22. Juni 2007 eine

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22. Juni 2007 eine
ITUC INTERNATIONAL TRADE UNION CONFEDERATION CSI CONFÉDÉRATION SYNDICALE INTERNATIONALE
CSI CONFEDERACIÓN SINDICAL INTERNACIONAL IGB INTERNATIONALER GEWERKSCHAFTSBUND
Bd du Roi Albert II 5, Bte 1, B – 1210 Bruxelles Belgique
Tel. +32 (0) 2224 0211 Fax +32 (0) 2201 5815 E-Mail [email protected] http://www.ituc-csi.org
SHARAN BURROW
PRESIDENT
PRÉSIDENTE
PRÄSIDENTIN
PRESIDENTA
GUY RYDER
GENERAL SECRETARY
SECRÉTAIRE GÉNÉRAL
GENERALSEKRETÄR
SECRETARIO GENERAL
In der Antwort bitte Bezug nehmen
auf Rundschreiben Nr. 34 (2007)
An alle Mitgliedsorganisationen
An alle Globalen Gewerkschaftsföderationen
Zur Information:
An alle Vorstandsmitglieder
COM-CAM/TN/FLT
12. Juli 2007
Kampagne für PlayFair bei den Olympischen Spielen 2008
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
der IGB-Vorstand hat auf seiner Tagung vom 20. - 22. Juni 2007 eine Entschließung angenommen, die dem vorliegenden Schreiben als Anlage beigefügt ist und die alle IGBMitglieder auffordert, die Kampagne PlayFair 2008 zu unterstützen und sich dafür einzusetzen, dass die Rechte der Arbeitnehmer bei der Produktion von MerchandisingProdukten für die Olympischen Spiele beachtet werden. Die Kampagne PlayFair 2008 wird
vom IGB gemeinsam mit der Internationalen Textil-, Kleidungs- und Lederarbeitervereinigung und den Initiatoren der Kampagne für Saubere Kleidung durchgeführt.
Seit 2003 fordert die internationale Gewerkschaftsbewegung – damals im Hinblick auf die
bevorstehenden Olympischen Spiele in Athen – im Rahmen der PlayFair-Kampagne vom
Internationalen Olympische Komitee (IOC) folgende Maßnahmen:
-
Verantwortung für die Beachtung von Arbeitnehmerrechten bei der Herstellung von
Produkten, die unter der Lizenz des IOC hergestellt werden;
-
Durchsetzung der gleichen Normen und Vorgaben für Produkte, die in Lizenz für Nationale Olympische Komitees und für Organisationskomitees der Olympischen Spiele
hergestellt werden;
-
beispielhaftes Verhalten für die gesamte Branche des Sportmerchandising; und
-
Zusammenarbeit mit den PlayFair-Organisationen sowie gemeinsame Entwicklung und
Umsetzung eines Arbeitsprogramms in die Praxis.
Zwar hat sich das IOC als Ergebnis der Kampagne im Vorfeld der Olympischen Spiele von
Athen mit den PlayFair-Organisationen getroffen, die Gespräche endeten jedoch 2005 mit
der Weigerung des IOC, den PlayFair-Vorschlägen zuzustimmen.
Am 11. Juni dieses Jahres wurde der PlayFair-Bericht „Keine Arbeitnehmerrechtsmedaille
für Olympia” veröffentlicht; die internationalen Medien berichteten ausführlich darüber.
Dieser Bericht (siehe Anlage) beschreibt mehrere Verletzungen von Arbeitnehmerrechten
in vier chinesischen Fabriken, in denen in Lizenz Fanartikel für die Olympischen Spiele in
Beijing hergestellt werden. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Missstände:
-2-
Rundschreiben Nr. 34 (2007)
-
Arbeitnehmer werden gezwungen, 7 Tage in der Woche täglich 12 Stunden und länger
für deutlich weniger als den gesetzlichen Mindestlohn zu arbeiten;
-
Kinderarbeit in mindestens einer der Fabriken;
-
gefährliche und ungesunde Arbeitsbedingungen; und
-
repressives Vorgehen der Betriebsleitungen, dazu gehört zum Beispiel die Bestrafung
von Beschäftigten bei geringfügigen Verstößen gegen unsinnig strenge betriebliche
Vorschriften.
