Arbeitsmarktmanagement
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Arbeitsmarktmanagement
Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen der Stadt Bad Kreuznach Arbeitsmarktmanagement Stadtverwaltung Bad Kreuznach Stand: Januar 2005 0 Kommunale Arbeitsmarktpolitik in Bad Kreuznach Bad Kreuznach mit seinen rund 45.000 Einwohnern bietet ca. 28.000 Menschen Arbeit. Die über 1.600 angesiedelten Betriebe ziehen ca. 14.000 Einpendler an, 5.500 Bürger verdienen außerhalb der Stadt Ihren Lebensunterhalt. Die Stadt ist mit Ihrer Wirtschaftskraft Jobmaschine für die ganze Region. Arbeitsmarktkrise Besonders schwer von der Arbeitsmarktkrise in den 90er Jahren getroffen, sank die Beschäftigtenzahl in Bad Kreuznach zwischen 1988 und 1998 um 9%. Ursächlich hierfür war der starke Beschäftigungsbau im produzierenden Gewerbe, der selbst durch eine positive Beschäftigungsbilanz des Dienstleistungssektors nicht kompensiert werden konnte. Die stetig wachsenden Arbeitslosenquote erreichte zeitweise 18,5%. Wachsende Zahl von Sozialhilfeempfängern Mit dem Anstieg der Arbeitslosenquote wuchs auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen und damit die sozialen und wirtschaftlichen Belastungen für die Stadt. Vor diesem Hintergrund entschloß sich die Stadt selbst als arbeitsmarktpolitischer Akteur aufzutreten. Dabei ging die Stadtverwaltung davon aus, dass gut 1/3 der Sozialhilfeempfänger wieder oder erstmals in Erwerbsarbeit gebracht werden könnten, wenn sich eine ihren Fähigkeiten und Kenntnissen entsprechende Tätigkeiten finden ließe. Fast ein Jahrzehnt (1996-2004) hat die Stadt aktiv den Arbeitsmarkt, insbesondere für Langzeitarbeitslose und Jugendliche mit gestaltet. Nicht zuletzt ging es auch darum, die explosionsartige Ausweitung der sozialen Kosten bedingt durch die regelrechte Kommunalisierung der Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Entsprechend wurde die Bad Kreuznacher Strategie entwickelt: ¾ Das 4-Stufen-Programm „Einzelcoaching on the job“ ¾ die Integrationsparameter 1 Einzelcoaching on the job Die vier Stufen zum Erfolg Arbeits-/ Ausbildungsverhältnis Qualifizierungs-/ Beschäftigunsmaßnahme Nachbetreuung Akquisition Vermittlung -direkt -indirekt -Zeitarbeit Orientierungsund Erprobungsphase/ Assessment Beratung/ Profilanalyse Förderplan Zielvereinbarung 2 Integrationsparameter 1.) präventiv 2.) perspektivisch 3.) individuell (paßgenau / Fähigkeiten) 4.) echt - markt- ausgerichtet 5.) ergebnisorientiert 6.) Fördern durch Fordern (Motivation/Förderplan) 7.) für heterogene Zielgruppen differenzierte Angebote 8.) Subsidiarität, Hilfe zur Selbsthilfe 9.) Eingriff vor dem Scheitern / Konfliktprävention 10.) job hunting 3 An der entwickelten Suchstrategie „job hunting“ waren über 400 Unternehmen der Region einbezogen. Gleichzeitig bestätigte sich mit dieser Zusammenarbeit die Annahme, daß es in der Stadt trotz kritischen Arbeitsmarktzahlen ein noch nicht ausgeschöpftes Arbeitsmarktpotenzial gibt, sogenannte „verdeckte Arbeitsplätze“. Über 50 Prozent der akquirierten Stellen waren sogenannte verdeckte Arbeitsplätze, die weder der Arbeitsagentur bisher gemeldet, noch per Stellenanzeige bekannt waren. Als bedeutender Katalysator in reguläre Beschäftigung wurde „Zeitarbeit“ genutzt. Während der Anteil von Zeitarbeit bundesweit bei unter 1 Prozent der Erwerbstätigen