special tasten-entertainer heute

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special tasten-entertainer heute
SPECIAL TASTEN-ENTERTAINER HEUTE
rüher war alles noch einfacher… Man war Organist –
Keyboarder gabs noch nicht – und konnte halbwegs
geradeausspielen, bestenfalls war man auch noch
einigermaßen bei Stimme, da konnte man losziehen mit
der Orgel im Gepäck und so manche gute (D-) Mark (oder Schilling,
oder Fränkli) machen. Allein das Instrument löste meist schon Respekt aus und reichte bestenfalls als Aushängeschild.
Eine Diskussion um live und Playback gabs noch nicht, es gab ja auch
noch keine Playbacks, sondern nur mehr oder weniger „taktvoll“ vor
sich hinratternde Begleitautomaten – damals der letzte Schrei, heute
belächelt. Kaum zu verstehen, dass zu diesem Zisch-Bumm ganze
Gesellschaften die Tanzbeine geschwungen haben…
F
Mit dem Aufkommen der Keyboards wurde das Geschäft - zumindest
was den Transport des Equipments anging - leichter, gleichzeitig der
Konkurrenzdruck auch noch größer. Hierfür sorgten auch die aufkommenden MIDI-Files, die eine Garde „Musiker“ auf den Plan riefen,
die meinte, sich auf Kosten der Technik und damit letztlich auch des
Publikums eine bequeme Einnahmequelle zu sichern. Für die „ehrlichen“ wurde es damit auch nicht leichter, zumal die MIDI-File Jockeys vielfach auch noch die Preise ruinierten.
Schließlich, man mag es als gerechte Strafe für die Blender ansehen,
wurden diese mit dem Aufkommen von MP3, Laptops, Tablets usw.
aber von rechts überholt – und zwar von den DJs! Der Platten- bzw.
File-Aufleger wurde zum Feindbild der Live-Musikfraktion, teils zu
recht, teils aber auch selbst verursacht. Fakt ist: gute und zweifelhafte
Angebote gibt es auf beiden Seiten, bei den Livemusikern genauso
wie bei den DJs. Und auch ein DJ kann ein schlechter oder aber ein
herausragender Entertainer sein, der entweder keinen, oder im besten
Fall jeden Cent seiner Gage wert sein kann.
Wie die Zeiten, und letztlich auch die Musik sich geändert haben, so
sind auch die Ansprüche an einen Livemusiker heute andere als noch
vor Jahr(zehnt)en. Klar, denn inzwischen hat auch bei der potenziellen
Kundschaft ein Generationenwechsel stattgefunden. Nimmt man etwa
den Markt der grünen Hochzeiten, so entspringt die Kundschaft hier
heute einer Generation, die von ihren musikalischen Geschmäckern
und der Art des Konsumierens von Musik ganz anders groß geworden
ist, als diejenigen, die noch vor 20 oder 30 Jahren als junge Twens vor
den Traualtar gezogen und einen Musiker für die anschließende
Hochzeitsparty gesucht haben. Die heutigen jungen Paare sind wahrscheinlich mit Techno, Hip-Hop, Clubdance und ähnlichen Stilen große geworden, und wollen diese, ihre Musik natürlich auch auf der eigenen Hochzeit hören. Das ist für einen Keyboarder oder Organisten
schon gar nicht mehr so einfach umzusetzen. Aber einerseits: nichts ist
unmöglich. Und andererseits: viele zeitlose Party-Gassenhauer gehen
auch heute noch…
Klar ist auf jeden Fall: Man muss sich als Live-Musiker heute ein Konzept erarbeiten, man muss ein Gesamtpaket bieten, das überzeugt. Einfach das Instrument hinstellen und losspielen reicht nicht.
Doch wie macht man es richtig, worauf muss man achten? Und wie ist
die Situation überhaupt, lohnt es sich, in dieses Geschäft einzusteigen,
sei es als Gelegenheits- und Hobby-Mucker oder als Vollprofi?
Wir haben drei Profis hinzugezogen und gebeten, ihre Erfahrungen
mitzuteilen und Tipps zu geben. Alle drei sind seit Jahrzehnten schon
kontinuierlich gut im Geschäft. Sie haben die „guten alten Zeiten“
mitgemacht und behaupten sich auch heute noch in diesem Markt.
Pirmin Wäldin, Thomas Weber und Jürgen Sartorius (siehe auch unsere Steckbriefe) sind absolute Vollprofis als Entertainer an den Tasten
und kennen das Geschäft von der „Pieke“ auf. Alle drei verdienen mit
der Musik ihren Lebensunterhalt, teils nicht nur als Livemusiker, sondern auch als Musiklehrer mit eigener Schule oder als Produkt-Endorser
und –Spezialist, der selbst aktiv bei der Entwicklung neuer Instrumente involviert ist.
DER MARKT IST DA
Zunächst einmal: Es gibt noch Jobs für gute Tanzmusiker! Alle drei
haben gut zu tun: Thomas Weber: „Jobs gibt es nach wie vor genug,
auch wenn sich die Art der Jobs insgesamt verändert hat. Der Anteil
öffentlicher Auftritte ist zunehmend, der Anteil privater Auftritte ist
abnehmend“. Pirmin Wäldin: „Die Auftragslage hat sich sicherlich in
den letzten Jahren verändert, es gibt aber nach wie vor viele Jobs, die
sich mittlerweile aber mehr Bewerber teilen müssen. Ich persönlich
habe im Jahr etwa 50 Auftritte, wobei ich ja noch meine Fachschule
für Tasteninstrumente & Livemusik in Engen habe und meine Auftritte daher auf die Wochenenden beschränke und gar nicht mehr Termine
wahrnehmen kann.“ Und auch bei Jürgen Sartorius bleibt keine Zeit
zum Däumchen drehen: „Ich spiele immer noch rund 120 Jobs im Jahr.