Ähnliche Verstöße sind bei der Produktion von Sportmerchandising-Artikeln in anderen
Fabriken in China und einer Reihe anderer Länder bekannt. Der Verkauf von Fanartikeln
in Verbindung mit den Olympischen Spielen von Beijing dürfte für die Veranstalter einen
Gewinn in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar bringen.
Der Bericht steht auf der IGB-Website:
http://www.ituc-csi.org/spip.php?rubrique155&lang=de oder auf der Kampagnen-Website
http://www.playfair2008.org/ zum Herunterladen bereit.
Hier findet ihr auch Hintergrundinformationen zur PlayFair-Kampagne und Einzelheiten
zu unseren Vorschlägen, die wir dem IOC unterbreitet haben.
Einige Tage vor der Veröffentlichung des Berichts wurde ein Exemplar an das IOC gesendet mit der Bitte um einen Termin für ein Gespräch über unsere Vorschläge. In ihrer Antwort hat das IOC nicht auf diese Bitte reagiert und ist auch nicht auf die von uns vorgelegten Vorschläge eingegangen. In einem zweiten Schreiben vom 20. Juni hat das IOC die
Verletzung von Arbeitnehmerrechten bei der Produktion von Merchandisingartikeln für die
Olympischen Spiele bestätigt und angeboten, die PlayFair-Organisationen zu einem Treffen mit „unterschiedlichen Interessengruppen“ einzuladen. In unserer Antwort an das IOC
haben wir unseren Wunsch nach direkten Gesprächen zwischen dem IOC und den PlayFair-Organisationen über unsere Vorschläge wiederholt. Bisher hat das IOC auf dieses
Schreiben nicht geantwortet.
Vor diesem Hintergrund fordert die Entschließung des Vorstands deshalb alle IGBMitglieder auf, die Kampagne mit eigenen Maßnahmen zu unterstützen. In erster Linie sollen sich eure Organisationen zum gegenwärtigen Zeitpunkt an das Nationale Olympische
Komitee im eigenen Land wenden. Wenn es mehr als ein IGB-Mitglied im Land gibt, halten wir es für sinnvoll, diesen Schritt gemeinsam zu unternehmen und dabei auch die Mitglieder der ITBLAV einzubinden. Wenn es in eurem Land eine Mitgliedsorganisation der
Kampagne für Saubere Kleidung gibt, schlagen wir vor, dass ihr auch zu dieser Gruppe
Kontakt aufnehmt. Eine Liste der einschlägigen Organisationen findet ihr unter
www.itglwf.org und www.cleanclothes.org.
Bei der Kontaktaufnahme mit dem Nationalen Olympischen Komitee (NOC) solltet ihr das
NOC auffordern, sich an das IOC zu wenden und dort zu verdeutlichen, dass die PlayFairVorschläge unterstützt werden und dass das IOC dieses Thema innerhalb seiner Entscheidungsgremien zur Sprache bringen soll, damit entsprechende Vorschläge für die Herstellung von Lizenzprodukten für das NOC angenommen und umgesetzt werden. Wir führen
Gespräche mit Mitgliedern in Ländern, die die nächsten Olympischen Sommer- und Winterspiele ausrichten, über die Umsetzung der PlayFair-Vorschläge und über Arbeitnehmerrechte in Unternehmen, die mit der Vorbereitung und Durchführung der Spiele beauftragt
werden. Wir empfehlen euch deshalb, dass ihr eurer Korrespondenz mit dem NOC in eu-
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Rundschreiben Nr. 34 (2007)
rem Land ein Exemplar des „Keine Arbeitnehmerrechtsmedaille“-Berichts beifügt, euch
um einen Gesprächstermin bemüht und auch versucht, die Medien für eure Kontakte mit
dem NOC zu interessieren.
Weitere Informationen einschließlich detaillierter Vorschläge für weitere Aktionen der
Mitglieder zur Unterstützung der Kampagne sind in Vorbereitung und werden euch zugesandt, sobald sie zur Verfügung stehen. Aktuelle Nachrichten über die Kampagne könnt ihr
auf den IGB- und PlayFair 2008-Websites verfolgen, und wir fordern alle Mitglieder auf,
sich in die Liste der Organisationen einzutragen, die die Kampagne unterstützen (auf der
PlayFair 2008-Website).
