Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann

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Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
Fernuniversität in Hagen
Institut für neuere deutsche und europäische Literatur
Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte der
Medienkulturen
Herr Prof. Dr. Armin Schäfer
Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
Hausarbeit im Modul 7L
des Master-Studiengangs Europäische Moderne
Eingereicht von:
Ute Fischer
14532 Kleinmachnow
Master-Studiengang Europäische Moderne
Hausarbeit Modul 7L: Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
Ute Fischer
Matr.-Nr.
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung ....................................................................................................... 3
2.
Ausgewählte Cut Ups ...................................................................................... 4
2.1. Cut Ups in „Erkundungen für die Präzisierung eines Gefühls
für den Aufstand“ ................................................................................................................... 4
2.1.1. Doppelseite 6/7, Beispiel für typisches Cut Up aus Foto und Text ....................................... 4
2.1.2. Seite 11, Beispiel für Technik des Fold-In ............................................................................. 4
2.1.3. Seite 13 bis 21, jeweils 3. Spalte und Seite 22/23 : Sprachskepsis ........................................ 5
2.2. Cut Ups in „Schnitte“ ............................................................................................................. 6
2.3. Zum Verhältnis von Text und Bild in „Erkundungen“ und „Schnitte“.................................. 7
3.
Formale Komponenten des Cut Up ................................................................ 9
3.1. Schnitt................................................................................................................................... 11
3.1.1. Schnitte bei Text - Material .................................................................................................. 11
3.1.2. Schnitte bei Bild- und Foto-Material ................................................................................... 12
3.2. Intermedialität als Topografie .............................................................................................. 13
3.3. Intertextualität ...................................................................................................................... 13
3.4. Materialität und Anti-Organik .............................................................................................. 14
3.5. Zufall .................................................................................................................................... 14
3.6. Mehrsprachigkeit : Fremd - und Lautsprache und vs. Bild - Sprache.................................. 14
4.
Inhaltliche Komponenten des Cut Up: der Zentralkonflikt ........................ 15
4.1. Sprachkritik .......................................................................................................................... 17
4.2. Gesellschaftskritik ................................................................................................................ 18
4.3. Medienkritik ......................................................................................................................... 20
4.4. Wahrnehmungs- und Bewusstseinsveränderung .................................................................. 22
5.
Intention der Cut Ups bei Brinkmann .......................................................... 22
6.
Fazit .............................................................................................................. 25
7.
Literaturverzeichnis ...................................................................................... 27
7.1. Primärliteratur ...................................................................................................................... 27
7.2. Sekundärliteratur .................................................................................................................. 28
8.
Eigenständigkeitserklärung .......................................................................... 30
2
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Matr.-Nr.
Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
1. Einleitung
„Wenn sie anfangen, in Bildern zu denken ohne Worte, dann befinden sie
sich auf dem Weg.“
- Rolf Dieter Brinkmann in „Spiritual Addiction“1
Dieses Zitat kann man als ultimatives Ziel Brinkmanns sehen, das er letztlich mit der
Komposition von Cut Ups verfolgte. Betrachtet werden hier Cut Ups aus den
Werken „Erkundungen für die Präzisierung eines Gefühls für den Aufstand“2 und
„Schnitte“3.
Der Schriftsteller, der 1940 mitten im zweiten Weltkrieg geboren wurde und dann in
der Nachkriegszeit mit Lyrik seine literarische Laufbahn begann, verstarb bereits
1975 bei einem Verkehrsunfall.
Die Materialbände „Erkundungen“ und „Schnitte“ gelten als letzte Veröffentlichungen aus Brinkmanns Prosa-Werk, die weitgehend in ihrer jetzigen Form – also
von dem Autor selbst bearbeitet – vorlagen und posthum, von seiner Frau Maleen
editorisch betreut, herausgegeben wurden4. Insofern geht man davon aus, dass diese
vorliegenden Drucke seiner Intention am nächsten kommen.
Cut Ups können sich aus verschiedenen Medien wie Text, Bild, Film, Ton
zusammensetzen, Brinkmann nutzte für seine Zwecke nur die Medien Text und Foto.
Trotzdem hat er allein mit diesen beiden Medien schon in den 70er-Jahren
Buchseiten geschaffen, die einer mehrspaltigen Internet-Seite mit Textinformationen, Werbebildern und Pop-Ups ähneln.
Dabei sind Cut Ups nicht nur als Oberfläche zu sehen, sie transportieren auch
Inhalte. Sowohl die formalen als auch die inhaltlichen Komponenten werden im
1
Brinkmann, Rolf Dieter. Spiritual Addicition. Zu William Seward Burroughs Roman Nova Express.
In: Brinkmann, Rolf Dieter: Der Film in Worten, S. 203-206, hier: S. 205.
2
Brinkmann, Rolf Dieter: Erkundungen für die Präzisierung des Gefühls für den Aufstand: Träume
Aufstand Gewalt Mode. Reise Zeit Magazin (Tagebuch) Die Story ist schnell erzählt. Reinbek:
Rowohlt 1987. Der Band wird im Folgenden mit „Erkundungen“ abgekürzt.
3
Brinkmann, Rolf Dieter. Schnitte. Reinbek: Rowohlt 1988.Der Band wird im Folgenden mit
„Schnitte“ abgekürzt.
4
Brinkmann, Rolf Dieter, Schnitte, Nachbemerkung, S. 158-160.
3
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Folgenden in Brinkmanns Cut Ups betrachtet, um ihre Bedeutung für die
multimediale Gegenwart einzuschätzen.5
2. Ausgewählte Cut Ups
2.1.
Cut Ups in „Erkundungen für die Präzisierung eines Gefühls für
den Aufstand“6
2.1.1. Doppelseite 6/7, Beispiel für typisches Cut Up aus Foto und Text
Auf der Deckseite schreibt Brinkmann neben REISE ZEIT MAGAZIN auch
(Tagebuch) und beginnt seine „Reise“ auf der Folgeseite mit den Worten
: also reiste ich mit ruhigen Blicken durch die Augenblicke / ich reise kühl und
unbeteiligt durch die Bilder & Sätze/ ich sah zum 1. Mal den tatsächlichen
Schrecken hier in der Gegenwart /// - Brinkmann in „Erkundungen“, Seite 6
Es folgt ein halbseitiges Fremd-Zitat aus „Anton Reiser“ von K. Ph. Moritz und auf
der rechten Seite 7 eine erste Cut Up Komposition von Text- und Bildausschnitten
aus Zeitungen und von Brinkmann selbst getippten Satzfragmenten unter der
farblich schwarz unterlegten fetten Überschrift „Einbahnstraße in den Tod“.
2.1.2. Seite 11, Beispiel für Technik des Fold-In
Der Band „Erkundungen“ ist in vier Teile zu trennen, die Brinkmann auch als solche
gekennzeichnet hat. Im ersten Teil, der bis Seite 56 geht7, schreibt er noch relativ
geordnet in Absätzen, zwei - bis dreispaltig; wenn er Bilder und Fotos montiert, sind
5
Neben den poetologischen Texten in dem Sammelband „Der Film in Worten“ wird der Film
„Brinkmanns Zorn“ (2007) als Grundlage für Aussagen zu der Brinkmannschen Ästhetik
herangezogen. Der Film enthält Originaltonaufnahmen von Rolf Dieter Brinkmann, in denen er seine
Sprach- und Medienkritik äußert. Erst vor kurzem stellte ein Freund Brinkmanns mehrere hundert
Seiten Manuskripte zu frühen Werken als auch Reinschriften zu später erschienenen Drucken zur
Verfügung, nach deren Sichtung Fauser5 in der Arbeitsstelle Rolf Dieter Brinkmann an der
Universität Vechta es für angebracht hält, Brinkmanns Leistung und die Grenzen seiner Kunst in dem
Prozess der nachholenden Modernisierung in der Literatur seit den späten fünfziger Jahren neu zu
verorten.
6
Zur Vereinfachung der Bezugnahmen sind die Seitenangaben für die Cut-Up-Beispiele im Text
direkt angegeben.
7
Auf S. 57 erscheint erstmalig die Überschrift: (Tagebuch 2. Teil) mit der eindeutigen Datumsangabe
30. Sept. 1971.
4
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sie layoutmäßig wie in Büchern und Zeitschriften üblich angeordnet. Er beginnt
bereits, auf einer Seite bis zu drei Themen (bei drei Spalten) anzuordnen, sodass man
als Leser suchen muss, wo der Anschluss zu der gerade gelesenen „Story“
weitergeht. Diese Technik ist eine Sonderform des Cut Up, das Fold In. Ein Beispiel
für diese Technik ist zu sehen in „Erkundungen“ auf Seite 11 in drei Spalten:
1. Spalte: „Ist das hier ein Hotel?“ Geräusch eines anderen Atems.
2. Spalte: „Ich habe in diesem Jahr 8 Konsulate gemacht,“ stellte er sich vor, die
Hände…
3. Spalte: „La Femme X?“ „Wer?“ Ich rieb mir das Geschlechtsteil
(Stummfilmküsse)
Auch auf den Folgeseiten kann man nicht eindeutig erkennen, ob die Geschichten
von den Vorseiten wieder aufgenommen werden, oder ob es neue Themen sind.
2.1.3. Seite 13 bis 21, jeweils 3. Spalte und Seite 22/23 : Sprachskepsis
Auf der Seite 13 3. Spalte Beginn eines weiteren Themas:
„Dienstag, 28.Sept./Mittwoch, 29.Sept 1971: “ Auf was für ein Ende hin???“ /
Rauchiger blauer Nebel, der nach kalter Asche riecht…“
Die Fortsetzung erfolgt auf den Folgeseiten, jeweils in der 3. Spalte. In dieser
Spaltenfolge beginnt Brinkmann seine durch sein ganzes Werk sich
hindurchziehende Sprachskepsis zu erläutern:
Also : (der TRICK, und das ist doch nur die METHODE, VERSTEHEN SIE?
