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Materialien
zur Inszenierung des Theaters Pfütze
1
Einleitung
Ein Theaterstück steht und spricht zunächst einmal für sich selbst – zumindest sollte es das.
Doch die gesammelten Eindrücke können Impulse geben, Schaffenslust wecken, Fragen
aufwerfen, Diskussionsbedarf schaffen.
Manchmal wird der Besuch einer Vorstellung auch konzentrierter, wenn vorher eine
Einstimmung, eine Auseinandersetzung mit den jewiligen Stoffen stattgefunden hat.
Für beides soll dieses Heft eine Anregung sein.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf Erläuterungen zum ganz konkreten Umfeld des Stückes:
Wie lebten damals Menschen auf einem Schiff, wie sah ihr Alltag aus...
Zur weiteren vor allem inhaltlichen Auseinandersetzung werden natürlich auch ein paar
Hinweise gegeben. Wir hoffen jedoch, dass gerade in diesem Punkt Ihnen und Ihren
Schülern oder Kindern die Aufführung selbst am meisten Anregung ist.
Wir wünschen Ihnen spannende Gespräche.
Christof Lappler
Dramaturgie
2
Inhalt
Seite
Personen des Stückes
4
Szenenfolge
4
Inhaltsangabe
5
Das Leben auf einem Segelschiff
6
Verpflegung
6
Arbeit
7
Medizinische Versorgung
8
Unterkunft
8
Hierarchie
9
Seemännische Begriffe
10/11
Wale
12
Der Pottwal
13
Waljagd
15
Wie man einen Wal schlachtet
17
Die Geschichte des Walfangs
18
Warum Walfang
19
Herman Melville
20
Moby Dicks Ursprung
21
Große Themen
22
Anregungen
23
Besetzung
24
3
Personen des Stücks
Drei Erzähler
Ismael
Bildad und Peleg
Peter Sarg
Queequeg
Elias
Starbuck
Stubb
Zwei Matrosen
Ahab
Gardiner
Ein junger Mann, der die Welt sehen will
Die Eigner der Pequod
Ein unangenehmer Wirt
Ehemaliger Kanibale aus der Südsee, jetzt Harpunier
Ein heruntergekommener Prophet
Erster Steuermann der Pequod
Zweiter Steuermann der Pequod
Kapitän der Pequod, hat im Kampf gegen Moby Dick ein Bein verloren
Kapitän der Rachel, bittet Ahab um Hilfe
Szenenfolge
Szenentitel
Personen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
drei Erzähler
Ismael, Peleg und Bildad
Ismael, Peter Sarg, später Queequeg
Ismael, Queequeg und Elias
Ismael, Stubb und Starbuck
Ismael und Stubb, erst Starbuck, dann Queequeg
Ismael, zwei Matrosen
Ahab, Stubb und Queequeg,
später drei Erzähler
Ismael, Stubb und Queequeg
Ismael, Stubb und Starbuck,
dann drei Erzähler
Ahab und Starbuck
Drei Erzähler, dann Ismael, Queequeg und Stubb
Ismael, Stubb und Queequeg
Stubb und Starbuck
Ahab, Stubb und Starbuck
dann Ismael und zwei Matrosen,
Queequeg dazu, am Schluss Stubb und Starbuck
Starbuck, Ahab und Gardiner
Queequeg, Ahab und Stubb
am Ende drei Erzähler
Ismael
Anheuern auf der Pequod
Mit Queequeg im Bett
Der Prophet
Ausfahrt / Stubb und Starbuck
Ausguck und Meer
Unterdeck
Ahab
9. Waljagd
10.Flensen
11.Die Kajüte
12.Rund um die Welt
13.Walparadies
14.Kein Walfang mehr
15.Queequeg und Meuterei
16.Die Rachel
Ende
4
Inhaltsangabe
Ismael will auf einem Walfangschiff zur See fahren. Als er spät abends in einer Hafenstadt
ankommt, sind alle Gasthäuser belegt. Der Wirt Peter Sarg schlägt ihm vor, das Bett mit
einem Harpunier zu Teilen. Queequeg, der Harpunier und Ismael freunden sich an, und
Queequeg schickt Ismael los, ein Schiff zu su-chen. Er heuert auf der Pequod bei den
merkwürdigen Schiffseignern Peleg und Bildad an. Queequeg muss, da er ein Heide ist, erst
sein Können unter Beweis stellen, dann wird auch er angenommen.
Als sie am nächsten Morgen zur Pequod gehen, begegnet ihnen Elias, der ihnen prophezeit,
dass Kapitän Ahabs Schiff untergehen und alle bis auf einen sterben werden. Ismael und
Queequeg kümmern sich nicht darum.
Die Matrosen machen das Schiff klar und stechen in See. Ismael wird vom den
Steuermännern Starbuck und Stubb schikaniert und von den anderen Matrosen unter Deck
aufgezogen.
Ahab zeigt sich zum ersten Mal der Mannschaft und schwört alle auf sein Ziel ein, den
riesigen und gefährlichen weißen Wal Moby Dick zu töten.
Ismael sitzt im Ausguck und entdeckt einen Wal. Die erste Jagd beginnt. Nach einer
Tauchpause wird der Pottwal erlegt. Dann findet das so genannte Flensen statt, bei dem der
Wal abgespeckt und zu Öl verarbeitet wird.
Starbuck berichtet Kapitän Ahab vom Fangerfolg, doch dieser kümmert sich nicht darum. Er
zeigt Starbuck eine Karte über die Wanderrouten der Pottwale, die er selbst angefertigt hat.
Starbuck ist begeistert, weil dadurch die Dauer der Fahrt erheblich verkürzt werden könnte.
Ahab jedoch ist nicht am Walfang interessiert, sondern will Rache für sein verlorenes Bein. Es
kommt zum Streit, da Starbuck Rache an einem Tier für Unsinn hält. Ahab nennt ihn einen
Feigling und wirft ihn aus der Kajüte.
Die Pequod umrundet Kap Hoorn und erreicht im Pazifik reiche Fanggründe. Mitten in einer
aussichtsreichen Jagd, befiehlt Ahab ohne Beute Kurs auf Japan zu nehmen. Das
Unverständnis gegenüber Ahab eskaliert, doch keiner der Steuermänner wagt es, zu meutern.
