Arbeitsmarktmanagement

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Arbeitsmarktmanagement
Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
der Stadt Bad Kreuznach
Arbeitsmarktmanagement
Stadtverwaltung Bad Kreuznach
Stand: Januar 2005
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Kommunale Arbeitsmarktpolitik in Bad Kreuznach
Bad Kreuznach mit seinen rund 45.000 Einwohnern bietet ca. 28.000 Menschen Arbeit.
Die über 1.600 angesiedelten Betriebe ziehen ca. 14.000 Einpendler an, 5.500 Bürger verdienen
außerhalb der Stadt Ihren Lebensunterhalt.
Die Stadt ist mit Ihrer Wirtschaftskraft Jobmaschine für die ganze Region.
Arbeitsmarktkrise
Besonders schwer von der Arbeitsmarktkrise in den 90er Jahren getroffen, sank die
Beschäftigtenzahl in Bad Kreuznach zwischen 1988 und 1998 um 9%. Ursächlich hierfür war der
starke Beschäftigungsbau im produzierenden Gewerbe, der selbst durch eine positive
Beschäftigungsbilanz des Dienstleistungssektors nicht kompensiert werden konnte. Die stetig
wachsenden Arbeitslosenquote erreichte zeitweise 18,5%.
Wachsende Zahl von Sozialhilfeempfängern
Mit dem Anstieg der Arbeitslosenquote wuchs auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen und damit
die sozialen und wirtschaftlichen Belastungen für die Stadt.
Vor diesem Hintergrund entschloß sich die Stadt selbst als arbeitsmarktpolitischer Akteur
aufzutreten.
Dabei ging die Stadtverwaltung davon aus, dass gut 1/3 der Sozialhilfeempfänger wieder oder
erstmals in Erwerbsarbeit gebracht werden könnten, wenn sich eine ihren Fähigkeiten und
Kenntnissen entsprechende Tätigkeiten finden ließe.
Fast ein Jahrzehnt (1996-2004) hat die Stadt aktiv den Arbeitsmarkt, insbesondere für
Langzeitarbeitslose und Jugendliche mit gestaltet.
Nicht zuletzt ging es auch darum, die explosionsartige Ausweitung der sozialen Kosten bedingt
durch die regelrechte Kommunalisierung der Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen.
Entsprechend wurde die Bad Kreuznacher Strategie entwickelt:
¾ Das 4-Stufen-Programm
„Einzelcoaching on the job“
¾ die Integrationsparameter
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Einzelcoaching on the job
Die vier Stufen zum Erfolg
Arbeits-/
Ausbildungsverhältnis
Qualifizierungs-/
Beschäftigunsmaßnahme
Nachbetreuung
Akquisition
Vermittlung
-direkt
-indirekt
-Zeitarbeit
Orientierungsund
Erprobungsphase/
Assessment
Beratung/
Profilanalyse
Förderplan
Zielvereinbarung
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Integrationsparameter
1.) präventiv
2.) perspektivisch
3.) individuell (paßgenau / Fähigkeiten)
4.) echt - markt- ausgerichtet
5.) ergebnisorientiert
6.) Fördern durch Fordern (Motivation/Förderplan)
7.) für heterogene Zielgruppen differenzierte Angebote
8.) Subsidiarität, Hilfe zur Selbsthilfe
9.) Eingriff vor dem Scheitern / Konfliktprävention
10.) job hunting
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An der entwickelten Suchstrategie „job hunting“ waren über 400 Unternehmen der
Region einbezogen.
Gleichzeitig bestätigte sich mit dieser Zusammenarbeit die Annahme, daß es in der Stadt
trotz kritischen Arbeitsmarktzahlen ein noch nicht ausgeschöpftes Arbeitsmarktpotenzial
gibt, sogenannte „verdeckte Arbeitsplätze“. Über 50 Prozent der akquirierten Stellen
waren sogenannte verdeckte Arbeitsplätze, die weder der Arbeitsagentur bisher
gemeldet, noch per Stellenanzeige bekannt waren.
Als bedeutender Katalysator in reguläre Beschäftigung wurde „Zeitarbeit“ genutzt.
Während der Anteil von Zeitarbeit bundesweit bei unter 1 Prozent der Erwerbstätigen
liegt, haben wir über dieses Medium bereits 16 Prozent der Vermittlungen erzielt.
