Abstracts KuK 2011 - EPB Blogs

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Abstracts KuK 2011 - EPB Blogs
Baratella, Nils M.A. (geb. 1973), Doktorand der Philosophie bei Prof. Dr. Gunter Gebauer
und Prof. Dr. Thomas Alkemeyer seit 2009, Stipendiat des Graduierten-Kollegs
„Selbstbildungen. Praktiken der Subjektivierung“ an der Carl-von-Ossietzky-Universität
Oldenburg. Lehraufträge am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin seit 2009.
Arbeitsschwerpunkte: Sportphilosophie, Subjekttheorien, Philosophie des Körpers,
Phänomenologie, Praxistheorien. Adresse: Nils Baratella, Scharnweberstrasse 2, 10247
Berlin. Tel.: 01577/4631190. E-Mail: [email protected]
Abstract „Das Menschenbild des Boxens. Eine subjektphilosophische
Betrachtung“
Mein Vortrag geht von der Prämisse aus, dass das Feld des Sports ein besonderer
Ort körperbezogener Subjektivierung ist. Ich untersuche das Boxen, als eine
Sportart, die eine außerordentliche Zeigekraft besitzt. Das Boxen ist eine öffentliche
Aufführung die erschreckt, aber auch fasziniert, weil es in ihr um einen Kampf geht,
einen regelgeleiteten und ästhetisierten Kampf zwar, aber eben doch um einen
Kampf. In kaum einer anderen Aufführungsform wird in unserem Kulturkreis ein
Kampf an der Grenze zur Gewalt so prominent auf eine Bühne gebracht. Der Boxring
ist ein Ausnahmeraum unserer Kultur. Im Boxsport geht es um eine eigenartige
Ambivalenz: einerseits wird im Boxen die Aggression entfesselt, gleichzeitig
begrenzt. Durch diese ambivalente Ausnahmesituation, die im Boxsport offensichtlich
konstitutiv ist, kommt dieser Sportart eine Grenzposition zu: eine Grenze, die zeigt,
wie Aggression zugelassen werden kann, um noch akzeptabel zu sein. Diese Grenze
ist bedeutsam nicht nur für die Konstitution von Gesellschaft, sondern auch für
Formen und Praktiken der Subjektivierung des Einzelnen. Subjektivierung ist immer
auch ein konfliktuelles Geschehen, es geht in ihr immer auch um
Positionsbestimmungen und Selbstentfaltungen von Einzelnen und Gruppen, um
Unterwerfung und Selbstbehauptung. Schon auf der Ebene der eigenen
Körperlichkeit, wie dem Verhältnis zur Körperlichkeit des Anderen spielen sich diese
kleinen Kämpfe ab.
Im Boxen wird eine ethische Vorstellung geschaffen, die über das Feld des Sports
hinaus ausstrahlt. Für die allerdings, die sich dem Sport als Aktive widmen, geht es in
ihm neben dem meist unerlösten Versprechen auf das große Geld, auch um einen
spezifischen Habitus, der ein eigenes Ethos im Sinne Foucaults beinhaltet. In ihm
spielen Begriffe wie Kampf, Arbeit an sich selbst und Selbstbeherrschung eine
wichtige Rolle. Ethische Wert- und Normvorstellungen gehen in den
subjektivierenden Praxen des Sports in die Körper der Akteure über und werden so
wirksam. Damit bekommen sie auch unmittelbar Bedeutung für Verhältnisse, die das
Selbstverständnis der Einzelnen bestimmen, aber auf ihnen übergeordnete
Komplexe zielen.
Das Boxen dient als privilegierte Metapher, das soziale und menschliche Leben
schlechthin als Zweikampf zu versinnbildlichen. In der Gegenwart, in der soziale
Zusammenhänge in ihrer Komplexität und Genese kaum mehr in ihrer Gänze der
direkten Wahrnehmung des Einzelnen zugänglich sind, sie aber – dennoch und
vielleicht gerade deswegen – als bedrohlich empfunden werden, wird der (direkte
körperliche) Kampf zweier Gegner oftmals als Ideal einfacher ursprünglicher
Verhältnisse wahrgenommen. Oberflächlich betrachtet mag sich diese Interpretation
anbieten. Die Gesamtinszenierung des Boxens mit den Körpern der Boxer im
ausgeleuchteten Ring, dem einfachen, aber strengen Regelwerk und der
Beschränkung auf bestimmte Bewegungsabläufe verweist jedoch darauf, dass hier
mehr als nur ein sportlicher Wettkampf stattfindet: In der asketischen Vorbereitung
der Kämpfer, ihrer Selbstbeherrschung und in dem sportlichen Verhältnis zur Gewalt,
entsteht ein ethisches Bewusstsein der formenden Arbeit an sich selbst und
hinsichtlich des Umgangs mit dem Anderen. Der Boxsport und die in ihm vermittelten
Werte und Lebensweisen basieren auf einem Menschenbild, welches das soziale
Leben als Verbindung von Kraft, Arbeit, Technik und Kampf rationalisiert. So treffen
im Boxsport disziplinierende und selbstverfügende Formen der Subjektivierung
aufeinander.
Forschungsprojekte, Arbeitsweise und Weiterentwicklung in den
Zweikampfsportarten am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft
Dirk Büsch, Hans-Dieter Heinisch & Jens Bussweiler
Institut für Angewandte Trainingswissenschaft Leipzig
Seit der Gründung des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig
(IAT) 1991/1992 und zuvor am Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport (FKS)
seit 1969 ist die Forschung in den der olympischen Zweikampfsportarten ein wichtiger Bestandteil des Instituts und ein bewährter und erfolgreicher Aspekt in der
wissenschaftlichen Unterstützung des Leistungssports in den Spitzenverbänden.
Während die Zusammenarbeit mit den Spitzenverbänden, zurzeit mit dem Deutschen Boxsport-Verband, dem Deutschen Judo-Bund und dem Deutscher
Ringerbund, über Kooperationsvereinbarungen organisiert ist, werden die mit dem
Spitzenverband abgestimmten Forschungsprojekte und nach einer Begutachtung
im Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) bestätigten Projekte innerhalb eines
Olympiazyklus durchgeführt. Die Forschungsprojekte sind auf der Grundlage der
prozessbegleitenden Trainings- und Wettkampfforschung konzipiert und vereinen
Anwendungs- und Evaluationsforschung. Die Forschungsergebnisse werden sowohl formativ als auch summativ in den Trainingsprozess integriert und tragen damit zur Leistungsentwicklung der Sportler(innen) bei.
Im Rahmen des Vortrages sollen die aktuellen Forschungsprojekte aus den Fachgruppen Boxen, Judo und Ringen sowie das kooperative Trainer-Berater-System
vorgestellt werden, mit dem letztendlich eine sportartspezifische und anwendungsorientierte wissenschaftliche Handlungsempfehlung sichergestellt werden soll. Aufgrund der Erwartung, wissenschaftliche Handlungsempfehlungen in allen olympischen Zweikampfsportarten zur Verfügung stellen zu können, werden die Entwicklungsoptionen und aktuellen Grenzen in der Arbeits- und Organisationsstruktur des
IAT aufgezeigt.
Taijiquan bei Multipler Sklerose – eine explorative Studie
J Burschka, P Kuhn, P Oschmann, U Menge
Universität Bayreuth Institut für Sportwissenschaft,
Klinikum Bayreuth GmbH Neurologische Klinik
Hintergrund Die Multiple Sklerose ist eine unheilbare neurologische Erkrankung in
deren Verlauf eine Reihe von kognitiven, körperlichen und psychosozialen Problemen auftreten kann. Während MS Patienten früher von sportlicher Aktivität abgeraten wurde, erfährt die körperliche Bewegung heute immer mehr Beachtung und
Anerkennung als ein essentieller Teil von Prävention, Therapie und Rehabilitation.
Ein gewisses Maß an körperlicher Aktivität ist notwendig, um diejenigen Defizite
auszugleichen, die sowohl aus der Krankheit selbst, als auch aus der körperlichen
Inaktivität vieler MS-Patienten resultieren können. Die wissenschaftliche Basis für
eine geeignete Auswahl von Trainingsmethoden und Trainingssteuerung muss
noch geschaffen werden. Als Bewegungstherapie bei MS könnte sich das Taijiquan
eignen, da die Bewegungen im Taijiquan langsam und kontrolliert ausgeführt werden und das Üben die Koordinationsfähigkeit und die kognitiven Fähigkeiten in hohem Maße beansprucht.
Forschungsfrage Wie wirkt sich das Üben von Taijiquan auf die körperliche und
kognitive Leistungsfähigkeit, die Fatigue-Symptomatik und die subjektive Lebensqualität von MS Patienten aus?
Methodik Der Studie liegt ein 2x3-faktorieller Untersuchungsplan im CrossoverDesign zugrunde, mit dem 2fach abgestuften Faktor Intervention (Taijiquan, Warten) und dem 3fach abgestuften Messwiederholungsfaktor Zeit. Die Dauer der Intervention beträgt jeweils 6 Monate. Die Erfassung der Effektivitätsparameter erfolgt vor Studienbeginn, nach 6 Monaten und nach 12 Monaten.
Die Effektivitätsparameter decken die Bereiche Motorik, Kognition und Psyche ab.
Es werden folgende Variablen erhoben: Multiple Sklerosis Functional Composite
(MSFC), 12 Minuten Gehtest (12MW), Gleichgewichtstest (GGT), Koordinationstest
(BKT-Kur), Brief repeatable battery of neurophysiological tests (BRB-N), Fragebögen bzgl. Depression, Fatigue, Körperbild, Lebenszufriedenheit, Schlaf (ADS,
WEIMuS, FKB, FLZ, SF).
Auswertung Die Daten werden mit dem Statistikprogramm SPSS, Version 18, für
Windows ausgewertet. Zur Prüfung auf Unterschiede zwischen den Gruppen A und
B innerhalb der Phase 1 wird eine 2faktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung (3stufig) und eventuell post-hoc Tests zur Lokalisation der Unterschiede berechnet. Die Veränderungen innerhalb der Gruppen in Phase 2 werden aufgrund
der fehlenden Kontrollgruppe rein deskriptiv ausgewertet.
dvs Band ??? © Edition Czwalina
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Trainings- und Leistungsdatendokumentation in den Zweikampfsportarten
Jens Bussweiler, Hans-Dieter Heinisch & Dirk Büsch
Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, Leipzig
Derzeit existiert in keinem Verband der olympischen Zweikampfsportarten (ZKS)
eine zufriedenstellende Trainings- und Leistungsdatendokumentation (TLDD), obwohl Bundestrainer und Sportdirektoren, aber auch Vereins- und Landestrainer an
datenbankbasierten Lösungen sehr interessiert sind. Offenbar stellt der Konflikt
zwischen trainingswissenschaftlichen Ansprüchen/Anforderungen und praktikablen
Lösungen mit vertretbarem Aufwand für Trainer und Sportler ein zentrales Hindernis für eine umfassende Einführung einer TLDD dar. Die objektive Erfassung von
technisch-taktischen Faktoren sowie von Belastungen/Beanspruchungen und deren
Wechselwirkungen gestaltet sich schwierig. Die notwendige Objektivität und Zuverlässigkeit der eingegebenen Daten, z. B. für eine langfristige Trainingssteuerung
können kaum gewährleistet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine einheitliche Terminologie innerhalb der Zweikampfsportarten gibt. Gegenwärtige Lösungen sind vorrangig trainingsmethodisch kategorisiert und werden nicht konsequent bundeseinheitlich umgesetzt.
