special tasten-entertainer heute
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special tasten-entertainer heute
SPECIAL TASTEN-ENTERTAINER HEUTE rüher war alles noch einfacher… Man war Organist – Keyboarder gabs noch nicht – und konnte halbwegs geradeausspielen, bestenfalls war man auch noch einigermaßen bei Stimme, da konnte man losziehen mit der Orgel im Gepäck und so manche gute (D-) Mark (oder Schilling, oder Fränkli) machen. Allein das Instrument löste meist schon Respekt aus und reichte bestenfalls als Aushängeschild. Eine Diskussion um live und Playback gabs noch nicht, es gab ja auch noch keine Playbacks, sondern nur mehr oder weniger „taktvoll“ vor sich hinratternde Begleitautomaten – damals der letzte Schrei, heute belächelt. Kaum zu verstehen, dass zu diesem Zisch-Bumm ganze Gesellschaften die Tanzbeine geschwungen haben… F Mit dem Aufkommen der Keyboards wurde das Geschäft - zumindest was den Transport des Equipments anging - leichter, gleichzeitig der Konkurrenzdruck auch noch größer. Hierfür sorgten auch die aufkommenden MIDI-Files, die eine Garde „Musiker“ auf den Plan riefen, die meinte, sich auf Kosten der Technik und damit letztlich auch des Publikums eine bequeme Einnahmequelle zu sichern. Für die „ehrlichen“ wurde es damit auch nicht leichter, zumal die MIDI-File Jockeys vielfach auch noch die Preise ruinierten. Schließlich, man mag es als gerechte Strafe für die Blender ansehen, wurden diese mit dem Aufkommen von MP3, Laptops, Tablets usw. aber von rechts überholt – und zwar von den DJs! Der Platten- bzw. File-Aufleger wurde zum Feindbild der Live-Musikfraktion, teils zu recht, teils aber auch selbst verursacht. Fakt ist: gute und zweifelhafte Angebote gibt es auf beiden Seiten, bei den Livemusikern genauso wie bei den DJs. Und auch ein DJ kann ein schlechter oder aber ein herausragender Entertainer sein, der entweder keinen, oder im besten Fall jeden Cent seiner Gage wert sein kann. Wie die Zeiten, und letztlich auch die Musik sich geändert haben, so sind auch die Ansprüche an einen Livemusiker heute andere als noch vor Jahr(zehnt)en. Klar, denn inzwischen hat auch bei der potenziellen Kundschaft ein Generationenwechsel stattgefunden. Nimmt man etwa den Markt der grünen Hochzeiten, so entspringt die Kundschaft hier heute einer Generation, die von ihren musikalischen Geschmäckern und der Art des Konsumierens von Musik ganz anders groß geworden ist, als diejenigen, die noch vor 20 oder 30 Jahren als junge Twens vor den Traualtar gezogen und einen Musiker für die anschließende Hochzeitsparty gesucht haben. Die heutigen jungen Paare sind wahrscheinlich mit Techno, Hip-Hop, Clubdance und ähnlichen Stilen große geworden, und wollen diese, ihre Musik natürlich auch auf der eigenen Hochzeit hören. Das ist für einen Keyboarder oder Organisten schon gar nicht mehr so einfach umzusetzen. Aber einerseits: nichts ist unmöglich. Und andererseits: viele zeitlose Party-Gassenhauer gehen auch heute noch… Klar ist auf jeden Fall: Man muss sich als Live-Musiker heute ein Konzept erarbeiten, man muss ein Gesamtpaket bieten, das überzeugt. Einfach das Instrument hinstellen und losspielen reicht nicht. Doch wie macht man es richtig, worauf muss man achten? Und wie ist die Situation überhaupt, lohnt es sich, in dieses Geschäft einzusteigen, sei es als Gelegenheits- und Hobby-Mucker oder als Vollprofi? Wir haben drei Profis hinzugezogen und gebeten, ihre Erfahrungen mitzuteilen und Tipps zu geben. Alle drei sind seit Jahrzehnten schon kontinuierlich gut im Geschäft. Sie haben die „guten alten Zeiten“ mitgemacht und behaupten sich auch heute noch in diesem Markt. Pirmin Wäldin, Thomas Weber und Jürgen Sartorius (siehe auch unsere Steckbriefe) sind absolute Vollprofis als Entertainer an den Tasten und kennen das Geschäft von der „Pieke“ auf. Alle drei verdienen mit der Musik ihren Lebensunterhalt, teils nicht nur als Livemusiker, sondern auch als Musiklehrer mit eigener Schule oder als Produkt-Endorser und –Spezialist, der selbst aktiv bei der Entwicklung neuer Instrumente involviert ist. DER MARKT IST DA Zunächst einmal: Es gibt noch Jobs für gute Tanzmusiker! Alle drei haben gut zu tun: Thomas Weber: „Jobs gibt es nach wie vor genug, auch wenn sich die Art der Jobs insgesamt verändert hat. Der Anteil öffentlicher Auftritte ist zunehmend, der Anteil privater Auftritte ist abnehmend“. Pirmin Wäldin: „Die Auftragslage hat sich sicherlich in den letzten Jahren verändert, es gibt aber nach wie vor viele Jobs, die sich mittlerweile aber mehr Bewerber teilen müssen. Ich persönlich habe im Jahr etwa 50 Auftritte, wobei ich ja noch meine Fachschule für Tasteninstrumente & Livemusik in Engen habe und meine Auftritte daher auf die Wochenenden beschränke und gar nicht mehr Termine wahrnehmen kann.“ Und auch bei Jürgen Sartorius bleibt keine Zeit zum Däumchen drehen: „Ich spiele immer noch rund 120 Jobs im Jahr. Das ist auch relativ stabil. Ich kann mich also über Mangel an Arbeit nicht beklagen.