Rezesion aus PMaktuell - Heft 03/2005 - hab-projekt

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Rezesion aus PMaktuell - Heft 03/2005 - hab-projekt
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PMaktuell - Heft 3/2005
Hab/Wagner: Projektmanagement in
der Automobilindustrie
Gerhard Hab, Reinhard Wagner: Projektmanagement in der Automobilindustrie
Gabler 2004, 335 Seiten, ISBN/ASIN: 3409126937.
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Kundenbewertung: 5.0 Sterne (2 Rezensionen)
Effizientes Management von Fahrzeugprojekten entlang der Wertschöpfungskette
Buchbesprechung von Siegfried Seibert
© GPM-Magazin PMaktuell - Heft 3/2005, Seite 39 - 40. Alle Rechte vorbehalten.
Die seit jeher hohe Bedeutung des Projektmanagements in der
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Automobilindustrie hat in den vergangenen zehn Jahren noch mehr
GPM Buchtipp
zugenommen. Wichtige Indikatoren dafür sind der starke Anstieg
Automobilprojekte
gleichzeitig durchzuführender Projekte, die intensivere Einbeziehung
Unternehmensübergreifende Projektarbeit
von externen Zulieferern und Dienstleistern in den
Produktentstehungsprozess
Fahrzeugentstehungsprozess sowie ein immer stärkerer Termin- und
Kostendruck. Angesichts Aberhunderter von
Projektmanagementfachbüchern überrascht es daher, dass zu einem so wichtigen Wirtschaftszweig wie der
Automobilindustrie bisher noch keine branchenspezifische Projektmanagement-Monographie erschienen ist.
Diesen weißen Fleck wollten die beiden Leiter der GPM-Fachgruppe „Projektmanagement Automotive“, Gerhard
Hab und Reinhard Wagner, mit ihrem Ende 2004 erschienenen Werk schließen.
Das Buch gliedert sich in fünf Teile. Zu Beginn gehen die Autoren auf aktuelle Trends in der Automobilindustrie
ein und leiten daraus Anforderungen an das Projektmanagement in dieser Branche ab. Hierbei greifen sie auf
Studien und Untersuchungsergebnisse zurück, die von der Automotive-Fachgruppe der GPM durchgeführt wurden
(vergleiche projektMANAGEMENTaktuell 1/2004, Seite 10 ff.). Als wichtigste Punkte werden das hohe
Effizienzsteigerungspotenzial durch Projektmanagement und die hohe Bedeutung unternehmensübergreifender
Partnerschaftsnetzwerke hervorgehoben. Hier gibt es in der Praxis noch große Defizite. Als die vier wichtigsten
Erfolgsfaktoren für das Projektmanagement in der Automobilindustrie leiten Hab und Wagner ab:
Konzentration auf hohen Kundennutzen und Kernkompetenzen zur Steigerung der Innovationsfähigkeit,
Koordination und Integration von Strukturen und Prozessen über die gesamte automotive
Wertschöpfungskette hinweg,
Schaffung einer positiven Kooperations- und Interaktionskultur zwischen den an den Projekten beteiligten
Partnern sowie
offene Kommunikation und Informationsaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg.
Schon diese Auflistung belegt deutlich die Notwendigkeit eines eigenständigen Werkes zum Projektmanagement in
der Automobilindustrie, da aus ihr vielfältige Auswirkungen für das anzuwendende ProjektmanagementInstrumentarium entstehen. Klassische Methoden und Konzepte des Projektmanagements werden in dieser
Auflistung zentraler Erfolgsfaktoren in direkter Form nicht genannt. Sie werden als Basisanforderungen
vorausgesetzt und stellen keine besonderen Alleinstellungsmerkmale mehr dar.
01.10.2007 21:26
GPM-Fachmagazin PMaktuell: PMAktuell-200503.Hab/Wagner: Proj...
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Der zweite Teil nimmt rund die Hälfte des Buches in Anspruch und beschäftigt sich mit dem Management
einzelner Automotive-Projekte, von den Autoren als „Single-PM“ bezeichnet. Hier finden sich viele bekannte und
wichtige Begriffe und Konzepte, angefangen von Prozess-Standards über Funktionendiagramme, Regeln für
Teammeetings, Auftragsklärung, Lastenheft, Projektstrukturpläne, Risikomanagement, Abweichungsanalysen, und,
und, und. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. In Anlehnung an den Fahrzeugentwicklungsprozess des VDA
(Verband der Automobilindustrie) entwickeln die Autoren hierzu ein Erklärungsmodell mit den Prozessgruppen
Projektorganisation, Kommunikation/ Teamarbeit, Projektdefinition, Projektplanung, Projektsteuerung und
Projektabschluss. Diese Themen sind zwar dem Fachmann durchaus geläufig und vieles ist in ähnlicher Form auch
schon in Fachaufsätzen oder auf Tagungen zu finden gewesen. Aber dem Rezensenten ist keine andere
Veröffentlichung bekannt, in der die Methoden und Konzepte des Projektmanagements in solch geballter und
umfassender Form auf die Verhältnisse in der Automobilindustrie übertragen wurden wie in diesem Werk .