Mit der man das eigene konditionierte Bewusstsein überlistet, ist HIER
NATÜRLICH das Zusammenstellen von gerade im Augenblick des Schreibens
mir einfallenden ZUFÄLLIGEN REISEstrahlen, WENN Sie VERSTEHEN
können, WAS Ich meine) […]
(gespenstischer Wahnsinn verbaler
Kommunikation) […] (Sprache dekonditionieren!): […] – immer Grenzwörter
benutzen, nie direkt sagen / sowas wie‘ne Stimmgabel, nicht wahr? / heißt das
nicht: Sprechen mit verbundenen Augen? Ich weiß nicht, aber Ich will wissen,
was ich sage, ge? / ( ja, und dazu brauchst Du/Ich eine Menge Stille!)/ […]
Ich möchte zuletzt auf meinen blauen Nebel zurückkommen, der am Ende eines
Tages HIER nach kalter Asche riecht („AALLLES VEERRBBRANNT???“).
Dieses Thema setzt sich fort auf den Folgeseiten jeweils 3. Spalte, bis zur
Doppelseite S. 22/23, wo Brinkmann fast mittig Brinkmann seine Skepsis auf den
Punkt bringt:
„ Der menschliche Körper vom Gehirn durch Wörter blockiert.“
5
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2.2.
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Cut Ups in „Schnitte“
Beispiel für das gesamte Spektrum des Cut Up auf der Doppelseite 6/7:
Für diese Doppelseite ergibt sich ein Rahmen: mittig auf der linken Seite oben
schreibt B.
„(14.3.73/Phantomgegenwart) … sex in Fetzen …
… totes graues Neon am Morgen“
und mittig unten auf der rechten Seite abermals
„(Phantomgegegenwart)
Die unregelmäßige
Formatierung, die
Kleinschreibung und
Zeichensetzung ist hier so wie
im Original wiedergegeben.
…. totes graues Neon am Morgen“
Die linke Seite zeigt graulastige Bilder von Bauarbeiten, einem Sägeblatt und einer
typisch italienischen Straßenkreuzung, auf die am Anfang oben textlich Bezug
genommen wird mit den Worten: „: kam zu einer Straßenkreuzung“, deren Straßen
in alle vier Himmelsrichtungen laufen. Mit diesen Worten beginnt Brinkmann sein
Buch, so gibt er vielleicht gleich einen Hinweis auf die Lesart seines Buches: lesen
(und betrachten) in alle Himmelsrichtungen möglich.
Das Foto der Kreuzung befindet sich genau mittig auf der Doppelseite: Am Ende der
rechten Seite kommt Brinkmann nochmals auf diese Kreuzung zurück, wiederum als
Klammer oder Rahmen zu sehen. „: ich blickte auf diese Straßenkreuzung wie in
eine Halluzination“, könnte als Anspielung auf seine rauschähnlichen Schreibexperimente zur Bewusstseinsveränderung gelesen werden.
Über einem DIN A 5 großen Auge (kreisrund) erscheint in Großbuchstaben
CONTROL: Das Wort CONTROL8 assoziiert einen der Kritikpunkte Brinkmanns:
die Kontrolle der Sprache und der Bilder durch die Medien.
Die rechte Seite enthält farbige „Foto-Ausrisse“ von Naturszenen: den kreisförmigen
Wellen eines Steinwurfs auf der Wasseroberfläche, dem Geäst eines herbstlich
gefärbten Baumes und einer nebligen Wasserlandschaft an einem Fluss. Dazwischen
sind Fotos aus der Medienwelt, ein Busen und ein Auszug eines typisch Hollywood mäßig geschminkten Frauengesichts, einmontiert.
8
CONTROL war Schlagwort und Name eines Artikels, den William S. Burroughs 1970 in „The Job“
näher ausführt. Vgl. Grauerholz, James; Silverberg, Ira (Hg.): Word Virus the William S. Burroughs
reader. New York, Grove Press 1998, S. 313.
6
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Die Textstücke sind mit der Schreibmaschine geschrieben, aus Eigenproduktion,
oder sie sind ausgeschnitten aus Zeitungen; die Bilder sind Fotoauszüge, ordentlich
geschnitten oder intendiert rund ausgerissen aus Zeitungen und Zeitschriften, u.U.
Teile von Werbung.
Der Autor deutet an, dass er alles träumt, seine Satzfragmente sind spezifisch: „und
bewegte mich durch einen ausgeträumten Traum; (dünne verschlissene) Schatten,
aschige Bilder, abwesend, wie in einer Halluzination, mich befiel das Gefühl großer
Unwirklichkeit,
nichts, niemand, nirgendwo, nie, totes graues Neon am Morgen“.
Brinkmann zeigt sowohl inhaltlich als auch formal auf der ersten Doppelseite ein
ziemlich großes Spektrum, was in einem Cut Up an Einzelelementen verarbeitet sein
kann, was man sozusagen als Inhaltsangabe lesen könnte.
2.3.
Zum Verhältnis von Text und Bild in „Erkundungen“ und
„Schnitte“
Der Band „Erkundungen“ besteht zu einem großen Teil aus Text, den Brinkmann zu
strukturieren scheint durch Unterstreichen einzelner Worte und ganzer Sätze, ab
Seite 25 auch ganzer Absätze, was das Auge des Lesers schon nach wenigen Seiten
überstrapaziert. Eine Struktur ist nicht erkennbar. Die Doppelseite 26/27 mit vielen
Bildern, Unterstreichungen, Texten in unterschiedlicher Typografie wirkt wie das
Aufbäumen eines Sturms vor der Ruhe, die sich dann einstellt im grafischen Bild: ab
Seite 28 erscheint der durchgängig von Brinkmann geschriebene Text fast
langweilig, auf jeden Fall ruhig – wie das Layout eines Buches. Strauch führt an,
dass die Materialien zu „Erkundungen“ in mehreren Heften mit je 200 Seiten verteilt
waren, an denen Brinkmann gleichzeitig gearbeitet hat. Daher erklärt sich auch die
sehr unterschiedliche Struktur der Teile I, II und V in diesem mittleren
Materialband.9
Auf der Seite 28 schreibt Brinkmann im unteren Teil nicht mehr in ganzen Sätzen,
der Text liest sich insgesamt gehetzt, bruchstückhaft, in Cut Up Technik (jedoch
9
Vgl. Strauch, Michael: Rolf Dieter Brinkmann. Studie zur Text-Bild-Montagetechnik. Tübingen:
Stauffenburg 1998 (Stauffenburg-Colloquium, 48), S. 78.
7
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keine Bilder). Diese Seite endet mit den Worten: „Ich lasse meinen inneren
Bildschirm leerlaufen.“ Dann geht es bis zur Seite 56 ganz wie ein Buch in Absätzen
max. zweispaltig weiter. Wieder strukturell und grafisch auffällig auf S. 59 bis 61
erscheinen drei Seiten mit Bildern von Häusern, Straßenszenen, Landschaften ohne
Worte. Danach erneut Text: „Ja siehste so geht das Leben Immer Weiter / Schwarze
und Weiße Bilder Schau / Springende Flickermaschine“.10
Im Vergleich zu „Erkundungen“ beginnt das Buch „Schnitte“ schon vom Cover her
mit einem deutlich höheren Bild-Anteil. Ganzseitige Textseiten muss man suchen,
die erste ist auf Seite. 50. Auf S. 8 findet man zwar ganzseitig Text, dieser ist aber in
drei Absätzen mit Querstrichen unterteilt mit unterschiedlichen Themen und stellt
somit wieder ein Fold In dar.Es fallen sogar viele Seiten auf, auf denen fast gar kein
Text steht (Schnitte, S.56-66).
Der Höhepunkt eines Cut Up, das aus hunderten von Textfragmenten besteht, die
millimetergenau verklebt sind, ohne sich zu überlappen, findet sich genau in dem
Mittelpunkt des Buchs, das ursprünglich wohl 153 Seiten („Schnitte“, S. 153 ist mit
„Die letzte Seite“ beklebt) umfassen sollte. Auf der Doppelseite 76/77 sind die Cut
Up Einzelelemente sogar über die Mittellinie geklebt, die DIN-Form der Buchseite
wird nicht mehr eingehalten. Auf S. 116 von „Schnitte“ schreibt Brinkmann so nah
an den Seitenrand, dass für eine Seitenzahl kein Platz mehr ist.
Hierin zeigt sich sehr deutlich die Medienkritik Brinkmanns am Literaturbetrieb in
Deutschland.
Der Leser, der durch das Buch „Schnitte“ blättert, hat zu Beginn die Hoffnung, dass
er den roten Faden findet. Durch Wiederholungen von Textfragmenten und
auffälligen wiederkehrenden Fotos wird der aufmerksame und wohlwollende
Betrachter wie an einer unsichtbaren Hand genommen. Sehr schnell sitzt er über
einer dreispaltigen Text-Seite oder einem doppelseitigen Bild Cut Up und versucht,
seine Assoziationen zu einem Sinnzusammenhang zusammenzubringen, was ihm
aber letztlich nicht gelingt.
10
Brinkmann, Erkundungen, S. 62.