“ Natürlich hat sich die Art der Engagements verändert, das sind die gleichlautenden Erfahrungen unser drei Profis. Wer heute als Entertainer bestehen will, der muss vor allem vielseitig sein. Denn die Veranstaltungen werden individueller. Wer hier breit aufgestellt ist, sowohl vom Repertoire, aber auch z.B. von den Instrumenten her, dem ganzen THOMAS WEBER Mit 5 Jahren wurde er von seinen Eltern zum Klavierunterricht angemeldet, mit 12 Jahren kam er erstmals mit der elektronischen Orgel in Berührung. Das Instrument begeisterte den Teenager und bei der Weihnachtsfeier des örtlichen Handballvereins hatte Thomas seinen ersten öffentlichen Auftritt. Seither folgte Auftritt auf Auftritt. 1980 spielte der Fröndenberger in seiner Heimatstadt für die russische Damen-Handballnationalmannschaft, 10 Jahre lang gestaltete er musikalisch die jährliche Silvestergala auf dem Nürnburgring mit. Seit 1985 ist der gelernte Bankkaufmann als Profimusiker tätig. Neben seinen Auftritten auf Veranstaltungen aller Art begeistert Thomas regelmäßig über 800 Zuhörer bei seinen Livekonzerten. Mit gekonntem Livespiel, seiner ausdrucksvollen Gesangsstimme und dem sympathischen Entertainment hat Thomas sich in die Herzen eines großen Publikums gespielt. 70 OKEY 132 WWW.OKEY-ONLINE.COM JÜRGEN SARTORIUS Geboren 1965 in Herne machte Jürgen Sartorius seine ersten musikalischen Gehversuche als Kind an Papa’s Akkordeon. Es folgte dann eine ordentliche Ausbildung an Klavier und E-Orgel. Schon nach der Schule und während der Berufsausbildung ging Jürgen „muggen“ auf Festlichkeiten aller Art und war als Orgel- und Keyboardlehrer tätig. Irgendwann hat ihn die Musik dann vollends vereinnahmt und er machte sich mit seiner eigenen Firma Mister Music Software und der Live-Musik selbständig. Jürgen ist seitdem in wechselnden Besetzungen als Solo-Entertainer oder mit Band auf kleinen, großen und größten Veranstaltungen zu hören. Die intensive Auseinandersetzung mit den modernen Keyboards verschaffte ihm Kontakte zu verschiedenen Firmen, für die er fortan auch als Promoter und Programmierer tätig war. Aktuell ist Jürgen für Korg unterwegs und hat z.B. intensiv an den Musikant-Ausführungen der aktuellen Pa-Keyboards mitgearbeitet. Und auch weitere etablierte Firmen wie HK-Audio und Chauvet-DJ nutzen die Fachkompetenz und den großen Erfahrungsschatz, den Jürgen in nunmehr 27 Jahren Tätigkeit als professioneller Musiker gesammelt hat. Auftreten, wer sich also optimal in Veranstaltungen jeder Art einpassen kann, der hat die größte Chance, gute und zahlreiche Engagements zu bekommen. Aber nicht nur die Veranstaltungen ändern sich. Jürgen Sartorius: Das Publikum hat sich verändert. Beispiel: Wir hatten eine Veranstaltung im Rheinland, fast 1000 Leute, alle so zwischen 18 und 25 Jahre. Für mich als doppelt so alten Mucker war das natürlich gar nicht so einfach. Wir haben dann das ganze Mallorca Programm durchgezogen, volle Party bis zum Finale – Schlussakkord - und dann…Totenstille! 1000 Leute, aber keiner applaudiert. Was ist denn hier los? Aber gut, die haben das einfach gar nicht registriert, dass da ja eine Live-Band spielt. Und in der Disco klatscht man ja auch nicht, wenn der Titel zu Ende ist. Man muss sich gerade bei jüngerem Publikum schon sehr zerreißen, damit die aufmerksam werden und registrieren ‚Ey, der spielt ja wirklich selbst da vorn…“. Wir sind übrigens fürs nächste Jahr gleich wieder engagiert worden… Und Thomas Weber hat die Erfahrung gemacht: „Bei jungen Menschen ist die Neigung durchaus hoch, für die Hochzeit einen DJ zu engagieren. Aber auch in dieser Altersklasse gibt es noch viele Menschen, die Live-Musik zu schätzen wissen und deshalb eine Band oder einen Live-Musiker engagieren.“ Für Pirmin Wäldin ist es vor allem auch eine Frage des Repertoires, und wie weit man in der Lage ist, sich darauf einzustellen: „ Es gibt sie noch, die jüngere Kundschaft. Allerdings sollte man sich vorab vergewissern, welche Musikstile sie wünschen. Da gerade der Schlager, die Neue Deutsche Welle und die 80er auch bei vielen Jüngeren und Junggebliebenen beliebt sind, kann man hier auch noch gute Aufträge bekommen, wenn man diese Musik drauf hat. Die Qualität muss hier aber 100%ig stimmen!“ FEINDBILD DJ? Das Stichwort DJ ist schon gefallen. Für manche Live-Musiker sind die Platten- bzw. MP3-Jockeys heute längst ein Feindbild geworden. Die nehmen die Jobs weg, sind doch keine Musiker, verderben die Preise… das sind nur einige Argumente, die ins Feld geführt werden. Klar, die Technik machts heute möglich. Man braucht eigentlich nur einen Laptop voll mit Files, eine P.A., und dann kann man als DJ losziehen. Doch so einfach ist es eben auch nicht. Der Teenager, der für 100 Euro Tante Fridas Gartenparty beschallt, ist sicher keine Konkurrenz für den halbwegs professionellen Tanzmusiker, und er wird vermutlich auch keine werden. Denn auch für DJs gilt, dass letztlich nur das professionelle Angebot Bestand haben wird. Und nichts spricht schließlich dagegen, dass ein DJ nicht auch ein guter Entertainer sein kann. Und wenn er diesen Job gut macht und dafür sorgen kann, dass die Party „abgeht“ und den Besuchern unvergesslich bleibt, dann ist WWW.OKEY-ONLINE.COM der Erfolg auch verdient. Wer aus dieser Richtung als Live-Musiker etwas zu befürchten hat, der muss sicher erst mal bei sich selbst schauen, ob er etwas falsch macht. Wie sehen das unsere drei Profis? Thomas Weber: „Natürlich sind die DJs eine Konkurrenz, aber man hat die Chance, sich als Live-Musiker abzuheben. Diese Chance muss man nutzen!