SWR2 FEATURE AM SONNTAG

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SWR2 FEATURE AM SONNTAG
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2
FEATURE AM SONNTAG
MICMAC, CHIAC, GOOD LUCK ODER
DIE RÜCKKEHR INS VERLORENE PARADIES
DIE AKADIER IN NORDAMERIKA
VON HARALD BRANDT
SENDUNG /// 12.08.2012 /// 14.05 UHR
Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Literatur
sind beim SWR Mitschnittdienst
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Atmo 1
Lorenzstrom
+ Musik 1
Marie-Jo Thério "Chasing Lydie" : "Snow against sugar cane" - track 12
2. Sprecher ( Kandide ):
"... was ist diese Welt hier!
3. Sprecher ( Martin ):
Ein erzpudelnärrsches und erzabscheuliches Gemächte.
2. Sprecher ( Kandide ) :
Sie sind doch in England bekannt, gibt's dort ebensolche Toren wie in
Frankreich?
2. Sprecher ( Martin ) :
Eben! nur von anderm Schnitt und von andrer Farbe. Sie wissen, diese
beiden Nationen führen wegen ein paar lumpichter Hufen Schnee, die
gegen Kanada liegen, Krieg, und verschwenden bei diesem allerliebsten
Kriege weit mehr, als das ganze Kanada wert ist. "
1. Sprecherin :
Die "paar Hufen Schnee", die Voltaire in seinem 1759 veröffentlichten
Roman "Candide" erwähnt, sind eine Anspielung auf die französischen
Besitzungen in Nordamerika. Ende des 17. Jahrhunderts erstreckte sich
Neufrankreich von der Hudson Bay im Norden bis zum Golf von Mexico im
Süden. Im Gegensatz zu England hat Frankreich seine Kolonien in
Nordamerika immer nur halbherzig unterstützt, und als 1755 die
französischsprachigen Siedler von den Engländern aus ihren Dörfern in
Akadien, dem heutigen Neuschottland vertrieben wurden, konnten sie
keine Hilfe aus dem fernen Mutterland erwarten.
1. Sprecher :
In ihrem Album "Chasing Lydie" widmet die akadische Liedermacherin
Marie-Jo Thério der französischen Politik, der die Zuckerrohrplantagen auf
den Antillen wichtiger waren als die kanadischen Wälder, ein eigenes Lied.
O-Ton 1
Marie-Jo Thério DR376 17'17 - 17'33
Sur le "Chasing Lydie" ... les gens n'ont peut-être pas perçu ça, mais il y
une chanson à la fin qui s'appelle "Snow against sugar cane", parce que
bien sûr, c'est une référence qu'on entend ici beaucoup ... quand Voltaire
disais, "à quoi nous servent quelques arpents de neige ?" ...
2. Sprecherin :
Auf "Chasing Lydie" gibt es ... vielen ist das vielleicht gar nicht bewußt
geworden ... aber es gibt ein Lied am Ende, das "Snow against sugar cane"
heißt, "Schnee gegen Zuckerrohr", und das ist natürlich eine Anspielung
auf einen Satz, den man hier oft hört ... als Voltaire sagte, "wozu dienen
uns ein paar Morgen Schnee ?"
1. Sprecherin :
1763 geht der siebenjährige Krieg in Europa zu Ende, und Frankreich
verliert fast alle nordamerikanischen Besitzungen an England. Nur die
kleine Inselgruppe Saint-Pierre-et-Miquelon vor Neufundland und die
Gebiete westlich des Mississippi bleiben französisch. Aus strategischen
Gründen duldet die englische Krone weiterhin die Präsenz der Franzosen
in den Städten Quebec und Montreal, die als potentielle Verbündete im
Kampf gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen in den eigenen Kolonien
gesehen werden. Aber die ehemaligen Siedlungsgebiete der "french
neutrals", der kleinen Volksgruppe der Akadier, die seit 1604 an der
kanadischen Ostküste lebte, sind nun fest in englischer Hand. Ihre
Neutralität im Kampf der europäischen Großmächte um die
Vormachtstellung in der Neuen Welt hat die Akadier nicht vor der
Vertreibung geschützt.
1. Sprecher :
Die Sängerin Marie-Jo Therio stammt aus einer Familie, die sich einige
Jahrzehnte nach der Deportation von 1755 wieder in den östlichen
Provinzen Kanadas ansiedelte. Sie selbst lebt in Montreal, aber den
Sommer verbringt sie an der Atlantikküste, in ihrem Geburtsort Shediac
oder bei ihrer Familie in Memramcook, im südöstlichen Neubraunschweig.
In ihrem Album "Chasing Lydie - A Song Heading West" zeichnet Marie-Jo
das Schicksal ihrer Großtante Lydie nach, die in den 1930er Jahren
versuchte, als Kabarettsängerin in den Vororten von Boston zu überleben.
O-Ton 2
Marie-Jo Thério DR375 1'37 - 2'57
C'est un projet qui est profondement acadien, parce que c'est un projet qui
parle d'une Acadie voyageuse, ce qui est tout à fait dans la psyché
acadienne ... dans ce cas-ci, c'est quand meme beaucoup, beaucoup
d'Acadiens qui sont partis, pour aller travailler dans les usines et moi ça
m'intéressait beaucoup ... dans le cas de ma famille, c'est pas sorcier, c'est
pas différent que tous les autres ... parce que c'était dur à la ferme, et puis
d'aller travailler dans les usines pour aller fabriquer des souliers ou des
montres ou textiles ou quoi que ce soit ... il y avait un salaire et puis c'était
le rêve américain, d'imaginer qu'on pouvait peut-être aussi devenir
quelqu'un là-bas. C'était ça ... pour les Acadiens comme pour n'importe qui
... qu'on soit russe ou italien ou irlandais ... on pensait qu'on avait une
chance d'échapper à un certain déterminisme.
2. Sprecherin :
Mit diesem Projekt berühre ich eine Dimension, die sehr tief in der
akadischen Psyche verankert ist : Der Aufbruch, das Reisen, die
Veränderung ... viele Akadier haben nämlich ihre Heimat verlassen, um in
den Fabriken zu arbeiten und das hat mich sehr interessiert. ... In meiner
Familie war das nicht anders, die Arbeitsbedingungen auf der Farm waren
sehr hart und in den Fabriken, wo man Uhren, Textilien, Schuhe und
anderes herstellte, hatte man ein festes Gehalt ... und dann war da noch
der amerikanische Traum, der nicht nur für die Italiener, Russen oder
Irländer sondern auch für die Akadier seine Anziehungskraft hatte. Also
die Vorstellung, seinem Schicksal zu entkommen und sein Leben selbst
bestimmen zu können. ...
1. Sprecher :
Das Gespräch mit Marie-Jo Thério führe ich auf der Terrasse der Pension
"Leger". Ein Bed&Breakfast im Küstenstädtchen Shediac, dessen Besitzer
bis zu seiner Pensionierung für eine Fluggesellschaft in den USA
gearbeitet hat. Monsieur Leger serviert uns Kaffee, spricht ein paar Sätze
Französisch mit meiner Interviewpartnerin, die er aus dem Fernsehen
kennt, dann verabschiedet er sich mit "Enjoy your day!". Das Hin-und
Herspringen zwischen den beiden Sprachen ist typisch für diese Region.
Marie-Jo streckt sich in der Sonne - sie ist eine Nachtarbeiterin, die am
Vormittag immer etwas Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen - , in dem
Moment, als ich das Aufnahmegerät wieder einschalte, fliegt ein Seeadler
mit einem Fisch im Schnabel vorbei.
