Zentrale Prüfungen 10 - Bezirksregierung Düsseldorf

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Zentrale Prüfungen 10 - Bezirksregierung Düsseldorf
Zentrale Prüfungen 10
In einem Gespräch mit der Newsletter-Redaktion äußern sich
LRSD‘in Renate Acht und LRSD Norbert Stirba zu aktuellen Fragen
Düsseldorf, 29. November 2006 ∙ Nach den VerNL: Zielt Ihre Bemerkung auch auf unsere „Eranstaltungen, die im Rahmen der Lehrerfortbil- folge” bei internationalen Tests?
dung im Bereich der Bezirksregierung Düsseldorf
Acht: Unsere Schüler haben sowohl das Wissen
im Anschluss an die Herbstferien stattfanden, gibt als auch das Handwerkszeug. Allerdings sind sie oft
es weiterhin offene Fragen zu diesem Thema.
nicht in der Lage, diese Fähigkeiten in nicht bereits
NL: Die trigonometrischen Funktionen werden bekannten Kontexten umzusetzen. Die „Modellienicht Thema der ZP10 sein. Daraus lässt sich nicht rung” fällt ihnen sehr schwer; einfach zu sehen, was
schließen, dass bezogen auf die Betrachtung recht- angesprochen ist.
winkliger Dreiecke das Thema „sin & co.” komplett
NL: Was lässt sich zum Thema „Darstellungsausgeschlossen wäre.
punkte” sagen.
Stirba: Hier dürfen wir inzwischen „ein verlässliches Signal” liefern, was da lautet: „sin, cos und
tan” werden nicht zur Lösung von Aufgaben benötigt. Das heißt natürlich nicht, dass die entsprechenden Inhalte nicht mehr unterrichtet werden müssen. Der Kernlehrplan gilt in seiner vollen Breite.
Acht: Hier geht es ja nicht nur um die richtige
Verwendung von Maßeinheiten. Die Arbeit soll vom
gesamten „Design” her gewürdigt werden. Die Schüler legen sicher mehr Wert auf die Darstellung, wenn
diese gesondert gewürdigt wird. Allerdings müssen
die Lehrer auch auf die Zwischenstufen achten.
NL: Welche Auswirkungen sollte diese InformatiNL: Was muss man sich unter dem „gymnasialen
on für den aktuellen Unterricht in der Jahrgangsstu- Aspekt” bei der ZP10 vorstellen?
fe 10 haben?
Stirba: Die Intervallschachtelung ist hier nur ein
Stirba: Wenn eine Schule einen naturwissen- Beispiel, inwiefern sich die gymnasiale Fassung der
schaftlichen Schwerpunkt hat, dann würde ich z.B. ZP10 von den übrigen unterscheidet. Generell müsauch die Additionstheoreme in der 10 anbieten, um sen die Schüler am Gymnasium auch „strukturelle”
den Schülern einen optimalen Einstieg in die Ober- Hintergründe kennen. So ist z.B. nicht nur die Anstufe zu gewährleisten. Ziel ist nicht allein eine mög- wendung der Potenzrechengesetze gefragt. Als Gymlichst „minimalistische” Konzentration auf den Prü- nasiast kennt man auch den Kontext, aus dem heraus
fungstermin, sondern eine optimale Ausbildung in verschiedene Formeln herleitbar sind.
Hinblick auf das Abitur bzw. die Studierfähigkeit.
Wer mit der gesamten Trigonometrie erst nach der
ZP10 beginnt, kann sie meines Erachtens nicht genügend vertieft behandeln.
NL: Die Schwerpunkte der ZP10 werden anhand
der Kompetenzmatrix verdeutlicht. Die Beispielarbeit deckt jedoch nicht sämtliche, dort angesprochenen Felder ab. Lässt dies weitere einschränkende
Rückschlüsse auf die Themen der Prüfungsarbeit zu?
Stirba: Mit Sicherheit nicht. Eine stärkere Einschränkung der Prüfungsthemen ist auch nicht sinnvoll. Jeder möchte natürlich wissen, was „drankommt”. Zentrale Prüfungen dienen aber der Sicherung von Standards. Um diese zu gewährleisten,
muss die Basis breiter angelegt sein.