Das ist auch relativ stabil. Ich kann mich also über Mangel an Arbeit
nicht beklagen.“
Natürlich hat sich die Art der Engagements verändert, das sind die
gleichlautenden Erfahrungen unser drei Profis. Wer heute als Entertainer bestehen will, der muss vor allem vielseitig sein. Denn die Veranstaltungen werden individueller. Wer hier breit aufgestellt ist, sowohl
vom Repertoire, aber auch z.B. von den Instrumenten her, dem ganzen
THOMAS WEBER Mit 5 Jahren
wurde er von seinen Eltern zum Klavierunterricht
angemeldet, mit 12 Jahren kam er erstmals mit
der elektronischen Orgel in Berührung. Das
Instrument begeisterte den Teenager und bei der
Weihnachtsfeier des örtlichen Handballvereins
hatte Thomas seinen ersten öffentlichen Auftritt.
Seither folgte Auftritt auf Auftritt. 1980 spielte
der Fröndenberger in seiner Heimatstadt für die
russische Damen-Handballnationalmannschaft, 10
Jahre lang gestaltete er musikalisch die jährliche
Silvestergala auf dem Nürnburgring mit. Seit 1985
ist der gelernte Bankkaufmann als Profimusiker
tätig. Neben seinen Auftritten auf
Veranstaltungen aller Art begeistert Thomas
regelmäßig über 800 Zuhörer bei seinen
Livekonzerten. Mit gekonntem Livespiel, seiner
ausdrucksvollen Gesangsstimme und dem
sympathischen Entertainment hat Thomas sich in
die Herzen eines großen Publikums gespielt.
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JÜRGEN SARTORIUS Geboren 1965 in Herne
machte Jürgen Sartorius seine ersten musikalischen Gehversuche
als Kind an Papa’s Akkordeon. Es folgte dann eine ordentliche
Ausbildung an Klavier und E-Orgel. Schon nach der Schule und
während der Berufsausbildung ging Jürgen „muggen“ auf
Festlichkeiten aller Art und war als Orgel- und Keyboardlehrer
tätig. Irgendwann hat ihn die Musik dann vollends vereinnahmt
und er machte sich mit seiner eigenen Firma Mister Music
Software und der Live-Musik selbständig. Jürgen ist seitdem in
wechselnden Besetzungen als Solo-Entertainer oder mit Band
auf kleinen, großen und größten Veranstaltungen zu hören. Die
intensive Auseinandersetzung mit den modernen Keyboards
verschaffte ihm Kontakte zu verschiedenen Firmen, für die er
fortan auch als Promoter und Programmierer tätig war. Aktuell
ist Jürgen für Korg unterwegs und hat z.B. intensiv an den
Musikant-Ausführungen der aktuellen Pa-Keyboards mitgearbeitet. Und auch weitere etablierte Firmen wie HK-Audio und
Chauvet-DJ nutzen die Fachkompetenz und den großen
Erfahrungsschatz, den Jürgen in nunmehr 27 Jahren Tätigkeit
als professioneller Musiker gesammelt hat.
Auftreten, wer sich also optimal in Veranstaltungen jeder Art einpassen kann, der hat die größte Chance, gute und zahlreiche Engagements
zu bekommen.
Aber nicht nur die Veranstaltungen ändern sich. Jürgen Sartorius: Das
Publikum hat sich verändert. Beispiel: Wir hatten eine Veranstaltung
im Rheinland, fast 1000 Leute, alle so zwischen 18 und 25 Jahre. Für
mich als doppelt so alten Mucker war das natürlich gar nicht so einfach. Wir haben dann das ganze Mallorca Programm durchgezogen,
volle Party bis zum Finale – Schlussakkord - und dann…Totenstille!
1000 Leute, aber keiner applaudiert. Was ist denn hier los? Aber gut,
die haben das einfach gar nicht registriert, dass da ja eine Live-Band
spielt. Und in der Disco klatscht man ja auch nicht, wenn der Titel zu
Ende ist. Man muss sich gerade bei jüngerem Publikum schon sehr
zerreißen, damit die aufmerksam werden und registrieren ‚Ey, der spielt
ja wirklich selbst da vorn…“. Wir sind übrigens fürs nächste Jahr gleich
wieder engagiert worden…
Und Thomas Weber hat die Erfahrung gemacht: „Bei jungen Menschen ist die Neigung durchaus hoch, für die Hochzeit einen DJ zu
engagieren. Aber auch in dieser Altersklasse gibt es noch viele Menschen, die Live-Musik zu schätzen wissen und deshalb eine Band oder
einen Live-Musiker engagieren.“ Für Pirmin Wäldin ist es vor allem
auch eine Frage des Repertoires, und wie weit man in der Lage ist,
sich darauf einzustellen: „ Es gibt sie noch, die jüngere Kundschaft.
Allerdings sollte man sich vorab vergewissern, welche Musikstile sie
wünschen. Da gerade der Schlager, die Neue Deutsche Welle und die
80er auch bei vielen Jüngeren und Junggebliebenen beliebt sind, kann
man hier auch noch gute Aufträge bekommen, wenn man diese Musik
drauf hat. Die Qualität muss hier aber 100%ig stimmen!“
FEINDBILD DJ?
Das Stichwort DJ ist schon gefallen. Für manche Live-Musiker sind
die Platten- bzw. MP3-Jockeys heute längst ein Feindbild geworden.
Die nehmen die Jobs weg, sind doch keine Musiker, verderben die
Preise… das sind nur einige Argumente, die ins Feld geführt werden.
Klar, die Technik machts heute möglich. Man braucht eigentlich nur
einen Laptop voll mit Files, eine P.A., und dann kann man als DJ losziehen. Doch so einfach ist es eben auch nicht. Der Teenager, der für
100 Euro Tante Fridas Gartenparty beschallt, ist sicher keine Konkurrenz für den halbwegs professionellen Tanzmusiker, und er wird vermutlich auch keine werden. Denn auch für DJs gilt, dass letztlich nur
das professionelle Angebot Bestand haben wird. Und nichts spricht
schließlich dagegen, dass ein DJ nicht auch ein guter Entertainer sein
kann. Und wenn er diesen Job gut macht und dafür sorgen kann, dass
die Party „abgeht“ und den Besuchern unvergesslich bleibt, dann ist
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der Erfolg auch verdient. Wer aus dieser Richtung als Live-Musiker
etwas zu befürchten hat, der muss sicher erst mal bei sich selbst schauen, ob er etwas falsch macht.
