Hinter den Kulissen - Sing

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Hinter den Kulissen - Sing
www.dayofsong.de
10 Fragen an Bernhard van Almsick
Hinter den Kulissen
An dieser Stelle möchten wir Ihnen Personen vorstellen, die zu !SING – DAY OF SONG
beitragen und so eine wichtige Basis bilden, auf die das Projekt aufbauen kann.
Bernhard van Almsick ist als Bildungsreferent für die
inhaltliche Arbeit der Landesmusikakademie NRW
verantwortlich. Jedes Jahr lassen sich fast 10.000
Menschen, sowohl Laienmusiker als auch Profis, an
der Akademie fortbilden. Die inhaltliche Planung der
Kurse, die Dozentenauswahl und der reibungslose
Ablauf der Seminare liegen in seiner Verantwortung.
Daneben beschäftigt sich der studierte
Kirchenmusiker mit der Ausbildung von Chorleitern
und seiner eigenen chorleiterischen Tätigkeit.
Herr van Almsick, in der Reihe !SING Stimme bietet die Landesmusikakademie
NRW in Verbindung mit dem ChorVerband NRW am 10. März "Singen ohne Noten CHORkreativ" an. Ist das modern, populistisch oder innovativ?
van Almsick: … vor allem innovativ! Workshop Leiter Michael Betzner-Brandt stimuliert mit
seiner Herangehensweise Sängerinnen und Sänger in einem laufenden Prozess,
selbstständig musikalisch aktiv zu werden. Sie werden ermutigt und angeleitet, musikalisch
zu agieren und auf musikalische und außermusikalische Impulse zu reagieren.
Chorimprovisation war viele Jahre den (semi)professionellen Chören vorbehalten. Mit seiner
Methode wendet sich Michael Betzner-Brandt nun an alle Chorsängerinnen und Sänger.
Wofür steht der Referent, Michael Betzner-Brandt?
… für einen kreativen Umgang mit und für Freude an der Chormusik. Er gilt nicht nur
bundesweit als ein ziemlich innovativer Kopf. Seit über zehn Jahren begeistert er mit seinem
Konzept "CHORkreativ – Singen ohne Noten" im In- und Ausland.
Sollte man nicht doch besser Noten kennen? Wer wird mit dem Programm
angesprochen? Laien oder Spezialisten?
Alle Musikinteressierten sind willkommen! Die Teilnehmer sollten in der Lage sein, ein
einfaches Motiv, das Ihnen vorgesungen wird, nachzusingen.
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...und welche Perspektive verbirgt sich hinter "Singen ohne Noten"?
Es geht hier um ein anderes Erleben von Chormusik. Nicht um das perfektionierte Aufführen
von geschriebener Musik, sondern um, wie Michael Betzner-Brandt es selber beschreibt,
singen ohne Text und Noten. Es geht nicht um Lieder, die man können oder nicht können
kann. Das Ziel ist, dass man spürt, wie schön das Singen ist, wie es vibriert im Körper.
Komplexe Stücke entstehen ohne Noten, gearbeitet wird mit Absprachen über
Stimmverteilung, außermusikalischen Vorstellungen, Handzeichen, etc…heißt es
in der Ankündigung. Hat das einen musikalischen Stellenwert?
Hier geht es nicht um einen musikalischen Stellenwert, sondern um die Frage, wie
Menschen an Musik herangeführt werden und wie sie Musik erleben. Die Berliner
Morgenpost formulierte dazu: "'Ja, wir haben einen Klang', jubiliert Betzner-Brandt, der auch
an diesem Vormittag seinem Ruf als einer der kreativsten Köpfe der deutschen Chorszene
alle Ehre macht.’Ich wundere mich immer wieder, dass es funktioniert.' Es funktioniert vor
allem deshalb, weil es Spaß macht. Die sensiblen Stimmen haben inzwischen jegliche
Schüchternheit abgelegt und singen lauthals: 'Heute tanzt mein Ohrwurm beim Ich-kannnicht-singen-Chor rum'. Und so absurd es klingt: Es klingt gut."
