die Ausgabe als PDF.

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die Ausgabe als PDF.
Report
Solidaritätsdienst-international e. V.
2-2009
Zuhause in Otjiwarongo
• Auswege aus der Krise?
• Guter Start des
Frauenprojekts
• 15.000 Unterschriften
für Agent Orange Opfer
• Löst Namibia sein
Sanitärproblem?
• Vietnam: ein Kindergarten für Hai Lam
• Apartheid-Klage
zugelassen
Inhalt
2 • Durch die Weltwirtschaftskrise zur
solidarischen Transformation
Alexis J. Passadakis
Vietnam
3 • Für die Rechte der Kinder!
Ilona Schleicher
Rezension
4 • Ho Chi Minh - eine Chronik
Ilona Schleicher
Vietnam
4 • Neues vom Lim-Projekt
Ilona Schleicher
Kampagne
5 • Gerechtigkeit für Agent Orange Opfer?
Ettina Zach
Vietnam
6 • Schule, Kindergarten und Klinik
sind fertig
• Guter Start des Frauenprojekts
Ilona Schleicher
Namibia
7 • Löst Namibia sein Sanitärproblem?
Alfred Hensel
8 • Zuhause in Otjiwarongo
Susanne Laudahn
9 • Wissenschaftliche Gesellschaft
Swakopmund
Klaus-Dieter Gralow
Mosambik
9 • Ausstellung zu mosambikanischen
Vertragsarbeitern
10 • Mosambik braucht unsere Unterstützung
10 • Erfolg bei der Apartheid-Klage
Position
11 • Auswege aus der Krise?
Carl Ordnung
Belarus
13 • SODI unterstützt Kinder mit
Behinderung
Sylvia Werther
• Eine mobile Messstation
Hagen Weinberg
Postmappe
14 • Reaktionen zum Beitrag „Verantwortung für Israel und Palästina“
Verschiedenes
15 • Filmtipp, Workshop, Spenden, Shop
Die letzte Seite
16 • Hauspaten für Vietnam, Termine
2 2009 Seite 2
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•
Report
Durch die Weltwirtschaftskrise
zur solidarischen Transformation
Es begann mit einer Immobilienkrise in
den USA, entwickelte sich zur Bankenkrise und verbreitet nun als Weltwirtschaftskrise Unsicherheit und soziale Not. Wenn
berichtet wird, dass beispielsweise die
Exporte Chinas im April im Vergleich zum
Vorjahresmonat um 23 Prozent eingebrochen sind, wird deutlich, wie gravierend
sich die Krise auf bisherige Produktionsund Handelsstrukturen auswirkt. Viele
politische und ökonomische Koordinaten
haben sich verschoben und werden sich
in den kommenden Monaten und Jahren
verschieben.
Inzwischen ist es eine Platitüde zu sagen, dass diese Weltwirtschaftskrise auch
Chancen bietet. Vor allem, wenn man
bedenkt, dass die Normalität der kapitalistischen Globalisierung seit jeher für
einen großen Teil der Menschen weltweit
eine Krise ist: als Klimakatastrophe, Sozialabbau oder Landvertreibung. Schließlich ist bereits in den Jahren des Globalisierungsbooms die Schere zwischen Arm
und Reich unerträglich aufgegangen. Ein
Möglichkeitsfenster für einen Aufbruch
zu solidarischen Gesellschaften sind die
aktuellen Turbulenzen nur dann, wenn
viele Menschen in der Bundesrepublik
und weltweit nachdrücklich für Alternativen eintreten.
Krisenursache:
Reiche vs. Arme
Weltwirtschaftskrisen fallen nicht vom
Himmel und sind auch nicht die Konsequenz moralisch zweifelhafter oder
gieriger Berufsgruppen. Sondern sind
das Ergebnis in sozialen Auseinandersetzungen durchgesetzter Strukturen.
Die „neoliberale Konterrevolution“, wie
sie einer ihrer Hauptprotagonisten, der
Ökonom Milton Friedman, nannte, war
insbesondere auch eine Antwort auf die
gestiegenen sozialen Ansprüche von
Gewerkschaften, Frauenbewegung und
anderen Gruppen im Laufe der 60er und
70er Jahre. Ein Resultat neoliberaler Politik war ein Rückgang der Lohnquote an
der gesamtgesellschaftlichen Wirtschaftsleistung und ein Anstieg der Kapitaleinkommen.
Die ständige Zunahme des Reichtums Weniger schuf letztlich neben der fortschreitenden Liberalisierung der Weltwirtschaft
und damit der Finanzmärkte die Substanz
für die Blasen, die nun platzen. Schließlich entstehen Blasen dann, wenn jemand
etwas in sie hinein bläst, und das waren
nicht zuletzt die Vermögen der Reichen
und Superreichen. Einzelne Etappen
auf dem Weg in die jetztige Krise sind
benennbar: z.B. die steuerliche Besserstellung von sog. „Forderungsbesicherten
Wertpapieren (ABS)“ im Jahre 2003 unter
Rot-Grün, die nun wesentlich zu der
Krisendynamik beigetragen haben. Statt
allerdings die Krisenursachen tatsächlich
anzupacken, geht es den Regierungen
- wie die bisherigen G20-Gipfel zeigen
- darum, lediglich unter veränderten Vorzeichen das bisherige ungerechte Weltwirtschaftssystem zu konservieren.
Notwendigkeit sozialer
Bewegungen
Angesichts dessen ist eine Gegenwehr
von sozialen Bewegungen dringend nötig. Das Finanzsystem muss substantiell
geschrumpft werden, der liberalisierte
Weltmarkt einer gerechten regionalisierten Produktions- und Konsumtionsweise
weichen. Dafür gibt es bei sozialen Bewegungen zahlreiche Vorschläge.
Entscheidend für eine solidarische
Transformation sind aber nicht nur kluge
Ideen, die am „grünen Tisch“ entworfen
werden, sondern dass sich als Reaktion
auf die Krise tatsächlich neue Bevölkerungsgruppen politisieren, sich organisieren und auf den Weg hin zu einer
solidarischen Gesellschaft machen. Viele
Menschen müssen von Politik-Konsumenten zu Politik-Machern werden. Die Entstehung neuer Akteure ist nötig, genauso
wie bereits existierende sich verändern
und neue Netzwerke formen müssen.
Alexis J. Passadakis, Politikwissenschaftler
und Mitglied im Koordinierungskreis von
Attac
Wechsel in der
SODI-Geschäftsführung
André Schwartz beendete seine
Tätigkeit als Geschäftsführer zum
01.04.2009. Die Position ist ausgeschrieben und wird zum 01.10.2009
neu besetzt. Der stellvertretende
Vorstandsvorsitzende Bernd Krause
übernimmt zwischenzeitlich die Führung der Geschäfte.
Informationen zur Ausschreibung
finden Sie unter: www.sodi.de
Vietnam
Für die Rechte der Kinder! Kindergarten in
Hai Lam
Auf einer von Minen, Bomben und
Granaten beräumten Fläche in der
Gemeinde Hai Lam, Vietnam, entsteht ein Kindergarten für 200 Kinder.
Aufklärung über die Rechte der Kinder
begleitet dieses vom BMZ geförderte
Projekt des integrierten Programms zur
humanitären Kampfmittelräumung und
Entwicklung in der Provinz Quang Tri.
Hoa und ihre Geschwister leben in der
Nähe des Flusses Thach Han. Es vergeht
kaum ein Jahr, in dem das Häuschen
ihre Familie nicht von Hochwasser
überschwemmt wird. Hoa hat erlebt,
dass Menschen in den Fluten ertranken. Und sie weiß, dass mit dem Wasser
und nachrutschender Erde immer wieder auch andere Gefahren auftauchen:
explosive Überreste des Krieges. Eben
wurde sie von SODI’s mobilem Räumteam
aufgefordert, einen geschützten Platz
aufzusuchen, denn es sollen „Bombis“
gesprengt werden - Streumunition, die
gerade Kindern oft zum Verhängnis wird.
Bald werden solche Erlebnisse für Hoa zur
Vergangenheit gehören. Ihre Familie baut
sich in der höher gelegenen Gemeinde
Hai Lam ein neues Zuhause auf.
Etwa 300 Familien werden aus Überschwemmungsgebieten in die Gemeinde
Hai Lam umsiedeln, wo sie Sicherheit und
Möglichkeiten finden, sich aus der Armut
zu befreien. Der Kindergarten wird auf
einem Teil der 2008 mit Finanzmitteln
des Auswärtigen Amtes beräumten Fläche
erbaut, die zum sozialen und kulturellen
Mittelpunkt der neuen Ansiedlung werden
soll.
Die Kinder können in dem Kindergarten ganztags betreut werden. Dies hilft
insbesondere den Müttern, Zeit und Kraft
zu gewinnen. Die Familien haben die
Möglichkeit, ihre 20 Kilometer entfernten Felder zu bewirtschaften. Dank des
Kindergartens können die Frauen diese
bereits vorhandenen Einkommensquellen
auch weiterhin ausschöpfen und dazu in
Hai Lam neue wirtschaftliche Möglichkeiten erschließen.
Bau und Ausstattung des Kindergartens
sind ein Beitrag zur Verwirklichung der
Hoa weiß demnächst über ihre Rechte Bescheid
Kinderrechte, wie sie in der 1989 verabschiedeten UN-Kinderrechtskonvention
niedergelegt wurden. Vietnam ist dieser Konvention frühzeitig beigetreten.
Entsprechend den Prinzipien des Konfuzianismus, welche die vietnamesische
Gesellschaft stark prägen, werden Kinder
und Jugendliche überwiegend als Objekte
und nicht als eigenständige Persönlichkeiten gesehen. Vor diesem kulturellen
Hintergrund ist es eine Herausforderung,
das Recht der Kinder auf Mitsprache und
Partizipation durchzusetzen. Allein die
Vorstellung, dass Kinder Rechte haben,
ist für die Menschen ungewöhnlich.
Häusliche Gewalt gegen Kinder ist durchaus verbreitet.
Die Propagierung der Kinderrechte
soll gesellschaftliche Schlüsselakteure erreichen: Lehrer, Vertreter lokaler
Behörden und sozialer Organisationen.
Die Aufklärungsveranstaltungen richten
sich zugleich an die Bevölkerung von Hai
Lam. Schülerinnen und Schüler werden zu
Anwälten in eigener Sache. Die geplanten
Aktivitäten werden von der vietnamesische Jugendunion organisiert. Höhepunkt
werden ein Wettbewerb und ein Kulturprogramm zum Thema Kinderrechte sein.