O-Ton 3
Marie-Jo Thério DR376 11'13
Ah oui, c'est magnifique ... tu imagines ... il habite, il habite tout seul ici ...
2. Sprecherin :
... großartig ... stell dir das vor ... er lebt hier ... er lebt hier irgendwo allein
...
Musik 2
Marie-Jo Thério "Chasing Lydie" : Boston's Cocoanut Grove
O-Ton 3bis
Marie-Jo Thério DR375 3'53 - 5'31
Ça c'est ma petite histoire de fouiller ma vieille tante ... ça m'intéressait
évidemment parce que je suis liée a elle du fait que je fais le même métier.
Et que je suis tombé sur des vieils enregistrements sonores de cette femme
qui chantait dans les années 30,40 et que j'étais tres ému. J'ai voulu en peu
la déterrer parce que je sentais qu'elle quand même été un peu enterrée,
parce qu'elle ne correspondait pas aux éxigeances morales de l'époque,
familiales ... et aussi du Massachusetts de l'époque qui était vraiment très :
on travaille, on fait des enfants, etc. Elle avait une vie assez difficile, elle
était morte à mon age au fait, d'un cancer ... elle n'a jamais fait une
carrière à Carnégie Hall, c'est sûr ... bon, elle chantait à Boston quand elle
avait 20 ans, après elle est tombée enceinte ... c'est un destin un peu
terrible ... tomber enceinte d'un mec marié ... monoparentale à 1930 ... elle
a continué à chanter par contre, elle a voulue faire ça dans la vie ... donc
elle a chanté dans les bars de banlieue nord de Boston.
2. Sprecherin :
In der Vergangenheit meiner Großtante herumzustöbern, hat etwas mit
meiner eigenen Geschichte zu tun. Ich fühle mich ihr natürlich besonders
verbunden, weil wir dasselbe Metier ausüben. Ich habe dann alte
Tonaufnahmen aus den 1930er und 1940er Jahren gefunden, die mich sehr
berührt haben. Sie war ein bißchen das schwarze Schaf in der Familie, weil
sie nicht den moralischen Vorstellungen der Zeit entsprach, weder hier
noch in Massachusetts. Sie hatte ein schwieriges Leben, sie ist in meinem
Alter gestorben ... an Krebs. Sie hat niemals eine wirklich große Karriere
gemacht, sie hat niemals in der Carnegie Hall gesungen. Als sie 20 war, ist
sie in kleinen, schäbigen Kabaretts in den Vororten von Boston
aufgetreten. Dann wurde sie schwanger ... von einem verheirateten Mann
... eine alleinerziehende Mutter zu der Zeit, das war ziemlich anrüchig.
Aber sie hat weiter gesungen, weil es das war, was ihr wirklich am Herzen
lag.
Atmo 2
Grand Tintamarre, Caraquet
1. Sprecher :
Am 15. August, dem Nationalfeiertag der Akadier, platzt das
Küstenstädtchen Caraquet im Norden von Neubraunschweig aus allen
Nähten. Von der Kirche bis kurz vor den Hafen ist die Hauptstraße
abgesperrt und Tausende von Menschen flanieren über den noch
regennassen Asphalt, schwenken die akadische Flagge - eine Trikolore mit
einem gelben Stern - und machen soviel Krach wie möglich. Trillerpfeifen,
Tröten, Trommeln, Rasseln, Vuvuzelas und als besonderer Clou eine
Schaufel, die ein junger Mann zwei Stunden lang mit der Kante nach
unten über die Straße zieht. Alle Generationen sind vertreten, viele
Menschen sind kostümiert und blau-weiß-rot geschminkt, Stelzenläufer
überragen die Menge. Eine Gruppe Maskierter protestiert gegen das
schlechte Wetter und fordert auf Plakaten ein Ende des Regens und die
Rückkehr der Sonne. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen,
spritzen sie die Zuschauer am Wegrand mit Wasserpistolen naß. Es sind
Freunde der Filmemacherin Renée Blanchar, die sich jedes Jahr eine
besondere Aktion anläßlich des "Grand Tintamarre", des "Großen
Lärmens" ausdenkt.
O-Ton 4
Renée Blanchar DR365 1' - 2'03
Au départ c'était une coutume par les ancêtres pour manifester une espece
de ... présence sur terre, on va dire, et qui était probablement beaucoup
moins politique ... peut-être pas, parce qu'on a tendance a penser que nos
ancêtres étaient naïfs et tout ça ... peut-être il y avait aussi une dimension
politique à ça, mais il est vrai qu'aujourd'hui, le fait de l'avoir repris - parce
qu'on ne fête plus pendant des années et tout d'un coup on se remets à
crier dans les rues une fois par année - je pense que c'est encore très
politique. Et quand on regarde l'etat de la Francophonie et aussi ce qui se
passe au niveau politique - tant qu'au niveau fédéral qu'au niveau
provincial ... ici au Canada et notamment en Acadie - on se dit que le geste
symbolique de sortir dans la rue une fois par année, de dire qu'on est là, est
très important.
3. Sprecherin :
Le Grand Tintamarre ist eine Tradition, die gewissermaßen unsere
Präsenz auf dieser Erde zum Ausdruck bringen sollte. Früher war das
wahrscheinlich nicht so politisch ... vielleicht doch, wir haben immer die
Tendenz, unsere Vorfahren als naiv anzusehen ... vielleicht gab es die
politische Dimension schon damals. Aber die Tatsache, daß diese
Tradition, die eigentlich schon vergessen war, jetzt wiederbelebt wird - wir
also einmal im Jahr wieder auf der Straße Krach machen - ist sehr
politisch ! Und wenn ich mir den Zustand der Frankophonie in Kanada
anschaue und das, was sich politisch so tut - sowohl auf Bundesebene als
auch in den Provinzen, vor allem hier in Akadien - dann sage ich mir, daß
dieser symbolische Akt - einmal im Jahr auf die Straße zu gehen und zu
zeigen, daß man noch da ist - weiterhin seine Bedeutung hat.
1. Sprecher :
Der kritische Zustand der Frankophonie, den Renée Blanchard bei
unserem Gespräch in ihrem Haus am Ortsrand von Caraquet erwähnt,
bezieht sich auf die Bestrebungen der aktuellen kanadischen Regierung,
die Zweisprachigkeit in der Provinz Neubraunschweig einzuschränken.
Manche Politiker stellen öffentlich die Frage, ob es in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten wirklich notwendig sei, daß alle Dienstleistungen des
Staates in zwei Sprachen angeboten werden.
1. Sprecherin :
Erst 1969 wurde der Erlaß zur offiziellen Zweisprachigkeit vom
kanadischen Parlament verabschiedet. Während der sogenannten "ersten
akadischen Renaissance" am Ende des 19. Jahrhunderts waren zwar viele
französischsprachige Schulen, Kulturvereine und Zeitungen gegründet
worden, aber das politische Geschick der Provinz wurde allein von der
anglophonen Oberschicht bestimmt.
1. Sprecher :
Das Lebensgefühl der heutigen Akadier schwankt zwischen trotziger
Selbstbehauptung und der Angst vor der Assimilierung durch die
anglophone Mehrheit. Um die traumatische Erfahrung der Deportation
von 1755 wirklich zu verarbeiten, sei es notwendig, sie aus dem
Blickwinkel moderner Geschichtsforschung zu betrachten, meint Renée
Blanchar.