“. Ähnlich sieht es auch Pirmin Wäldin: „DJs sind auf alle Fälle eine Konkurrenz. Wenn allerdings die Qualität und Auswahl der Musik stimmt, hat man als Livemusiker immer noch einen Vorteil. Und dann ist da die Flexibilität und Spontanität, die so nur ein Live-Musiker bieten kann.“ Und Jürgen Sartorius legt teilweise sogar selbst auf: „DJ mache ich dann, wenn ich z.B. eine Hochzeit habe, die Musik bis 1 Uhr gebucht ist und ich dann gebeten werde, noch „open End“ weiter Party zu machen. Das mache ich dann meist als DJ und fahre die Top40 ab. Diese Kombination aus Live-Musiker und DJ kommt sehr gut an, ich bin flexibel, kann selbst spielen und singen, ich kann aber auch DJ. Ich kann also alles abdecken, was die meisten DJs eben nicht können. Die können nur DJ.“ LIVE IST LIVE? Diese Erfahrungen lassen doch sehr hoffen. Zeigen sie doch, dass LiveMusik immer noch einen Stellenwert hat und gefragt ist. Doch was ist Live-Musik überhaupt? Durch moderne Techniken ist das ja manchmal gar nicht mehr so leicht nachzuvollziehen, insbesondere für das meist unbedarfte Publikum. Hier wird dann nur allzu häufig beim Anblick eines Keyboard-Racks oder einer modernen E-Orgel von vornherein unterstellt, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht und die Musik wohl eher von der Maschine, denn vom Musiker erzeugt wird. Endlose Diskussionen wurden und werden immer wieder geführt über Styles, MIDI-Files, Waves, und was davon erlaubt ist und was nicht. Eigentlich schon seit die ersten MIDI-Files aufkamen und vor allem in den eigenen Kreisen, sprich, unter den Musikern. Aber ist das im „Tagesgeschäft“ überhaupt von Bedeutung? Klar, wer als Live-Musiker loszieht, der sollte auch sein Handwerk einigermaßen verstehen. Es muss nicht jeder Konzertreife haben, aber spielen können und ein Gefühl für Musik und Klang sollte man schon haben. Und Vorsicht: Falsche Töne usw. werden auch von Menschen registriert, die ansonsten vielleicht nicht besonders musikalisch sind. Das soll nicht heißen, dass man sich nicht mal verspielen darf. Aber es soll schon der Eindruck hängenbleiben, dass man den Anspruch, ein Live-Musiker zu sein auch erfüllen kann. Thomas Weber sieht die Diskussion eher pragmatisch: „Jeder muss seinen Weg gehen. Erlaubt ist alles, was dem Publikum gefällt. Ich selbst arbeite mit Styles, weil ich musikalisch so flexibler sein kann OKEY 132 71 SPECIAL TASTEN-ENTERTAINER HEUTE als bei der Verwendung von Audio-Playbacks oder MIDI-Files.“ Und Pirmin Wäldin sieht es ähnlich: „Ich würde mal salopp sagen, das ist eine Frage der Ehre und des Anspruchs, den ein Musiker oder auch eine Band an sich selbst stellt. Sicherlich schneiden die ehemaligen Gitarristen und Bläser, die sich dann an den Tasten versuchen besser ab, wenn sie ihre Playbacks, in welcher Form auch immer, laufen lassen. Es gibt aber noch genügend Veranstalter, die Wert auf eine wirklich live gespielte Musik legen, und hier kann ein guter Live-Musiker sicherlich immer noch punkten. Durch die Begleitautomatik ist eine 100%ige Livemusik sowieso nicht möglich. Das sollte jedem Tastenspieler, der noch mit der Begleitautomatik spielt bewusst sein.“ Und Jürgen Sartorius meint: „Diejenigen, die nur blenden und komplette Files dudeln lassen, die werden sich nicht lange halten. Aber letztlich ist es auch so: Je kleiner die Band, desto mehr muss die Maschine unterstützen. Beim Keyboarder geht das ja schon beim Style los, der ja letztlich auch eine kleine Sequenz ist. Klar, du greifst Akkorde, aber die Begleitmuster, die Fills, Breaks usw. sind ja vorgefertigt. Auch MIDI-Files sind legitim, aber du sollst den Leuten dennoch zeigen, dass du selbst spielst.“ STIMMUNG OHNE STIMME? Ich spiele aber nur, ich singe nicht…. Hat man damit überhaupt eine Chance? Klar, es gibt auch bekannte und gut gebuchte Instrumentalisten, z.B. an der Orgel. Claudia Hirschfeld, Franz Lambert, DirkJan Ranzijn – diese bekannten Künstler spielen nicht nur Konzerte, sie werden durchaus auch für Tanzveranstaltungen gebucht. Aber diese Organist(inn)en haben sich über viele Jahrzehnte einen Namen gemacht als Instrumentalkünstler und einen entsprechenden Bekanntheitsgrad und eine Perfektion auf ihrem Instrument erlangt, das sie in die Situation versetzt, genau wegen der Musik, die sie machen, gebucht zu werden. Im Allgemeinen – und da sind sich unsere drei Profi-Entertainer einig – hat man es als reiner Instrumentalist heute eher schwer am Markt. Wer als Entertainer etwas werden will, der muss auch singen. Und wenn die eigene Stimme dafür wirklich nicht taugt, dann sollte man sich überlegen, ob man sich z.B. mit einer Sängerin bzw. einem Sänger zusammen tut. Die Meinung von Jürgen Sartorius ist da recht eindeutig: „Ich glaube, dass der Gesang noch über dem Spielen steht! Jeder Mensch kann sich unter Gesang etwas vorstellen, jeder hat wahrscheinlich selbst schon mal versucht, zu singen, und sei es heimlich unter der Dusche. Beim Gesang können die Leute einschätzen, was der Musiker kann. Beim Keyboardspiel ist das für die meisten viel schwieriger, da das alles für einen Außenstehenden viel abstrakter ist. Als reiner Instrumentalist wirst du auch meist gleich in eine Ecke gedrückt. Als Entertainer wirst du es da schwer haben…“ Auch Thomas Weber hat eine ähnliche, eindeutige Meinung dazu: „Ich glaube, guter Gesang ist von unschätzbarem Wert, weil er bei vielen Zuhörern stärker wahrgenommen wird als die Musik. Das mag auch daran liegen, dass aufgrund der Entwicklung mit den MIDI-Files und Playbacks der künstlerische Wert der instrumentalen Musik häufig gar nicht mehr anerkannt wird.