Auch Kinder, die den neuen Kindergarten
besuchen, werden ihr Können zeigen. Es
winken kleine Preise, der beste Beitrag
soll mit einem Fahrrad prämiert werden.
Über 30.000 Euro an Spenden werden für
dieses Projekt gebraucht. Für die Ausstattung mit Möbeln werden pro Kind 26 Euro
benötigt. Bitte helfen Sie mit!
Ilona Schleicher, Projektmanagerin
Kennwort:
Kindergarten Hai Lam
20 Jahre Kinderrechtskonvention
Am 20. November 1989 wurde die Kinderrechtskonvention in der UN-Vollversammlung angenommen und wenig später
ratifiziert. Bis heute haben alle Staaten
außer den USA und Somalia die Konvention unterschrieben. Die Staaten erkennen
damit die Rechte der Kinder an, die u.a.
Mitspracherecht von Kindern, ihr Recht
auf ein sicheres Zuhause, auf Bildung
und Gesundheit sowie auf Nichtdiskriminierung beinhalten. Allerdings gibt es
trotz der Konvention immer noch massive
Verletzungen der Kinderrechte.Die Hälfte
der Kinder weltweit lebt in Armut.
2 2009 Seite 3
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Report
Rezension
Ho Chi Minh - eine Chronik
großartig, aber noch nicht endgültig.
Wir werden nach unserem Erfolg weder
überheblich werden noch den Feind unterschätzen. Entschlossen führen wir den
Widerstandskampf, um Unabhängigkeit,
Einheit, Demokratie und Frieden wiederzuerringen. Mit Waffen und Diplomatie
werden wir einen langen und harten
Kampf führen müssen, um zu einem vollständigen Sieg zu gelangen.“
Es mag Zufall sein, dass Hellmut Kapfenbergers biographische Arbeit am
Vorabend des 55. Jahrestages des Sieges
der vietnamesischen Befreiungsbewegung
über die französische Kolonialarmee in
Dien Bien Phu (7. Mai 1954) erschienen
ist. Alles andere als zufällig ist die Verbindung dieses Ereignisses mit dem Lebensweg Ho Chi Minhs, den der ADN-Korrespondent in Südostasien in dem sehr zu
empfehlenden Buch nachzeichnet.
Dem Autor liegt daran, den Lesern Ho Chi
Minh als Menschen nahe zu bringen. Er
spürt nach, was den über politische und
ideologische Lager hinweg international
hoch geschätzten Revolutionär, Staatsmann und Parteiführer auszeichnete,
was ihn formte, welchen Einfluss er auf
andere und das Ringen seines Volkes um
Befreiung, Einheit und Frieden, dem er
sein Leben untergeordnet hatte, ausübte.
Es wird verständlich, warum die Vietnamesen vom Roten Fluss bis zum Mekong
ihren „Onkel Ho“ verehren.
Die Leser erfahren, wie sich der Bauernsohn als Schiffsjunge die Welt eroberte,
wie er die Forderungen „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ der französischen
Revolution zu seinen eigenen machte,
welche Hochachtung er der amerikanischen Revolution entgegenbrachte und
warum er sich schließlich zur kommunistischen Bewegung hingezogen fühlte. In
Lenins Thesen zur nationalen und kolo-
nialen Frage sah er den Kompass für die
Befreiungsbewegung in seiner Heimat.
Der Autor verweist auf die blinden
Flecken in der Biographie des „Revolutionärs mit den vielen Namen“ sowie
in der Geschichte des vietnamesischen
Befreiungskampfes, verursacht durch
eine lückenhafte und teils widersprüchliche Quellenlage - ein weites Feld für
die historische Forschung. Sichtbar wird,
in welch schwierigem internationalen
Kontext die vietnamesische Befreiungsbewegung ihre Identität und originären Interessen zu behaupten hatte: Chinesische
Revolution und regionale Machtverhältnisse in Asien, 2. Weltkrieg, Konstellationen des Kalten Krieges, Konflikt zwischen
der Sowjetunion und China.
Am Tag nach dem Sieg in der Schlacht
von Dien Bien Phu mahnte Ho Chi
Minh seine Landsleute: „Unser Sieg ist
Ho Chi Minh war zeitlebens ein „Mensch
des Ausgleichs und der Versöhnung“,
der, wie die Genfer Abkommen vom Juli
1954 zeigten, auch schmerzhafte politische Kompromisse einzugehen bereit
war, wenn sie das Leiden seines Volkes
verringerten und eine Fortsetzung des
Unabhängigkeitskampfes ermöglichten.
Er verstarb am 2. September 1969. Es war
ihm nicht mehr vergönnt, den vollständigen Sieg seines Volkes zu erleben. Er
bleibt als integrer, überaus bescheidener
und selbstloser Mensch mit einer hohen
politischen Moral auch für die jüngeren
Generationen lebendig. Dazu trägt Hellmut Kapfenberger mit seinem Buch, dazu
trägt auch SODI mit seiner Solidaritätsarbeit in Vietnam bei.
Ilona Schleicher, Projektmanagerin
H. Kapfenberger, Ho Chi Minh.
Eine Chronik
Verlag Neues Leben, Berlin 2009,
ISBN 978-3-355-01758-9, 14,90 Euro
Vietnam
Neues vom Lim-Projekt: Wasserleitung statt Brunnen
2 2009 Seite 4
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Report
sich gleich nach der Beendigung der vom
Auswärtigen Amt finanzierten Beräumung
von Minen und Blindgängern auf eigene
Initiative im Lim-Tal angesiedelt hatten.
Quelle: Marko Warmuth
Fast wäre die Eröffnungszeremonie zum
Aufbau der Siedlung Lim buchstäblich im
Schlamm versunken. Einige Bäumchen
gleichen Namens, die der Krieg ausgerottet hatte, sollten im Gebiet der künftigen
Heimstatt für 60 Familien neu angepflanzt
werden. Aber das Auto mit den Setzlingen
blieb in der aufgeweichten Straße stecken.
„Um den Zugang in das Gebirgstal und
besonders den Transport von Baumaterial
zu sichern“, so der Gemeinderatsvorsitzende Phuoc, „hat der Ausbau dieser
Straße höchste Priorität.“ Die Gemeinde
übernahm auf eigene Kosten die notwendigsten Ausbesserungen. „So konnten wir
Anfang des Jahres ohne Verzögerung das
Land für die Siedler vermessen und aufteilen.“ Bis Mitte 2009 sollen in Lim die ersten zehn Familien ihre Häuser im Rohbau
fertig haben. Zu ihnen gehören die Familie
von Bauer Sam und fünf weitere, die
Er ist sehr einverstanden, dass die Mittel,
die ursprünglich für Brunnen geplant
waren, für einen Anschluss an die öffentliche Wasserleitung eingesetzt werden.
Trinkwasser aus der Leitung spart Zeit und
Brennholz. Das Wasser aus den Brunnen
muss vor dem Verzehr abgekocht werden.
Bis das Wasser nach Lim fließt, werden
die von Bauer Sam und seinen Nachbarn
selbst gebauten Brunnen weiter genutzt.
Die Kosten für die Wasserleitung nach Lim
sollen durch Investitionen des öffentlichen Wasserunternehmens der Provinz
und aus dem Budget des Nationalen
Wasserprogramms gedeckt werden. Die
Hausanschlüsse werden aus Projektmitteln
finanziert. „Eine der ersten Maßnahmen
wird neben dem Bau der Wohnhäuser die
Errichtung des Gemeindehauses sein,“
informiert der Gemeindechef, „denn hier
sollen im September die ersten Trainingskurse über Pflanzenbau, Tierhaltung und
Kleinkredite durchgeführt werden.“
Ilona Schleicher, Projektmanagerin
Kennwort: Vietnam Lim
Kampagne
Gerechtigkeit für Agent Orange Opfer?
scher Veteranen durch Agent Orange an,
entschuldigte sich bei den ehemaligen
US-Soldaten und unterstützte sie finanziell in Billionenhöhe. 2008 wurden
koreanische Veteranen ebenfalls von den
heute beklagten Chemiekonzernen Monsanto und Dow Chemical mit 61 Millionen
US-Dollar entschädigt. Auch die vietnamesischen Agent Orange Opfer müssen
nun endlich entschädigt werden!
Der Oberste Gerichtshof hat die Klage
von Agent Orange Opfern auf Entschädigungszahlungen erneut abgelehnt.
Das internationale Bündnis kämpft
weiter!
Seit Spätsommer 2008 unterstützt SODI
mit einer Unterschriftenkampagne die
Klage der Vietnamesischen Vereinigung
für Agent Orange Opfer (VAVA). Sie
fordert Entschädigungszahlungen von
den US-Herstellerfirmen des Giftes Agent
Orange. Nun hat der US-amerikanische
Oberste Gerichtshof am 27. Februar 2009
beschlossen, die Klage der VAVA nicht
anzunehmen. Die Richter lehnten es kommentarlos ab, den hoch politischen Fall,
welcher bereits durch niedere Gerichte
abgelehnt worden war, zu behandeln.
Zum ersten Mal wurde die Klage 2005
durch Richter Jack Weinstein abgewiesen.
Weinstein selbst war es jedoch, der 1984
als Verteidiger amerikanischer Vietnamveteranen, die durch Agent Orange geschädigt wurden, Entschädigungszahlungen
in Millionenhöhe durch die Gifthersteller
Monsanto und Dow Chemical erstritten
hatte.
2008 wurde die Sammelklage in zweiter
Instanz abgelehnt - mit der Begründung,
dass die Chemiehersteller nicht haftbar
zu machen seien, da sie im Auftrag des
US-Militärs das Gift produziert hätten.
Zudem verstoße der Einsatz von Agent
Orange nicht gegen das Völkerrecht, weil
es zum Schutz der US-Truppen gegen
Hinterhalte eingesetzt worden sei und
nicht als Kriegswaffe. Diese Entscheidung wurde von der Vietnamesischen
Vaterlandsfront - SODI-Projektpartner in
Vietnam - stark verurteilt. „Es verstoße
gegen internationales Recht, richte sich
gegen die Meinung der gesamten Welt
und auch gegen den gesunden Menschenverstand“, so die Vaterlandsfront.
SODI bedauert den aktuellen Beschluss
zutiefst. Die Klage der VAVA, die stellvertretend für Millionen Agent Orange Opfer
steht, wurde bereits zum dritten Mal
– diesmal völlig kommentarlos – nicht
angenommen. Die Entscheidung ist unfair, ungerecht und unmoralisch!
