Die Kinder von Manica Die Kinder von Manica
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Die Kinder von Manica Die Kinder von Manica
Essenausgabe im Tageszentrum Wer will, kann nähen lernen. Lauras Mutter Stefanie arbeitet in einem Kinderzentrum, in dem man sich tagsüber um jene Kinder kümmert, die keine Eltern mehr haben. Zum Schlafen gehen sie zurück zu ihren Verwandten. Die Köchinnen rühren den Maisbrei. D ie K ind er vo n M ani ca enn man vor den Hütten der Familie Rameque steht, hat man einen wunderbaren Blick auf die weite Hügellandschaft. Noch ist der Himmel tiefblau und die Luft klar. Noch regnet es nicht, denn die Regenzeit beginnt frühestens im November. Das wird manchmal zum Problem, weil die Brunnen dann austrocknen und das Wasser von weither geschleppt werden muss. Doch jetzt sind Bäume und Sträucher noch ziemlich grün. W So lebt Moises Das Hüttenrund der Familie Rameque sieht sehr nett aus. 8W Moises und seine Schwester Epifania Hier ist alles blitzblank gekehrt. Es gibt sogar ein paar Kübelpflanzen vor den Türen. Das ist in dieser Gegend keine Selbstverständlichkeit, weil die Menschen wirklich andere Sorgen haben. Eigentlich führt die 15-jährige Epifania den Haushalt. Beide Elternteile sind an der Krankheit Aids gestorben, der Vater schon vor zehn Jahren, die Mutter erst im vorigen Jahr. Nun sind die Geschwister auf sich allein gestellt. Es sind vier Brüder und drei Schwestern. Ein Glück, dass der Älteste, er ist 23 Jahre alt, eine Arbeit als Pfleger bei einem Tierarzt hat. Von seinem Lohn leben alle. Text & Fotos: Brigitte Pilz. Moises ist mit 12 Jahren der zweitjüngste. „Wir helfen alle zusammen“, sagt er, „aber am meisten macht Epifania.“ Epifania ist eine fröhliche Person. Sie kann lachen, dass die Wände wackeln. Alle haben sie gerne. Für Moises ist sie fast wie eine Mutter. Ein Leben ohne Epifania kann er sich nicht vorstellen. In Manica gibt es keine Waisenhäuser. Kinder, die keine Eltern mehr haben, leben bei Verwandten, bei Großeltern, Onkel und Tante. Für diese ist es oft sehr schwer, alle zu versorgen. Die Kinder müssen meist ordentlich mit anpacken. Um ein paar Cents Beim Abwasch he lfen alle mit. bereiten einen Riesentopf voll Maisbrei zu, „sadza“ oder „massa“ zu verdienen, bieten sie an der heißt er, und einen Topf mit GeStraße ein paar Zuckerln oder müse. Manchmal finden sich ein Zigaretten, einige getrocknete paar Stückchen Fleisch darin. Oder Fische oder kleine Seifen an. es gibt Reis mit einer Sauce aus geDas Problem ist deshalb so groß, weil sehr viele Erwachsene trockneten Bohnen: „arroz e feijão“. Zur Schule gehen sie entweder am in Mosambik an Aids erkranken Vormittag oder am Nachmittag. und viele sterben. Allein in der Auch Moises kommt jeden Gemeinde Manica, in der zirka Tag hierher. Er fühlt sich wohl im 300.000 Menschen leben, gibt es Zentrum. Hier hat er Freunde. Am über 600 Waisenkinder. liebsten möchte er hier Schneidern lernen. Er geht aber auch sehr Sein zweites Zuhause Vor zwei Jahren wurde in der Stadt gerne in die Schule. Alle Gegenfür diese Kinder ein Tageszentrum stände sind ihm recht, besonders liebt er Mathematik und Physik. errichtet. Dort können sie ihre Im Tageszentrum können Freizeit verbringen. Zweimal am Tag gibt es Essen. Drei Köchinnen die Kinder was lernen, hier dürfen sie aber auch endlich nach Herzenslust spielen. Fußball ist auch bei den Mädchen sehr beliebt. Sie malen, lesen, schauen Bilderbücher an, machen Gemeinschaftsspiele oder toben einfach herum. Hier dürfen sie Kinder sein und nicht kleine, tapfere Erwachsene. W 9