London 2014/15 (Anglistik)
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London 2014/15 (Anglistik)
Erfahrungsbericht Royal Holloway University of London Uni und Studium In der Uni mit knapp 7000 Studenten herrscht eine recht familiäre Atmosphäre. Die Dozenten werden mit Vornamen angesprochen und haben immer ein offenes Ohr für ihre Studenten. Im International Office im International Building findet man immer Hilfe wenn es Probleme gibt. Die Uni ist sehr gut organisiert und das Vorlesungsverzeichnis war schon frühzeitig online, sodass ich bequem meine Kurse von Würzburg aus wählen konnte, die ich dann auch alle bekommen habe. Ich habe zum Beispiel für den Freien Bereich den Kurs Contemporary Britain for Social Sciences belegt, der einen breit gefächerten Hintergrund zur Geschichte, Kultur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in Großbritannien bietet. Die Kurse bestehen meist aus einer einstündigen Vorlesung und einem einstündigen Seminar für die es hier 7,5 ECTS Punkte (nur in einem Term belegt) oder 15 ECTS Punkte (in beiden Terms belegt) gibt. Die Kursgröße in Seminaren liegt bei maximal 20 Studenten. Bei vier bis fünf Kursen hat mein eine Kontaktzeit von acht bis 10 Stunden pro Woche. Den Rest der Zeit verbringt man mit eigenständigem Lesen und Course Work. Letzteres sind Essays, die im Laufe des Terms abgegeben werden müssen. Alles in allem basiert hier alles auf Essays, da auch in den Prüfungen immer Essays geschrieben werden müssen. Unterstützung beim Essay schreiben bieten die kostenlosen 1:1 Writing Tutorials vom CeDas Department bei denen sich ein Dozent das eingeschickte Essay durchliest und einem in einem halbstündigen Gespräch Feedback dazu gibt. Da es einfacher ist Essays zu Hause oder in der Bibliothek zu schreiben, würde ich empfehlen bei der Kurswahl darauf zu achten möglichst wenige Kurse zu belegen die mit Prüfungen abgeschlossen werden. Ein Kurs der mit einem Essay beendet wird und mit dem andere Erasmusstudenten gute Erfahrungen gemacht haben ist Shakespeare. Mir hat der Kurs „Critical and Comparative Approaches“ über Literaturtheorie vom Comparative Literature and Culture Department zugesagt, den ich mir für das Aufbaumodul Literaturwissenschaft 1 anrechnen lassen will. Im Allgemeinen ist die Anrechnung eher schwierig, da die Kursstruktur von der Deutschen sehr stark abweicht und man nur die ECTS Punkte verbucht bekommt, die man in Würzburg für den Kurs bekommen würde (also 3 bzw. 4 statt 7.5) und es ist nicht möglich die gleiche Anzahl an Kursen wie daheim zu belegen, da der Arbeitsaufwand für die einzelnen Kurse sehr hoch ist. Man verliert also auf jeden Fall Zeit. Das Leben vor Ort Die Uni befindet sich nicht wie der Name vermuten lässt in London, sondern in Egham. Mit dem Zug ist man von hier aus in 40 Minuten an der Waterloo Station in London. Zum Bahnhof läuft man in gut 20 Minuten; für ein Pfund kann man den Bus nehmen. Das Taxi vom Bahnhof zur Uni kostet circa sechs Pfund. Ein größerer Supermarkt (Tesco) befindet sich ca. 2km von der Uni entfernt. Auf dem Campus selbst gibt es einen kleinen Shop. Am praktischsten und günstigsten ist es allerdings seine Einkäufe online zu bestellen und nach Hause liefern zu lassen. Des Weiteren befinden sich auf dem Campus verschiedene Mensen, Bars, Cafés ein Sportzentrum und eine Halle die als „Disko“ genutzt wird. Nahe der Uni befindet sich der Windsor Great Park, der sich optimal für Spaziergänge, als Joggingstrecke oder als Ort für Picknicks eignet. Windsor selbst kann zu Fuß (für ausdauernde Läufer) oder mit Bus/Zug erreicht werden. Dort kann man die Windsor Castle besichtigen, shoppen oder Feiern gehen. In Egham selbst befinden sich nur einige Restaurants und Pubs. Die erste Woche („Welcome Week“) sollte man auf keinen Fall verpassen, da verschiedene einführende und Kennenlernveranstaltungen sowie ein Societies Fair stattfinden. In letzterem stellen sich die diversen Societies vor, denen es sich lohnt beizutreten um erste Kontakte zu knüpfen. Ein weiterer Tipp von mir ist dienstags von vier bis sechs Uhr zum Global Café im Obergeschoss der SU zu gehen. Dort kann man Freundschaften mit Studenten von rund um den Globus schließen, da die Uni eine der internationalsten der Welt ist. Daneben haben wir auf facebook eine Erasmus gegründet und so gemeinsam Pub Besuche, Ausflüge, und Parties im Common Room des Wohnheims organisiert. Meine ersten Kontakte hier habe ich überwiegend mit anderen Gaststudenten geknüpft, da die Uni spezielle Kennenlernveranstaltungen nur für uns anbot und ich Kurse des zweiten und dritten Studienjahres belegt habe in denen die einheimischen Studenten schon fest etablierte Freundschaftskreise hatten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die britischen Studenten nicht mit offenen Armen auf die Gaststudenten zugehen, wenn man aber selbst den ersten Schritt macht, sind sie sehr aufgeschlossen. Für Ausflüge lohnt es sich in jedem Fall sich eine 16-25 Railcard zuzulegen. Diese ist vergleichbar mit einer Bahncard. Sie kostet einmalig 30 Pfund und man bekommt mit ihr ein Jahr lang 30% Rabatt auf alle Zugfahrten. Die super off-peak travelcard mit der man nach London fahren und dort einen Tag lang alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzten kann kostet dann nur £9.90. (Egham liegt nicht im Bereich des Oyster Netzes.) Darüber hinaus bietet das International Office der Uni sowie private Veranstalter verschiedene Trips an wie etwa nach Stonehenge und Bath oder Schottland. Ich habe hier im Wohnheim (Penrose Court) in einem Zimmer für mich allein in einer Vierer-WG gewohnt. Der Mietzeitraum ist dafür immer von Ende September bis Mitte Juni. Die Gemeinschaftsräume in der WG werden von Reinigungspersonal mehrmals wöchentlich geputzt. Das ist in allen Wohnheimen hier so und wohlmöglich ein Grund dafür, dass die Wohnheime hier - anders als in Deutschland – teuerer sind als Wohnungen auf dem freien Markt. Ich habe umgerechnet circa 630€ pro Monat gezahlt. Privat vermietete Zimmer gibt es für circa 500€. Die Lebenshaltungskosten hier sind ebenfalls deutlich teurer als in Deutschland, aber durch die Erasmus Mobilitätspauschale, Auslands-BaFöG und Ferienjobs vor und nach dem Auslandsaufenthalt, lässt sich das schon mal für neun Monate finanzieren. Fazit Gelohnt hat sich das Auslandsjahr auf jeden Fall trotz des Zeitverlustes im Studium und den hohen Kosten. Ich habe hier faszinierende und inspirierende peers gehabt, tolle Freundschaften geknüpft, sehr viel im Akademischen und Allgemeinen dazu gelernt, bin an meinen Aufgaben gewachsen, habe ein Stück weit mehr zu mir selbst gefunden und weiß ein bisschen besser wie ich meine Zukunft gestalten will.