Hausstaubmilben- allergie erfolgreich behandeln - Ginseng
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Hausstaubmilben- allergie erfolgreich behandeln - Ginseng
Harald Schicke Hausstaubmilbenallergie erfolgreich behandeln Der umfassende Ratgeber für Patienten und Behandler MZ-Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Schicke, Harald: Hausstaubmilbenallergie erfolgreich behandeln : der umfassende Ratgeber für Patienten und Behandler / Harald Schicke. - 2., erw. und aktualisierte Aufl. - Buchholz : MZ-Verl., 1994 ISBN 3-89240-089-X ISBN 3-89240-103-9 – 3. erweiterte und aktualisierte Auflage Juni 1997 (ISBN 3-89240-089-X – 2. erweiterte und aktualisierte Auflage Mai 1994) (ISBN 3-89240-069-5 – 1. Auflage 1991) © Copyright 1991, 1994, 1997 Harald Schicke Satz: Druck: MZ-Verlag, Hetzwege data processing Niels Junge, Hollenstedt MZ-Verlag Harald Schicke, Püttjerberg 17, D-27383 Hetzweg Tel.: 0 42 63/9 40 87 • Fax: 9 40 88 • e-Post: [email protected] Internet: http://www.freieheilpraktiker.com/mz/ Die Angaben in diesem Buch basieren auf sorgfältigen Recherchen des Autors. Es ist jedoch zu beachten, daß die Angaben Änderungen unterliegen. Wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Heilpraktiker, wenn Sie entsprechende Beschwerden haben. Autor und Verlag können keine Haftung für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Angaben in diesem Buch übernehmen. Für Verbesserungsvorschläge und Hinweise sind Autor und Verlag dankbar. Hausstaubmilbenallergie Inhaltsverzeichnis 1. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .................................................................................. 5 Einführung .............................................................................................. 8 Hinweis für Behandler ....................................................................... 10 Die Hausstaubmilbe............................................................................. 11 Lebensbedingungen der Hausstaubmilbe ........................................ 13 Was ist Hausstaub? .......................................................................... 15 Die Luftfeuchtigkeit.............................................................................. 18 Wie eine Allergie entsteht ................................................................... 22 Funktion und Bau unserer Atemorgane ............................................ 27 Die Nase ........................................................................................... 28 Die Nasennebenhöhlen .................................................................... 30 Mund, Rachen und Kehlkopf............................................................. 31 Luftröhre und Bronchien ................................................................... 31 Die Lungen........................................................................................ 33 Die Atemmuskulatur.......................................................................... 35 Die Symptome der Hausstaubmilbenallergie .................................... 36 Diagnose der Hausstaubmilbenallergie............................................. 38 Die Diagnostik beim Arzt................................................................... 38 Die Diagnostik beim Heilpraktiker ..................................................... 41 Die Behandlung der Hausstaubmilbenallergie.................................. 43 Die Ansiedlung von Hausstaubmilben vermeiden ............................ 43 Warum Sie selbst den Hausstaubmilben das Leben ermöglichen .......................................................... 43 Lüften, lüften, lüften ..................................................................... 44 So lüften Sie richtig ................................................................. 44 Lüftungsgitter .......................................................................... 48 Ventilatoren zur Entlüftung ..................................................... 48 Dezentrale Be- und Entlüftungsanlagen ................................. 49 Zentrale Be- und Entlüftungsanlagen ..................................... 