Als Nebeneffekt konnte der bisherige „Export“ von Leiharbeitern aus Nachbarstädten,
z.B. Wiesbaden, Mainz, Frankfurt, eingedämmt werden.
Für Klienten mit mehreren vermittlungshemmenden Merkmalen wurden entsprechend der
Heterogenität der sozialen Klienten eine bedarfsgerechte multiple Struktur zielgruppen–
und problemspezifischer Qualifikation – und Beschäftigungsmodule geschaffen,
berufsbezogen oder berufsoffen mit breitgefächerten Berufsmöglichkeiten, individuell
entsprechend den Fähigkeiten und Neigungen der Klienten.
Vielfalt statt Einfalt.
Es ist eine auf den ersten Arbeitsmarkt ausgerichtete Kombination als duales System
von Beschäftigung und Qualifizierung, als Fitmacherfunktion und Training on the job zur
Verbesserung der Arbeitsmarktchancen.
Die Module im Überblick:
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I.
Jugendliche
Zielgruppe
Ausländische Mütter,
ausländische
alleinerziehende
Frauen
Programm
Frauensprachkurse
für
Ausländerinnen
Stützunterricht
ABS
(Arbeitsweltbezogene
Schule)
8. und 9.
Klasse
SchülerInnen
Ausländische
Schüler
Via Internet
Unternehmerplattform
Straffällige
Jugendliche
mit
richterlichen
Auflagen
Jugendliche
mit Drogen-,
Alkohol-,
Sprachproblemen
Studenten
Akademiker
Koordinierungsstelle
Schule-Ausbildung/Beruf
Sprungbrett / Einzelcoaching
ASS
Feststellungsmaßnahme z.B.
(Ausbildung
statt Sozialhilfe)
“job sofort”!
(Cash für Arbeit)
Mit oder ohne
Förderung
Echter
Arbeitsmarkt
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Integration
mit
Kreishandwerkerschaft,
Industrie- und
Handelskammer
Berufsfindung
durch
Schwitzen
statt
Sitzen
(WorkStart)
“L.O.S.”
Leben ohne
Sucht
Begleitung
durch
IC (Integrationscoach)
Karriere
Plattform
Competence
online
mit
BVMW
(Bundesverband
mittelständische
Wirtschaft)
II.
(Langzeit-) Arbeitslose Personen
Zielgruppe
Aufstocker
Neuanträge
erwerbsfähiger
Personen
Klienten für
geringfügige
Beschäftigung
SozialhilfeempfängerInnen
Arbeit statt Sozialhilfe
Einzelcoaching on the job
Indirekte Vermittlung
Programm
IN
Arbeit Sofort,
Job Börse
Integrationszentrum
Nahe
Einstiegsvermeidung
statt
Ausstiegsberatung, über
Zeitarbeit ohne
Förderung
via
Zeitungsauswertung, z.B.
Dienstleistungen
Existenzgründer
Direktvermittlung
WiSo
Mit und
ohne
Förderung
Echter
Arbeitsmarkt
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Gruppen
Damit sich der Sozialhilfebezug nicht zur „Lebensform“ verdichtet, wurden Angebote
ausgerichtet, die sich an einen Personenkreis richten, der bereits dauerhaft von Sozialhilfe lebte
und als nicht vermittelbar galt. Oft hatte sich im gesamten sozialen Umfeld die Abhängigkeit von
Sozialhilfe als „Lebensform“ verfestigt.
Unterstützt von sozialpädagogischer Betreuung wurden die Teilnehmer erfolgreich dazu motiviert,
aus dieser Abhängigkeit auszubrechen. In diese Arbeit waren vorrangig auch persönliche
Probleme, z.B. Überschuldung, Alkohol, Familie, usw. zu lösen.
Weiterbildung – Königsweg für Verbesserung der Arbeitsmarktchancen
Mismatchanalyse für den Arbeitsmarkt Bad Kreuznach
Ein weiterer Baustein im Konzept der arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten der Stadt Bad Kreuznach
war eine von der Universität _Frankfurt/Main im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz
durchgeführte Analyse des regionalen Arbeitsmarktes.