liegt, haben wir über dieses Medium bereits 16 Prozent der Vermittlungen erzielt. Als Nebeneffekt konnte der bisherige „Export“ von Leiharbeitern aus Nachbarstädten, z.B. Wiesbaden, Mainz, Frankfurt, eingedämmt werden. Für Klienten mit mehreren vermittlungshemmenden Merkmalen wurden entsprechend der Heterogenität der sozialen Klienten eine bedarfsgerechte multiple Struktur zielgruppen– und problemspezifischer Qualifikation – und Beschäftigungsmodule geschaffen, berufsbezogen oder berufsoffen mit breitgefächerten Berufsmöglichkeiten, individuell entsprechend den Fähigkeiten und Neigungen der Klienten. Vielfalt statt Einfalt. Es ist eine auf den ersten Arbeitsmarkt ausgerichtete Kombination als duales System von Beschäftigung und Qualifizierung, als Fitmacherfunktion und Training on the job zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen. Die Module im Überblick: 4 I. Jugendliche Zielgruppe Ausländische Mütter, ausländische alleinerziehende Frauen Programm Frauensprachkurse für Ausländerinnen Stützunterricht ABS (Arbeitsweltbezogene Schule) 8. und 9. Klasse SchülerInnen Ausländische Schüler Via Internet Unternehmerplattform Straffällige Jugendliche mit richterlichen Auflagen Jugendliche mit Drogen-, Alkohol-, Sprachproblemen Studenten Akademiker Koordinierungsstelle Schule-Ausbildung/Beruf Sprungbrett / Einzelcoaching ASS Feststellungsmaßnahme z.B. (Ausbildung statt Sozialhilfe) “job sofort”! (Cash für Arbeit) Mit oder ohne Förderung Echter Arbeitsmarkt 5 Integration mit Kreishandwerkerschaft, Industrie- und Handelskammer Berufsfindung durch Schwitzen statt Sitzen (WorkStart) “L.O.S.” Leben ohne Sucht Begleitung durch IC (Integrationscoach) Karriere Plattform Competence online mit BVMW (Bundesverband mittelständische Wirtschaft) II. (Langzeit-) Arbeitslose Personen Zielgruppe Aufstocker Neuanträge erwerbsfähiger Personen Klienten für geringfügige Beschäftigung SozialhilfeempfängerInnen Arbeit statt Sozialhilfe Einzelcoaching on the job Indirekte Vermittlung Programm IN Arbeit Sofort, Job Börse Integrationszentrum Nahe Einstiegsvermeidung statt Ausstiegsberatung, über Zeitarbeit ohne Förderung via Zeitungsauswertung, z.B. Dienstleistungen Existenzgründer Direktvermittlung WiSo Mit und ohne Förderung Echter Arbeitsmarkt 6 Gruppen Damit sich der Sozialhilfebezug nicht zur „Lebensform“ verdichtet, wurden Angebote ausgerichtet, die sich an einen Personenkreis richten, der bereits dauerhaft von Sozialhilfe lebte und als nicht vermittelbar galt. Oft hatte sich im gesamten sozialen Umfeld die Abhängigkeit von Sozialhilfe als „Lebensform“ verfestigt. Unterstützt von sozialpädagogischer Betreuung wurden die Teilnehmer erfolgreich dazu motiviert, aus dieser Abhängigkeit auszubrechen. In diese Arbeit waren vorrangig auch persönliche Probleme, z.B. Überschuldung, Alkohol, Familie, usw. zu lösen. Weiterbildung – Königsweg für Verbesserung der Arbeitsmarktchancen Mismatchanalyse für den Arbeitsmarkt Bad Kreuznach Ein weiterer Baustein im Konzept der arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten der Stadt Bad Kreuznach war eine von der Universität _Frankfurt/Main im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz durchgeführte Analyse des regionalen Arbeitsmarktes. Auf der Grundlage der Analyse wurde ein Qualifizierungsnetzwerk initiiert als Kooperationsmanagement für Ausbildung sowie