50 Raumtrockner ......................................................................... 55 Richtig heizen .............................................................................. 56 Luftbefeuchter ade! ................................................................. 57 Das Allergen meiden!........................................................................ 58 Vorsicht, Staub!............................................................................ 58 Der Ionisator ................................................................................ 60 5 Hausstaubmilbenallergie Inhaltsverzeichnis „Öko“-Luftfilter .............................................................................. 60 Luftfilter ........................................................................................ 61 Luftwäscher.................................................................................. 62 Den richtigen Staubsauger wählen .............................................. 62 Vorbeugen durch Staubsaugen? ............................................ 67 Luftreinigung beim Staubsaugen ............................................ 67 Staubsaugzubehör.................................................................. 68 Die Zentralstaubsauganlage ................................................... 68 Die Heizungsanlage modernisieren ............................................. 71 Der richtige Bodenbelag .............................................................. 73 Geeignete Wäsche und Kleidung ................................................ 74 Rund ums Bett ............................................................................. 74 Die Matratze ........................................................................... 75 Das Wasserbett ...................................................................... 77 Matratzensysteme .................................................................. 80 Die asiatische Matratze .......................................................... 80 Kuscheltiere und Co. .............................................................. 81 Möbel & Co. ................................................................................. 82 Die Hausstaubmilben abtöten ........................................................... 82 Finger weg vom Gift!.................................................................... 83 Die Feinde der Hausstaubmilbe................................................... 84 Richtiges Lüften macht den Garaus............................................. 84 Wärme kann helfen...................................................................... 85 Das Allergen beseitigen .................................................................... 86 So findet man das Allergen.......................................................... 86 Der Acarex® Test.................................................................... 87 Die Hausstaubmilbe unter dem Mikroskop betrachten ........... 89 Die Sanierung der Wohnung........................................................ 91 Staubsaugen (allein) nützt nichts............................................ 91 Staubsauger mit Wasserfilter.................................................. 92 Staubsauger mit Zentrifuge .................................................... 93 Sanieren mit Acarosan® ......................................................... 94 Dampfdruckreiniger ................................................................ 96 SEBO-Teppichtrockenreinigung ............................................. 98 POTEMA‚-Matratzenreinigung ................................................ 99 Die schulmedizinische Behandlung ................................................ 101 Die naturheilkundliche Behandlung ................................................ 104 Ändern Sie Ihre Lebensführung ...................................................... 106 6 Hausstaubmilbenallergie Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung: So wird die Hausstaubmilbenallergie erfolgreich behandelt ...... 109 Die Sanierung war erfolgreich…...................................................... 