Im Vortrag werden beispielhaft vorhandene Trainings- und Leistungsdatendokumentationen in den ZKS dargestellt und Probleme bei der Umsetzung im Trainingsalltag aufgezeigt. Anschließend sollen aktuelle Ansätze der Unterstützung
durch sportwissenschaftliche Forschungseinrichtungen vorgestellt und diskutiert
werden.
Abstract zum Hochschul-Symposium „Kampfkunst und Kampfsport“
6. - 7. April 2011, Bayreuth
Veränderung von Gewaltbereitschaft, Selbstbewusstsein und
Empathiefähigkeit von Kindern durch Karatetraining
Cornelia Rieder, Sandra Kaltner, Katharina Dahmen-Zimmer &
Petra Jansen
Institut für Sportwissenschaft, Universität Regensburg
Zentrale Fragestellung und Hypothesen
In der vorliegenden Studie sollte der Effekt von DKV-Karate untersucht werden. Da
im DKV-Karate Selbstkontrolle, Konfliktvermeidung und Vorsicht im Kontakt mit
dem Partner wichtige Lernziele darstellen wird eine positive Entwicklung von
Gewaltbereitschaft, Selbstbewusstsein und Empathiefähigkeit im Verlauf des
Trainingszeitraumes erwartet.
Theoretische Bezugspunkte
Die Frage nach den Auswirkungen von Kampfsporttraining auf das Erleben und
Verhalten im Allgemeinen und Aggressivität und Gewaltbereitschaft im Speziellen
wird in der bisherigen Forschungsliteratur kontrovers diskutiert. Nach Nosanchuk
und McNeil (1989) kann traditionelles, auf nichtaggressive Trainingsbestandteile
ausgerichtetes
Kampfsporttraining
zu
einem
Rückgang
aggressiver
Verhaltensweisen führen, während die Aggressivitätswerte bei modernem
Kampfsporttraining mit starkem Wettkampfcharakter ansteigen. Nach Twemlow et
al. (2008) sind auch weitere psychosoziale Verbesserungen durch traditionelles
Kampfsporttraining nachgewiesen worden.
Methoden
Es wurden zwei Gruppen von 12 bzw. 7 männlichen Versuchspersonen zwischen
10 und 13 Jahren untersucht. Beide Gruppen wurden vor und nach einer
halbjährigen Trainingsphase getestet, in der eine Gruppe ein Karate-, die zweite
Gruppe ein Tischtennistraining erhielt. Die interessierenden Variablen wurden mit
Hilfe von drei standardisierten Testverfahren, dem Erfassungsbogen für
aggressives Verhalten in konkreten Situationen (Petermann & Petermann, 2000),
dem Depressionstest für Kinder (Rossmann, 2005) und dem Inventar zur Erfassung
von Impulsivität, Risikoverhalten und Empathie bei 9- bis 14-jährigen Kindern
(Stadler et al., 2004) erhoben.
1
Ergebnisse
In der Karategruppe stieg die Empathiefähigkeit der Teilnehmer signifikant stärker
an, als in der Kontrollgruppe. Tendenzielle Veränderungen in die erwartete
Richtung ergaben sich auch bezüglich der Kennwerte für Selbstwert und
Aggressivität, wobei jedoch keine signifikanten Gruppenunterschiede festzustellen
waren.
Literatur
Nosanchuk , T. A., & McNeil, M. L. C. (1989). Examination of the effects of traditional and modern
martial arts training on aggressiveness. Aggressive Behaviour, 15, 153 – 159.
Petermann, F., & Petermann, U. (2000). EAS. Erfassungsbogen für aggressives Verhalten in
konkreten Situationen. Göttingen: Hogrefe.
Rossmann, P. (2005). DTK. Depressionstest für Kinder. Bern: Verlag Hans Huber.
Stadler, C., Janke, W., & Schmeck, K. (2004). IVE. Inventar zur Erfassung von Impulsivität,
Risikoverhalten und Empathie bei 9- bis 14-jährigen Kindern. Göttingen: Hogrefe.
Twemlow, Stu. W., Biggs, B. K., Nelson, T. D., Vernberg, E. M., Fonagy, P., & Twemlow, Ste. W.
(2008). Effects of participation in a martial arts-based antibullying program in elementary
schools. Psychology in the Schools, 45, 947 – 959.
2
Videounterstützte Kampfanalyse im Karate K-WETT-A
PETER EMMERMACHER1,KERSTIN WITTE1,RAIK TIETZE2 & RAIK HILLER1
1
Institut für Sportwissenschaft, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg,
Norges Kampfsportforbund, Oslo, Norway
2
Einleitung
Eine genaue Analyse des Kampfverhaltens des eigenen Kämpfers und des jeweiligen Gegners ist in der heutigen Zeit von sehr großem Interesse. Bisher bestehende
Wettkampfanalyseprogramme (z.B. Data Volley, SIMI Scout Sport) haben im Allgemeinen den Nachteil, dass sie erst für die speziellen Anforderungen des Kampfsports verändert werden müssen. Aus diesem Grund war es das Ziel eine Software
mit den folgenden Anforderungen zu entwickeln: unkomplizierte und schnelle Bedienbarkeit, einfache Einbindung der erstellten Videos und sofortige Auswertung.
Weiterhin sollte die Software auch für andere Kampfsportarten (z.B. für Ju-Jutsu,
Teak-Wondo oder ähnliche Kampfsportarten in denen Schlag und/oder Tritttechniken zum Einsatz kommen) nutzbar sein.
Methodik
Die erstellte Software K-WETT-A ist u.a. durch folgende Produktmerkmale gekennzeichnet:
•
Import zahlreicher gängiger Videoformate (avi., mpeg., wmv.), um die jeweiligen Wettkämpfe zeitnah zu analysieren.
•
Der Trainer kann das vorliegende Videomaterial an Ort und Stelle, ohne großen technischen Aufwand, bearbeiten.
•
Darstellung der Wettkampfsequenz in einem dafür vorgesehenen Fenster.
Dabei wird der framegenaue Zeitpunkt der jeweiligen markierten Technik
ausgewiesen.
•
Statistische Auswertungsmöglichkeit in folgenden Formaten: txt. und csv.
Im Rahmen der statistischen Auswertung werden z.B. Aktionsquotient (Anzahl der
Techniken im Wettkampf)-, Wirkungsquotient (Anzahl der Wertungen) der Sportler
ausgewiesen. Die Anwendung des Programms erfolgte für die Analyse von Kämpfen unterschiedlicher Gewichtsklassen bei einem internationalen Tournier sowie im
Zusammenhang mit einer transportablen Spirometrie.
Ergebnisse und Diskussion
dvs Band ??? © Edition Czwalina
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In einer ersten Untersuchung eines internationalen Turniers wurden in den jeweiligen Gewichtsklassen deutliche Tendenzen zu bestimmten Techniken erkennbar.
Von den Sportlern wurden recht komplizierte Techniken favorisiert. Im Bewegungsablauf spielten einfachere Techniken keine bedeutende Rolle. Die Analyseergebnisse aus der Wettkampfuntersuchung (K-WETT-A) und die Ergebnisse der
Spirometrieuntersuchung ergeben zusammen ein genaues Technik- und konditionelles Leistungsprofil des Sportlers.
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MUSTERAUTOR: Kurztitel
Technikunterschiede von Varianten der Karatetechnik des Mawashi-Geri
PETER EMMERMACHER1,2 & KERSTIN WITTE1
1
Institut
für
Sportwissenschaft,
2
burg, karanostik GbR
Otto-von-Guericke-Universität
Magde-
Einleitung
Im modernen Wettkampfsport Karate werden sowohl Armtechniken als auch Beintechniken schnellstmöglich absolviert. Trotz der hohen Bewertung als auch Bedeutung von Beintechniken im Kampfsport liegen bisher nur wenige biomechanische
Untersuchungen vor. Ziel der vorliegenden Pilotstudie ist es den Mawashi-Geri
(jap.) und den Ura-Mawashi-Geri mit dem vorderen und dem hinteren Bein zu untersuchen. Dabei ist die Gesamtbewegungszeit der jeweiligen Variante der Beintechnik von großer Bedeutung, von Interesse sind weiterhin Faktoren welche diese
Zeit beeinflussen. Aus Sicht der Optimierung einer Beintechnik wurde die Bewegungsbahn der Techniken ebenfalls untersucht.
Methodik
Für diese Untersuchung wurde ein Messplatz mit folgenden Komponenten verwendet: VICON-System (8 MX 40, Sample rate 250fps), Nexus 1.1 (Datenverarbeitungssystem von VICON). Bei der biomechanischen Analyse der angeführten Beintechniken wurde der Teil der Bewegung untersucht, welcher von Stand bis zur Zielregion beim Gegner führt (Witte et al 2007). Die Rückführbewegung wurde nicht
ausgewertet. Der Beginn der Bewegung des sog. Schlagbeins wurde mit dem Zeitpunkt des Ansteigens des Geschwindigkeitsverlaufs gesetzt. Das Ende der Bewegung wurde mit Hilfe des Geschwindigkeits-Zeit-Verlaufes des Schlagbeins definiert.
Ergebnisse und Diskussion
Betrachtet man den Bahnverlauf der sogenannten Halbkreistritte aus dem Kampfsport, so ist festzustellen, dass diese nur in der Endphase des Bewegungsablaufs
diese Bezeichnung rechtfertigen. Trotz der individualspezifischen Ausführung der
Techniken ist bei allen Probanden festzustellen, dass bevor der Unterschenkel eine
dvs Band ??? © Edition Czwalina
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halbkreisförmige Schnappbewegung absolviert eine krummlinige, aber nicht halbkreisförmige Bewegungsbahn absolviert wird. Die Ursache für dieses Bewegungsverhalten ist offensichtlich in der Ökonomisierung der Bewegung und in der Tatsache zu suchen, dass durch die Gestaltung der ersten Phase (Anzugphase des Beines) der eigentliche Tritt nicht vom Gegner identifiziert werden soll.