O-Ton 5
Renée Blanchar 4'18 - 5'47
J'ai fait un film qui s'appelait le "Souvenir nécessaire" , un documentaire
où je partais à la recherche de l'histoire de la déportation, c'est à dire,
d'essayer de la comprendre avec les yeux de ma génération. Parce que nous
parents n'ont jamais vraiment - pour toutes sortes de raisons - cherché à
comprendre la déportation comme nous, on essaie de la comprendre. ...
C'est avec Serge Patrice Thibaudeau que je suis parti à la recherche de
notre histoire. On a essayé de mettre des mots et de l'incarner dans
quelque chose de plus vrai que par exemple le mythe de Gabriel et
d'Evangéline qui est un poéme de Longfellow. Il y a au niveau d'une
certaine dimension artistique, je pense aussi une volonté en ce moment ...
à la fois de revisiter notre passé, et en même temps de défolkloriser une
certaine vision que le monde peut avoir de nous. Et je pense à la fois c'est
un effet de miroir, c'est à dire, pour nous même de dépoussiérer un peu ...
disons certaines dimensions de la culture acadienne.
3. Sprecherin :
Ich habe einen Film gemacht, der "Le souvenir nécessaire" heißt, "Die
Notwendigkeit der Erinnerung", ein Dokumentarfilm, in dem ich
aufgebrochen bin, um die Geschichte der Deportation anders zu sehen.
Ich wollte versuchen, sie aus dem Blickwinkel meiner Generation zu
verstehen. Aus allen möglichen Gründen haben unsere Eltern die
Deporation nämlich nie so betrachtet, wie wir sie heute versuchen zu
verstehen. Diese Reise in unsere Vergangenheit habe ich mit Serge Patrice
Thibodeau unternommen. Wir haben versucht, eine Erzählung zu finden,
die authentischer ist, als zum Beispiel der Mythos von Gabriel und
Evangéline in Longfellows Versepos. Die künstlerische Aufarbeitung der
Vergangenheit im Moment geht Hand in Hand mit dem Wunsch, dem Bild
der Akadier, das die anderen von uns haben, die folkloristischen Züge zu
nehmen. Das funktioniert wie ein Spiegel, denn es zwingt uns, bestimmte
Dimensionen der akadischen Kultur zu entstauben.
1. Sprecher :
Serge Patrice Thibodeau ist Leiter der Verlagshauses "Perce-Neige" in der
Universitätsstadt Moncton. "Le souvenir nécessaire" ist für ihn eine Reise
zu den Orten seiner Vorfahren, die sich im 17. Jahrhundert auf der
akadischen Halbinsel, dem heutigen Nova Scotia, angesiedelt hatten.
Gespräche mit Historikern, Psychologen und Künstlern unterbrechen den
Rhythmus der Reise und machen deutlich, warum die euphemistisch "Le
Grand Dérangement - Die große Störung" genannte Deportation mehr war,
als nur ein Grenzstreit zwischen benachbarten Völkern, den die Franzosen
bedauerlicherweise verloren haben. An der Universität von Yale treffen
Renée Blanchard und Serge-Patrice Thibodeau den Historiker John Mack
Faragher, Autor des Buches "A great and noble scheme - Ein großer und
nobler Plan" - der Titel bezieht sich auf den Euphemismus mit dem die
Engländer die Vorbereitungen für die Deportation der Akadier
bezeichneten.
Einspielung 1
Szene aus "Le souvenir nécessaire" - Kapitel 3 19'20 - 20'34
Narratrice / Blanchar :
Why do you think, that the acadian deportation actually was an ethnic
cleansing ?
3. Sprecherin :
Warum glauben Sie, daß die Deportation der Akadier eine "ethnische
Säuberung" war ?
Faragher :
Well, it was not an conclusion I started off with, it was something I had to
convince myself about. One of the ways to think about this is to try to find
an explaination or a definition of the term, we use here, it's ethnic
cleansing. It turns out, that because of the catastrophe that took place in
Yougoslavia, the secretary general of the United Nations asked a group of
experts to examine what happens, and what they said was : Ethnic
cleansing is an episode in which one ethnical or racial group removes
another ethnic or racial group from a specific territory, in order to win for
themselves, that group's possesions. By that defnition, what happened in
Acadie in 1755 was clearly ethnic cleansing.
2. Sprecher :
Das war nicht meine Ausgangsthese, es war etwas, wovon ich mich selbst
erst überzeugen mußte. Einer der Wege, um darüber nachzudenken, ist die
Definition des Begriffs "ethnische Säuberung". Nach der Katastrophe in
Jugoslavien beauftragte der Generalsekretär der Vereinten Nationen ein
Expertenteam mit der Untersuchung der Vorgänge. Es kam zu folgender
Definition : Ethnische Säuberung ist ein Vorgang bei dem eine
Volksgruppe eine andere Volksgruppe von einem bestimmten Territorium
entfernt, um es für sich selbst in Besitz zu nehmen. Und nach dieser
Definition ist das, was in Akadien 1755 passierte, ganz klar eine ethnische
Säuberung.
Atmo 3
Grand Tintamarre, Caraquet - nah
1. Sprecher :
Auf der Parade des "Grand Tintamarre" am 15. August in Caraquet sind
viele Teilnehmer als Evangeline und Gabriel verkleidet. Die Hauptfiguren
aus Longfellows 1847 geschriebenen Versepos "Evangéline. A Tale of
Acadia", symbolisieren für viele junge Akadier zwar das folkloristisch
verzerrtes Bild der Vergangenheit, das Renée Blanchard in ihrem Film
korrigieren will, aber sie sind immer noch sehr präsent.
1. Sprecherin :
Der amerikanische Dichter Longfellow schildert die Suche der jungen
Akadierin Evangeline nach ihrem Verlobten Gabriel, der am Vorabend
ihrer Hochzeit von den Engländern deportiert worden ist. Evangéline reist
in die Neuenglandstaaten an deren Stränden die Akadier ausgesetzt
wurden, sie fährt bis zur Mississippimündung, in Louisiana ist sie ihrem
Geliebten ganz nah, aber dann verliert sie die Spur. Erst im Alter, als sie
die Suche schon aufgegeben hat und Ordensschwester geworden ist,
entdeckt sie ihren Verlobten in einem Armenspital in Philadelphia. Gabriel
liegt im Sterben ...
1. Sprecher :
... und Longfellows Geschichte wird zum Nationalepos der Akadier, das
lange Zeit das Bild eines entwurzelten und in alle Himmelsrichtungen
verstreuten Volkes prägt. Die Akadier sind "Treibholz der Geschichte"
geworden.
Amerikanische Folk-und Countrysänger greifen das Evangéline-Motiv in
den 1970er Jahren auf, auch Robbie Robertson, Gitarrist und Songwriter
der kanadisch-amerikanischen Rockgruppe "The Band", nimmt in seinem
Lied "Acadian Driftwood" indirekt Bezug auf Evangéline, als er die
verzweifelte Suche der Vertriebenen nach ihren Familienangehörigen
schildert, die sie bis nach Louisiana führt.
Musik 3
"Acadian Driftwood" von The Band, Interpretation von Zachary
Richard&Celine Dion
1. Sprecherin :
In einem Duo mit Celine Dion, das er 2009 in Montreal aufnimmt,
interpretiert der Cajun-Sänger Zachary Richard das Lied neu. Zachary
Richard ist ein Nachfahre der Akadier, die sich nach der Vertreibung aus
Kanada in den Sumpfgebieten des Mississippideltas eine neue Existenz
aufgebaut haben.
