Ayre CX-7 - Line-Hifi

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Ayre CX-7 - Line-Hifi
Test CD-Player
Ayre CX-7
Preis: 4150 Euro
von Cai Brockmann, Fotos: Rolf Winter
Love is in the Ayre? – Okay. Lässt sich das messen? Oder hören wir das auch?
Mit der Vokabel „preisgünstig“ ist das
so eine Sache. Wenn man zum Beispiel
Charles Hansen heißt, eine High-EndAudio-Firma namens Ayre betreibt
und mit einigen Produkten bereits die
oberste Kategorie von Preis und Performance definiert, wenn man zudem gewohnt ist, völlig kompromisslos an eine Sache heranzugehen und sie mit
entsprechendem Einsatz auch bis zum
Ende durchzuziehen, dann bekommt
„preisgünstig“ eine ganz eigene Dimension. Eine, die Otto Normalhörer
nicht unbedingt nachvollziehen kann.
Nicht sofort. Vielleicht später. Oder
auch nicht. (Hierzu sei noch einmal die
Anmerkung erlaubt, dass „preisgünstig“ und „preiswert“ ja keineswegs das
Gleiche bedeuten, erst recht nicht in einer Branche wie unserer.)
Charles Hansen also hatte sich ursprünglich vorgenommen, einen CDPlayer zu entwickeln, der sich zwar in
wesentlichen Dingen am hauseigenen
Topmodell orientiert, aber den Einstieg
in seine Ayre-Line erleichtern sollte.
Die Maschine sollte daher „preisgünstig“ und zugleich „sehr gut“ sein. Wobei natürlich auch „sehr gut“ einen gewissen Interpretationsspielraum bietet,
aus den gleichen Gründen, wie oben
schon genannt.
Bei ersten Probeläufen erkannte Hansen jedenfalls, dass im favorisierten
Konzept für den neuen Kleinen ein
höheres Klangpotenzial schlummert,
als er zunächst geahnt hatte. Und es
wäre doch unverzeihlich, dieses nicht
vollständig auszuschöpfen.
Der „preisgünstige, sehr gute“ Einstieg in die Ayre-Familie, according
to Charles Hansen, sieht daher so aus:
Im schlichten Look des Hauses finden nur absolut erstklassige Materialien und ein bis ins allerkleinste Detail durchdachtes Layout Platz, viel
Platz. Kontrastierend fallen zwei
dicke Trafos auf, die anderswo in ausgewachsenen Verstärkern schuften
könnten, hier aber Motorsteuerung
sowie Digital- und Analogsektion
versorgen.
Das verwendete Laufwerk könnte
prinzipiell auch DVDs lesen. Tut es
aber nicht. Der CX-7, so der Name des
„Kleinen“, ist funktionstechnisch als
reinrassiger audiophiler CD-Player definiert, somit schlicht zweikanalig ausgelegt. Und er kommt selbstredend ohne das kleinste Fitzelchen irgendeiner –
igitt! – Video-Beimischung aus.
Jegliche Exzentrik ist dem Ayre CX-7
fremd, er ist zielstrebig und praxisgerecht konzipiert. Er besitzt ein großes,
sehr gut ablesbares Display für die allernötigsten Basisdaten (Titellaufzeit,
Titelnummer), das per Tastendruck
stufenweise verschwindet. Beim ersten
Druck reduziert sich das blau illuminierte Display auf die Titelnummer,
nochmals gedrückt, zeigt nurmehr eine
kleine LED an, dass der CX-7 noch voll
auf Sendung ist. Und selbst wenn der
Player auf Standby geschaltet wird,
werden alle klangentscheidenden Bau-
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teile weiterhin mit Strom versorgt. Die
ansonsten übliche audiophile Aufwärmübung fällt dementsprechend
kurz aus, sie ist eigentlich gar keine.
Konsequenterweise verzichtet Charles
Hansen auch auf einen Netzschalter,
und der deutsche Vertrieb legt noch eine Schippe nach: Die korrekte elektrische Phase ist mit einem roten Punkt
nahe der Netzbuchse markiert.
