alle Dorfbewohner das Lied des Kindes. Es wird gesungen, wenn das Kind hinfällt und sich weh tut, während der verschiedenen Rituale und Initiationen und bei seiner Heirat. Das Lied begleitet den Menschen sein ganzes Leben und wird von den Dorfbewohnern am Ende seines Lebens ein letztes Mal gesungen. Als Einstieg erzähle ich meiner Klientin Birgit die Geschichte „Das große Los“ (vgl. Karl Tepperwein, Kraftquelle Märchen, cd 2 Nr. 22): Ein Mann betete jeden Tag inbrünstig zu Gott und bat ihn, ihn wenigstens einmal in der Lotterie gewinnen zu lassen. Dies ging Tag für Tag so und der Mann wurde immer trauriger. Eines Tages antwortete Gott ihm und sagte: „Gib mir wenigstens die Chance meine Arbeit machen zu können und kauf Dir endlich ein Los!“ Ich versuche meiner Klientin zu erklären, dass sie sich jetzt, mit dieser Behandlung, das „erste Los“ gekauft hat und endlich in der Lotterie mitspielt. Doch es muss nicht gleich das erste Los ein Treffer sein, sondern vielleicht erst das zweite, dritte oder vierte (lt. Dr. Stadler von STERIGNOST hat die Patientin bei vier Versuchen eine Chance von fast 100%, Broschüre „Hilfe für Paare mit Kinderwunsch“, S. 29). Mit dieser Geschichte wollte ich sie darauf einstimmen, dass sie sich eventuell auf mehrere Versuche einstellen muss. Danach bat ich sie, sich gemütlich hinzulegen und mit meiner Anleitung die erste meditative Reise in ihre Gebärmutter zu unternehmen (wie im Kapitel 3.2. genau beschrieben). Zum Abschluss spielte ich ihr ein Musikstück mit dem Thema „Kraft“ vor (Richard Strauß, „Also sprach Zarathustra“). Birgit erzählte mir, dass sie am liebsten in ihrer Gebärmutter verweilen wollte. Sie sah golden aus, das Endometrium war ein schwerer weinroter Samtvorhang mit vielen Falten und wirkte orientalisch. Die Gebärmutter war eine kleine, mollige und sehr freundliche 20
ältere Frau, die ihr sehr gerne Einlass gewährte. Die Klientin nahm sich vor diese Bilder zu übernehmen und diese Übung täglich zu praktizieren. Sie will alles für ihren großen Wunsch tun. 4.2 Zweite Sitzung am 28.02.13 in der Phase der Hormonstimulierung Birgit fühlte sich sehr gut und sie schaffte es mühelos die inneren Reisen in ihre Gebärmutter zu machen. Das „Haus“ ist für den heißersehnten Gast bestens vorbereitet und geschmückt. Sie war an diesem Tag beim Ultraschall und musste lächeln, da sie während der Untersuchung daran dachte, dass der Gynäkologe ihre orientalisch geschmückte Gebärmutter am Bildschirm entdecken müsste (Humor tut der Seele gut und entlastet bei nervlicher Anspannung!). Die Klientin ernährt sich gesund, macht jeden Tag einen Spaziergang von einer Stunde, trinkt keinen Alkohol und versucht mindestens acht Stunden Schlaf zu bekommen. Außerdem nimmt sie schon seit mehreren Monaten Folsäure. Die Hormontherapie hat keine besonderen Nebenwirkungen, außer einen großen Appetit auf Salziges. Ich machte mit ihr die meditative Übung nach Dr. Auhagen‐Stephanos und diesmal wurden ihre Eierstöcke angesprochen, die ja jetzt eine immense Belastung durch die Hormonstimulation haben (Beschreibung siehe 3.3.). Birgit sah die Eierstöcke als fleißige schlanke Fabriksarbeiter, die Überstunden machen und hart arbeiten. Danach zeigte ich ihr die Fußreflexmassage mit den Punkten für die Gebärmutter und die Eierstöcke zur Selbstmassage. Zum Abschluss gab es noch ein Musikstück mit dem Thema „Liebe“ (Al Jarreau: Your song“, cd Nr. 33). 4.3 Dritte Sitzung am 20.03.13 nach dem Transfer Der Transfer war am 18.03.13 und die Klientin erzählte mir, dass nur ein Embryo sich optimal entwickelt hatte. So nahm ihr die Natur die Entscheidung ab, wieviele Embryonen sie sich in die Gebärmutter transferieren lassen sollte. Ihr Mann war beim Transfer dabei und für beide 21