Beschäftigungs-förderung und Weiterbildung. Ziel dieses Kooperationsmanagements ist Erhalt von Arbeitsplätzen, die Entwicklung zukunftssicherer Beschäftigungsfelder und frühzeitig problematische Entwicklungen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu erkennen und Lösungen zu erarbeiten, umzusetzen und die Ergebnisse zu kontrollieren! Im Kern beteiligte Partner dieses konzertierten Managements sind die arbeitsmarktpolitischen Akteure von Stadtverwaltung, und Arbeitsagentur. Bei Bedarf sind weitere beteiligt. 7 8 Kooperationsmanagement für Ausbildung Mit dem Kooperationsmanagement für Ausbildung startete eine Offensive, um jedem Jugendlichen zu einer beruflichen Perspektive zu verhelfen und generationsübergreifende Sozialhilfekarrieren gar nicht erst entstehen zu lassen: - Ausbildung statt Sozialhilfe - Ausbildungsprogramm „Rückenwind“ - Werkstatt für Jugendliche mit richterlichen Auflagen „Work Start“ / Schwitzen statt Sitzen - ABS / Arbeitsweltbezogene Schule Ein Stützunterricht mit Werkstattpraktikas für Schüler im 8. und 9. Schuljahr - LoS / Leben ohne Drogenproblemen - Berufsorientierung durch Internetplattform und Arbeitgeberpräsentation - Beratungsstelle „Sprungbrett“ - Jährliche Schulbefragung, um jedem Schulabgänger zu einer Perspektive zu verhelfen. - „Job sofort“, Feststellungswerkstatt mit cash für Arbeit - Sprachunterricht für ausländische Mütter - CreAktiv – ein Integrationsprogramm für Schüler der Berufsfachschule und Jugendliche ohne Abschluß mit Praktikas und Zertifikaten wie Stapler- und Schweißerschein, sowie Hauptschulabschluß Sucht / Beratung 9 + Coaching für Jugendliche mit Kooperationsmanagement für Beschäftigungsförderung und Weiterbildung Um Arbeitslosigkeit erst gar nicht entstehen zu lassen, hat die Stadtverwaltung die Weiterbildungsinitiative Nahe (WIN) gegründet Mit WIN bieten 12 Partner im Verbund ein Komplettangebot aus seiner Hand von Existenzgründung über Marktforschung, Weiterbildung, Managementtraining und Meistervorbereitung, Aufstiegsfortbildung bis zur klass. Unternehmensberatung inclusive Unternehmensübergabe (Nachfolgemanagement) WIN sind „Nahe“ – Partner anstelle aufwendiger Outdoor-Seminare in Hamburg, München, oder Leipzig bzw. temporärer Dozenten von dort, damit die Problemlöser vor Ort.. Mit dem Vorteil der regionalen Anbindung ist mit WIN die Umsetzung von Zielvereinbarungen prozeßbegleitend möglich und auch nach Abschluß steht der WIN-Partner jederzeit zur Verfügung. Der WIN – Verbund leistet damit einen nicht zu verachtenden Beitrag zur Kostenminimierung des weiterbildenden Unternehmens. Check-up, angesiedelt innerhalb der Angebotspalette WIN, steht der mittelstänsischen Wirtschaft als Projekt zur Früherkennung von Chancen und Risiken zur Verfügung. Auch die vertiefende Prozessbegleitung im Unternehmen ist Bestandteil der Angebotspalette. Ziel des Einzelbausteins Check-up ist es, zum einen mögliche Gefährdungen des Unternehmens frühzeitig zu erkennen und Qualifizierungsangebote bereitzustellen, die den Unternehmen helfen, diesen Tendenzen aktiv entgegenzuwirken. Zum anderen sollen Marktchancen erkannt und genutzt werden. So kann das dritte Zahnrad Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen in Form von Informationen- und Weiterbildungsangeboten den Unternehmen eine ganze Reihe von einfachen und nutzenstiftenden Unterstützungen angeboten werden. Mit ähnlichen betriebswirtschaftlichen Instrumentarium können sowohl Konsolidierungs- und Wachstumskrisen junger Unternehmen als auch mögliche Schrumpfungskrisen etablierter Unternehmen in hart umkämpften Märkten gemeistert werden. 