Acht: Je breiter die Grundlagen sind, um so besser LRSD'in Renate Acht und LRSD Norbert Stirba
können die Schüler mit „fremden” Aufgaben umgeNL: Bzgl. des kritischen Umgangs mit den Ergebhen. Es macht keinen Sinn, einen speziellen Aufgabentyp unentwegt zu wiederholen, bis jeder die Lö- nissen, die von Taschenrechnern geliefert werden,
liegt eine Beispielaufgabe vor, die sich auf die Nullsung auswendig notieren kann.
katastrophe bei „Maschinen”-Zahlen bezieht. Trifft
dies den Kern dieses Kompetenzfeldes?
wie die Differenzierung in Aufgaben für Taschenrechner mit „normaler” und solchen mit „erweiterter”
Stirba: In dieser ersten ZP10 geht es eher um
Funktionalität zu Buche schlagen wird.
Überlegungen, inwiefern mein Taschenrechner-Ergebnis auf den Aufgabenkontext bezogen überhaupt
NL: Der neue Lehrplan fordert den Umgang mit
sinnvoll sein kann. Das sollte vom Schüler hinter- diesen „Werkzeugen”. Welchen konkreten Handfragt, bzw. kommentiert werden. Er soll das Ergebnis lungsbedarf sehen Sie hier für die Lehrerfortbilnicht unreflektiert hinnehmen.
dung?
Acht: Bei einer chemischen Konzentration können
sich z. B. keine negativen Werte ergeben.
NL: Kann man heute bereits absehen, wie sich in
Zukunft die ZP10 am Gymnasium weiterentwickeln
wird?
„Es wurde deutlich, dass man sich
selbst erst einmal klar machen muss,
nach welchen Kriterien Zuordnungen
in die Kompetenzmatrix
vorgenommen werden.”
Stirba: Laut Schulgesetz werden ZP10 für alle
Schulformen durchgeführt. Das könnte dazu führen,
Stirba: Die Lehrer müssen umfassender informiert
dass wir demnächst die ZP10 nicht mehr als Abwerden.
Das wird auch eine wesentliche Aufgabe der
schluss-, sondern als Lernstandsüberprüfung erleben
Unterregionalisierten
Fortbildung in der nächsten
werden, analog der Lernstandsüberprüfung, die in
Zeit
sein.
Wir
müssen
weitere Veranstaltungen
diesem Schuljahr in Klasse 8 stattfinden wird.
durchführen – eventuell von den Herstellern der jeAcht: Trotzdem wird der Mittlere Bildungsab- weiligen Software unterstützt – durch die Lehrer in
schluss auch am Gymnasium erst mit Abschluss der die Lage versetzt werden, mit diesen Systemen umJahrgangsstufe 10 erreichbar sein. Denn mit der Ver- gehen zu können. Außerdem muss sich der Untersetzung von 9 nach 10 erwirbt man ja zunächst nur richt dementsprechend verändern. Der Schwerpunkt
die Möglichkeit, die Einführungsphase der gymnasi- wird nicht mehr auf das Einüben bestimmter Formaalen Oberstufe zu besuchen.
lismen gelegt. Stattdessen sollen vor allem ZusamStirba: Sobald die Lehrpläne für die künftige menhänge erkannt und eingeordnet werden.
Jahrgangsstufe 10 den neuen Bedingungen angepasst
NL: Wird es für die Taschenrechner mit erweisind, wird dies Auswirkungen auf die Gestaltung der terter Funktionalität eine weitere Beispielarbeit gedann durchzuführenden ZP10 haben. So werden eini- ben?
ge Themen, die momentan noch der Jahrgangsstufe
Stirba: Dies ist zur Zeit nicht geplant und auch
11 zugeordnet werden, dort zu finden sein.
nicht unbedingt notwendig, da sich beide Arbeiten
NL: Könnte die Zukunft so aussehen, dass wäh- nur in den Details unterscheiden, wo die Verwenrend der ZP10 auch dynamische Geometriesoftware dung der erweiterten Funktionalität Vorteile bringen
und eine Tabellenkalkulation zum Einsatz kommen? könnte.
