Einführung in die Software-Ergonomie

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Einführung in die Software-Ergonomie
Einführung in die Software-Ergonomie
Reinhard Oppermann
Universität Koblenz
Institut für Computer Visualistik
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Einführung in die Software-Ergonomie
- Humanwissenschaftliche Erkenntnisse und Gestaltungsanforderungen Inhalte:
• Bedeutung und Geschichte der Software-Ergonomie
• Struktur, Fragestellungen, Disziplinen der SE
• Produkt- vs. Prozessorientierung
• Menschliche Informationsverarbeitung (einschließlich der daraus
resultierenden Anforderungen an Arbeits- und Software-Gestaltung)
• Arbeits- und organisationspsychologische Grundlagen der SoftwareGestaltung
• Anforderungskriterien an menschengerechte Systemgestaltung
• Normen (VDI, DIN, ISO, CEN)
• Gestaltungsanforderungen an und Vor-/Nachteile von Dialogformen
(Kommandosprache, Menüs, Formulare, Direkte Manipulation)
•
•
•
•
Evaluationsmethoden
Hilfesysteme und Fehlerunterstützung
Flexibilität, Individualisierung und Anpassungsmöglichkeiten
Benutzerbeteiligung und Systemeinführung
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Ergonomie-Begriff
Wissenschaft von der menschengerechten Gestaltung der
Arbeitsmittel, der Arbeitsmethoden und der Arbeitsumgebung
“Inhalt der Arbeitswissenschaft ist die Analyse und Gestaltung
von Arbeitssystemen und Arbeitsmitteln, wobei der arbeitende
Mensch in seinen individuellen und sozialen Beziehungen zu
den übrigen Elementen des Arbeitssystems Ausgang und Ziel
der Betrachtung ist“ (Ges. f. Arb.wiss.)
Hauptziele sind der individuelle Gesundheitsschutz, die soziale
Angemessenheit und die technische und wirtschaftliche
Rationalität
Normative, nicht nur deskriptive Position:
Anpassung technischer Systeme an den Menschen und nicht
umgekehrt der Zwang zur Anpassung des Menschen an die
Technik
- Fähnrich/Ziegler 1987 R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Software-Ergonomie-Begriff
Wissenschaft von der menschengerechten Gestaltung der
Programmfunktionalität und
ihrer Zugriffsmöglichkeit durch den Benutzer
Human Factors
Benutzerfreundlichkeit
Usability
Software Ergonomics
Gebrauchstauglichkeit
Software-Ergonomie
“Ability of a software system to interact easily and effectively with the user in
order to fulfil his/her needs and expectations” (S. Nocentini, IBM Rome)
•
Effectiveness
•
Efficiency
•
Satisfaction
- Fähnrich/Ziegler 1987; Streitz 1988 R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Spezifika der Software-Ergonomie
Mensch-Maschine-Interaktion bei Computern anderes Problem als
bei Kugelschreibern, Drehbänken und Waschmaschinen:
Spezieller Charakter der Interaktivität mit - durch das Verhalten des
Benutzers bestimmten - dynamischen Interrelationen
Die Zahl der möglichen Interaktionssituationen ist gegenüber einer
rein mechanischen Interaktion unvergleichbar groß und bestimmt
die qualitativ andere Komplexität gegenüber herkömmlichen
Werkzeugen
Bei modernen, computergestützten Geräten in Haushalt und Beruf
werden ähnliche Eigenschaften erreicht (pervasive computing)
Entscheidend ist die zentrale Rolle interaktiver Software und die
wählbare Arbeitsteiligkeit zwischen Mensch und Maschine
- Streitz 1988, 4 -
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Modell ergonomischer Aspekte
Software-
KorrektheitsErgonomie
Ergo-
HardwareErgonomie
SchnittstellenErgonomie
FunktionalitätsErgonomie
nomie
"Organisations"Ergonomie
Oppermann et al. 1992,4