“ Und Pirmin Wäldin ist sich einig mit seinen beiden Kollegen: „Der Gesang ist immer wichtig, da dies oft leider das einzige ist, was live ist. Hier kann jeder ungemein punkten, wenn die Performance stimmt. Kein Mikrofon und kein Vocalist kann einen guten Gesang ersetzen. Hier sollte jeder an sich arbeiten und auch bedenken, dass auch die Stimme ein Instrument ist, das gelernt sein will.“ DAS EQUIPMENT Jetzt wird es eher praktisch. Was gehört zur technischen Ausstattung eines Tasten-Entertainers? Grob gesagt natürlich: Mindestens ein Tas- 72 OKEY 132 teninstrument, dann eine Lautsprecheranlage und dazwischen noch Kabel, Mikrofon, Mischpult, usw… Beim Instrument ist natürlich die Frage, was ist eh schon vorhanden, bzw. wo liegt die persönliche Referenz? Es muss nicht immer der neueste Schrei am Keyboardmarkt sein, aber mit einer 20 Jahre alten Tischhupe tut man sich wohl auch eher schwer, einen halbwegs zeitgemäßen Sound zu erzeugen. Erfreulicherweise hat gerade die – noch bezahlbare – Keyboard-Mittelklasse in den letzten Jahren gut aufgeholt! Yamahas S-Klasse, die kleineren Pa-Modelle von Korg oder ein Ketron SD-7 sind schon sehr „amtliche“ Geräte mit vielen Möglichkeiten und einem tollen Sound. Wer auf das Geld achten will/muss, der kann natürlich auch auf dem Gebrauchtmarkt Ausschau halten. Ein Tyros 3 oder 4 ist auch heute noch ein tolles Keyboard, mit dem man problemlos auf der Bühne bestehen kann. Und eine Orgel? Ja, auch die Entertainer gibt es noch, die mit einem solchen Instrument losziehen. Und manch einer ist das Thema so pfiffig angegangen, dass er sogar das Transportproblem überzeugend gelöst hat. Das Ergebnis ist ein Instrument, das auf der Bühne allein von seiner Optik her schon etwas Besonderes ist, aber dennoch vom Spieler allein transportabel und auf- bzw. abbaubar ist. Das Instrument von Thomas Weber ist so ein Beispiel: „Ich spiele eine Böhm-Orgel Overture stage, die in einem speziellen Gehäuse steckt, das ich zusammen mit einem Tischler entwickelt habe. Das Instrument ist elegant und repräsentativ, ein richtiger Eyecatcher, aber dennoch so konstruiert, dass ich es alleine komplett und schnell zerlegen bzw. zusammensetzen und die Einzelteile bequem transportieren kann. Als zusätzliche Klangerzeuger sind noch ein Roland Expander Integra und ein Ketron SD2 dabei, die via MIDI auf der Orgel mit organisiert sind. Dazu kommen sehr hochwertige Funkmikros, ein Behringer Rackmixer und eine Fohhn-Aktiv-PA.“ Für Jürgen Sartorius ist der Show-Effekt wichtig, er hat daher als Besonderheit einen drehbaren Keyboardständer auf der Bühne: „Da können die Leute dann immer sehen, dass ich das wirklich gerade selbst spiele… Ich arbeite ausschließlich mit Korg Keyboards, aktuell natürlich u.a. mit dem neuen Pa4X Musikant. Ich habe immer mindestens zwei Keyboards dabei, so bin ich auf der sicheren Seite, selbst wenn mal ein Instrument - warum auch immer - ausfallen sollte. Und natürlich sehen zwei Keyboards viel cooler aus als eines! Dazu kommen je nach Größe der Veranstaltung und Bedarf noch weitere Korg Synths oder auch ein Umhängekeyboard für besondere Showeinlagen. Meine PA-Systeme kommen von HK-Audio. Ein größeres System, das ich in unterschiedlichen Konfigurationen fahren kann, je nachdem, wie viel Power erforderlich ist, reicht auch für größere Sachen und Außenveranstaltungen. Für die kleineren Anlässe habe ich noch eine Elements-Anlage. Die mag ich, weil sie so platzsparend ist und überall hinpasst. Das kommt auch gut an, weil die Boxen nicht so ‚laut‘ aussehen. Die HK-Audio Sachen mag ich aber auch aus einem ganz profanen Grund, sie bieten gute Qualität zu bezahlbaren Preisen! Und als selbständiger Musiker muss man ja irgendwo auch mal rechnen. Eine gute Ausstattung mit dem notwendigen Equipment ist auf jeden Fall wichtig! Dazu gehören auch genug Mikros, Kabel in mehrfacher Ausführung, usw. Du musst draußen als Profi auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.“ Auch Pirmin Wäldin weiß um die Wichtigkeit guten Equipments: „Die Grundausstattung sollte auf alle Fälle ein solides Keyboard sein, eine vernünftige, den jeweiligen Verhältnissen angepasste Beschallungsanlage und ggf. eine kleine Lichtanlage. Dann gehören zumindest ein Funkmikro und ein Player, der einige Formate abspielen kann, dazu. Weiterhin sollten USB-Sticks und SD-Cards abgespielt werden können. Für den Notfall auch ein Smartphone, damit man ggf. auch mal schnell einen Song herunterladen kann, wenn dieser dringend benötigt bzw. gewünscht wird.