Aber auch sonst legt sich Active Audio
für – und zusammen mit – Ayre ins
Zeug. Nach Deutschland werden beispielsweise nur CX-7 importiert, die in
puncto Trafo und Netzteil perfekt auf
das hiesige 230V/50Hz-Netz abgestimmt sind. England oder Hongkong
etwa, netztechnisch durchaus ähnlich,
bekommen entsprechend optimierte
240- respektive 220-Volt-Versionen geliefert. Und eine vorbildliche deutsche
Bedienungsanleitung ist ebenso selbstverständlich wie auch ein (immer
noch) kostenloses Upgrade jedes zum
Distributor eingehenden Players auf
dem jeweilig neuesten Stand. Dieses
Vorgehen wird von Active Audio aber
nicht herausposaunt, sondern läuft
stillschweigend unter Kundenservice.
Nur die serienmäßige Fernbedienung
kann da nicht ganz mithalten. Das kleine schwarze Kunststoffteil ist zwar sehr
übersichtlich und steuert einen passenden Verstärker gleich mit, fällt aber gegenüber der vorzüglichen Anfass- und
Anschauqualität des Players spürbar
ab, sie ist weder optisch noch haptisch
ein echter Genuss. Ayre offeriert in den
USA zwar auch eine sündhaft teure
Metall-Fernbedienung für den CX-7,
diese wird in unseren Breitengraden allerdings gar erst nicht angeboten. Und
wenn wir schon beim Krítteln sind:
Vor- und Rücklauf, ohnehin nur per
Fernbedienung aktivierbar, pflügen
mit dem stoischen Temperament eines
gut geölten Schiffsdiesels durch die
Tracks …
Der Ayre CX-7 spricht praktisch die
gleiche Formensprache wie sein Vollverstärkerbruder AX-7. Der Player hat
aber nicht ganz so originelle Symbole
auf seinen Tasten; er ist damit auch intuitiv bedienbar. Auf der Rückseite finden sich übrigens zwei weitere Möglichkeiten zum Schalten und Walten.
Ein Mini-Kippschalter gibt den XLR-
Komponenten der Testanlage
Player:
Ayre empfiehlt: XLRund Cinchbuchsen
nicht parallel betreiben, Digitalausgang
bei Nichtnutzung abschalten
Charles Hansens
Credo: konsequent
vollsymmetrisches
Layout ohne Servoschaltkreise oder
Koppelkondensatoren
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Linn Unidisk 1.1,
DynaStation 2
D/A-Wandler:
Benchmark DAC-1
Vorverstärker:
Shindo Monbrison,
Pass X-1, Heed Luna
Endverstärker: Audio Note P2 SE, Pass
X-250.5, Heed Canopus
Vollverstärker: Einstein The Absolute
Tune, T+A V10
Lautsprecher:
Avalon Ascendant, Dynavox 3.2, Expolinear T-300 L
Kopfhörerverstärker:
Brocksieper Earmax
Anniversary
Kopfhörer:
Grado PS-1 Pro
Kabel:
A23, Eichmann, HMS,
Mogami, Purist Audio,
Shindo, Sun Wire,
Transparent
Zubehör:
Avalon Apex, Dynatos
D.T.S. 390, Ensemble Honeyplate, Finite Elemente Pagode und Ceraballs,
Stillpoints, Sun Leiste
Test CD-Player
Digitalausgang – per Übertrager perfekt massefrei isoliert – frei, ein weiterer wechselt zwischen zwei unterschiedlichen Filter-Algorithmen des
Wandlers. Diese sind erfrischenderweise mit „listen“ und „measure“ bezeichnet. Es soll ja Leute geben, die finden
grundsätzlich alles besser, wenn es
denn nur die „besseren“ Messdaten liefert. Und da „measure“ ein lineares Frequenzspektrum bietet, das nicht mit
dem Lineal, sondern mit dem Laser gezogen scheint, könnte diese Filteroption in mancher Situation durchaus die
erste Wahl sein. Die meisten CX-7-Besitzer werden aber, nicht zuletzt aus
Klanggründen, die Stellung „listen“ bevorzugen. Hier manifestiere sich, so
Ayre, die optimierte Phasenlage des
Wandlers in einem etwas musikalischeren Klangbild, auch ist von höchster
zeitlicher Akkuratesse zu lesen.
Wir werden hören.