8
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3. Formale Komponenten des Cut Up
Das Cut Up Verfahren wurde von William Seward Burroughs11 zusammen mit
Brion Gysin12 durch Zufall aus der bildenden Kunst auf die Literatur übertragen. Oft
werden dabei die Einzelelemente montiert oder geklebt13. Nach Sigrid Fahrers
umfassender Monographie „Cut Up“14 hat dieses Verfahren neben dem Cut, also
deutsch Schnitt, als Hauptmerkmal ganz bestimmte formale und inhaltliche
Kennzeichen, auf die Brinkmanns Werke im Folgenden untersucht werden.
Zur Ästhetik des Cut Up gehören die Erzeugung der Einzelelemente, welche die
Material-Auswahl, den Schnitt und das Re-Arrangement als formale Komponenten
umfasst, und das Endprodukt, bei dem statt formaler Kriterien sich eher eine
Strukturierung durch die Themen aufdrängt; diese sind der Zentralkonflikt der
Kontrolle von Sprache, Medien, Bewußtsein, die Mythen wie der historische Maya Kult oder Science - Fiction, sowie Reisen in Zeit und Raum, wie Träume und
imaginäre Orte.15
Das Fold In ist eine Sonderform des Cut Up, bei dem ursprünglich Seiten mit Text
umgefaltet wurden, bis sie in Spaltenform nebeneinander standen. Beim Lesen der
Zeilen über die Spaltengrenzen hinweg ergeben sich neue, unerwartete Deutungszusammenhänge ( ähnlich dem cross-reading in England, das schon um 1784
erstmalig beschrieben wird).16
11
Vgl. Bergmann, Harald; Fiedler, Ralf: Der Neue Westen - Zu den Cut Ups bei Burroughs und Rolf
Dieter Brinkmann. In: Delf Schmidt (Hg.): Literaturmagazin 44. Reinbek: Rowohlt, 1999, S.8-25,
hier S. 9.
12
Brion Gysin war Maler und visueller Künstler. Gysin entdeckte 1959 durch Zufall beim
Zerschneiden von Zeitungsseiten die erstaunliche Wirkung des Neuzusammensetzens. Burroughs
experimentierte mit Gysin zusammen und erkannte, dass mit Cut Up alogische Vorgänge und
gleichzeitige Ereignisse dargestellt werden konnten, ähnlich den Träumen, aber auch dem, was uns im
Alltag jederzeit passiert. Quelle: Barry Miles: William S. Burroughs. Eine Biografie. Berlin: Ullstein
1999.
13
Daher werden sehr oft die Begriffe Montage und Collage synonym zu Cut Up verwendet.
14
Fahrer, Sigrid: Cut Up – Eine literarische Medienguerilla. Würzburg: K&N 2009: Im Folgenden
wird dieser Band mit „Fahrer: Cut Up“ abgekürzt.
15
Vgl. Fahrer, Sigrid: Cut Up, S. 96
16
Vgl. Riha, Karl: Cross-Reading und Cross-Talking. Stuttgart: Metzler 1971. S. 7 und Anmerkung
8, S.85-87 : Die Literarisierung des Cross-readings in England geht zurück auf Caleb Whitefoord,
London 1784.
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Auswahl, Schnitt und Komposition: Bei Brinkmanns Cut Ups handelt es sich um
autorintendierte, also sehr gezielt ausgewählte und ebenso gezielt beschnittene,
gerissene Texte und Bilder von Fremdquellen und anderen Autoren und um
autorintendiert - mit der Schreibmaschine für die Spalte passend - geschriebene,
selbst - produzierte Texte und Fotos.
Intertextualität: Ein Kennzeichen von Cut Ups ist ihre Intertextualität, d.h. die Cut
Up Elemente (Texte, Fotoabzüge, Filmabschnitte) haben immer Bezüge zu
Vortexten, Vor - (Film-) Material, das von fremden Autoren wie vom Autor selbst
stammen kann. Daher sind Cut Ups auch immer selbstreflexiv.
Intermedialität: Ein weiteres wichtiges Kennzeichen ist die Intermedialität, die
Beziehungen zwischen verschiedenen Medien, die in unserer multimedialen Welt
noch immer zunimmt, was auch die Methode des Cut Up weiterhin im Gespräch hält:
Cut Ups können Segmente aus verschiedenen Medien beinhalten, so z.B. Text und
Bild in den Materialbänden bei Brinkmann, aber auch Musik-, Filmbänder,
Musikclip, Trailer, podcasts als Filme im Internet, Video - bzw. mp3 - streaming.
Diese Liste wird in den nächsten Jahrzehnten noch länger.
Formale wie inhaltliche Grenzüberschreitung: Cut Ups stellen neben der
formalen Grenzüberschreitung z.B. zwischen den Medien wie Text und Bild auch
eine inhaltliche Grenzüberschreitung dar, die Brinkmann als „Vehikel“ gesucht und
im Cut Up Verfahren gefunden hat. Eine Grenzüberschreitung auf inhaltlicher Ebene
soll die eingefahrenen Wahrnehmungsmuster und Tabus aufsprengen. Sie dient
damit gleichzeitig als Kritik an den herrschenden Strukturen.
Zufall und weitere Merkmale wie Materialität und Anti-Organik: Cut Ups sind
von der Ursprungsidee her zufallsgesteuert. Burroughs hat irgendeinen Text
genommen, ihn willkürlich in vier oder mehr Teile geschnitten und diese
unkontrolliert und unbearbeitet zusammengesetzt. Die Erkenntnis war, dass die
Ergebnisse keinem Gesetz - der Linearität, der Chronologie oder der Logik gehorchen, sie aber die Imagination herausfordern.
Wie Brinkmann diese Komponenten für sich genutzt hat, wird im Folgenden
herausgearbeitet.
10
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3.1.
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Schnitt
Der Schnitt ist das markanteste Merkmal des Cut Up Verfahrens. Neben dem
physischen Schnitt des Papiers kann auch stilistisch der Schnitt im Text gesetzt
werden, was Brinkmann sehr oft macht: schnitt/fortsetzung/…………/……./schnitt.
Damit setzt sich Cut Up deutlich von ähnlichen Techniken wie ecriture automatique
oder stream of consciousness ab.17
Bei Cut Up Literatur ist Linearität, Chronologie und Kausalität obsolet, dagegen
herrscht ein fragmentarischer, parataktischer Stil ohne Zusammenhang oder Logik.
3.1.1. Schnitte bei Text - Material
Satzteil - und Wort - Cut Ups aus eigenen Texten
Brinkmann hat besonders aus den Seiten 284/285 seines Essays „Der Film in
Worten“ diverse Sätze zerschnitten und diese in Fragmenten oder auch Einzelworten
immer wieder neu zusammengestellt und für Cut Ups in „Erkundungen“ und
„Schnitte“ wiederholt verwendet. Diese intertextuellen Zusammenhänge (zwischen
Brinkmann-Texten) hat Strauch in seinem „RDB Register“ sehr effektiv
zusammengestellt.18 Die Wiederholung von Phrasen und Wörtern in nuancierten
Veränderungen dient der dynamischen Bedeutungszuweisung, sie erzeugt unendlich
viele Signifikationsmöglichkeiten durch den Rezipienten.
Spalten - Text Cut Ups
Brinkmann hat seine Worte zum Layout passend in die Schreibmaschine
geschrieben, also eine gezielte formale, autorintendierte Anpassung vorgenommen,
die z.B. so aussieht (hierbei werden auch Wörter wahllos „zermetzelt“): nach 16
Anschlägen Zeilensprung mit gleichmäßigem Beginn:
(eine ranzige Gegend Gegenwart öf
fnete Hier Ist un
d stank nach abge…
- Beispiel in „Schnitte“, Seite 37 Mitte linker Rand.
17
Vgl. Fahrer, Cut Up, S. 145.
Vgl. Strauch, Michael: Rolf Dieter Brinkmann. Studie zur Text-Bild-Montagetechnik. Tübingen:
Stauffenburg 1998 (Stauffenburg-Colloquium, 48).S. 180-181.
18
11
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Ein anderes Beispiel sind Spalten-Text-Cuts, die „eckig um die Zeile geschnitten
sind“ bzw. mit unterschiedlich lang geschnittenen Zeilen geschrieben wurden,
wiederum autorintendiert passend zum Layout:
der zerschlissene Vorhang
der Wörter weh
te über
- Beispiel in „Schnitte“, Seite 37 Mitte unten.
3.1.2. Schnitte bei Bild- und Foto-Material
Der Begriff Bild steht als Oberbegriff zu Fotos, Gemälden, Zeichnungen. Bilder sind
nach Huber „Stellvertreter. Sie stehen für etwas Abwesendes.“19 Sie sind Abbild
von etwas Drei-Dimensionalem, das in zwei Dimensionen dargestellt ist, und damit
nur „Oberfläche“, wie Brinkmann selbst sagt, „auf der Rückseite ist nichts – sie sind
leer“.20
Huber betont die Differenz des Bildes zu Text, zu Sprache. Differenz zu Sprache sei
alles das in Bildern, was nicht sprachlich ist, was nicht lesbar, nicht Zeichen ist. Was
dann übrig bleibt, ist etwas Unsichtbares, eine Leerstelle, eine Pause, Stille. Bilder
seien in ihrer Differenz zur Sprache Leerstelle, Lücke. Das Weggelassene, das nicht
Dargestellte verführe den Betrachter zur Übersetzung, Interpretation und fordere
seine Imagination heraus.21
Eigene Fotos - selbst fotografiert mit der Instamatic, rechteckig „geschnitten“ wie
entwickelt. Fremde Fotos - aus Werbematerial in Farbe oder Schwarz-Weiß, aus
Zeitungen ausgeschnitten, gerade geschnitten, rund „ausgerissen“( ausreißen heißt
auch „Schnitt“) etc. Analog dem Fold In, das auch als „Drei-Spalten-Technik“
bezeichnet wird, experimentiert Brinkmann auch mit Fotos als Tryptichon, also drei
im Dialog stehende Fotos nebeneinander.22
19
Vgl. Huber, Hans Dieter. Schnittstelle Imagination. Die Bedeutung von Bildern aus
bildwissenschaftlicher Perspektive. Online verfügbar unter
http://www.hgb-leipzig.de/artnine/huber/aufsaetze/imagination.pdf, zuletzt abgerufen am
02.02.2012, hier S. 1. Im Folgenden wird der Artikel als „Huber, Schnittstelle Imagination“
abgekürzt.