Ahab lässt die Mannschaft hart arbeiten, um sie gefügig zu machen.
Die Pequod begegnet dem Walfangschiff Rachel, die von Moby Dick angegrif-fen wurde.
Ahab verweigert deren Kapitän Gardiner die Hilfe zur Suche nach dessen Sohn, der mit
anderen Matrosen schiffbrüchig und vermisst ist.
In einem kurzen Moment des Zweifels bittet Kapitän Ahab seinen Steuermann, ihn zu töten,
und so von seinem Wahn zu befreien. Doch Starbuck bringt das nicht übers Herz.
Moby Dick wird gesichtet und die letzte Jagd beginnt. Ahabs Fangboot wird von dem Wal
zestört und Ahab mit in die Tiefe gerissen. Darauf greift Moby Dick die Pequod an und
versenkt sie. Ismael überlebt als einziger das Unglück.
5
Das Leben auf einem Segelschiff
Auf einem Segelschiff zu leben und zu arbeiten war zumindest für die einfachen Matrosen
eine überaus antstrengende und schlecht bezahlte Beschäftigung.
Die Unterkunft war schmutzig, das Essen schlecht. Es herrschte eine strenge Hierarchie und
die Sitten unter den Matrosen waren recht ruppig. Die Männer mussten gerade im
schlechtesten Wetter extrem antstrengende Arbeit verrichten und die medizinische Versorgung
im Falle eines Unfalls könnte aus einem Horrorfilm stammen.
Auf die Frage, warum überhaupt jemand zur See fuhr, gibt es eine einfache Antwort: man
hatte während der Fahrt ein Bett, umsonst zu essen und ein Dach über dem Kopf. Dies war
im 19. Jahrhundert an Land nicht selbstverständlich.
Verpflegung
An Bord gab es üblicherweise drei Getränke: Kaffee, Rum und Wasser. Das Wasser war wie
alles andere rationert, weil die Schiffseinger keinen Stauraum und damit Gewinne
herschenken mochten. Da das Wasser in Holzfässern gela-gert wurde war es nach einigen
Wochen schlecht. Es bildeten sich Algen und das Wasser roch nach faulen Eiern. Trotzdem
wurde es gesiebt (wegen der Algen) und getrunken – es gab eben nichts anderes. Zum
Dienstantritt gab es Kaffee. Außerdem erhielt jeder Matrose am Tag einen Becher voll Rum.
Zu Beginn einer Schiffsfahrt war das Essen durchaus abwechslungsreich und hochwertig. Es
gab frisches Gemüse, Brot, Fleisch und Obst. Doch nach einiger Zeit waren frische
Lebensmittel verdorben und es gab nur noch Dinge, die lange haltbar waren. Das waren
Getreide, Schiffszwieback und Pökelfleisch. Aus Pökelfleisch und Getreide wurde eine
ziemlich fade schmeckender Eintopf gekocht, der mit Zwieback verspeist wurde.
6
Dieses Gericht gab es morgens, mittags und abends über Monate hinweg. War das Fleisch
schimmelig, wurde es abgewaschen und neu in Salz eingelegt und wenn Maden im Zwieback
waren gab es nur eines: Augen zu und mitessen.
Nur im äußersten Notfall wurde Unterwegs neue Nahrung an Bord genommen. Viele
Kapitäne hatten Angst, dass ihnen die Mannschaft davon lief, wenn sie an Land ging – was
durchaus vor kam.
Man versuchte natürlich fortwährend Fische zu fangen, um besseres Essen zu haben, doch
auf hoher See ist das selten der Fall. Wenn einmal ein Fisch an der Angel hing, war dieser
Leckerbissen dem Kapitän vorbehalten – nur bei einem großen Fang bekamen auch die
Matrosen etwas ab.
Arbeit
Der Tag war auf Walfängern in vier Schichten von sechs Stunden Dauer eingeteilt. Ein
Matrose arbeitete also zum Beispiel bei der ersten sogenannten Tagwache von sechs Uhr
morgens bis zwölf Uhr mittags, hatte dann sechs Stunden „Freiwache“ und arbeitete wieder
von sechs Uhr abends bis Mitternacht. Doch nur wenn normaler Wind wehte und auch sonst
alles seinen gewohnten Gang ging. Bei Sturm und hoher See mussten alle praktisch ständig
arbeiten, jeder Matrose hatte vielleicht zwei Stunden Schlaf am Tag.
Das ging mitunter wochenlang so, bis die Mannschaft dem körperlichen Zusammenbruch
nahe war.
Wenn ein Wal gesichtet wurde, mussten ebenfalls alle anpacken – egal, ob sie gerade
schliefen, aßen oder eben Dienst hatten.
Welche Arbeiten musste nun ein Matrose verrichten?
In erster Linie hatte er dafür zu sorgen, dass das Schiff nach den Befehlen des Kapitäns lief.
Dazu musste dauernd an den Segeln gearbeitet werden. Die Segel mussten so gedreht
werden, dass sie richtig zum Wind standen. Das geschah über sehr dicke, lange Seile, die an
der Bordwand fest gemacht waren. Segel mussten gesetzt oder eingeholt werden. Dazu
kletterte man über die „Wanten“ am Mast hoch bis in 40 Meter Höhe und lief auf Seilen an
den Querstangen, den sogenannten Rahen, zu den Befestigungspunkten der Segel.
War ein Segel gerissen, wurde es „abgetakelt“, an Deck geflickt und wieder nach oben
geschleppt. Das war alles andere als leicht, denn ein großes Segel wog mehrere hundert
Kilo.
Ein Schiff aus Holz ist nie hundert prozentig dicht. Da das Holz immer etwas arbeitet, bei
Feuchtichkeit aufquillt und bei Trockenheit wieder schwindet, sind eigentlich immer kleinere
Lücken in einem Schiffsrumpf. Diese Lücken müssen ständig gestopft werden – mit Teer, Hanf
oder auch mit Brettern. Außerdem muss das eindringende Wasser aus dem Rumpf geschöpft
werden.
Die niedrigsten Matrosen mussten zusätzlich das Deck schrubben und dem Koch bei der
Zubereitung der Mahlzeiten helfen.
Die Arbeiten in der Takelage war vor allem bei Sturm natürlich sehr gefährlich. Noch
schlimmer war es allerdings im Winter, wenn Seile von der Gischt mit Eis bedeckt waren und
die schlecht gekleideten Matrosen entzetzlich froren.
