Sonja Casanova, die Katzendetektivin
Transcription
Sonja Casanova, die Katzendetektivin
Die Katzendetektivin Ca sa nova , die Ka tz endetektivin „Ma nchma l ersta unt es mich nicht, da s s die Ka tz en da vonla uf en.“ Sonia Casanova hat in 25 Jahren über 500 entlaufene Katzen und ihre Besitzer wieder zusammengebracht. «Meist spüre ich wenig Dankbarkeit», sagt die «Katzendetektivin». Text: Andrea s Krebs Sonia Casanova wurde vor gut 25 Jahren zur «Katzendetektivin». Die Zürcherin erinnert sich: «Mir ist immer wieder aufgefallen, dass Flyer an Strassenlaternen, Bäumen und Wartehäuschen klebten. Katze entlaufen, Tiger vermisst etcetera. Katzen, die zu meinen Lieblingstieren zählen, scheinen öfters unterwegs zu sein, als den Besitzern lieb ist.» So begann Casanova zu vergleichen: die gefundenen Katzen mit den Vermissten. «Wann immer ich Zeit hatte, notierte ich unterwegs die Beschreibungen der Katzen und die Telefonnummern.» Seit das Internet zunehmend auch von Privaten genutzt wird, also seit rund 15 Jahren, werden weniger Flyer aufgehängt und weniger Inserate in Zeitungen geschaltet. Und so besuchte Casanova einen PC-Kurs, kaufte sich einen Computer und avancierte zur «Online-Detektivin». Bis zu sechs Stunden sitzt sie seither täglich am Computer und vergleicht die gefundenen und mit den als vermisst gemeldeten Katzen, schweizweit. Manchmal geht es «sauschnell», sagt Casanova, «Zufallsbefunde.» Manchmal muss sie aber auch tage- oder gar wochenlang recherchieren. Ca sa nova gibt nicht a uf Während die meisten Besitzer die Suche nach einer Weile aufgeben, macht sie weiter. Einmal hat sie eine Katze nach genau einem Jahr und einem Tag zurückvermitteln können. Manchmal zweifeln die Leute an ihrem Verstand, so Casa34 © Katzen Magazin 1/13 nova, weil sie sich so hartnäckig für etwas ihr Unbekanntes einsetze. «Hören Sie auf, vergessen Sie’s, ich habe mich damit abgefunden, dass mein Büsi verschwunden ist», sagen manche. Aber Casanova gibt nicht auf. Dank ihrer Hartnäckigkeit konnte sie schon über 500 Katzen und deren Besitzer wieder zusammenbringen. «Die Zahl ist nicht entscheidend», sagt sie. «Aber sie zeigt, dass man viele vermisste Katzen wiederfindet, wenn man sich etwas Zeit und Mühe macht.» Die Katzendetektivin macht heute fast alles übers Internet. Dennoch rät sie den Leuten, weiterhin auch Flyer aufzuhängen. «Diese werden zwar meistens abgerissen, aber eben auch beachtet. Flyer aufhängen gehört dazu.» Ebenso das Nachfragen bei Polizei und Strassenunterhalt. Was man sich hingegen ersparen könne, sei die Anfrage bei Tierheimen. Denn diese müssen Funde auf Internetseiten melden, etwa bei tierdatenbank.ch oder www.stmz.ch. «Meine Katzen sind meine Kinder.» Die Katzendetektivin Sonia Casanova mit Oli, einer ihrer vier BritishShorthair-Katzen. Foto: Andreas Krebs Da s Tier g ena u beschreiben Es sei äusserst wichtig, im Inserat die Katze gut zu beschreiben, erklärt die Katzendetektivin weiter. Die Katzendetektivin rät, die Katze im Internet gut zu beschreiben. «Die Kinder sind traurig und mein Mann kann nicht mehr schlafen», sind keine sinnvollen Informationen. Wenn sie weisse Pfötli hat, dann ist es keine schwarze Katze, sondern eine schwarze Katze mit weissen Pfötchen!» Trägt die Katze ein Halsband? Wenn ja, welche Farbe hat es? Ist eine Aufschrift drauf, ein Name vielleicht? © Katzen Magazin 1/13 35 Die Katzendetektivin Sind die Ohren tätowiert? Ist die Katze gechippt? Wenn ja, unbedingt Chipnummer angeben – «das alles hilft bei der Suche». Neben den Flyern und dem Inserieren solle man an dem Ort, wo die Katze zuletzt gesehen wurde, Futter hinstellen, aber nur in der Nacht. Sie empfiehlt Thunfisch, weil dieser stark riecht. Dann müsse man natürlich auch überwachen, wer da fressen kommt. Es können ja auch andere