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MUSTERAUTOR: Kurztitel
'Die Lehrpersonen in der Zweikampfpädagogik - Haltungen,
Kompetenzen und Aktivitäten'
NICO FRIEDRICH
Fachbereich Bewegungswissenschaft, Universität Hamburg
Fragestellung
Welche Haltungen, Kompetenzen und Aktivitäten von Lehrpersonen sind unter besonderer Berücksichtigung des aktuellen bewegungspädagogischen Ansatzes
‚Zweikämpfen als Beziehungslehre’ in der Durchführung eines zweikampfpädagogischen Angebotes als hinreichend und wünschenswert zu erachten?
Hintergrund & Zielstellung
Die theoretische Fundierung der erziehlichen Potenziale des Zweikämpfens wird im
bewegungswissenschaftlichen Diskurs seit den 1980er Jahren im Wesentlichen in
zwei Argumentationslinien vorgenommen. Eine dieser Linien um die Autor_innen
Funke-Wieneke, Happ, Gerdes, Binhack u.a. kann mit der Überschrift ‚Zweikämpfen als Beziehungslehre’ wesentlich bestimmt werden. In ihrem Sinne kann das
Zweikämpfen als Übungsfeld ursprünglicher Sozialität und grundlegender Beziehungsfähigkeit gelten. Bereits die dargelegte Argumentation verdeutlicht den potenziellen Charakter der erziehlichen Wirkweise und verweist auf kontraproduktive
Gefahren im Wesen des Kämpfens. Es lassen sich auf dieser Basis spezielle Anforderungen an eine Angebotsgestaltung und damit an die zweikampfpädagogische
Lehrperson ableiten. Die zur Bewältigung dieser Anforderungen hilfreichen Einstellungen, Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu bestimmen, ist Ziel der Arbeit und des Posters.
Mögliche Zugänge, Ansätze und Methoden lassen sich u.a. in der Erziehungspsychologie nach Tausch & Tausch, der personalen Pädagogik Bubers, der beziehungsorientierten Bewegungspädagogik Sherbornes oder auch den sportdidaktischen Ausführungen Funke-Wienekes finden.
Ergebnisse
Die Forschungsarbeit befindet sich derzeit im ersten Drittel des Erarbeitungsprozesses. Ergebnisse können daher erst zum Symposium präsentiert werden.
Literatur
Funke J. (1988). Ringen und Raufen. sportpädagogik 12 (4), 13-21.
Happ, S. (2010). Kämpfen - eine Beziehungslehre. In R. Laging (Hrsg.), Bewegung vermitteln, erfahren und lernen (145-158). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.
Miller, R. (2003). Beziehungsdidaktik (4. Auflage). Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
Tausch, R. & Tausch, A.-M. (1998). Erziehungspsychologie (11., korrigierte Auflage). Göttingen:
Hogrefe.
...
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Thesenpapier für das Hochschul-Symposium "Kampfkunst und Kampfsport"
6./7. April 2011 an der Universität Bayreuth von Oliver Groß, [email protected]
"Der Weg der einschneidenden Faust"
1. Einordnung der Wing-Tsun-Verteidigungsmechanismen in ein psychologisches Modell der
Bewegungsorganisation.
2. Bewegungswissenschaftliche und biomechanische Perspektive der Funktionsweise der Wing-TsunVerteidigungsbewegungen.
These:
Wing Tsun funktioniert anders, als bisher erklärt.
Bis jetzt wird angenommen, dass im Wing Tsun über einen sensiblen Tastsinn (taktil) auf Angriffsimpulse
reflexartig nachgegeben wird. Jede Kollision mit der Kraft des Gegners soll vermieden und dabei eine
Übersensibilität in den Armen entwickelt werden (vgl. Kernspecht, Leung 1999, S. 28f. u. S 56).
Aus Sicht des Verfassers spielen über den Tastsinn wahrgenommene Berührungen und leichter Druck im
Wing Tsun (insb. in einer aggressiven Auseinandersetzung) jedoch keine wesentliche Rolle (vgl. dagegen
Kernspecht 2008,S. 40).
Auch das in den Prinzipien und Kraftgesetzen des Wing Tsun geforderte Nachgeben und Nutzen der
Gegnerenergie lässt sich nicht durch reflexartig über den Tastsinn ausgelöste Bewegungen erreichen.
Form und grundsätzliche Struktur des Verhaltens hat Bruce Lee treffend als: „Der Weg der einschneidenden
Faust“ beschrieben und mich dazu angeregt, diesen Titel für den Vortrag zu wählen. Dabei wird ausdrücklich
nicht behauptet, dass Bruce Lee selbst diesen Satz ausschließlich und genau in diesem Sinne gebraucht hat.
Im Vortrag/in der Trainingseinheit werden die Wing-Tsun-Verteidigungsmechanismen in Praxis und Theorie
verdeutlicht, und sportwissenschaftlich NEU begründet.
© Oliver Groß
Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
sowie
IAMA, Istitute of Authentic Martial Arts
IP MAN Wing Tsun und Escrima-Waffenführung
Vondelstraße 29-31
50677 Köln
[email protected]
Sigrid Happ
Zweikämpfen – eine Beziehungslehre
Für die Grundlegung der erziehungs- und bildungstheoretischen Fragen hinsichtlich des
Kampfsports/ der Kampfkunst erscheint die Frage danach, welche Bedeutungen dem
Praktizieren des Zweikämpfens zukommen können, klärungsbedürftig.
Was geschieht eigentlich, wenn Zwei kämpfen? Wie lässt sich das zwischen beiden sich
Ereignende verstehen?
Auf der Basis eines philosophisch-anthropologischen Menschenbildes wird eine
pädagogische Sicht auf das Zweikämpfen vorgenommen. Eine Bestandsaufnahme führt in
das Thema ein; im Kern des Vortrags soll ein phänomenologischer Zugang auf das
Bewegungsfeld Kämpfen entfaltet werden. Vor dem Hintergrund Praxis-geleiteter
Erfahrungen und Kenntnisse im Kampfsport wird der Versuch unternommen, ausgewählte
Beispiele auf der Grundlage einer phänomenologischen Perspektive auf ihre Bedeutung hin
zu untersuchen. Ziel ist die Entwicklung wesentlicher Einsichten für ein spezifisches
Verständnis dieses Bewegungsfeldes als Grundlage pädagogischen Handelns.
Biomechanische Technikdiagnostik des Gyaku-Zuki im Karate
Kumite unter dem Aspekt verschiedener
Ausführungsvarianten
MARTIN HOFMANN & KERSTIN WITTE
Institut für Sportwissenschaft, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Einleitung
Neben
konditionellen
Aspekten
wurden
zunehmend
biomechanische
Fragestellungen im Karate Kumite betrachtet. Dabei erfolgte u. a. die Entwicklung
eines mobilen Messplatzes, mit dem erste kinemetrische und elektromyografische
Untersuchungen zur Technikdiagnostik der Gegenfauststoßtechnik Gyaku-Zuki
(Hofmann et al., 2006) und ausgewählter Beintechniken möglich waren. Im
Rahmen dieses Beitrags soll die im Wettkampf am häufigsten eingesetzte
Stoßtechnik Gyaku-Zuki als Ganzkörperbewegung analysiert werden. Ziel war es,
unterschiedliche Ausführungsvarianten, wie sie in der Wettkampfpraxis auftreten,
auf der Basis objektiver Bewegungsphasen miteinander zu vergleichen.
Methoden
Die Untersuchungen wurden mit drei männlichen Probanden (Kumite) durchgeführt,
wobei jeder Karateka sechs Fauststöße in vier Ausführungsarten des Gyaku-Zuki
aus der Kamaehaltung absolviert hatte: Gyaku-Zuki mit und ohne Hüfteinsatz sowie
Gyaku-Zuki nach einer vorangestellten und während einer Steppbewegung.
Aufgezeichnet wurden die Stoßbewegungen mit einem VICON-System (8 MX40
Kameras und einer Frequenz von 250 Hz). Die Analyse erfolgte anhand des Plugin-Gait-Sets mit insgesamt 39 Markern.
Ergebnisse und Diskussion
Neben der wichtigen Zielgröße Gesamtbewegungsdauer wurden weitere
Parameter, u. a. maximale Geschwindigkeit der Stoßfaust bestimmt. Die Einteilung
in Bewegungsphasen ergab eine einleitende Phase – beginnend mit dem Start der
Hüftbewegung, gefolgt von der Hauptphase - Start der aktiven Faustbewegung und
der Endphase - dem Abbremsen der Stoßfaust. Die geringsten
Gesamtbewegungszeiten mit ca. 0,2 – 0,3 s und geringsten maximalen
Geschwindigkeiten der Faust wurden beim Gyaku-Zuki ohne Hüfteinsatz ermittelt.
Weiterhin wurde mit der Mehrkörpersimulationssoftware alaska/DYNAMICUS der
Gesamtdrehimpulses um die Körperlängsachse berechnet und seine Entwicklung in
den einzelnen Bewegungsphasen entsprechend der Ausführungsvariante bestimmt.
Matthias Huber
Forschungsbericht:
-
Gewaltprävention und Selbstverteidigung: Eine Bestandsanalyse als Basis für
eine weiterführende Konzeption. Eine empirische Untersuchung zum
Widerspruch zwischen Bildungsplan und Unterrichtswirklichkeit. Bei dieser
Diplomarbeit wurde eine bundesweite Bildungsplananalyse in der
gymnasialen Stufe durchgeführt und darauf aufbauend eine bundesweite
Sportlehrerbefragung zu den Themenschwerpunkten Bildungsplan,
Sportunterricht, persönliche Erfahrungen der Lehrkräfte, universitäre
Lehrerausbildung, Vorbereitungsdienst für Referendare und Lehrerfortbildung
und Gewaltprävention entwickelt und evaluiert. Aus diesen Erkenntnissen
wurde ein Konzept für die universitäre Ausbildung für angehende
Sportlehrkräfte am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität
Heidelberg entwickelt.
WF Ju-Jutsu – Kampfsport mit präventivem Charakter im Sportunterricht.
WF Selbstverteidigung und Selbstbehauptung im Schulsport.
Aktuell haben wir es erreicht, dass das erste Wahlfach Ju-Jutsu unter dem
Namen Ringen und Kämpfen in den Pflichtbereich gelangt ist. Das zweite
Angebot ist weiterhin im Wahlbereich.
-
„Nicht-Mit-Mir“ – Evaluation eines Konzeptes des Deutschen Ju-Jutsu
Verbandes
Bei dieser Magisterarbeit wurden zwei Messinstrumente entwickelt und das
Konzept evaluiert.
Workshop, Theorie und/oder Praxis:
A Angebote Lehrerausbildung
Angebote am Institut für Sport und Sportwissenschaften der Universität Heidelberg:
WF Ju-Jutsu – Kampfsport mit präventivem Charakter im Sportunterricht.