war es ein sehr berührender Moment, als sie am Ultraschall den „kleinen weißen Punkt“, ihr Kind, sehen konnten. Birgit musste vor Rührung weinen und der medizinische Eingriff kam ihr gar nicht mechanisch vor. In ihren Gedanken driftete sie ab und versuchte mit ihrem Kind einen inneren Dialog zu führen (wie im Kapitel 3.4. beschrieben). Die Klientin erzählte, dass sie mit dem Embryo spricht und ihm z. B. die verschiedenen Tagesabläufe erklärt. Es besteht eine sehr gute seelische Verbindung zwischen den beiden. Die nächsten 10 Tage entscheiden, ob sich der Embryo in der Gebärmutter einnistet oder nicht. Der Arzt rät Birgit zu einem normalen Tagesablauf. Sie soll eventuell mehr Fisch essen, Fischölkapseln einnehmen und sich bewegen, aber übermäßige Anstrengungen und Saunabesuche vermeiden. Außerdem muss sie das Hormon Progesteron einnehmen, das förderlich für die Einnistung ist. Bei dieser Sitzung machten wir eine meditative Reise zu Ihrem Embryo und baten die „kleine Seele“ zu bleiben, da sie so heiß ersehnt ist (Beschreibung siehe Kapitel 3.5.). Danach fühlte sich entspannt und hatte ein gutes Gefühl, dass das Kind bei ihr bleiben wird. Dann spielte ich ihr eine heilsame Geschichte mit dem Titel „Alles ist gut, wie es ist“ vor (Kurt Tepperwein: Kraftquelle Märchen, cd 2 Nr. 1). Diese Geschichte hat die Kernaussage, dass man das Schicksal annehmen muss, wie es ist. Der Sinn zeigt sich oft erst hinterher. Wir beendeten die Sitzung damit, dass ich ihr zusicherte für sie da zu sein, wenn sie mich braucht. Der große Tag des Schwangerschaftstestes ist am 29.03.13. 22
Nachricht von Birgit per SMS an mich, Freitag, 29.03.13, 9 Uhr Birgit: „Liebe Maria, das erste Los hat leider nicht gewonnen! Liebe Grüße.“ Ich: „Schade, aber Du hast noch Lose! Wenn Du mich brauchst, kannst Du heute gerne vorbei kommen, sonst am nächsten Mittwoch wie vereinbart.“ Die Klientin zog es vor an diesem entscheidenden Tag ganz für sich zu sein und die Trauer zuzulassen, dass der erste Versuch der IVF‐Behandlung nicht erfolgreich war. Sie wollte sich im Stillen von ihrem Embryo verabschieden. 4.4 Vierte Sitzung am 10.4.2013, Schmetterlingsmassage nach Eva Reich Die Klientin erzählte, wie Sie mit der Trauer um den verlorenen Embryo umgegangen war. Sie hatte ein gutes Gefühl gehabt, dass das Kind bei ihr bleiben würde und war natürlich enttäuscht über den negativen Ausgang. Nach anfänglichem Zweifeln, ob sie diesen Weg noch einmal gehen und die ganze Prozedur auf sich nehmen sollte, hat sie sich gemeinsam mit Ihrem Ehemann entschlossen einen neuen Versuch zu wagen. Ich bestärkte Sie in Ihrer Entscheidung und erinnerte sie an unsere Geschichte mit den Losen. In dieser Sitzung wollte ich der Klientin zu Entspannung und innerer Stabilität verhelfen und schlug ihr die „Schmetterlingsmassage“ nach Eva Reich vor (beschrieben von Mechthild Deyringer). Sie war einverstanden und ließ sich gerne darauf ein. Unser westliches, sog. „zivilisiertes“ Leben ist schnelllebig geworden. Natürliche Rhythmen, die durch Tages‐ und Jahreszeiten, durch Sonntage oder