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Gestaltungsgegenstände der Software-Ergonomie
Funktionalität
Schnittstelle
Organisatorische und technische Peripherie
Entwicklungswerkzeuge (UIMS)
Verfahren und Methoden der Entwicklung und Einführung
(Prototyping, Design-Cycle-Model, Partizipation)
- Fähnrich/Ziegler 1987 -
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Schnittstellenbedeutung
Separierung von Funktionalität und Schnittstelle soll
Modularität und Unabhängigkeit bei Änderungen sowie
Mehrfachverwendbarkeit ermöglichen
Bis zu 80% des Entwicklungsaufwandes gilt der Schnittstelle
(Ø 50%)
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Gründe für software-ergonomisches Interesse:
• fortgeschrittene Klärung hardware-ergonomischer Fragen
• gestiegenes Leistungspotenzial der Informationstechnik
• wachsendes Anspruchsniveau der Benutzer
• Zunahme von „Gelegenheitsbenutzern“
Ziel: „subjektiver Eindruck“ und „objektives Urteil“
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Ausmaß der Computernutzung
In 2000 sind fast 90% aller Beschäftigten mit Computertechnologie am
Arbeitsplatz konfrontiert
Davon sind nur 20% aufgrund Primärausbildung dafür qualifiziert
Die Komplexität und die Innovationsgeschwindigkeit von Systemen macht
eine ausreichende Vorabausbildung unmöglich:
learning by doing, learning on demand
In 6/2000 gibt es 23,6 Mio Internetnutzer, 47 Mio Handys in Deutschland
In 2006 werden 55 Mio Internetnutzer erwartet, großteils mobil
- Fähnrich 1987,7; Streitz 1988,4; Fischer 1991; Infratest 2000 -
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Un-ergonomische Produkte
werden entwickelt, weil:
• Kommunikationslücke zwischen Entwicklern und Benutzern
• Entwickler meinen, was sie verstehen, verstehen auch die Benutzer
• Wissen und Gestaltungskriterien hinken hinter der Entwicklung hinterher;
vorhandenes Wissen ist bei den eigentlichen Entwicklern nicht bekannt
werden angewandt, weil:
• sie immer noch gekauft werden: mangels besseren Wissens beim Kunden
oder mangels besserer Alternativen
• sie auch von Benutzern nicht verweigert oder zurückgegeben werden
• viele Benutzer nicht zugeben wollen, dass sie mit komplizierten Systemen
nicht zurecht kommen
R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung
Entwicklung der Software-Ergonomie
• Computerbenutzung durch professionelle Spezialisten '48 - '55
• Hardware-ergonomische Forschung (meist USA, Militär, Ausnahme: Konsolen Shackel '59)
• Interaktive time-sharing Systeme in den frühen 60er Jahren = Beginn Ausweitung mögl. Benutzer
• IBM Scientific Computing Symposium on Man-Machine Communication ´65
• International Journal of Man-Machine Systems '69
• Buchveröffentlichungen Martin '73
• Technischer Sprung: Xerox Star, Apple Lisa/Mac: hochaufl.Grafikbildschirme, Fenstersysteme,
Zeigeinstrumente, DM, Ikonen, Metaphernwelten: Anfang 80er
• Computer Human Interaction CHI (Special Interest Group on Computer-Human Interaction der ACM) '81
• Normung DIN, VDI, ISO '80er
• ESPRIT- und HdA/A&T-Programm '80er
• Mensch-Maschine-Kommunikation '80
• Software-Ergonomie (German Chapter der ACM) '83 - '99
• MACINTER (International Union of Psychological Sciences on Man-Computer Interaction Research) '84
• INTERACT (IFIP) '84
• Fachausschuss/Fachgruppe Software-Ergonomie in der GI '83;
GI-Fachbereich Mensch-Computer-Interaktion '01
• Mensch & Computer 2001: Kombination verschiedener Fachrichtungen
- Fähnrich/Ziegler 1987; Streitz 1988; Eberleh et al. 1994 R. Oppermann: Software-Ergonomie-Einführung

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