Im unscheinbar auftretenden CX-7
stecken noch weitere Leckerbissen der
Schaltungstechnik. Einer davon nennt
sich Multi Stage Digital Filter, dahinter
verbirgt sich eine zweistufige Digitalfilterung in 24-Bit-Auflösung: Das originale 44,1-Kilohertz-Signal der CD wird
zunächst per Upsampling-Stufe auf
176,4 Kilohertz hochgerechnet, danach
erfolgt ein weiteres achtfaches Oversampling des Datenstroms bis auf über
1,4 Megahertz. Ayre verspricht sich
hiervon Vorteile bei der nachfolgenden
Filterung für die Ausgangsstufe. Des
Weiteren verarbeitet der CX-7 das interne 24-Bit-Signal mit unterschiedlicher Gewichtung: Die oberen sechs Bit
durchlaufen einen Wandlerprozess in
klassischer PCM-Architektur, während
für die unteren 18 Bit eine fünfstufige
Delta-Sigma-Wandlung zuständig ist.
Auffällig ist am aufgeschraubten
Player noch, dass – typisch Ayre – das
gleichspannungsgekoppelte und rückkopplungsfreie Analogteil ohne Servoschaltkreise oder Koppelkondensatoren auskommt und konsequent
Stilfrage: Die äußere Schlichtheit setzt sich im Inneren fort, auffällig sind nur zwei
dicke blaue Trafos, zuständig für Motorsteuerung sowie Analog- und Digitalsektion
symmetrisch aufgebaut ist. Die XLRAusgangsbuchsen werden also mit einem echten symmetrischen Signal beschickt und sollen, so Hersteller und
Vertrieb unisono, in einer entsprechend ausgelegten Kette leichte klangliche Vorteile gegenüber dem unsymmetrischen Ausgang bieten.
Davon kann ich mich zum Beispiel
überzeugen, als der bestens eingespielte Ayre symmetrischen Kontakt mit einer Vor-/Endstufen-Kombination von
Pass aufnimmt und sofort mit enormer
Durchhörbarkeit und unwiderstehlichem Nachdruck zu beeindrucken
weiß. Dennoch ist der CX-7 alles andere als ein Showpiece, das entspräche
einfach nicht seinem Naturell. Vielmehr löst er das Versprechen seines
Äußeren (etwa „Stille Wasser sind tief“)
auch klanglich ein. Geradlinigkeit,
Klarheit und souveräner Tiefgang des
musikalischen Geschehens sind ihm
wichtiger als Pseudo-Groove oder
falsche Pose. Er liefert die Musik expressmäßig ab, reicht sie in voller
Pracht durch und scheint sich zu freuen, wenn er zu Diensten sein kann. Der
CX-7 verschluckt sich nie, bleibt immer auf der richtigen Spur und benimmt sich im täglichen Umgang exakt so, wie man sich den besten Service
im besten Restaurant vorstellt: unaufdringlich, aber stets im entscheidenden
Moment zur Stelle, leise, elegant und
äußerst effizient agierend. Man wird in
seinem Umfeld weder durch anbiedernde Kumpeligkeit überrumpelt,
noch durch stocksteife Coolness herausgefordert, fühlt sich nicht deplatziert, sondern bestens aufgehoben.
Apropos Umfeld: Auch wenn keine
durchgängig symmetrische Kette die
Verstärkung des Signals übernimmt,
lassen sich die vorzüglichen Qualitäten
des Players praktisch eins zu eins übertragen. Ich habe den Eindruck, dass die
erfrischende klangliche Unbestechlich-
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keit des Ayre auch mit vollkommen anders konzipierter Elektronik – etwa in
einer reinen Röhrenkette – bestens
zum Tragen kommt. Der CX-7 ist
schlichtweg so gut ausbalanciert, dass
alle davon profitieren können, und das
ist es doch, was eine wirklich gute
Komponente auszeichnet und über
lange Zeit nutzbar macht: perfekte innere Balance, Verzicht auf vordergründige Gimmicks, täglich erlebbare Könnerschaft.