Im Vietnamkrieg setzten die US-Streitkräfte das Gift Agent Orange über
SODI in Aktion auf der Luxemburg-Liebknecht-Demo im Januar 2009
Vietnam, Laos und Kambodscha ein. Sie
versprühten über 80 Millionen Liter hochgiftiger Chemikalien, 61 Prozent davon
waren Agent Orange. Es enthielt über
366 kg des hochgiftigen Dioxins TCDD,
von dem eine Messerspitze genügt, um
350 Menschen zu töten. Über 24 Prozent
der vietnamesischen Landfläche wurden
damals verseucht, der Dschungel entlaubt, Nutz- und Graspflanzen vernichtet.
Über 3100 Dörfer wurden mit dem Gift
besprüht, viele Vietnamesen durch den
Kontakt mit Agent Orange getötet.
Noch heute lasten die Folgen schwer
auf der vietnamesischen Bevölkerung
und dem Ökosystem Vietnams. Über drei
Millionen Vietnamesen – Zeitzeugen und
Nachkommen – sind heute durch das Gift
schwer geschädigt. Unterschiedlichste Erkrankungen können auf Agent Orange und
eine daraus resultierende Schädigung des
Erbguts zurückgeführt werden: Krebserkrankungen, Chlorakne, Schwächung des
Nerven- und des Immunsystems, Missbildungen und Behinderungen.
US-Veteranen wurden bereits 1984 mit
180 Millionen US-Dollar von den auch
heute beklagten Chemiefirmen entschädigt. 1996 erkannte die US-Regierung
die Gesundheitsschäden US-amerikani-
SODI hat in einem Brief an Präsident
Barack Obama auf die Ungerechtigkeit
und Anmaßung des Obersten US-Gerichtshof hingewiesen und ihn um seine
Unterstützung für die Agent Orange
Opfer in Vietnam gebeten. „Wir setzen
große Hoffnungen auf die neue US-amerikanische Administration unter Barack
Obama“, so Professor Nhan, Vizepräsident
der VAVA. „Aber internationale Unterstützung bleibt wichtig, damit die Opfer
von Agent Orange endlich Gerechtigkeit
erfahren.“ Da das amerikanische Rechtssystem äußerst verwinkelt ist, besteht
die Chance über andere juristische Wege
die Klage durchzusetzen. Die Anwälte
der VAVA befinden sich derzeit in einem
intensiven Beratungsprozess.
SODI kämpft weiter! Dank Ihrer Unterstützung wurden bereits 15.000
Unterschriften für Agent Orange Opfer
gesammelt. Die Unterschriften werden
wir symbolisch am 10. August 2009 in
einer öffentlichen Aktion an Vertreter der
Herstellerkonzerne vor der Firmenzentrale
von Monsanto in Düsseldorf übergeben.
Wir rufen weiterhin auf, Millionen Agent
Orange Opfer in ihrem Ringen um Gerechtigkeit und Entschädigung zu unterstützen - nun noch stärker als zuvor!
Sammeln Sie Unterschriften und setzen
Sie sich mit uns gegen Krieg und für die
Überwindung von Kriegsfolgen ein.
Ettina Zach, Bildung und Kampagnen
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(030-928
Danksagung -15.000 Unterschriften!
Wir bedanken uns bei allen bisherigen
Unterstützern der Unterschriftenaktion.
Besonderer Dank gilt denjenigen, die in
ihrem Bekanntenkreis zahlreiche Unterschriften gesammelt und somit einen Teil
zur Gerechtigkeit für Agent Orange Opfer
beigetragen haben.
Wir bitten zu entschuldigen, dass wir
hier nicht alle Namen nennen können
und bedanken uns außerordentlich bei
Ursula Nguyen (Medizinische Hilfe für
Vietnam e.V.), die bereits über 5000
Unterschriften in Vietnam gesammelt
hat!
2 2009 Seite 5
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Report
Vietnam
Schule, Kindergarten und Klinik sind fertig
80 Kinder der Gemeinde Cam Tuyen
fühlen sich in ihrem neuen Kindergarten
pudelwohl. Ihre Anzahl wird mit dem
Zuzug junger Familien in die Gemeinde,
wo Siedlungsland von explosiven
Hinterlassenschaften des Krieges beräumt
worden ist, weiter steigen. Gut ausgebildete Kindergärtnerinnen gewährleisten eine qualifizierte Ganztagsbetreuung.
In der Schule von Cam Thuy wird Neues
probiert. Hier gehen Grundschüler gemeinsam mit SchülerInnen der unteren
Sekundarstufe zur Schule – ein erster
Schritt zur Gesamtschule. Ein Schulgarten
fördert die Integration von Umwelterziehung in den Unterricht. Computerund andere Fachkabinette ermöglichen
einen guten Fachunterricht.
56 Kinder haben im Gesundheitszentrum
der Gemeinde Linh Hai mit Hilfe von
Hebamme Ai bereits das Licht der
Welt erblickt. Es gibt keine werdende
Mutter in Linh Hai, die das Angebot zu
Vorsorgeuntersuchungen und Betreuung
nicht annimmt. Das Zentrum ist auch für
die Vorschuluntersuchung in Kindergärten
und Gesundheitsprophylaxe zuständig.
Guter Start des Frauenprojekts
Das neue BMZ-geförderte SODI-Projekt
zur beruflichen Ausbildung, Aufklärung
und Beratung von Frauen in der Provinz Nghe An hatte einen guten Start.
Im Zentrum für Berufsausbildung der
Frauenunion in der Provinzhauptstadt
Vinh (VTC) haben bereits die ersten
Kurse begonnen.
Das VTC hat sich gemausert. SODI hatte
in den 90er Jahren die Einrichtung des
Zentrums unterstützt, Schneiderkurse für
Frauen finanziert. „Unser Bildungsangebot hat sich erweitert“, so die FUProvinzvorsitzende Le Thi Tham. „Damit
entsprechen wir der raschen Entwicklung
des Dienstleistungssektors auch außerhalb der Städte. Neben Informationstechnologie steht die Ausbildung im
Frisörhandwerk und in Kosmetik sowie
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Report
im gastronomischen Gewerbe bei den
Frauen hoch im Kurs. Mit einem Zertifikat wachsen die Chancen der Frauen am
Arbeitsmarkt. Und einige fassen Mut, ein
kleines Unternehmen zu gründen. Wir
wollen, dass die Frauen an der sozioökonomischen Entwicklung unseres Landes
teilhaben können.“
Die ersten Kurse für Köchinnen haben begonnen. Nach Installation eines Intranets
und Internetzugangs im Computerkabinett des VTC können sich Frauen nunmehr
auch mit moderner Informationstechnologie vertraut machen.
Besonders betroffen von Arbeitslosigkeit
sind Frauen und Mädchen aus entlegenen
Bergdörfern, die ethnischen Minderheiten angehören. Im VTC werden deshalb
bewusst Kursteilnehmerinnen von dort
gewonnen. Zum Beispiel aus dem Kreis
Ky Son, der landesweit zu den ärmsten
Kreisen gehört. Hier entwickelt sich an
einem internationalen Grenzübergang zu
Laos ein wirtschaftliches Zentrum.
„Aber die Frauen brauchen nicht nur be-
rufliche Kenntnisse, um Chancen nutzen
zu können“, so Le La Na, Vorsitzende der
Frauenunion in einer der Berggemeinden
von Ky Son. „Sie haben keine Vorstellung, welche Rechte sie als Arbeitnehmerinnen haben. Viele wollen nach der
Ausbildung am VTC zunächst in der Stadt
Erfahrungen sammeln, die sie dann hier
in Ky Son nutzen können. Wir wollen die
Frauen über ihre Rechte aufklären und
ihr Selbstbewusstsein stärken. Aber dazu
müssen wir in der Frauenunion selbst erst
einmal viel lernen.“
Auch Le La Na will sich das nötige Rüstzeug dafür holen. Sie gehört zu den Teilnehmerinnen des ersten „Trainings der
Trainer“, die in den Dörfern ein System
der Aufklärung und Beratung der Frauen
über ihre Rechte und Entwicklungschancen aufbauen.
Ilona Schleicher, Projektmanagerin
Kennwort:
Frauen Vietnam
Namibia
Löst Namibia sein Sanitärproblem?
Anfang des Jahres 2009 ließ das Ministerium für Landwirtschaft, Wasser und
Forstwesen eine Analyse der Sanitärversorgung in Namibia durchführen.
Das Evaluationsteam legte am 3. März
2009, im Rahmen eines Strategieworkshops, eine Situationsanalyse vor,
an Hand derer die Strategie bis 2015
erarbeitet wurde.
Am Workshop in Windhoek nahmen 45
Verantwortliche verschiedenster Organisationen und Ministerien aus den Bereichen
Wasser und Abwasser, Sanitärsysteme und
Gesundheitsversorgung teil. Die Basisdaten über den aktuellen Stand des Bedarfes in Namibia zeigen eine gewaltige
Lücke bei der Versorgung mit Sanitärsystemen auf. Besonders in den ländlichen
Regionen sowie den informellen Siedlungen am Rande der Städte ist eine dramatische Unterversorgung der Bevölkerung
mit Toiletten festzustellen.
So haben in den nördlichen Regionen wie
Caprivi, Kavango, Kunene, Omusati und
Ohangwena ca. 90 Prozent der Menschen
keine Toiletten. Insgesamt, so die Statistik, müssen bis zum Jahr 2015 mindestens 150.000 Toiletten gebaut werden,
sollen 66 Prozent der Bevölkerung mit
Sanitäreinrichtungen versorgt werden.
Der Bau von 150.000 Toiletten würde
exakt der Verwirklichung der Millenniumsziele Namibias im Jahr 2015
entsprechen. Für eine Umsetzung der
sogenannten „Vision 2030“, in der eine
100prozentige Abdeckung des Bedarfes
an Toiletten angestrebt wird, müssten gar
400.000 Toiletten gebaut werden. Schon
die Schließung der Lücke von 150.000
Toiletten in den nächsten sechs Jahren
(davon 97.500 auf dem Lande, 52.500 in
städtischen Gebieten) stellt Namibia vor
gewaltige Herausforderungen.
Bei den beschränkten Haushaltsmitteln
zur Umsetzung der Millenniumsziele
ist es für die Experten wichtig, bezahlbare und zugleich ökologischen sowie
hygienischen Standards entsprechende
Toilettensysteme vorzuschlagen. Es ist
absehbar, dass Wassertoiletten wegen
der hohen Kosten nur in begrenzter Zahl
zum Einsatz kommen werden. In der
überwiegenden Mehrzahl der Fälle werden
verschiedene Formen der Trockentoilette
Verwendung finden.