1. Sprecher :
An der Universität von Moncton treffe ich den Historiker Maurice Basque,
der das Zentrum für Akadienforschung leitet. Von ihm will ich wissen,
welchen Platz die Kultur der Cajuns im Selbstverständnis der modernen
Akadier hat ? Sofort fällt der Name Zachary Richard, der auf seinen
Konzerten in New Orleans, in Montreal oder in Moncton nicht nur die
Kultur seiner Vorfahren besingt, sondern auch das Verschwinden der
Belugas im Lorenzstrom oder die Auswirkungen des Wirbelsturms
"Katrina" auf die Küstenregionen des Golfs von Mexico. Maurice Basque
hält den Sänger aus Louisiana für einen der wichtigsten Vermittler
zwischen den beiden frankophonen Kulturen, die sich ganz unterschiedlich
entwickelt haben.
O-Ton 6
Maurice Basque DR377 49'20 - 49'30
On a surtout un contact par Zachary Richard ... alors Zachary parle
français, mais il ne l'a pas toujours parlé ... il est comme un 'born again'
acadien là ...
3. Sprecher :
Wir haben vor allem Kontakt durch Zachary Richard ... Zachary spricht
französisch, aber er hat es nicht immer gesprochen ... er ist so etwas wie
ein "born again acadien", ein wiedergeborener Akadier.
1. Sprecherin :
In einem geheimen Abkommen hatte Frankreich 1762 die Kolonie
Louisiana an Spanien abgetreten. Die Bevölkerung erfährt allerdings erst
zwei Jahre später, daß sie nun keine französischen Staatsbürger mehr
sind. Es kommt zu vereinzelten Revolten gegen die neuen Machthaber,
aber für die Landbevölkerung ändert sich wenig. In Louisiana wird
weiterhin französisch gesprochen und der spanische König duldet die
Ansiedlung der Akadier, weil sie katholischen Glaubens sind. 1800 geht
die Kolonie, die damals viel größer war als der heutige amerikanische
Bundesstaat noch einmal zurück an Frankreich, aber schon 3 Jahre später
verkauft Napoleon Louisiana für 15 Millionen Dollar an die jungen
Vereinigten Staaten, die so auf einen Schlag ihr Territorium verdoppeln.
O-Ton 7
Maurice Basque DR377 47'10 - 48'07
La Louisiane c'est beaucoup plus complexe parce que les Acadiens arrivés
en Louisiane ont connu une transformation pour devenir des Cajuns, des
Cajuns aujourd'hui qui sont très majoritairement des anglophones. Ces
Cajuns ont assimilés d'autres groupes dans leur groupe ... des espagnols,
des allemands, des italiens, des amérindiens ... pas de noirs par exemple,
en raison de la dimension particulière de l'histoire du Sud des Etats-Unis.
Une petite, petite minorité des Cajuns se dit Cadiens, donc met l'accent
surtout sur le français, mais la réalité de la Louisiane qui est cependant
très mal lue et mal connue ici où les gens pensent que 'ah la Louisiane,
c'est nos cousins' ... moi je me dis, non, c'est pas la même identité. Alors
quand je dis ça à la radio là, trois fois brulé au bûcher et il n'y avait pas
suffisamment de paille et de bois pour me faire brûler.
3. Sprecher :
Die Situation in Louisiana ist sehr viel komplexer, weil die Akadier, die
sich dort angekommen sind, eine Verwandlung durchlaufen haben. Sie
sind Cajuns geworden, und die Cajuns sind in der Mehrheit anglophon.
Diese Cajuns haben andere Volksgruppen in ihre Gemeinschaft integriert
... Spanier, Deutsche, Italiener, indianische Ureinwohner ... aber keine
Schwarzen zum Beispiel, wegen der Besonderheit des Südens der
Vereinigten Staaten. Eine sehr kleine Minderheit der Cajuns nennt sich
"Cadiens", sie legen ihren Schwerpunkt auf die französische Sprache, aber
gerade das führt zu Mißverständnissen hier. Meine Landsleute irren sich,
wenn sie denken, daß die Menschen in Louisiana unsere Cousins sind. Ich
sage "nein, das ist nicht die gleiche Identität !"Aber wenn ich das so im
Radio ausspreche, dann will man mich dreimal auf einem Scheiterhaufen
verbrennen und es kann gar nicht genug Heu und Holz geben, um das
Feuer anzufachen.
Musik 4
Zachary Richard "The Levee broke"
O-Ton 9
Maurice Basque DR377 48'08 - 48'49
Je dis, vous ne m'avez pas compris ! 'C'est que les Acadiens en Louisiane
ont crée une nouvelle culture nordaméricaine qui a donnée ensuite
naissance à leur propre diaspora. On a des cajuns à New York, on a des
cajuns maintenant au Texas ... Dieu sait, depuis Katrina et Erika comment
... j'ai un cousin qui travaille à Dallas et que Dallas est plein de cajuns qui
ne sont plus retournés en Louisiane ... Alors les cajuns créent leur propre
culture, leur propre diaspora ou contrairement a nous, la langue n'est pas
le fil conducteur de leur réalité.
3. Sprecher :
Ihr habt mich nicht verstanden, sage ich dann. Worum es geht, ist die
Tatsache, daß die Akadier in Louisiana eine neue nordamerikanische
Kultur geschaffen haben, die dann auch ihre eigene Diaspora
hervorgebracht hat. Es gibt Cajuns in New York, es gibt Cajuns in Texas ...
ich habe einen Cousin, der in Dallas arbeitet, und Dallas ist voll von
Cajuns, die nach den Wirbelstürmen Katrina und Erika nicht mehr nach
Louisiana zurückgekehrt sind. Die Cajuns haben ihre eigene Kultur und
ihre eigene Diaspora, und im Gegensatz zu uns, ist die Sprache für sie
nicht das bestimmende Element ihres Lebens.
1. Sprecher :
In ihrem Roman "Pélagie-la-Charette", für den Antonine Maillet 1979 in
Frankreich mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, schildert die
Autorin die Rückkehr der Exilakadier nach Kanada. Ihre Titelheldin
Pélagie ist eine Art Anti-Evangéline, die 1770 in Georgia ihre Kinder und
Angehörigen auf einen Ochsenkarren lädt und den langen Weg zurück in
die alte Heimat antritt. Im Lauf der Reise trifft sie auf Landsleute, die sich
in den Wäldern bei den Indianern versteckt hatten. Die Familie Thibodeau
schließt sich dem Treck nach Norden an, aber ihre Wege trennen sich bald
wieder. Hinter Charleston kommt es zu einer Aussprache mit Pelagie :
Zitat 2
2. Sprecher :
In weniger als zwei Stunden gestanden ihr die Thibodeaus alles: daß sie
der Süden reizte, den Traum von einem neuen und unbekannten Land,
kurzum Louisiana!
Louisiana!
Das war es also, was sie seit einiger Zeit beschäftigte und sie im Abseits
hielt. Louisiana! Na, und die anderen? Und die Karren, die seit fast zwei
Jahren in Richtung Norden unterwegs waren? Und das Heimatland, das
Heimatland? Dachten sie an das Land der Vorfahren, das man an einem
Septembermorgen verlassen hatte und das seit dieser Zeit brachlag?
... Die Thibodeaus verließen das Heimatland nicht, Pelagie, sie würden es
nur in den Süden verpflanzen.
... In den Süden? Aber was hat dieser Süden denn, daß er euch das Blut so
aufwallen läßt? Habt ihr in den siebzehn Jahren Exil und bitterer Armut
nicht genug bekommen vom Süden? Sucht ihr den Tod weitab von den
Gräbern eurer Väter und Vorfahren?