Wie sehen das unsere drei Profis? Thomas Weber: „Natürlich sind die
DJs eine Konkurrenz, aber man hat die Chance, sich als Live-Musiker
abzuheben. Diese Chance muss man nutzen!“. Ähnlich sieht es auch
Pirmin Wäldin: „DJs sind auf alle Fälle eine Konkurrenz. Wenn
allerdings die Qualität und Auswahl der Musik stimmt, hat man als
Livemusiker immer noch einen Vorteil. Und dann ist da die Flexibilität
und Spontanität, die so nur ein Live-Musiker bieten kann.“ Und Jürgen
Sartorius legt teilweise sogar selbst auf: „DJ mache ich dann, wenn ich
z.B. eine Hochzeit habe, die Musik bis 1 Uhr gebucht ist und ich dann
gebeten werde, noch „open End“ weiter Party zu machen. Das mache
ich dann meist als DJ und fahre die Top40 ab. Diese Kombination aus
Live-Musiker und DJ kommt sehr gut an, ich bin flexibel, kann selbst
spielen und singen, ich kann aber auch DJ. Ich kann also alles abdecken, was die meisten DJs eben nicht können. Die können nur DJ.“
LIVE IST LIVE?
Diese Erfahrungen lassen doch sehr hoffen. Zeigen sie doch, dass LiveMusik immer noch einen Stellenwert hat und gefragt ist. Doch was ist
Live-Musik überhaupt? Durch moderne Techniken ist das ja manchmal
gar nicht mehr so leicht nachzuvollziehen, insbesondere für das meist
unbedarfte Publikum. Hier wird dann nur allzu häufig beim Anblick
eines Keyboard-Racks oder einer modernen E-Orgel von vornherein
unterstellt, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht und die Musik
wohl eher von der Maschine, denn vom Musiker erzeugt wird. Endlose Diskussionen wurden und werden immer wieder geführt über Styles,
MIDI-Files, Waves, und was davon erlaubt ist und was nicht. Eigentlich schon seit die ersten MIDI-Files aufkamen und vor allem in den
eigenen Kreisen, sprich, unter den Musikern. Aber ist das im „Tagesgeschäft“ überhaupt von Bedeutung? Klar, wer als Live-Musiker loszieht, der sollte auch sein Handwerk einigermaßen verstehen. Es muss
nicht jeder Konzertreife haben, aber spielen können und ein Gefühl
für Musik und Klang sollte man schon haben. Und Vorsicht: Falsche
Töne usw. werden auch von Menschen registriert, die ansonsten
vielleicht nicht besonders musikalisch sind. Das soll nicht heißen, dass
man sich nicht mal verspielen darf. Aber es soll schon der Eindruck
hängenbleiben, dass man den Anspruch, ein Live-Musiker zu sein auch
erfüllen kann.
Thomas Weber sieht die Diskussion eher pragmatisch: „Jeder muss
seinen Weg gehen. Erlaubt ist alles, was dem Publikum gefällt. Ich
selbst arbeite mit Styles, weil ich musikalisch so flexibler sein kann
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als bei der Verwendung von Audio-Playbacks oder MIDI-Files.“ Und
Pirmin Wäldin sieht es ähnlich: „Ich würde mal salopp sagen, das ist
eine Frage der Ehre und des Anspruchs, den ein Musiker oder auch
eine Band an sich selbst stellt. Sicherlich schneiden die ehemaligen
Gitarristen und Bläser, die sich dann an den Tasten versuchen besser
ab, wenn sie ihre Playbacks, in welcher Form auch immer, laufen lassen. Es gibt aber noch genügend Veranstalter, die Wert auf eine wirklich live gespielte Musik legen, und hier kann ein guter Live-Musiker
sicherlich immer noch punkten. Durch die Begleitautomatik ist eine
100%ige Livemusik sowieso nicht möglich. Das sollte jedem Tastenspieler, der noch mit der Begleitautomatik spielt bewusst sein.“ Und
Jürgen Sartorius meint: „Diejenigen, die nur blenden und komplette
Files dudeln lassen, die werden sich nicht lange halten. Aber letztlich
ist es auch so: Je kleiner die Band, desto mehr muss die Maschine
unterstützen. Beim Keyboarder geht das ja schon beim Style los, der ja
letztlich auch eine kleine Sequenz ist. Klar, du greifst Akkorde, aber
die Begleitmuster, die Fills, Breaks usw. sind ja vorgefertigt. Auch
MIDI-Files sind legitim, aber du sollst den Leuten dennoch zeigen,
dass du selbst spielst.“
STIMMUNG OHNE STIMME?
Ich spiele aber nur, ich singe nicht…. Hat man damit überhaupt eine
Chance? Klar, es gibt auch bekannte und gut gebuchte Instrumentalisten, z.B. an der Orgel. Claudia Hirschfeld, Franz Lambert, DirkJan
Ranzijn – diese bekannten Künstler spielen nicht nur Konzerte, sie
werden durchaus auch für Tanzveranstaltungen gebucht. Aber diese
Organist(inn)en haben sich über viele Jahrzehnte einen Namen gemacht als Instrumentalkünstler und einen entsprechenden Bekanntheitsgrad und eine Perfektion auf ihrem Instrument erlangt, das sie in die
Situation versetzt, genau wegen der Musik, die sie machen, gebucht
zu werden.
Im Allgemeinen – und da sind sich unsere drei Profi-Entertainer einig
– hat man es als reiner Instrumentalist heute eher schwer am Markt.
Wer als Entertainer etwas werden will, der muss auch singen. Und
wenn die eigene Stimme dafür wirklich nicht taugt, dann sollte man
sich überlegen, ob man sich z.B. mit einer Sängerin bzw. einem Sänger zusammen tut. Die Meinung von Jürgen Sartorius ist da recht eindeutig: „Ich glaube, dass der Gesang noch über dem Spielen steht!
Jeder Mensch kann sich unter Gesang etwas vorstellen, jeder hat wahrscheinlich selbst schon mal versucht, zu singen, und sei es heimlich
unter der Dusche. Beim Gesang können die Leute einschätzen, was
der Musiker kann. Beim Keyboardspiel ist das für die meisten viel
schwieriger, da das alles für einen Außenstehenden viel abstrakter ist.