Zurzeit werden in Namibia u.a. PIT-Latrines (einfache Plumpsklos) und auch
sog. VIP´s (ventilierte Plumpsklos)
eingesetzt. Dabei sind die Pitlatrinen
aus hygienischen Gründen bedenklich, da
eine Verseuchung des Grundwassers nicht
auszuschließen ist. So kam es im letzten
Jahr während der Überflutungen in der
Region Onhangwena zu zahlreichen Cho-
Im SODI-Projekt wurden bereits 114 Otji-Toiletten in Namibia installiert
lerafällen, die im Zusammenhang mit der
Überflutung der PIT-Latrinen gestanden
haben dürften.
Mit dem Hintergrund, das Sanitärproblem
zu lösen und gleichzeitig eine hygienische, umweltfreundliche und kostengünstige Toilette zu konstruieren, entwickelte das namibische Clay House Project
vor einigen Jahren die Otji-Toilette. Die
Trockentoilette, die vollkommen ohne
Wasser funktioniert, wird wegen ihres
hohen Verdunstungseffektes auch von
anderen Institutionen empfohlen. Überzeugt von der Technologie realisiert SODI
gemeinsam mit dem Clay House Project
in Namibia ein Projekt zum Bau von 600
Trockentoiletten in allen Landesteilen
Namibias. Mittel der Europäischen Union
und private Geldspenden, die SODI dazu
einwerben muss, machen dies möglich.
Während der Situationsanalyse Anfang
des Jahres 2009 legte das Evaluationsteam seinen Schwerpunkt auf die
Sanitärsysteme in Outjo und Otjiwarongo.
In beiden Kommunen ist die Otji-Toilette
bereits ein wesentlicher Bestandteil des
Sanitärsystems. Sie wird in großen Stückzahlen vor allen in den Stadtgebieten
eingesetzt, die über keine Kanalisation
verfügen.
Die Analyse stellt fest, dass nicht nur
die besseren Standards der Otji-Toilette,
sondern auch die niedrigeren Kosten für
Produktion, Aufstellung und Wartung ein
Plus für die Toilette des Clay House Projects sind. Die niedrigen Kosten entlasten
nicht nur den Staat als Investor und die
Kommunen als Entsorger, sondern vor
allem die Benutzer, die kaum in der Lage
sind, die für eine Wassertoilette anfallenden Kosten aufzubringen.
Ein weiteres Argument für die Otji-Toilette ist deren Verfügbarkeit. Mit einer
Produktionskapazität, die sich momentan
auf jährlich 5.000 Toiletten beläuft, ist
die Otji-Toilette das einzige preisgünstige Massenprodukt, das momentan einen
nennenswerten Beitrag zur Deckung der
immensen Lücke an Sanitärsystemen
leisten kann.
Im Rahmen des SODI-Projekts und dank
vieler Spenden konnten seit Anfang des
Jahres 2008 bereits 114 Otji-Toiletten
in Namibia installiert werden. Bis zum
Ende des Jahres 2011 werden weitere 486
Toiletten folgen.
Neben der Verbesserung der hygienischen
Bedingungen für 600 Slumbewohner
steht als Projektziel auch die Übernahme
der Bauaktivitäten durch die namibische
Regierung. Spätestens im Jahr 2010 sollte das Clay House mit größeren Aufträgen
der Regierung zur Produktion der Otji-Toilette rechnen können. Bis dahin werden
wir die Zeit nutzen, die Produktionsabläufe unserer Werkstätten zu optimieren
und noch effektiver zu gestalten. Denn
eines ist klar: Nur ein qualitativ hochwertiges und schnell verfügbares Produkt
wird eine Chance haben und die Situation
der Bevölkerung nachhaltig verbessern.
Alfred Hensel, Mitarbeiter im Clay House
Project
Kennwort:
Trockentoilette
2 2009 Seite 7
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Report
Namibia
Zuhause in Otjiwarongo das Lehmhausprojekt ist beendet
Fast alle Menschen, die sich in das Buch
eingetragen haben, leben zur Zeit noch
in einem sogenannten „Shack“. Einer
Behausung, die aus Wellblechteilen und
Plastik notdürftig zusammengezimmert
ist. Obwohl sie wissen, dass es nicht um
einen Rechtsanspruch geht, verbinden
Hausbesitzer dringend auf eine Erwerbstätigkeit angewiesen sind. Ohne bezahlten Job ist der Kredit der Stadt kaum zu
tilgen. Wer Probleme dabei hat, die Eigenleistungen aufzubringen, kann jedoch
als bezahlte Hilfskraft auf der LehmhausBaustelle Beschäftigung finden.
Wer bereit ist, sein „Erspartes“ in ein
Lehmhaus zu investieren, zeigt Vertrauen
in eine Technologie, die vor einigen Jahren noch mit dem Makel der „Rückstän-
Projektes, Platz nehmen zu können. Noch
sind drei Frauen vor ihr in der Reihe, die
sich ebenfalls in dem Interessentenbuch
eintragen möchten. Mit dem Eintrag in
das Buch dokumentiert Selma Mufungu
ihre Hoffnung, irgendwann Besitzerin
eines Lehmhauses werden zu können. Auf
der Suche nach Arbeit ist sie vor einigen
Jahren nach Otjiwarongo gekommen. Aus
Bauabfällen baute sich Selma ein kleine
Hütte, die in der Nacht zu kalt und am
Tag zu heiß ist. Die Temperaturwechsel
und unhygienischen Bedingungen will
sie ihrer kleinen Tochter nun nicht mehr
zumuten. Viel zu viele Kinder sterben
noch bevor sie das 5. Lebensjahr erreicht
haben, an vermeidbaren Infektionskrankheiten.
viele mit dem Buch die Hoffnung bei
einem der nächsten Hausbauprojekte
begünstigt zu werden. Aus diesem Grunde
haben sich bisher fast 1.500 Familien,
Lebensgemeinschaften und alleinerziehende Frauen in das Buch eingetragen.
digkeit“ und „Minderwertigkeit“ behaftet
war. Für das Clay House Project bedeutet
dieses Vertrauen, dass das jahrelange
Ringen um Akzeptanz nun von Erfolg
gekrönt ist. Dazu haben auch die SODIProjekte entscheidend beigetragen.
Immer wieder kommt es dazu, dass Tertu
Shilongo Anzahlungen, die Interessenten
bei der Eintragung gleich leisten wollen,
zurückweisen muss. Diese Bereitschaft
der Menschen sich durch eine Anzahlung
das Recht auf ein Lehmhaus sichern zu
wollen, ist einer der größten Erfolge
für das Projekt. Denn damit zeigt sich,
welchen Wert die Menschen mittlerweile
einem Lehmhaus beimessen. Das war
noch vor wenigen Jahren ganz anders.
Bereits in den Jahren 2002 bis 2005 hat
SODI gemeinsam mit dem Clay House Project und Mitteln der Europäischen Union
die ersten 160 Lehmhäuser gebaut. Mit
dem Abschluss des neuen Projekts sind
nun 100 weitere Häuser hingezukommen.
Über 1000 Menschen haben diese Projekte zu einem menschenwürdigen Leben
verholfen.
Als sie endlich an der Reihe ist, werden
ihre persönlichen Daten sowie die ihrer
Familie in das Buch aufgenommen und
dort zusammen mit der Nummer ihres
Personalausweises dokumentiert. Während der Prozedur erklärt Tertu Shilongo,
dass mit der Aufnahme in das Buch keinerlei Rechte auf ein Lehmhaus abgeleitet werden können. Doch das hat sich
in Otjiwarongo längst herumgesprochen.
Bereits im derzeit auslaufenden SODILehmhausprojekt, das durch Mittel des
BMZ und dank privater Spenden finanziert
wird, mussten die Begünstigten 7.500
N$ (650 Euro) als Barleistung erbringen.
Weitere 22.000 N$ (1.900 Euro) sind
für das Grundstück und die zum Haus
gehörige Toilette als Kredit an die Kommune Otjiwarongo zurückzuzahlen. Trotz
dieser hohen Eigenleistungen standen
die Menschen, als es um die Eintragung
in die Liste der Hausbewerber ging, in
einer langen Reihe an.Nicht zuletzt diese
Eigenleistungen sind es, die dazu führen,
dass die neuen Hausbesitzerinnen und
Im Juni wurde das letzte der 100
Lehmhäuser fertig gestellt. Der Bedarf
an sicheren und menschenwürdigen
Häusern ist allerdings viel größer.
Selma Mufungu steht, ihre Tochter auf
dem Arm, im Vorraum des Clay House
Büros, Partner von SODI im Lehmhausbauprojekt. Sie wartet darauf, auf dem
Stuhl vor dem Schreibtisch von Tertu
Shilongo, Büroleiterin des Clay House
2 2009 Seite 8
•
•
Report
Die Menschen wissen, dass es darum geht
ihren Bedarf an Wohnraum zu dokumentieren.
Wir bedanken uns bei allen Spenderinnen
und Spendern, die das Projekt bisher
unterstützt haben. Trotz einer enormen
weltweiten Preissteigerung bei Rohstoffen, die für das Haus nötig sind, konnten
die Häuser mit zusätzlichen Mitteln der
Bundesregierung fertig gestellt werden.
Allerdings sind noch nicht alle notwendigen Spenden für die Deckung des SODIAnteils eingegangen. Wir hoffen daher
weiterhin auf Ihre Solidarität mit den
Menschen in Otjiwarongo.
Alfred Hensel, Mitarbeiter im Clay House
Project
Susanne Laudahn, Projektmanagerin
Kennwort: Lehmhausbau
Namibia
Wissenschaftliche Gesellschaft Swakopmund
Wer sich mit der Geschichte Namibias
intensiver befassen möchte, kommt
nicht umhin, sich neben dem Nationalarchiv oder dem Nationalmuseum
in Windhoek, auch mit den Beständen
der „Wissenschaftlichen Gesellschaft
Swakopmund“ zu befassen.
Quelle: K. Gralow
Zur „Wissenschaftlichen Gesellschaft
Swakopmund“, die im Oktober 1968
gegründet wurde und die ausschließlich
kulturellen, wohltätigen und erzieherischen Zwecken dient, gehören zur Zeit
das „Swakopmund Museum“, die „SamCohen-Bibliothek“ mit dem Archiv sowie
der „Otavi-Bahnhof“. „Um diese völkerverbindenden Kulturstätten auch für die
kommenden Generationen so zu erhalten
und zu finanzieren“..., wurde eigens dafür
am 26. Mai 1992 die Alfons-Weber-Stiftung gegründet (Zitat aus den Stiftungsstatuten).