111 Literaturverzeichnis .......................................................................... 114 Adressen............................................................................................ 122 Dezentrale Be- und Entlüftungsanlagen ......................................... 122 Zentrale Be- und Entlüftungsanlagen ............................................. 122 Raumtrockner ................................................................................. 122 Ionisatoren ...................................................................................... 122 Zentralstaubsauganlagen ............................................................... 123 Wasserbetten .................................................................................. 123 Milbentest mit Acarosan, Bekämpfung mit Acarosan, Acaril, Vorbeugung mit Allergocover‚ .................................................... 123 Dampfdruckreiniger......................................................................... 123 SEBO Teppichtrockenreinigung...................................................... 123 POTEMA-Matratzenreinigung ......................................................... 123 Stichwortverzeichnis ......................................................................... 125 7 Hausstaubmilbenallergie Einführung 2. Einführung Immer mehr Menschen leiden unter Allergien. Meist leiden sie nicht nur an einer einzigen Allergie sondern sind gegen verschiedene Substanzen gleichzeitig empfindlich. Manche wissen nicht einmal, daß sie an einer Allergie leiden, weil sie ihre Beschwerden nicht mit einer bestimmten Substanz verbinden. Wer schreibt sich schon auf, was er alles gegessen hat, bevor seine Durchfälle auftreten? Man schätzt, daß 4-5% aller Westeuropäer an einer Allergie gegen den Kot der Hausstaubmilbe leiden. Allein in Deutschland sind das schon fast 4 Millionen Menschen. Hausstaubmilbenallergiker leiden besonders unter ihrer Allergie, denn sie tritt nicht saisonal1, wie etwa bei Pollenallergikern, sondern ganzjährig auf. Wer sich ganztägig zu Hause aufhält, leidet unaufhörlich, insbesondere wenn er oder sie noch Hausarbeiten verrichtet, bei denen Staub aufgewirbelt wird. Meist ist auch der Schlaf empfindlich gestört, denn die meisten Hausstaubmilben befinden sich im Bett. Doch wenn der Schlaf über einen längeren Zeitraum gestört ist, verschlechtert sich auch das Allgemeinbefinden. Viele zusätzliche Belastungen, wie etwa Nervosität und Konzentrationsschwäche erwachsen daraus. Besonders häufig sind Kinder von Hausstaubmilbenallergie betroffen. Wenn bei Kindern nachts Asthmaanfälle2 auftreten, leidet die ganze Familie. Nach und nach sind Kinder und Eltern fix und fertig. Im Laufe der Jahre werden oft Herz und Kreislauf durch die Asthmaanfälle stark in Mitleidenschaft gezogen. Kein Wunder, daß man deshalb leicht geneigt ist, schwere Medikamente auf Dauer einzunehmen und sich damit oft weitere Erkrankungen zuzieht. Denn viele dieser Medikamente haben ernste Nebenwirkungen, besonders, wenn sie schon in der Kindheit eingenommen werden. 1. saisonal = jahreszeitlich 2. Anfall mit schwerer Atemnot 8 Hausstaubmilbenallergie Einführung Kein Wunder auch, daß manch Verzweifelter sich auf die obskuren Ratschläge verlassen hat, die man immer wieder in der (Fach-) Presse lesen konnte. Da mußten die Kinder auf ihre Kuscheltiere verzichten, wurden Polster mit Plastik überzogen, Teppiche herausgerissen, Matratzen mit Plastikfolie verklebt usw. Geholfen hat das kaum – und wer möchte zu Hause schon eine sterile Krankenhausatmosphäre haben? Inzwischen hat man das Leben der Hausstaubmilben erforscht und die Ursachen für ihre Vermehrung herausgefunden. Man weiß jetzt, wie man die Milben abtöten kann und hat Mittel gefunden, den Milbenkot zu beseitigen. Die Empfindlichkeit bleibt dabei oft erhalten – doch wenn kein Auslöser mehr vorhanden ist, gibt es auch keine Symptome mehr. Dabei können Sie Ihre Wohnung so gemütlich lassen, wie sie ist. Plastikfolien sind nicht erforderlich. Auch zur Vorbeugung eignen sich die beschriebenen Methoden sehr gut, denn um eine Allergiesierung zu bewirken, müssen ausreichend Allergene3 vorhanden sein. Wenn Sie das Buch gut durcharbeiten und die erforderlichen Maßnahmen mit Ihrem Behandler besprechen und durchführen, werden Sie das Ziel bald erreicht haben: Frei zu sein von den Symptomen der Hausstaubmilbenallergie! 