Auf der Grundlage der Analyse wurde ein Qualifizierungsnetzwerk initiiert als
Kooperationsmanagement für Ausbildung sowie Beschäftigungs-förderung und
Weiterbildung.
Ziel dieses Kooperationsmanagements ist Erhalt von Arbeitsplätzen, die
Entwicklung zukunftssicherer Beschäftigungsfelder und frühzeitig problematische
Entwicklungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu erkennen und
Lösungen zu erarbeiten, umzusetzen und die Ergebnisse zu kontrollieren!
Im Kern beteiligte Partner dieses konzertierten Managements sind die
arbeitsmarktpolitischen Akteure von Stadtverwaltung, und Arbeitsagentur. Bei
Bedarf sind weitere beteiligt.
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Kooperationsmanagement für Ausbildung
Mit dem Kooperationsmanagement für Ausbildung startete eine Offensive, um jedem
Jugendlichen zu einer beruflichen Perspektive zu verhelfen und generationsübergreifende
Sozialhilfekarrieren gar nicht erst entstehen zu lassen:
-
Ausbildung statt Sozialhilfe
-
Ausbildungsprogramm „Rückenwind“
-
Werkstatt für Jugendliche mit richterlichen Auflagen
„Work Start“ / Schwitzen statt Sitzen
-
ABS / Arbeitsweltbezogene Schule
Ein Stützunterricht mit Werkstattpraktikas für Schüler im 8. und 9. Schuljahr
-
LoS / Leben ohne
Drogenproblemen
-
Berufsorientierung durch Internetplattform und Arbeitgeberpräsentation
-
Beratungsstelle „Sprungbrett“
-
Jährliche Schulbefragung, um jedem Schulabgänger zu einer Perspektive zu
verhelfen.
-
„Job sofort“, Feststellungswerkstatt mit cash für Arbeit
-
Sprachunterricht für ausländische Mütter
-
CreAktiv – ein Integrationsprogramm für Schüler der Berufsfachschule und
Jugendliche ohne Abschluß mit Praktikas und Zertifikaten wie Stapler- und
Schweißerschein, sowie Hauptschulabschluß
Sucht
/
Beratung
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+
Coaching
für
Jugendliche
mit
Kooperationsmanagement für Beschäftigungsförderung und Weiterbildung
Um Arbeitslosigkeit erst gar nicht entstehen zu lassen, hat die Stadtverwaltung die
Weiterbildungsinitiative Nahe (WIN) gegründet
Mit WIN bieten 12 Partner im Verbund ein Komplettangebot aus seiner Hand von
Existenzgründung
über
Marktforschung,
Weiterbildung,
Managementtraining
und
Meistervorbereitung, Aufstiegsfortbildung bis zur klass. Unternehmensberatung inclusive
Unternehmensübergabe (Nachfolgemanagement)
WIN sind „Nahe“ – Partner anstelle aufwendiger Outdoor-Seminare in Hamburg, München, oder
Leipzig bzw. temporärer Dozenten von dort, damit die Problemlöser vor Ort..
Mit dem Vorteil der regionalen Anbindung ist mit WIN die Umsetzung von Zielvereinbarungen
prozeßbegleitend möglich und auch nach Abschluß steht der WIN-Partner jederzeit zur
Verfügung.
Der WIN – Verbund leistet damit einen nicht zu verachtenden Beitrag zur Kostenminimierung des
weiterbildenden Unternehmens.
Check-up, angesiedelt innerhalb der Angebotspalette WIN, steht der mittelstänsischen Wirtschaft
als Projekt zur Früherkennung von Chancen und Risiken zur Verfügung. Auch die vertiefende
Prozessbegleitung im Unternehmen ist Bestandteil der Angebotspalette.
Ziel des Einzelbausteins Check-up ist es, zum einen mögliche Gefährdungen des Unternehmens
frühzeitig zu erkennen und Qualifizierungsangebote bereitzustellen, die den Unternehmen helfen,
diesen Tendenzen aktiv entgegenzuwirken. Zum anderen sollen Marktchancen erkannt und
genutzt werden. So kann das dritte Zahnrad Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen in
Form von Informationen- und Weiterbildungsangeboten den Unternehmen eine ganze Reihe von
einfachen und nutzenstiftenden Unterstützungen angeboten werden. Mit ähnlichen
betriebswirtschaftlichen Instrumentarium können sowohl Konsolidierungs- und Wachstumskrisen
junger Unternehmen als auch mögliche Schrumpfungskrisen etablierter Unternehmen in hart
umkämpften Märkten gemeistert werden.