Blick in die große Ausstellungshalle im Swakopmunder Museum
Das Swakopmunder Museum wurde 1951
durch den deutschen Zahnarzt Dr. Alfons
Weber gegründet und ist das größte
Privatmuseum in Namibia. Ausstellungsschwerpunkte bilden die zoologischbotanische Abteilung, eine Ausstellung
zur Geologie, zur Ur- und Frühgeschichte
sowie zu den Völkern Namibias. Einmalige Exponate werden in der Ausstellung
zur Kolonialgeschichte und zur Entwicklung von Swakopmund gezeigt. Mit den
Ausführungen zur Uranproduktion in der
Rössing-Mine, der zweitgrößten Mine
der Welt, ist das Museum die museale
Bildungseinrichtung aller Swakopmunder Schulen. Darüber hinaus spielt das
Museum auch eine wichtige Rolle in der
Erwachsenenbildung durch Vorträge,
Filme und Sonderausstellungen.
Die Sam-Cohen-Bibliothek mit über
10.000 Bänden entstand nach der Museumsgründung durch verschiedene Schenkungen, Spenden und Stiftungen. Einmalig in Namibia ist die Sammlung von
Tageszeitungen aus den kolonialen Perioden bis in die Neuzeit. Daneben verfügt
das Archiv über Hunderte handschriftlicher Nachlässe, Tagebücher, Manuskripte
und umfangreiche Korrespondenzen von
Personen der Zeitgeschichte. Der Bildbestand mit über 50.000 Einheiten wie
Fotos, Ansichtskarten und historischen
Stichen wurde bereits vor einigen Jahren
mit Hilfe der Universitätsbibliothek
Frankfurt/ Main sicherheitsverfilmt. Museum, Bibliothek und Archiv stehen dem
Nutzer zur Weiterbildung und für die wis-
senschaftliche Arbeit zu den Öffnungszeiten zur Verfügung. In unmittelbarer Nähe
der Bibliothek befinden sich Bauten, die
von der Wissenschaftlichen Gesellschaft
genutzt und verwaltet werden. So der
ehemalige Bahnhof und ein Verwaltungsgebäude der „O.M.E.G“ (Otavi-Minen-und
Eisenbahn-Gesellschaft), jene Gesellschaft, die während der Deutschen Kolonialzeit die Erz-und Mineralienminen im
Otavi-Bergland ausbeuten wollte und aus
diesem Grund die erste Eisenbahnlinie
von dort nach Swakopmund baute.
Klaus-Dieter Gralow, SODI-Mitglied
Wissenschaftliche Gesellschaft Swakopmund, Telefon +264 (0)64 402695,
www.swakopmund-museum.org.na
Mosambik
Ausstellung zu mosambikanischen Vertragsarbeitern
Bem vindo - Willkommen?! Unter diesem
Titel fand Ende Februar eine zweitägige
Veranstaltung zu Deutsch-Mosambikanischen Beziehungen statt. Im Mittelpunkt
der von SODI und der Mosambikanischen
Gemeinschaft organisierten Veranstaltung
stand das Entsendeabkommen zwischen
der DDR und Mosambik von 1979, in dessen Folge über 20.000 junge Mosambikaner in 245 Betrieben der DDR beschäftigt
waren - bis die Wiedervereinigung das
Programm beendete.
Es kamen die Botschaft Mosambik (rechts)
und Zeitzeugen aus beiden Ländern zu Wort
Neben Podiumsgesprächen, Musikbeiträgen und Diskussionen widmete sich eine
Fotoausstellung dem Leben der mosambikanischen Vertragsarbeiter in der DDR
und zeigt auch die Situation in ihrem
Heimatland. Die Ausstellung vermittelt in
drei Zeitabschnitten, von der Unterzeichnung des Abkommens (1979) über die
Situation zur Wende bis heute Eindrücke
aus 30 Jahren bilateraler Beziehung. In
Portraits schildern ehemalige Vertragsarbeiter und Betreuer ihre Erfahrungen.
Interessierte können die 18 gerahmten
Fototafeln für eigene Veranstaltungen bei
SODI kostenlos ausleihen.
Weitere Infos unter:
www.bemvindo.sodi.de
2 2009 Seite 9
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•
Report
Mosambik
Mosambik braucht unsere Unterstützung
Die Städtepartnerschaft zwischen dem
5. Stadtbezirk von Maputo und BerlinLichtenberg geht nun bereits ins 14.
Jahr. Dass es nach so langer Zeit immer
noch enge Kontakte und zudem neue
Initiativen der Zusammenarbeit gibt, ist
den engagierten Bürgerinnen und Bürgern
hier wie dort zu verdanken. Gerade in
Zeiten der Finanzkrise ist es jedoch nicht
immer leicht die Partnerschaft finanziell
und materiell zu unterstützen. Trotzdem
ist es SODI auch in diesem Jahr wieder
gelungen, einen Container mit Hilfsgütern
zusammenzustellen und am 23. Juni 2009
nach Maputo zu verschiffen.
An Bord befinden sich über 60 Computer
zur Ausstattung eines Computerkabinetts
an der Schule Zedequias Manganhela.
Spender sind unter anderem das MaxTaut- Oberstufenzentrum, das ReUseComputerprojekt, die Hochschule für
Technik und Wirtschaft und Piedoso
Manave. Zudem sind auch wieder wichtige
medizinische Geräte und Verbrauchsmaterialien für die Gesundheitsstationen
im Bezirk enthalten. Dank gilt hier vor
allem dem Sana-Klinikum und dem
Franziskus-Krankenhaus Berlin.
Nähmaschinen, Schulmaterialien und
Einrichtungsgegenstände für eine neu
zu bauende Bibliothek füllen den 20 Fuß
Container bis zum letzten Meter. Ganz
herzlicher Dank gilt an dieser Stelle auch
den nicht genannten Spenderinnen und
Spendern.
Durch die regelmäßige materielle Hilfe
entsteht die Basis für eine Partnerschaft.
Papier und Stifte zum Schreiben, ein
Computer zum Versand einer Email oder
die Unterstützung für den harten Alltag
Manuel Nhacotou (links) koordiniert die Ankunft und Verteilung der Hilfsgüter in Maputo
versetzen die Menschen oft erst in
die Lage mit Partnern im Ausland in
Kontakt zu treten. Daneben geben die
Hilfsgüter auch ein wichtiges Zeichen,
dass den Menschen in Deutschland
die BewohnerInnen des 5. Bezirks
wichtig sind, dass wir nicht nur
miteinander reden und voneinander
lernen wollen, sondern dass wir uns
auch konkret einsetzen und unsere
Partner in Mosambik unterstützen. Für
den Transport, die Lagerung und die
Verpackung der Hilfsgüter in Deutschland
werden regelmäßig Spenden benötigt.
Susanne Laudahn, Projektmanagerin
Kennwort:
Städtepartnerschaft
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Kampagne
Erfolg bei der Apartheid-Klage gegen deutsche Firmen
in den USA
Im Rahmen der internationalen
Kampagne „Entschuldung und
Entschädigung im südlichen Afrika“ hat
das Bundesbezirksgericht in New York im
April 2009 die Sammelklage von Opfern
des südafrikanischen Apartheidregimes
zugelassen. Die Klage wegen Beihilfe zu
schweren Menschenrechtsverletzungen,
die bereits vor sieben Jahren eingereicht
wurde, richtet sich gegen Unternehmen,
die das rassistische Apartheidregime
gestützt haben - darunter auch die
2 2009 Seite 10
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•
Report
deutsche Rheinmetall und der DaimlerKonzern.
Allerdings handelt es sich um eine
eingeschränkte Zulassung. Verhandelt
wird nur gegen Daimler und Rheinmetall
sowie gegen Ford, General Motors und
Fujitsu. Die Vorwürfe gegenüber den
Banken (Dresdner Bank, Deutsche Bank,
Commerzbank, Schweizer UBS und die
britische Barclays Bank) wurden nicht
anerkannt.
Ziel der Klage ist eine angemessene
Wiedergutmachung für die Apartheid.
Die Opfer verlangen die gesellschaftliche
Anerkennung des begangenen Unrechts
und umfangreiche soziale Programme für
den Wiederaufbau und die Entwicklung
benachteiligter Gemeinschaften. Neben
der juristischen Aufarbeitung der
Apartheid-Verbrechen können die Klagen
ein Präzedenzfall zur Durchsetzung
von Menschenrechten gegenüber
internationalen Unternehmen sein.
SODI unterstützt neben medico international, der Kirchlichen Arbeitsstelle
Südliches Afrika (KASA) und der
Koordination Südliches Afrika (KOSA) die
Kampagne in Deutschland.
Liane Diez, SODI-Praktikantin
Position
Auswege aus der Krise?
Inzwischen gibt es eine Fülle von
Erklärungsversuchen und Prognosen,
häufig von Ökonomen, die trotz
ihrer angeblichen wissenschaftlichen
Kompetenz vor einem Jahr noch ganz
anders geredet haben und von der Krise
völlig überrascht wurden. Unter den
zahlreichen Konferenzen, auf denen das
geschieht, gibt es zum Glück einige, die
sich ernsthaft und aus der Perspektive
der Betroffenen um eine sachliche
Analyse bemühen.
Ist der Kapitalismus am Ende? war das
Thema des attac-Kongresses Anfang März
in Berlin. Die Mehrheit der immerhin
2500 Teilnehmer bejahte diese Frage.
Die Medien schrieben, attac lehne zwar
den Kapitalismus ab, habe aber kein
umfassendes Konzept für eine andere
Gesellschaft. Das ist natürlich blanke
Demagogie. Denn erstens kann es
angesichts der Komplexität moderner
Gesellschaften keine vorgefertigte
Blaupause für ein alternatives
Gesellschaftsmodell geben; das muss
vielmehr unter Einbeziehung aller
Bürger und unter Beachtung der dabei
gemachten Erfahrungen gestaltet werden.
Und zweitens waren sich die Teilnehmer
durchaus über die ersten Schritte
angesichts der drängenden ökologischen
und sozialen Probleme einig: massive
Investitionen in grüne Technologien
und den ökologischen Umbau der
Infrastruktur sowie Mindestlohn und
weitere Maßnahmen zum sozialen
Ausgleich, um nur einige zu nennen.