3. Auslöser der Empfindlichkeit (Allergie). 9 Hausstaubmilbenallergie Einführung 2.1 Hinweis für Behandler Dieses Buch ist in erster Linie für die Patienten geschrieben, die an den Symptomen der Hausstaubmilbenallergie leiden. Deshalb sind die medizinischen Erklärungen so abgefaßt, daß sie von Laien verstanden werden können. Für Behandler – wie natürlich auch für Patienten – sind dagegen die Abschnitte gewidmet, die zeigen, was man neben der medizinischen Behandlung machen muß, um den erwünschten Behandlungserfolg zu erzielen. Gerade über diese Zusammenhänge gibt es praktisch keine Literatur, jedenfalls nicht in Form eines Buches. Erst durch die Auswertung dieser Informationen, Übertragung auf die Verhältnisse des einzelnen Patienten und Durchführung der nötigen Maßnahmen, kann das Ziel der Behandlung endgültig erreicht werden. Gerade weil das Buch in erster Linie für die Betroffenen geschrieben worden ist, habe ich auf ausführliche tabellarische Darstellung der Forschungsergebnisse verzichtet. Wenn Sie trotzdem darauf zugreifen wollen, bedienen Sie sich bitte des sehr ausführlichen Literaturverzeichnisses. Siehe „Literaturverzeichnis“ ab Seite 114. Über Ihre Anregungen würde ich mich freuen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit! 10 Hausstaubmilbenallergie Die Hausstaubmilbe 3. Die Hausstaubmilbe Milben sind Gliedertiere (Arthropoden) und gehören zur Klasse der Spinnentiere (Arachnidae), von denen es mehr als 10.000 Arten gibt. Manche von Ihnen sind Parasiten, die in und von Pflanzen, Tieren oder Menschen leben und sie dabei schädigen. Ein Beispiel dafür ist die Krätzmilbe (Sarcoptes scabiei), die beim Menschen Krätze (Scabies) verursacht, indem sie sich in der Haut Gänge gräbt. Dabei entstehen Entzündungen mit starkem Juckreiz. Andere Milben können Krankheiten übertragen. Unsere Hausstaubmilben dagegen sind eigentlich ganz harmlos. Sie sind weder Parasiten noch übertragen sie Krankheiten. Seit je her sind sie unsere treusten Lebensgefährten – unsichtbar aber allgegenwärtig. Ihr Lebensraum sind die textilen Gegenstände in der Wohnung des Menschen. Für die Entstehung der Hausstaubmilbenallergie sind drei Milbenarten von besonderer Bedeutung, die weltweit verbreitet sind: • Dermatophagoides pteronyssinus, die in Europa vorherrscht • Dermatophagoides farinae, die in den USA überwiegt • Euroglyphus maynei Diese drei Arten werden als die eigentlichen Hausstaubmilben bezeichnet. Daneben können regional auch andere Milbenarten für das Auftreten einer Allergie verantwortlich sein, die Vorratsmilben: • Hausmilbe (Glycophagus domesticus) • Heumilbe (Lepidoglyphus destructur) • Mehlmilbe (Acarus siro) • Speisemilbe (Tyrophagus putrescentiae) Eine weibliche Hausstaubmilbe lebt etwa zwei bis fünf Monate lang, abhängig von den Lebensbedingungen. In dieser Zeit legt sie bis zu 300 Eier. Daraus entwickeln sich Larven, die fünf Tage lang aktiv sind, um sich danach während einer zweitägigen Ruhephase in Protonymphen zu verwandeln. Etwa gleich lange dauert die Entwicklung zu Tritonymphen, aus denen nach weiteren acht Tagen die geschlechtsreifen Milben schlüpfen. 11 Hausstaubmilbenallergie Die Hausstaubmilbe Ein Generationswechsel benötigt also etwa einen Monat. Sind die Umweltbedingungen aber ungünstig, kann jede einzelne Phase auch weit über 100 Tage dauern. Männliche Hausstaubmilben leben kürzer, zwischen zwei und drei Monate. Jede Hausstaubmilbe erzeugt in ihrem Leben etwa das 200fache ihres Körpergewichts an Kot. Die Nahrungsaufnahme und Zerkleinerung erfolgt über die Mundwerkzeuge. Im vorderen Mitteldarm wird die Nahrung verdaut, im hinteren Mitteldarm der Darminhalt eingedickt und mit einer Schleimschicht umhüllt. Aus dem Hinterdarm wird der Kot ausgeschieden, der wegen der Schleimhülle gut an textilen Gegenständen, z. B. am Teppich oder an der Matratze, haftet. Der