Als reiner Instrumentalist wirst du auch meist gleich in eine Ecke gedrückt. Als Entertainer wirst du es da schwer haben…“ Auch Thomas
Weber hat eine ähnliche, eindeutige Meinung dazu: „Ich glaube, guter
Gesang ist von unschätzbarem Wert, weil er bei vielen Zuhörern stärker wahrgenommen wird als die Musik. Das mag auch daran liegen,
dass aufgrund der Entwicklung mit den MIDI-Files und Playbacks der
künstlerische Wert der instrumentalen Musik häufig gar nicht mehr
anerkannt wird.“
Und Pirmin Wäldin ist sich einig mit seinen beiden Kollegen: „Der
Gesang ist immer wichtig, da dies oft leider das einzige ist, was live
ist. Hier kann jeder ungemein punkten, wenn die Performance stimmt.
Kein Mikrofon und kein Vocalist kann einen guten Gesang ersetzen.
Hier sollte jeder an sich arbeiten und auch bedenken, dass auch die
Stimme ein Instrument ist, das gelernt sein will.“
DAS EQUIPMENT
Jetzt wird es eher praktisch. Was gehört zur technischen Ausstattung
eines Tasten-Entertainers? Grob gesagt natürlich: Mindestens ein Tas-
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teninstrument, dann eine Lautsprecheranlage und dazwischen noch
Kabel, Mikrofon, Mischpult, usw…
Beim Instrument ist natürlich die Frage, was ist eh schon vorhanden,
bzw. wo liegt die persönliche Referenz? Es muss nicht immer der
neueste Schrei am Keyboardmarkt sein, aber mit einer 20 Jahre alten
Tischhupe tut man sich wohl auch eher schwer, einen halbwegs zeitgemäßen Sound zu erzeugen. Erfreulicherweise hat gerade die – noch
bezahlbare – Keyboard-Mittelklasse in den letzten Jahren gut aufgeholt! Yamahas S-Klasse, die kleineren Pa-Modelle von Korg oder ein
Ketron SD-7 sind schon sehr „amtliche“ Geräte mit vielen Möglichkeiten und einem tollen Sound. Wer auf das Geld achten will/muss,
der kann natürlich auch auf dem Gebrauchtmarkt Ausschau halten.
Ein Tyros 3 oder 4 ist auch heute noch ein tolles Keyboard, mit dem
man problemlos auf der Bühne bestehen kann.
Und eine Orgel? Ja, auch die Entertainer gibt es noch, die mit einem
solchen Instrument losziehen. Und manch einer ist das Thema so pfiffig angegangen, dass er sogar das Transportproblem überzeugend gelöst hat. Das Ergebnis ist ein Instrument, das auf der Bühne allein von
seiner Optik her schon etwas Besonderes ist, aber dennoch vom Spieler allein transportabel und auf- bzw. abbaubar ist. Das Instrument von
Thomas Weber ist so ein Beispiel: „Ich spiele eine Böhm-Orgel Overture
stage, die in einem speziellen Gehäuse steckt, das ich zusammen mit
einem Tischler entwickelt habe. Das Instrument ist elegant und repräsentativ, ein richtiger Eyecatcher, aber dennoch so konstruiert, dass
ich es alleine komplett und schnell zerlegen bzw. zusammensetzen und
die Einzelteile bequem transportieren kann. Als zusätzliche Klangerzeuger sind noch ein Roland Expander Integra und ein Ketron SD2
dabei, die via MIDI auf der Orgel mit organisiert sind. Dazu kommen
sehr hochwertige Funkmikros, ein Behringer Rackmixer und eine
Fohhn-Aktiv-PA.“
Für Jürgen Sartorius ist der Show-Effekt wichtig, er hat daher als Besonderheit einen drehbaren Keyboardständer auf der Bühne: „Da können die Leute dann immer sehen, dass ich das wirklich gerade selbst
spiele… Ich arbeite ausschließlich mit Korg Keyboards, aktuell natürlich u.a. mit dem neuen Pa4X Musikant. Ich habe immer mindestens
zwei Keyboards dabei, so bin ich auf der sicheren Seite, selbst wenn
mal ein Instrument - warum auch immer - ausfallen sollte. Und natürlich sehen zwei Keyboards viel cooler aus als eines! Dazu kommen je
nach Größe der Veranstaltung und Bedarf noch weitere Korg Synths
oder auch ein Umhängekeyboard für besondere Showeinlagen. Meine
PA-Systeme kommen von HK-Audio. Ein größeres System, das ich in
unterschiedlichen Konfigurationen fahren kann, je nachdem, wie viel
Power erforderlich ist, reicht auch für größere Sachen und Außenveranstaltungen. Für die kleineren Anlässe habe ich noch eine Elements-Anlage. Die mag ich, weil sie so platzsparend ist und überall
hinpasst. Das kommt auch gut an, weil die Boxen nicht so ‚laut‘ aussehen. Die HK-Audio Sachen mag ich aber auch aus einem ganz profanen Grund, sie bieten gute Qualität zu bezahlbaren Preisen! Und als
selbständiger Musiker muss man ja irgendwo auch mal rechnen. Eine
gute Ausstattung mit dem notwendigen Equipment ist auf jeden Fall
wichtig! Dazu gehören auch genug Mikros, Kabel in mehrfacher Ausführung, usw. Du musst draußen als Profi auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.“
Auch Pirmin Wäldin weiß um die Wichtigkeit guten Equipments: „Die
Grundausstattung sollte auf alle Fälle ein solides Keyboard sein, eine
vernünftige, den jeweiligen Verhältnissen angepasste Beschallungsanlage und ggf. eine kleine Lichtanlage. Dann gehören zumindest ein
Funkmikro und ein Player, der einige Formate abspielen kann, dazu.