In eine ähnliche Richtung weist der vom
Entwicklungsprogramm der UN auf den
Weg gebrachte Green New Deal und die
Vorschläge von US-Präsident Obama, die
unter dem gleichen Stichwort laufen.
1933 hatte US-Präsident Rooswelt mit
dem New Deal ein ganzes MaßnahmenPaket geschaffen, das staatliche Eingriffe
in die Wirtschaft ermöglichte, um die
Folgen der Weltwirtschaftskrise von
1929 zu überwinden. Ganz in diesem
Sinne versucht Obama heute, durch
Quelle: Roger Schmidt
Wir erleben derzeit eine geradezu
irrwitzige Situation. Der Kapitalismus
steckt in seiner tiefsten Krise.
Die negativen Folgen für die
Gesamtgesellschaft und jeden einzelnen
sind noch kaum absehbar, da legt
ausgerechnet die kapitalismusfreundliche
FDP in der Wählergunst zu, während
die Linke stagniert. Das wirft nicht
nur ein Schlaglicht auf das Niveau des
politischen Bewusstseins in unserem
Land. Es zeigt auch, dass offensichtlich
ein Großteil der Bevölkerung die
kapitalistische Logik verinnerlicht hat,
mit der wir in allen Lebensbereichen
während der letzten Jahrzehnte
zunehmend konfrontiert wurden.
Investitionen in erneuerbare Energien,
Wärmedämmung von Häusern u.a.
den Weg aus der heutigen Krise mit
ökologischen Zielsetzungen zu verbinden.
Die Möglichkeit und Notwendigkeit
staatlicher Steuerung und Kontrolle
fasste dann der englische Diplomat
und Ökonom John M. Keynes in einer
Volkswirtschaftslehre zusammen, der sich
heute Wirtschaftsführer, Ökonomen und
Politiker, die bis vor kurzem noch jeden
Staatseingriff kategorisch ablehnten, in
Scharen wieder zuwenden.
An diesem Neo-Green-Deal entzündete
sich auf dem Kongress eine heftige
Debatte. Die einen, unter ihnen Prof.
Elmar Altvater, verwiesen darauf,
dass auch eine im Sinne von Keynes
staatlich regulierte Wirtschaft eine
kapitalistische Wirtschaft bleibe und
deshalb auf Wachstum angewiesen sei,
was immer Ressourcenverbrauch bedeute.
Letztlich aber komme es angesichts der
ökologischen Krise darauf an, Strategien
für ein „Nullwachstum“ zu erarbeiten.
Die anderen unter ihnen, der attacMitbegründer Sven Giegold, der neuerdings
als Grüner für das Europaparlament
kandidiert, sahen auch, dass ein grüner
Keynesianismus langfristig keine Lösung
der ökologischen Probleme bringe.
Aber kurzfristig gehe es darum, eine
Stärkung der Konservativen bei der
Bundestagswahl zu verhindern und da
sei die Alternative Kapitalismus Ja oder
Nein kontraproduktiv. Außerdem müsse
der Kampf gegen Klimawandel auch im
Kapitalismus geführt werden. Deshalb sei
die Investition in Solaranlagen anstelle
der Autoindustrie ein Fortschritt. Die
auf dem Kongress zahlreicher als früher
anwesenden Gewerkschaftsvertreter
hielten ebenfalls den Keynesianismus
langfristig nicht für eine Lösung. Sie
meinten, die Gewerkschaften müssten
wieder lernen, kapitalismuskritisch zu
denken und unterschiedliche Formen
des Widerstands einüben. Sie plädierten
allerdings auch dafür, angesichts der
allgemeinen Bewusstseinslage, die
Menschen nicht zu überfordern.
„Linke Auswege aus der Krise –
ökonomische und soziale Perspektiven“
lautete das Thema einer internationalen
Konferenz, zu der die Fraktion der
Linken und die Rosa-Luxemburg-Stiftung
Ende März in den Deutschen Bundestag
eingeladen hatten. Bemerkenswert
war, dass unter den ausländischen
Teilnehmern einige waren, die
bisher meist auf Weltsozialforen,
attac-Kongressen oder ähnlichen
Veranstaltungen sozialer Bewegungen
auftraten: Susan George, Direktorin
des Transnationalen Instituts in
Amsterdam, Prof. Yash Tandon, Direktor
des South Center in Genf und Prof.
Walden Bello vom Focus on the Global
South in Bangkok, der unmittelbar
vor der Konferenz Ehrenmitglied der
Linkspartei geworden war. Höchst
interessant auch, dass mit Prof.
Stephen Gill, ein führender Vertreter des
Neogramcianismus zu den Referenten
gehörte.
Das South Center ist der wichtigste
Think Tank der Länder des Südens.
Im breit angelegten Referat seines
langjährigen Direktors Yash Tandon
erklang denn auch ebenso selbstbewusst
wie authentisch die Stimme des Südens,
die zur Kenntnis zu nehmen für uns
insofern wichtig ist, als der Süden bei
der Bewältigung der gegenwärtigen
Krise ein gewichtiges Wort mitreden
wird. Markiert doch diese Krise die
2 2009 Seite 11
•
•
Report
„Dieses System steuert auf einen
dramatischen Untergang zu“, stellte
der Referent fest, der gleichzeitig die
Führungskräfte des Südens, die auf
den Neoliberalismus als Allheilmittel
gesetzt hätten, scharf kritisierte.
Sie müssten nun den Dialog mit der
Bevölkerung aufnehmen, um eine
andere Welt zu schaffen, die auf einem
anderen Paradigma bestehe als dem des
400jährigen Raubbaus an den natürlichen
Ressourcen. Auch die herkömmliche
Entwicklungshilfe lehnte Tanton ab, weil
sie meist mit im Norden festgelegten
Bedingungen verbunden sei. Entwicklung
sei ein selbstbestimmter Prozess, der
durch solche Hilfe von außen häufig
gestört werde. Echte solidarische und
brüderliche Unterstützung für die
gemeinsame Sache von Frieden und
Gerechtigkeit sei willkommen.
Im Blick auf die Zukunft meinte
Tandon u. a., dass es nicht genüge,
auf Marx zurück zu gehen, der im
Blick auf Alternativen nur allgemeine
Aussagen gemacht habe. Es gelte aus
den umfangreichen Erfahrungen mit
sozialistischen Experimenten in der
Sowjetunion, China, Vietnam, Kuba
sowie anderen Ländern, deren Schwächen
und Stärken, zu lernen. Da die Tagung
unmittelbar vor dem Beginn des G-20
Gipfels in London stattfand, schloss
das Referat mit dem Appell: „Dieses
Treffen hat kein Mandat der Völker der
Welt. Wir können nicht erlauben, dass
ausgerechnet die Verantwortlichen
für die gegenwärtige Zivilisationskrise
die zukünftige Geschichte der
Menschheit schreiben. Wir können nicht
zulassen, dass Banken und globale
Finanzinstitutionen, die unfähig waren,
ihre eigenen Finanzen zu managen, das
Schicksal künftiger Generationen und der
globalen Umwelt bestimmen.
Dass die Hauptverantwortlichen für das
Desaster weder Schuldbewusstsein zeigen
noch auf Bonuszahlungen verzichten
und dass die Politiker, die vor Jahren die
politischen Möglichkeiten für solche oft
betrügerischen Exzesse im aufgeblähten
Finanzsektor schufen, heute alles tun,
um dieses System zu erhalten, löst bei
immer mehr Menschen Empörung aus.
Nur öffnen emotionale Reaktionen selten
Wege zur Überwindung von Krisen. Die
sozialistischen und sozialdemokratischen
Parteien wurden u.a. dazu gegründet, um
realistische Wege zu gesellschaftlichen
Veränderungen zu zeigen. In diesem
Sinne - so Prof. Michael Krätke, Lancaster
- „wäre im Moment schon viel gewonnen,
wenn sich die Linke insgesamt auf ihre
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•
Report
reformistische Tradition besänne und
begänne, sich in die Transformation des
real existierenden Kapitalismus global
und national, aktiv einzumischen“. Das
könnte bedeuten, den Green New Deal
des US-Präsidenten als Beginn einer
neuen Entwicklung zu unterstützen.
Auch das kürzlich von der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Nahles und
nahe gebracht, in allen ökonomischen
Angelegenheiten Privatisierungslösungen
zu bevorzugen. Gleichzeitig wird eine
Ideologie des Selbsthilfe-Individualismus
gefördert. Auch wenn wir in Deutschland
glücklicherweise noch nicht so weit
sind, bleibt die Frage, wie man mit
so programmierten Menschen die
Herausforderungen, vor denen wir
stehen und die nur gemeinsam bewältigt
Quelle: Roger Schmidt
endgültige Emanzipation des Südens von
der Vormundschaft des Westens, der nach
Ansicht Tandons Ausmaß und Ernst dieser
Krise noch kaum erkannt hat.
dem Labourpolitiker Cruddas vorgelegte
Papier, das in eine ähnliche Richtung
weist und mit einer relativ deutlichen
Distanzierung von der Politik Blairs und
Schröders verbunden ist, dürfte eine
positive Resonanz verdienen. Langfristige
Ziele eines solchen Reformprozesses
müssten Wirtschaftsdemokratie,
Marktsozialismus und besonders dringend
der sozialökologische Umbau unserer
Produktions- und Lebensweise sein. Da
ein solcher Umgestaltungsprozess von
der Mehrheit der Menschen in unserem
Land aktiv gefördert werden müsste,
stellt sich die Frage, ob und inwieweit
die meisten Menschen dazu bereit und
in der Lage sind. Denn auch bei uns
hat sich in den letzten Jahren eine
„Marktzivilisation“ herausgebildet, in
der - nach Prof. Gill - „Strukturen und
Sprache der sozialen Beziehungen und
allgemein die Existenzbedingungen
von immer mehr Menschen nach der
Warenlogik des Kapitals funktionieren“.
In den USA ist inzwischen in Gymnasien
ein Lehrfach „Lebenskunde“ (life skill)
eingeführt worden, in dem es um eine
Alphabetisierung in Finanzfragen geht.
Auf diese Weise wird allen Schülern
werden können, angehen soll. Das ist
offensichtlich ein Problem, das auch von
den Linken noch nicht ernst genommen
wird.
In dieser Situation, die offensichtlich
keinen schnellen Ausweg zeigt, scheint
sich für viele eine unbestimmte Hoffnung
mit der drohenden Klimakatastrophe zu
verbinden. Ihr, die sich unabhängig vom
menschlichen Bewusstsein entwickelt und
deren Auswirkung wir immer deutlicher
bis in unseren Alltag hinein spüren,
traut man zu, den Anstoß für die nötigen
Aktionen zu geben, die politische
Einsicht allein nicht mehr auszulösen
vermag.