“ Und die PA? „Bei kleinen Feiern mit meistens wenig Platz ist eine kleine Anlage sicherlich von Vorteil. Hier WWW.OKEY-ONLINE.COM PIRMIN WÄLDIN Im Jahr 1972, mit 11 Jahren begann Pirmin Wäldin eine Ausbildung am Akkordeon, dazu kamen erste Erfahrungen mit dem Klavier und der Hammond-Orgel. Bereits drei Jahre später gründete er seine erste Band und es folgten die ersten Live-Auftritte mit beachtlichem Erfolg. Es folgten verschiedene Formationen, ab 1985 die Top-40 Band POLARIS, die Pirmin zusammen mit seinem Bruder Fritz gründete. Zwischenzeitlich hatte Pirmin sein Musiklehrer-Diplom erworben und gibt seitdem sein Können in der eigenen Fachschule für Tasteninstrumente und Livemusik an interessierte Schüler aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland weiter. Als Solo-Entertainer ist Pirmin seit 1990 unterwegs und spielt Veranstaltungen von der kleinen Familienfeier bis hin zur Mega-Party mit 1000 Gästen. Außerdem ist Pirmin seit geraumer Zeit als WorkshopRedakteur auch bei OKEY tätig. Gerade hat er sein 40. Bühnenjubiläum gefeiert, und die Musik macht ihm immer noch so viel Spaß wie am ersten Tag! reicht mir auch mal eine aktive 12/2er Box aus, da im Keyboard alles – auch für den Gesang – vorhanden ist. Ansonsten gibt es auch mal ein Säulensystem oder zwei 12er plus Monitorbox mit oder ohne aktiven 15er Subwoofer und einen Powermixer. Bei Großveranstaltungen können es dann schon mal zwei oder vier 18er mit separatem MittelHochtonteil aktiv und zwei Kontrollboxen sein.“ Die PA, also die Lautsprecheranlage, ist natürlich für den Entertainer ein ganz wichtiges Utensil. Ein guter Sound, klar und brillant, nicht zu laut und nicht zu leise, ist das A und O für den Auftritt! Hier sollte man gewissenhaft auswählen und nicht am falschen Ende sparen. Gute Boxen müssen heute kein Vermögen mehr kosten, aber hier sollte man auf jeden Fall Zeit und Grips investieren und nicht blind kaufen. Je nachdem, für welche Arten von Veranstaltungen Sie sich qualifizieren wollen, müssen Sie natürlich auch entsprechend dimensionierte Lautsprechersysteme vorhalten. Wer hier wirklich flexibel sein will, der sollte dann auch in der Tat über die Anschaffung mehrerer Systeme unterschiedlicher Dimension nachdenken. Karten oder Flyer, die auf der Box liegen, aber niemals vor das Keyboard. Du willst dich doch nicht verstecken als Keyboarder… Auch dicke Notenordner vor den Gesichtern sehen einfach nicht mehr zeitgemäß aus. Klar braucht man vielleicht Noten, Texte usw. Aber sorry, für sowas gibt es heute iPads! Das sieht cooler aus, braucht keine Kabel und ist auch einfacher zu transportieren. Da sollten sich einige Kollegen wirklich mal ein bisschen modernisieren. Ich will auch nicht sagen, dass ich den besten Aufbau der Welt habe, mancher ist da noch penibler und zurrt alle 10 cm noch einen Kabelbinder fest, das sieht echt herrlich aus, aber ist vielleicht auch wieder etwas übers Ziel hinaus geschossen. Aber man sollte schon auf einen ordentlichen Aufbau achten. Sowas wird wahrgenommen! Ganz ohne Licht geht gar nicht! Lichttechnisch biete ich zwei Wege: Eine Basisausstattung mit festen Lampen, ein bisschen Geflacker, alles per Funk-DMX von mir gesteuert. Wenn das Budget reicht, dann kann ich auch mit einem extra Lichttechniker kommen, der dann auch richtig große Sachen auffahren kann, inkl. Laser, Nebel usw.“ HABEN SIE AUCH WAS FLOTTES? Und wie sieht es mit Licht und der Bühnengestaltung an sich aus? Pirmin Wäldin: „Das kommt auf den Anlass an. Oft gibt es keine richtige Bühne und oft genug sogar nicht mal ausreichend Platz, um sich überhaupt ansprechend präsentieren zu können. Aber damit muss man als Live-Musiker leben, wenn man nicht eine ganze Festtafel durcheinander bringen will. Licht ist gut und wichtig, aber bei einer kleinen Familienfeier, vielleicht noch am Nachmittag, natürlich auch nicht wirklich notwendig. Eine gute Präsentation schadet nie, wenn man den nötigen Platz dazu hat. Das Auge hört schließlich mit.“ Thomas Weber: „Ein ordentliches, harmonisches Bühnenbild und eine angepasste Lichtanlage sind wichtiger geworden in den letzten Jahren. Den ersten Eindruck verschaffen sich die Zuhörer – und durchaus auch die Veranstalter – durch die Optik. Und wie sagt man so schön: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!“ Und Jürgen Sartorius führt einige leider immer wieder zu beobachtende No-Go‘s auf: „Es gibt immer wieder die gleichen Kardinalfehler, die gemacht werden. Zuerst mal: Leute hassen Kabel! Man sollte möglichst keine Kabel sehen! Ganz schlimm sind auch diese Self-Made Abdeckungen bzw. Schilder, die sich manche vor ihre Instrumente hängen, auf denen dann auf dunklem Samt oder ähnlichem in glitzernden Buchstaben der Name aufgestickt ist. Das sieht immer aus wie ein Bauchladen. Ich habe da schon Musiker gesehen, die waren von unten bis Oberkante des obersten Keyboards komplett zugedeckt. Du konntest überhaupt nicht erkennen, was der da überhaupt macht. Das hätte auch ein Verkaufsstand für Sonstwas sein können… Der Name gehört auf ein Banner hinter dir, oder auf ein Roll-Up an der Seite, natürlich auch auf die WWW.OKEY-ONLINE.COM Von Flexibilität war schon die Rede. Das gilt natürlich auch für das Repertoire, das man beherrschen sollte. Ein DJ hat’s da einfach, der lädt sich einfach ein paar tausend Files auf seine Festplatte und ist damit für alle Eventualitäten gerüstet. Der Live-Musiker dagegen muss die Titel, die „angesagt“ sind und natürlich auch ein ordentliches „Backprogramm“ selbst drauf haben, sprich spielen können. Gewisse Titel müssen da einfach dabei sein, all die zeitlosen Partykracher, die teilweise schon seit Jahrzehnten