Elektro-Sportwagen Tesla Roadster im Test

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Elektro-Sportwagen Tesla Roadster im Test
Elektro-Sportwagen Tesla Roadster im
Test
In 3,7 Sekunden auf 100, Spitze 200 Stundenkilometer. Getankt wird an der
Steckdose - und eine Füllung kostet gerade einmal sechs Euro. "Steirerkrone"Chefredakteur Christoph Biró hat den Tesla Roadster getestet.
Eine Woche lang war ich wieder ein kleiner Bub, dem man ein wunderbares Spielzeug
geborgt hat. Gut, dieses Spielzeug namens Tesla Roadster kostet 100.000 Euro, aber ich
wollte ihn ja auch nicht kaufen, sondern nur testen. Um zu sehen, wie weit der Stand der
Technik in Sachen Elektromobilität ist. Und wenn das die Zukunft ist, dann sage ich als
Resümee: Her mit der Zukunft!
Also dann. Jede Testfahrt beginnt mit dem Einsteigen. Hier empfiehlt es sich zu warten,
bis möglichst niemand zuschaut. Ich bin nicht mehr der Jüngste und 1,91 Meter groß,
mein Tesla ist 1,12 Meter hoch. Kurzum, das Einfädeln eins menschlichen Körpers in den
Tesla ist ein bissl peinlich. Schlüssel umdrehen, noch ein Knopferl drücken - und dann
passiert gar nix. Läuft er schon? Ja. Im Auto ist es aber totenstill. Schaltung? Gibt's auch
nicht. Gas und Bremse, oder besser: Strom und Bremse. Nach vor fahren: Bitte "D"
drücken. Schön vorsichtig aus der Garage. Fährt sich ganz normal, nur viel, viel leiser.
Aufpassen: Fußgänger und Radfahrer hören uns nicht - sehr gefährlich!
Stromrakete
Raus aus der Stadt, das Spiel kann beginnen. Ein beherzter Tritt aufs Strompedal...
Uaaahhh! Das gibt's doch nicht! Die Rakete ist gezündet. Ich bin ein Düsenjetpilot! Es
presst mich tief in den Sitz, die Augen wollen ins Kopfinnere, die Ohren werden gaaaanz
lang. Weg vom Gas! Und schon schnurrt mein Tesla wieder ganz brav vor sich hin, leise
säuselnd. Noch schöner: sich auf der Autobahn mit 70 km/h einreihen und dann die
Stromrakete zünden. Und wieder dieser brutale Tritt ins Kreuz, als ginge es vom Stand
weg. Ich reite eine elektrische Kanonenkugel. Die Beifahrerin schreit - vor Begeisterung?
Vor Angst? Nein. So etwas kennt unser Körper nicht. Wer diese Beschleunigung einmal
erlebt hat, kann nur schreien.
Und noch einmal und noch einmal und noch einmal. So ist das also, wenn man süchtig
wird. Porsche? Ferrari? Lamborghini? Vergiss es. Denn: Wir fahren mit Strom! Wie geht
das? In meinen Unterlagen steht was von speziellen Lithium-Ionen-Batterien, sonst
nichts. Zu verstehen ist das alles ohnehin nicht.
Sensationelle Straßenlage
Wie ist der Tesla sonst: viel Plastik innen, aber recht geschmackvoll. Die Sitze hart, aber
nicht unbequem. Straßenlage? Sensationell. Das kurvige Bergstraßerl, das ist sein
Revier. Beim Beschleunigen klingt er wie eine leise Turbine. Dafür hört man jedes
Knarzen und jeden Rumpler, wenn die Federn arbeiten. Das ist das Problem bei E-Autos:
Sie sind so leise, dass du alles andere registrierst, was sonst vom Motorgeräusch
geschluckt wird. Ich will diesen E-Motor in einem VW-Golf oder so. Ist das nicht
machbar? Endstation, bitte aussteigen - bitte nicht lachen!
Daten und Fakten
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Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 3,7 Sekunden.
Reichweite: 393 Kilometer.
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h.
Einmal "volltanken" dauert dreieinhalb Stunden.
Rückgewinnung: Die beim Bremsen entstehende Energie wird gespeichert.
Lebensdauer der Lithium-Ionen-Batterie: 160.000 Kilometer. Danach muss diese
ausgewechselt werden. Eine neue Batterie kostet 10.000 Euro.
Das aktuelle Modell kostet in der Basisausführung 99.000 Euro. Für das
"Sportpaket" werden weitere 9.000 Euro fällig.
Der neue Tesla wird 89.000 Euro kosten (plus 15.000 Euro für die sportlichere
Variante).
Benannt ist der Bolide nach Nikola Tesla, einem Erfinder und Elektro-Ingenieur
mit weiß-grüner Geschichte. Tesla wurde 1856 im heutigen Kroatien (damals
Österreich-Ungarn) geboren. 1875 kam er nach Graz, um an der Technischen
Universität zu studieren. Während seinem dreijährigen Aufenthalt in Graz
entwickelte er die Idee, Wechselstrom zur Energieübertragung zu nutzen und
dafür geeignete Elektromotoren zu bauen. 1937 wurde Tesla das Ehrendoktorat
der TU Graz verliehen.

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