Die exquisite Klarheit und Feinsinnigkeit des CX-7, die delikate räumliche Ausgedehntheit kommt natürlich
nicht von ungefähr, sondern hat insbesondere auch mit der weitestgehenden
Eliminierung des üblichen Jitterproblems zu tun. Bezeichnend, dass der
speziell in dieser Disziplin vorzügliche
Benchmark DAC-1 (an anderer Stelle
dieses Specials) gegen den Ayre klanglich keinen Stich macht, nirgends. Der
CX-7 ist als Gesamtwerk rundum gelungen und als reiner Datenlieferant eigentlich zu schade. Akzeptieren wir seine laufwerksseitigen Fähigkeiten als
Dreingabe für beste digitale Kopien.
Oder schalten Sie doch den Digitalausgang ganz einfach stumm. Danke.
Wo wir schon mal am Schalten sind:
Zwischen den beiden Schalterstellunimage x-trakt
Was gefällt:
Verarbeitungsqualität. Frische und Klarheit
in Schaltung, Optik, Klang.
Was fehlt:
Schnellerer Vor-/Rücklauf. Restzeitanzeige.
Was überrascht:
Wie gut sich der Player überall einfügt.
Was tun:
Spaßeshalber mal auf „measure“ schalten.
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gen „measure“ und „listen“ liegen keine Welten, dafür ist der CX-7 prinzipiell zu gut. Aber im Zweifelsfall könnte
hier ein kleiner Extrakick in die gewünschte „richtige“ Richtung zu holen
sein. Auch ich plädiere dabei, kaum
verwunderlich, für „listen“. Die Musik
scheint, unabhängig von Stilrichtung,
Klangniveau der CD oder nachfolgender Anlage, eine Spur griffiger, geschmeidiger und kohärenter. Speziell
die Mittellagen sind involvierender,
besser integriert und insgesamt erfrischender, weil körperhafter. „Measure“
wirkt vergleichsweise statischer und
weniger mitreißend – und das ist für
ausgesprochene Rhythmus-Sensitivlinge wie mich keine echte Option.
Ich bleibe also bei „listen“ und genieße die herrlich dreidimensionale
Darstellungskraft des CX-7, seine mitreißende Schnelligkeit und breitbandige Dynamik, den weit ausgedehnten,
stets eindeutig definierten Raum. Die
glasklare, sonore Deutlichkeit des Players ist bisweilen schon frappierend und
kann sich beispielsweise auch gegen einen Linn Unidisk 1.1, immerhin mehr
als doppelt so teuer und gewiss nicht
schlecht beleumundet, mit rhythmisch
festerem Schritt durchsetzen.
Kleine Anmerkung (fast) post scriptum: In diesen Tagen hat der famose
CX-7 ein digitales Geschwisterchen bekommen, das allerdings schon ganz
schön erwachsen ist: Ein Universalplayer namens C-5x erweitert die digitale Familie von Ayre um die Option,
mit einem einzigen Gerät auch DVDAudio- und SACD-Scheiben abzuspielen. Ganz nebenbei, nein: vor allem soll
auch der CD-Part mit außergewöhnlichen Talenten ausgestattet sein, und
nach all meinen Erfahrungen mit den
Hansen-Produkten verspricht das eine
hochinteressante Partie zu werden. Der
C-5x ist allerdings auch entsprechend
höher in der Preisliste angesiedelt – er
kostet mehr als das Doppelte.
Für „klassische“ Nur-CD-Hörer allerdings – angesichts von Formatvielfalt
und krass überlegener Verbreitung der
CD längst kein Kunstbegriff mehr – ist
und bleibt der CX-7 eine superfeine,
unbestreitbar „ayre-liche“ Digitalofferte, die sich kein ernsthafter Musikliebhaber entgehen lassen sollte.
●
image infos
CD-Player Ayre CX-7
Formate:
CD, CD-R, CD-RW
Ausgänge digital: symmetrisch (XLR)
nach AES/EBU,
massefrei isoliert,
abschaltbar
Ausgänge analog: symmetrisch (XLR),
unsymmetrisch (Cinch)
Besonderheiten: vollsymmetrischer
Aufbau; umschaltbarer
Digitalfilter-Algorithmus
(„measure/listen“);
internes zweistufiges
Upsampling
Maße (B/H/T): 44/12/35 cm
Gewicht:
12 kg
Garantiezeit:
36 Monate
Preis:
4150 Euro
image kontakt
Active Audio
Paul-Schilder-Weg 15
90455 Nürnberg
Telefon 0911/880330
www.ayre.com
www.active-audio.net

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