20
Brinkmann, Die Lyrik Frank O’Haras. In: Der Film in Worten. Reinbek: Rowohlt 1982,
S.207-222,hier S. 215.
21
Vgl. Huber, Schnittstelle Imagination, S. 2.
22
Brinkmann, Rolf Dieter: Die Flickermaschine, S. 85, 87-88, 90-92; Erläuterungen dazu in:
Steinaecker, S. 121.
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3.2. Intermedialität als Topografie
Huber bezeichnet den Cut Up als „eine der wichtigsten literarischen Methoden, das
kulturelle Archiv der Sprache intermedial zu nutzen.“23 Brinkmann ist in seinen
Bänden noch papiergebunden (also Text und Foto), aber auch da nutzt er vielfältige
Möglichkeiten:
Ein Cut Up bei Brinkmann hat verschiedene Ebenen, je nachdem, was wie
ineinander geschoben, was miteinander verzahnt, was auf ein anderes geklebt wird –
oszillierend und interferierend. Die Topographie ist sehr gut im Film „Brinkmanns
Zorn“ zu sehen: ins Extrem geht es auf den vier Doppelseiten 74-77 in „Schnitte“,
ein weiteres Bild-Text-Beispiel auf Seite 111 in „Schnitte“.
3.3. Intertextualität
Rolf Dieter Brinkmann (abgekürzt RDB) hat viele Zitate anderer Schriftsteller in
seinen Werken verarbeitet, mit oder ohne Hinweis. Eine sehr gute Übersicht dieser
literarischen Bezüge hat Strauch in einem „RDB-Register“ zusammengestellt.24
Hier ein Beispiel, wie Brinkmann zitiert:“ “nun aber kein Wort mehr,“ sagte ich
(J.C.).“ Auf Seite 38 in „Schnitte“ zitiert Brinkmann Joseph Conrad dreimal mit der
Angabe der Initialen in Klammern, zum Teil ohne Anführungszeichen.25 Ein
zweites Beispiel zu Giordano Bruno:
„‘es ist eine tiefe Magie, das Entgegengesetzte hervorholen zu können,‘ (G.B.)“26
Sigrid Fahrer schreibt zur Verwendung von Fremdtexten: „ Nur wenn das [belastete]
Sprachmaterial, sei es eigenes oder fremdes, zuerst vernichtet und dann neu
kombiniert wird, kann eine autonome Sprache entstehen.“27
23
Huber, Hans Dieter „Life Is A Cut-Up”. Schnittstellen der Intermedialität. In: Kunibert Bering/
Werner Scheel (Hg.): Ästhetische Räume. Facetten der Gegenwartskunst Oberhausen: Athena-Verlag
2000, S.90-103.
24
Strauch, Michael: Rolf Dieter Brinkmann. Studie zur Text-Bild-Montagetechnik. Tübingen:
Stauffenburg 1998 (Stauffenburg-Colloquium, 48), S. 175 – 204.
25
Brinkmann, Schnitte , S. 38, außerdem: „und wieder begegnete mir die tödliche Stille (J.C.)“ und
„(hatte man nicht schon von Schiffen gehört, die man zufällig irgendwo treibend mit einer toten
Mannschaft auffand? / J.C.)“.
26
Brinkmann, Schnitte, S. 153.
27
Fahrer, Cut Up, S. 141.
13
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3.4. Materialität und Anti-Organik
Heterogenes Material steht im Cut Up wie in der Montage parataktisch
nebeneinander. Bei der Montage wird das heterogene Material eines Werbeslogans
mitten in den fließenden Romantext hinein montiert, dies wirkt abrupt, beide
Materialelemente (Romanteil, Werbeslogan) bleiben in sich als sie selbst erkennbar.
Im Cut Up ist nicht mehr erkennbar, was zu wem dazugestellt wurde. Die Übergänge
sind „verwischt“: Beispiel: Das Cut Up auf Seite 76/77 in „Schnitte“ besteht aus
hunderten Elementen, alle sind gleichgestellt. Es ist nicht mehr erkennbar, ob sie aus
Zeitung, Werbung oder einem Fremdzitat entstammen. Jedoch führen beide
Methoden zu einem anti-organischen Eindruck, d.h. das Endergebnis ist u.U. keiner
Gattung zuzuordnen.
3.5. Zufall
Der Zufall spielt bei Burroughs und anderen Cut Up Künstlern eine große Rolle,
nicht so bei Brinkmann. Er verwendet sehr ausgesucht das zugrundeliegende
Vor-Material (aus seinen poetologischen Texten), schneidet sehr gezielt und setzt
autorintendiert zusammen. Dies widerspricht aber nicht dem allgemein üblichen Cut
Up Verfahren, wie Burroughs bei Sigrid Fahrer zitiert wird.28
3.6. Mehrsprachigkeit : Fremd- und Lautsprache und vs. Bild-Sprache
In „Erkundungen“ beginnt Brinkmann, Texte so herauszuschrei(b)en, mit Fehlern,
d.h. Durchstreichungen, mehrfachen Ausrufe- und Frage-Zeichen, die Lehmann als
Bildzitate29 bezeichnet. Umgekehrt stehen die Bilder in „Schnitte“ nicht mehr für
sich selbst (als Abbild dessen, was darauf zu sehen ist), sondern sie dienen als
Elemente dem Cut Up-Ganzen, sie werden zu Text, den der Betrachter „lesen“ soll.
Im gleichen Sinne benutzt Brinkmann verschiedene Nationalsprachen (englisch,
italienisch, französisch) oder auch die Lautsprache, um über diese Mehrsprachigkeit
der Worte auf die mehrfache Sprachlichkeit der Bilder in Form von Werbebotschaft,
28
Vgl. Fahrer, Cut Up, S. 147 “What appears to be random may not, in fact, be random in all.”
Lehmann, Hans-Thies: SCHRIFT / BILD / SCHNITT. Graphismus und die Erkundung der
Sprachgrenzen bei Rolf Dieter Lehmann. In: Brinkmann, Maleen: Rolf Dieter Brinkmann.
Literaturmagazin 36. Reinbek: Rowohlt 1995, S. 188, Beispiel eines Bildzitats aus Brinkmann, Rolf
Dieter: Erkundungen, S. 86.
29
14
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Matr.-Nr.
Comic, Zeitungsausschnitt hinzuweisen. Beispiele für seine Lautsprache: „yo /
uthinkyour ciwilei/ßett? Kloos yuur ei /ss!”30 oder: „lav is a mäh nie splendort sink“.
Brinkmann benutzt eine eigene Zeichensetzung, die er selbst wie folgt festlegt:
„Querstriche und Doppelpunkte heißen Hier: da kann ich überall Szenen und Bilder
reinschneiden.“31
4.
Inhaltliche Komponenten des Cut Up: der Zentralkonflikt
Wörter rufen bestimmte Vorstellungen hervor, die wieder zu Wörtern gerinnen.
Das ist das alltägliche Gefängnis, […] die den Körper festhält in der Zeit. […]
und diese Klamotte wird jeden Tag in den Massenmedien neu aufgeführt
Dagegen ist Stille, der wortlose Zustand, […] die Fähigkeit zu sehen, was
tatsächlich geschieht, […]. - Rolf Dieter Brinkmann in „Spiritual Addiction“32
Literatur war für Brinkmann schon vorgefertigt, festgefahren in Metaphern,
vorbelastet mit Tabus und überkommenen Moralvorstellungen. Das war Brinkmanns
Problem. Wie kommt man von der Sprache, von den Worten zu Bildern? Das war
Brinkmanns ursprüngliche Frage.
Draufhauen, Zerhacken ist ein Weg, den Brinkmann wörtlich genommen hat und auf
die Schreibmaschine eingehackt hat, um ihr Satzfragmente, Wörter, zerhackte
Wortteile zu entlocken.
Fertige Texte zerschneiden – nach bestimmten Vorgaben - und neu
zusammensetzen, ist eine andere Art. Und das ist die Methode des Cut Up. Nachdem
Brinkmann in den USA Burroughs kennengelernt hatte, befasste er sich eingehend
mit dieser Methode und ihrer Weiterentwicklung für seine Zwecke und sammelte in
acht 200-seitigen Mappen das Material.33
30
31
Brinkmann, Erkundungen, S. 97.
Brinkmann, Erkundungen, S. 228.
32
Brinkmann, Rolf Dieter. Spiritual Addicition. Zu William Seward Burroughs Roman Nova
Express. In: Brinkmann, Rolf Dieter: Der Film in Worten, S. 203-206, hier: S. 205.
33
Vgl. editorische Notiz von Maleen Brinkmann in „Erkundungen“, S. 411. Diese Mappen hießen
Pressebuch, Tagebuch, Fakten-Tagebuch etc.