Stoff, gegen den viele Menschen allergisch reagieren, wird in den hinteren Darmabschnitten gebildet. Hinterer Teil des Mitteldarmes Speicheldrüsen Vorderer Teil des Hinterdarmes Mundwerkzeuge Fühler Vorder Teil des Mitteldarmes Hinterer Teil des Hinterdarmes Blinddarm After Speiseröhre Rachen Abbildung 1: Magendarmtrakt einer Hausstaubmilbe Man reagiert nicht auf die Hausstaubmilben allergisch, sondern nur auf ihren Kot. Beim Begehen des Teppichs, beim Bettenaufschütteln u. a. sowie bei Absinken der Luftfeuchtigkeit zerfallen die Kotkügelchen und werden in winzigste Teilchen zerlegt, die sich stundenlang in der Luft halten können, bis sie wieder auf den Boden sinken. Werden sie eingeatmet, können die Symptome der Hausstauballergie auftreten. Siehe „Die Symptome der Hausstaubmilbenallergie“ auf Seite 36. 12 Hausstaubmilbenallergie Die Hausstaubmilbe 3.1 Lebensbedingungen der Hausstaubmilbe Die Ernährung ist für die Hausstaubmilbe kein Problem. Jeder Mensch verliert pro Tag etwa 1,5 g Hautschuppen. Das ist die Lieblingsspeise der Hausstaubmilbe. Von dieser Menge können sich etwa eine Million Milben pro Tag ernähren! Außerdem auf dem Speiseplan der Milben befinden sich Schimmelpilze, die den Milben bei der Vorverdauung von fettigen Hautschuppen helfen, sowie weitere Mikroorganismen4, Tierschuppen und abgestorbene Insektenteilchen. Die Hausstaubmilbe kann ihre Körpertemperatur nicht selber regeln. Dabei ist sie also von der Umgebungstemperatur abhängig. Optimal ist eine Temperatur von 20-30˚C. Fallen die Temperaturen darunter oder steigen sie darüber, bedeutet das jedoch nicht den Tod der Hausstaubmilbe. Vielmehr verlangsamt sich der Stoffwechsel, so daß sie gleichsam „schlafen“. Befinden sie sich in den Ruhephasen während der Entwicklung, so werden die Ruhephasen dadurch länger. Wesentlich höhere Temperaturen bedeuten allerdings den Tod für die Milbe. Die Temperatur einer Wohnung wird aber in der Regel im für Hausstaubmilben optimalen Bereich liegen. Die Hausstaubmilbe kann ihren Wasserhaushalt ebenfalls nicht selber regulieren. Deshalb ist es für sie wichtig, daß die Luftfeuchtigkeit ausreichend hoch ist. Optimal ist für das Leben der Milben eine relative Luftfeuchtigkeit von 70-80%. Haben Sie einen Hygrometer5? Dann schauen Sie einmal darauf! Der normale Bereich ist dort in der Regel mit 40-70%6 angegeben. 70-80% erscheinen also sehr viel zu sein? Tatsächlich: 70-80% ist viel zu hoch! Aber trotzdem werden in Wohnungen häufig so hohe Werte erzielt – und darüber! Sie glauben das nicht? Dann beobachten Sie beim nächsten Baden oder Duschen einmal Spiegel und Fenster. Beschlagen sie? Dann setzt sich dort Feuchtigkeit ab, ein Zeichen dafür, daß die Luft mit Wasser gesättigt ist, die relative Luftfeuchtigkeit also nahe bei 100% liegt! 4. Mikroorganismen = Kleinstlebewesen 5. Hygrometer = Feuchtigkeitsmesser 6. Tatsächlich sollte der Normalwert auf dem Hygrometer nur bis 60% reichen! 13 Hausstaubmilbenallergie Die Hausstaubmilbe Etwas anderes ist ganz wichtig zu beachten: Die Hausstaubmilben interessiert die allgemeine Luftfeuchtigkeit in der Wohnung überhaupt nicht. Für sie ist die Luftfeuchtigkeit in ihrem Lebensraum, also z. B. in der Matratze, wichtig. Und da werden ganz leicht und dauerhaft hohe Werte erreicht, denn nachts geben wir viel Flüssigkeit ab, die sich im Bettzeug und in der Matratze sehr lange hält. Am liebsten leben Hausstaubmilben in Textilfasern. Dort bleiben sie nicht an der Oberfläche, sondern dringen weit ein, so daß sie z. B. tief versteckt im Teppichflor leben. Je länger der Teppichflor, desto unerreichbarer werden sie für unseren Staubsauger, der ohnehin nicht viel gegen die Milben auszurichten vermag. Siehe „Staubsaugen (allein) nützt nichts“ ab Seite 91. Abbildung 2: Die meisten Hausstaubmilben leben in der Tiefe des Teppichflores oder anderer textiler Gegenstände Auch in die Matratzen dringen sie ein. Hier – wie auch in den Tiefen des Teppichs – hält sich die Luftfeuchtigkeit besser als an der Oberfläche. Die Milben sind sehr mobil und verbreiten sich schnell. In einem einzigen Gramm Hausstaub kann man mehr als tausend Hausstaubmilben finden! 