Tiere sein. Allenfalls macht es auch Sinn, Fallen zum Einfangen des Tieres aufzustellen. „Meine Ka tz en sind meine Kinder“ Ihr selber ist nie eine Katze entwischt. «Ich würde im Roten drehen. Ich könnte nicht mehr schlafen», sagt die Katzenfreundin. Deshalb hat sie reine Wohnungskatzen. Vier British-Shorthair; «meine Kinder». Shiva ist mit zwölf Jahren die Älteste. Oli von Darjeeling, ein orangefarbener Kater von sieben Jahren, ist der Chef der Gruppe. «Oli ist eine wahnsinnig liebe Katze. Und ein ganz Schöner für ein Foto», sagt Casanova und streichelt den Kater stolz. Sugar ist ebenfalls eine sehr schöne Katze, blau-creme. Aber sehr scheu. Selbst von Frauchen lässt sie sich nur selten streicheln. Das Nesthäckchen im Bunde ist Humphrey, ein anderthalbjähriger schwarzer Kater. «Er hat lauter Flausen im Kopf», sagt Casanova über ihn. Er sei ein «Lusbueb», ein frecher Kerl. Der den anderen auf den Kopf springe, wenn er spielen wolle, selbst wenn diese schlafen. Den vier Katzen steht neben der Wohnung ein 32 Quadratmeter grosses Atrium (ein Atrium ist ein rechteckiger Innenraum in der Mitte eines Wohnzentrums, von dem aus die umliegenden Räume zugänglich sind) zur Verfügung. Sie fühlen sich sichtlich wohl. Wieso aber gerade British Kurzhaar? «Das sind für mich einfach die schönsten Katzen», antwortet Casanova. Der runde Kopf, die bullige Gestalt, die schönen orangefarbigen Augen, das gefällt ihr besonders gut an dieser Rasse. Casanova liebt aber alle Katzen. Das war schon als Kind so. «Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere. Es ist einfach so», sagt sie. Ihre Arbeit als Katzendetektivin macht Casanova in Fronarbeit. Den Internetanschluss und die Telefonate bezahlt sie aus dem eigenen Portemonnaie, gut 150 Franken im Monat. «Freunde von mir sagen immer, ich solle mal etwas verlangen. Aber das kann ich nicht, weil ich mich ja ungefragt einschalte.» Trotzdem fände sie es natürlich schön, wenn sich jemand auch erkenntlich zeigte. Als sie dies mal einer Frau gesagt habe, fand diese: «Frechheit! Ich habe ja nicht mein Portemonnaie verloren…». Da verschlägt es selbst Casanova, die sonst nicht auf den Mund gefallen ist, die Sprache. «Die Leute haben den Anstand verloren. Manchmal erstaunt es mich nicht, dass die Katzen davonlaufen.» Ab und zu vergeht ihr die Arbeit als Katzendetektivin, sagt sie. Sie verhelfe den Leuten zu ihrem Büsi, und dann sei das nicht einmal einen Unkostenbeitrag von zehn Franken wert. «Ich spüre wenig Dankbarkeit. Das stört mich.» Das sei früher noch anders gewesen. Man merke die Wirtschaftskrise, meint Casanova. «Heute scheint meine Hilfe für viele selbstverständlich zu sein.» Das ist aber nicht der einzige Frust: Momentan sind bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale 2200 vermisste Katzen registriert und 793 gefundene – «und nichts passt»! Ein Grund dafür sei, dass Inserate oft nicht gelöscht würden, wenn Katzen gefunden werden. «Das verstehe ich nicht.» Doch trotz all der Unbill macht Casanova weiter. Sie durchforstet täglich stundenlang das Internet, schaut sich die Inserate an, vergleicht sie akribisch. Was motiviert sie dazu? «Die Katzen», kommt sofort die Antwort. «Mir tun all die Büsi leid, die kein Zuhause mehr haben.» „Ka tz en k önnen nich t f lieg en“ Fotos: fotoli a.de Immer wieder lese sie in den Inseraten Sachen wie: «Vom sechsten Stock gefallen • Grau-Weiss • Langhaar • Wohnungskatze.» Casanova schüttelt den Kopf und sagt: «Die Leute meinen, Katzen können fliegen und landen immer auf allen Vie36 © Katzen Magazin 1/13 ren. Aber Stürze von nichtgesicherten Balkonen sind nicht immer harmlos.» Deshalb müssten Balkone unbedingt gesichert werden. Sonia Casanova findet ausserdem, dass jede Katze gechippt werden sollte. «Freigänger sowieso, ebenso schwarze