WF Selbstverteidigung und Selbstbehauptung im Schulsport.
Angebot am Seminar für berufliche Schulen in Karlsruhe:
Gewaltpräventions-, Selbstbehauptungs-, Selbstverteidigungs- und
Interventionstraining für Lehrkräfte
B Angebote Lehrerfortbildung
Fortbildung: Gewaltpräventions-, Selbstbehauptungs-, Selbstverteidigungs- und
Interventionstraining für Lehrkräfte
Fortbildung: Rangeln und Raufen im Schulsport
Fortbildung: Kampfsport mit präventivem Charakter im Sportunterricht
darauf aufbauend:
Fortbildung: Gewaltprävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung im
Sportunterricht
„Nicht-mit-mir“ Projekt des Deutschen Ju-Jutsu Verband
Das „Nicht-mit-mir“ Projekt ist die Grundlage bzw. der Ausgangspunkt der
verschiedenen Lehrangebote. Dies Konzept wurde für die Zielgruppe Kinder bis hin
für Lehrkräfte usw. immer individuell angepasst und weiterentwickelt.
Was ist Nicht-Mit-Mir?
Das Nicht-Mit-Mir-Projekt ist das aktuell einzige Projekt, welches bundesweit Kinder,
Jugendliche sowie Eltern und Lehrer in den drei Bereichen Gewaltprävention,
Selbstbehauptung und Selbstverteidigung unterrichtet.
Im Bereich Gewaltprävention sollen die Kinder über die verschiedenen Gewaltarten
aufgeklärt werden, um mögliche gefährliche Situationen frühzeitig erkennen und
vermeiden zu können. Es werden Verhaltensweisen zur Vermeidung, Deeskalation
und Intervention eingeübt und trainiert.
Im Bereich Selbstbehauptung soll das Selbstvertrauen gefördert, die Körpersprache
und die Stimme geschult werden. Die Teilnehmer sollen intensive Konfrontationen
durch Selbstbehauptung entschärfen, Belästigungen öffentlich machen und aktiv
Hilfe holen lernen. Ebenfalls soll die Zivilcourage gefördert werden, wobei die Kinder
helfen lernen ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.
Im Bereich Selbstverteidigung werden Selbstverteidigungstechniken für Situationen
vermittelt, bei denen die Selbstbehauptung nicht mehr ausreicht. Es werden einfache
und effektive Techniken vor dem Hintergrund der Notwehr und der Nothilfe geübt und
trainiert.
Alle Verhaltensweisen und Handlungsalternativen werden in Übungsformen oder
Rollenspielen mit den Kindern gemeinsam erarbeitet und aktiv erprobt.
Umsetzung als Gewaltpräventionsprojekt „Nicht-mit-mir! Schütz dich vor
Gewalt!“ in Heidelberg als Kooperationsprojekt mit: Deutsche Ju- Jutsu- Verband
e.V., Ju- Jutsu- Verband Baden e.V., Polizeidirektion Heidelberg, Sportkreis
Heidelberg, und die gemeinnützigen Präventionsvereine Kommunale
Kriminalprävention Rhein-Neckar e.V. (Prävention Rhein-Neckar e.V.) und Sicheres
Heidelberg e.V. (Sicher Heid e.V.)
Kurze Vita:
Studium
Studium der Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim sowie Studium der
Sportwissenschaft an der Universität Heidelberg.
Berufliche Tätigkeiten:
- Diplom Handelslehrer BWL und Sport an der Julius-Springer-Schule in Heidelberg
- Lehrauftrag am Institut für Sport und Sportwissenschaft
der Universität Heidelberg:
WF Gewaltprävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung im Sportunterricht
WF Ju-Jutsu – Kampfsport mit präventivem Charakter im Sportunterricht
- Lehrauftrag am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen)
Karlsruhe:
Gewaltpräventions-, Selbstbehauptungs-, Selbstverteidigungs- und Interventionstraining für
angehende Lehrkräfte
Weiter Qualifikationen
- Direktor Schulsport des DJJV
- Mitglied des Bundeslehrteams der der Ju-Jutsu-Jugend des DJJV
- Mitglied im Arbeitskreis Gewaltpräventions des DJJV
- 3. Dan Ju-Jutsu
- Lizenzen: Jugendleiter Ju-Jutsu, SV-Kursleiter für Kids,
- allgem. Übungsleiter C
- Langjähriges Mitglied der Nationalmannschaft
- Worldgames Sieger 2005 und Weltmeister 2006 sowie fünffacher Deutscher Meister
- Lehrerfortbildungen an Schulen, bei der GEW, bei Hessischen Sportlehrerverband so wie
beim LIS in Baden Württemberg.
- Kursangebot für Schüler an Kindergärten, Grundschulen und weiterführenden Schulen
- Aktiver Kinder-, Jugend- und Erwachsenentrainer
www.ju-jutsu-jugend.de
www.nicht-mit-mir.org
www.ju-jutsu.de
Kontakt:
Matthias Huber
Jahnstr. 32a
69120 Heidelberg
Email: [email protected]
Oder [email protected]
SwissBoxing Federation
Ausbildung / Formation
Stefan Käser
Klybeckstr. 62
4057 Basel
Private: +41 (0) 61 681 56 50
Mobile: +41 (0) 79 401 91 06
[email protected]
www.swissboxing.ch
Workshop „boxe éducative“ - Light-Contact Boxing – Leichtkontaktboxen
Vorstellung der Sportvariante und ihrer Einsatzmöglichkeiten im Schulsport
Light-Contact Boxing, kurz LC, besticht durch ihre Einfachheit und die Attraktivität für die Jugendlichen, da ihnen dadurch
die Welt des Boxsportes zugänglich wird und schnell erste Spielformen durchgeführt werden können. Durch das Verbot
der harten Schläge werden Verletzungen reduziert, Emotionskontrolle und Rücksichtnahme trainiert. In der Form ist LC
eine ideale Bereicherung für den Schulsport und ein potenter Vermittler zwischen Schule und Verein, ganz im Sinne des
Zieles der nachhaltigen Bewegungsförderung bei Jugendlichen.
Was fasziniert am Boxen? Boxen liegt in einer pädagogischen Grauzone, hat einen leicht verruchten Ruf und dadurch für
Jugendliche, für welche das Austesten von Grenzen und Rebellion bedeutsam ist, eine um so anziehendere Wirkung. Ferner
können sich die Jugendlichen vom Boxsport das Erfüllen folgender Bedürfnisse erhoffen:
Sich wehren zu können
Erfolgreich zu wetteifern
Sich fit und stark fühlen
Dampf ablassen (Katharsis-Modell)
Einem Star nacheifern
Die Emotionen kontrollieren zu können (auch wenn vielleicht nicht eines der vordergründigen Bedürfnisse, doch ein
bedeutsames, auf dessen Bedeutung auch die Lehrperson sensibilisieren kann).
Ziele des Workshops:
Die Idee des Leichtkontakt kennenlernen und aktiv erfahren
Minimale Boxtechnik erlernen
Methodischen Aufbau erfahren, der die Einführung von Spielformen mit Handschuhen in der ersten Lektion ermöglicht
Einmal einen Boxmatch und die damit verbundenen Gefühle erfahren
Didaktischen Hintergrund der Übungen kennenlernen und erspüren
Weitere Einsatzmöglichkeiten erahnen und diskutieren
Wie auch von zahlreichen sozialpädagogischen Institutionen, z.B. For!(ju:), ICanDo, oder hand in erkannt, ist Boxen ein
ideales Medium, um soziale und emotionale Probleme zu thematisieren.
Grober Ablauf:
5‘ Vorstellung der Idee – Eingliederung in der Box- und Schulwelt
10‘ Einlaufen im Kreis (intensiver als an Ort, es läuft was; die Schüler von Beginn packen) mit gleichzeitigem Erwerben
der wichtigsten Basics der Boxtechnik als Rüstzeug
10‘ erste Sensibilisierungsformen mit Partnern (Distanzgefühl, Kontakt, Vertrauen, Regeln einhalten): Distanzieren,
Distanzieren + Ducken, Umschubsen, Fallenlassen. Abschluss mit Abklatschspiel.
15‘ methodischer Aufbau mit Handschuhen hin zum ersten Boxmatch (mit Unterbruch nach Treffer) (Vertrauen +
Rücksicht)
10‘ Boxmatches nach Semi-Kontakt: a) ohne RR, b) mit RR während 1‘, c) mit RR und Wechsel nach 2 Treffern oder
Foul, d) mit RR und Stop nach Schlagwechsel
10‘ weitere Boxspielformen (Interdisziplinärer Unterricht, Durchhaltewille, Zusammenarbeit, Strategie): Einstein,
Gentlemen, Doux-doux. 2gegen1
10‘ Auspowern (Spurts an Matte oder in Handschuhe des Partners, Rumpfbeugen mit Boxen in Handschuhe) +
reduziertes Cool-Down
20‘ für Diskussion
THOMAS LEFFLER
Kämpfen im Sportunterricht - Eine Standortbestimmung und Anstoß zur
Diskussion
Das Bewegungsfeld Kämpfen bietet unterschiedliche Bewegungsanlässe, die sich in den
unzähligen
Kampfkünsten
und
Kampfsportarten
widerspiegeln.
Eine
schulstufenspezifische und bundesweit einheitliche Systematisierung ist bislang nicht
erkennbar. Wer Kämpfen anbieten möchte, kann dies je nach Bundesland sehr frei oder
aber sehr eingeschränkt und muss - aufgrund der fehlenden Strukturen in den
Lehramtsstudiengängen - zumeist auf seine persönliche private (und damit fachdidaktisch
kaum reflektierte) Ausbildung in einer Kampfkunst bzw. Kampfsportart zurückgreifen (die
eine Abbilddidaktik vermuten lässt).
Eine Aufgabe der Sportpädagogik und Sportdidaktik muss es deshalb sein,
schulstufenübergreifende und schulstufenspezifische Systematiken zum Bewegungsfeld
Kämpfen zu entwickeln, die anschlussfähig für die universitäre Lehre sind. Bislang ist eine
eher partielle und nicht in Relation zu vorangegangenen oder folgenden Schulstufen
stehende Thematisierung einschlägiger Inhalte (nämlich der Ausbildung des Lehrers
entsprechend) zu vermuten. Der Beitrag arbeitet deshalb verschiedene Ordnungsversuche
der Kampfkünste und Kampfsportarten auf (vgl. Leffler 2010), die es dann im Lichte
sportpädagogischer Betrachtung zu brechen und auf Anschluss an bestehende Lehrpläne
zu prüfen gilt (die Frage ist, ob im Sportunterricht Kampfkunst oder Kampfsport betrieben
wird/werden kann).