den „Feierabend“ vorgegeben wären, lösen sich immer mehr auf. Phasen eines wirklichen „Innehaltens“, einer Stille, die Regeneration, Kreativität und nicht zuletzt Zeit und Raum für Kontakt, für Begegnung ermöglicht, werden immer seltener oder sie werden immer weniger genützt. (Mechthild Deyringer: Bindung durch Berührung, S. 17) Zuerst erklärte ich Birgit, was die „Schmetterlingsmassage“ ist, denn sie hatte davon noch nie gehört (vgl. Mechthild Deyringer: Bindung durch Berührung, S. 21 – 25). Diese Massage 23
besteht aus „schmetterlingsleichten“ Körperberührungen, die ursprünglich für die Behandlung von neugeborenen und sehr jungen Babys angewendet wurde. Sie wurde von der Ärztin und Therapeutin Dr. Eva Reich (geb. 1924), der Tochter des Arztes und Psychoanalytikers Wilhelm Reich, entwickelt. Bei ihrem Vater lernte sie die Grundlagen der Vegetotherapie, die Urform der heutigen Körperpsychotherapie. Körperliche und seelische Aspekte werden in die Behandlung mit einbezogen, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war. Gemeinsam mit der Kinderkrankenschwester Amelia Auckett verfeinerten sie diese Therapieform zu der heute bekannten Schmetterlings‐Babymassage. Die Schmetterlings‐
massage eignet sich aber auch sehr gut für Erwachsene und Kinder. Wenn bei einer Behandlung die körperliche Spannung gelöst wird, kann sich auch der Zugang zu den „verpackten“ Gefühlen öffnen. Da es aber ein Zugang zu bislang unverarbeiteten Gefühlen ist, erfordert die Behandlung Behutsamkeit und Geduld. (Mechthild Deyringer: Bindung durch Berührung, S. 35) Die Abfolge der Griffe und die Technik sind nur ein kleiner Aspekt, viel wichtiger ist die innere Haltung der Person, die die Massage vornimmt. Die Schmetterlingsmassage fördert die aktive Interaktion zwischen Eltern und Kindern, wirkt entspannend und bindungs‐
fördernd und steigert das Wohlbefinden. Weiters wirkt sie auch seelisch stabilisierend und eignet sich für körperlich geschwächte oder traumatisierte Menschen. 24
Der Ablauf der Schmetterlingsmassage mit der Klientin Die Klientin liegt entspannt auf einer Unterlage am Boden (Sultan von Ikea, Größe 140 x 200 cm, 4cm dick), unter dem Kopf hat sie einen kleinen Polster. Der Boden erdet die Klientin. Sie schließt die Augen und versucht sich zu entspannen, indem sie auf ihre regelmäßige Atmung achtet. Der Atem ist ein ewiges Geben und Nehmen, sie atmet in ihren Bauch hinein und die Bauchdecke wölbt sich nach oben. Dann fange ich mit der Sicherheitsstation an, indem ich ihre Füße halte. Das ist ein schlichtes, liebevolles Halten und dies ist die erste Kontaktaufnahme und Einstimmung auf die Berührungen. Die Wirkung geht umso tiefer, je mehr die Klientin in der Lage ist den eigenen Körper zu spüren und zu entspannen und je freier der Atem fließt. Die Sicherheitsstation bereitet jeden weiteren Schritt der Behandlung vor. Dann fange ich bei beiden Schultern synchron an, lege meine Hände flächig auf und streiche sanft und langsam die Außenseite der Arme entlang, über die Fingerspitzen und streiche am Boden aus. Danach mache ich eine Pause ohne Körperkontakt zum Nach‐