und graue Katzen, von denen es viele gibt und die oft nur schwer auseinanderzuhalten respektive genau zu beschreiben sind. So könnte viel Leid vermieden werden.» Der Chip sei eine gute Hilfe, dass gefundene Tiere vermittelt werden können. Aber leider seien viele Katzen immer noch nicht gechippt. «Für Hunde ist der Chip obligatorisch. Es ist zu hoffen, dass der Chip bald auch für Katzen, insbesondere für Freigänger, vorgeschrieben wird», sagt Casanova. Aber das Durchzusetzen sei schwierig, solange beispielsweise Landwirte ihre Katzen nicht einmal kastrieren lassen. «Kastration ist das A und O», betont die Katzenfreundin. Vorher solle man eine Katze keinesfalls aus dem Haus lassen; am besten erst nach dem ersten Lebensjahr. «Mir gibt es einen, wenn ich lese, dass eine viermonatige Katze entlaufen ist. Mit vier Monaten rausgelassen! Sorry, aber...!» Casanova kann sich furchtbar aufregen, wenn es um das Wohl ihrer geliebten Katzen geht. «Ein junges Büsi rennt nun mal jedem Blatt hinterher, auch auf die Strasse!» Wenn die Katze älter, kastriert und ans Haus gewöhnt sei, dann bleibe sie in aller Regel auch in der Nähe. Ein weiteres trauriges Kapitel seien die zahllosen Gratisinserate im Internet. «Eine Katastrophe, was da angeboten wird an Katzen, und das gratis!» Was gratis sei, das sei nichts wert, das gelte leider auch für Tiere, so Casanova. «Man darf keine Katze gratis übernehmen! Eine Katze muss entwurmt und geimpft sein. Eine Katze, die nicht geimpft ist und dann womöglich lebenslang an chronischem Schnupfen und tränenden Augen leidet: das ist eine Qual für das Tier.» Manchmal schreibt die Katzendetektivin den Inserenten ihre Meinung: «Wieso ist die Katze nicht geimpft? Impfen und entwurmen Sie die Katze und verlangen Sie etwas dafür!», schreibt sie dann. «Ich mache mich ab und zu unbeliebt», ist sie sich bewusst. «Aber wirklich wahr, ein Tier ist doch kein Wegwerfartikel!» Buchtipp: Sonia C. Casanova: «Katze gesucht, Katze gefunden?» ISBN 978-3-033-02487-8 • 19,50 Franken „Ma n trägt Vera ntwortung f ürs Tier“ Für viele Katzenbesitzer sei es offenbar nicht so schlimm, wenn die Katze verschwinde. «Holen wir halt eine neue», laute die Devise allzu oft. Casanova verurteilt eine solche Haltung. «Man trägt Verantwortung für das Tier. Katzen können zwanzig Jahre alt werden. Dessen muss man sich von Anfang an bewusst sein.» Ausserdem gibt sie zu bedenken, dass, wenn eine Katze angefahren wird, sie sich vielleicht noch in ein Gebüsch zurückziehen kann, wo sie dann «elendiglich verreckt». Oder vom Fuchs geholt werde, weil sie sich nicht mehr wehren kann. «Dann findet man die Katzen natürlich nie mehr.» «Den Leuten ist nicht bewusst, was es kosten kann, wenn ein Büsi verunglückt», fährt sie fort. Eine allfällige Operation könne mehrere Tausend Franken kosten. Ganz schlimm sei, dass vom Tierspital gemeldete Katzen oft nicht abgeholt würden. «Weil die Besitzer die Kosten scheuen, holen sich viele lieber eine neue Katze. Das ist ein ganz trauriges Thema. Es ist zum Davonlaufen.» Aus all diesen Gründen sei sie absolut gegen Freigänger, so Casanova. Der Verkehr sei nun mal unwahrscheinlich gewachsen. «Mir geht jede Katze nahe, die auf der Strasse stirbt. Jede ist eine zu viel.» VERANTWORTUNG IST UNSERE NATUR HUND KATZE Vet-Concept bietet hochwertigste Futtermittel für Hunde und Katzen. Unsere Produktpalette orientiert sich individuell an Rasse, Alter und Aktivität des Tieres. Zudem bieten wir Lösungen für multipel erkrankte und allergische Tiere. Für weitere Informationen fragen Sie bitte Ihren Tierarzt oder wenden sich direkt an uns. Alleinvertrieb Schweiz & Fürstentum Liechtenstein: Sandweg 52 · CH-4123 Allschwil Tel. +41 61 307 90 00 Fax +41 61 307 90 09 E-Mail [email protected] www.eisenhut-vet.ch © Katzen Magazin 1/13 37