... Nein, nein, nicht den Tod, aber ein anderes Leben bei den Vettern
Mouton, Martin, Landry, die entlang der Flüsse bereits Gemeinden
gründen und dort ihr Vieh weiden, das mit ihrem Zeichen gebrandmarkt
ist. Ein Leben als Farmer, vielleicht auf weitem, fettem und unberührtem
Land...
»Inmitten von Fremden, die mit euren Kindern schlafen und mit euch in
einer Sprache radebrechen, die ihr nicht versteht?«
»Die wir nicht verstehen? Aber hast du vergessen, Pelagie von Grand'Pré,
daß diese unverständliche Sprache in Louisiana dieselbe ist, die wir im
vorigen Jahrhundert aus Frankreich mitgebracht haben? Und daß man sie
vielleicht im kommenden Jahrhundert in Amerika nur noch in Louisiana
hören wird?«
Pelagie steckte den Schlag ein, ohne darauf eine Antwort zu geben. Da
kam Anatole auf sie zu und sagte besänftigend:
»Es hat sich bereits eine große Schar unserer Leute dort angesiedelt. Ob
wir im Norden oder im Süden sind, es bleibt doch immer Akadien, und wir
sind da immer zu Hause.«
»Ihr seid da zu Hause«, antwortete Pelagie. »Es ist eure Wahl.«
Musik 5
Marie-Jo Thério "Evangeline"/ "Chasing Lydie"
1. Sprecherin :
Als der Florentiner Giovanni da Verrazano 1524 im Auftrag der
französischen Krone die nordamerikanische Ostküste von Florida bis
Neufundland erkundet, vergleicht er Teile der nördlichen
Küstenlandschaft mit dem Arkadien der Antike. Die ersten französischen
Auswanderer, die sich 1604 auf der Insel St. Croix ansiedeln, übernehmen
diesen Namen und nennen sie sich Akadier.
1. Sprecher :
Ich frage Marie-Jo Thério, ob sich die Akadier ihr "verlorenes Paradies"
nicht zurückerobert hätten, selbst wenn sie heute nicht mehr alle in Nova
Scotia, dem ursprünglichen Siedlungsgebiet lebten ? Sie betrachtet einen
Moment die Krähen, die zwischen den Oleanderbüschen in Monsieur
Legers Garten Versteck spielen, dann lacht sie und meint, daß der Sommer
in Shediac an der Atlantikküste schon etwas paradiesisches habe. Aber die
Rückkehr in die alte Heimat sei nicht einfach gewesen, weder für die
Deportierten von 1755 noch für die Menschen, die in den 1930er Jahren
aus wirtschaftlichen Gründen in die USA ausgewandert sind.
O-Ton 8
Marie-Jo Thério DR375 6'21 - 7'55
Mon grand père est le seul qui est revenu au Canada, toute ma famille est
restée là bas ... je crois qu'il aimait beaucoup là-bas, il aimait beaucoup la
ville, les femmes, il aimait beaucoup la musique. Je crois que ma grand-
mère en avait marre, puis elle voulait revenir dans sa famille ici ... donc lui
etait revenu ici, mais il était complètement misérable ici, il ne pensait
qu'aux Etats-Unis, parce que pour lui c'était la ville là-bas. ... Ils étaient
dans le village de Memramcook. C'est un nom amérindien. Quand ils
avaient quitée le village, il y avait encore 10 tipis dans le village. C'était
des micmacs, qui sont des indiens très pacifiques, donc la cohabitation ici
entre les Acadiens et les Micmacs, c'était formidable. Puis dis-donc, je
devine bien, quand je regarde les pommettes hautes de ma mère et puis la
couleur de ma peau, je devine bien qu'il y a du avoir des amitiés un peu
spéciales ...
2. Sprecherin :
Mein Großvater, also der Bruder meiner Großtante Lydie, war der Einzige,
der nach Kanada zurückgekommen ist. Der Rest der Familie blieb in
Massachussetts. Mein Großvater wäre wohl auch lieber dort geblieben, er
liebte das städtische Leben dort, die Frauen, die Musik ... aber meiner
Großmutter ist das dann wohl irgendwann zuviel geworden, und sie wollte
zurück zu ihrer Familie. Mein Großvater war todunglücklich hier, er
dachte nur an die Vereinigten Staaten ... das war für ihn das wirkliche
Leben in einer wirklichen Stadt. Meine Großeltern kamen aus
Memramcook, das ist ein einheimischer, indianischer Name. Als sie
Memramcook verließen, gab es mitten im Dorf noch zehn Tipis der
Micmac. Das sind sehr friedliebende Indianer und die Kohabitation
zwischen den Micmac und den Akadiern war immer sehr gut. Und wenn
ich mir die hohen Wangenknochen meiner Mutter anschaue und meine
eigene dunkle Haut, dann denke ich mir, daß die Freundschaft manchmal
sehr intensiv war ...
1. Sprecherin :
Im freundschaftlichen Verhältnis zwischen den Akadiern und den
einheimischen Micmac-Indianern, das über 300 Jahre gehalten hatte, gab
es einen Bruch, als es Ende der 1990er Jahre zu einem Konflikt wegen der
Fischereirechte kam.
1. Sprecher :
In Grand Barachois, ein paar Kilometer östlich von Shediac treffe ich den
ehemaligen Gouverneur von Neubraunschweig in seinem Haus zwischen
den Dünen. Herménégilde Chiasson ist Schriftsteller, Maler und
Filmemacher und das Schicksal der Ureinwohner, ohne deren Hilfe auch
seine Vorfahren nicht überlebt hätten, liegt ihm sehr am Herzen.
Vielleicht, weil er selbst indianisches Blut in den Adern hat.
O-Ton 9
Herménégilde Chiasson DR373 9'13 - 10'40
J'ai fait un film qui s'appelle "Ceux qui attendent" ... c'est la traduction
d'Escoubounoudich, qui est une réserve autochtone en Nouveau Brunsvick
qui s'appelait autrefois Burnt Church. ... Et dans cette communauté là, il y
a eu une guerre du homard, c'est à dire que les pêcheurs de homard
acadiens et les autochtones se sont affrontés. Alors que tout au cours de
l'histoire, les Acadiens ont toujours été très près des autochtones,
évidemment au début de la colonisation ils étaient très près, parce que les
Acadiens n'ont pas réclamés comme en Nouvelle Angleterre, des territoires
de chasse, ils ont plutôt réclamés du terrain sur la mer. C'est à dire, ils on
repris des marais qu'ils ont cultivés. Pour les autochtones, ils ne voyaient
pas de menace là. C'est sûre, si l'histoire s'était prolongée, ça aurait
probablement été autre chose, mais .... à ce moment là, je trouvait ça très
ironique que les Acadiens devenaient comme des persécuteurs, alors qu'ils
s'étaient toujours vu comme des victimes.
4. Sprecher :
Ich habe einen Film gedreht, der "Ceux qui attendent - Diejenigen, die
warten" heißt. Der Titel ist die Übersetzung von Escoubounoudich. Das ist
der einheimische Name eines Indianerreservats in Neubraunschweig, das
früher Burnt Church hieß. ... In dieser Gemeinschaft hat es einen
sogenannten "Hummerkrieg" gegeben. Eine Konfrontation zwischen den
Einheimischen und den akadischen Hummerfischern. Im Lauf der
Geschichte standen die Akadier den Einheimischen immer sehr nah ...
gerade zu Beginn der Kolonie. Im Gegensatz zu den Neuengländern haben
die Kolonisten hier den Indianern keine Jagdgründe weggenommen, die
Akadier wollten nur die Marschen und Sümpfe an der Küste erschließen
und das haben die Einheimischen nicht als Bedrohung wahrgenommen.