7
Medizinische Versorgung
Auf Walfängern gab es keinen Arzt – dafür war der Kapitän zuständig. Aber der hatte keine
medizinische Ausbildung. Daher war die Behandlung von Krankheiten diletantisch und häufig
schmerzhaft. Es gab wohl eine kleine Bordapotheke, doch die wenigsten Kapitäne konnten
überhaupt eine Krankheit richtig diagnostizieren. Die Behandlung war folglich mehr oder
weniger zufällig. Außerdem kam es vor, dass zum Beispiel das Fiebermittel ausgegangen war.
Dann wurde dem Kranken einfach irgendeine andere Arzenei verabreicht.
Bei komplizierten Brüchen oder wenn eine Wunde sich entzündete musste häufig amputiert
werden. Dazu gab es in der Bordapotheke grobschlächtiges Operationsbesteck und eine
Knochensäge. Betäubungsmittel gab es keine – Rum musste genügen. Und man verließ sich
darauf, dass der Patient wegen der unerträglichen Schmerzen früher oder später ohnmächtig
wurde.
Unterkunft
Die Offiziere waren im Heck des Schiffes untergebracht. Der Kapitän hatte eine geräumige
Kajüte für sich allein. Manchmal hatte er seine Familie dabei. Der erste, zweite und dritte
Steuermann teilten sich eine Kajüte und hatten zusätzlich einen Aufenthaltsraum (die Messe),
in der sie mit dem Kapitän die Mahlzeiten einnahmen.
Alle andern Matrosen lebten vorn im Bug in der sogenannten Back. 20 Mann teilten sich
einen Raum von etwa 20 qm Fläche, der 1,80 m hoch war. Am Rand standen Stockbetten
(meist drei übereinander), außerdem gab es einen Tisch. Zum Sitzen hatten die Matrosen die
Kisten, in denen sie auch ihre Habseligkeiten verstauten. Die Back wurde von oben durch
eine Luke betreten, Fenster gab es nicht. Bei schlechtem Wetter war die Luke geschlossen und
es blieb dunkel. Auch gelüftet konnte der Raum nicht werden.
Da in der Back auch gegessen wurde, lagen Essensreste am Boden, die sich mit dem
anderen Schmutz vermischten. Viele Matrosen kauten außerdem Kautabak, den sie einfach
ausspuckten.
8
Bei Seegang lief Meerwasser in den Raum und die untersten Betten waren komplett
unbrauchbar. Man kann sich vorstellen, wie es in dem kleinen Raum aussah. Den Männern
stand zum Waschen einmal in der Woche ein Eimer Wasser zur Verfügung – für Körper- und
Kleiderreinigung.
In den warmen Gegenden des Äquators vermehrte sich zusätzlich das Ungezie-fer an Bord
ausgesprochen schnell. Nachts krabbelten große Mengen von Kakerlaken über die
schlafenden Matrosen. Ratten und Mäuse empfanden die meisten auf einem Schiff daher als
angenehme Begleiter.
Hierarchie
Der Kapitän war der Befehlshaber an Bord – was er sagte, musste gemacht werden. Die
Steuermänner gaben seine Anweisungen an die Mannschaft weiter. Außerdem leiteten sie das
Schiff, wenn der Kapitän unter Deck war. Den Befehl des Kapitäns zu verweigern war
gefährlich und wurde hart bestraft. Selbst wenn der Kapitän wie in „Moby Dick“ unsinnige
Befehle erteilt – die Mannschaft muss ihm gehorchen.
Das war aber kein Freibrief für Willkür. So durfte niemand an Bord zu Dingen gezwungen
werden, die nicht seine Aufgabe waren. Die Steuermänner mussten keine einfachen
seemannischen Tätigkeiten verrichten und die erfahrenen Matrosen durften nicht zum
Deckputzen oder anderen niederen Aufgaben gezwungen werden.
Die Mannschaft konnte sich außerdem an Land gegen allzu unmenschliche Behandlung vor
Gericht wehren. Selbst wenn der Kapitän nicht bestraft wurde, gaben ihm die Schiffseigner
dann oft kein Schiff mehr. Denn eine unzufriedene Mannschaft arbeitet schlecht. Und
schlechte Arbeit bedeutete weniger Gewinn.
9
Auch unter den Matrosen gab es eine Rangordnung. Kraft war dabei natürlich besonders
wichtig. Aber man musste auch ein guter Seemann sein – schnell und sicher durch die
Takelage klettern, Seemannsknoten im Schlaf beherschen, bei Gefahr ungefragt einspringen
und sehen wo Hilfe gebraucht wird.
Da Matrosen bei der Arbeit viel sangen, war auch ein guter Vorsänger, der Shantiman, sehr
angesehen. Konnte er zu den gängigen Liedern neue Strophen dazudichten, in denen er
vielleicht sogar einen harten Kapitän kritisierte, genoss er sehr hohen Respekt unter der
Mannschaft.
Auf einem Walfangschiff waren darüber hinaus die Harpuniere von großer Bedeutung, denn
von ihnen hing der Erfolg der ganzen Reise ab. Sie waren so wichtig, dass ein guter
Harpunier auch ohne die entsprechende Ausbildung zum Steuermann und sogar zum Kapitän
aufsteigen konnte.
Seemännische Begriffe
Ein Matrose musste sich selbstverständlich sehr gut auf einem Schiff auskennen.