Weiterhin sollten USB-Sticks und SD-Cards abgespielt werden können. Für den Notfall auch ein Smartphone, damit man ggf. auch mal
schnell einen Song herunterladen kann, wenn dieser dringend benötigt bzw. gewünscht wird.“ Und die PA? „Bei kleinen Feiern mit
meistens wenig Platz ist eine kleine Anlage sicherlich von Vorteil. Hier
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PIRMIN WÄLDIN Im Jahr 1972, mit 11
Jahren begann Pirmin Wäldin eine Ausbildung am
Akkordeon, dazu kamen erste Erfahrungen mit dem
Klavier und der Hammond-Orgel. Bereits drei Jahre
später gründete er seine erste Band und es folgten die
ersten Live-Auftritte mit beachtlichem Erfolg. Es
folgten verschiedene Formationen, ab 1985 die Top-40
Band POLARIS, die Pirmin zusammen mit seinem
Bruder Fritz gründete. Zwischenzeitlich hatte Pirmin
sein Musiklehrer-Diplom erworben und gibt seitdem
sein Können in der eigenen Fachschule für Tasteninstrumente und Livemusik an interessierte Schüler aus
ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland
weiter. Als Solo-Entertainer ist Pirmin seit 1990
unterwegs und spielt Veranstaltungen von der kleinen
Familienfeier bis hin zur Mega-Party mit 1000 Gästen.
Außerdem ist Pirmin seit geraumer Zeit als WorkshopRedakteur auch bei OKEY tätig. Gerade hat er sein 40.
Bühnenjubiläum gefeiert, und die Musik macht ihm
immer noch so viel Spaß wie am ersten Tag!
reicht mir auch mal eine aktive 12/2er Box aus, da im Keyboard alles
– auch für den Gesang – vorhanden ist. Ansonsten gibt es auch mal ein
Säulensystem oder zwei 12er plus Monitorbox mit oder ohne aktiven
15er Subwoofer und einen Powermixer. Bei Großveranstaltungen können es dann schon mal zwei oder vier 18er mit separatem MittelHochtonteil aktiv und zwei Kontrollboxen sein.“
Die PA, also die Lautsprecheranlage, ist natürlich für den Entertainer
ein ganz wichtiges Utensil. Ein guter Sound, klar und brillant, nicht zu
laut und nicht zu leise, ist das A und O für den Auftritt! Hier sollte man
gewissenhaft auswählen und nicht am falschen Ende sparen. Gute
Boxen müssen heute kein Vermögen mehr kosten, aber hier sollte man
auf jeden Fall Zeit und Grips investieren und nicht blind kaufen. Je
nachdem, für welche Arten von Veranstaltungen Sie sich qualifizieren
wollen, müssen Sie natürlich auch entsprechend dimensionierte
Lautsprechersysteme vorhalten. Wer hier wirklich flexibel sein will,
der sollte dann auch in der Tat über die Anschaffung mehrerer Systeme unterschiedlicher Dimension nachdenken.
Karten oder Flyer, die auf der Box liegen, aber niemals vor das Keyboard. Du willst dich doch nicht verstecken als Keyboarder…
Auch dicke Notenordner vor den Gesichtern sehen einfach nicht mehr
zeitgemäß aus. Klar braucht man vielleicht Noten, Texte usw. Aber
sorry, für sowas gibt es heute iPads! Das sieht cooler aus, braucht keine Kabel und ist auch einfacher zu transportieren. Da sollten sich einige Kollegen wirklich mal ein bisschen modernisieren. Ich will auch
nicht sagen, dass ich den besten Aufbau der Welt habe, mancher ist da
noch penibler und zurrt alle 10 cm noch einen Kabelbinder fest, das
sieht echt herrlich aus, aber ist vielleicht auch wieder etwas übers Ziel
hinaus geschossen. Aber man sollte schon auf einen ordentlichen Aufbau achten. Sowas wird wahrgenommen! Ganz ohne Licht geht gar
nicht! Lichttechnisch biete ich zwei Wege: Eine Basisausstattung mit
festen Lampen, ein bisschen Geflacker, alles per Funk-DMX von mir
gesteuert. Wenn das Budget reicht, dann kann ich auch mit einem extra Lichttechniker kommen, der dann auch richtig große Sachen auffahren kann, inkl. Laser, Nebel usw.“
HABEN SIE AUCH WAS FLOTTES?
Und wie sieht es mit Licht und der Bühnengestaltung an sich aus?
Pirmin Wäldin: „Das kommt auf den Anlass an. Oft gibt es keine richtige Bühne und oft genug sogar nicht mal ausreichend Platz, um sich
überhaupt ansprechend präsentieren zu können. Aber damit muss man
als Live-Musiker leben, wenn man nicht eine ganze Festtafel durcheinander bringen will. Licht ist gut und wichtig, aber bei einer kleinen
Familienfeier, vielleicht noch am Nachmittag, natürlich auch nicht
wirklich notwendig. Eine gute Präsentation schadet nie, wenn man
den nötigen Platz dazu hat. Das Auge hört schließlich mit.“ Thomas
Weber: „Ein ordentliches, harmonisches Bühnenbild und eine angepasste Lichtanlage sind wichtiger geworden in den letzten Jahren. Den
ersten Eindruck verschaffen sich die Zuhörer – und durchaus auch die
Veranstalter – durch die Optik. Und wie sagt man so schön: Für den
ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!“ Und Jürgen Sartorius
führt einige leider immer wieder zu beobachtende No-Go‘s auf: „Es
gibt immer wieder die gleichen Kardinalfehler, die gemacht werden.
Zuerst mal: Leute hassen Kabel! Man sollte möglichst keine Kabel
sehen! Ganz schlimm sind auch diese Self-Made Abdeckungen bzw.