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Zielgruppe
III.
Beschäftigte und von Arbeitslosigkeit
bedrohte Personen
Programm
WIN
Weiterbildungs
Initiative Nahe
für Qualifizierung
von
Beschäftigten
Verbleib im
echten Arbeitsmarkt
Frühwarnsystem
Checkup / WIN
Kooperationsmanagment
Unternehmensberatung,
um wirtschaftliche
Gefahren und Chancen
frühzeitig zu erkennen
und den Unternehmens-.
erfolg zu stärken
mit Unternehmen, Kammern, Arbeitsamt und Stadtverwaltung, zum Erhalt
der Arbeitsplätze, Entwicklung
zukunftsorientierter
Beschäftigungsfelder, um frühzeitig
problematische Entwicklungen zu
erkennen und nach effizienten
Lösungen zu suchen
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für Beschäftigte und Weiterbildung
Die Erfolge der Bad Kreuznacher Strategie
Kosten- / Nutzenanalyse
I.
Vermittlungen seit 1996:
2.340 Klienten voll sozialversichert
+ 670 Mini- und Midi-Jobs
=3.010 Klientenvermittlungen
-
inklusive deren Angehörige über 9.000 Bürger, d.h. eine entsprechend mittelgroße
Verbandsgemeinde
-
zusätzliche Kaufkraft p.a. ca. Mio. € 3,6*
damit gleichzeitig erhöhtes indirektes Steueraufkommen
-
zusätzliche Lohnsteuer p.a. ca. Mio. € 0,4*
-
zusätzliche Sozialversicherung p.a. ca. Mio. € 1,9*
-
Imagewerbung für die Stadt durch Abbau der Arbeitslosigkeit
-
Perspektive für die betroffenen sozialen Klienten
*auf Basis 300 Vermittlungen p.a.
-
Einsparung im Sozialhaushalt kumuliert € 6,7 Mio.
(Anteil der Stadt Bad Kreuznach / 3-Jahres-Verlauf)
Damit:
Zusätzlicher Volkswirtschaftlicher Nutzen, Beitrag zum sozialen Frieden
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Vermittlung von Langzeitarbeitslosen
Erfolge:
Vermittlung
direkt:
indirekt:
20%
Anteil 80%
Anteil 20%
80%
90% in Wirtschaft
80% perspektivisch auf Dauer
52% ohne Lohnkostenförderung
16% in Zeitarbeit
nur 3% vorzeitiger Abbruch
ca.2.000 Beratungen p.a.
Über 300 Arbeitsverträge p.a.,
M / 54%
sozialversichert
Zusammenarbeit mit 400 Unternehmen
der Region
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W / 46%
Einspareffekt „Arbeit Sofort“
Weiterer Einspareffekt wurde erreicht mit „Arbeit Sofort“ nach dem Modell „Job to Job“, einem
im Jahre 2000 eingeläuteten Paradigmenwechsel, einmalig im Lande.
Zielgruppe waren Antragsteller für Sozialhilfe wegen vorübergehender oder genereller Einstellung
von Leistungen der Arbeitsagentur.
Mit „Arbeit Sofort“ wird die Direktvermittlung erreicht, ohne Lohnkostenzuschuss, ohne dass ein
Sozialhilfefall anlaufen mußte:
Einstiegsvermeidung statt einer Ausstiegsberatung
Arbeitgeber waren: überwiegend Dienstleister und Zeitarbeitsunternehmen
Ergebnis / Nutzen: eingesparte Sozialhilfe, Entlastung des Sozialhaushaltes,
Verminderter Personaleinsatz
Einspareffekt durch externe Mittel
Ohne das Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ hätte die Arbeitslosenquote z.B. 1998 um drei
Prozent höher gelegen.
Die Landesregierung hat sich an den Programmen mit erheblichen Mitteln beteiligt:
-
die Stelle des Koordinators wurde mit € 15.000,- Personalkosten mitfinanziert.