10 Zielgruppe III. Beschäftigte und von Arbeitslosigkeit bedrohte Personen Programm WIN Weiterbildungs Initiative Nahe für Qualifizierung von Beschäftigten Verbleib im echten Arbeitsmarkt Frühwarnsystem Checkup / WIN Kooperationsmanagment Unternehmensberatung, um wirtschaftliche Gefahren und Chancen frühzeitig zu erkennen und den Unternehmens-. erfolg zu stärken mit Unternehmen, Kammern, Arbeitsamt und Stadtverwaltung, zum Erhalt der Arbeitsplätze, Entwicklung zukunftsorientierter Beschäftigungsfelder, um frühzeitig problematische Entwicklungen zu erkennen und nach effizienten Lösungen zu suchen 11 für Beschäftigte und Weiterbildung Die Erfolge der Bad Kreuznacher Strategie Kosten- / Nutzenanalyse I. Vermittlungen seit 1996: 2.340 Klienten voll sozialversichert + 670 Mini- und Midi-Jobs =3.010 Klientenvermittlungen - inklusive deren Angehörige über 9.000 Bürger, d.h. eine entsprechend mittelgroße Verbandsgemeinde - zusätzliche Kaufkraft p.a. ca. Mio. € 3,6* damit gleichzeitig erhöhtes indirektes Steueraufkommen - zusätzliche Lohnsteuer p.a. ca. Mio. € 0,4* - zusätzliche Sozialversicherung p.a. ca. Mio. € 1,9* - Imagewerbung für die Stadt durch Abbau der Arbeitslosigkeit - Perspektive für die betroffenen sozialen Klienten *auf Basis 300 Vermittlungen p.a. - Einsparung im Sozialhaushalt kumuliert € 6,7 Mio. (Anteil der Stadt Bad Kreuznach / 3-Jahres-Verlauf) Damit: Zusätzlicher Volkswirtschaftlicher Nutzen, Beitrag zum sozialen Frieden 12 Vermittlung von Langzeitarbeitslosen Erfolge: Vermittlung direkt: indirekt: 20% Anteil 80% Anteil 20% 80% 90% in Wirtschaft 80% perspektivisch auf Dauer 52% ohne Lohnkostenförderung 16% in Zeitarbeit nur 3% vorzeitiger Abbruch ca.2.000 Beratungen p.a. Über 300 Arbeitsverträge p.a., M / 54% sozialversichert Zusammenarbeit mit 400 Unternehmen der Region 13 W / 46% Einspareffekt „Arbeit Sofort“ Weiterer Einspareffekt wurde erreicht mit „Arbeit Sofort“ nach dem Modell „Job to Job“, einem im Jahre 2000 eingeläuteten Paradigmenwechsel, einmalig im Lande. Zielgruppe waren Antragsteller für Sozialhilfe wegen vorübergehender oder genereller Einstellung von Leistungen der Arbeitsagentur. Mit „Arbeit Sofort“ wird die Direktvermittlung erreicht, ohne Lohnkostenzuschuss, ohne dass ein Sozialhilfefall anlaufen mußte: Einstiegsvermeidung statt einer Ausstiegsberatung Arbeitgeber waren: überwiegend Dienstleister und Zeitarbeitsunternehmen Ergebnis / Nutzen: eingesparte Sozialhilfe, Entlastung des Sozialhaushaltes, Verminderter Personaleinsatz Einspareffekt durch externe Mittel Ohne das Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ hätte die Arbeitslosenquote z.B. 1998 um drei Prozent höher gelegen. Die Landesregierung hat sich an den Programmen mit erheblichen Mitteln beteiligt: - die Stelle des Koordinators wurde mit € 15.000,- Personalkosten mitfinanziert. Jeder Arbeitsvertrag wurde zusätzlich mit sogenannten Qualifizierungsprämien aus Landesmitteln aufgestockt. Der Sozialhaushalt wurde damit um rund € 1.1 Mio. entlastet. Sämtliche Qualifizierungsmodule (insgesamt bisher 30) wurden durch Landesmittel