Schilder, die sich manche vor ihre Instrumente hängen, auf denen dann
auf dunklem Samt oder ähnlichem in glitzernden Buchstaben der Name
aufgestickt ist. Das sieht immer aus wie ein Bauchladen. Ich habe da
schon Musiker gesehen, die waren von unten bis Oberkante des obersten Keyboards komplett zugedeckt. Du konntest überhaupt nicht erkennen, was der da überhaupt macht. Das hätte auch ein Verkaufsstand für Sonstwas sein können… Der Name gehört auf ein Banner
hinter dir, oder auf ein Roll-Up an der Seite, natürlich auch auf die
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Von Flexibilität war schon die Rede. Das gilt natürlich auch für das
Repertoire, das man beherrschen sollte. Ein DJ hat’s da einfach, der
lädt sich einfach ein paar tausend Files auf seine Festplatte und ist
damit für alle Eventualitäten gerüstet. Der Live-Musiker dagegen muss
die Titel, die „angesagt“ sind und natürlich auch ein ordentliches „Backprogramm“ selbst drauf haben, sprich spielen können. Gewisse Titel
müssen da einfach dabei sein, all die zeitlosen Partykracher, die teilweise
schon seit Jahrzehnten bekannt sind und immer wieder verlangt werden und ankommen, selbst beim jüngeren Publikum. Und dann gibt es
die teilweise schnelllebigen Tageshits, die für einige Wochen oder
Monate zum Pflichtprogramm gehören, aber dann auch ebenso schnell
wieder in der Versenkung verschwinden, wie sie daraus hervorgekommen sind. Aber wie trägt man die Titel vor? Muss man sich stoisch an
das Original halten? Oder wird das – wie so oft überall erzählt – sogar
erwartet? Oder darf man, ja, sollte man gerade als Live-Musiker nicht
auch eine eigene musikalische Note reinbringen dürfen? Was sagen
unsere Profis? Thomas Weber: „Die Ohrwürmer aus den letzten vier
Jahrzehnten sollten sicherlich zum Basis-Repertoire eines Entertainers
gehören. Ich übe mal gar nicht, mal täglich, ganz nach Bedarf. Im
Sommer mehr die aktuellen Titel, wegen der Hochzeiten, die zu dieser
Zeit verstärkt stattfinden, im Winter mehr Titel aus dem Schlager- oder
auch konzertanten Bereich.“ Und Jürgen Sartorius führt aus: „Ich habe
ein Repertoire von ca. 500 Titeln. Manche mögen mehr haben, oder
einfach nur 10.000 MIDI-Files auf der Festplatte. Die 500 Titel bei
mir sind auch wirklich ausgesucht. 2/3 ca. sind Stammrepertoire. Es
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gibt z.B. keinen Ersatz für Nummern wie Country Roads, Movie Star
oder Rockin‘ all over the world. Die müssen einfach kommen. Das
letzte Drittel sind austauschbare Sachen, also vor allem die Tageshits,
die man eine Saison lang spielt, bevor sie dann wieder out und vergessen sind.
Und wenn dann mal einer kommt und einen Titel wünscht, den ich
nicht drauf habe, kann ich immer sagen „ja, kein Problem, hab ich auf
dem Laptop“. Und dann machst du das halt in der nächsten Runde und
der Gast oder Veranstalter ist glücklich.“ Pirmin Wädin ergänzt: Neue
Titel werden zuerst einmal sondiert, dann probiert, ob es gesanglich
passt. Eventuell muss ich die Tonart meiner Stimmlage anpassen. Dann
werden die Akkorde rausgehört oder auch mal über Internet heruntergeladen und die einzelnen Teile des Stückes geübt. Der Vorteil beim
Raushören ist natürlich, dass man dann schon einmal einen harmonischen Bezug zum Song hat…“
UND WAS KOMMT DABEI RUM?
Neben dem Spaß möchte man mit dem Musiker-Job natürlich auch
Geld verdienen. Die Gagen, die man erreichen bzw. verlangen kann,
sind durchaus unterschiedlich und richten sich natürlich nach dem,
was man bieten kann, aber variieren auch regional sehr deutlich. Als
Neueinsteiger sollte man sicher erst mal etwas kleinere Brötchen backen, natürlich aber auch nicht dabei riskieren, bei den Kollegen in
Verruf zu kommen als jemand, der die Preise kaputt macht. Der Job als
Tanzmusiker ist sicher nichts, um Millionär zu werden, andererseits
kann man, wenn man erst mal Fuß gefasst hat, auch durchaus gut dabei
leben: Thomas Weber: „Welche Gagen man verlangen kann, ist schwer
zu sagen, weil es auch regionale Unterschiede gibt. Hier muss jeder
versuchen, seinen Marktwert richtig einzuschätzen und entsprechend
die Gage festlegen.“ Pirmin Wäldin ist im Süden Deutschlands zuhau-
DAS KLEINE ENTERTAINER-ABC
Die folgende Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll einfach ein paar Punkte aufzählen, die man als Tanzmusiker im Hinterkopf haben bzw. in seine Planungen einbeziehen sollte, wenn man als
solcher aktiv werden möchte.
Auftritt
DJ
Gage
Gesang
GEMA
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Hier meinen wir nicht nur den Auftritt an sich, sondern vor allem das „Wie“. Die Art, wie Sie sich als
Musiker präsentieren, ist Ihre Visitenkarte! Ein nackter Keyboardständer und ein Haufen Kabel, dazu noch
schlimmstenfalls eine Tastenkrawatte oder das
namensbestickte Samtdeckchen vor dem Instrument,
das ist eher das Antibild des Alleinunterhalters. Ein
ordentlicher, aufgeräumter Bühnenaufbau mit einem
gewissen Show-Effekt, dem jeweiligen Anlass angepasste, geschmackvolle Kleidung, kurz die gesamte äußere Erscheinung von Equipment und Akteur ist die
halbe Miete und können die Eintrittskarte zu Folgeveranstaltungen sein.
Der natürliche Feind des Live-Musikers? Wer diese Konkurrenz fürchten muss, der macht wahrscheinlich schon
eine Menge falsch. Andererseits ist es keineswegs anrüchig, ja häufig sogar ein Zeichen von besonderer
Flexibilität, wenn man auch als Live-Musiker entsprechendes Equipment vorhält und mit DJ-Tätigkeiten dienen kann. Wenn auf der grünen Hochheit zur späten
Stunde nur noch die jungen Leute da sind, werden
diese es wahrscheinlich super finden, wenn Sie zeigen
können, dass Sie auch das drauf haben und eine entsprechende Titelauswahl vorhalten können. Ein Laptop mit einer entsprechenden Musikbibliothek gehört
also durchaus zum Equipment eines modernen Alleinunterhalters, selbst wenn er vor allem und in erster
Linie Live-Musiker ist.
Klar, es wird immer wieder auch mal Gefeilsche geben. Hören Sie sich um. Und schätzen Sie sich selbst
realistisch ein.
Wo stehen Sie? Ist es schon Upper Class? Dann sollten
Sie auch selbstbewusst bei Ihrer Gagenforderung sein.
Setzen Sie sich auch Grenzen, bis zu denen Sie mit
sich handeln lassen. Eine gute Qualität darf auch ihren Preis haben.