15
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Bergmann beschreibt in dem Essay „Der Neue Westen“, wie Brinkmann die
Burroughsche Formel „Language is a Virus“ für sich selbst interpretiert und
umgesetzt hat. Ähnlich wie Kleist oder Hölderlin suche Brinkmann mit körperlicher
Gewalt (Zerhacken der Wörter) einen neuen Weg.34. Brinkmann will den Wörtern
ihre festen, vorgestanzten Bedeutungen nehmen, ihre Assoziationsketten
durchbrechen, die jedem, der ein bestimmtes Wort benutzt, eingebrannt ist, durch
Schule, Gesellschaft, Moral. Brinkmann kritisiert ebenfalls die Massenmanipulation
durch die Werbung und die Massenmedien. Moll betont, dass Brinkmann durch das
Mittel des Cut Up Verfahrens das Kontrollsystem von Presse, TV und sonstigen
Medien zerstören wollte35.
Ab 1970 arbeitete er zunehmend mit den Medien Kamera, Film, Tonband. Er machte
im Auftrag des WDR in seiner Heimatstadt Köln Tonbandaufnahmen, privat filmte
er mit Super-8, nach Erfindung der Instamatic-Kamera waren „diese kleinen,
objektiven Fotos“36 das ultimative Medium für Brinkmann.
Mit dem „Sehen in Bildern“ experimentierte Brinkmann als einem Gegenbegriff zur
Sprache, und versuchte, diese multimedialen Komponenten, u.a. Film-Standfotos
und Schnittmöglichkeiten des Tons37 in seine Werke zu integrieren. Damit lieferte
Brinkmann eine Form von intermedialer Literatur, die noch in der heutigen Zeit
aktuell ist. Bergmann bemerkt dazu, dass diese Durchdringung zu Brinkmanns Zeit
relativ einzigartig war38.
Generell hält Sigrid Fahrer in ihrem Gesamtüberblick über Cut Ups allgemein vier
Zentralkonflikte fest: Kontrolle und Manipulation und deren Wahrnehmung bzw.
Erkenntnis, Befreiung und Bewusstseinserweiterung.
34
Bergmann, Harald und Fiedler, Ralf: Der Neue Westen. Bemerkungen zu Burroughs und
Brinkmanns Cut Ups In: Seite 8-25, hier S.8, die körperliche Gewalt zeigt sich im Einhacken der
Typen auf der Schreibmaschine, wie es Ben Willikens im Film erzählt.
35
Vgl. Moll, Andreas. Text und Bild bei Rolf Dieter Brinkmann. Frankfurt: Lang, 2006. (Hamburger
Beiträge zur Germanistik, Bd. 43), S. 26.
36
Originalton von Maleen Brinkmann im Film von : Bergmann, Harald: Brinkmanns Zorn, DVD II,
Berlin 2007.
37
Vgl. Moll, S. 88.
38
Bergmann, Harald. Der Neue Westen. Bemerkungen zu Burroughs und Brinkmanns Cut Ups. S.
13.
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Sie verweist auf den politischen Hintergrund zur Zeit der 68er - APO und als
Zentralkonflikt auf den „Gedanken, dass die Welt und ihre Bewohner auf sublime
Weise von einem Kontrollapparat gelenkt werden.“39 Als inhaltliche Charakteristika
von Cut Ups nennt Fahrer neben den Kontrollkonflikten die Mythen wie Maya Kultur, Science Fiction, Space Age, und als dritte und vierte Kennzeichen Zeit - und
Raum - Reisen.
4.1. Sprachkritik
„Für Brinkmann war Sprache eine Hure. Sprache, eine Lüge von der
Gesellschaft selber, er wollte sie neu entdecken, jungfräulich, rein. Wenn er sie
oft genug zerschlägt. kommt er an den Kern heran, darauf hat er gehofft!“
-
Ben Willikens in „Brinkmanns Zorn40
Den Originalton Rolf Dieter Brinkmanns aus seinen eigenen Tonbandaufzeichnungen hat Bergmann im Film „Brinkmanns Zorn“ sehr geschickt
eingearbeitet: im Film sieht man Brinkmann (dargestellt durch einen Schauspieler)
in einem kleinen Raum von 3 x 2,5 m sitzen.
Er spricht direkt in das Mikrofon: (Originalton)
Gedanken:
Hinter jedem Wort steht eigentlich etwas ganz anderes, eine größere Vorstellung
oder ein Brodeln, oder ein Br—acch
miese Wörter, man muss ihnen in die Fresse hauen, mit der Brechstange in die
Fresse hauen, den Wörtern. […] Schreiben ist etwas völlig anderes als Sprechen,
Sprechen, dazu gehören Situationen, zum Schreiben gehört Stille dazu. Und ein
langsames Zerlegen in die einzelnen Bestandteile; durch viele Situationen gehe
ich als Dichter, ich bin ein Dichter und gehe durch die Straßen; und was rieche,
höre, schmecke ich? Abfälle, nichts als Abfälle. Und die Situationen versteinern
und erstarren, sobald man aufhört zu sprechen, sie erstarren schon während des
Sprechens, das Erstarren in den Wörtern, beim Sprechen. Die Phantomlandschaften der Wörter im Kopf, und vor lauter Wörtern nichts mehr sehen, was da
ist. Sind noch Körper da? Das sind nur noch Sprechmaschinen.
Den Sprach- und Wort - Kontroll - Virus zu bekämpfen, war eins der Hauptanliegen
39
40
Fahrer, Cut Up, S. 152
Bergmann, Harald: Brinkmanns Zorn, DVD II: Arbeitsbücher und Collagen, Berlin, NVM 2007.
17
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der Cut Up Methode41 und das größte Anliegen Brinkmanns. Er wollte die
sprachlichen Kontroll - und Manipulationsmechanismen durchbrechen, indem er die
Sätze zerschneidet und ihre Sinnzusammenhänge aufbricht.42 Dadurch konnten
neue Assoziationen entstehen.
Im Band „Erkundungen“ legt er ausführlich dar, wie er die Cut Ups herstellt und an
seinen verschiedenen Materialmappen arbeitet, an Tagebuch43, Pressebuch44,
Fakten-Tagebuch45.
4.2.
Gesellschaftskritik
Brinkmann sagt in seinem poetologischen Essay „Der Film in Worten“:
Aufgeklärtes Bewußtsein, auf das europäische Intellektuelle solange stolz
Monopolansprüche erhoben haben, nutzt allein nichts, es muss sich in Bildern
ausdehnen, Oberfläche werden – am Beispiel der Sexualität erweist sich der
geringe Effekt abendländisch-aufgeklärten Bewußtseins: die Reklame hat sich
effektiver ausgewirkt…46
Hier spricht er den Gegensatz zwischen dem Abendland und der Neuen Welt direkt
an, das Thema Sex zeigt er überdeutlich und in abstoßender Vielfalt in seinen Cut
Ups, womit er direkt, sozusagen mit dem Zeigefinger, auf seine Gesellschaftskritik
zeigt, die veralteten Moralvorstellungen, die nun ins Gegenteil umgeschlagen sind.
Die Kritik an der Werbeindustrie ist ebenfalls enthalten in seiner Benennung von
Firmennamen wie IBM und Kodak.
Er prangert die noch in ihren Traditionen verfangenen abendländischen Perspektiven
an, „eine Generation [mit] einer zu intensiven Faschismuserfahrung, die noch unter
41
Vgl. Fahrer, Sigrid: Cut Up, S 154: Übersetzung [d. Verf.] von Burroughs Metapher von Sprache
als Virus:
Sprache ist ein Virus: „Versuche, wenigstens 10 Sekunden innerlich still zu sein. Du wirst einen
widerstrebenden Organismus erleben, der dich zwingt zum Sprechen. Dieser Organismus ist die
Sprache.“
42
Brinkmann, Erkundungen. S. 205: „Ziel: Zusammenhänge im Bewußtsein verändern & Wort und
Bildzusammenhänge verändern.“
43
Brinkmann: Erkundungen, S. 218.
44
Ebd.: S. 218 Mitte.
45
Ebd.: S. 218 unten.
46
Brinkmann: Der Film in Worten, S. 225.
18
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dem Zwang auszusortieren leidet,“[…] „dagegen in den U.S.A. die Sensibilität, die
sich in den Bildern Andy Warhols, in der flickernden, aufgelösten Raum-Zeit-Logik
bei Burroughs, etc. zeigt – diese sich überlagernde Vielfalt, […] kann nicht mehr
länger heute mit Interpretationen von gestern begriffen werden … warum also nicht
die gesicherten Kategorien aufgeben.“47
Brinkmann erscheint hier als kritischer Autor, der seine Zeit, seine Umgebung, und
daher deren kulturelles Paradigma verändern, d.h. zu einer erhöhten Sensibilität
beitragen wollte, der sich der Tiefe der Oberflächen bewusst war und somit auch
dem manipulatorischen Element in massenmedial generierten Texten und
Bildern“.48
Die Cut Up Tradition beschäftigt sich nicht mit Liebe, Erotik, sondern mit sexuellen
Repressionsmechanismen, was man auch wieder eindeutig auf Brinkmanns
offensichtliche Darstellung von entblößten Frauenkörpern mit überklebten
Geschlechtsteilen in eindeutigen Posen übertragen kann. Man kann seine
Oberflächen – Cut Ups gerade in ihrem übertriebenen Zeigecharakter eindeutig der
Kritik zurechnen. Seine sehr expliziten Bilder „zeigen“ auf die gesellschaftlichen
Moralvorstellungen so überstrapaziert, dass sie den Betrachter abstoßen und so zu
einer Befreiung führen sollen.49
Brinkmann fordert den Leser heraus, selbst Querverbindungen zu seinen Bild- und
Text-Angeboten herzustellen. Moll legt dar, dass Brinkmann als moralischer Autor
interpretiert werden könne, der „die ganze Bandbreite des westlichen Kultur- und
Werteverfalls“ aufzeige und damit zu literarischen, gesamtkulturellen und letztlich
gesellschaftlichen Veränderungen, Neuinterpretationen und Erweiterungen
aufrufe.50
47
Brinkmann: Der Film in Worten, S. 226
Moll, Andreas: Text und Bild bei Rolf Dieter Brinkmann. Intermedialität im Spätwerk. Frankfurt:
Lang 2006. (Hamburger Beiträge zur Germanistik, 43), S.30.
