Instrumente kompakt: Tuba
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Instrumente kompakt: Tuba
ARBEITSBLATT 59 Aufbau und Funktion der Tuba Der Platz der Tuba im Orchester ist meist neben der tiefen Posaune. Das tiefste Instrument im ganzen Orchester ist die Basstuba. Spielhaltung Die Tuba wird in entspannter, aufrechter Haltung im Sitzen gespielt. Das Instrument steht dabei entweder auf den Oberschenkeln oder direkt auf dem Stuhl. Mit den Fingern der rechten Hand bedient der Tubaspieler die Ventile, seine linke Hand hält das Instrument. Rohr Das Rohr der Tuba ist etwa 350 bis 400 Zentimeter lang. Es ist kontinuierlich konisch (weiter werdend) gebohrt. Mundstück Im Vergleich zu den anderen Blechblasinstrumenten hat die Tuba ein sehr großes Mundstück. Der Bläser setzt seine Lippen insgesamt locker an, nur bei der Erzeugung hoher Töne sind die Lippen gespannt. Alle Blechblasinstrumente haben ein abnehmbares Mundstück. Stimmzug Mit dem Stimmzug wird das Instrument gestimmt: Er lässt sich hineinschieben oder herausziehen, der Ton wird höher oder tiefer. Wasserklappe Mit der Zeit sammelt sich beim Spielen Feuchtigkeit (Kondenswasser, nicht Spucke!) im Instrument an, so dass es einen leicht „blubbernden“ Stürze Die Stürze ist bei den verschiedenen Tubenarten mehr oder weniger ausladend. Ihr Durchmesser variiert von etwa 35 bis 42 Zentimetern. Das Verhältnis zwischen Bohrung und Durchmesser der Stürze ist bei Tuben nicht fest vorgeschrieben. Eine Tuba mit enger Bohrung kann also eine sehr weite Stürze haben – und umgekehrt. Ton von sich gibt. Um dies zu vermeiden gibt es eine Wasserklappe, mit der der Tubist die Flüssigkeit abfließen lassen kann. Ventile Eine bestimmte Anzahl Töne, die so genannten Naturtöne, lässt sich ohne Ventilgebrauch erzeugen. Um eine komplette, chromatische Tonleiter spielen zu können, benötigt der Tubist jedoch die Ventile. Mit dem Drücken eines Ventils verlängert sich die vorhandene Resonanzröhre, wodurch der jeweilige Naturton tiefer wird. Bei einem Instrument mit vier Ventilen geschieht dies folgendermaßen: Das erste Ventil senkt den Naturton um einen Ganzton, das zweite um einen Halbton, das dritte um eineinhalb Töne und das vierte um zweieinhalb Töne. Kranz Stürze Ventilzüge Spielhaltung beim Tubaspielen Rohr Mundstück Tasten zum Betätigen der Drehventile vier Drehventile Stimmzug Wasserklappe 60 ARBEITSBLATT Tonerzeugung und Tonumfang Kesselmundstück (oben; Posaune, Alphorn) und Bechermundstück (unten; Tuba) im Vergleich Wie bei allen Blechblasinstrumenten wird der Ton mit Hilfe der Lippen erzeugt: Während des Ausatmens bringt der Bläser seine Lippen zum Schwingen, womit ein Ton entsteht. Das becherförmige Mundstück dient nur als Stütze der Lippen, es hat selbst keine beweglichen Teile; das ganze Instrument dient „nur“ als Verstärker für den mit dem Mund erzeugten Ton. Anders als bei den Rohrblattinstrumenten, wo die Tonhöhe je nach Länge der schwingenden Luftsäule variiert, entstehen beim Spielen von Blechblasinstrumenten unterschiedliche Tonhöhen durch Variationen im Blasdruck und, vor allem, in der Lippenspannung. Der Spieler muss seine Lippen genau so anspannen, dass sie in der jeweils gewünschten Frequenz schwingen. Dies gelingt, indem er sich vor dem Spielen den richtigen Ton vorstellt. Auf diese Weise entstehen die so genannten Naturtöne; jene Töne, die ohne Betätigen eines Ventils auf dem Instrument gespielt werden können. Um alle zwölf Töne einer Tonleiter spielen zu können, braucht der Tubaspieler Ventile. Drückt er eines der vier Ventile, verlängert sich die vor- handene Resonanzröhre, indem ein Zusatzrohr zugeschaltet wird – und der Naturton wird um einen Halb- oder Ganzton oder sogar um eineinhalb und zweieinhalb Ganztöne abgesenkt. Je tiefer ein Ton ist, desto länger braucht er, um sich aufzubauen; tiefe Instrumente sprechen grundsätzlich langsamer an als hohe. Deshalb muss der Tubist den Ton noch vor dem Einsatz des Dirigenten ansetzen – und ist dem Dirigenten damit immer um eine Nasenlänge voraus. Der tiefste Ton einer Basstuba entspricht dem tiefsten Ton auf dem Klavier. Alle Tuben werden im Bassschlüssel klingend notiert: A2 g1 Basstuba in Es: Tonumfang A2 – g1 Geschichte der Tuba „Tuba“ (von lateinisch „tubus“) bedeutet ursprünglich „Rohr“. Im alten Rom meinte man damit ein Blasinstrument in Form einer langgestreckten Metallröhre mit kleiner Stürze. Über etliche Zwischenstufen entwickelten sich aus diesem Instrument im 11. Jahrhundert Frühformen der Trompete, ab dem 14. Jahrhundert das Waldhorn und ab dem 15. Jahrhundert die Zugposaune. Um 1590 wurde der Serpent („Schlangenhorn“), ein entfernter Vorläufer der Tuba, gebaut: ein bis zu 240 Zentimeter langes, schlangenförmiges Instrument aus mit Leder überzogenem Holz. Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Serpent als Bass geblasen und unterstützte die Männerstimmen im Chor. Nachdem die Hörner und Trompeten jedoch ab etwa 1815 mit Ventilen ausgerüstet wurden, waren Instrumente wie Serpent, Basshorn und Ophikleide in den Orchestern und Militärkapellen allerdings klanglich hoffnungslos unterlegen. Die Erfindung der Ventile wiederum ermöglichte dann aber die Entwicklung der heute gebräuchlichen Tuba als tiefstes Instrument der Blechbläser. Der königlich preußische Gardemusikdirektor Friedrich Wilhelm Wieprecht regte den Bau eines tiefen Blechblasinstruments mit Ventilen an, der Instrumentenbauer Johann Gottfried Moritz setzte die Idee schließlich in die Tat um und baute einen Blechbass mit Pumpventilen – die erste Basstuba. 1835 ließ er die Erfindung in Berlin patentieren. Andere Instrumentenbauer griffen die Idee auf und begannen nach und nach, ebenfalls Tuben zu produzieren. Die Pumpventile erwiesen sich bald als ungenügend, so Serpent dass die Instrumentenmacher eher die 1832 von Josef Riedl in Wien erfundenen Drehventile benutzten. Den ersten „Kaiserbass“, eine Kontrabasstuba in B mit besonders weiter Mensur, stellte 1882 der böhmische Instrumentenmacher Václav František Červený vor. Richard Wagner ließ sich schließlich für seinen Ring des Nibelungen spezielle Tuben bauen: die Wagnertuben. Nach Wagner verwendeten vor allem Anton Bruckner, Richard Strauss und Igor Strawinsky diese Instrumente in ihren Kompositionen. ARBEITSBLATT 61 Die Familie der Tuben sousaphon helikon wagnertuba Für Marschkapellen gibt es das Sousaphon: eine kreisförmige Basstuba zum Umhängen mit einem riesigen, nach vorne gerichteten Schallstück. Sousaphone werden heute zu einem großen Teil aus Kunststoff hergestellt und sind damit vergleichsweise leicht und gut zu tragen. Wie beim Sousaphon sind auch die Windungen des Helikons so konstruiert, dass der Spieler sein Instrument um die Schulter legen kann. Das Helikon ist ein besonderer Typ der Kontrabasstuba mit einer etwas engeren Mensur als beim Sousaphon. Wagnertuben haben ein leicht seitwärts gebogenes Schallstück. Sie sind klanglich zwischen den Hörnern und den Posaunen angesiedelt. Es gibt Wagnertuben in B (Tenortube) und in F (Basstube). Im Gegensatz zu den anderen Tuben haben Wagnertuben ein Trichtermundstück. Zusammen spielen Tuben sind traditionell Bassinstrumente; als Melodieinstrument klingen sie beinahe lächerlich. Manche Komponisten wollen aber gerade diesen Effekt; in den Bildern einer Ausstellung („Bydlo“) etwa setzen Mussorgskij und Ravel die Tuba karikierend ein. Orchester Im Orchester sieht man meist die Es-Basstuba. Die tiefsten Tuben sind die Kontrabasstuben, die erst mit Wagners „Rheingold“ 1869 Einzug ins Orchester fanden. Vorher waren sie nur im Blasorchester vertreten. Richard Wagner ließ für seinen Ring des Nibelungen aber auch eigene Instrumente bauen: die so genannten Wagnertuben (vergleiche den Kasten oben). Solo Sololiteratur gibt es für Tuben kaum. Eine Ausnahme ist etwa Paul Hindemiths Sonate für Bass-Tuba und Klavier (1955). Blasmusikkapellen Wo immer Blasmusikkapellen spielen, haben sie einen festen Platz im gesellschaftlichen Gefüge ihres Spielortes; wann immer es festlich klingen soll, holt man die Bläser. Bläserquintett Es gibt Holz- und Blechbläserquintette. Das modernere Blechbläserquintett setzt sich aus zwei Trompeten, Horn, Posaune und Tuba zusammen. Blasorchester Im Blasorchester verbinden sich Holz- und Blechblasinstrumente mit Schlaginstrumenten. Die Besetzung ist je nach örtlichen Gegebenheiten verschieden, Blasinstrumente spielen jedoch immer eine zentrale Rolle. Brass Band Die Brass Band ist eine Blasmusikformation, die ursprünglich aus Großbritannien kommt. Der Name leitet sich von „brass“ (englisch Messing) als Sammelbegriff für die Gruppe der Blechblasinstrumente ab.