So sagte Susan George, dass mit der
Konzentration auf die ökologische
Problematik gleichzeitig die anderen
Aspekte der Krise angegangen werden
könnten. Und Prof. Dieter Klein greift
in seinem neuen 270 Seiten Buch
„Krisenkapitalismus“ nur einmal zum
Adjektiv revolutionär, als er von der
Notwendigkeit des sozialökologischen
Umbaus und der Gesundung der
gesellschaftlichen Naturverhältnisse
spricht.
Carl Ordnung, Mitglied des Vorstands
Belarus
SODI unterstützt Kinder mit Behinderung
stützt, wobei den größten Teil der Arbeit
die SODI-Gruppen in Frankfurt/Oder und
in Seelow leisten. Auch die Landtagsabgeordnete Helga Böhnisch aus Eisenhüttenstadt hat das Schicksal von Larissa
Kuchto besonders berührt: „Mich hat
schockiert, dass eine Mutter Blut spenden
muss, um eine Betreuungsmöglichkeit
für ihren Sohn zu schaffen“, erklärt
das SODI-Mitglied und sammelte sofort
Spenden in der Brandenburger Fraktion
"Die Linke".
Neben der Finanzierung von Genesungsaufenthalten für "TschernobylKinder" unterstützt SODI seit 2008
die Basisorganisation BELAPDI in
Kritschew und seit Beginn diesen
Jahres den Club „Insel der Hoffnung“
in Witebsk.
Wenn das Monatsende näher rückt, muss
Larissa Kuchto ihren schwerbehinderten
herzkranken Sohn für einige Stunden
von einer Freundin betreuen lassen. Die
Vorsitzende der Basisorganisation BELAPDI, die sich in Kritschew um Kinder und
Jugendliche mit Behinderungen kümmert,
fährt zum Blutspendedienst. Die Entschädigung, die sie für ihre Blutspenden
bekommt, nutzt Frau Kuchto, um die
Miete für das kleine Büro von BELAPDI
zahlen zu können.
Circa 15 Euro im Monat kostet der Raum,
den 37 Familien mit schwerbehinderten
Kindern als Büro und Begegnungsstätte nutzen - eine kleine Insel in einem
Land, das weder barrierefreien Zugang
zu Krankenhäusern und Schulen bietet,
noch ausreichend Sozialleistungen für
Behinderte zahlt. „Insel der Hoffnung“
heißt auch ein Club in Witebsk, der sich
um behinderte und sozial benachteiligte
Kinder sorgt. Viele der Behinderungen
lassen sich auf eine genetische Veränderung, verursacht durch die TschernobylKatastrophe, zurückführen. Erschreckend,
wenn man bedenkt, dass der Unfall
bereits 23 Jahre zurückliegt und seine
Folgen für Mensch und Natur weiter verharmlost werden.
Beide Einrichtungen werden im Rahmen
der Tschernobyl-Hilfe von SODI unter-
Die SODI-Partnerinnen Larissa Kuchto und
Larissa Vezosols, die ehrenamtlich in der
„Insel der Hoffnung“ in Witebsk arbeitet,
nahmen zum Jahrestag der TschernobylKatastrophe Ende April an einer Partnerschaftskonferenz Belarus-Deutschland in
Geseke (Nordrhein-Westfalen) teil und
besuchten zudem die SODI-Gruppe sowie
ein Kinderheim in Frankfurt/Oder. Helga
Böhnisch ist nach einer Begegnung mit
den beiden zusätzlich motiviert und
will weiter Spenden sammeln. Ähnlich
prägend war die Begegnung auch für die
anderen Mitglieder der SODI-Gruppe. Sie
wollen sich weiter engagieren, um den
Tschernobyl-Kindern in Belarus Hoffnung
zu schenken. Vielleicht muss Frau Kuchto
bald nicht mehr Blutspenden, um die
Miete zahlen zu können.
Sylvia Werther/Detlev Lezim
SODI bedankt sich ganz herzlich bei den
Spenderinnen und Spender sowie für das
Engagement aller SODI-Gruppen!
Larissa Kuchto versorgt ihren schwerbehinderten Sohn
Kennwort:
Tschernobyl-Kinder
Eine mobile Messstation
Wenige Tage vor dem 23. Jahrestag der
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
weilten auch 2 Mitglieder von SODI in
der von der Stiftung West-Östliche Begegnungen unterstützten Reisegruppe
der PeWoBe Frankfurt (O) in Belarus.
In dem unabhängigen Institut für Strahlensicherheit „BELRAD“ bei Minsk fand
zum Abschluss der Reise eine Informationsveranstaltung statt. Dort erfuhren die
Mitglieder der Reisegruppe, dass Schüler
mit Ergebnissen von Messstationen über
die radioaktive Belastung von Lebensmitteln gute Aufklärungsarbeit leisten.
Erkenntnisse geben sie an die Eltern und
vor allem an Dorfbewohner mit Selbstversorgung weiter.
Die Gefahren des freigesetzten Cäsium 137
können oft nicht eingeschätzt werden. Sie
sind nicht zu schmecken oder zu riechen!
Sie machen aber krank und führen zum
früheren Tod. Wenn auch in den verstrahlten Gebieten aus staatlichen Mitteln
kostenloses Mittagessen mit sauberen
Lebensmitteln an die Kinder bereitgestellt
wird, ist unser solidarischer Beitrag nach
wie vor erforderlich. Der Dialog im „BELRAD“ bestärkte alle Mitglieder der Reisegruppe darin, die Aufklärungsarbeit über
die Langwierigkeit der Folgen der Reaktorkatastrophe fortzuführen und in diesem
Zusammenhang auf die Risiken bei der
Nutzung von Atomenergie hinzuweisen.
Von den ehemals 106 eingerichteten
Messstellen von radioaktiver Belastung,
vor allem in den Gebieten Gomel,
Mogiljew und Brest, arbeiten wegen finanzieller Schwierigkeiten zurzeit nur noch
zehn. Eine mobile Messstation könnte
eine große Unterstützung darstellen und
einen außerordentlichen Beitrag zur Hilfe
für viele Menschen und zur Aufklärung der
Betroffenen vor Ort leisten.
Neben den Reisegruppenteilnehmern,
welche sich alle dem „Aufruf wider das
Vergessen“ angeschlossen haben, wird
die am 8. März 2009 neu gegründete
Ortsgruppe von SODI in Eisenhüttenstatt
dieses Projekt realisieren. Wir wissen, dazu
sind viele Verbündete zu gewinnen.
Hagen Weinberg
2 2009 Seite 13
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Report
Postmappe
Reaktionen zum Beitrag „Verantwortung für
Israel und Palästina“ aus dem SODI-Report 1-2009
T. Lorenz, per E-Mail am
30. März 2009
„[...] Der Schuldige für alles und jedes
scheint nach der Meinung von Herrn
Ordnung festzustehen - Israel. Israel verhindert den Palästinenserstaat: gäbe es
überhaupt eine anerkannte (nicht korrupte PLO) bzw. die das Existenzrecht Israels
anerkennende (Hamas) Gegenseite? Wollen die arabischen Anrainer diesen Staat
und ist er lebensfähig? Wollen überhaupt
die palästinensischen Gruppen diesen
Staat, oder beziehen diese nicht ihre
Berechtigung im Palästinenservolk nur
durch ihren „ewigen“ Kampf gegen Israel
und auch nur dadurch die Unterstützung
durch Iran, Syrien, Al-Kaida usw.?
Der Gaza hat ebenfalls auch eine Grenze
zu Ägypten, so dass die Argumentation
des Gefängnisses Gaza nicht plausibel ist.
Leider kann ich, und gerade für eine linke
bzw. aufklärerisch wirkende Organisation,
die Sympathie für eine Hamas nicht teilen, [...] die ein religiös-mittelalterlicher
fanatisch-militanter Verein ist (ob nun
gewählt, oder nicht).
Wie Herr Ordnung richtig feststellt, gibt
es viele Kritiker gegenüber Israels Vorgehen und auch aus dem eigenem Land.
Aber auch dies ist für mich ein Beweis,
der falschen einseitigen Darstellung des
undemokratischen Aggressorstaates Israel
und dem „Opfervolk“ Palästina. Oder
wurde nur einmal von einer palästinensischen Demonstration oder Kritik gegenüber der Innen- oder Außenpolitik „ihrer“
Verwaltung berichtet? [...]“
Konrad Bautz, Brief vom
7. März 2009
„[...] Herr Ordnung, Sie haben leider
nicht den Mut, die Ausweglosigkeit der
Nahostkrise schonungslos zu benennen.
Ihre wohlfeilen Schuldzuweisungen
und wirkungslosen Appelle sind kein
Ersatz für eine vernünftige Lösung des
tragischen Konflikts. Sie zitieren Moshe
Zimmermann und Felicia Langer als Zeugen Ihrer Argumentation. Heilige Einfalt!
Es sind Prediger in der Wüste und ohne
realen Einfluss auf die israelische Politik.
[...]
Der Gazastreifen wird von verbrecherischen Cliquen beherrscht, die sich
gegenseitig bekämpfen und vor Mord und
2 2009 Seite 14
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Report
Folter nicht zurückschrecken. Es gibt
keine politische, mit Autorität ausgestattete palästinensische Organisation, die mit der israelischen Regierung
verhandeln könnte. Eine diplomatische
Anerkennung des Staates Israel wird
kategorisch abgelehnt oder mit Forderungen überfrachtet, die einer Selbstauflösung gleichkommen.
Was ist zu tun? Als einziger demokratischer Staat inmitten der islamischen
Welt sollte Israel seine innere Festigkeit
bewahren und die Schlagkraft seiner
Streitkräfte ständig erweitern. Das
Bündnis mit den USA ist für die Existenz
des Staates Israel unverzichtbar. Durch
das Vetorecht im Sicherheitsrat könnend
die USA Verurteilungen Israels durch die
arabische Welt blockieren. Die palästinensische Terrororganisationen sind mit
aller Härte zu bekämpfen. Ihre Strukturen sind zu zerschlagen.
[...] Besuchen Sie Israel. Es ist ein schönes Land. Die Menschen sind freundlich
und dankbar für jede Geste in ihrem
Kampf für ein friedliches Leben.“
Antwort von
Carl Ordnung
Die Zuschriften verweisen auf vielfältige
Aspekte des Nahostkonflikts, die ausführlich zu erörtern, hier nicht möglich ist.
Ich muss mich beschränken.