Die folgenden Begriffe, die eine Takelage beschreiben, gehörten also zum Standardwissen
eines Seemannes:
10
1 Vor-Royalstag
2 VorBramstag, Außen-Küverleiter
3 Großklüverleiter, Bütenklüverleiter
4 Binnenklüverleiter
5 Vorstengestag
6 Fockstag
6'. Klüverwasserstag, Wasserstag
7 Stampfstockgeien
8 Stampfstock
9 Klüverstampfstag
10 Klüverdomper
11 Klüverpferde
12 Bugsprietpardune
13 Außenklüverpardune
14 Bugspriet
15 Groß Klüverbaum
16 Außen Klüverbaum
17 Ankerkrahn
18 Gangspill
19 Feuerturm für die Laternen
20 Ankerkatt
21 Geer des Krahnes
22 Klüse
23 Vorsteven
24 Der Bug
25 Boot
26 Logis, Back
27 Dompfer der Brassbäume
28 Achterholer dei Brassbäume
29 Fockmast
30 Fockwant
31 Wantschrauben
32 Pardun am Eselshaupt
33 Püttingswant
34 Vor Mars
35 Hanger der Fockraa
36 Rack der Fockraa
37 Fockraa
38 Pferde
39 Springpferde
40 Nockpferde
41 Foktoppenanten
42 Marsstenge
43 Stengepüttingswant
44 Pùttingsband
45 Vor-Bramsahling
46 Ausleger
47 Eselshaupt
48 Stengewant
49 Vor-Bramstenge 50 Vor-Bramgut
50 Hummer, Sattlung
51 Vor-Oberbramstenge
52 Vor-Oberbramgut
52 Hummer, Sattlung
53 Topp
54 Flaggenknopf
55 Vor-Untermarsraa
56 Vor-Obermarsraa
57 Vor-Marstoppenanten
58 Vor-Bramraa
59 Vor-Bramtoppenanten
60 Vor-Oberbramraa
61 Vor Oberbramtoppenanten
62 Träger vor Untermarsraa
63 Vor-Oberbrambrassen
64 Vor-Brambrassenschenklen
65 Vor-Brambrassen
66 Vorholer der Vor-Obermarsbrassen
67 Vor Obermarsbrassenschenklen
68 Klapläufer der Vor-Obermarsbrassen
69 Vorholer der Vor-Untermarsbrassen
70 Vor- Untermars brassenschenklen
71 Klapläufer der Vor-Untermarsbrassen
72 Fockbrassenschenklen
73 Unterste Fockbrassenschenklen
74 Fockbrassen
75 Vor-Stengepardunen
76 Vor-Brampardunen
77 Vor-Oberbram pardunen
78 Spreizlatte, Sprelatte
79 Großwant
80 Großmast
81 Großrack
82 Hanger für die Großraa
83 Groß Püttingswant
84 Großrnars
85 Schrauben am Stengewant
86 Träger vor Groß Untermarsraa
87 Topp von Großmast
88 Groß-Stengewant
89 Groß-Untermarsrack
90 Groß-Marsstenge
91 Püttingsband
92 Stenge-Püttingswant
93 Brassblöcken
94 Groß-Bramsahling
95 Stenge-Eselshaupt
96 Groß-Bramstenge
97 Groß-Bramgut und Hummer, Sattlung
98 Groß-Oberbramstenge
99 Groß-Oberbramgut und Hummer, Sattlung
100 Topp der Oberbramstenge
101 Groß-Flaggenknopf
102 Groß-Oberbramtoppenanten
103 Groß-Oberbramraa
104 Groß-Bramtoppenanten
105 Groß-Bramraa
106 Groß-Obermarstoppenanten
107 Groß-Obermarsraa
108 Groß-Untermarsraa
109 Groß-Toppenanten
110 Großraa
111 Großstag
112 Groß-Stengestag
113 Groß-Bramstag
114 Groß-Oberbramstag
115 Groß-Toppardun
116 Groß-Stengepardunen
117 Groß-Bratnpardunen
118 Groß-Oberbrampardunen
119 Groß-Oberbrambrassen
120 Groß-Brambrassenschenklen
121 Groß-Brambrassen
122 Vorholer an Groß Obermarsbrassen
123 Groß-Obermarsbrassenschenklen
124 Groß-Obermarsbrassen
125 Vorholer der Groß-Untermarsbrassen
126 Groß-Untermarsbrassen-schenklen
127 Groß-Untermarsbrassen
128 Groß-Brassen schenklen
129 Unterste Groß-Brassenschenkle
130 Groß-Brassen
131 Besanstag
132 Besafl-Stengestag
133 Besan-Bramstag
134 Besanwant
135 Besanmast
136 Püttingsband
137 Besan Püttingswant
138 Besan-Mars, Besan-Sahling
139 Besan-Eselshaupt
140 Besan-Marsstenge
141 Besan-Stengewant
142 Brassblocke
143 Stengegut und Hummer, Sattlung
144 Besan-Bramstenge
145 Bramgut und Hummer, Sattlung
146 Flaggentopp
147 Besan-Flaggenknopf
148 Besan-Brampardune
149 Besan-Stengepardunen
150 Piekfall
151 Hahnepoot des Piekfall
152 Flaggenleine
153 Geeren-Schenklen
154 Geeren
155 Besangaffel
156 Besanklau
157 Besan Baumdirk
158 Besanbaum
159 Schwanenhals des Besanbaums
160 Besanschot
161 Besanstoßtaljen
162 Geländer
163 Bootdavits
164 Bootklampen
165 Rettungsboot
166 Bootstaljen
167 Davits-Zwischenholer
168 Davits-Achterholer
169 Davits-Vorholer
Um das Stück besser verstehen zu können genügen aber ein paar einfache Begriffe,
die hier erklärt werden sollen:
backbord
steuerbord
luv
lee
Bug
Heck
Takelage
links
rechts
die dem Wind zugewandte Seite (also die Richtung, aus der der Wind
kommt)
die dem Wind abgewandte Seite
die Spitze des Schiffes
das Ende des Schiffes
Riemen
der gesamte Segelaufbau des Schiffes, Masten, sämtliches
Tauwerk und Segel
der höchste Mast eines Schiffes; meist der mittlere
Taue zur seitlichen Abstützung des Mastes, dienen auch zum
Hochklettern
dicke Querstange, am Mast befestigt; an ihr hängt je ein Segel
äußeres Ende einer Rah
verdrehen der Segel, sodass sie nicht quer, sondern schräg
zum Schiff stehen
die Ruder der Beiboote
die Back
Kajüte
Koje
Unterkunft der einfachen Matrosen im Bug des Schiffes
Privatraum auf einem Schiff
Bett
Großmast
Wanten
Rah
Rahnock
brassen
11
Wale
Man kennt heute fast 80 verschiedene Walarten. Von den wenig mehr als einen Meter
großen südamerikanischen Flussdelphinen bis zu den 30 Meter langen und über 100 Tonnen
schweren Blauwalen, den größten Tieren, die je auf der Welt gelebt haben. Man
unterscheidet generell zwischen Zahn- und Barten-walen. Zu den Zahnwalen gehören alle
kleineren Arten, die Delphine und Tümmler. Von den großen Walen sind nur der Schwertoder Killerwal und der Pottwal Zahnwale. Die meisten Großwale haben Barten, große, flache
Hornplatten, die am Ende stark ausgefranzt sind. Mit ihrer Hilfe können sie große Mengen
von winzigen Krebsen, dem so genannten Krill aus dem Wasser schöpfen.
