University of Vermont, 2014-15
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University of Vermont, 2014-15
Erfahrungsbericht Name: J u l i a G s c h i r r Austauschjahr: WS 2014/15 Gastuniversität: University of Vermont Stadt: Burlington Land: USA Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht, kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden. Vor meiner Ankunft in Burlington, Vermont habe ich bereits einige Entscheidungen treffen müssen. Die vorläufige Kurswahl, sowie meine Bewerbung um einen Platz im Studentenwohnheim und die Entscheidung für einen Meal Plan traf ich bereits in den Monaten vor meinem eigentlichen Auslandssemester. Dies war an sich recht einfach, allerdings war es nicht ganz leicht, konkrete Informationen über die verschiedenen Essens- oder Wohnmöglichkeiten zu erhalten. Letztendlich habe ich mich aber dann dazu entschieden, mich für ein Einzelzimmer zu bewerben und den sogenannten Retail Point Meal Plan zu kaufen. Der Kauf eines Meal Plans war verpflichtend und zur Auswahl standen ein Unlimited Plan oder eben der Punkte Plan. Der Unterschied besteht darin, dass man beim Unlimited Plan in drei Mensen jeden Tag unbegrenzt Essen kann, beim Punkte System hingegen nur eine gewisse Anzahl an Punkten zur Verfügung hat, mit denen man dann sein Essen kaufen kann. Allerdings hat man dafür weitaus mehr Einkaufsmöglichkeiten und auch etwas mehr Abwechslung als beim unlimitierten Meal Plan. Ich persönlich bin froh, dass ich mich für das Punkte System entschieden habe, da mir zum einem meine Punkte ausgereicht haben und ich es sehr angenehm fand mehr Essensmöglichkeiten zu haben als nur die drei Mensen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mir für mein Zimmer einen kleinen Kühlschrank gekauft und mir Frühstück und Abendessen oft selbst zubereitet habe. Speziell für Männer, die viel essen und keine Lust auf Selbstverpflegung haben, ist der Unlimited Plan also eventuell keine schlechte Option. Zum Essen ist generell zu sagen, dass oftmals immer wieder das Selbe angeboten wird und die Auswahlmöglichkeiten keinesfalls mit unserer guten deutschen Küche verglichen werden können. Trotzdem war eigentlich immer etwas für jeden dabei und mit der Zeit stellt man sich auch einfach darauf ein. Im Vergleich zu Augsburg ist es allerdings recht teuer. Die günstigsten Meal Plan Optionen kosten $1832 und unbenutzte Punkte werden zum Beispiel auch nicht rückerstattet. Bei einer Bewerbung um einen Platz an der UVM sollte einem also bewusst sein, dass man verpflichtet ist für mindestens diesen Betrag einen Meal Plan zu kaufen. Desweiteren wird man im Zuge des Austauschprogramms in einer der Dorms am Campus untergebracht. Wie bereits erwähnt habe ich mich zwar um ein Einzelzimmer beworben, bin aber schließlich einem Standard Doppelzimmer zugeteilt worden. Dies sieht dann so aus, dass man sich ähnlich wie in einer Jugendherberge mit einem Roommate ein kleines Zimmer teilt und sich am Gang ein Badezimmer mit Toiletten für den gesamten Flur befindet. In meinem Fall haben etwa 20-25 Mädchen auf einem Stockwerk gewohnt. Anfangs war das recht ungewohnt, weil natürlich jede etwas andere Ansichten bezüglich Sauberkeit hat, allerdings gewöhnt man sich auch daran und das Badezimmer wurde regelmäßig von einer Putzfrau gereinigt. Meine Zimmermitbewohnerin kam aus Mexiko, war auch Austauschstudentin für ein Semester, und wir haben uns auf Anhieb recht gut verstanden und hatten auch gleiche Ansichten hinsichtlich der Sauberkeit in unserem Zimmer oder Schlafenszeiten etc. Da konnte ich mich wirklich sehr glücklich schätzen, da nicht alle so ein Glück hatten wie ich. Unser Zimmer war mit zwei höhenverstellbaren Betten, zwei Schränken und zwei Schreibtischen eingerichtet. Nach einigen kleineren Einkäufen haben wir es uns aber recht schnell gemütlich gemacht. Im Vergleich zu Deutschland ist die Unterbringung aber auch wieder recht teuer. Für das Standard Zweibettzimmer mit geteiltem Badezimmer am Gang (was eine der günstigsten Wohnmöglichkeiten darstellt) habe ich für das Semester $ 3558 bezahlt. Für vier Monate und die Art der Unterbringung also verhältnismäßig viel. Positiv war allerdings, dass man jederzeit Waschmaschinen