Darüber hinaus stellt der Autor ein Konzept zur Diskussion, welches die
schulstufenübergreifende Thematisierung des Kämpfens und die schulstufenspezifische
Zuteilung kämpferischer Inhalte betrifft. Noch grob und vorläufig lässt sich eine
kampfsportübergreifende
Thematisierung
für
den
Primarbereich,
eine
kampfsportgerichtete für die Sekundarstufe 1 und eine kampfsportspezifische
Thematisierung für die Sekundarstufe 2 vorschlagen. Hierzu sind die Kampfkünste und
Kampfsportarten auf kategoriale Invarianten (nach den Kategorien übergreifend, gerichtet,
spezifisch) zu prüfen. Bspw. sind ein sicherer Stand, sicheres Bewegen, Regeln/Rituale
oder Leitprinzipien (u. a. Nachgeben oder Gegenhalten) kampfsportübergreifend in fast
allen Kampfkünsten/Kampfsportarten zu finden. Kampfsportgerichtet könnten Kämpfen im
Stand und/oder am Boden, runde oder gerade Techniken Invarianten sein. Die Invarianten
sind auf kategoriale Anforderungen des Kämpfens (vgl. Lange/Sinning 2007) zu beziehen,
um diese zu bündeln und in ein Konzept zu übertragen, welches die relationale
Thematisierung durch die sportunterrichtliche Schullaufbahn hindurch beinhaltet. Um in
der Sekundarstufe 1 kampfsportgerichtet unterrichten zu können, muss eine
kampfsportübergreifende Basis in der Primarstufe gelegt sein usw.
Literatur:
Lange, H. & Sinning, S. (2007). Kämpfen, Ringen und Raufen im Sportunterricht. Wiebelsheim:
Limpert.
Leffler, T. (2010). Zum Verhältnis von Kampfkunst und Kampfsport. In H. Lange & T. Leffler
(Hrsg.), Kämpfen-lernen als Gelegenheit zur Gewaltprävention?! Interdisziplinäre Analysen zu
den Problemen der Gewaltthematik und den präventiven Möglichkeiten des "Kämpfen-lernens"
(S. 171–191). Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Abstract für das Hochschul-Symposium „Kampfkunst & Kampfsport“ am 6./7. April 2011 in Bayreuth
Macht Judo Kinder stark?
Sebastian Liebl – Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth
Einleitung: Dem Judo wird in der Literatur eine Vielzahl positiver Einflüsse zugeschrieben. Diese betreffen im Wesentlichen die Bereiche Persönlichkeit (Beudels &
Anders, 2008; Happ, 1998; Prohl, 1997), Sozialverhalten (Janalik, 2000; Kuhn, 2008)
und Motorik (Lippmann & Ritler-Susebeek, 2006). Die Studie „Macht Judo Kinder
stark?“ überprüft, ob sich diese Annahmen empirisch nachweisen lassen. Die entsprechenden Fragestellungen lauten: Fördert Judoanfängertraining die allgemeine,
sport- und sportartbezogene Selbstwirksamkeit, die Empathie, die Entwicklung von
judospezifischen Werten/Tugenden, die Koordination unter Zeitdruck bzw. bei Präzisionsaufgaben und/oder die Kraftausdauer im Rumpf bzw. Oberkörper? Ergänzend
wird die Perspektive von Kindern auf Judo und dessen Wirkungen untersucht.
Design: Zielgruppe sind Grundschulkinder der 3./4. Jahrgangsstufe. Als Setting dienen
Sportarbeitsgemeinschaften
(Sport-AGs).
Die
Studie
besitzt
ein
längsschnittliches Design mit Kontrollgruppen und drei Erhebungszeiträumen (1.
Interventions-/
Schuljahresbeginn,
2.
Halbjahr
und
3.
Interventions-
/Schuljahresende). Im Schuljahr 09/10 wurden an sechs Grundschulen in Bayern je
eine Judo-AG eingerichtet und evaluiert. Als Kontrollgruppen dienten einerseits
Sport-AGs, die nicht Kampfkunst thematisierten und andererseits Kinder, die keinen/kaum Sport ausübten.
Methoden: Bei der Ergebnisevaluation kamen sowohl quantitative als auch qualitative Methoden zum Einsatz. Die quantitativen Methoden bestanden aus schriftlichen
Befragungen und motorischen Tests. Die qualitative Methode stellte ein bildzentriertes Leitfadeninterview nach Kuhn (2003) dar. Sie kam nur im letzten Erhebungszeitraum bei zehn Teilnehmern der Judo-AGs zum Einsatz.
Ergebnisse: Derzeit findet die Datenauswertung statt. Die zentralen Ergebnisse der
Studie sollen auf dem Symposium erstmals öffentlich vorgestellt werden.
Beudels, W., & Anders, W. (2008). Wo rohe Kräfte sinnvoll walten. Handbuch zum Ringen, Rangeln und Raufen
in Pädagogik und Therapie (4. Aufl.). Dortmund: Borgmann.
Happ, S. (1998). Zweikämpfen mit Kontakt. sportpädagogik, 22 (5), 13-23.
Janalik, H. (2000). Ringen und Kämpfen – Zweikampfsport. In E. Beckers, J. Hercher, & N. Neuber (Hrsg.),
Schulsport auf neuen Wegen (S. 142-156). Butzbach-Griedel: AFRA.
Kuhn, P. (2003). Thematische Zeichnung und fokussiertes, episodisches Interview am Bild – Ein qualitatives
Verfahren zur Annäherung an die Kindersicht auf Bewegung, Spiel und Sport in der Schule. Retrieved from
Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 4 (1), Art. 8,
http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs030187
Kuhn, P. (2008). Budo im Sportunterricht. sportunterricht, 57 (4), 110–115.
Lippmann, R., & Ritler-Susebeek, K. (2006). Koordinationstraining im Judo. Köln: Sportverlag Strauß.
Abstract für das Hochschul-Symposium „Kampfkunst & Kampfsport“ am 6./7. April 2011 in Bayreuth
Prohl, R. (1997). „... es soll kein Hauch sein zwischen Denken und Tun“ – Gedanken über den „Weg“ im BudoSport. In U. Mosbach (Hrsg.), Judo – Wurf und Fall: Beiträge zur Theorie und Praxis der Kampfsportart JuDo (S. 20–32). Schorndorf: Hofmann.
Abstract „Motive im Shotokan-Karate“ – Martin Joh. Meyer – Symposium „Kampfkunst & Kampfsport“ – 6./7. April 2011
Motive im Shotokan-Karate
Martin Joh. Meyer – Institut für Sportwissenschaft der Universität Bayreuth
Einleitung: Das für eine Sportart ungewöhnlich differenzierte Spektrum an Aktiven (aus
physischer, sozialer und sportideologischer Sicht) lässt darauf schließen, dass die Beweggründe von Sportlern, Karate auszuüben, ähnlich vielschichtig sind. Die Studie „Motive im
Shotokan-Karate“ versucht zu beantworten, welche Motive Karateka zum Sporthandeln
auffordern, wie sich Motivbiographien im Verlauf der Trainingsjahre verändern und inwieweit personale Faktoren auf Motive durchpauschen. Forschungsrelevant ist aber auch, wie
sich Interesse für Kampfsport im Allgemeinen und Shotokan-Karate im Speziellen entwickelt und unter welchen Umständen sich der Vereinsbeitritt gestaltet.
Design: Die Stichprobe setzt sich aus 32 deutschen Karatesportlern zusammen, die den
Shotokan-Stil praktizieren, wobei auf die Verschiedenartigkeit personaler Faktoren – im
Sinne des Theoretischen Samplings nach Glaser & Strauss (2008) – besonderer Wert gelegt wurde (bspw. hinsichtlich Alter, Gürtelgraduierung, Trainingserfahrung, Geschlecht,
Wohnsitz, Trainingsschwerpunkt).
Methoden: Als methodische Herangehensweise wurde ein leitfadengestütztes Interview
gewählt, welches im Mittel etwa 45 min. in Anspruch nahm. Die Interviewdaten wurden
mittels der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2008) ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 59 Ausübungsmotive erhoben, die 22 thematischen Achsenkategorien zugeordnet und in fünf Säulen klassifiziert wurden (sozial, pragmatisch,
kognitiv, psycho-motorisch, affektiv). Es zeigte sich, dass viele Motive zeitlichen Veränderungen und verschiedenen, z.T. entgegengesetzten Emotionen unterliegen (bspw. Angst
und Angstlust). Für bestimmte Motive konnten Korrelationen mit personalen Faktoren
nachgewiesen werden (u.a. gesundheitliche, leistungsthematische und soziale Motive).
Weiterhin zeichnete sich ab, dass die Faszination bzw. das Interesse am Karate vor allem
durch mediale Begegnung mit Kampfsport allgemein (bspw. Kung-Fu-Filme) gebildet wird.
Die meisten Probanden wurden dadurch mit den ethischen Hintergründen und der speziellen Bewegungssystematik von Kampfkünsten konfrontiert. Die Ursachen, weshalb Kampfsporttraining allgemein (und Karate im Speziellen) schließlich aufgenommen wird und der
Vereinsbeitritt erfolgt, sind dabei mehrheitlich zufällig und führen bspw. über soziale Kontakte oder Vereinswerbung.
Glaser, B.G. & Strauss, A.L. (2008). Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung (2., korrigierte Aufl.). Bern:
Hans Huber.
Mayring, P. (2008). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken (10. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz.
Universität Erfurt / Bereich Sportwissenschaft
Dr. Uwe Mosebach
Nordhäuser Straße 63
99089 Erfurt
Abstract zum Symposium am 6./7.04.2011 in Bayreuth
UWE MOSEBACH
Vergleichende Betrachtungen zu einigen Kampfformen und deren Auswirkungen auf den Schulsport
Betrachtet man die Lehrpläne und Rahmenrichtlinien der jeweiligen Bundesländer,
so lässt sich feststellen, dass in nahezu allen Bundesländern Kampfsportarten an
den Schulen unterrichtet werden. Aus Erfahrungsberichten wird deutlich, dass man
hier unterschiedlich vorgeht, was die Inhalte, Sportarten und manchmal auch die
Kampfstile betrifft.
Im Bundesland Thüringen stehen neben den obligatorischen Lernbereichen Formen des Kämpfens unter dem Aspekt der "Bewegungskünste". Allerdings gehören
Kampfsportarten "nur" zu den alternativ-verbindlichen Lernbereichen. Daraus lässt
sich ableiten, dass das Themengebiet "Kämpfen" einen eher untergeordneten Stellenwert an vielen Schulen besitzt. Es hat sich aber gezeigt, dass, wenn an Schulen
Kampfsport unterrichtet wird, man oft auf Elemente des Judo zugreift. Wie das reflektiert wird, soll der Bericht u. a. zeigen. Außerdem muss ergänzend hinzugefügt
werden, dass die Lerngebiete Selbstverteidigung und Selbstbehauptung ebenfalls
im Lehrplan Sport und hier besonders für den Bereich des Gymnasiums ausgewiesen sind.