Wer gut zu tun haben will, der kommt um den Gesang nicht herum! Und wenn die eigene Stimme wirklich nichts hergibt, dann sollte man vielleicht über eine
Zusammenarbeit mit einer Sängerin oder einem Sänger nachdenken. Reine Instrumentalisten sind einfach
sehr limitiert in den Auftrittsmöglichkeiten, obwohl
es auch das natürlich gibt.
Wer die Musik nutzt, die andere geschaffen haben,
muss dafür in der Regel GEMA Gebühren zahlen. Die
GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und
mechanische Vervielfältigungsrechte) verteilt die Einnahmen aus den Gebühren an die bei ihr organisierten Urheberrechtsinhaber, also die Komponisten.
Üblicherweise ist bei Veranstaltungen, zu denen Sie
als Tanzmusiker gebucht werden, die Abführung der
anfallenden GEMA-Gebühren die Sache des Veranstalters, allerdings müssen Sie der GEMA eine Titelliste
über die gespielten Musikstücke vorlegen bzw. dem
Veranstalter für die GEMA Abrechnung zur Verfügung
stellen.
Instrument Es muss nicht immer der allerletzte Schrei sein, aber
mit einer Tischhupe von anno Tobak werden Sie heute nur noch schlecht bestehen können. Bei den Keyboards ist es glücklicherweise so, dass gerade die Mittelklasse immer besser geworden ist. Soundqualität
und Ausstattung erfüllen hier heute locker die Standards, die vor 10 Jahren noch gerade in der Oberklasse
üblich waren. Man muss sich also nicht finanziell verausgaben, um eine anständige Instrumentenausstattung zu bekommen. Zwei Keyboards sollten es
auf jeden Fall sein, die Spielmöglichkeiten, und Sie
wollen ja Livemusik machen, sind damit um ein vielfaches größer und es wirkt auch besser.
Und die Orgel? Klar, das ist eine ungleich größere Investition, aber auch ein anderer Auftritt! Vielleicht
nichts fürs Festzelt auf dem Schützenfest, aber wenn
Sie in einem vornehmen Hotelfoyer oder Lokal zum
Dinner spielen, macht sowas schon was her! Der Nachteil liegt natürlich im Transport, man wird immer helfende Hände benötigen.
Mischpult Instrumente und Lautsprecher haben wir in dieser Liste separat aufgeführt, sie sind eben mit die wichtigsten Bestandteile einer Musikerausrüstung. Aber
„dazwischen“ gibt es ja auch noch einige wichtige
Dinge: Ein Mischpult z.B.! Klar, die meisten ArrangerKeyboards oder auch Orgeln haben heute eigentlich
alles an Bord, selbst eben das Mischpult im Display,
Mikroeingang, vielfältige Effekte wie Hall usw. Eigentlich könnte man ja direkt auf die Anlage gehen und
sich den Mixer sparen… Bitte nicht! Ein Mischpult, es
muss ja keine 48-Kanal-Konsole sein, ist ein wichtiges
Tool! Wie schnell steht man vor der Situation, eine
weitere Audioquelle, ein Instrument oder ein weiteres Mikro wiedergeben zu müssen. Oder man will etwas aufnehmen, oder ein weiterer Raum ist mitzubeschallen, oder, oder…. Kompakte Mixer mit ausreichender Kanalanzahl und allen wichtigen Funktionen
gibt es heute schon für einige 100 Euro. Und selbst
die digitalen Vertreter sind inzwischen bezahlbar und
bieten tolle Ausstattungsmerkmale bis hin zur WLANSteuerung über Smartphone oder Tablet. So können
Sie Ihren Klang direkt aus dem Saal abmischen.
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se, hier sind die Gagen erfahrungsgemäß etwas höher als etwa im Norden: „Die Höhe der Gage kommt auf die Art, Größe und Dauer der
Veranstaltung an, und natürlich darauf, was der regionale Markt hergibt. Da gibt es schon Unterschiede. Aber ein guter Entertainer sollte
für einen durchschnittlichen Gig mit fünf Stunden etwa bei 500 – 800
Euro liegen.“
Und wie sieht es bei Jürgen Sartorius aus? „Also, ich habe schon gehört, ich wäre günstiger als mancher DJ. Da muss ich wohl nochmal
nachdenken über meine Preise…(lacht). Es ist regional sehr unterschiedlich. Ich hatte kürzlich mal einen Gig in Ostwestfalen, da ist ein
ganz anderes Preisgefüge, als etwa hier bei uns im Ruhrgebiet. Es gibt
also sehr große regionale Unterschiede, von 50,- bis 120,- Euro pro
Stunde ist alles drin. Ich für meinen Fall habe mich so ziemlich in der
Mitte eingependelt und liege so bei 80,- bis 90,- Euro pro Stunde.
Dazu kommen natürlich Anfahrt, Mehrwertsteuer usw.“
In einem Punkt sind sich alle drei einig: Sie haben alle auch nach so
vielen Jahren immer noch Spaß an ihrem Job als Musiker. Klar, der
Job strengt auch an, und gerade die vielen Wochenend-Einsätze sind
natürlich eine Belastungsprobe auch für persönliche Beziehungen, usw.
Aber dafür erlebt man auch sehr viele Menschen, Begebenheiten und
schöne Veranstaltungen, die man kreativ mitgestalten kann. Und wenn
die Augen des Veranstalters anschließend freudestrahlend leuchten,
dann kann man mit sich zufrieden sein, weil man selbst maßgeblich
dazu beigetragen hat, dass die Veranstaltung ein Erfolg geworden ist.
Musikalität Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Eine solides handwerkliches Fundament ist für einen Musiker natürlich unbedingte Voraussetzung. Man muss
kein Rubinstein sein und Konzertreife vorweisen, aber
man sollte schon eine Ahnung von dem haben, was
man da macht und sein spielerisches Können auch
immer wieder festigen und verbessern. Verlassen Sie
sich nicht auf die Technik, sondern bleiben Sie ihr Herr
und Meister! Und sorgen Sie dafür, dass Sie ihr Repertoire auch sicher beherrschen. Falsches hören die meisten Gäste, selbst wenn sie selbst keine Musiker sind.
Und nochmal: eine eigene musikalische Note ist
letztlich das, was einen Livemusiker ausmacht und vom
Konserven abfeuernden DJ unterscheidet. Aber diese
eigene Note sollte natürlich musikalisch auch Hand
und Fuß haben!