49
Vgl. Fahrer, Sigrid: Cut Up. S. 165.
48
50
Vgl. Moll, Andreas: Text und Bild bei Rolf Dieter Brinkmann. Intermedialität im Spätwerk.
Frankfurt: Lang 2006. (Hamburger Beiträge zur Germanistik, 43), S. 34.
19
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4.3.
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Medienkritik
Brinkmann hat der Welt und dem Literaturbetrieb mißtraut.[…]
Er wollte eine neue Schrift, eine Hieroglyphenschrift entwickeln, er wollte
die Formen sprengen, sich nicht den Vorgaben des Literaturbetriebs beugen,
[…] Das war schon seine neue Schrift: von Rand zu Rand, von Ecke zu Ecke,
nicht der Goldene Schnitt vom Druckgewerbe.51
- Maleen Brinkmann in „Brinkmanns Zorn.
Weiter erzählt Maleen Brinkmann, dass ihr gemeinsamer Sohn Robert keine ganzen
Sätze sprechen konnte, er verweigerte Sprache. Brinkmann habe ihm alles durch
Sinneswahrnehmungen erklärt.
Theweleit, ein Wegbegleiter Brinkmanns, fügt an:
„Das ist ja das Traurige, dass der sprachgewaltigste Schriftsteller seiner Zeit sich
nicht mit seinem Sohn auf seine Weise, in seiner Sprache verständigen kann; in der
Form, die für ihn so wichtig ist. Vielleicht war das Brinkmanns Antrieb, dass er sich
mit Gehirnforschung sehr stark beschäftigt hat.“52
Darauf geht Sibylle Schönborn in ihrem Beitrag „Bilder einer Neuropoetik“53 ein.
Dass sich Brinkmann in seinen letzten Texten und damit in seinen letzten Jahren
verstärkt mit
Neurobiologischen, philosophischen und anthropologischen Problemen beschäftigt
habe, werde erst nach der zweiten, ungekürzten Publikation des Essays „Ein
unkontrolliertes Nachwort zu meinen Gedichten 1974/1975“54 erkennbar.
Brinkmann macht sich darin mit der Gehirnanatomie55 vertraut, er stellt sich in
einem endlosen Schreibfluss vor: eine Stadt ohne (Todes-) Nachrichten in Fernsehen
und Zeitungen, ohne Werbung, ohne Verkehr, schließlich in purer Stille.56
Er stellt ganz alltägliche Situationen parataktisch neben poetologische Aussagen zu
51
Bergmann, Harald: Brinkmanns Zorn. Film mit Originalmaterial aus dem medialen Nachlaß von
Rolf Dieter Brinkmann. DVD II: 1971-73 Arbeitsbücher und Collagen, Berlin: NVM 2007. Maleen
Brinkmann zeigt im Film auf Seiten im Buch „Schnitte“, z.B. S. 116 (Seitenzahl passt nicht darauf).
52
Ebd.
53
Schönborn, Sibylle: Bilder einer Neuropoetik. Rolf Dieter Brinkmanns späte Text-Bild-Collagen
und Notizbücher der Schnitte und Erkundungen für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand:
Reise Zeit Magazin (Tagebuch), In: Fauser, Markus: Medialität der Kunst. S. 213-228.
54
Brinkmann, Rolf Dieter: Westwärts 1 & 2. Gedichte. Mit Fotos und Anmerkungen des Autors.
Erweiterte Neuausgabe. Reinbek, 2005. S. 256-330.
55
Vgl. Brinkmann, Ein unkontrolliertes Nachwort zu meinen Gedichten 1974/75, Erweiterte
Neuauflage, S. 270
56
Ebd. S. 268-269.
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seiner Auffassung von Poesie: „Im Gegensatz zur Prosa sind Gedichte keine
Erklärungen. Verwildert schaue ich aus dem Zimmer der kleinen, engen zugigen
Mietwohnung nach draußen,…“57.
Immer wieder kommt er zurück auf seine Suche nach der Gegenwart, nach den
Wahrnehmungen. „Poesie ist zärtlich, Poesie seufzt nicht“58. Er beschäftigt sich mit
Pawlow, Freud („Was ist Es?“ - S.278), „das Stirnhirn gilt als Sitz der
Persönlichkeit“ (S.281). Eine Abbildung der „Motorischen Repräsentation des
Körpers im Gyrus praecentralis (Zentralhirn)“ (S.282) ist einmontiert.
Was er in diesem Nachwort auf Poesie bezieht, schreibt er in „Erkundungen“ in
langen Textpassagen aus und zeigt seinen ganzen Leidensweg auf: über die
Erforschung der Sprache in benachbarten Wissenschaften wie Neurophysiologie und
Psychologie kommt er auch auf seine persönliche Entwicklung und beschreibt auf
einer Art Höhepunkt auf den Seiten 228 und Folgeseiten, was ihn aus seiner Kindheit
ab dem Alter von etwa 3 Jahren psychisch verfolgt. Dies zeigt sich auch grafisch in
seinen mit „:Erinnerung/“ eingeleiteten Einschüben, die immer stärker von
mehrfachen Doppelpunkten, drei-bis vierfachen Schrägstrichen begleitet von
Unterstreichung und vielen Ausrufezeichen begleitet markiert sind, fast im Sinne
von Bildzitaten59.
In „Erkundungen“ beschreibt er, wie er unter Schlaf- und Rauchentzug („vorher
nicht bewußte konditionierte Reflexe“60), in der Einsamkeit von Longkamp61
(schreib-) experimentiert mit den Erkenntnissen von „Dr. Reich“ und Walter Grey
(Das lebende Gehirn“).62
57
Ebd. S. 271.
Ebd. S. 274.
59
Vgl. Lehmann, Hans-Thies: SCHRIFT / BILD / SCHNITT. Graphismus und die Erkundung der
Sprachgrenzen bei Rolf Dieter Lehmann. In: Brinkmann, Maleen: Rolf Dieter Brinkmann.
Literaturmagazin 36. Reinbek: Rowohlt 1995, S. 188, Beispiel eines Bildzitats aus Brinkmann, Rolf
Dieter: Erkundungen, S. 86.
60
Erkundungen, S. 349.
61
Erkundungen, S. 359, „ Erschöpfung in mir, die Halluzinationen auftreten läßt, […] mein Gesicht
ist von vielen winzigen Zuckungen überzogen,[…] Dann überzieht ein Kribbeln meinen Körper. […]
Und oben im Kopf läuft das Denken unermüdlich ab.“
62
vgl. Schönborn, Sybille: Bilder einer Neuropoetik. In: Fauser, Markus: Medialität der Kunst, hier
S.218.
58
21
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Hausarbeit Modul 7L: Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
4.4.
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Wahrnehmungs- und Bewusstseinsveränderung
Nichts kann diese Komponente des Cut Up Verfahrens besser beschreiben als die
Metapher: „Break through in the Grey Room“63. Es geht um den Durchbruch in den
grauen Raum, das Gehirn, da, wo der innere Bewusstseinsfilm abläuft. Es ist ein
Aufbruch auch in neue Raum- und Zeit-Sphären: das Cut Up-Verfahren zerschneidet
und setzt etwas zeitlich und räumlich neu zusammen: etwas wird gleichzeitig, was
vorher ein flashback war oder ein dejà vu, räumlich kann man literarisch reisen in
imaginäre Raumstationen oder wüste Landschaften. Diese Ortswechsel können
literarisch filmische Qualität annehmen, oder, mit den neuen Medien, bereits
Realfilm sein. Eine Reise ist Ortswechsel; das Cut Up Verfahren ermöglicht den
Ortswechsel im Gehirn, eine Bewusstseinserkundung – „eine Auffahrt zur
Assoziationsbahn, auf der die innere Landschaft vorbeirauscht. Cut Up erfüllt darin
eine poeto-psychedelische Funktion als Sprachideenmaschine und als Methode zur
Bewußtseinserweiterung.“64
Bei Brinkmann sehen wir diese Reisen in Ort und Zeit immer wiederkehrend als
Träume, als flashback, in Worten und in Bildern. Sein Buch „Erkundungen“ trägt im
Titel Reisebuch, „Schnitte“ trägt auf dem Cover u.a. die Bezeichnung: „(verrecktes
traumbuch)“.
5. Intention von Rolf Dieter Brinkmann
Brinkmann sagt in „Rom, Blicke“: „Jeder macht Cut Ups mit seinen Augen, die
durch Gedanken und Wertmuster in der Abfolge bestimmt sind.“65 Er beschreibt
dies näher:
Ich gehe ins Kino und schaue mir einen Film an/ Bedenkenlos wird beim Film
von Schnitten gesprochen, ohne dass noch beachtet wird, was die Erfahrung ist,
die mit Schnitt bezeichnet wird/ Schnitt heißt doch, daß die Bewegung eines
Körpers abgeschnitten wird, ein Bewegungsablauf, der schweifende Blick über
einen Platz / lehne mich zurück, […] halte den Zeigefinger gegen die Leinwand
hoch und während ich mich konzentriere, erfahre ich Schnitte/ an dem heftigen
63
Brinkmann, Der Film in Worten, S. 227-231, hier S. 229:“Breakthroug in the Grey Room - er
meinte das Gehirn, ein grauer Raum, eingeengt durch Vorschriften und als Tabu paralysiert.“
64
Fahrer,Sigrid: Cut Up. S. 183.