Der dritte Teil beschäftigt sich mit dem Multi-Projektmanagement mehrerer Projekte. Ein Bereich, der in den
meisten Büchern zum Projektmanagement eher stiefmütterlich behandelt wird. Nicht so im vorliegenden Buch. Auf
60 Seiten erhält der Leser einen fundierten Überblick über das Instrumentarium für diesen komplexen
Aufgabenbereich. Die Autoren übertragen dabei Erklärungsmodelle, die von Campana & Schott und von Lomnitz
entwickelt wurden, auf die Verhältnisse in der Automobilindustrie. Als wichtige Teilbereiche unterscheiden sie das
strategische Projektportfoliomanagement, das operative Programm-Management und das projektübergreifende
Ressourcenmanagement. Auch auf die Frage der organisatorischen Verankerung des Multiprojektmanagements in
Projektportfolio-Ausschüssen, Programme Management Offices sowie ähnlichen Gremien und Stellen wird
ausführlich eingegangen.
Der vierte Teil des Buches widmet sich der für Automotive- Projekte besonders wichtigen
unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit, im Buch als „Cross-Company- Collaboration-Projektmanagement
(C3PM)“ bezeichnet. Insgesamt handelt es sich hier um den innovativsten Teil des Buches. Die vorgestellten
Konzepte und Methoden sind hochaktuell und haben bisher noch kaum Eingang in die Projektmanagementliteratur
gefunden. C3PM wird dabei von Hab und Wagner unter organisatorischen, kulturellen und methodischen Aspekten
beleuchtet. Als organisatorische Instrumente werden sowohl das zentrale Projekthaus des Simultaneous
Engineering als auch die Organisation virtueller Teamarbeit sowie die dazu erforderlichen Steuerungsgremien
aufgezeigt. In kultureller Hinsicht gilt es insbesondere das Spannungsverhältnis aufgrund der teilweise
entgegengesetzten Interessenlage von Herstellern und Zulieferern in den Griff zu bekommen. Im methodischen
Bereich sind die Planungs- und Steuerungsaktivitäten in Projekten und Programmen zwischen den beteiligten
Unternehmen zu synchronisieren.
Im abschließenden Teil 5 werden ein Fazit gezogen und ein Ausblick gegeben. Interessant sind hier insbesondere
die Herausforderungen, die für das zukünftige Automotive- Projektmanagement aufgezeigt werden. Neben häufig
zu hörenden Trends, wie der zunehmenden Internationalisierung und der steigenden Bedeutung von Soft Skills,
wird die These aufgestellt, dass aufgrund der zunehmenden Komplexität der Projekte der Umgang mit
Unplanbarem immer mehr zur Normalität werde. Eine Entwicklung, die wir ja auch im IT-Bereich seit mehreren
Jahren unter Begriffen wie Extreme Programming oder Agiles Projektmanagement erleben und die mittlerweile für
fast alle Wirtschaftszweige gilt. Die Autoren sind allerdings klug genug, dass sie in dem dazu vorgestellten,
durchaus interessanten Konzept des „erfahrungsgeleiteten Handelns“ keinen Ersatz, sondern lediglich eine
Erweiterung der klassischen Planungsmethoden des Projektmanagements sehen. Doch auch dann ist (von
Ausnahmen abgesehen) schwer vorstellbar, dass derartige Konzepte auf milliardenschwere Automobilprojekte
übertragbar sind. Was hilft es dem Projektleiter, wenn man ihm sagt, dass er „Gespür für die aktuellen
Entwicklungen im Projekt entwickeln“ und das „richtige Händchen für die Mitarbeiter“ haben sollte. Jeder auch
nur halbwegs intelligente Mensch sollte das bereits wissen, bevor er die erste Projektleitung übernimmt.
Der Wert des Buches soll mit dieser Aussage jedoch nicht geschmälert werden. Das gesamte Buch zeichnet sich
durch einen gut gelungenen Mittelweg zwischen Gesamtübersichten und Detailbeispielen aus. Die durch viele sehr
instruktive und technisch hervorragende Grafiken unterstützte Darstellung ist außerordentlich praxisnah und bleibt
immer auf die Probleme und Anwendungen in der Automobilindustrie fokussiert. Wünschenswert wäre bei der
Fülle der auf 340 Seiten ausgebreiteten Informationen allerdings noch ein Stichwortverzeichnis gewesen, für das in
der Hektik der Endredaktion wohl die Zeit fehlte. In einer 2. Auflage sollte das nachgeholt werden.
Fazit: Den Verfassern ist es gelungen, ein schon lange überfälliges Buch vorzulegen, das jeder Projektleiter bei
Automobilherstellern, Zulieferern und Automobildienstleistern auf dem Schreibtisch haben sollte. Auch für
Manager artverwandter Branchen ist das Buch zu empfehlen, da deren Probleme durchaus ähnlich sein dürften.
01.10.2007 21:26
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Abgefragt von http://www.pmaktuell.org/PMAktuell-200503/041-B%fccher-Seibert1-ISBN3409126937
Zuletzt geändert am 05. September 2006
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