Jeder Arbeitsvertrag wurde zusätzlich mit sogenannten Qualifizierungsprämien aus
Landesmitteln aufgestockt. Der Sozialhaushalt wurde damit um rund € 1.1 Mio. entlastet.
Sämtliche Qualifizierungsmodule (insgesamt bisher 30) wurden durch Landesmittel bzw. aus
Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert in einer Größenordnung von rund € 6,0
Mio.
Ohne Kofinanzierung könnten diese Maßnahmen nicht durchgeführt werden.
Ein nicht verachtender Nebeneffekt:
Mit der Kofinanzierung durch den ESF fließen Steuermittel aus Brüssel wieder nach Deutschland
zurück.
Erfolgreich abgeschlossen wurde in 2004 / 05 die im Auftrag der Arbeitsagentur durchgeführten
und in der Regie der Kommune organisierten Beschäftigungsprogramme für 122 Jugendliche
„Jump Plus“, für 175 Langzeitarbeitslose „AfL“.
Der Integrationserfolg ist ausgehend von den vorgefundenen zum Teil erheblichen Defiziten und
vermittlungshemmenden Merkmalen hervorragend.
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Benchmarking
Mit den positiven Ergebnissen setzte sich das Bad Kreuznacher Sozialamt an die Spitze der im
rheinland-pfälzischen Vergleichsring zusammengeschlossenen Kommunen, eines Benchmarking
für Kosten, Fallzahlen und Manpower.
So konnten die Fallzahlen seit 1999 kontinuierlich von 1.300 auch 1.024 gesenkt werden und
insbesondere in dem Bereich der Vermittlung in Arbeitsverträge ohne Lohnkostenzuschüsse bei
„Neuzugängen“ war Bad Kreuznach mit 12,5 % die erfolgreichste Stadt. Während in 7 Städten
die Sozialhilfedichte stieg, war in Bad Kreuznach eine Reduzierung von 6,1 auf 4,4 % erfolgt. Ein
Erfolg für das verstärkte Engagement zur Integration hilfebedürftiger Menschen auf dem ersten
Arbeitsmarkt.
Nicht nur den Klienten brachten die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in Form von
perspektivischen Arbeitsverhältnissen Erfolg, sondern der Stadtverwaltung drei Auszeichnungen:
-
1996 mit dem Generationspreis des Ministerpräsidenten für vorbildliche und herausragende
Leistungen in der Zusammenführung der Generationen.
-
seit
1998
wiederholt
Modellstadt
für
arbeitsmarktpolitischen
Maßnahmen
des
Arbeitsministeriums, z.B. für Durchführung der ersten Zukunftswerkstatt des Landes, z.B. mit
einer Arbeitsmarktanalyse für Qualifizierung und Weiterbildung, z.B. für Modelle wie DASA,
Rückenwind, Work Start, ABS, creAktiv, Integra.
-
In 2001 mit dem Sonderpreis beim Landeswettbewerb „Mittelstandsfreundliche Kommune“
durch den Wirtschaftminister ausgezeichnet und belobigt, als Sieger aus 141 Nominierungen.
Ausgezeichnet „für sehr erfolgreiche Projektarbeit im Bereich Arbeitsmarktpolitik“.
Ursächlich für den Erfolg der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen ist, daß sie am Bedarf der
Unternehmen ansetzen, kooperieren mit der privaten Wirtschaft, der Industrie- und
Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft und sich die Unternehmen auch dafür begeistern und
sie nutzen.
Zahlreiche Modelle, die in Bad Kreuznach entwickelt wurden, fanden gezielt und mit
Unterstützung der Stadt, Nachahmer in anderen Kommunen und sogar Bundesländern.
Generell läßt sich sagen, daß die individuelle und materielle Unterstützung des
Arbeitsministeriums des Landes Rheinland-Pfalz in einzelnen Modulen durch finanziellen Umstieg
der Arbeitsagentur wesentlich zum Gelingen beigetragen haben.
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Der Reformprozeß
Nicht nur der zahlenmäßige Erfolg macht uns stolz, sondern auch, dass wesentliche Elemente der
in Bad Kreuznach entwickelten und praktizierten Arbeitsmarktinstrumente Eingang in die 4
„Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ gefunden haben.