1 Grönlandwal
2 Schwertwal
3 Nordkapper
4 Pottwal
5 Narrwal
6 Blauwal
7 Furchenwal
8 Belugawal
12
Der Pottwal
Der Pottwal gehört zu den Zahnwalen. Wie alle Wale ist er ein Säugetier. Die Jungen
Pottwale sind 4 m lang und wiegen etwa eine Tonne. Seine Erscheinung wird vor allem durch
den großen Kopf geprägt, in dem sich das Walrat befin-det. Ausgewachsene männliche
Pottwale sind etwa 18 Metern lang und wiegen ca. 50 Tonnen. Die weiblichen Exemplare
sind mit 12 Metern Länge deutlich kleiner.
Ihre Nahrung besteht aus größeren Fischen und vor allem aus Tintenfischen. Der Pottwal ist
das einzige Tier, dass den Riesenkalmar fängt. Um seine Beute zu reißen taucht der Pottwal in
sehr großer Tiefe. Normalerweise etwa 1000 Meter tief kann er aber auch bis zu 3000 Meter
Meerestiefe erreichen. In der dort herrschenden Dunkelheit jagt der Pottwal mit Hilfe von
Echoortung. Er sendet sehr laute Knack- und Knarzgeräusche aus, die von seiner Beute
zurück geworfen werden. So kann er deren Größe und Aufenthalt genau bestimmen.
Pottwale haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Die Pottwalkühe halten sich in großen
Gruppen mit den Jungen in tropischen und subtropischen Gewässern auf. Dort gibt es
reichlich Nahrung und die Jungtiere sind in dem warmen Wasser gut vor Auskühlung
geschützt. Jugendliche Tiere verlassen die Gruppen und schließen sich in kleineren
Gemeinschaften zusammen.
Die erwachsenen Pottwalbullen sind dann vorwiegend Einzelgänger. Sie legen große Strecken
zurück und leben normalerweise in den kälteren Polarregionen. Durch ihre Größe und die
sehr dicke Speckschicht sind sie besser gegen die Kälte geschützt als die Weibchen. Nur
während der Brunftzeit wandern sie zu den wärmeren Gebieten.
13
Über das Walrat, das der Pottwal in seinem Kopf hat, weiß man relativ wenig. Wahrscheinlich
braucht es der Wal um ohne große Kraftanstrengung sehr tief zu tauchen. Durch die
Durchblutung kann der Pottwal die Dichte des Walrats verändern und so ohne Muskelkraft
ab- und wieder auftauchen. Eine andere Vermutung ist, dass durch das Walrat die
akustischen Impulse seines Sonars fokussiert werden.
14
Waljagd
Wale zu jagen war früher vor allem ein großes Geduldspiel. Die meiste Zeit kreuzten die
Walfangschiffe durch die Fanggründe ohne einen einzigen Wal
zu sehen, oft Monate lang. Während der ganzen Zeit blieb der Ausguck besetzt. Ein Matrose
stand in 25 bis 30 Meter Höhe auf zwei dünnen, am Großmast befestigten Stangen, um sich
herum einen dünnen Holzring, der ebenfalls am Mast fixiert war und an dem er sich fest hielt.
Wenn der Seemann einen Wal sah, sang er ihn aus: „Wal, da bläst er“.
Dann ging alles sehr schnell und die ganze Mannschaft packte an – schließlich ging es um
ihren Lohn. Je nachdem wie weit der Wal entfernt war mussten zu-nächst alle Segel gesetzt
werden, um dem Wal mit dem Schiff zu folgen. Sobald man nah genug war, wurden die
kleinen, wendigen und schnellen Fangboote zu Wasser gelassen, die wie Rettungsboote am
Schiff festgemacht waren. Die Boots-führer achteten darauf, dass alles penibelst vorbereitet
war. Harpunen, Fangleine, Ruder, Eimer und ein kleines Segel mussten überaus ordentlich im
Boot am richtigen Ort liegen. Die ohnehin gefährliche Jagd konnte leicht töd-lich enden,
wenn nicht alles an seinem Platz lag. Zum Aufräumen war keine Zeit, wenn es endlich los
ging.
Jetzt mussten die sechs Mann an Bord aus Leibeskräften rudern – nur der Bootsführer stand
hinten an der Ruderpinne und lenkte. Außerdem brüllte er die Mannschaft an um sie
anzutreiben. War das Fangboot nah genug beim Wal, stand der Harpunier auf, nahm die
Lanze, und warf sie nach dem Tier. Diese Wurflanze war 2,5 bis 3 Meter lang und
entsprechend schwer. An ihr war die Fangleine befestigt. War die Lanze fest am Wal, so
versuchte dieser zu fliehen. Dabei zog er die Fangleine in rasender Geschwindigkeit aus dem
Boot. War das Seil nicht ordentlich aufgewickelt konnte es jetzt sehr gefährlich werden.
15
Verhedderte sich ein Matrose darin, wurde er fortgerissen und hatte kaum eine
Überlebenschance. Als nächstes musste die Leine um einen dicken Poller im Boot gewik-kelt
werden, damit es der Wal mit sich zog. Dabei wurde das Seil so heiß, dass es mit Wasser
gekühlt werden musste. War es endlich fest, zog der Wal das Boot in einer wilden Fahrt über
die Wellen. Tauchte er, musste schnellstens die Leine losgemacht oder gekappt werden, denn
ein ausgewach-sener Pottwal zog mühelos ein ganzes Boot samt Mannschaft mit in die Tiefe.
War der Wal nach langem, wildem Ritt endlich erschöpft, zog die Mannschaft das Boot an
den Körper heran.
Der Bootsführer tötete das gewaltige Tier, in dem er die lange Stoßlanze durch den Rücken in
das Herz oder die Lunge bohrte. Wenn alles so lief, kamen nun die anderen Fangboote dazu
und gemeinsam wurde der Pottwal zum Schiff gezogen. Es kam aber ebenso vor, dass die
Harpune aus dem Körper des Wales riss und den Leuten um die Ohren flog. Oder dass der
Wal das Boot so weit zog, dass die Leine gekappt werden musste, um den Sichtkontakt zum
Schiff nicht zu verlieren. Im schlimmsten Fall griff ein verletztes Tier das Fang-boot an.