Bobby McFerrin hat 1997 das erste Album mit Circle-Songs herausgebracht. Ist er
ein Vorreiter?
Komponisten haben immer schon improvisatorische Elemente in ihre Chormusik eingebaut.
Ich denke zum Beispiel an Knut Nystedt, Terry Riley, Christian Wollf und Jonathan Harvey –
oder eben auch die Jazzmusik. Bobby McFerrin’s Circle-Songs sprachen mit ihrer Methodik
und Stilistik neue und andere Zielgruppen an.
Aus Ihrer Erfahrung: Wie würden Sie die Wirkung des gemeinsamen Singens
beschreiben? Wie wirkt Singen auf den Einzelnen, auf die Gemeinschaft bzw. den
Chor und auf die Umwelt?
Auch wenn das Zitat aus Johann Gottfried Seumes Gedicht viel benutzt ist:
„Wo man singet, lass dich ruhig nieder, Ohne Furcht, was man im Lande glaubt; Wo man
singet, wird kein Mensch beraubt; Bösewichter haben keine Lieder.“
Auch in unserer täglichen Arbeit an der Landesmusikakademie NRW erleben wir, dass
musizierende Menschen gut und respektvoll miteinander umgehen. Das gemeinsame Singen
verstärkt das Erleben darin, dass erst in der Gemeinschaft und durch das gemeinsame Tun
Dinge entstehen, zu denen man allein nicht in der Lage ist. Musik und Singen im Speziellen
berührt den Menschen direkt und emotional. Das schafft Verbindungen und Bewusstsein für
sich und seine Umgebung.
Die Landesmusikakademie NRW kooperiert zum ersten Mal mit !SING – DAY OF
SONG. Mit welcher Motivation sind Sie dabei?
Ein Schwerpunkt der inhaltlichen Arbeit der Landesmusikakademie NRW ist der
Vokalbereich mit seinen Fortbildungen und Lehrgängen für Sänger/innen und
Chorleiter/innen. Von daher ist es fast schon selbstverständlich, uns hier zu positionieren
und aktiv dabei zu sein – wie auch der Chorverband NRW, der auch Kooperationspartner
von !SING – DAY OF SONG ist.
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Wie gefällt Ihnen das Gesamtprojekt?
Dieses Projekt schafft eine neue und positive Öffentlichkeit für das Singen und speziell für
das Singen im Chor. In manchen Orten müssen sich Chöre Gedanken über ihre Zukunft
machen, weil sie keinen Nachwuchs gewinnen können. Bei !SING – DAY OF SONG wird
sichtbar, wie begeisterungsfähig das Chorsingen ist und wie viele Menschen sich dafür
interessieren.
Was bedeutet Singen für Sie persönlich? Haben Sie ein Lieblingslied oder einen
Dauerohrwurm?
Ich bin Chorleiter aus Leidenschaft. In meiner Arbeit fasziniert mich das Entstehen und
Wachsen, der kreative Prozess von der Idee zur Kunst: Analyse, Interpretation und
Intervention die dazu führen, mit Menschen aus Tönen und Klängen Musik entstehen zu
lassen. Gerade in dieser Jahreszeit ist für mich Bach’s Matthäuspassion eines der zentralen
Werke. Aber nach jeder Chorprobe gehe ich mit einem anderen Ohrwurm nach Hause.
Gestern nach der Männerchorprobe war es zum Beispiel eine wunderschöne Vertonung von
„Nun wollen wir singen das Abendlied“ von Meik Kraft, einem Studierenden am Institut für
Musik der Hochschule Osnabrück. Einige der dortigen Studierenden haben für den
Stadtlohner Männerchor Lieder aus der Mundorgel arrangiert. Diese werden wir szenisch im
März auf die Bühne bringen.
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