Zu diesen Aspekten sind in den vergangenen Jahren einige Untersuchungen mit
Sportstudenten im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten durchgeführt worden. Einige
Ergebnisse und Vorgehensweisen, wie man sie an den Schulen handhabt, sollen in
dem angekündigten Symposium als Beitrag vorgestellt werden. Außerdem sollen
ergänzende Aussagen getroffen werden, die sich mit Weiterbildungskursen von
Sportlehrern im Judo beschäftigten. Daraus können einige Schlussfolgerungen in
der Diskussion des Themas "Kampfkunst und Kampfsport" getroffen werden, die
eine verstärkte Einflussnahme und Weiterentwicklung unseres Fachgebietes ermöglichen.
1
JENS NIEPAGEN
Intrinsische Motivation, Flow-Erleben und das Wesen der
Kampfkunst – Eine Untersuchung im Shotokan Karate
Abstract
Die vorliegende wissenschaftliche Abhandlung beschäftigt sich mit dem Phänomen
innerpsychischer Voraussetzungen und ihren kognitiven Prozessen für eine
optimale und effiziente Handlungsausführung. Um die für einen solchen Zustand
notwendigen leistungsbeeinflussenden Faktoren darzustellen, wird zunächst einmal
das Flow-Modell nach CSIKSZENTMIHALYI in seinen Dimensionen veranschaulicht.
Zudem schaffen die fernöstlichen Ideen einer möglichen Handlungsregulationstheorie - basierend auf der Zen-Buddhistischen Lehre und dem Budo-Gedanken sowie der Einblick in die sportwissenschaftliche Expertiseforschung eine
ergänzende theoretische Grundlage. Demzufolge geht diese Arbeit in ihrer
Herangehensweise und ihrer Untersuchung der Frage nach, ob sich Bezüge
zwischen dem Flow-Phänomen und seinem Erleben in der Kampfkunst Shotokan
Karate bzw. ihrem geistigen Hintergrund herstellen lassen. Gestützt auf den
qualitativen Forschungsansatz wurden insgesamt vier Leitfadeninterviews mit
fortgeschrittenen Karateka aus dem Shotokan Karate durchgeführt. Im Rahmen
dessen konnte gezeigt werden, dass ein Lösen vom ´reflektiven Selbst´ die
entscheidende Rolle spielt, leichter - und möglicherweise überhaupt - in einen flowcharakteristischen Bearbeitungsmodus zu gelangen. Durch das Aneignen einer
selbstregulativen Fähigkeit und Expertise kann in diesem Bewusstseinszustand
eine Handlung frei von reflektierendem Denken und deliberativen Entscheidungen
effektiv vollzogen werden. An diesem Vollzug hat die Intuition - als
´Werkzeugkoffer´ von implizitem Wissen - einen wesentlichen Anteil. Die
fernöstliche Psychologie der Kampfkünste kann eine Hilfe sein, einen für diese Art
der Selbstregulation erforderlichen Differenzierungs- und Lernprozess zu erkennen
und in Gang zu setzen. Dieser Prozess betrifft ein Kennenlernen der
Funktionsweise des Geistes, das idealerweise dahingehend fruchten kann,
Handlungssituationen gelassener entgegenzutreten, ohne von hinderlichen
Gedanken und Emotionen, bspw. Misserfolgsgedanken oder Ängsten, in der
Handlungsausführung beeinflusst zu werden. Aufgrund dieser Ergebnisse wird eine
illustrierte Modifizierung des Flow-Kanal Modells nach CSIKSZENTMIHALYI
vorgeschlagen.
Abstract zum Dissertationsprojekt:
Christoph Ritz (Dipl. Sportwissenschaftler)
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaften und Sportzentrum der Julius
Maximilians Universität Würzburg
Socius Projekt- Für eine Gewaltfreie Stadt Würzburg- „Kämpfen“ als Medium zur
Gewaltprävention und Integration in der Jugendarbeit
Die meisten Gewalterfahrungen junger Menschen finden in einer Lebensphase statt, in der sie ihre
eigene Identität und Persönlichkeit mit eigenen Interessen und Fähigkeiten entwickeln. Es gilt also, an
den Ressourcen der Jugendlichen anzuknüpfen und nicht an den Defiziten. Dies muss zielgerichtet,
differenziert und problemangemessen erfolgen. Des Weiteren muss mit den Jugendlichen gemeinsam
nach Lösungen gesucht werden.
Jugendliche Gewalt zeigt sich nicht nur in der Täter-Rolle, sondern wird ebenso in der Opfer-Rolle
erfahren. Es gilt, den jungen Menschen als Person zu akzeptieren, jedoch nicht das gewalttätige
Verhalten. Dies ist die Grundlage, um eine Beziehung für eine nachhaltige Wirkung zu erreichen. Nun
kann gemeinsam an der „Gewalt“ und an den Täter- sowie Opfererfahrungen gearbeitet werden.
„Deshalb greift eine Ächtung der Gewalt, die nicht nach den sozialen oder kulturellen Hintergründen
und nach den Ursachen fragt, zu kurz. Erforderlich ist vielmehr die intensive und offene
Auseinandersetzung mit den zu Grunde liegenden Problemen“ (vgl. Strategien der Gewaltprävention,
S. 138)
Die Attraktivität der angebotenen Maßnahme muss hoch sein, wenn sie den Jugendlichen dauerhaft
erreichen soll. Um das Interesse aufrecht zu erhalten, muss mitbestimmt und mitgestaltet werden. Die
Jugendlichen sollen das Handeln selbst bestimmen können und mitverantwortlich für die eigenen
Aktionen sein. Die daraus entstehenden Vorteile und Wirkungsrichtungen, die kämpferische Spielund Übungsformen aufweisen, „bestehen darin, dass hier an den Stärken von Jugendlichen, ihrem
Erlebniswunsch und Bewegungsdrang angesetzt, sowie ein geschützter Erfahrungsraum zum Erleben
verdeckter Gefühle wie Angst, Unsicherheit, Wut, Aggression und Erproben neuer Verhaltensweisen
geliefert wird“ (vgl. Kuhn 1994, 492).
Der wichtigste konzeptuelle und praxisrelevante Bezugspunkt für das Projekt ist die Berücksichtigung
des Sozialraumes der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Durch die Vernetzung und Kooperation
werden die Ressourcen intensiver und nachhaltiger genutzt. Schwierige Konstellationen können früher
erkannt und ihnen entgegengewirkt werden. Die Aufmerksamkeit liegt nicht nur auf den bereits
auffällig gewordenen, sondern darin, den noch nicht auffälligen, nicht störenden, Stärkung und
Unterstützung zu geben.
Gewaltprävention im Kindes und Jugendalter hat immer mit Aufwachsenden zu tun. Die Betroffenen
müssen ihre Identität und ihr moralisches Bewusstsein erst noch entwickeln. Sie müssen ihren Platz in
der Gemeinschaft, sowie ihre individuellen Grenzen finden. In diesem Kontext brauchen sie
unterschiedliche Formen der Unterstützung im Zusammenhang mit der Identitätsfindung. Die
Prämisse besteht darin, zu fördern und zu fordern, aber auch eine Überforderung zu vermeiden. Der
Projektzusammenhang setzt an der Unterstützung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur
Entwicklung von eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten an. Das Medium
„Kämpfen“ wird als „Vermittlungsinstrument“ angewandt, um die Wirkung in eine bestimmte Richtung
zu lenken. Das Ziel besteht in der Förderung von Kompetenzen, Ressourcen, sowie in der Ausbildung
von Schutzfaktoren. Dabei gilt es, die „ Überbetonung kampftechnischer Inhalte bei gleichzeitiger
Vernachlässigung der Etikette als erzieherisches Instrument und geistigen Schulungsweg und Hürde“
(vgl. Zajonc 2004, 198) zu beachten.
Das wichtigste Kriterium für die Wirksamkeit besteht in einer fundierten Evaluation. Da das Socius
Projekt, wie die meisten Projekte, lokal organisiert ist und sich ständig weiterentwickelt, müssen
zunächst die Rahmenbedingungen, Konzepte, Projektziele und Programmlogiken definiert werden.
Die Rückmeldung aus der Evaluation zwischen den Beteiligten des Projektzusammenhangs können
die „Praxis in einem gestaltenden Prozess fortentwickeln“ (vgl. Strategien der Gewaltprävention S.
165).
Für eine(n) Vortrag/ Diskussionsrunde könnte ich den aktuellen Stand des Projektes, die bisherigen
Zwischenergebnisse, sowie Barrieren und Schwierigkeiten darstellen.
Kuhn, H. (1994) Kampfkunst in der Jugendarbeit. Modetrend, Erlebnispädagogik oder sinnvolle
Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und Gewaltprävention? In Deutsche Jugend, Zeitschrift für die
Jugendarbeit. Heft 11/ 94, Weinheim, München.
Zajonc, O. (2004) Über die Arbeit an der äußeren und inneren Haltung. In Neumann et. Al. (Hrsg.):
Der friedliche Krieger- BuDo al Methode der Gewaltprävention. Marburg: Schüren
Internetquellen
Arbeitsstelle Kinder- und Jugendkriminalprävention (2007). Strategien der Gewaltprävention im
Kindes- und Jugendalter: Eine Zwischenbilanz in sechs Handlungsfeldern. München: Dt.
Jugendinstitut. Zugriff am 11.01.2011unter www.dji.de/bibs/_Band11_Gewaltpraevention.pdf
ABSTRACT zu einem Poster
Holger Vos – Promotion zum Thema: Selbstregulation durch ostasiatische
Bewegungskünste – Eine Untersuchung zur Beschreibung und Erfassung
fernöstlicher Bewegungsphilosophie mittels westlicher Konstrukte und Methoden
Fragestellung
Ostasiatische Bewegungs- und Kampfkünste wie Qigong, Taijiquan, Aikido oder
Karatedo faszinieren nicht zuletzt durch ihren Bezug auf traditionelle fernöstliche
Lehren (Zen, Daoismus), was sich auch anhand konkreter Bewegungstechniken
veranschaulichen lässt. Die diesbezügliche Forschung lässt sich grob wie folgt
differenzieren: Auf der einen Seite werden Effekte ostasiatischer Bewegungs- und
Kampfkünste auf Faktoren erforscht, die wenig oder keinen Bezug zur traditionellen
Theorie fernöstlicher Bewegungsformen aufweisen. Auf der anderen Seite werden
ostasiatische Bewegungs- und Kampfkünste ausschließlich mithilfe der
traditionellen Begriffe und Konzepte beschrieben. Daraus ergibt sich die Frage, auf
welche Weise sich die Funktionsweise der ostasiatischen Bewegungsformen
wissenschaftlich darstellen und empirisch belegen lässt.
