Instrumente kompakt: Tuba

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Instrumente kompakt: Tuba
ARBEITSBLATT
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Aufbau und Funktion der Tuba
Der Platz der Tuba im Orchester ist meist neben
der tiefen Posaune. Das tiefste Instrument im
ganzen Orchester ist die Basstuba.
Spielhaltung
Die Tuba wird in entspannter, aufrechter Haltung
im Sitzen gespielt. Das Instrument steht dabei
entweder auf den Oberschenkeln oder direkt auf
dem Stuhl. Mit den Fingern der rechten Hand
bedient der Tubaspieler die Ventile, seine linke
Hand hält das Instrument.
Rohr
Das Rohr der Tuba ist etwa 350 bis 400 Zentimeter
lang. Es ist kontinuierlich konisch (weiter werdend) gebohrt.
Mundstück
Im Vergleich zu den anderen Blechblasinstrumenten hat die Tuba ein sehr großes Mundstück.
Der Bläser setzt seine Lippen insgesamt locker an,
nur bei der Erzeugung hoher Töne sind die Lippen gespannt. Alle Blechblasinstrumente haben
ein abnehmbares Mundstück.
Stimmzug
Mit dem Stimmzug wird das Instrument gestimmt: Er lässt sich hineinschieben oder herausziehen, der Ton wird höher oder tiefer.
Wasserklappe
Mit der Zeit sammelt sich beim Spielen Feuchtigkeit (Kondenswasser, nicht Spucke!) im Instrument an, so dass es einen leicht „blubbernden“
Stürze
Die Stürze ist bei den verschiedenen Tubenarten
mehr oder weniger ausladend. Ihr Durchmesser
variiert von etwa 35 bis 42 Zentimetern. Das Verhältnis zwischen Bohrung und Durchmesser der
Stürze ist bei Tuben nicht fest vorgeschrieben.
Eine Tuba mit enger Bohrung kann also eine sehr
weite Stürze haben – und umgekehrt.
Ton von sich gibt. Um dies zu vermeiden gibt es
eine Wasserklappe, mit der der Tubist die Flüssigkeit abfließen lassen kann.
Ventile
Eine bestimmte Anzahl Töne, die so genannten
Naturtöne, lässt sich ohne Ventilgebrauch erzeugen. Um eine komplette, chromatische Tonleiter spielen zu können, benötigt der Tubist
jedoch die Ventile. Mit dem Drücken eines Ventils
verlängert sich die vorhandene Resonanzröhre,
wodurch der jeweilige Naturton tiefer wird. Bei
einem Instrument mit vier Ventilen geschieht dies
folgendermaßen: Das erste Ventil senkt den
Naturton um einen Ganzton, das zweite um
einen Halbton, das dritte um eineinhalb Töne
und das vierte um zweieinhalb Töne.
Kranz
Stürze
Ventilzüge
Spielhaltung beim Tubaspielen
Rohr
Mundstück
Tasten zum
Betätigen der
Drehventile
vier Drehventile
Stimmzug
Wasserklappe
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Tonerzeugung und Tonumfang
Kesselmundstück (oben; Posaune, Alphorn) und Bechermundstück (unten; Tuba) im Vergleich
Wie bei allen Blechblasinstrumenten wird der
Ton mit Hilfe der Lippen erzeugt: Während des
Ausatmens bringt der Bläser seine Lippen zum
Schwingen, womit ein Ton entsteht. Das becherförmige Mundstück dient nur als Stütze der Lippen, es hat selbst keine beweglichen Teile; das
ganze Instrument dient „nur“ als Verstärker für
den mit dem Mund erzeugten Ton.
Anders als bei den Rohrblattinstrumenten, wo
die Tonhöhe je nach Länge der schwingenden
Luftsäule variiert, entstehen beim Spielen von
Blechblasinstrumenten unterschiedliche Tonhöhen durch Variationen im Blasdruck und, vor
allem, in der Lippenspannung. Der Spieler muss
seine Lippen genau so anspannen, dass sie in der
jeweils gewünschten Frequenz schwingen. Dies
gelingt, indem er sich vor dem Spielen den richtigen Ton vorstellt. Auf diese Weise entstehen die
so genannten Naturtöne; jene Töne, die ohne
Betätigen eines Ventils auf dem Instrument gespielt werden können.
Um alle zwölf Töne einer Tonleiter spielen zu
können, braucht der Tubaspieler Ventile. Drückt
er eines der vier Ventile, verlängert sich die vor-
handene Resonanzröhre, indem ein Zusatzrohr
zugeschaltet wird – und der Naturton wird um
einen Halb- oder Ganzton oder sogar um eineinhalb und zweieinhalb Ganztöne abgesenkt.
Je tiefer ein Ton ist, desto länger braucht er, um
sich aufzubauen; tiefe Instrumente sprechen
grundsätzlich langsamer an als hohe. Deshalb
muss der Tubist den Ton noch vor dem Einsatz
des Dirigenten ansetzen – und ist dem Dirigenten
damit immer um eine Nasenlänge voraus.