14 Hausstaubmilbenallergie Die Hausstaubmilbe 3.2 Was ist Hausstaub? Hausstaub ist alles, was von uns, unserer Tätigkeit und unseren Haustieren an Reststoffen herabfällt und auf Teppichen und Möbeln liegen bleibt. So verliert jeder Mensch pro Tag etwa 1,5 g Hautschuppen. Hinzu kommen Haare, Kleidungsflusen, Abrieb von Polstern, Teppich, Schuhen, Straßendreck, Papierstaub, Spinnweben, abgestorbene Insekten, Tabakrauchpartikel usw. Natürlich könnten auch hochbrisante Fasern dabeisein, z. B. aus Asbest, wenn im Haus sanierungsbedürftige Wände oder Isolierungen vorhanden sind. Auch von draußen dringt Staub in die Wohnung ein, wenngleich die Staubkonzentration im Haus meistens wesentlich größer ist als draußen. Wer jedoch an einer vielbefahrenen Straße wohnt, der kann einigen Staub in Form von Reifen- und Bremsenabrieb ins Haus bekommen. Natürlich gehört auch Ruß dazu – aus dem eigenen Kamin oder aus Kraftwerken und Auspuffen. Hinzu kommen – je nach Innenraumklima – Bakterien und sonstige Krankheitserreger, Sporen, z. B. von Schimmelpilzen, und die Hausstaubmilbe. Abbildung 3: Größenverteilung verschiedener Partikel 15 Hausstaubmilbenallergie Die Hausstaubmilbe Der Staub liegt nicht einfach nur da – er ist ständig in Bewegung. Man kann das wunderbar an einem sonnigen Tag beobachten. Im Licht des Sonnenstrahls tanzen die Staubbestandteile hin und her. Es dauert lange, bis sie sich z. B. am Boden absetzen, weil sie so leicht sind und deshalb sehr lange in Schwebe bleiben. Ihr Gewicht hängt u. a. auch von der Luftfeuchtigkeit ab. Ist die Luft sehr feucht, sinken die Staubteilchen schneller, weil sich der Wasserdampf an den Staub bindet und dieser schwerer wird. In trockener Luft bleibt der Staub also länger in Schwebe. Weil die einzelnen Staubteilchen so leicht sind, werden sie durch jede Bewegung aufgewirbelt. Jeder Schritt auf dem Teppich verursacht eine Staubwolke. Das gleiche gilt in steigendem Maße für Staubwischen, Staubwedeln und Staubsaugen. Besonders viel Bewegung verursachen Heizungen. Wärme steigt bekanntlich nach oben. Die Bewegung ist um so stärker, je größer die Hitze ist. Besonders bei alten Heizkörpern, die eine hohe Vorlauftemperatur benötigen, kann es zusätzlich zu Verschwelungen kommen, die an Tapete und Decke schwarze Spuren hinterlassen. Die Bewegung des Staubs durch die Heizungsluft passiert kontinuierlich während der gesamten Heizperiode. Wird die Luft zu trocken, kommt es deshalb vermehrt zu Reizungen der Atemwege. Siehe „Richtig heizen“ auf Seite 56. Die größte Staubmenge wird gerade dann aufgewirbelt, wenn man den Staub beseitigen möchte. Schon das Staubwischen wirbelt viel Staub auf. Besonders arg wirken Staubwedel und Mops. Am meisten Staub wirbelt der Staubsauger auf. Je stärker die Saugleistung des Staubsaugers, desto größer die Staubmenge, die dabei in der gesamten Raumluft verteilt wird, denn die Luft, die zusammen mit dem Staub eingesaugt wird, muß hinten am Staubsauger wieder abgegeben werden. Zwar liegen auf dem Weg der mit Staub gesättigten Luft Staubsaugerbeutel und ein oder mehrere Filter. Aber die Filter müssen durchlässig genug sein, weil sonst auch die Luft nicht mehr hindurch kommen könnte. Der typische Gestank beim Saugen ist der deutliche Beweis dafür. Es dauert bis zu zwei Stunden, bevor sich der Staub wieder gelegt hat. Vorher sollte man auch nicht mit dem Staubwischen beginnen, weil das Ergebnis sonst zu deprimierend ist: Kaum saubergemacht, ist schon wieder eine Staubschicht vorhanden. 16 Hausstaubmilbenallergie Die Hausstaubmilbe Staub läßt sich nicht vermeiden! Deshalb muß man mit ihm leben. Man kann ihn aber verringern und vor allem seine Folgen mindern. Dazu müssen wir uns zunächst überlegen, welche Staubbestandteile für die Allergie verantwortlich sind. Tierhaare stellen hier das kleinste Problem dar, denn sie sind am einfachsten zu meiden. Wer allergisch dagegen ist, muß leider daran denken, sein Haustier in andere Hände zu geben. Allerdings gibt es auch hier spezielle Behandlungsmöglichkeiten, wie z. B. die Hyposensibilisierung (Siehe „Die schulmedizinische Behandlung“ ab Seite 101.) oder