Speziell die bis zu 50 Tonnen schweren Pottwalbullen zertrümmerten die kleinen Boote mit
Leichtigkeit.
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Wie man einen Wal schlachtet
Wenn der Pottwal am Schiff festgemacht war, begann das sogenannte Flensen – das
Abziehen der dicken Speckschicht. Zunächst musste der riesige Kopf vom Rumpf getrennt
werden. Das war Schwerstarbeit, denn der Körper hat einen Durchmesser von 2 – 3 Metern.
Ein Matrose musste dabei in den Körper hinein steigen, um die Wirbelsäule zu durchtrennen.
Nun wurde zuerst der Rumpf verarbeitet. An einer Stelle wurde ein Loch in die etwa 20
Zentimeter dicke Speckschicht geschnitten und darin ein großer Haken befestigt. Dann wurde
mit einem starken Seil die Haut in einem langen Streifen abgezogen, ungefähr so, wie wenn
man eine Orange in Spiralen schält. Dazu musste ein Mann auf dem Wal stehen und mit
einem großen, sogenannten Flensspaten den 40 Zentimeter breiten Streifen vorschneiden,
während andere den Wal mit langen Haken fortwährend im Wasser drehten. Der Speck
wurde an Deck in kleine Stücke geschnitten, und in den Tranöfen, die dort standen, erhitzt
und so das flüssige Öl ausgekocht. Das Öl wurde in Fässer gefüllt und unten im Schiff
verstaut.
Jetzt war der Kopf an der Reihe. In die Stirn wurde ein großes Loch gebohrt und das Walrat,
das sich dort in einem Hohlraum befand mit einem Eimer abge-schöpft. Das Walrat war sehr
viel wertvoller als das andere Öl. Um wirklich auch jeden Tropfen zu gewinnen, stieg daher
ein kleiner Matrose sogar in den Kopf des Pottwales und holte den letzten Rest heraus.
Die ganze Verarbeitung war ein ungeheuer blutiges und schmieriges Gemetzel. Ein Wal von
50 Tonnen Gewicht hat über 4000 Liter Blut. Das floss zum größten Teil ins Meer, wo es
zahlreiche Haie anlockte, landete aber auch auf Deck. Dazu kam das ganze Fett, das überall
an Deck, an der Kleidung, Haut und Haaren klebte, und speziell unter der tropischen Sonne
bald ranzig wurde.
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Vom Fleisch des Tieres wurde nur ein kleiner Teil genommen, da es schnell verdarb. Der
ganze gewaltige Kadaver des Wales trieb stinkend auf dem Meer und wurde von Haien
verspeist. Erst auf den großen Fabrikschiffen im 20. Jahr-hundert konnten auch Fleisch und
Knochen zu Produkten wie Tierfutter verarbeitet werden.
Aus einer Pottwalkuh gewannen die Walfänger 30 – 40 Fässer Öl (3500 – 5000 Liter), aus
einem Bullen etwa doppelt so viel. Um mit 2500 Fässern vollbeladen zurück zu kehren,
mussten also ungefähr 50 Wale getötet und verarbeitet werden. Die meisten Walfangschiffe
kamen von ihren ein bis vier Jahre langen Reisen jedoch mit weniger nach Hause.
Die Geschichte des Walfangs
Schon immer haben Menschen Walfleisch gegessen. Wenn ein Wal an die Küste trieb und
dort verendete, war dies für die Menschen der Vor- und Frühgeschichte ein Festtag – so leicht
kamen sie nicht oft an große Mengen Nahrung.
Gejagt allerdings wurde erst ab dem frühen Mittelalter in den skandinavischen Ländern. Erst
dann waren die Schiffe seetüchtig genug um Wale in der Nähe der Küste zu verfolgen und zu
töten.
Im Hochmittelalter setzte sich dieser küstennahe Walfang auch bei den Basken an der
nordspanischen Küste durch. Dort begann auch der kommerzielle Fang – Wale wurden nicht
mehr nur zum Verzehr getötet wie früher, sondern um der großen Mengen an Öl in ihrem
Körper habhaft zu werden. Mit der Eroberung Amerikas breiteten sich die Walfänger im 16.
Jahrhundert über die Azoren und Kanaren an der Nordamerikanischen Atlantikküste und
später in Argentinien aus.
Im 17. Jahrhundert begannen die so genannten Grönlandfahrten. Norweger und Engländer
segelten mit ihren inzwischen deutlich größeren Schiffen an die Süd-küste Grönlands und
nach Spitzbergen und verbrachten dort den Sommer. Sie fingen den 10 -15 Meter langen
Grönlandwal, verarbeiteten ihn an Land und fuhren zu Herbstbeginn mit reicher Beute in ihre
Heimat zurück. Dieses Geschäft war so einträglich, dass bis Ende des 19. Jahrhunderts der
Grön-landwal nahezu ausgerottet war.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich dann an der ameri-kanischen
Ostküste die Jagd auf den Pottwal, die nicht nur an den Küsten, sondern auf allen Ozeanen
und auf hoher See stattfand. Das ging erst mit den stabilen und großen Segelschiffen die zu
dieser Zeit gebaut wurden. Neben dem Pottwal wie in Moby Dick wurden auch Nordkapper
und Grönlandwale, also mittelgroße und eher langsam schwimmende Walarten gejagt.
Diese Art des Walfanges hatte mitte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt.
Die größten Wale, der Blauwal, der Finnwal und der Grauwal wurden bis zu dieser Zeit in
Ruhe gelassen – sie waren zu schnell, um mit Segelschiffen gejagt zu werden. Doch am Ende
des 19. Jahrhunderts war das vorbei. Mit den großen und schnellen Dampfern war es kein
Problem endlich auch diese Riesen zu jagen und zu töten. In den ersten Jahrzehnten des 20.
Jahrhunderts entstan-den immer mehr große Fabrikschiffe, auf denen die getöteten Wale sehr
schnell in großen Mengen verarbeitet werden konnten.