Wenn sich die Kolonie weiter entwickelt hätte, wäre das wahrscheinlich
auch anders verlaufen, aber ... ich empfand es als Ironie, daß die Akadier
auf einmal die Unterdrücker waren, während sie sich doch in der
Geschichte selbst immer als Opfer gesehen haben.
Einspielung 2
"Ceux qui attendent" 35' - 1'22
«Trauma on the high seas. Federal fishers officiers swoop on the lobster
fleet of the native Americans. A daylight raid captured on national
television. As a high part government department boats encircled the
smaller fishing crafts. The fishermen retaliated by throwing missiles and
rocks before leaping into the sea. The confrontation is the latest in the
increasingly bitter conflict between the Burnt Church group which claims
it has a tradtional right to harvest lobsters all the year around and the
fishing department officers, who say they removed illegal lobster traps as
part of the conversation campaign. At least one inspector was hurt by a
missile and two native fishermen were arrested as 900 traps were seized in
the latest clampdown of illegal lobster fishing. Russell Trott, BBC News.»
2. Sprecher :
Konfrontation auf dem offenen Meer. Polizeikräfte der Bundesbehörden
greifen die Hummerflotte der amerikanischen Ureinwohner an. Die bei
Tageslicht durchgeführte Operation wurde vom Nationalen Fernsehen
gefilmt. Regierungsboote kreisen die kleineren Fischerboote ein. Die
Fischer antworten mit Steinwürfen und anderen Wurfgeschossen, bevor
sie ins Meer springen. Diese Konfrontation ist die jüngste Episode in dem
sich verschärfenden Konflikt zwischen den Bewohnern von Burnt Church,
die sich auf ihr angestammtes Recht berufen, das ganze Jahr über
Hummer zu fangen, und den Offizieren der Fischereibehörde, die sagen,
daß sie die illegalen Hummerfallen zum Schutz der Ressource entfernt
haben. Mindestens ein Inspektor wurde durch Steinwürfe verletzt, zwei
Fischer wurden festgenommen und 900 Fallen wurden bei der jüngsten
Operation gegen illegale Hummerfischer beschlagnahmt. Russell Trott,
BBC News.
O-Ton 10
Herménégilde Chiasson DR373 10'41 - 11'07 / 12'14 - 12'59
Je trouve malheureux ... on vit à côté de cette culture là et on ne peut
même pas dire "merci", "bonsoir" en micmac par exemple. Eux ils sont dans
une situation culturelle beaucoup plus précaire que la nôtre, parce que leur
culture est véritablement en voie de disparaître. ... Je pense que les
autochtones ont véritablement la seule culture en profondeur de tout
l'Amérique. Quand on entend les chants, quand on voit les danses encore
qui restent, on se dit, c'est vraiment quelque chose qui parle de cette terre
ci, parce que nous, en toute fin pratique, on est des Européens qui sont
venus il y a 400 ans passés et qui finalement avons fini par s'installer à
l'européenne. En prenant évidemment beaucoup de choses d'eux, mais je
crois, c'est vraiment un très grand malheur ... on ne les connait vraiment
pas très bien, on ne comprends pas nécessairement leur culture et je pense
que eux aussi ont de la difficulté à vraiment avoir accès à une culture qui
serait authentique.
4. Sprecher :
Es ist traurig, daß wir Seite an Seite mit dieser Kultur leben und noch
nicht einmal "Danke" oder "Guten Abend" in der Micmac-Sprache sagen
können. Die Einheimischen sind in einer viel prekäreren Situation als wir,
denn ihre Kultur ist wirklich vom Verschwinden bedroht. ... Und die
Kultur der Indianer ist für mich die einzig authentisch amerikanische
Kultur. Wenn man ihre Gesänge hört und die Tänze sieht - zumindest das,
was davon noch übrig ist - dann merkt man, daß sie wirklich von dieser
Erde hier sprechen. Wir sind eben doch nur Europäer, die vor 400 Jahren
gekommen sind, und die sich hier auf europäische Art niedergelassen
haben. Dabei haben wir natürlich viel von ihnen gelernt ... Es ist ein
großes Unglück, daß wir die Kultur der Ureinwohner nicht wirklich
kennen, daß wir sie nicht wirklich verstehen ... das mag auch damit
zusammenhängen, daß die Einheimischen heute selbst Schwierigkeiten
haben, eine authentische kulturelle Identität zu finden.
Atmo 4
Caraquet, Hafen - Benediktion der Boote durch einen Priester
1. Sprecher :
Am Vorabend zum akadischen Nationalfeiertag am 15. August werden in
Caraquet die Fischerboote von einem Priester gesegnet. An der Kaimauer
ist ein Podium aufgebaut, auf dem die Honoratioren der kleinen Stadt
Platz genommen haben. Die Fischerboote sind mit Girlanden geschmückt
und warten auf den Moment der Ausfahrt, wenn Blumenkränze zum
Gedenken an die toten Seeleute ins Meer geworfen werden. Der
katholische Priester erbittet den Schutz des Himmels für die gefährliche
Mission der Fischer und erinnert daran, daß das Meer immer eine
unerschöpfliche Quelle des Reichtums war und immer sein wird. Als ich
zwei Tage später mit der Filmemacherin Renée Blanchard über diesen
Satz spreche, kann sie sich ein ironisches Lachen nicht verkneifen.
O-Ton 12
Renée Blanchar DR365 17'23 - 18'36 / 16'45 - 17'17
Parce que ici on a beaucoup vécu de la pêche, et que les océans sont en
train de mourir et qu'on n'y échappe pas ... Ça a été une source
d'abondance, ça en reste une ultimement, mais reste que c'est quand meme
un secteur en crise ... on n'a peut-être pas su se renouveller ... c'était une
manne la pêche, notamment la pêche aux crabes de neige qui a fait la
fortune de plusieurs ... on n'a pas, contrairement à ce qui s'est fait dans les
pays nordiques en Europe investi dans la transformation des produits. On
reste quand même très primaire dans la façon d'apprêter le poisson qu'on
pêche. Tout ça pour dire que le contexte économique est difficile et c'est sur
que ça a une influence sur la culture. Il faut manger d'abord, il faut vivre ...
et donc avant que les gens aspirent à autre chose, à une quelconque
expression culturel, ils ont des besoins quotidiens qui ne sont pas toujours
facile à combler. Il y a beaucoup de gens ici ... on parle de mouvance là... il
y a beaucoup de gens dont les pères de famille vivent dans l'ouest du
Canada ... pour arriver à vivre ici. Mais ... écoutes ... ça reste interpellant
de vivre ici, et moi, j'aime ça !
3. Sprecherin :
Wir haben lange Zeit vom Meer gelebt, aber die Ozeane sind dabei zu
sterben, und das merken wir natürlich auch ... Das Meer war eine Quelle
des Reichtums und langfristig bleibt das vielleicht auch so, aber der ganze
Sektor ist in der Krise. Die Fischerei, besonders die Krabbenfischerei war
sehr lukrativ und hat auch Einige sehr reich gemacht, aber wir haben es
versäumt, eine verarbeitende Industrie aufzubauen, wie in den
skandinavischen Ländern. Die Verarbeitung der Fische und
Meeresprodukte ist hier sehr einfach geblieben. Der wirtschaftliche
Kontext ist also schwierig und das wirkt sich auch auf die Kultur aus. Man
muß zuerst etwas zu essen haben ... bevor man über die künstlerischen
Ausdrucksformen nachdenkt, gibt es fundamentale Bedürfnisse zu
befriedigen und das ist nicht immer einfach. Viele Männer arbeiten im
Westen von Kanada, um ihren Familien hier das Überleben zu
ermöglichen. Aber ... es ist eine Herausforderung hier zu leben, und das
mag ich !