die Homöopathie (Siehe „Die naturheilkundliche Behandlung“ ab Seite 104.) Schimmelpilze bzw. ihre Sporen oder auch Stoffe, die sie abgeben, sind im Hausstaub zu etwa 30% an der Ausbildung von Allergien beteiligt. Am meisten Beschwerden bereitet den Betroffenen jedoch der Kot der Hausstaubmilbe. Abbildung 4: Eine Milbe tief in den textilen Fasern 17 Hausstaubmilbenallergie Die Luftfeuchtigkeit 4. Die Luftfeuchtigkeit Die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen: • • • • die externe Luftfeuchtigkeit die Lüftungsgewohnheiten die Lebensgewohnheiten der Benutzer die Raumtemperatur Man unterscheidet zwischen absoluter und relativer Luftfeuchtigkeit. Die absolute Luftfeuchtigkeit wird angegeben in Gramm Wasser pro Kubikmeter Luft, also g/m3. Die Menge Wasser(dampf), die sich in der Luft befinden kann, ist abhängig von der Raumtemperatur. Je wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Gibt man die relative Luftfeuchtigkeit an, so meint man, wieweit die Luft mit Wasserdampf in bezug zur Raumtemperatur gesättigt ist. Beispiel: Bei einer Lufttemperatur von + 25˚C kann die Luft maximal 23,10 g Wasserdampf aufnehmen. Das entspricht dann einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100 %. Würde noch mehr Wasserdampf vorhanden sein, könnte die Luft ihn nicht mehr aufnehmen, das Wasser würde sich als Tauwasser niederschlagen. Bei einer Temperatur von + 15˚C kann die Luft nur 12,80 g Wasserdampf aufnehmen. Die relative Luftfeuchtigkeit wäre dann aber auch 100%, denn mehr als diese 12,80 g Wasser kann die Luft bei dieser Raumtemperatur nicht aufnehmen. Duscht man heiß, bevor man ins Bett geht, kann es im warmen Badezimmer zu einer Sättigung der Luft mit Wasserdampf kommen. Das beste Zeichen dafür ist, wenn Fenster, Spiegel und Fliesen beschlagen. Die übrige Wohnung ist in der Regel kühler. Das Wohnzimmer mag 20˚C warm sein, das Schlafzimmer vielleicht nur 15˚C. Werden Gase erwärmt, dehnen sie sich aus. Wärme „geht“ außerdem in Richtung der Kälte, um sich mit ihr temperaturmäßig auszugleichen. Die feuchtigkeitsgesättigte, warme Luft strömt also aus dem Badezimmer in die übrigen Räume der Wohnung. Da hier die Temperatur niedriger ist, 18 Hausstaubmilbenallergie Die Luftfeuchtigkeit unterschreitet die Lufttemperatur den sogenannten Taupunkt: Feuchtigkeit setzt sich an den kältesten Stellen ab. Vor allem Raumecken, aber auch Fenster und Außenwände sind meist ein paar Grad kälter als die Luft. Doch auch der Fußboden ist in der Regel kälter als die Luft (Ausnahme: Fußbodenheizung). Überall dort wird es relativ feuchter. Besonders leicht merkt man das an Papier und Polstern (auch Bettwäsche): sie sind klamm. Lüftet man sofort nach dem Duschen im Badezimmer und hält die Tür gut geschlossen, kann die meiste Luftfeuchtigkeit nach draußen gelangen, zumindest wenn es draußen kälter ist als drinnen. Wir selber, unsere Haustiere und Pflanzen, Wäschewaschen, Körperpflege, Saubermachen, Kochen usw. setzen große Mengen Wasserdampf frei. Eine vierköpfige Familie schafft pro Woche eine ganze Badewanne voll Feuchtigkeit. Besonders problematisch ist das im Schlafzimmer. Hier wird viel Feuchtigkeit während des Schlafes abgegeben. Die Raumtemperatur ist in der Regel viel niedriger als in den anderen Räumen. Feuchtigkeit strömt also bevorzugt aus den wärmeren Räumen ins Schlafzimmer und bringt noch zusätzliche Feuchtigkeit mit sich. Im Bett selbst ergeben sich tropische Verhältnisse mit hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Werden die Betten am Morgen nicht ausreichend gelüftet, so bleiben höhere Temperatur und hohe Luftfeuchtigkeit über Stunden in ihnen und ermöglichen der Hausstaubmilbe ein wunderbares Leben. Deshalb vermehrt sich die Hausstaubmilbe besonders gut im Schlafzimmer. Dieser Raum bleibt meist auch im Winter (wenn die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung sehr zurückgeht) recht feucht – aus den schon genannten Gründen. So kann die Hausstaubmilbe alle Jahreszeiten gut überleben. Sie vermehrt sich und damit auch ihr Kot. Damit wiederum steigt ihre allergene Potenz. Mit dem Ansteigen des Wohlstandes ist die Feuchtigkeitsbelastung der Wohnungen ebenfalls steil angestiegen. Insbesondere der Wasserverbrauch im Badezimmer erhöhte sich stark. Während sich die meisten von uns noch an den Familienbadetag erinnern (einmal in der Woche!) wird heute ein- bis zweimal täglich geduscht oder gebadet. 