Vor allem in der Antarktis konnten dadurch so viele Wale gefangen werden, dass innerhalb
von 30 Jahren alle Großwale nahezu ausgerottet waren. Strenge Fangquoten und schließlich
das Verbot des Walfangs im Jahr 1972 durch die Vereinten Nationen (die Sowjetunion und
Japan hielten sich erst 10 Jahre später daran) sicherte den Walen das Überleben.
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Von den meisten großen Walarten lebten nur noch wenige tausend Exemplare und die
Bestände erholen sich nur langsam. Lediglich der Pottwal, der als Einzelgänger überall auf
der Welt zu finden ist, hat sich mit einer geschätzten Population von 1,5 Millionen Tieren
relativ gut erholt.
Warum Walfang?
Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich Erdöl als Schmiermittel und
Erdgas als Brennstoff für Gaslampen, mit denen Straßen und Häuser beleuchtet wurden.
Vorher wäre es in den Städten abends stockdunkel gewesen, hätte es nicht Öllampen
gegeben. Das Öl war aber kein Erdöl – das gab es wie gesagt noch nicht – sondern Walöl.
Die dicke Speckhaut der Wale wurde „ausgekocht“ und so zu flüssigem Öl verarbeitet.
Später wurde das Walöl auch zu Margarine weiterverarbeitet, da es speziell durch die
Bevölkerungsexplosion Ende des 19. Jahrhunderts nicht genügend Fett, also Butter und
Schmalz gab, um alle Meschen in Europa und Amerika zu versorgen.
Fett ist auch der Grundstoff für Waschpulver. Das klingt komisch, es ist aber so. Heute wird
praktisch alles Waschpulver der Welt aus Kokosfett hergestellt, früher aus Walöl.
Auch Kerzenwachs wird aus Öl hersgestellt und nur in ganz seltenen Fällen aus Bienenwachs.
Heute sind Kerzen aus Stearin, einem Erdölprodukt, früher aus Walöl.
Vor allem Kerzen aus Walrat, der wachsartigen Substanz aus dem Kopf des Pottwals, waren
sehr begehrt. Sie brannten heller als andere Kerzen und rußten nicht. Daher wurden sie unter
anderem gern in Kirchen verwendet.
Aus Walrat wurde hochwertiges Schmieröl hergestellt, das auch bei hohem Druck und
schwankenden Temperaturen seine Viskosität behielt. Bis weit nach dem zweiten Weltkrieg
wurde Walratöl daher für viele Maschinen benutzt, zum Beispiel für Automatikgetriebe und in
der Raumfahrt.
Erst ab 1970 fand man einen Ersatz für das hochwertige Öl. Seit dem werden die Nüsse des
Jojoba-Strauches, eines mexikanischen Wüstengewächses, zu Öl von gleichen Eigenschaften
und ebensolcher Qualität verarbeitet.
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Herman Melville
Herman Melville wurde am 1. August 1819 als zweiter Sohn eines Kaufmannes in New York
geboren. Obwohl seine Familie durchaus bedeutende Vorfahren hatte - ein Großvater
Melvilles war einer der Anführer der Boston Tea Party – war Melville bereits mit 13 Jahren
gezwungen, für seinen und den Unterhalt der Familie zu sorgen. Seine Schulausbildung, die
zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war, holte er später in Abendschulen nach. Er
machte verschiedene Lehren (Kürschner, Bankangestellter), die er jedoch wieder abbrach,
arbeitete als Lehrer und Lektor. In keinem Beruf hielt er es jedoch lange aus.
Mit 19 Jahren heuerte er das erste mal auf einem Atlantikfrachter an, drei Jahre später auf
dem Walfänger Acushnet. 18 Monate verbrachte Melville unter harten Bedingungen an Bord,
lernte den Walfang kennen und umrundete Kap Hoorn. Als das Schiff jedoch zwischen
Südseeinseln kreuzte, sah Melville die hübschen, nackten Insulanerinnen in der Brandung
baden und desertierte.
Der ansässige König betrachtete ihn allerdings als skurilen Besitz, den er herumzeigen
konnte. Melville hielte diese Zurschaustellung nicht lange aus und flüchtete erneut. Nach
einigen Abenteuern – unter anderem saß er wegen Befehlsverweigerung im Gefängnis und
arbeitete in einer Kegelbahn auf Honolulu – heuerte er wieder auf einem Walfänger an und
kehrte nach insgesammt vier Jahren nach New York zurück.
Von 1844 bis 1852 folgten die wohl glücklichsten Jahre. Melville verarbeitete seine
seefahrerischen Erlebnisse in mehreren Romanen, die recht erfolgreich waren, heiratete in
eine wohlhabende Familie ein und bekam mit seiner Frau Elisabeth Shaw zwei Söhne –
später folgten zwei Töchter.
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Ende 1851 veröffentlichte er sein umfangreichstes Werk „Moby-Dick or The Whale“ in den
USA und England, wurde von den Kritikern beiderseits des Atlantiks gnadenlos verrissen und
folglich von den Lesern missachtet. Melville kam über diese unerwartete Reaktion Zeit seines
Lebens nicht hinweg – weder wirtschaftlich noch persönlich. Seine weiteren
Romanmanuskripte oder Gedichtsammlungen wurden entweder von Verlegern abgelehnt
oder blieben erfolglos. Lediglich Essays konnte er weiterhin veröffentlichen.
Er wurde zunehmend schwermütig und depressiv. Seine Frau erwog daher die Scheidung,
blieb aber bei ihm. Sein erster Sohn beging Selbstmord, sein zweiter trieb sich im mittleren
Westen und der Karibik herum. Sein Schwiegervater finanziert ihm eine lange Europareise,
um ihm neue Perspektiven zu eröffnen, doch Melvilles Stimmung verbesserte sich nur
kurzzeitig.
Ende 1866 trat er eine Stelle beim Zollamt von New York an, die ihm ein geregeltes, wenn
auch geringes Einkommen verschafft und die er 19 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung
1885 behielt.
Als Melville am 28. September 1891im Alter von 72 Jahren starb, war er selbst in der
literarischen Fachwelt vollkommen unbekannt.
Moby Dicks Ursprung
Herman Melville muss ein sehr belesener Mann gewesen sein, denn Literaturwissenschaftler
haben in Moby Dick mehr als 120 direkte Bezüge zu anderen literarischen Werken gefunden
– von der Bibel über Shakespeare zu Zeitgenos-sen Melvilles.