1. Sprecherin :
In den drei maritimen Provinzen, Neubraunschweig, Neuschottland und
den Prinz-Edward-Inseln leben heute etwa 500 000 Akadier. Kulturelles
Zentrum ist die Universität von Moncton, die 1963 von Louis Robichaud ,
dem ersten französischsprachigen Ministerpräsidenten von
Neubraunschweig gegründet wurde. Akadische Schriftsteller werden in
Moncton verlegt, es gibt eigene Radioprogramme und alle 5 Jahre findet
ein Weltkongress statt, der die Verbindung zwischen den verschiedenen
Gruppen der Diaspora stärken soll.
1. Sprecher :
Sind die Akadier jetzt in der Normalität angekommen, will ich von
Maurice Basque wissen, dem Leiter des Zentrums für Akadienforschung
an der Uni, ist der Fortbestand der frankophonen Kultur gesichert ?
O-Ton 13
Maurice Basque DR377 21'47 - 23'11
Il faut toujours rester vigilent. Parce que malgre tout, on est rendu depuis
les années 80, depuis cette espece de deuxième renaissance de l'Acadie, j'ai
l'impression que beaucoup d'Acadiens et d'Acadiennes - des intellectuels,
des artistes - sont tombés dans un certain triomphalisme de l'Acadie qui au
contraire n'a pas disparue, qui ne s'est pas laissée assimiler ... disons qu'il
y aura toujours une Acadie et qu'on est fort et tout ça. Donc une fois qu'on
a dit ça, qu'est-ce qu'on a dit ? Pas grand chose, à mon avis. Parce que,
dans le même souffle qu'on dit ça, les mêmes personnes peuvent tout de
suite changer de contenu et la dire : bon ben, on est une petite société
faible, fragile, on besoin des sous du fédéral, donc vous devez nous donner
des sous, vous devez financer nos activités. Et là, je pense qu'on a une très
grande contradiction. Parce que pour moi, si on a un discours fort, il faut
assumer ce discours fort et cesser de quémander constamment.
3. Sprecher :
Man muß immer wachsam bleiben. Seit den 1980er Jahren, wo so etwas
wie eine zweite Renaissance der Akadier stattgefunden hat, sind viele
Intellektuelle und Künstler einer Art Triumphalismus verfallen, einem
übertriebenen Stolz über das eigene Überleben und den Fortbestand der
akadischen Kultur. Wir sind stark, wir haben uns nicht assimilieren
lassen, wir werden immer da sein ... Gut. Was hat man damit gesagt ?
Nicht viel, glaube ich. Weil diejenigen, die so etwas von sich geben, im
selben Atemzug das Register wechseln können, und dann heißt es : Wir
sind eine kleine Minderheit, schwach und zerbrechlich, wir brauchen
Gelder vom Bundesstaat, um unsere Aktivitäten zu finanzieren. Das ist
ein eklatanter Widerspruch. Wenn man sein Selbstbewußtsein so zur
Schau stellt, dann muß man auch dazu stehen und aufhören, ständig um
Bundesmittel zu betteln.
1. Sprecher :
Das Verhältnis der Akadier zum großen Bruder in Kanada, der
französischsprachigen Provinz Quebec, ist nicht immer einfach. Akadische
Künstler wie die Filmemacherin Renée Blanchar oder die Sängerin
Mairie-Jo Thério tragen zur Vielfalt der frankophonen Kultur in Montreal
bei, aber die Quebecer Politiker mißtrauen manchmal dem neuen
Selbstbewußtsein ihrer Cousins von der Atlantikküste und werfen ihnen
vor, keine klare Position zu beziehen.
O-Ton 14
Maurice Basque DR377 23'12 - 24'
Ce qui fait dire à certains Quebecois : Si l'Etat fédéral cesse de financer vos
activités et vos associations, est-ce que vous n'êtes pas finalement qu'une
création de l'Etat fédéral, maintenue artificiellement pour dire au monde ...
bien oui, le Canada est un pays bilingue, regardez le Nouveau Brunswick
et les acadiens ... ils n'ont pas d'état, ils ne sont pas comme vous, puis ils
vivent en français, ils ont leurs écoles, leur infrastructure ... Quel est votre
probleme ? Ils ne veulent pas laisser le Canada, ils ne veulent pas devenir
souverain ... Alors on est toujours pris un peu dans ce jeu la ... entre le
fédéral et le Quebec et les anglophones ... et on ne peut pas plaire aux trois.
3. Sprecher :
Manche Quebecer sagen : Ihr seid doch sowieso nur eine künstliche
Kreation der kanadischen Föderation, die auf diese Weise der Welt zeigen
will, das Kanada ein zweisprachiges Land ist. Gewissermaßen als Antwort
auf die Quebecer Autonomiebestrebungen. Der Bundesstaat kann dann zu
den Quebecern sagen : Was wollt ihr denn, schaut euch doch die Akadier in
Neubraunschweig an, sie haben keine eigene Provinz wie ihr, sie sind nicht
wie ihr, aber sie leben auf französisch, sie haben ihre eigenen Schulen und
ihre eigene Infrastruktur, aber sie wollen nicht autonom werden, sie
wollen die kanadische Konföderation nicht verlassen. Das ist ein
Kräftespiel zwischen dem Bundesstaat, der Provinz Quebec und den
Anglophonen, in dem wir gefangen sind. Und allen drei kann man es nicht
Recht machen.
Musik 6
"Les matins habitables" von Marie-Jo Thério
1. Sprecher :
In ihrem Album "Les matins habitables", das Marie-Jo Thério 2004 in
Paris aufgenommen hat, vertont die akadische Sängerin ein Gedicht ihres
engen Freundes Gerald Leblanc. Der Dichter aus Moncton arbeitet in
seinen Texten mit verschiedenen Sprachebenen, ein wichtige Rolle spielt
das "Chiac" , die für den Südosten Neubraunschweigs typische Mischform
von Englisch und Französisch. Englische Wörter werden im "Chiac" in die
französische Grammatik eingebunden und französisch konjugiert. Das
englische "to watch a movie" - einen Film ansehen - heißt auf Chiac
"watcher un movie". Die Arbeit an ihrem Album in Paris, beschreibt MarieJo Thério als eine Erfahrung, die ihren Blick auf die Frankophonie
verändert hat.
O-Ton 15
Marie-Jo Thério DR376
5'22 - 5'58
"Les matins habitables" est une tranche de vie qui est très associée à un
exil ... on n'imagine pas que dans la francophonie on soit en exil, mais moi
je me suis sentie pas mal en exil, même en quittant la francophonie nordaméricaine pour aller vivre à Paris. Je me suis vraiment sentie en exil,
même si je parlais la même langue que tout le monde là-bas. Donc, c'était
un album un peu de l'éloignement, de quelqu'un qui regarde le nid chaud
de son enfance ... c'est Moncton.
2. Sprecherin :
"Les matins habitables" ist eine Periode meines Lebens, die etwas mit dem
Exil zu tun hat. Man kann sich nur schwer vorstellen, daß man innerhalb
der Frankophonie im Exil sein kann, aber so habe ich mich gefühlt, als ich
die nordamerikanische Frankophonie verlassen habe, um in Paris zu
leben. Das war wirklich die Erfahrung eines Exils, obwohl ich dieselbe
Sprache spreche. Das Album schildert die Erfahrung der Ferne, es ist ein
Blick zurück auf das warme Nest der Kindheit ... das ist Moncton.