Acht: Dann müsste zunächst sichergestellt sein,
NL: Sie haben beide an URL-Veranstaltungen zu
dass alle Schüler einer Lerngruppe ausreichend Gele- den ZP10 teilgenommen, um sich vor Ort ein Bild
genheit finden, mit diesen Hilfsmitteln in der Schule von deren Effektivität zu machen. Welche Eindrücke
zu üben, falls sie selbst zuhause keinen PC besitzen. haben Sie gewonnen?
Ferner sind noch nicht alle Kollegen in der Lage, mit
Stirba: Ich fand die Veranstaltung, an der ich teildieser Software zu arbeiten, was insbesondere mit
genommen
habe, ausgezeichnet. Die Probleme kader existierenden Altersstruktur zusammenhängt. Aumen
offen
auf
den Tisch. So haben die Leute z. B.
ßerdem halten viele Lehrer ihr bisheriges Vorgehen
ihre
Bedenken
in
Hinblick auf diese Kompetenzmafür durchaus vertretbar. Da müsste sich einmal jetrix
artikuliert,
was
durchaus verständlich ist. Es wurmand finden, der sie von der Tragfähigkeit beim Einsatz von Software für den Unterricht überzeugen de deutlich, dass man sich selbst erst einmal klar makönnte. Das Problem ist meiner Meinung nach nicht chen muss, nach welchen Kriterien Zuordnungen in
die Kompetenzmatrix vorgenommen werden, was ofkurzfristig zu lösen.
fenbar nicht immer ganz trennscharf möglich ist. AnStirba: Übergangsweise ließe sich ein Aufbau zu- dererseits ist es natürlich ein grundsätzliches Prokünftiger ZP10 analog zum Zentralabitur denken, wo blem, Fortbildungsveranstaltungen auch im Zusamja bereits zwischen Aufgaben mit und ohne CAS un- menhang mit administrativen Funktionen durchzuterschieden wird und der unterrichtende Lehrer die führen, wobei in diesem Fall der FortbildungscharakWahl treffen kann. Die ersten Erfahrungen mit dieser ter für die Teilnehmer durchaus zum Tragen kam.
Situation machen wir demnächst beim Zentralabitur
Acht: Ich begrüße sehr, dass die Fragen und Be2007. Zusätzlich werden wir bei den ZP10 erleben,
denken, die auf diesen Veranstaltungen geäußert
wurden, über die Moderatoren an die Fachaufsicht
weitergereicht wurden, damit diese entsprechend reagieren kann.
Stirba: Leider sind viele der Fragen von unserer
Seite aus nicht beantwortbar, weil sie z. B. das Ministerium betreffen oder so detaillierte Entgegnungen
erforderten, dass damit – wie bereits erwähnt – der
Charakter der zentralen Prüfungen bzgl. der Abfrage
von Lernstandards unterlaufen würde.
Acht: Vielleicht dürfen wir abschließend folgenden Wunsch äußern: Um den Wert der URL-Veranstaltungen zum Thema ZP10 zu unterstreichen,
wäre es sehr sinnvoll, wenn die Kollegen, die daran
teilgenommen haben, ihre Informationen auch an die
übrigen Kollegen aus der Fachgruppe weiterreichten,
am besten in Form einer gemeinsamen Besprechung.
Stirba: Diese Bitte darf ich nachdrücklich unterstreichen. Eine Weitergabe der CD zu diesem Thema
bzw. ein Hinweis auf den entsprechenden DownloadBereich beim MATHETREFF sollte ebenfalls damit
verbunden sein.
Interview: Rolf Mantyk
Impressum
Vorabdruck aus dem Newsletter des MATHETREFF der
Bezirksregierung Düsseldorf
www.mathe-treff.de
Redaktion
Bernd Westermann ([email protected])
Rolf Mantyk ([email protected])
Projektleitung
Egon Petrak ([email protected])
Weitere Informationen zum Thema „Zentrale Prüfungen”
stehen ab Anfang Januar 2007 im Newsletter 41 auf
www.mathe-treff.de zum Download bereit. Wir empfehlen
das kostenlose Newsletter-ABO.