bekannt sind und immer wieder verlangt werden und ankommen, selbst beim jüngeren Publikum. Und dann gibt es die teilweise schnelllebigen Tageshits, die für einige Wochen oder Monate zum Pflichtprogramm gehören, aber dann auch ebenso schnell wieder in der Versenkung verschwinden, wie sie daraus hervorgekommen sind. Aber wie trägt man die Titel vor? Muss man sich stoisch an das Original halten? Oder wird das – wie so oft überall erzählt – sogar erwartet? Oder darf man, ja, sollte man gerade als Live-Musiker nicht auch eine eigene musikalische Note reinbringen dürfen? Was sagen unsere Profis? Thomas Weber: „Die Ohrwürmer aus den letzten vier Jahrzehnten sollten sicherlich zum Basis-Repertoire eines Entertainers gehören. Ich übe mal gar nicht, mal täglich, ganz nach Bedarf. Im Sommer mehr die aktuellen Titel, wegen der Hochzeiten, die zu dieser Zeit verstärkt stattfinden, im Winter mehr Titel aus dem Schlager- oder auch konzertanten Bereich.“ Und Jürgen Sartorius führt aus: „Ich habe ein Repertoire von ca. 500 Titeln. Manche mögen mehr haben, oder einfach nur 10.000 MIDI-Files auf der Festplatte. Die 500 Titel bei mir sind auch wirklich ausgesucht. 2/3 ca. sind Stammrepertoire. Es OKEY 132 73 SPECIAL TASTEN-ENTERTAINER HEUTE gibt z.B. keinen Ersatz für Nummern wie Country Roads, Movie Star oder Rockin‘ all over the world. Die müssen einfach kommen. Das letzte Drittel sind austauschbare Sachen, also vor allem die Tageshits, die man eine Saison lang spielt, bevor sie dann wieder out und vergessen sind. Und wenn dann mal einer kommt und einen Titel wünscht, den ich nicht drauf habe, kann ich immer sagen „ja, kein Problem, hab ich auf dem Laptop“. Und dann machst du das halt in der nächsten Runde und der Gast oder Veranstalter ist glücklich.“ Pirmin Wädin ergänzt: Neue Titel werden zuerst einmal sondiert, dann probiert, ob es gesanglich passt. Eventuell muss ich die Tonart meiner Stimmlage anpassen. Dann werden die Akkorde rausgehört oder auch mal über Internet heruntergeladen und die einzelnen Teile des Stückes geübt. Der Vorteil beim Raushören ist natürlich, dass man dann schon einmal einen harmonischen Bezug zum Song hat…“ UND WAS KOMMT DABEI RUM? Neben dem Spaß möchte man mit dem Musiker-Job natürlich auch Geld verdienen. Die Gagen, die man erreichen bzw. verlangen kann, sind durchaus unterschiedlich und richten sich natürlich nach dem, was man bieten kann, aber variieren auch regional sehr deutlich. Als Neueinsteiger sollte man sicher erst mal etwas kleinere Brötchen backen, natürlich aber auch nicht dabei riskieren, bei den Kollegen in Verruf zu kommen als jemand, der die Preise kaputt macht. Der Job als Tanzmusiker ist sicher nichts, um Millionär zu werden, andererseits kann man, wenn man erst mal Fuß gefasst hat, auch durchaus gut dabei leben: Thomas Weber: „Welche Gagen man verlangen kann, ist schwer zu sagen, weil es auch regionale Unterschiede gibt. Hier muss jeder versuchen, seinen Marktwert richtig einzuschätzen und entsprechend die Gage festlegen.“ Pirmin Wäldin ist im Süden Deutschlands zuhau- DAS KLEINE ENTERTAINER-ABC Die folgende Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll einfach ein paar Punkte aufzählen, die man als Tanzmusiker im Hinterkopf haben bzw. in seine Planungen einbeziehen sollte, wenn man als solcher aktiv werden möchte. Auftritt DJ Gage Gesang GEMA 74 OKEY 132 Hier meinen wir nicht nur den Auftritt an sich, sondern vor allem das „Wie“. Die Art, wie Sie sich als Musiker präsentieren, ist Ihre Visitenkarte! Ein nackter Keyboardständer und ein Haufen Kabel, dazu noch schlimmstenfalls eine Tastenkrawatte oder das namensbestickte Samtdeckchen vor dem Instrument, das ist eher das Antibild des Alleinunterhalters. Ein ordentlicher, aufgeräumter Bühnenaufbau mit einem gewissen Show-Effekt, dem jeweiligen Anlass angepasste, geschmackvolle Kleidung, kurz die gesamte äußere Erscheinung von Equipment und Akteur ist die halbe Miete und können die Eintrittskarte zu Folgeveranstaltungen sein. Der natürliche Feind des Live-Musikers? Wer diese Konkurrenz fürchten muss, der macht wahrscheinlich schon eine Menge falsch. Andererseits ist es keineswegs anrüchig, ja häufig sogar ein Zeichen von besonderer Flexibilität, wenn man auch als Live-Musiker entsprechendes Equipment vorhält und mit DJ-Tätigkeiten dienen kann. Wenn auf der grünen Hochheit zur späten Stunde nur noch die jungen Leute da sind, werden diese es wahrscheinlich super finden, wenn Sie zeigen können, dass Sie auch das drauf haben und eine entsprechende Titelauswahl vorhalten können. Ein Laptop mit einer entsprechenden Musikbibliothek gehört also durchaus zum Equipment eines modernen Alleinunterhalters, selbst wenn er vor allem und in erster Linie Live-Musiker ist. Klar, es wird immer wieder auch mal Gefeilsche geben. Hören Sie sich um. Und schätzen Sie sich selbst realistisch ein. Wo stehen Sie? Ist es schon Upper Class? Dann sollten Sie auch selbstbewusst bei Ihrer Gagenforderung sein. Setzen Sie sich auch Grenzen, bis zu denen Sie mit sich handeln lassen. Eine gute Qualität darf auch ihren Preis haben. Wer gut zu tun haben will, der kommt um den Gesang nicht herum! Und wenn die eigene Stimme wirklich nichts hergibt, dann sollte man vielleicht über eine Zusammenarbeit mit einer