Laufende Informationen über alle Maßnahmen eurer Organisation gegenüber eurem landeseigenen NOC sowie über alle anderen beabsichtigten Aktionen zur Unterstützung der
Kampagne würden wir sehr begrüßen. Weitere Informationen erhaltet ihr bei
[email protected] oder [email protected].
Danke im Voraus für eure Unterstützung und Hilfe bei dieser wichtigen Kampagne.
Mit freundlichen Grüßen
Generalsekretär
Anlagen: 2
Anlage - Rundschreiben Nr. 34(2007)
Kampagne PlayFair 2008: Musterbrief an die nationalen
Olympischen Komitees
[Anrede]
Die Arbeitnehmerrechte bei der Herstellung von Merchandising-Produkten für die
Olympischen Spiele
Wir richten dieses Schreiben an Sie, um Ihre Unterstützung für die Vorschläge der
Kampagne PlayFair 2008 zu erhalten. Diese Kampagne soll sicherstellen, dass die Grundrechte der im Bereich Sport-Merchandising und vor allem in der Erzeugung von Lizenzartikeln für die Olympischen Spiele beschäftigten Arbeiter gewahrt werden. Bei den Olympischen Spielen von Peking werden Einnahmen in Höhe von mehreren hundert Millionen US
Dollar für Olympia-Lizenzprodukte erwartet, aber die Herstellung dieser Produkte erfolgt
unter Bedingungen, zu denen schwerwiegende Verletzungen von international anerkannten
Arbeitnehmerrechten und die massive Ausbeutung von Arbeitnehmern gehören. Diese
Ausbeutung ist nicht nur auf die Olympischen Spiele 2008.beschränkt. Sie ist gut dokumentierter Bestandteil der Sport-Merchandising-Industrie, wie die PlayFair-Organisationen
seit 2003 in ihren Mitteilungen an das Internationale Olympische Komitee gezeigt haben.
Beiliegend zu Ihrer Information eine Kopie des Berichts der Organisationen von
PlayFair 2008. Er liefert Einzelheiten über Verletzungen der Arbeitnehmergrundrechte in
vier Fabriken in China, die in Lizenz Produkte für die Olympischen Spiele von Peking
herstellen. Laut diesem Bericht werden die Arbeiter unter den drakonischen ManagementSystemen gezwungen, sieben Tage pro Woche 12 Stunden und länger unter gefährlichen
Bedingungen für die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns zu arbeiten. Auch Kinderarbeit
ist laut Bericht in mindestens einer der Fabriken dokumentiert. Es muss darauf hingewiesen werden, dass diese arbeitsrechtlichen Verletzungen keinesfalls auf die Produktion der
vier in dem Bericht genannten Fabriken für die Olympischen Spiele beschränkt und auch
nicht auf die Olympia-Produktion in China generell beschränkt sind. Verstöße dieser Art
sind in der Produktion von Sport-Merchandising-Artikeln gang und gäbe, und die Olympische Bewegung hat mit ihrer erklärten Selbstverpflichtung gegenüber Ethik und Fairplay
sowohl die Autorität als auch die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Grundrechte
der Arbeitnehmer in der olympischen Produktion gesichert sind und dies im weiteren Sinn
im Sportartikelsektor zu fördern.
Unsere Organisation(en) ist/sind Mitglied(er) des Internationalen Gewerkschaftsbundes, eine der Organisationen von PlayFair 2008 (bitte gegebenenfalls auch auf die
ITBLAV-Mitgliedsorganisationen und die Mitglieder der Kampagne für Saubere Kleidung
hinweisen). Wir unterstützen die im beiliegenden Bericht genannten Ziele von PlayFair
2008 vollinhaltlich und suchen die Unterstützung des Nationalen Olympischen Komitees
von [Name des Landes] sowohl in Bezug auf die Produktion von Artikeln, die in Lizenz
des NOK hergestellt werden, als auch auf die Vorschläge, die PlayFair 2008 dem IOC unterbreitet hat. Das IOC hat zwar die Existenz des Problems bestätigt und vorgeschlagen,
die PlayFair 2008-Organisations sollten mit „verschiedenen Beteiligten” zusammentreffen,
ist aber weder auf die ihm vorgelegten eigentlichen Vorschläge eingegangen noch hat es
sich bereit erklärt, diese spezifischen Punkte mit den PlayFair-Organisations zu besprechen.