spüren. Während der Behandlung wird aber nicht gesprochen, um den entschleunigenden Prozess nicht zu stören. Es wird vorher besprochen, was getan wird und alle Schritte erklärt. Alle Streichungen werden mindestens zweimal oder mehrmals, je nach Intuition, wiederholt. Danach gehe ich zur Körpermitte (unter der Brust) und streiche mit den Handflächen langsam und behutsam von der Mitte ausgehend nach außen und streiche wieder am Boden aus. Dies wird auch mindestens zweimal wiederholt. Nun gehe ich in Bahnen weiter nach unten mit denselben Streichungen bis unter dem Nabel. Dann gehe ich synchron an den Außenseiten der Beine mit langsamen Streichungen nach unten zu den Füßen. Um die Knöchel massiere ich mit kreisenden Bewegungen. Zum Abschluss halte ich ihre Füße, zuerst den einen Fuß und dann den anderen, die Ferse habe ich in einer Hand und die andere Hand lege ich darüber. Ich halte jeden Fuß für einige Minuten. Das gibt ein großes Geborgenheitsgefühl! 25
Dem gesamten Körper wird durch verbindende Massagebewegungen zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung verholfen und der Fluss der Lebensenergie wird gestärkt. Das führt oft zu typischen Reaktionen, wie leichtes Kribbeln, verstärktes Wärmegefühl, Schwere oder Leichtigkeit. Es erwacht die Fähigkeit, alle Teile des Körpers wieder intensiv wahrnehmen zu können, ebenso das Gefühl, dass der ganze Körper wieder zusammengehört. (Mechthild Deyringer: Bindung durch Berührung, S. 62‐63) Die Klientin teilte mir dann mit, dass sie am ganzen Körper ein Kribbeln und Wärmegefühl nachgespürt hat und sich ihr Körper ganz leicht fühlte. Danach spielte ich ihr eine heilsame Geschichte (vgl. Kurt Tepperwein: Kraftquelle Märchen, CD3, Nr. 8) mit dem Titel „Niemals aufgeben“ vor. Drei Frösche kamen zu einem Krug, der vollgefüllt mit Sahne war und sie stiegen hinein. Das war das Paradies für sie und sie schlugen sich die Bäuche voll. Als sie wieder hinaus steigen wollten, merkten sie dass der Rand des Kruges viel zu hoch für sie war. Sie strampelten und strampelten, doch sie kamen nicht hinauf. Zwei der Frösche gaben mutlos auf und ertranken. Der dritte Frosch jedoch, der es gewohnt war zu kämpfen, gab nicht auf und strampelte weiter. Durch das viele Strampeln war aus der Sahne Butter geworden und der Frosch hatte wieder festen Boden unter den Füßen und konnte aus dem Krug hinaus springen. Und Du, gibst Du auch nicht auf? Kämpfst Du auch weiter? Birgit gefiel diese Geschichte und sie versicherte mir, dass sie nicht aufgeben wollte. Wir vereinbarten den Termin für die nächste Sitzung. 26
5.0 CONCLUSIO UND AUSBLICK Wir, Menschen des 21. Jahrhunderts, haben die Chance ein viel höheres Alter zu erreichen, als unsere Vorfahren. Der Weltgesundheitsbericht der WHO „Leben im 21. Jahrhundert“ prognostiziert ein längeres und gleichzeitig gesünderes Leben denn je zuvor. Die Zahl der über 65‐
jährigen werde bis zum Jahr 2025 von heute 390 Millionen auf 800 Millionen anwachsen und dann etwa 10 % der zu erwartenden Weltbevölkerung ausmachen. Noch unglaublicher: Viele tausend der im Jahr 2002 Geborenen werden das gesamte 21. und noch den Beginn des 22. Jahrhunderts erleben. (Univ.‐Prof. Dr. Siegfried Meryn: Leben bis 100, S. 14 – 15) Trotz dieser guten Aussichten auf ein langes Leben haben sich die fruchtbaren Jahre der Frau nicht verlängert. Im Gegenteil: Die Fruchtbarkeit in den westlichen Industrie‐ländern nimmt sogar ab! Dies ist bedingt, einerseits durch das immer spätere Alter der Frau und des Mannes beim ersten und oftmals einzigen Kind, und andererseits auch durch negative Umwelteinflüsse und Stress, denen der moderne Mensch ausgesetzt ist. Jüngste biologische Studien zeigen, dass