Musik 6bis
"Les matins habitables" von Marie-Jo Thério
O-Ton 16
Marie-Jo Thério DR376 5'58 - 7'35
A travers tout ça évidemment, il y a un hommage qui est rendu à un poète
et aussi un grand ami à moi ... qui n'est plus là aujourd'hui et qui était déjà
très malade pendant tout la réalisation des "Matins habitables" ... qui est
Gerald Leblanc. Qui est quelqu'un qui a célébré cette spécificité du sud-est
ici de l'Acadie, mais d'une manière toute personnelle. Qui a fait exactement
ce que j'aime, c'est à dire, qu'il a marché sur les trottoirs et il a fait pousser
des fleurs partout sur les trottoirs de la ville de Moncton. C'était un
véritable Peter Pan pour moi, c'était quelqu'un qui a réussi à créer quelque
chose de totalement magique avec ce lieux ... là où il y en a d'autres qui
auraient dit : ah oui, Moncton c'est moche ... Parce que Moncton dans les
années 70 était un petit peu gris ... Donc Gerald était quelqu'un qui m'a
énormément fait rêver à ma ville lorsque j'étais loin de ma ville ... Quand il
etait malade, il est venu passer un petit peu de temps en France ... et ....
"Les matins habitables" est un poème qui fait parti d'un recueil qu'il avait
déjà écrit
2. Sprecherin :
Dieses Projekt ist auch eine Hommage an einen großen Dichter und
Freund, der heute nicht mehr da ist und der schon sehr krank war, als das
Album eingespielt wurde. Das ist Gerald Leblanc, der auf eine sehr
persönliche Art die Besonderheit des akadischen Südostens hier zelebriert
hat. Er hat das getan, was ich so liebe ... es lief über die Trottoirs von
Moncton und er hat dort überall Blumen wachsen lassen. Er war ein
richtiger Peter Pan für mich ... er schaffte es, diese Stadt in einen
magischen Ort zu verwandeln. Eine Stadt, die andere vielleicht als nicht
sehr aufregend empfinden würden ... gerade in den 1970er Jahren war
Moncton ein bißchen grau und langweilig ... Gerald war jemand, der mich
von meiner Stadt träumen ließ, als ich fern war. ... Als er schon sehr krank
war, hat er ein bißchen Zeit mit mir in Frankreich verbracht. "Les matins
habitables" ist der Titel eines Gedichts aus einer Sammlung, die er schon
vorher veröffentlicht hatte.
Atmo 5 DR363
Barachois, Jugendliche am Strand
1. Sprecher :
Hochsommer in Barachois, ein Windstoß trägt salzige Luft vom Meer
durch die offenen Fenster und fegt eine Zeitung vom Tisch, an dem ich mit
Herménégilde Chiasson über die Zukunft Akadiens spreche. Als der
ehemalige Lieutenant-Gouverneur der Provinz Neubraunschweig meine
Frage über das politische Bewußtsein der jungen Generation beantworten
will, klappert die Katzentür und ein schwarz-weiß gemusterter Kater
kommt zielstrebig auf mich zu.
O-Ton 17
Herménégilde Chiasson DR372 21'02 - 22'05
... mais c'est vrai que chez les jeunes il y a quand même une conscience ...
( Katzentür )
Monsieur Toulouse. J'ai trois chats à qui j'ai donné des noms d'artistes et
d'écrivains ... lui, c'est Toulouse Lautrec, c'est le début, et ensuite, j'en ai
un qui s'appelle Renoir, parce qu'il est tout noir ... et l'autre s'appelle
Tchekov, parce qu'il est tout gris et je trouve que la Russie, ça a toujours
été pour moi la couleur. Mais lui, Toulouse, c'est ça ... il est noir et blanc ...
et après ça je me suis dis, quel artiste français, qui était assez "party", qui
aimait la fête ... et j'ai pensé à Toulouse Lautrec ... il est mort de ça
d'ailleurs ...
4. Sprecher :
... stimmt, es gibt bei den Jungen ein Bewußtsein, daß ...
Monsieur Toulouse. Ich habe drei Kater denen ich die Namen von
Künstlern und Schriftstellern gegeben habe. Das ist Toulouse Lautrec, er
war der Erste, dann habe ich einen, der Renoir heißt, weil er ganz schwarz
ist, und der andere heißt Tchekov, weil er grau ist, und grau für mich
immer die Farbe Rußlands war. Aber das ist Toulouse ... er ist schwarzweiß ... und ich habe überlegt, welcher französische Künstler die "party",
das Feiern geliebt hat ... und ich habe an Toulouse Lautrec gedacht ... der
daran übrigens gestorben ist ...
O-Ton 18
Herménégilde Chiasson DR372 14'53 - 16'12
Il y a comme une espece des désaffection chez les jeunes par rapport a une
certaine idéologie ... idéologie entr'autres qui privilégie le combat.
Privilégie toujours la notion du combat ... si on est francophone, il faut
toujours se battre. Alors que je crois, on devrait mettre de l'avant l'idée que
d'être francophone, c'est plaisant. Qu'il y a un certain plaisir a être
francophone. On mets toujours de l'avant la pulsion de mort, on mets
toujours de l'avant l'idée qu'on va disparaitre, qu'on va être assimilé ... Il
faudrait qu'on renverse ça et qu'on dise : Oui, peut-être qu'on va mourir,
peut-être qu'on va être assimilé ... on va tous mourir de toute maniere,
alors en attendant, essayons d'apprécier ce qu'on a et de mette de l'avant
justement la pulsion de plaisir. Etre francophone, c'est plaisant, ça fait
parti d'une culture par exemple méditerranéenne ... ou boire et manger a
l'extérieur on adore ça, alors que les anglophones, pour eux c'est tout
nouveau, et finalement ils apprennent un peu de cette culture la. Alors
pourquoi on ne mettrait pas de l'avant des petits détails comme ça qui
pourraient ancrer une notion de plaisir qui sourirait beaucoup plus aux
jeunes que de toujours les ramener a la notion que la vie est dure et qu'il
faut se battre, etc. Je pense qu'on devrait générer une dimension beaucoup
plus positive, beaucoup plus festive par rapport a la francophonie.
4. Sprecher :
Immer weniger junge Akadier fühlen sich einer Ideologie des Kämpfens
verpflichtet. Also der Idee, daß man kämpfen muß, wenn man frankophon
ist. Vielleicht sollten wir ein anderes Konzept in den Vordergrund stellen,
nämlich das Konzept der Freude, das Lustprinzip. Frankophon zu sein,
bedeutet auch Lebenslust. Wir sind zu sehr auf den Tod fixiert, auf die
Gefahr, unterzugehen oder assimiliert zu werden. Das sollten wir einfach
umdrehen und sagen : Ok, vielleicht werden wir sterben, vielleicht werden
wir assimiliert werden - irgendwann müssen wir sowieso alle sterben, aber
in der verbleibenden Zeit sollten wir genießen, was wir haben. Die
Frankophonie bedeutet auch die Zugehörigkeit zu einer mediterranen
Kultur, die lebensbejahend und lustvoll ist. Zum Beispiel das Essen und
Trinken im Freien, wir lieben das und die Anglophonen sind gerade dabei,
das von uns zu lernen. Ich denke, das ist eine Sichtweise, die auch die
jungen Menschen viel stärker ansprechen würde, als die Idee, daß das
Leben hart ist und man immer kämpfen muß. Wir sollten die positive,
festliche Dimension der Frankophonie viel stärker entwickeln.
Musik 7
Marie-Jo Thério "Le chant d'Hélium"

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