65
Brinkmann, Rolf Dieter: Rom Blicke. S. 135.
22
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Zucken, das durch meinen Körper geht, sobald ein Schnitt erfolgt, ein Vorgang
abbricht, zuckendes Licht…66.
Die Malerei und auch die Fotografie vermag nach Lessing nur Stillleben, Standfotos,
einen Moment darzustellen, während die Literatur komplexe Abläufe, zeitliche und
logische Strukturen detailliert abbilden kann.67
Greif spricht in Brinkmanns letzten Bänden von „Schrift-Bildern“68: der Text wird
zum Standbild, seine Schrift - Cut Ups sind Bilder, die als Literatur, Text gesehen die
Textordnung durch ihre alogischen Leerstellen durchbrechen und stören. Greif
bezeichnet Brinkmanns Cut Up - Texte als „verhindertes Stillleben, dem neben
seiner Autorität auch die Fähigkeit abhanden gekommen ist, das Anschauliche zu
ordnen und zu erklären.“69 Dagegen leisteten die Piktographe den visuellen
schweigenden Widerstand, den Brinkmann erreichen wollte.70
„Hier in dem Gefängnis der Sprache“71, schrieb Brinkmann in der Einleitung zu
seinen „Notizen und Beobachtungen vor dem Schreiben eines zweiten Romans“, die
er 1970 begann und bis 1974 mehrfach ergänzte. Er fährt fort: „Utopien sind alle
schriftlich fixierte Ergebnisse, Literatur. Sie sind Literatur. Aber was ist mit der
Gegenwart? Schnitt, & ich suche zusammen…“72
„Der spätere Kampf um das eigene Bewußtsein geht darum, inwieweit die Barrieren
der Wörter durchbrochen werden können, und damit die in Sprache fixierten
Sinnzusammenhänge. Das ist die neue Grenze, man könnte auch sagen, der neue
Westen…“73 Auf diese Redewendung bezieht sich ja auch Bergmanns Essay „Der
66
Brinkmann, Notizen und Bemerkungen vor dem Schreiben eines zweiten Romans, S. 286.
67
Vgl. Greif, Stefan: Schreiben gegen das ptolemäische Weltbild. In: Fauser, Markus: Medialität der
Kunst 2010. S. 157-174, hier S. 173 unten. Im Folgenden ist der Text mit Greif abgekürzt.
68
Vgl. Ebd., S. 166. Unter Schrift-Bildern versteht Greif Satzfragmente, die frei auf der Seitenfläche
schweben mit alogischen Leerstellen, ähnlich dem Gedicht Sequenz, Sweet was my Rose, und
Brinkmanns Kommentar in „Briefe an Hartmut“, S. 262 dazu: „ Die Lücken kann jeder selbst
ausfüllen,…“.
69
Vgl. Greif, S. 174
Vgl. Ebd. S. 174. Piktographe sind Bilder-Cut-Ups, die schweigend (da ohne Worte) Sehräume
eröffnen.
70
71
Brinkmann, Rolf Dieter: Notizen und Beobachtungen vor dem Schreiben eines zweiten Romans
1970/74. In: Dgl.: Der Film in Worten, Rowohlt 1982, S. 275- 295, hier S.275. Im Folgenden wird
dieser Artikel abgekürzt mit „Notizen und Beobachtungen“.
72
Ebd., S. 276 oben.
73
Ebd., S. 276 Mitte.
23
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Neue Westen“.74
In den „Notizen und Beobachtungen“ nimmt Brinkmann bereits vorweg, was in den
nach seinem Tod herausgegebenen Materialbänden „Erkundungen“ und „Schnitte“
in Einzelstadien herausgearbeitet wird:
Schon in dem Sammelband „Der Film in Worten“ (der 1982 erst herausgegeben
wurde, während die Texte aus den Jahren 1970-74 stammen) zeigt sich in den letzten
beiden Abschnitten der tiefgreifende Wandel bei Brinkmann vom Text, von der
Sprache hin zum Bild. Nach den „Notizen und Beobachtungen“ folgt „Chicago“,
eine reine Fotosequenz von Brinkmann selbst aufgenommener Schwarzweiß-Fotos
über acht Seiten ohne irgendein Wort – als Schluss des Bandes.
Auch hier sind Cut Ups eine tragende Säule seines Textes. Auf den Seiten 284/285 in
seinen „Notizen und Bemerkungen“ sind offensichtlich Sätze und Satzteile aus
größeren Texten ausgeschnitten und neu zusammengesetzt, reine Text-Cut-Ups aus
der eigenen Schreibmaschine:
Ab Seite 283 unten sind schon viele der Satzfragmente, die in „Erkundungen“ und
„Schnitte“ einmontiert werden, in einer Art Bewusstseinsstrom (ohne Logik für den
Leser) aufgeführt: „Silhouetten-Abende, Schattenriß-Nächte“75: „Langsam ging die
Tür auf in die Stille“, „kam an den Lattenzaun“ usw., viele der sich in kleinen
Nuancen anders wiederholenden Textstücke tauchen auf den nächsten zwei Seiten
auf.
Im letzten Absatz der „Notizen und Beobachtungen“ scheint sich die Stimmung zu
drehen: vorher war alles grau, leer, dann wechselt Brinkmann in helle farbige
Licht-Räume: „Licht floß in grellen glänzenden Schüben, […]. Helle Räume
brachen durch….“76.
Dieselbe Szene erscheint auf der letzten Seite von „Schnitte“ in der dritten Spalte:
Licht floß in grellen, glänzenden Schüben lautlos..“77 Weiter geht es: „…, das wild
gefleckte Panorama eines anderen Traums, schweigende Barrikaden Licht.“ 74
Bergmann, Harald: Der Neue Westen. In: Delf Schmidt (Hg.): Literaturmagazin 44. Reinbek:
Rowohlt, 1999, S.9-25.
75
Brinkmann, Notizen und Beobachtungen, S 283 und Schnitte, S. 23.
76
Brinkmann, Notizen und Beobachtungen, letzter Absatz S. 294-95.
77
Brinkmann, Schnitte, S. 156 (letzte Seite), Beginn der 3. (=letzten) Spalte.
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Wieder nur geträumt, wie schon in den „Notizen und Beobachtungen“ „geplant“
und dort auch als letzte Worte ausgeschrieben: „Nichts ist wahr.- Alles geträumt!“
Der Leser von „Schnitte“ muss diesen Traum herauslesen aus dem Text oder
assoziieren.
Maleen Brinkmann schreibt in ihren Nachbemerkungen zu „Schnitte“, dass
„Schnitte“ sein zweiter Roman geworden wäre bzw. man ihn als solchen ansehen
könne. Da Brinkmann in seinen „Notizen und Beobachtungen vor dem Schreiben
eines zweiten Romans“ das „Ende“ bereits so formuliert hatte und es in „Schnitte“
auch so durchgeführt wird, kann man diesen Schluss nachvollziehen.
6. Fazit
Die Texte in „Der Film in Worten“ enthalten im Grunde schon alle Aussagen, die
Brinkmann in den Folgejahren in seinen Cut Ups verarbeitet, er nutzt sie dort –
verfahrensgemäß – als Archiv. Er verändert die Wort- und Satzfolgen immer ein
klein wenig, und verbindet sie mit den Erkenntnissen, die er aus seinen
Schreibexperimenten und seiner Lektüre von neuro -, psycho - und
anthropologischer Literatur in den Folgejahren gewinnt.
Der Weg ist das Ziel: Die oben skizzierte Vorgehensweise erkennen wir in
vornehmlich schriftlicher Form an seinem Band „Erkundungen“, der sozusagen den
Weg zeigt, den Brinkmann nimmt, um zu seinem Ziel zu gelangen, dem Ziel, seinen
zweiten Roman zu schreiben: „Schnitte“.
Für Brinkmann war die Sprache ausgereizt, er musste etwas anderes machen, auf
andere Medien übergehen; das hatte er schon 1969 erkannt, als er sagte, er höre auf
zu schreiben.
Dann begann er mit Fotos, Filmen und Tonschnitten zu experimentieren. Dabei
erkannte er sehr früh, dass die Methode des Cut Up umfangreiche Möglichkeiten
bietet, die Imagination und Kreativität des Gehirns herauszufordern. Er hat seine
Kritik und seine Sprachskepsis „rausgeschrien“ unter Verwendung des hierfür
prädestinierten Verfahrens, dem Cut Up, und erreicht mit seinen
Text-Bild-Kompositionen, den Betrachter nachdenklich zu machen, seinen „grauen
Raum“ anzuregen.
25
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Das letzte Werk Brinkmanns, „Schnitte“ kann man irgendwo aufschlagen, also
betreten und irgendwo verlassen, es ist ein offenes Kunstwerk und als solches bleibt
es jedem einzelnen Betrachter überlassen, wie seine Imagination die Reize, die
Brinkmann in seinen Cut Ups gesetzt hat, zusammenführt.
Am Computer und vor dem Fernsehbildschirm sehen wir heute die gleichen
Anordnungen von Bild und Text wie in Brinkmanns Cut Up Seiten:
Werbe-Messages für Mode flimmern neben Amazon-Buchtext, im
Fernsehprogramm sehen wir eine Musikband, die im Bild-Vordergrund von
Comedians oder anderen Möchte-Gern-Stars be“textet“ wird und zusätzlich läuft
unten eine Textleiste mit Zusatzinformationen zum Musikstück und zum Sprecher.
Der Zuschauer wird auf mehreren Ebenen sprich Medien angesprochen, es reicht
nicht das Hören der Musik bzw. das Anschauen der Musikaufführung. Dieses
Überangebot an gleichzeitigen Informationen nimmt Brinkmann bereits vorweg in
seinen Cut Ups auf einer Buchseite.