Sängerin oder einem Sänger nachdenken. Reine Instrumentalisten sind einfach sehr limitiert in den Auftrittsmöglichkeiten, obwohl es auch das natürlich gibt. Wer die Musik nutzt, die andere geschaffen haben, muss dafür in der Regel GEMA Gebühren zahlen. Die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) verteilt die Einnahmen aus den Gebühren an die bei ihr organisierten Urheberrechtsinhaber, also die Komponisten. Üblicherweise ist bei Veranstaltungen, zu denen Sie als Tanzmusiker gebucht werden, die Abführung der anfallenden GEMA-Gebühren die Sache des Veranstalters, allerdings müssen Sie der GEMA eine Titelliste über die gespielten Musikstücke vorlegen bzw. dem Veranstalter für die GEMA Abrechnung zur Verfügung stellen. Instrument Es muss nicht immer der allerletzte Schrei sein, aber mit einer Tischhupe von anno Tobak werden Sie heute nur noch schlecht bestehen können. Bei den Keyboards ist es glücklicherweise so, dass gerade die Mittelklasse immer besser geworden ist. Soundqualität und Ausstattung erfüllen hier heute locker die Standards, die vor 10 Jahren noch gerade in der Oberklasse üblich waren. Man muss sich also nicht finanziell verausgaben, um eine anständige Instrumentenausstattung zu bekommen. Zwei Keyboards sollten es auf jeden Fall sein, die Spielmöglichkeiten, und Sie wollen ja Livemusik machen, sind damit um ein vielfaches größer und es wirkt auch besser. Und die Orgel? Klar, das ist eine ungleich größere Investition, aber auch ein anderer Auftritt! Vielleicht nichts fürs Festzelt auf dem Schützenfest, aber wenn Sie in einem vornehmen Hotelfoyer oder Lokal zum Dinner spielen, macht sowas schon was her! Der Nachteil liegt natürlich im Transport, man wird immer helfende Hände benötigen. Mischpult Instrumente und Lautsprecher haben wir in dieser Liste separat aufgeführt, sie sind eben mit die wichtigsten Bestandteile einer Musikerausrüstung. Aber „dazwischen“ gibt es ja auch noch einige wichtige Dinge: Ein Mischpult z.B.! Klar, die meisten ArrangerKeyboards oder auch Orgeln haben heute eigentlich alles an Bord, selbst eben das Mischpult im Display, Mikroeingang, vielfältige Effekte wie Hall usw. Eigentlich könnte man ja direkt auf die Anlage gehen und sich den Mixer sparen… Bitte nicht! Ein Mischpult, es muss ja keine 48-Kanal-Konsole sein, ist ein wichtiges Tool! Wie schnell steht man vor der Situation, eine weitere Audioquelle, ein Instrument oder ein weiteres Mikro wiedergeben zu müssen. Oder man will etwas aufnehmen, oder ein weiterer Raum ist mitzubeschallen, oder, oder…. Kompakte Mixer mit ausreichender Kanalanzahl und allen wichtigen Funktionen gibt es heute schon für einige 100 Euro. Und selbst die digitalen Vertreter sind inzwischen bezahlbar und bieten tolle Ausstattungsmerkmale bis hin zur WLANSteuerung über Smartphone oder Tablet. So können Sie Ihren Klang direkt aus dem Saal abmischen. WWW.OKEY-ONLINE.COM se, hier sind die Gagen erfahrungsgemäß etwas höher als etwa im Norden: „Die Höhe der Gage kommt auf die Art, Größe und Dauer der Veranstaltung an, und natürlich darauf, was der regionale Markt hergibt. Da gibt es schon Unterschiede. Aber ein guter Entertainer sollte für einen durchschnittlichen Gig mit fünf Stunden etwa bei 500 – 800 Euro liegen.“ Und wie sieht es bei Jürgen Sartorius aus? „Also, ich habe schon gehört, ich wäre günstiger als mancher DJ. Da muss ich wohl nochmal nachdenken über meine Preise…(lacht). Es ist regional sehr unterschiedlich. Ich hatte kürzlich mal einen Gig in Ostwestfalen, da ist ein ganz anderes Preisgefüge, als etwa hier bei uns im Ruhrgebiet. Es gibt also sehr große regionale Unterschiede, von 50,- bis 120,- Euro pro Stunde ist alles drin. Ich für meinen Fall habe mich so ziemlich in der Mitte eingependelt und liege so bei 80,- bis 90,- Euro pro Stunde. Dazu kommen natürlich Anfahrt, Mehrwertsteuer usw.“ In einem Punkt sind sich alle drei einig: Sie haben alle auch nach so vielen Jahren immer noch Spaß an ihrem Job als Musiker. Klar, der Job strengt auch an, und gerade die vielen Wochenend-Einsätze sind natürlich eine Belastungsprobe auch für persönliche Beziehungen, usw. Aber dafür erlebt man auch sehr viele Menschen, Begebenheiten und schöne Veranstaltungen, die man kreativ mitgestalten kann. Und wenn die Augen des Veranstalters anschließend freudestrahlend leuchten, dann kann man mit sich zufrieden sein, weil man selbst maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Veranstaltung ein Erfolg geworden ist. Musikalität Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Eine solides handwerkliches Fundament ist für einen Musiker natürlich unbedingte Voraussetzung. Man muss kein Rubinstein sein und Konzertreife vorweisen, aber man sollte schon eine Ahnung von dem haben, was man da macht und sein spielerisches Können auch immer wieder festigen und verbessern. Verlassen Sie sich nicht auf die Technik, sondern bleiben Sie ihr Herr und Meister! Und sorgen Sie dafür, dass Sie ihr Repertoire auch sicher beherrschen. Falsches hören die meisten Gäste, selbst wenn sie selbst keine Musiker sind. Und nochmal: eine eigene musikalische Note ist letztlich das, was einen Livemusiker ausmacht und vom Konserven abfeuernden DJ unterscheidet. Aber diese eigene Note sollte natürlich musikalisch auch Hand