Theoretische Grundlagen
Dieses Promotionsprojekt vereint beide Herangehensweisen: Ausgehend von der
traditionellen Theorie, bezeichnet als Do-Modell, wird ein heuristisches Modell
hergeleitet,
bezeichnet
als
Selbstregulationsmodell
fernöstlicher
Bewegungsformen, welches Ansätze des systemtheoretischen und des
handlungstheoretischen Paradigmas aufgreift.
Die Grundannahme des Selbstregulationsmodells ostasiatischer Bewegungs- und
Kampfkünste besteht darin, dass im Verlauf einer Bewegungshandlung (im
Taijiquan, Karatedo o. ä.) die menschlichen Subsysteme (psychisches System,
Atmungssystem, Bewegungsapparat) integrierend einsetzt werden („fernöstliche
Selbstregulation“), um die Möglichkeit des eigendynamischen Auftretens einer
neuen Ordnung (einer besonderen psycho-physischen Verfasstheit) zu schaffen.
Diese neue Ordnung kann sich auf psychischer Ebene als Flow-Erleben (das
Selbst geht in der Handlung auf) zeigen, auf physischer Ebene als erhöhte
Temperatur in einem bestimmten Körperbereich (Energetisierung).
Untersuchung
Mit einem mehrperspektivischen Forschungsdesign soll die Grundannahme des
Selbstregulationsmodells empirisch untersucht werden: Im Rahmen einer
Fragebogenstudie, so wird angenommen, dürften sich Zusammenhänge zwischen
der „fernöstlichen Selbstregulation“ und dem Flow-Erleben ergeben. Im Verlauf
eines Thermografie-Experiments dürften sich lokale Temperatursteigerungen bei
jenen
Probanden
ergeben, die
sich im Sinne der
fernöstlichen
Bewegungsphilosophie selbst regulieren können. Nach einer ersten
Datenerhebung werden nun die Ergebnisse gesichtet und ausgewertet.
Abstract: „Kampfsport und Fechtkunst im Mittelalterlichen Island“
Sixt Wetzler
Mein Dissertationsvorhaben, mit dem ich seit Oktober 2009 im Fach Skandinavistik
an der Universität Tübingen angemeldet bin, widmet sich den Fragen, wie im
mittelalterlichen Island gekämpft wurde, und ob es dort ein strukturiertes Training
für den Kampf gegeben hat.
Island hat zu dieser Zeit eine Sonderstellung in Europa inne. In Abwesenheit einer
starken Zentralgewalt liegt es am Einzelnen, seine Integrität zu verteidigen, häufig
unter Einsatz von Waffen. Die Isländersagas, die in einem äußerst realistischen Stil
vom Leben der Inselbewohner erzählen, sind reich an Beschreibungen solcher
gewalttätiger Auseinandersetzungen. Detailliert werden dabei Manöver und
Techniken einzelner Kombattanten beschrieben.
Island stand seit seiner Besiedlung in regem Austausch mit dem Rest Europas.
Dort aber ist Fechtkunst als lern- und lehrbares System mindestens seit dem
Hochmittelalter belegt (vgl. z.B. das um 1300 in Franken entstandene sog.
Towermanuskript I.33). Die Frage nach einer isländischen Fechtkunst scheint also
berechtigt. Mein Dissertationsvorhaben bemüht sich um einen transdisziplinären
Ansatz, um sie zu beantworten: Ausgangspunkt ist die altnordische Literatur, deren
Kampfszenen erfasst und analysiert werden. Die gewonnene Ergebnisse werden
abgeglichen mit relevanten Stellen außerisländischer Literatur und vor allem auch
mit archäologischen und osteoarchäologischen Funden aus dem mittelalterlichen
Island. Zuletzt sollen ein Vergleich mit rezenten südostasiatischen
Waffenkampfsystemen (Philippinen und Indonesien) und ein experimentellfechterischer Zugang anhand von Repliken isländischer Waffen ein Verständnis der
Kampfszenen möglich machen.
Die Arbeit versteht sich nicht nur als Beitrag zur skandinavistischen
Literaturwissenschaft und isländischen Geschichte, sondern vor allem auch als
Versuch in historischer europäischer Hoplologie. Sie will zeigen, wie auch ohne das
Vorhandensein von Fechthandbüchern ein Verständnis von Kampfkunst in einer
mittelalterlichen Kultur nachgewiesen werden kann.
Für einen Vortrag im Rahmen des Hochschulsymposiums in Bayreuth würde ich
mein Projekt an zwei besonders eindrücklichen Beispielen darstellen: Einerseits
den altisländischen Beschreibungen des Glíma-Ringkampfes, denen ich Photos
und kurzen Videoclips heutiger Ringkampfkünste gegenüberstelle, andererseits an
den Kampfszenen der Njálssaga. Diese wohl berühmteste aller Isländersagas ist
reich an detailliert beschriebenen Kämpfen, an denen nachvollzogen werden kann,
dass ihr Autor ein praktisches Verständnis von der Bewegung mit Waffen gehabt
haben muss. Auch dieser Teil des Vortrages wird durch die Vergleiche mit aktueller
Kampfkunst verdeutlicht, in diesem Falle mit dem philippinischen Pekiti Tirsia Kali.
In einer ähnlichen Form wurde der Vortrag bereits im Oktober 2010 auf der
skandinavistischen Tagung „Spiele und Sport im mittelalterlichen Nordeuropa“ in
Göttingen gehalten, eine Veröffentlichung im Tagungsband ist für 2011 geplant.
Holger Wiethäuper
Institut für Sportwissenschaft und Motologie
Philipps-Universität Marburg
Barfüßerstr. 1, 35037 Marburg
[email protected]
Arbeitsbericht/Vortrag
Hochschul-Symposium „Kampfkunst und Kampfsport“
6./7. April 2011 in Bayreuth
Zur Aneignung von Bewegungsvermögen im Feld Kampfkunst
und Kampfsport
Unter Kampfkunst und Kampfsport werden zunächst sämtliche Bewegungsformen
subsummiert, deren verbindendes Element die Thematisierung von Kampf ist.
Bezüglich ihrer phänographischen Struktur, ihres Gegenstandsverständnisses,
Zielbezugs sowie ihrer historischen Bedingtheit weisen diese vielfältigen
Thematisierung von Kampf jedoch deutliche Differenzierungen auf. So ist innerhalb der
Systeme eine gewisse Unterschiedlichkeit bezüglich der didaktischen Konzeption und
Bewegungssystematik, der Vermittlungsweisen sowie der jeweiligen Zweckbezüge
erkennbar (vgl. Crudelli, 2009; Pfeifer, 2006; Weinmann, 2004).
Aufgrund der diffusen Begriffslage und teilweise gegensätzlichen Systematiken fällt es
schwer einen umfassenden Rahmen zu entwickeln, der eine differenzierte bzw.
vergleichende Betrachtung der Bewegungsvollzüge oder der Aneignungsprozesse
ermöglicht. Grundlegende Gestaltungshinweise für die Unterstützung der
Bewegungsschulung sind zwar vorhanden, es fehlt jedoch an einer übergeordneten
Zusammenschau von Bewegungsprinzipien, die der situativen Komplexität von Kampf
und einer entsprechenden Bewegungsvariabilität gerecht werden 1. Eine
problemadäquate Ordnung des Bewegungsfeldes als Ganzes und pädagogische
Begründung ist auch dadurch erschwert, als dass eine theoretische Fundierung zum
Lernen komplex-variabler Bewegungen bisher nur rudimentär zu erkennen ist (vgl.
Schack, 2010; Wollny, 2009; Birklbauer, 2006).
In Anerkennung der Größenordnung des skizzierten Problemhorizonts, erfolgt in dem
Vortrag eine Annäherung an den Gegenstand aus bewegungstheoretischer Perspektive.
Ausgehend von einer eigenen Arbeitsdefinition zum Gegenstandsverständnis und
Systematisierung der Bewegungsformen im Feld Kampfkunst/Kampfsport, wird auf die
Aneignung entsprechenden Bewegungsvermögens fokussiert. Dazu wird unter
Beschränkung auf ausgewählte Formen den Fragen nachgegangen,
1. worin die besonderen und zugleich typischen
Bewegungshandlungen in diesem Feld bestehen und
Herausforderungen
der
2. in wie weit vorliegende bewegungstheoretische Ansätze zur Kontrolle und
1 In der Literatur liegen in der Regel spezifische Formenbeschreibungen für eine Auswahl von
Kampfkunststilen vor, deren systematische Ordnung entlang bestimmter Kriterien wie Komplexität
und Funktion zwar erkennbar ist, die sich aber nicht unmittelbar für eine Übersetzung in Lehr-LernWege eignet (vgl. dazu auch Lange, 2010; Lange, 2009; Korn, 2009; Schütz, 2007; Pfeifer, 2006;
Friedrich, 2006).
Aneignung von Bewegung diesbezüglich aufklären können.
Zum Abschluss werden die sich daraus ergebenden Problemstellungen zum
Bewegungslernen und Implikationen für eine weitergehende wissenschaftliche
Bearbeitung erörtert.
Literatur
Crudelli, C. (2009). Die Kunst des Kampfes. München: Dorling Kingsley.
Birklbauer, J. (2006). Modelle der Motorik. Aachen: Meyer & Meyer.
Friedrich, I. (2006). Selbstverteidigung: Lehren und Lernen. Schorndorf: Hofmann.
Korn, M. (2009). Budo-Spiele für alle Kampfsportarten. Stuttgart: Pietsch.
Lange, H. (2009). Kämpfen, Ringen und Raufen im Sportunterricht. Wiebelsheim: Limpert.
Lange, H. (2010). Kämpfen-lernen als Gelegenheit zur Gewaltprävention?! Interdisziplinäre
Analysen zu den Problemen der Gewaltthematik und den präventiven Möglichkeiten des
"Kämpfen-lernens". Hohengehren: Schneider.
Pfeifer, R. (2006). Mechanik und Struktur der Kampfsportarten: Handbuch für Trainer in
Kampfsport und Kampfkunst. Köln: Sportverlag Strauß.
Schack, T. (2010). Die kognitive Architektur menschlicher Bewegungen. Aachen: Meyer &
Meyer.
Schütz, O. (2007). Karate im Schulsport: Kämpfen didaktisch begründet. Saarbrücken: VDM.
Weinmann, W. (2004). Das Kampfsportlexikon: von Aikido bis Zen. Berlin: Weinmann.
Wollny, R. (2007). Bewegungswissenschaft. Aachen: Meyer & Meyer.