Noten
Sie zu benutzen ist keine Schande! Aber bitte heute
keine dicken Ordner mehr mitschleppen, das sieht
nicht nur uncool aus, sondern ist einfach auch unpraktisch. Es gibt heute prima Lösungen für iPad & Co., um
die Noten digitalisiert darzustellen.
P.A.
Ein wichtiges Thema: Die richtigen Lautsprecher! Das
Angebot ist umfangreich wie der berühmte Sand am
Meer. Hier sollten Sie sich zunächst fragen: Welche Art
Veranstaltungen will ich bedienen? Ein SchützenfestZelt etwa braucht mehr Power als eine dezente Hintergrund-Tischmusik oder auch eine kleine private Feier mit 20, 30 Besuchern. Säulensysteme etwa bieten
den Vorteil, leicht zu transportieren und relativ kompakt zu sein. Auf am Auftrittsort ist die Wirkung meist
schon allein deshalb positiv, weil sie nicht so „laut“
aussehen. Aber wenn es eben richtig Power braucht,
dann muss es auch eine entsprechende Anlage sein,
und hier haben konventionelle Systeme meist doch
noch die Nase vorn. Je nach Aufwand, den Sie treiben
wollen und natürlich auch nach den finanziellen Möglichkeiten macht es vielleicht auch Sinn, mehrere Anlagen zur Verfügung zu haben, ein größeres System
für größere Anlässe und ein kleines Besteck für die
überschaubareren Veranstaltungen.
Repertoire Als Tanzmusiker muss man am Ball sein! Insbesondere,
wenn Sie flexibel sein und jede Art von Veranstaltung
bedienen wollen. Das heißt nicht, dass man jede Hitparade rauf und runter beherrschen muss. Aber man
sollte schon ein Gespür für Trends und eben offene
Ohren für das haben, was gerade angesagt ist. Dazu
gehört ein ordentliches Backprogramm der unverzichtbaren Partykracher und natürlich auch eine solide Auswahl an Tisch- und Dinnermusik. Hier darf es dann auch
ruhig instrumental zugehen. Und ordnen Sie Ihren eigenen Musikgeschmack dem des Publikums unter. Sie
sind Dienstleister! Sie müssen selbst nicht jeden Titel
gut finden, den Sie spielen, aber Sie sollten ihn trotzdem überzeugend rüberbringen.
Transport Auch wichtig: Ein Porsche oder ein Mini mögen schöne Flitzer sein, aber für den Musiker eher wertlos! Ein
LKW muss es auch nicht sein, aber ein geräumiger
Kombi macht schon Sinn. Keyboards, PA und Equipment können heute durchaus so kompakt sein, dass
man damit locker hinkommt. Ggf. kann man auch über
einen Anhänger nachdenken. Der kann dann auch
gleich Werbeträger sein.
Tanzspiele waren früher mal Pflichtprogramm! Heute
sind sie insbesondere beim jüngeren Publikum kaum
noch gefragt. Beim älteren Semester dagegen
vielleicht schon noch. Daher macht es durchaus Sinn,
ein bisschen was in dieser Richtung „drauf“ zu haben,
aber setzen Sie es nur ein, wenn es wirklich gewünscht
ist.
Ihre Einnahmen aus ihrer Tätigkeit als Musiker müssen Sie natürlich versteuern. Ok, der Autor dieser Zeilen kann sich daran erinnern, vor vielen Jahren selbst
einmal für eine Feier des örtlichen Finanzamtes seiner
Heimatstadt aufgespielt und die Gage anschließend
„schwarz“ bekommen zu haben, aber das sind Ausnahmen, auf die man lieber nicht spekulieren sollte.
Dank Internet usw. haben die Finanzbehörden heute
natürlich vielfältige Möglichkeiten festzustellen, ob
Ihre Angaben zu Einnahmen und Auftrittsvolumen
denn auch realistisch sind. Und schon so mancher
Musiker war überrascht, was die Damen und Herren
vom Fiskus so alles herausbekommen haben. Und das
vielleicht nur, weil man unvorsichtigerweise zuviel auf
Facebook vom großen, aber schwarz abgerechneten
Auftritt bei XY gepostet hat.
Alleinunterhalter hat noch Termine frei…. Wer so
wirbt, bei dem wird sich das auch wohl nicht ändern!
Die beste Werbung ist natürlich die Weiterempfehlung. Niemand ist ein besserer Werbeträger, als ein
zufriedener Veranstalter, dessen Feier Sie mit Ihrer
Musik zu einem unvergessenen Erlebnis gemacht haben. Aber dennoch ist bei der Werbung auch Eigeninitiative notwendig. Die Möglichkeiten reichen von
Präsentationsmappen, die Sie Interessenten überreichen können, schicken Visitenkarten (bitte keine selbst
laminierten kunterbunten Selbstentwürfe, das wirkt
einfach nur lächerlich) bis hin zur eigenen CD. Daneben
ist heute natürlich vor allem das Internet die erste
Adresse, wenn es um die Eigenpromotion geht! Eine
eigene Webseite ist Pflicht! Und die sollte auch nicht
„selbstgeschustert“ aussehen, sondern einfach professionell. Das gilt für die reine Gestaltung, für die Suchmaschinen-Lesbarkeit, die Kompatibilität zu
Smartphones und Tablets und natürlich auch hinsichtlich der Inhalte. Eine eigene Vorstellung, Audio- und
noch besser Videobeispiele (aber bitte beides in
vorzeigbarer Qualität!), Angaben zu Equipment und
Gage, Referenzen usw. sollten auf der Seite vorhanden sein. Und auch in den sozialen Medien sollte man
Sie finden! Seiten bei Facebook oder Google+ (letzteres vor allem, weil es für ein besseres Ranking in der
Suchmaschine sorgt) sollten vorhanden sein und auch
regelmäßig gefüttert werden. Zeigen Sie, dass Sie gut
zu tun haben!
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In diesem Sinne wünschen wir allen, die vielleicht neu einsteigen
möchten und ebenso allen, die bereits als Tasten-Entertainer tätig sind,
aber dennoch das eine oder andere Neue aus diesem Bericht mitnehmen konnten, allzeit ein volles Auftragsbuch und einen guten Ton! ■
CLAUS RIEPE
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