Konsequenz
Aktive Arbeitsmarktpolitik der Kommunen braucht Geld und Personal. Aber noch teurer ist die
bloß passive Finanzierung der Arbeitslosigkeit. Gesamtwirtschaftlich betrachtet lohnte sich
„Arbeit statt Sozialhilfe“ für die Betroffenen und für die Gesellschaft.
Die aktive kommunale Arbeitsmarktpolitik
-
verschaffte den Klienten den Zugang zurück zum Arbeitsmarkt,
-
sie refinanziert die eingesetzten öffentlichen Mittel,
-
sie holte Fördermittel der EU, des Bundes und des Landes in die Kommune,
-
sie ersparte Arbeitslosigkeit / -hilfe und sie entlastet den Haushalt von Sozialhilfe,
-
sie löst zusätzliche Wertschöpfung aus in Form von Kaufkraft, höherem Steueraufkommen
und höherem Sozialversicherungsbeitrag,
-
sie unterbrach die Wirkungskette
Arbeitslosigkeit
Langzeitarbeitslosigkeit
Sozialhilfe.
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
Die noch so ausgefeilte Strategie der Kommune kann aber die Zuständigkeit der übergeordneten
Systeme von Bund, Wirtschaft und Gesellschaft bei der Lösung der Gesamtproblematik
„Massenarbeitslosigkeit“ ergänzen, abfedern und nicht ersetzen.
Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist und bleibt die
Aufgabe des Bundes, der Länder, der Wirtschaft, sowie der Tarifparteien und der Bundesagentur
für Arbeit.
Die beste Ausbildungs- und Arbeitsmarktpolitik bleibt eine aktive Wirtschafts- und
Beschäftigungspolitik, die die Unternehmer ermutigt, Arbeitsplätze zu schaffen.
In diesem Sinne sind die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe ab 2005 und die
damit verbundene Neustrukturierung der Arbeitsmarktpolitik zu begrüßen.
Die Kommune hatte schnell gelernt und so über Jahre gehandelt:
Arbeitsmarktpolitik ist gestalten, nicht verwalten.
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Gestalten statt Verwalten
Die Agentur für Arbeit und die ARGE sind gut beraten dieses Gestalten in ihre Strategie
aufzunehmen:
-
Langzeitarbeitslose individuell und praxisnah zu fördern – nicht als virtueller Statistikfall
-
Präventiv bereits bei Haupt- und. Berufsbildenen Schulen mit Praktikas zu starten.
-
Aktives job hunting zu betreiben. Passgenaue Einzelvermittlung nach dem Prinzip 1:1
-
Individuelle Weiterbildung, möglichst mit marktverwertbaren Abschlüssen wie Stapler- und
Schweißerschein nach den Bedarfen der Wirtschaft. (Nicht die berühmten 15 Maniküren für
ein 300 Seelendorf)
-
Dienstleistungsagentur, Arbeitnehmerüberlassung
unbürokratisch, effizient zu berücksichtigen.
-
Lohnkostenzuschüsse als Einstiegsgelder, befristet und an Perspektive gebunden; in
Einzelfällen wohl gemerkt, für Klienten, die nicht gleich nach Beginn der Arbeitsaufnahme die
volle Arbeitsproduktivität abrufen können; als finanzieller Ausgleich dieser Minderung.
wie
GfA +
DASA;
(ähnlich
PSA),
Wenn es ARGE gelingt, aktiv zu gestalten und die Bundespolitik begreift, daß die Unternehmen
die Basis des Erfolgs sind und ihre Politik danach ausrichtet, kann auch die Wende am
Arbeitsmarkt gelingen.
Für die Region und Bürger bleibt da nur zu hoffen.
Ausblick
Die Kommune wird sich weiterhin aktiv an den Schnittstellen
-
Schulen
-
Wirtschaft- und Beschäftigungsförderung mit Unternehmen / Arbeitgebern
-
Aus- und Weiterbildung (WIN-Weiterbildungsinitiative Nahe)
-
beteiligen und dabei auf die erfolgreichen selbstgeschaffenen Strukturen und Netzwerke
zurückgreifen.
-
Daraus resultierte ein neues Angebot: die Beschäftigungsentwicklung.
Gerd Husar
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