Der tiefste Ton einer Basstuba entspricht dem
tiefsten Ton auf dem Klavier. Alle Tuben werden
im Bassschlüssel klingend notiert:
A2
g1
Basstuba in Es: Tonumfang A2 – g1
Geschichte der Tuba
„Tuba“ (von lateinisch „tubus“) bedeutet ursprünglich „Rohr“. Im alten Rom meinte man
damit ein Blasinstrument in Form einer langgestreckten Metallröhre mit kleiner Stürze. Über
etliche Zwischenstufen entwickelten sich aus diesem Instrument im 11. Jahrhundert Frühformen
der Trompete, ab dem 14. Jahrhundert das Waldhorn und ab dem 15. Jahrhundert die Zugposaune.
Um 1590 wurde der Serpent („Schlangenhorn“),
ein entfernter Vorläufer der Tuba, gebaut: ein bis
zu 240 Zentimeter langes, schlangenförmiges
Instrument aus mit Leder überzogenem Holz. Bis
ins 19. Jahrhundert wurde der Serpent als Bass
geblasen und unterstützte die Männerstimmen im
Chor. Nachdem die Hörner und Trompeten jedoch
ab etwa 1815 mit Ventilen ausgerüstet wurden,
waren Instrumente wie Serpent, Basshorn und
Ophikleide in den Orchestern und Militärkapellen
allerdings klanglich hoffnungslos unterlegen.
Die Erfindung der Ventile wiederum ermöglichte
dann aber die Entwicklung der heute gebräuchlichen Tuba als tiefstes Instrument der Blechbläser. Der königlich preußische Gardemusikdirektor Friedrich Wilhelm Wieprecht regte den
Bau eines tiefen Blechblasinstruments mit Ventilen an, der Instrumentenbauer Johann Gottfried
Moritz setzte die Idee schließlich in die Tat um
und baute einen Blechbass mit Pumpventilen –
die erste Basstuba. 1835 ließ er die Erfindung in
Berlin patentieren. Andere Instrumentenbauer
griffen die Idee auf und begannen nach und
nach, ebenfalls Tuben zu produzieren. Die Pumpventile erwiesen sich bald als ungenügend, so
Serpent
dass die Instrumentenmacher eher die 1832 von
Josef Riedl in Wien erfundenen Drehventile
benutzten. Den ersten „Kaiserbass“, eine Kontrabasstuba in B mit besonders weiter Mensur, stellte
1882 der böhmische Instrumentenmacher Václav
František Červený vor. Richard Wagner ließ sich
schließlich für seinen Ring des Nibelungen
spezielle Tuben bauen: die Wagnertuben. Nach
Wagner verwendeten vor allem Anton Bruckner,
Richard Strauss und Igor Strawinsky diese Instrumente in ihren Kompositionen.
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Die Familie der Tuben
sousaphon
helikon
wagnertuba
Für Marschkapellen gibt es das Sousaphon: eine
kreisförmige Basstuba zum Umhängen mit einem
riesigen, nach vorne gerichteten Schallstück. Sousaphone werden heute zu einem großen Teil aus
Kunststoff hergestellt und sind damit vergleichsweise leicht und gut zu tragen.
Wie beim Sousaphon sind auch die Windungen
des Helikons so konstruiert, dass der Spieler sein
Instrument um die Schulter legen kann. Das
Helikon ist ein besonderer Typ der Kontrabasstuba mit einer etwas engeren Mensur als beim
Sousaphon.
Wagnertuben haben ein leicht seitwärts gebogenes Schallstück. Sie sind klanglich zwischen
den Hörnern und den Posaunen angesiedelt. Es
gibt Wagnertuben in B (Tenortube) und in F
(Basstube). Im Gegensatz zu den anderen Tuben
haben Wagnertuben ein Trichtermundstück.
Zusammen spielen
Tuben sind traditionell Bassinstrumente; als Melodieinstrument klingen sie beinahe lächerlich.
Manche Komponisten wollen aber gerade diesen
Effekt; in den Bildern einer Ausstellung („Bydlo“)
etwa setzen Mussorgskij und Ravel die Tuba karikierend ein.
Orchester
Im Orchester sieht man meist die Es-Basstuba. Die
tiefsten Tuben sind die Kontrabasstuben, die erst
mit Wagners „Rheingold“ 1869 Einzug ins Orchester fanden. Vorher waren sie nur im Blasorchester vertreten.
Richard Wagner ließ für seinen Ring des Nibelungen aber auch eigene Instrumente bauen: die
so genannten Wagnertuben (vergleiche den
Kasten oben).
Solo
Sololiteratur gibt es für Tuben kaum. Eine Ausnahme ist etwa Paul Hindemiths Sonate für
Bass-Tuba und Klavier (1955).
Blasmusikkapellen
Wo immer Blasmusikkapellen spielen, haben sie
einen festen Platz im gesellschaftlichen Gefüge
ihres Spielortes; wann immer es festlich klingen
soll, holt man die Bläser.
Bläserquintett
Es gibt Holz- und Blechbläserquintette. Das modernere Blechbläserquintett setzt sich aus zwei
Trompeten, Horn, Posaune und Tuba zusammen.
Blasorchester
Im Blasorchester verbinden sich Holz- und
Blechblasinstrumente mit Schlaginstrumenten.
Die Besetzung ist je nach örtlichen Gegebenheiten verschieden, Blasinstrumente spielen jedoch immer eine zentrale Rolle.
Brass Band
Die Brass Band ist eine Blasmusikformation, die
ursprünglich aus Großbritannien kommt. Der Name leitet sich von „brass“ (englisch Messing) als
Sammelbegriff für die Gruppe der Blechblasinstrumente ab.