und Fuß haben! Noten Sie zu benutzen ist keine Schande! Aber bitte heute keine dicken Ordner mehr mitschleppen, das sieht nicht nur uncool aus, sondern ist einfach auch unpraktisch. Es gibt heute prima Lösungen für iPad & Co., um die Noten digitalisiert darzustellen. P.A. Ein wichtiges Thema: Die richtigen Lautsprecher! Das Angebot ist umfangreich wie der berühmte Sand am Meer. Hier sollten Sie sich zunächst fragen: Welche Art Veranstaltungen will ich bedienen? Ein SchützenfestZelt etwa braucht mehr Power als eine dezente Hintergrund-Tischmusik oder auch eine kleine private Feier mit 20, 30 Besuchern. Säulensysteme etwa bieten den Vorteil, leicht zu transportieren und relativ kompakt zu sein. Auf am Auftrittsort ist die Wirkung meist schon allein deshalb positiv, weil sie nicht so „laut“ aussehen. Aber wenn es eben richtig Power braucht, dann muss es auch eine entsprechende Anlage sein, und hier haben konventionelle Systeme meist doch noch die Nase vorn. Je nach Aufwand, den Sie treiben wollen und natürlich auch nach den finanziellen Möglichkeiten macht es vielleicht auch Sinn, mehrere Anlagen zur Verfügung zu haben, ein größeres System für größere Anlässe und ein kleines Besteck für die überschaubareren Veranstaltungen. Repertoire Als Tanzmusiker muss man am Ball sein! Insbesondere, wenn Sie flexibel sein und jede Art von Veranstaltung bedienen wollen. Das heißt nicht, dass man jede Hitparade rauf und runter beherrschen muss. Aber man sollte schon ein Gespür für Trends und eben offene Ohren für das haben, was gerade angesagt ist. Dazu gehört ein ordentliches Backprogramm der unverzichtbaren Partykracher und natürlich auch eine solide Auswahl an Tisch- und Dinnermusik. Hier darf es dann auch ruhig instrumental zugehen. Und ordnen Sie Ihren eigenen Musikgeschmack dem des Publikums unter. Sie sind Dienstleister! Sie müssen selbst nicht jeden Titel gut finden, den Sie spielen, aber Sie sollten ihn trotzdem überzeugend rüberbringen. Transport Auch wichtig: Ein Porsche oder ein Mini mögen schöne Flitzer sein, aber für den Musiker eher wertlos! Ein LKW muss es auch nicht sein, aber ein geräumiger Kombi macht schon Sinn. Keyboards, PA und Equipment können heute durchaus so kompakt sein, dass man damit locker hinkommt. Ggf. kann man auch über einen Anhänger nachdenken. Der kann dann auch gleich Werbeträger sein. Tanzspiele waren früher mal Pflichtprogramm! Heute sind sie insbesondere beim jüngeren Publikum kaum noch gefragt. Beim älteren Semester dagegen vielleicht schon noch. Daher macht es durchaus Sinn, ein bisschen was in dieser Richtung „drauf“ zu haben, aber setzen Sie es nur ein, wenn es wirklich gewünscht ist. Ihre Einnahmen aus ihrer Tätigkeit als Musiker müssen Sie natürlich versteuern. Ok, der Autor dieser Zeilen kann sich daran erinnern, vor vielen Jahren selbst einmal für eine Feier des örtlichen Finanzamtes seiner Heimatstadt aufgespielt und die Gage anschließend „schwarz“ bekommen zu haben, aber das sind Ausnahmen, auf die man lieber nicht spekulieren sollte. Dank Internet usw. haben die Finanzbehörden heute natürlich vielfältige Möglichkeiten festzustellen, ob Ihre Angaben zu Einnahmen und Auftrittsvolumen denn auch realistisch sind. Und schon so mancher Musiker war überrascht, was die Damen und Herren vom Fiskus so alles herausbekommen haben. Und das vielleicht nur, weil man unvorsichtigerweise zuviel auf Facebook vom großen, aber schwarz abgerechneten Auftritt bei XY gepostet hat. Alleinunterhalter hat noch Termine frei…. Wer so wirbt, bei dem wird sich das auch wohl nicht ändern! Die beste Werbung ist natürlich die Weiterempfehlung. Niemand ist ein besserer Werbeträger, als ein zufriedener Veranstalter, dessen Feier Sie mit Ihrer Musik zu einem unvergessenen Erlebnis gemacht haben. Aber dennoch ist bei der Werbung auch Eigeninitiative notwendig. Die Möglichkeiten reichen von Präsentationsmappen, die Sie Interessenten überreichen können, schicken Visitenkarten (bitte keine selbst laminierten kunterbunten Selbstentwürfe, das wirkt einfach nur lächerlich) bis hin zur eigenen CD. Daneben ist heute natürlich vor allem das Internet die erste Adresse, wenn es um die Eigenpromotion geht! Eine eigene Webseite ist Pflicht! Und die sollte auch nicht „selbstgeschustert“ aussehen, sondern einfach professionell. Das gilt für die reine Gestaltung, für die Suchmaschinen-Lesbarkeit, die Kompatibilität zu Smartphones und Tablets und natürlich auch hinsichtlich der Inhalte. Eine eigene Vorstellung, Audio- und noch besser Videobeispiele (aber bitte beides in vorzeigbarer Qualität!), Angaben zu Equipment und Gage, Referenzen usw. sollten auf der Seite vorhanden sein. Und auch in den sozialen Medien sollte man Sie finden! Seiten bei Facebook oder Google+ (letzteres vor allem, weil es für ein besseres Ranking in der Suchmaschine sorgt) sollten vorhanden sein und auch regelmäßig gefüttert werden. Zeigen Sie, dass Sie gut zu tun haben! WWW.OKEY-ONLINE.COM In diesem Sinne wünschen wir allen, die vielleicht neu einsteigen möchten und ebenso allen, die bereits als Tasten-Entertainer tätig sind, aber dennoch das eine oder andere Neue aus diesem Bericht mitnehmen konnten, allzeit ein volles Auftragsbuch und einen guten Ton! ■ CLAUS RIEPE Spiele Steuer Werbung OKEY 132 75