Wir möchten Sie daher um ein Treffen zu einem möglichst raschen Termin bitten,
um Ihre Unterstützung in Verbindung mit dem IOC zu erwirken und gemeinsam mit Ihnen
Anlage - Rundschreiben Nr. 34(2007)
an der Entwicklung und Umsetzung äquivalenter Vorschläge für Werbeartikel zu arbeiten,
die in Lizenz für das Nationale Olympische Komitee von [Name des Landes] hergestellt
werden.
Es sollte der gesamten Olympischen Bewegung ein großes Anliegen sein, dass international vereinbarte grundlegende Arbeitnehmerrechte bei der Herstellung von Lizenzprodukten für die Olympischen Spiele nicht so massiv und systematisch verletzt werden,
was sich negativ auf das Olympia-Image auswirkt. Wir sind bereit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, um diese Missstände zu beseitigen und freuen uns auf eine positive Antwort
Ihrerseits auf unsere Bitte nach einem Zusammentreffen, um zu besprechen, wie wir gemeinsam vorgehen könnten, um die im beiliegenden Bericht genannten Vorschläge zu
entwickeln und umzusetzen.
[Grußformel]
INTERNATIONALER GEWERKSCHAFTSBUND
VORSTAND
Brüssel, 20. – 22. Juni 2007
ENTSCHLIESSUNG ÜBER ARBEITNEHMERRECHTE BEI DER
HERSTELLUNG VON LIZENZPRODUKTEN FÜR DIE OLYMPISCHEN
SPIELE UND IN DER GLOBALEN SPORTARTIKEL- UND
SPORTVERANSTALTUNGSINDUSTRIE
Der vom 20. – 22. Juni 2007 zu seiner 2. Sitzung in Brüssel versammelte Vorstand des IGB
NIMMT
die weit verbreiteten und anhaltenden Verletzungen grundlegender Arbeitnehmerrechte in der Sportartikelindustrie weltweit und
vor allem bei den Lieferanten von Lizenzprodukten für die Olympischen Spiele ZUR KENNTNIS;
ERINNERT
daran, dass der IGB und seine Partner in der PlayFair-Kampagne
(ITBLAV und die Kampagne für saubere Kleidung) das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die internationale Gemeinschaft seit 2003 wiederholt auf diese Rechtsverletzungen aufmerksam gemacht haben, wie erst kürzlich wieder mit dem im
Juni 2007 veröffentlichten Bericht "Keine Medaille für Olympia",
der in den internationalen Medien große Beachtung fand;
BEDAUERT
die Weigerung des IOC, einen konstruktiven Dialog mit dem IGB
und seinen PlayFair-Kampagnenpartnern über deren Vorschläge
zu beginnen;
NIMMT
die Einladung des IOC vom 20. Juni zu einem Treffen und einer
Diskussion mit den PlayFair-Organisationen ZUR KENNTNIS;
FORDERT
das IOC AUF, Verantwortung zu übernehmen und für die Achtung der Arbeitnehmerrechte auf allen Ebenen der Herstellung
von Olympiaprodukten und bei anderen mit Olympia zusammenhängenden Tätigkeiten zu sorgen, u.a. durch diesbezügliche Bedingungen in Lizenzverträgen und die Einführung eines Beschwerde- und Korrekturverfahrens; und seine Autorität als
höchstes Sportgremium der Welt geltend zu machen, um die Achtung der Arbeitnehmerrechte in der Sportartikel- und Sportveranstaltungsindustrie zu fördern, wie etwa durch die Aufnahme
eines entsprechenden Verweises in die Olympische Charta;
BITTET
alle Mitgliedsorganisationen EINDRINGLICH, die PlayFairKampagne uneingeschränkt zu unterstützen, durch eine maximale Beteiligung der Gewerkschaftsmitglieder an der Kampagne, die
Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Vertretung der Kampagnenziele gegenüber Nationalen Olympischen Komitees, Sportministerien sowie anderen relevanten Regierungseinrichtungen
und Sportgremien.
GC/CamCom/SN – 25. Juni 2007
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