und Trockner benutzen konnte. Desweiteren kam man so auch recht schnell mit anderen Studenten und Studentinnen in Kontakt, wobei man bedenken sollte, dass die meisten von ihnen Freshmen sind und daher auch um einiges jünger als man selbst (circa 18). Dies hat zum Teil dazu geführt, dass exzessive Zimmerpartys veranstaltet wurden und besonders im Sommer an fast jeder Ecke auch Marijuana zu riechen war. Der Konsum von Alkohol ist offiziell in den Wohnheimen aber strikt verboten und zu Ende des Semesters haben wir auch mitbekommen, dass ein paar Studenten vom Campus verwiesen wurden. Bei der Bewerbung um einen Wohnheimsplatz ist auch zu bedenken, dass man evtl. Brake-Housing beantragen muss. Dies ist nicht in allen Dorms möglich! Ich bin zwar über Thanksgiving einige Tage verreist konnte den Rest der Ferien dann aber für eine Pauschale von $ 90 in meinem Zimmer verbringen. Jetzt aber zum eigentlichen Auslandsaufenthalt: Angereist bin ich etwa eine Woche vor Vorlesungsbeginn im August. Zuerst habe ich ein paar notwendige Einkäufe erledigt, um mein Zimmer bewohnbar zu machen. Dann hatten wir die restliche Woche Orientierung. Das Programm war recht straff und manchmal hätte ich mir etwas mehr Freizeit gewünscht, um die Stadt und den Campus zu erkunden. Allerdings war es eine super Möglichkeit andere Austauschstudenten kennen zu lernen und ich habe dort auch gleich eine Studentin aus Wien getroffen, mit der ich während dem Semester viel unternommen habe. An unserem letzten Tag vor Vorlesungsbeginn sind wir zum Beispiel gemeinsam an den Lake Champlain. Da es im August und September noch sehr warm war, konnte man die schönen Sommertage gut an einem der schönen Strände verbringen. Auch Burlington selbst mit seiner Fußgängerzone war besonders im Sommer immer sehr belebt und man findet viele einladende Restaurants und Cafes. Die ersten Uniwochen waren jedoch recht stressig. Fast alle Austauschstudenten haben an ihrem Stundenplan nochmal Änderungen vornehmen müssen, was manche vor einige Herausforderungen gestellt hat. Wichtig ist, dass man wegen der Aufenthaltsgenehmigung in den USA 12 Credits belegt, um als fulltime student eingeschrieben zu sein. Das entspricht in Augsburg etwa 24 LP und bedeutet meist, dass man vier Kurse mit je 3 Credits belegt. Im Gegensatz zu Augsburg finden die einzelnen Kurse aber mindestens zweimal pro Woche, im Regelfall sogar dreimal pro Woche statt. Die einzelnen Dozenten und Professoren sind allerdings sehr hilfreich und freuen sich immer, wenn man in die Sprechstunde kommt. Das hat mir letztendlich auch geholfen, meinen Stundenplan nochmals umzustellen bzw. anzupassen. Dann fühlt man sich fast wieder ein bisschen in die Schulzeit zurückversetzt. Die Kurse habe ich fachlich als weniger anspruchsvoll empfunden als die in Augsburg angebotenen Veranstaltungen. Sie waren aber alle sehr interessant und durch die stetigen Leistungsüberprüfungen und Hausaufgaben zeitlich auch sehr fordernd. So sollte man sich auf viel Lesen und Essay beziehungsweise Reflexionen schreiben einstellen. Anfangs war diese Umstellung nicht ganz einfach und vor allem die Tatsache, dass alles auch irgendwie zur Abschlussnote zählt sehr ungewohnt. Man hat also nicht nur eine große Klausur am Ende des Semesters, sondern unterschiedliche Komponenten, die unterschiedlich viel zur Note zählen. So setzten sich meine Endnoten zum Beispiel aus Anwesenheit, Mitarbeit, Essays, Reflexionen, unangekündigten Tests, Projekten, Midterm exam, Final exam etc. zusammen. Während des Semesters mussten die meisten von uns daher evtl. mehr Zeit als gedacht in der Bücherei oder am Schreibtisch verbringen und waren vom Workload zum Teil auch sehr gestresst. Allerdings muss ich rückblickend sagen, dass es durch dieses System fast unmöglich ist einen Kurs nicht zu bestehen, da man ja konstant mitarbeiten muss und auch auf viele kleine Dinge Noten bekommt. Außerdem sind die Professoren und Professorinnen wie gesagt sehr hilfsbereit und versuchen einen wirklich zu unterstützen. Sprachlich hatte ich in den Kursen keine Probleme und ich hatte auch das Gefühl, dass es geschätzt wird, wenn man sich in den Vorlesungen und Seminaren einbringt. Zur Notenanrechnung in Augsburg