Sie haben Recht, Herr Bautz, ich weigere
mich, diesen Konflikt als „ausweglos“ zu
bezeichnen, obwohl auch ich sehe, dass
die Verletzungen, die sich beide Seiten
zugefügt haben, die Möglichkeiten zur
Verständigung immer weiter reduziert
haben. Vielleicht könnte ein Anstoß von
außen helfen. Aus diesem Grund erinnerte
ich an jene Stellungnahme deutschsprachiger Friedensforscher und Nahostex-
perten, in der von den Palästinensern
als sekundären Opfern des Holocaust
gesprochen wird. Leider finde ich in beiden
Zuschriften kein Wort zu dieser These, die
einen Ausweg aus der verfahrenen Situation zeigen will, indem sie uns Deutsche an
unsere Verantwortung für die Palästinenser
erinnert.
Interessanterweise haben neuere Untersuchungen israelischer Historiker diese
These weitgehend bestätigt. Und mit Prof.
Dr. Rolf Verleger vertritt auch ein führender Vertreter des deutschen Judentums
gleichfalls die These, dass es vor allem das
Vorgehen Israels gegen die Palästinenser
ist, das deren terroristische Aktionen
provoziert. Mögen das heute auch noch
„Prediger in der Wüste“ sein – weltweit
wächst deren Zahl, und das ist für mich
ein Hoffnungszeichen. Denn weder lässt
sich die gewaltgesättigte Konfrontation
auf die Dauer durchhalten, noch würde
deren gewaltsame Auflösung zugunsten
einer Seite eine Grundlage für den Frieden
in der Region schaffen.
In dieser Situation ist eine einseitige Parteinahme der deutschen Politik kontraproduktiv. Für uns geht es vielmehr darum zu
begreifen, was die Schriftstellerin Angelika
Schrobsdorff in ihrem Buch „Wenn ich dich
je vergesse, oh Jerusalem...“ so formuliert, dass die Palästinenser, “die für diese
furchtbare Tragödie (der Judenvernichtung
– C.O.) ja gar nicht verantwortlich und im
Grunde genommen auch Opfer des Holocaust geworden sind“.
Eine Politik, die sich von dieser Einsicht
leiten ließe, könnte Initiativen entwickeln,
die helfen, die festgefahrene Situation
aufzubrechen und dem Frieden im Nahen
Osten den Weg zu bereiten. Nur so und
nicht durch die Verstärkung seiner militärischen Schlagkraft lässt sich m. E. die
Existenz Israels dauerhaft sichern.
Verein
Herzlichen Dank an Gesine Lötzsch für die Einladung in den Bundestag am 09. April 09
Namibia
Bildung
Filmtipp zu Afrika Erster Workshop
und SODIIm Juli 1969, also vor 40 Jahren,
entdeckte der deutsche Archäologe
Entwickler.de
Dr. W.E. Wendt in den Hunsbergen
im Süden Namibias in einer Grotte
fünf unscheinbare handtellergroße
Steinplatten mit verschiedenen
Tierbemalungen. Radiokarbondaten
ermittelten ein Alter von nahezu 28.000
Jahren, die bis heute älteste Kunst
Afrikas war entdeckt worden. Am Tag der
Entdeckung vernahm der Wissenschaftler
am Abend aus seinem „Weltempfänger“
die Nachricht von der geglückten
Apollo-11-Mission und gab daraufhin
der bisher namenlosen Grotte den
bedeutungsschweren Namen „Apollo 11“.
Erleben Sie eine spannende
Dokumentation zu verschiedenen
archäologischen Felsbildfundstellen in
Namibia bis hin zur Apollo-11-Grotte.
Darüber hinaus bekommt der Zuschauer
teilweise einmalige Informationen zur
Entdeckung, Deutung und Datierung
der rätselhaften Felsbilder und ihrer
Schöpfer. Die Expedition führt durch
bizarre Wüstenlandschaften vom Etoscha
Nationalpark im Norden bis zum OranjeFluss im Süden.
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ße 60, 23
Hauptstra [email protected]
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oder KDG
Spenden
Spenden statt
Geschenke
SODI bedankt sich ganz herzlich bei
Richard Pitterle, bei Familie Großöhme,
Familie Köhler, Gisa Otto, Familie
Ziegenbein sowie ihren Freunden und
Bekannten für die Spendensammlungen
zu Familienanlässen. Insgesamt 3.440
Euro an Spenden kommen nun Menschen
in Nikaragua, Kuba, Vietnam und
Kambodscha zu Gute.
Shop
Bücher und
Postkarten im
SODI-Shop
Mitte Mai hat endlich der erste Workshop
für Jugendliche und junge Erwachsene
zum Thema „Was hat Entwicklungspolitik
mit mir zu tun?“ stattgefunden! Die
15 TeilnehmerInnen haben sich über
globalisierte Entwicklungstendenzen
und Problemlagen, über internationale
Verflechtungen und die neoliberal
dominierte Welthandelssituation
informiert. Sie haben über Bestehendes
hinaus gedacht, Alternativen und
Handlungsmöglichkeiten diskutiert und
eigene Projekte entwickelt.
Bücher, T-Shirts, Postkarten und
vieles mehr sind in unserem OnlineSolidaritätsshop für eine kleine
Spende zu erwerben. Mit Ihrer Spende
unterstützen Sie die Selbsthilfeprojekte
von SODI, die das Leben zahlreicher
Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika
und Osteuropa verbessern.
Wir laden Sie herzlich ein auf unserer
Seite nach einem Geschenk zu stöbern!
www.shop.sodi.de
Parallel dazu ging das neue Internetportal www.sodi-entwickler.de online
und lädt nun alle Interessierten
herzlich ein, eigene Projektideen als
Blog vorzustellen und im Forum zu
diskutieren. Auch im Chat kann ein reger
Austausch über Bücher und Filme zu
Entwicklungsarbeit und anderen Themen
geführt werden. Natürlich wird SODI
auch Fragen beantworten und regelmäßig
alle Veranstaltungen, Workshops und
Seminare, wie z.B. die aktuelle Filmreihe
SODI sieht weiter! im Kalender bekannt
geben. Erstellt Euer Profil im CommunityBereich und werdet Teil der EntwicklerGemeinschaft, erfahrt alle Möglichkeiten
des verantwortlichen Handelns in der
„Einen Welt“ und schafft Veränderung für
eine gerechtere Welt.
Diejenigen, die am ersten Workshop nicht
mehr teilnehmen konnten, können sich
ab sofort für den zweiten Workshop mit
selbem Inhalt vom 25. bis 27. September
2009 in Werftpfuhl bei Berlin anmelden.
Weitere Infos unter:
www.sodi-entwickler.de
2 2009 Seite 15
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Report
SODI - Veranstaltungen
04./18.
Juli
01./15.
Aug.
19 Uhr
SODI und seine NamibiaProjekte bei den JazzKonzerten in der Lohmühle,
Bühne Lohmühlenstr./
Kiefholzstr.
08. Juli
20 Uhr
Filmreihe SODI sieht weiter:
Sir! No Sir!, Z-inema,
Bergstraße 2,10115 Berlin
25. Juli
SODI beim UN-Friedensfestival, Brandenburger Tor
25. Juli
SODI bei der Fiesta de la
Solidaridad,
Parkaue Lichtenberg
06. Aug.
18 Uhr
Vernissage der Ausstellung
zu Agent Orange und
Biopiraterie,
Olga-Benario-Galerie,
Richardstr. 104, 12043 Berlin
19. Aug.
20 Uhr
Filmreihe SODI sieht weiter:
Septemberweizen, Z-inema,
Bergstraße 2,10115 Berlin
23. Sept.
20 Uhr
Filmreihe SODI sieht weiter:
25.-27.
Sept.
Workshop zur Entwicklungszusammenarbeit, Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Der stille Amerikaner,
Z-inema,
Bergstraße 2,10115 Berlin
Hauspaten für Vietnam
und Blindgängern verhalf ihm zu einem
Haus. Es trägt die Namen der Familien
Kind und Theinert, die mit ihrer Spende
zu Hauspaten wurden. Tief bewegt hält
Lien einen Brief von Steffen Kind in
vietnamesischer Sprache in der Hand. Er
wird ihn sicher beantworten und einem
Veteranen der Vietnam Solidarität persönlich danken.
Ab 500 Euro erhalten Spender Informationen und ein Foto von der Familie, der
sie geholfen haben.
✃
„Ich habe im Traum nicht daran zu denken gewagt, dass ich mit meiner Familie jemals in einem festen Haus leben
würde“, so Duong Dinh Lien. 1987 hatte
der Vater von drei Kindern einen schrecklichen Unfall. Beim Graben explodierte
ein Blindgänger und riss ihm den rechten
Unterarm ab. Er war 24 Jahre. Während er
die Kinder versorgte, schuftete die Frau
auf dem kleinen eigenen Reisfeld. Das
Geld reichte gerade zum Überleben.
Das SODI-Projekt zur Unterstützung von
Familien mit Opfern von Agent Orange
Kennwort:
Agent Orange/Hauspaten
Impressum
SODI-Report, herausgegeben und verlegt vom
Solidaritätsdienst-international e. V. (SODI),
Grevesmühlener Str. 16, 13059 Berlin,
Tel.: 030/928 6047, Fax: 030/928 6003,
E-Mail: [email protected], Internet: www.sodi.de.
Erscheint vierteljährlich.
FÖRDERMITGLIEDSCHAFT
Spendenkonto: 10 20 100
Bank f. Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00
Ja, ich möchte SODI regelmäßig unterstützen und ermächtige SODI bis auf Widerruf,
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V. i. S. d. P.: Bernd Krause
Redaktion: Sylvia Werther
Gestaltung: Büro für Gestaltung, Sabine Bielfeldt
Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften
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Meinung von SODI wieder. Nachdruck ist erwünscht.
Redaktion bittet um Belegexemplar.
Redaktionsschluss für diese Ausgabe: 05. 06. 2009
Herstellung: altmann-druck GmbH,
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(Gedruckt auf Umweltpapier, das überwiegend aus
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Ja, bitte laden Sie mich zu einer Dankeschön-Veranstaltung für Fördermitglieder
ein, die einmal im Jahr in Berlin stattfindet.
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Ja, bitte senden Sie mir einmal im Jahr eine zusätzliche Information zu den
Schwerpunktprojekten von SODI
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13059 Berlin oder per Fax an 030-928 6003.
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ein Gütezeichen für Vertrauenswürdigkeit und korrekten Umgang
mit den Spendenmitteln. Es wird
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verliehen.