19 Hausstaubmilbenallergie Die Luftfeuchtigkeit Gleichzeitig wurde nach dem ersten Ölschock die Wärmedämmung der Häuser wesentlich verbessert. Eine der ersten und sicherlich auch wirkungsvollsten Maßnahmen war der Austausch einfachverglaster Fenster gegen Isolierglasfenster. Außerdem wurden die Haushalte immer kleiner. Statt einer ganzen Familie mit Hausfrau und Mutter, die den ganzen Tag zu Hause war, gibt es kleinere Einheiten mit Berufstätigen. Das Lüften muß sich also auf die Zeit beschränken, in der die Bewohner von der Arbeit wieder zu Hause sind. Hatte früher die Hausfrau, nachdem Mann und Kinder aus dem Haus waren, die Wohnung und insbesondere die Betten ausgiebig gelüftet, unterbleibt dies nun meist: die Feuchtigkeit bleibt in der Wohnung, speziell im Schlafzimmer und in den Betten. Untersuchungen haben gezeigt, daß sich die Feuchtigkeit in den Betten noch nach vielen Stunden auf einem hohen Niveau befindet. Hier könnten die Hausstaubmilben selbst dann noch überleben, wenn die relative Luftfeuchtigkeit in der Wohnung allgemein für sie zu niedrig wäre. Um die Feuchtigkeit schneller aus den Betten zu bekommen, müssen sie sehr sorgfältig gelüftet werden. Einfachfenster waren nie richtig dicht. Hier gab es die „Fugenlüftung“. Zum Abführen des Schwitzwassers7 gab es oft auch ein Loch nach draußen. Wenn es nicht zu kalt war, lief das Schwitzwasser vom Fenster in die Schwitzwasserrinne und von da nach draußen. Die Fugen am Fenster bewirkten auch eine dauernde Lufterneuerung in der Wohnung. Dabei ging natürlich auch viel Wärme verloren. Die Lüftungsfugen waren wichtig, denn viele Haushalte hatten noch einen Kohleofen. Dieser verbraucht bei der Verbrennung Sauerstoff, der immer nachgeliefert werden mußte. Undichte Fenster machten das möglich. Weil die Fenster immer besser wurden, fiel auch die „natürliche“ Lüftung durch die Fensterfugen nach und nach weg. Es mußte viel mehr gelüftet werden als vorher. Doch das unterblieb meistens. Ich habe das bei meinen Hausbesuchen oft genug feststellen müssen. Dadurch blieb jedoch die 7. Schwitzwasser ist die Feuchtigkeit, die sich nach Sättigung der Luft an den kältesten Stellen des Raumes niederschlägt, also z. B. in Raumecken, an schlecht gedämmten Außenwänden oder einfachen Fenstern. 20 Hausstaubmilbenallergie Die Luftfeuchtigkeit Feuchtigkeit in der Wohnung und erleichterte die Ansiedelung und Vermehrung von Hausstaubmilben. Zusätzlich konzentrieren sich Wohngifte in der Wohnung, wenn nicht regelmäßig gelüftet wird. Gerade sie sind für viele unklare Beschwerden verantwortlich und sollten häufiger bei der Feststellung und Behandlung von Erkrankungen bedacht werden. Die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung kann man natürlich nicht beliebig verändern. Für uns ist besonders die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung im Winter wichtig. Nur im Winter können wir die nötige Trockenheit in der Wohnung erzielen, wenn wir, wie oben bereits dargelegt, richtig lüften. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, die Luftfeuchtigkeit bei 7,0 g Wasser pro Kilogramm trockene Luft während zweier Wintermonate zu halten. Das entspricht etwa 45% relativer Luftfeuchtigkeit bei einer Raumtemperatur von 20-25˚C. Es sterben dann so viele Hausstaubmilben ab, daß sie sich in der folgenden feuchten Periode nicht ausreichend vermehren können. Mit ausreichendem Lüften – unter Berücksichtigung aller genannten Faktoren – ist das leicht zu schaffen. Man benötigt dafür einen Luftwechsel von etwa einmal pro Stunde. Siehe „Lüften, lüften, lüften“ ab Seite 44. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Höhenlage. Da mit zunehmender Höhe die Luft immer weniger Luftfeuchtigkeit enthält, gibt es in höheren Lagen (ab 1.500 m) keine Probleme mit Hausstaubmilben. Sie sind für den Hausstauballergiker für eine Kur bestens geeignet. 21