bzw. aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert in einer Größenordnung von rund € 6,0 Mio. Ohne Kofinanzierung könnten diese Maßnahmen nicht durchgeführt werden. Ein nicht verachtender Nebeneffekt: Mit der Kofinanzierung durch den ESF fließen Steuermittel aus Brüssel wieder nach Deutschland zurück. Erfolgreich abgeschlossen wurde in 2004 / 05 die im Auftrag der Arbeitsagentur durchgeführten und in der Regie der Kommune organisierten Beschäftigungsprogramme für 122 Jugendliche „Jump Plus“, für 175 Langzeitarbeitslose „AfL“. Der Integrationserfolg ist ausgehend von den vorgefundenen zum Teil erheblichen Defiziten und vermittlungshemmenden Merkmalen hervorragend. 14 15 Benchmarking Mit den positiven Ergebnissen setzte sich das Bad Kreuznacher Sozialamt an die Spitze der im rheinland-pfälzischen Vergleichsring zusammengeschlossenen Kommunen, eines Benchmarking für Kosten, Fallzahlen und Manpower. So konnten die Fallzahlen seit 1999 kontinuierlich von 1.300 auch 1.024 gesenkt werden und insbesondere in dem Bereich der Vermittlung in Arbeitsverträge ohne Lohnkostenzuschüsse bei „Neuzugängen“ war Bad Kreuznach mit 12,5 % die erfolgreichste Stadt. Während in 7 Städten die Sozialhilfedichte stieg, war in Bad Kreuznach eine Reduzierung von 6,1 auf 4,4 % erfolgt. Ein Erfolg für das verstärkte Engagement zur Integration hilfebedürftiger Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Nicht nur den Klienten brachten die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in Form von perspektivischen Arbeitsverhältnissen Erfolg, sondern der Stadtverwaltung drei Auszeichnungen: - 1996 mit dem Generationspreis des Ministerpräsidenten für vorbildliche und herausragende Leistungen in der Zusammenführung der Generationen. - seit 1998 wiederholt Modellstadt für arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen des Arbeitsministeriums, z.B. für Durchführung der ersten Zukunftswerkstatt des Landes, z.B. mit einer Arbeitsmarktanalyse für Qualifizierung und Weiterbildung, z.B. für Modelle wie DASA, Rückenwind, Work Start, ABS, creAktiv, Integra. - In 2001 mit dem Sonderpreis beim Landeswettbewerb „Mittelstandsfreundliche Kommune“ durch den Wirtschaftminister ausgezeichnet und belobigt, als Sieger aus 141 Nominierungen. Ausgezeichnet „für sehr erfolgreiche Projektarbeit im Bereich Arbeitsmarktpolitik“. Ursächlich für den Erfolg der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen ist, daß sie am Bedarf der Unternehmen ansetzen, kooperieren mit der privaten Wirtschaft, der Industrie- und Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft und sich die Unternehmen auch dafür begeistern und sie nutzen. Zahlreiche Modelle, die in Bad Kreuznach entwickelt wurden, fanden gezielt und mit Unterstützung der Stadt, Nachahmer in anderen Kommunen und sogar Bundesländern. Generell läßt sich sagen, daß die individuelle und materielle Unterstützung des Arbeitsministeriums des Landes Rheinland-Pfalz in einzelnen Modulen durch finanziellen Umstieg der Arbeitsagentur wesentlich zum Gelingen beigetragen haben. 