die Qualität der männlichen Spermien, aber auch die der weiblichen Eizellen 20‐ bis 40‐Jähriger im Vergleich zu früheren Studien abgenommen hat. Sehr große Fortschritte hat aber die Medizin gemacht, die diese Defizite mit verschiedenen Methoden der Fruchtbarkeitsbehandlung teilweise ausgleichen kann. Am 25. Juli 1978 kam Louise Brown in England zur Welt und sie war somit das erste Baby, das in der Retorte gezeugt wurde. In den USA leben mittlerweile fast fünf Millionen unfruchtbare Menschen im zeugungs‐
fähigem Alter. Ca. 60.000 Kinder werden mit einer Samenspende gezeugt, 15.000 Kinder erblicken das Licht der Welt nach einer IVF‐Behandlung und ca. 1.000 Kinder werden in Amerika jährlich von einer Leihmutter ausgetragen (vgl. die Daten bei Univ.‐Prof. Dr. Siegfried Meryn: Leben bis 100, S.8). 27
Entsprechend hoch sind die Zahlen auch bei uns, nur dass bei uns die Leihmutterschaft und die Eizellspende verboten ist. Viele Frauen umgehen unsere Gesetze und lassen sich im Ausland von Fruchtbarkeitsmedizinern helfen. Die Frauen, die sich in ihrer Verzweiflung an die Reproduktionszentren wenden, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen und ein eigenes Kind zu bekommen, werden zwar medizinisch bestens versorgt, doch bleibt ihr seelische Befinden weitgehend unbeachtet. Die Seele kommt zu kurz und wird nicht auf das bevorstehende Ereignis vorbereitet. Hier sehe ich ein großes und wichtiges Betätigungsfeld für die Familienmentorin, die mit ihrer Ausbildung, Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen den Frauen in dieser schwierigen und aufregenden Phase beistehen und sie begleiten kann. Die Chancen, dass das heißersehnte Baby bleibt und vom ersten Tag an eine gute Bindung mit der Mutter hat, sind dann deutlich erhöht. 28
LITERATURVERZEICHNIS & BILDNACHWEIS Literaturverzeichnis: ALBERTI, Bettina: Die Seele fühlt von Anfang an. Wie pränatale Erfahrungen unsere Beziehungsfähigkeit prägen. Kösel Verlag, München 2005. Dr. med. AUHAGEN‐STEPHANOS, Ute: Damit mein Baby bleibt. Zwiesprache mit dem Embryo von Anfang an. Kösel Verlag, München 2009. DEYRINGER, Mechthild: Bindung durch Berührung. Schmetterlingsmassage für Eltern und Babys. Leutner Verlag, Berlin 2008. HÜHN, Susanne: Meditationen anleiten und führen. Ein Handbuch für die Praxis. Schirner Verlag, Darmstadt 2012. HÜTHER, Gerald/KRENS, Inge: Das Geheimnis der ersten neun Monate. Unsere frühesten Prägungen. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2008. MERYN, Siegfried, Univ.‐Prof. Dr.: Lebens bis 100. Ueberreuter Verlag, Wien 2002. STERIGNOST, Institut für Kinderwunschbehandlung. Dr. Alexander Stadler und Dr. Alexander Boschi. www.sterignost.at, Merck GmbH. Wien 29
TEPPERWEIN, Kurt: Kraftquelle Märchen. Mit 50 Märchen zu den Wurzeln der Weisheit. Autorenerzählung. Steinbach Sprechende Bücher. 3 CDs Bildernachweis: Titelblatt http://www.ivf.at/behandlung.aspx Seite 5 http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/thrombose_embolie/article/83025
3/emboliegefahr‐ivf‐riskantes‐mutterglueck.html Seite 10 http://www.mein‐wunschkind.at/kinderwunsch/wir‐wollen‐ein‐kind.html Seite 15 http://mylittlecarousel.com/category/featured.htm Seite 22 http://pregnancy.about.com/od/pregnancytests/ss/pgtest.htm Seite 24 http://babymassage‐lautertal.jimdo.com/babymassage/schmetterlingsmassage/ Seite 28 http://bilder.4ever.eu/menschen/kinder/schlafendes‐baby‐161123 30