kann ich leider noch nicht viel sagen, allerdings habe ich bereits mit Dozenten und Dozentinnen von mir Kontakt aufgenommen und meine Kurswahl an der University of Vermont so getroffen, dass gute Anrechnungsmöglichkeiten bestehen. Und für den Fall, dass es doch nicht klappt, denke ich, dass es auf jeden Fall eine große persönliche Bereicherung ist, was auch immer man belegt. Besonders beeindruckend fand ich persönlich das super Sportangebot der UVM. Neben vielen Sportmannschaften hat jeder die Möglichkeit die Sportanlage sowie das eigene Fitnessstudio kostenlos zu nutzen oder für einen geringen Semesterbeitrag (circa 60 $) an unzähligen Fitnesskursen teilzunehmen. Besonders vorteilhaft ist, dass man ja selbst auch auf dem Campus wohnt und so war ich in drei Minuten am Sportzentrum, dass neben verschiedenen Gymnastikhallen und dem Fitnessstudio unter anderem auch ein Schwimmbad, Indoor Fußball- und Tennisplätze, Squashplätze und ein Eishockeystadion enthält. Wer gerne Sport treibt, wird hier auf jeden Fall fündig. Generell sind Burlington und Umgebung sehr Outdoor orientiert. Ich gehe sehr gerne in die Berge und habe deshalb auch die Gelegenheit genutzt mit dem Outing Club eine Wanderung auf den berühmten Camel´s Hump zu machen. Der Club stellte einem alles Notwendige an Ausrüstung zur Verfügung und dann ging es an einem Samstag zusammen mit sechs anderen Studenten und Studentinnen und zwei Guides los in die Berge. Da man ohne eigenes Auto nur sehr schlecht in die Berge oder die Umgebung kommt, fand ich dieses Angebot echt super. Allerdings ist es auch nicht schwer sich einfach mal ein Auto zu mieten, sofern man mindestens 21 Jahre alt ist. Mit ein paar anderen Austauschstudenten hab ich das auch gemacht und so zum Beispiel die Ben und Jerry´s Factory erkundet. Reisen ist generell auch möglich, man muss es eben nur gut planen, damit man mit Klausuren und Abgaben nicht in Probleme gerät. Die Entfernungen an der Ostküste sind für amerikanische Verhältnisse ja wirklich überschaubar und Greyhound und Megabus bieten desweiteren auch gute Angebote an, um relativ flexibel und günstig in die größeren Städte reisen zu können. So bin ich zum Beispiel für ein Wochenende nach Boston oder für 40$ nach New York City und wieder zurück. In den Thanksgiving Ferien bin ich mit einer Freundin dann noch nach Kanada. Mit einem Mietauto kann man wirklich einfach Quebec City und Montreal erkunden. Beide Städte sind sehenswert, aber besonders Quebec City hat mir gefallen. Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Stadt sehr europäisch ist und Charme hat. Zum Wetter ist noch zu sagen, dass man in Burlington wirklich einiges erlebt. Im Sommer war es sehr heiß und man konnte viel unternehmen. Der Herbst taucht die Blätter der Bäume dann in schöne Farben und man merkt wie es langsam kälter wird. Ab Oktober wird es dann sehr windig und Mitte/Ende November wurde es richtig kalt. Besonders die eisigen Nordwinde machen einem zu schaffen und ich war froh, auch genügend warme Sachen eingepackt zu haben. Bald kam dann auch der Schnee und der Winter. Mir persönlich hat das super gefallen, weil ich endlich mal wieder einen weißen Advent hatte, die Temperaturen zur Jahreszeit gepasst haben und es mit der richtigen Kleidung überhaupt kein Problem war. Leider konnte ich nicht mehr zum Skifahren gehen, weil mit dem richtigen Schnee auch die Klausurzeit bevor stand, in der vor allem die Amerikaner sehr beschäftigt waren. Außerhalb dieser Zeit habe ich aber viele nette Kontakte knüpfen können und mich nach einiger Zeit auch wirklich fast wie daheim gefühlt. Da Burlington relativ klein ist passiert es auch, dass man spontan jemanden trifft. Die Menschen sind generell sehr aufgeschlossen und interessiert und ich hatte nie das Gefühl völlig allein zu sein. Irgendwie gingen die vier Monate dann doch fast zu schnell vorbei, denn wie fast immer war es eigentlich am Schluss am schönsten. Man hat sich an das System gewöhnt, wusste was von einem verlangt wird und ein Freundeskreis hat sich gebildet. Für mich persönlich war ein Semester an der UVM aber der perfekte Zeitraum und ich bin froh über alle Erfahrungen und Höhen und Tiefen, die ich während dieser Zeit erlebt habe!