16 17 18 19 Der Reformprozeß Nicht nur der zahlenmäßige Erfolg macht uns stolz, sondern auch, dass wesentliche Elemente der in Bad Kreuznach entwickelten und praktizierten Arbeitsmarktinstrumente Eingang in die 4 „Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ gefunden haben. Konsequenz Aktive Arbeitsmarktpolitik der Kommunen braucht Geld und Personal. Aber noch teurer ist die bloß passive Finanzierung der Arbeitslosigkeit. Gesamtwirtschaftlich betrachtet lohnte sich „Arbeit statt Sozialhilfe“ für die Betroffenen und für die Gesellschaft. Die aktive kommunale Arbeitsmarktpolitik - verschaffte den Klienten den Zugang zurück zum Arbeitsmarkt, - sie refinanziert die eingesetzten öffentlichen Mittel, - sie holte Fördermittel der EU, des Bundes und des Landes in die Kommune, - sie ersparte Arbeitslosigkeit / -hilfe und sie entlastet den Haushalt von Sozialhilfe, - sie löst zusätzliche Wertschöpfung aus in Form von Kaufkraft, höherem Steueraufkommen und höherem Sozialversicherungsbeitrag, - sie unterbrach die Wirkungskette Arbeitslosigkeit Langzeitarbeitslosigkeit Sozialhilfe. Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Die noch so ausgefeilte Strategie der Kommune kann aber die Zuständigkeit der übergeordneten Systeme von Bund, Wirtschaft und Gesellschaft bei der Lösung der Gesamtproblematik „Massenarbeitslosigkeit“ ergänzen, abfedern und nicht ersetzen. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist und bleibt die Aufgabe des Bundes, der Länder, der Wirtschaft, sowie der Tarifparteien und der Bundesagentur für Arbeit. Die beste Ausbildungs- und Arbeitsmarktpolitik bleibt eine aktive Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik, die die Unternehmer ermutigt, Arbeitsplätze zu schaffen. In diesem Sinne sind die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe ab 2005 und die damit verbundene Neustrukturierung der Arbeitsmarktpolitik zu begrüßen. Die Kommune hatte schnell gelernt und so über Jahre gehandelt: Arbeitsmarktpolitik ist gestalten, nicht verwalten. 20 Gestalten statt Verwalten Die Agentur für Arbeit und die ARGE sind gut beraten dieses Gestalten in ihre Strategie aufzunehmen: - Langzeitarbeitslose individuell und praxisnah zu fördern – nicht als virtueller Statistikfall - Präventiv bereits bei Haupt- und. Berufsbildenen Schulen mit Praktikas zu starten. - Aktives job hunting zu betreiben. Passgenaue Einzelvermittlung nach dem Prinzip 1:1 - Individuelle Weiterbildung, möglichst mit marktverwertbaren Abschlüssen wie Stapler- und Schweißerschein nach den Bedarfen der Wirtschaft. (Nicht die berühmten 15 Maniküren für ein 300 Seelendorf) - Dienstleistungsagentur, Arbeitnehmerüberlassung unbürokratisch, effizient zu berücksichtigen. - Lohnkostenzuschüsse als Einstiegsgelder, befristet und an Perspektive gebunden; in Einzelfällen wohl gemerkt, für Klienten, die nicht gleich nach Beginn der Arbeitsaufnahme die volle Arbeitsproduktivität abrufen können; als finanzieller Ausgleich dieser Minderung. wie GfA + DASA; (ähnlich PSA), Wenn es ARGE gelingt, aktiv zu gestalten und die Bundespolitik begreift, daß die Unternehmen die Basis des Erfolgs sind und ihre Politik danach ausrichtet, kann auch die Wende am Arbeitsmarkt gelingen. Für die Region und Bürger bleibt da nur zu hoffen. Ausblick Die Kommune wird sich weiterhin aktiv an den Schnittstellen - Schulen - Wirtschaft- und Beschäftigungsförderung mit Unternehmen / Arbeitgebern - Aus- und Weiterbildung (WIN-Weiterbildungsinitiative Nahe) - beteiligen und dabei auf die erfolgreichen selbstgeschaffenen Strukturen und Netzwerke zurückgreifen. - Daraus resultierte ein neues Angebot: die Beschäftigungsentwicklung. Gerd Husar 21