Nebenkosten und Mieterwechsel teuer
Transcription
Nebenkosten und Mieterwechsel teuer
Datum: 24. Januar 2013 Kölnische Rundschau Pressespiegel Nebenkosten und Mieterwechsel teuer Neuer Mietspiegel: Moderate Anpassungen - Es fehlt an preiswertem Wohnraum Von Eveline Kracht Immobilienblase hin oder her: Während der letzten zwei Jahre sind die Mieten in Köln verglichen mit Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg in einem "angemessenen und vertretbaren" Rahmen gestiegen. Die durchschnittlichen Anpassungen hätten 10 bis 30 Cent pro Quadratmeter betragen und lägen damit unter der Preissteigerungsrate, hieß es gestern bei der Vorstellung des neuen Mietspiegels. Ralph Sterck, MdR Auch künftig seien keine "übermäßigen Steigerungen" zu erwarten, betonte Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer beim Kölner Haus- und Grundbesitzerverein. "Was uns allerdings zu schaffen macht, sind die Neuvermietungen", erklärte Jürgen Becher, Geschäftsführer vom Mieterverein Köln. Bei einem Mieterwechsel schlügen die Vermieter teils bis zu 30 Prozent auf, vor allem in gefragten Stadtteilen. Der Quadratmeterpreis übersteige dann oft die Oberwerte des Mietspiegels. Becher kritisierte, dass ein Vermieter die Miete heute nahezu beliebig festsetzen könne. Als weitere "Preistreiber" bereiten den Vertretern der Wohnungswirtschaft die steigenden Betriebskosten Sorge, besonders im Hinblick auf Energieverbrauch und städtische Abgaben. Die Nebenkosten verschlingen teils schon über drei Euro pro Quadratmeter. Diese Entwicklung, so Tewes, schränke die Möglichkeit ein, die Kaltmiete anzuheben. Für den Vermieter bedeute dies inzwischen einen realen Geldverlust, erst recht, wenn er auch noch Modernisierungen notwendig sind. Von der Politik müsse daher alles getan werden, um die Nebenkosten zu begrenzen, sind sich die Parteien einig. In der Spitze weist der aktuelle Mietspiegel für Wohnungen, die nach 2005 fertiggestellt wurden, in sehr guter Lage und mit besonderer Ausstattung einen unveränderten Quadratmeterpreis zwischen 8,80 und 10,70 Euro (um 120 Quadratmeter) aus. Tatsächlich aber würden in Top-Lagen durchaus auch 15 bis 17 Euro verlangt, so Becher. Eine Begrenzung der Miethöhe bei Neuverträgen ist seiner Ansicht nach daher unverzichtbar, damit auch junge Familien, Singles oder Studenten eine Chance auf dem Wohnungsmarkt bekämen. Den größten Druck am Markt konstatierten Becher und Tewes indes bei kleinen, preiswerten Wohnungen. Hier kämen Preissprünge bis zu 5,7 Prozent durchaus vor. Dagegen wurde für eine durchschnittliche Wohnung aus den 80er Jahren in mittlerer Wohnlage nur eine Steigerung von 0,9 Prozent ermittelt. Aus Sicht von Stefan Ferber, dem Leiter des Amtes für Wohnungswesen, ist es ein nach wie vor ungelöstes Problem, dass sich die Mischung zwischen frei finanziertem und öffentlich geförderten Wohnungsbau zu Ungunsten neuer Sozialwohnungen verschoben hat. Verstärkt würden in Köln Eigentumswohnungen errichtet. "Wir brauchen im Jahr mindestens 1000 Wohnungen mit Mietpreisbindung mehr", so der Amtsleiter. Derzeit bewilligt seien aber nur 292. Es fehle an freiwilligen Investoren. Der Mietspiegel erscheint in der Regel alle zwei Jahre. Die 20. Ausgabe, Stand Januar 2013, beruht auf Daten aus über 20 000 Mietverträgen. Das Faltblatt mit fünf Bau-Altersklassen kann gegen eine Schutzgebühr von 3,50 Euro (inklusive Versandkosten) zum Beispiel beim Mieterverein und Haus- und Grundbesitzerverein angefordert oder aus dem Internet für 3,50 Euro heruntergeladen werden. Stimmen Martin Börschel (SPD), Fraktionsvorsitzender: Für Investoren lohnt es sich wegen des Zinsniveaus derzeit nicht, öffentlich gefördert zu bauen. Nach dem NRWWohnungsbauprogramm 2013 soll der soziale Wohnungsbau jetzt neue Impulse bekommen. In Köln wollen wir mit dem kooperativen Baulandmodell die Investoren größerer Projekte verpflichten, einen Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen zu bauen. Was die städtischen Gebühren betrifft, arbeiten wir schon dran, dass die Dienstleistungen günstig erbracht werden. Bei der Grundsteuer sehe ich keinen Spielraum nach unten. Barbara Moritz (Grüne), Fraktionsvorsitzende: Dass wir in Köln relativ moderate Mieten haben, liegt daran, dass es viele Altbauten und günstige genossenschaftliche Wohnungen gibt. Die Neubauten dagegen pushen die Mieten. In Selbstläufergebieten nehmen es die Vermieter zum Teil von den Lebendigen. Das NRW-Wohnungsbauprogramm wird dazu beitragen, dass mehr Sozialwohnungen gebaut werden, dasselbe erwarte ich von dem kooperativen Baulandmodell. Die Grundsteuer ist moderat erhöht worden, ansonsten ist es schwer, städtische Gebühren zu senken. Die Leistungen werden kostendeckend erbracht. Karl Jürgen Klipper (CDU), Vorsitzender Stadtentwicklungsausschuss: Die Stadt hat beim Wohnungsneubau geschlafen. Der Ansatz des neuen Landes-Wohnungsbauprogramms ist richtig. Meiner Ansicht nach muss man eine Kombination zwischen Objektförderung und Mieterunterstützung hinkriegen. Erhöhungen der städtischen Gebühren, um den Haushalt zu verbessern, haben wir nicht zugestimmt. Ralph Sterck (FDP), Fraktionsvorsitzender: Ein wirklicher Preistreiber bei den Nebenkosten ist die Erhöhung der Grundsteuer um 15 Prozent Anfang 2012. Bei einer Neuvermietung die Erhöhung zu bremsen ginge mir zu weit, das muss man schon dem Markt überlassen. Dass es an Wohnungen fehlt, liegt auch daran, dass die Stadt bei der Erschließung von Neubaugebieten viel zu langsam ist. Was das NRW-Wohnungsbauprogramm betrifft, müssen wir abwarten, ob es dazu beiträgt, mehr öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen. Jörg Fleischer, Sprecher der GAG, mit 42 000 Wohnungen größter Vermieter in Köln: Für den öffentlichen Wohnungsbau - 50 Prozent der GAG-Projekte - sind schon die hohen Grundstückspreise eine echte Hürde. Die GAG stellt dieses Jahr 400 bis 500 Wohnungen fertig, davon sind etwa 300 Sozialwohnungen. (KE)