Testinstrumentarium zur Analyse der Antizipationsfähigkeit –
dargestellt an der Sportart Karate
KERSTIN WITTE1 & PETER EMMERMACHER1,2
1
Institut für Sportwissenschaft, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
karanostik GbR
2
Einleitung
Antizipationsfähigkeit hat insbesondere auch im Kampfsport große Bedeutung, da
der Sportler vielfältige Aktionen seines Gegners vorwegnehmen muss, um unter
Zeitdruck adäquat reagieren zu können. Ziel dieses Beitrages ist es ein videobasiertes Testinstrumentarium vorzustellen, mit dem es möglich ist sowohl relativ praxisnah als auch mit Hilfe eines PC-Programms Antizipationsleistungen in der
Sportart Karate-Kumite zu quantifizieren und zu trainieren.
Methodik
Mit Hilfe des komplexen Systems EWAK (Software zur Erfassung der Wahrnehmungs- und Antizipationsfähigkeit im Kampfsport) wird die Antizipationsfähigkeit
sowohl an einem praxisorientierten Messplatz als auch am PC in Echtzeit und Zeitlupe analysiert. Im Rahmen dieser Studie nahmen 18 männliche und 9 weibliche
Karatekas mit nationalen und internationalen Wettkampferfahrungen teil. Folgende
Angriffstechniken wurden vom Trainer gewählt: Gyaku-Zuki (Gegenfauststoß, links
und rechts), Gyaku-Zuki überlaufen, Mawashi-Geri (Halbkreisfußtritt, vorderes
Bein),
Ura-Mawashi-Geri
(entgegengesetzter
Halbkreisfußtritt),
KizamiZuki/Mawashi-Geri (Prellstoß/Halbkreisfußtritt, hinteres Bein). Einige Angriffe wurden von zwei Athleten durchgeführt. Alle Angriffe lagen als Videos vor, die für den
Messplatz als auch für die PC-Tests verwendet wurden. Vom Trainer wurde die
Reaktionszeit als auch die Qualität der Reaktion bewertet.
Ergebnisse und Diskussion
Bei allen Testvarianten (Messplatz, PC-Echtzeit und PC-Slow-Motion) wurde der
Gyaku-Zuki mit verschiedenen Ausführungsvarianten am schlechtesten antizipiert.
Dies stellt für die Praxis insofern ein Problem dar, dass diese Technik in Wettkämpfen am häufigsten eingesetzt wird. Entsprechend der Aussagen von Trainern und
Athleten kann davon ausgegangen werden, dass mit dem vorliegenden Testinstrumentarium Antizipationsfähigkeit erfasst aber auch trainiert werden kann. Anwendungen für andere Kampfsportarten sind denkbar.
dvs Band ??? © Edition Czwalina
1
Belastungsanalysen im Kampfsport – dargestellt an ausgewählten Karatetechniken
KERSTIN WITTE1 & PETER EMMERMACHER1,2
1
Institut für Sportwissenschaft, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
karanostik GbR
2
Einleitung
Es kann davon ausgegangen werden, dass Karatetechniken auf Grund der auftretenden hohen Beschleunigungen bzw. Geschwindigkeiten und der großen Anzahl
von Wiederholungen im Trainingsprozess zu Überbeanspruchungen des Bewegungsapparates führen. Dies kann einerseits Überstreckungen in den Gelenken als
auch direkte Gelenkkräfte betreffen. Ziel des Beitrages ist es, eventuelle Überstreckungen im Hand- und Ellenbogengelenk beim Gyaku-Zuki und Gelenkkräfte in den
unteren Extremitäten bei Steppbewegungen und Tritten zu bestimmen.
Methodik
Zur Bestimmung von Überstreckungen im Ellenbogen- und Handgelenk bei GyakuZuki wurde diese Technik mit sechs Wiederholungen von sechs Karatekas mit einer High-Speed-Kamera (HCC-1000 von der Firma VDS Vosskühler GmbH (460
Hz)) aufgezeichnet und mit dem Peak-Motus-System kinemetrisch analysiert (vgl.
Witte, K.; Emmermacher, P. & Lessau, M., 2008).
Steppbewegungen und der Mae-Geri (Keage) (jap. gerader Fußtritt nach vorn in
geschnappter Form) wurden von einem Karateka mit einem VICON-System aufgenommen. Mit Hilfe des LifeMOD Biomechanics Modelers, einer speziellen Plug-inSoftware für das Mehrkörpersimulationsprogramm ADAMS der Fa. MSCsoftware
Inc. wurden die Gelenkkräfte im Sprung- und Kniegelenk berechnet (Witte, K. &
Jackstien, M., 2008).
Ergebnisse und Diskussion
In der ersten Teiluntersuchung konnte festgestellt werden, dass von sechs untersuchten Probanden fünf Athleten eine Überstreckung sowohl im Handgelenk als
auch im Ellenbogengelenk aufwiesen. Die Ergebnisse der Modellierungen zeigten,
dass insbesondere das unregelmäßige Steppen eine relativ hohe Beanspruchung
darstellt. Die Modellierung erlaubt es weiterhin die Gelenkkräfte in allen drei Dimensionen sowohl für das Standbein als auch für das Trittbein in den einzelnen
Bewegungsphasen des Mae-Geri zu ermitteln.
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1
Abstract zum Dissertationsprojekt:
Olaf Zajonc (Dipl. Soz.Päd.)
Am kleinen Felde 14; 30167 Hannover; Tel: 0511-14300
Email: [email protected]
Doktorand am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover;
Betreuung und fachliche Beratung:
Prof. Dr. L. Peiffer; Prof. Dr. G.Pilz; Prof. Dr. A. Bojanowski (alle Leibniz Universität Hannover)
Kampfsport/Kampfkunst als Medien zur Gewaltprävention –
Chance oder Fiktion?
Zur Eignung kämpferischer Bewegungsangebote in Handlungsfeldern der
Sport- und Sozialpädagogik unter Berücksichtigung gewaltpräventiver Potentiale
1. Ausgangssituation
Kämpferische Sportarten und Bewegungsformen sind nicht per se destruktiv und
zerstörerisch, denn im Kampfgeschehen können sehr wohl hochzivilisierte, geistige,
spielerische oder künstlerische Formen zum Vorschein treten. Doch es bleibt festzuhalten, dass diese radikalisierten Formen des Sports trotz aller inszenierter Begrenzung durch Regeln und Gebote tendenziell immer einer potentiellen Gefahr zur
Eskalation ausgeliefert und stets stark ambivalent sind. (vgl. Binhack 1998).
Aus dieser festgestellten Ambivalenz heraus lässt sich begründen, warum „der Einsatz des Kampfsports und der Kampfkünste in Schule und Jugendarbeit bzw. der
Gewaltprävention noch immer sehr umstritten ist“ (vgl. Pilz 2003) und Unklarheit im
Hinblick auf die Beantwortung der Frage herrscht, in wieweit Sportangebote in denen der Kampf den zentralen Ausgangspunkt des Handelns liefert, sinnstiftend in
die Felder der Sport- und/oder Sozialpädagogik integrierbar sind (Zajonc 2004,
2008).
2. Vorhaben
Das Forschungsprojekt (Beginn 2009) soll einen Beitrag zur Klärung drängender
Fragen der langanhaltenden und kontrovers geführten Diskussion leisten und verfolgt dabei zwei Rahmenziele, nämlich:
a.) eine theoriegeleitete Untersuchung der Fragestellung, ob kämpferische Sportarten bzw. Bewegungs(kunst)formen in der Gewaltprävention einen gewinnbringenden Beitrag leisten können und wie diese Aktivitäten spezifiziert werden müssen
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Abstract: O. Zajonc, Institut für Sportwissenschaft - Leibniz Universität Hannover
© 2011
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(vgl. Brettschneider & Kleine 2001), damit sie die Anforderungen an qualitative
Maßnahmen zur Gewaltprävention – jenseits der allgemeinpräventiven (primären)
Handlungsebene – erfüllen (vgl. Pilz 2003).
b.) eine differenzanalytische Kontrastierung modelhaft (formalstrukturiert) aufbereiteter theoretischer Annahmen, mittels der Erhebung empirisch gestützter Daten in
schulischen und jugendarbeiterischen Institutionen.
3. Aktuell
Erste Ergebnisse der Studie zu den Themenaspekten:
! »Kampfsport« vs. »Kampfkunst« – sprachliche Unschärfen und Kategorien
kämpferischer Bewegungsformen;
! »Kampfsport« und »westliche Kampfkunst« im Spannungsfeld präventiver Potentiale, kultischer Verkehrungen und Anforderungen an die Gewaltprävention;
- »Kämpfen als Entwicklungs- und Lernfeld in der ´entkörperten´ modernen
Gesellschaft«;
- Der ´schmale Grat´ - zu den Grenzen, Risiken und Gefährdungen des
Kampfsports;
- Kampfsport als ´Moderator´ zur Entwicklung sozialer Handlungskompetenzen;
- Folgerungen für die Verortung kämpferischer Angebote in der Präventionslandschaft;
! Zur Perspektive des »Kampfsports« und »westlicher Kampfkunst«.
! Zur Perspektive »traditioneller Kampfkünste« in der Gewaltprävention.
wurden soeben in Teilen publizier [vgl. Zajonc, O. (2011) »Kämpfen als Gewaltprävention? - ein Umriss«].
4. Literatur
Binhack, A. (1998) »Über das Kämpfen – zum Phänomen des Kampfes in Sport und Gesellschaft», Campus Verlag, Frankfurt/New York.
Brettschneider, W.-D. & Kleine, T. (2001) »Forschungsprojekt Jugendarbeit in Sportvereinen - Anspruch und Wirklichkeit«, Paderborn.
Pilz, G. (2003) »Kampfkunst – Chancen in der Gewaltprävention? Allgemeine Grundlagen und
Standortbestimmung«. Vortragsmanuskript anlässlich der Fachtagung „Möglichkeiten u. Grenzen
von Kampfsport- u. Kampfkunstarten in der Gewaltprävention“. Hannover.
Zajonc, O. (2004) »Über die Arbeit an der äußeren und inneren Haltung«, In Neumann et al.
(Hrsg.), »Der friedliche Krieger – BuDō als Methode der Gewaltprävention«. Marburg: Schüren.
Zajonc, O. (2008) »Kampfkunst?! - Personale und strukturelle Bedingungen für qualifizierte Angebote in der Sozialen Arbeit«. Hannover. Unveröffentlichte Diplomarbeit.
Zajonc, O. (2011) »Kämpfen als Gewaltprävention? - ein Umriss«. In: Von Saldern, M. (Hrsg.)
›Meisterung des Ichs – Budo zur Gewaltprävention‹, Books on Demand, Norderstedt.
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Abstract: O. Zajonc, Institut für Sportwissenschaft - Leibniz Universität Hannover
© 2011
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