Umgekehrt wird jeder Internet-Leser zum Autor seines eigenen Cut Ups: er beginnt
auf einer Website zu lesen und stellt sich im Folgenden seine Lektüre selbst
zusammen: entweder folgt er einem vom Autor gesetzten Hyperlink oder der Nutzer
geht über eine Suchmaschine weiter in den virtuellen Raum und stellt sich so seinen
eigenen Cut Up zusammen, der jetzt Texte, Bilder, Stimmen, Musik, Filmsequenzen
bis hin zu interaktiven Online-Spielen umfassen kann. In allen Fällen entstehen neue
assoziative Denk-, Seh- und Lese-Strategien und damit unzählige Signifikationsmöglichkeiten, was Brinkmann mit seinen Cut Ups letztlich erreichen wollte.
In diesem Sinne war Brinkmann ein Visionär.
26
Master-Studiengang Europäische Moderne
Hausarbeit Modul 7L: Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
7.
Literaturverzeichnis
7.1.
Primärliteratur
Ute Fischer
Matr.-Nr.
Brinkmann, Rolf Dieter; Rygulla Ralf-Rainer (Hg.): ACID: neue amerikanische
Szene. Darmstadt: März-Verlag 1969
Brinkmann, Rolf Dieter (Hg.): Silver Screen. Neue amerikanische Lyrik. Köln:
Kiepenheuer & Witsch, 1969
Brinkmann, Rolf Dieter: Rom, Blicke. 7. Aufl. März 2006. Reinbek: Rowohlt 1979
Brinkmann, Rolf Dieter: Standphotos. Gedichte 1962-1970. Reinbek: Rowohlt 1980
Brinkmann, Rolf Dieter: Rolf Dieter Brinkmann. München:
Richard-Boorberg-Verlag 1981 (Text + Kritik, 71)
Brinkmann, Rolf Dieter (Hg.): Der Film in Worten. Prosa, Erzählungen, Essays,
Hörspiele, Fotos, Collagen, 1965 - 1974. Reinbek: Rowohlt 1982
Brinkmann, Rolf Dieter: Die Flickermaschine. In: Rolf Dieter Brinkmann (Hg.): Der
Film in Worten. Prosa, Erzählungen, Essays, Hörspiele, Fotos, Collagen, 1965 1974. Reinbek: Rowohlt 1982, S. 84–93
Brinkmann, Die Lyrik Frank O’Haras. In: Der Film in Worten. Reinbek: Rowohlt
1982, S.207-222.
Brinkmann, Rolf Dieter: Der Film in Worten. Breakthrough in the Grey Room. In:
Rolf Dieter Brinkmann (Hg.): Der Film in Worten. Prosa, Erzählungen, Essays,
Hörspiele, Fotos, Collagen, 1965 - 1974. Reinbek: Rowohlt 1982, S. 223–247
Brinkmann, Rolf Dieter: Notizen 1969 zu amerikanischen Gedichten und zu der
Anthologie "Silver Screen". In: Rolf Dieter Brinkmann (Hg.): Der Film in Worten.
Prosa, Erzählungen, Essays, Hörspiele, Fotos, Collagen, 1965 - 1974. Reinbek:
Rowohlt 1982, S. 248–269
Brinkmann, Rolf Dieter: Notizen und Beobachtungen vor dem Schreiben eines
zweiten Romans 1970/1974. In: Rolf Dieter Brinkmann (Hg.): Der Film in Worten.
Prosa, Erzählungen, Essays, Hörspiele, Fotos, Collagen, 1965 - 1974. Reinbek:
Rowohlt 1982, S. 275–295
Brinkmann, Rolf Dieter: Erkundungen für die Präzisierung des Gefühls für einen
Aufstand. Träume Aufstände Gewalt Mode Reise Zeit Magazin (Tagebuch).
Reinbek: Rowohlt 1987
Brinkmann, Rolf Dieter: Schnitte. Reinbek: Rowohlt 1988
Brinkmann, Rolf Dieter; Schnell, Hartmut: Briefe an Hartmut, 1974-1975. Mit einer
fiktiven Antwort von Hartmut Schnell. Reinbek: Rowohlt 1999
Brinkmann, Rolf Dieter: Westwärts 1 & 2. Gedichte. Mit Fotos und Anmerkungen
des Autors. Erweiterte Neuausgabe. Reinbek: Rowohlt 2005
27
Master-Studiengang Europäische Moderne
Hausarbeit Modul 7L: Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
7.2.
Ute Fischer
Matr.-Nr.
Sekundärliteratur
Bergmann, Harald: Brinkmanns Zorn. Film mit Originalmaterial aus dem medialen
Nachlaß von Rolf Dieter Brinkmann. DVD I: 1967-70 Die Super-8 Filme, DVD II:
1971-73 Arbeitsbücher und Collagen, DVD III: 1973-75 Die Tonbänder. Berlin:
Neue Visionen Medien 2007
Bergmann, Harald; Fiedler, Ralf: Der Neue Westen - Zu den Cut Ups bei Burroughs
und Rolf Dieter Brinkmann. In: Delf Schmidt (Hg.): Literaturmagazin 44. Reinbek:
Rowohlt, 1999, S.9-25
Biernat, Ulla: Ich bin nicht der erste Fremde hier. Zur deutschsprachigen
Reiseliteratur nach 1945. Würzburg: K&N 2004
Fahrer, Sigrid: Cut-up. Eine literarische Medienguerilla. Würzburg: K & N 2009
(Epistemata : Reihe Literaturwissenschaft, 670)
Fauser, Markus (Hg.): Medialität der Kunst. Rolf Dieter Brinkmann in der Moderne.
Bielefeld: transcript 2011
Grauerholz, James; Silverberg, Ira (Hg.): Word Virus - the William S. Burroughs
reader. New York: Grove Press 1998, S. 313.
Greif, Stefan: Schreiben gegen das >ptolemäische Weltbild<. Hybride Schrift-Bilder
und Piktographie im Werk Rolf Dieter Brinkmanns. In: Fauser, Markus (Hg.):
Medialität der Kunst. Rolf Dieter Brinkmann in der Moderne.Bielefeld: transcript
2011, S. 157 – 174
Huber, Hans Dieter „Life Is A Cut-Up”. Schnittstellen der Intermedialität. In:
Kunibert Bering/ Werner Scheel (Hg.): Ästhetische Räume. Facetten der
Gegenwartskunst . Oberhausen: Athena-Verlag 2000, S.90-103
Huber, Hans Dieter: Schnittstelle Imagination. Die Bedeutung von Bildern aus
bildwissenschaftlicher Perspektive. Online verfügbar unter
http://www.hgb-leipzig.de/artnine/huber/aufsaetze/imagination.pdf, zuletzt
aktualisiert am 12.02.2012.
Jäger, Georg: Montage. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaften,
Berlin: Gruyter 2000.S. 631-633
Klotz, Volker: Zitat und Montage in neuerer Literatur und Kunst. In: Weissstein,
Ullrich (Hg.): Literatur und bildende Kunst. Ein Handbuch zur Theorie und Praxis
eines komparatistischen Grenzgebietes. Berlin:Erich Schmidt Verlag, 1992. S.
180-195
Kurz, Paul Konrad: Über moderne Literatur III. Standorte und Deutungen. 4 Bände.
Frankfurt am Main: Knecht 1971
Lehmann, Hans-Thies: : SCHRIFT / BILD / SCHNITT. Graphismus und die
Erkundung der Sprachgrenzen bei Rolf Dieter Lehmann. In: Brinkmann, Maleen
(Hg.): Rolf Dieter Brinkmann. Literaturmagazin 36. Reinbek: Rowohlt 1995. S.
182-197
Miles, Barry: William S. Burroughs. Eine Biografie. Berlin: Ullstein 1999.
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Master-Studiengang Europäische Moderne
Hausarbeit Modul 7L: Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
Ute Fischer
Matr.-Nr.
Moll, Andreas: Text und Bild bei Rolf Dieter Brinkmann. Intermedialität im
Spätwerk. Frankfurt: Lang 2006. (Hamburger Beiträge zur Germanistik, 43)
Morten, Paul: Redundante Wiederholungen, wiederholte Redundanzen. Ein
Lektürevorschlag zu Rolf Dieter Brinkmanns Schnitte. In: Fauser, Markus (Hg.):
Medialität der Kunst. Rolf Dieter Brinkmann in der Moderne.Bielefeld: transcript
2011, S. 193 – 212
Schmidt, Delf (Hg.): Literaturmagazin 44. Reinbek: Rowohlt, 1999
Schönborn, Sybille: Bilder einer Neuropoetik. Rolf Dieter Brinkmanns späte
Text-Bild-Collagen und Notizbücher der Schnitte und Erkundungen für die
Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand. Träume Aufstände Gewalt Mode Reise
Zeit Magazin (Tagebuch). In: Fauser, Markus (Hg.): Medialität der Kunst. Rolf
Dieter Brinkmann in der Moderne. Bielefeld: transcript 2011, S. 213-228
Steinaecker, Thomas von: Literarische Foto-Texte. Zur Funktion der Fotografien in
den Texten Rolf Dieter Brinkmanns, Alexander Kluges und W. G. Sebalds.
Bielefeld: Transcript 2007
Strauch, Michael: Rolf Dieter Brinkmann. Studie zur Text-Bild-Montagetechnik.
Tübingen: Stauffenburg 1998 (Stauffenburg-Colloquium, 48)
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Master-Studiengang Europäische Moderne
Hausarbeit Modul 7L: Cut Ups bei Rolf Dieter Brinkmann
8.
Ute Fischer
Matr.-Nr.
Eigenständigkeitserklärung
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