Daher können hier nur einige wichtige Quellen erwähnt werden.
Bei der Figur des Kapitän Ahab ließ sich Herman Melville nach eigenen Aussagen von
Shakespeares Figuren König Lear, Jago, Timon von Athen, Hamlet, sowie von Goethes Faust
inspirieren.
Der Name Ahab geht auf den biblischen König Ahab zurück (Buch der Könige), der dem Volk
Israel erlaubt den „falschen“ Gott Baal zu verehren. Auch in Melvilles Roman ist Ahab nicht in
der Lage Gott zu erkennen. In der Bibel wird König Ahab immer wieder durch seinen
Begleiter, den Prophet Elias, zurecht gewiesen. In Moby Dick bleibt der prophetische Elias an
Land – Ahab hat also niemand an seiner Seite, der ihn auf den richtigen Weg zurück bringen
könnte.
Ismael ist der erste Sohn Abrahams, der später verstoßen wird. Er gilt als Stammvater der
„Söhne der Wüste“, der Beduinen, die durch die Wüste ziehen und nie lange an einem Ort
bleiben. Melville hegt große Sympathie für diese Figur, da er selbst auch ein ruheloser
Mensch war. Das Buch Moby Dick beginnt nicht zufällig mit den Worten „Nennt mich
Ismael“.
Für den Wal Moby Dick gibt es zwei Quellen. Zum einen gibt es die Geschichte des
Walfängers Essex, der von einem Pottwalbullen angegriffen und versenkt wurde – 1820 vor
den Galapagos Inseln. Melville kannte den Steuermann der Essex Owen Chase, und hatte
dessen Bericht gelesen.
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Zum anderen gibt es zahlreiche Berichte über einen sehr großen, weißen Pottwalbullen, der
„Mocha Dick“ genannt wurde. Er taucht das erste Mal 1810 vor der chilenischen Pazifikküste
auf, zerstört in den folgenden Jahrzehnten ein gutes Dutzend Walboote und zwei
Handelsschiffe, und bringt dabei insgesamt 30 Seeleute ums Leben. Schließlich wird er als
altersschwacher Riese 1859 vor Brasilien erlegt.
Kapitän Ahabs Schiff Pequod trägt den Namen eines bereits im 17. Jahrhundert
ausgestorbenen Indianerstammes. Die Mannschaft der Pequod ist also von Beginn an ein
„untergegangenes“ Volk.
Die großen Themen
„...ein intellektuelles Gemisch aus Abenteuerroman, Philosophie, Natur-geschichte, schöner
Sprache, edler Empfindung, schlimmen Redensarten“ nannte ein Kritiker das Buch Moby
Dick.
Was Mitte des 19. Jahrhunderts noch Befremden hervorrief, macht heute die Größe und
Einzigartigkeit von Moby Dick aus.
Mehr als anderthalb Jahrhunderte nach der Erstveröffentlichung des Romans ist Moby Dick
ein Mythos und ebenso als Bestandteil des literarischen Kanons wie als kulturelles Gemeingut
zu betrachten: "Inzwischen empfinde ich Moby-Dick, das Symbol, das mythische Tier, als
kollektiven Besitz aller, die seine Geschichter erzählen und wiedererzählen" schreibt Paul
Ingendaay in der von Norbert Wehr herausgegebenen Zeitschrift "Schreibheft" Nr. 57.
Auch in der Bühnenfassung werden große Themen verhandelt, die etwas über das Wesen des
Menschen erzählen, und wie er sich mit seiner Umgebung auseinandersetzt.
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Anregungen
Ahab hat durch den weißen Wal sein Bein verloren. Er ist entstellt, für immer ist seine
Verletzung sichtbar. Beinah täglich hören und sehen wir heute Berichte über Menschen,
die Opfer von Naturkatastrophen sind:
Was löst die Ohnmacht gegenüber der Natur in den Opfern, was in uns aus?
Trägt jemand dafür die Schuld?
Warum empfindet sich Ahab als Opfer? Ist er es?
Starbuck hält Rache an einem Tier für Unsinn, Ahab nicht: hat einer Recht?
Ahab stilisiert seinen Gegner Moby Dick zu „dem Bösen“.
In der Geschichte der Menschheit ist dies sicher kein Einzelfall: Wo gibt es heute Parallelen?
Warum verhalten sich Menschen so?
Gibt es dieses Verhalten auch in der Schule? In der Klasse?
Ahabs Mannschaft macht bei der Jagd auf Moby Dick mit.
Das bedeutet ihren Untergang: Was begeistert die Männer?
Trägt die Mannschaft Verantwortung an dem, was passiert, oder ist nur Ahab als Kapitän
verantwortlich?
Ismael will unbedingt zur See fahren. Er sagt, dass er die Welt sehen will:
Warum begeistert er sich trotz der Gefahren und der harten Arbeit dafür?
Ist es gerade wegen der Gefahr?
Ist das Meer auch heute noch gefährlich?
Welche Berufe sind heute gefährlicher als andere?
Warum fühlen sich Menschen dabei wohl?
Wer von den Schülern macht gerne Gefährliches?
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Besetzung
Autoren
Erik Schäffler, Thomas Bammer, Uwe Schade
und Heino Sellhorn
nach dem Roman von Herman Melville
Regie
Bühne
Musik
Kostüme
Dramaturgie
Licht
Maske
Karin Eppler
Andreas Wagner
Martin Zels
Ulrike Schlafmann
Christof Lappler
Frank Weiß
Zuzana Radek
Ausstattungsassistenz
Regieassistenz
Bühnenbau
Schneiderei
Theaterpädagogik
Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Fotografie
Produktionsleitung
Beatrix Cameron
Katharina Bill
Frank Weiß, Andres Wagner
Renate Auernhammer
Ilka Heinrigs
Darsteller
Christopher Gottwald
Ismael
Ahab, Kapitän der
Pequod
Andreas Wagner
Peleg, Schiffseigner
Peter Sarg, Wirt
Elias, Prophet
Stubb, 2.Steuermann
Matrose
Kapitän Gardiner
Martin Zels
Bildad, Schiffseigner
Queequeg, Harpunier
Starbuck, 1. Steuermann
Matrose
Valerie Laubenheimer
friends & pflaumer, Biggi Sauer
Christof Lappler
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