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1 Juni 2014 Dr. Ekkehard Rohrer / Christian Forstner / Maria Lastovka Ausgewählte Vorgänge auf europäischer und internationaler Ebene vom 16. bis 22. Juni 2014 Das Wichtigste in Kürze Kommission unternimmt weitere Schritte zum Bürokratieabbau Die Vereinfachung der EU-Gesetzgebung ist auf gutem Weg. Ein am 18.06. von der Kommission veröffentlichter Bericht zieht Zwischenbilanz zum Bürokratieabbau und kündigt weitere Schritte zur Deregulierung an. Seit Beginn des sogenannten REFITProgramms im Oktober 2013 wurden 53 Gesetzesvorhaben zurückgezogen. Die Kommission bereitet die Aufhebung von Rechtsvorschriften in weiteren Bereichen vor: in der Energieverbrauchskennzeichnung, bei Frachten und Beförderungsbedingungen, in der Gemeinsamen Agrarpolitik und im Zusammenhang mit standardisierter Berichterstattung im Umweltbereich. Zurückgezogen werden sollen Vorschläge über Anlegerentschädigungssysteme, schwangere Arbeitnehmerinnen, Flugsicherheitszuschläge und einen Entschädigungsfonds für Ölverschmutzung. Ein Vorschlag zur Befreiung von Kleinstunternehmen von bestimmten Lebensmittelhygienevorschriften, der seit 2007 anhängig ist, soll ebenfalls zurückgezogen werden. Bis jetzt haben zwei hochrangige Gruppen für bessere Rechtsetzung und Bürokratieabbau die Kommission unterstützt. Darunter ist die Gruppe unter dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. In Zukunft soll eine einzige Gruppe diese Themen abdecken. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-682_de.htm 2 I. Institutionelle Angelegenheiten 1. Reding: auf Politik für Menschen konzentrieren, nicht auf Personalien Kommissionsvizepräsidentin Viviane Reding hat die Staats- und Regierungschefs vor dem anstehenden EU-Gipfel am 26./27.06. zu einer Debatte um Inhalte aufgefordert: "Mein Aufruf an die nationalen Verantwortlichen auf dem Europäischen Rat nächste Woche lautet: diskutieren sie nicht nur über Menschen (und die Jobs, die sie bekommen sollten), sondern konzentrieren sie sich auf Politikinhalte für die Menschen." Bei dem Gipfel soll voraussichtlich der Kandidat für das Amt des neuen Kommissionspräsidenten bestimmt werden, der anschließend noch vom Europäischen Parlament gewählt werden muss. Auf der Agenda des Treffens stehen außerdem die Koordinierung der EU-Wirtschaftspolitik, die zukünftige Energie- und Klimapolitik und der Ausbau des Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts. http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/12482_de.htm http://europa.eu/rapid/press-release_SPEECH-14-481_en.htm 2. REFIT – Kommission setzt sich für schlankere EU-Rechtsvorschriften ein Nur wenige Tage vor der Tagung des Europäischen Rates treibt die Kommission die EU-Agenda für intelligente Regulierung weiter voran. Aus einer am 18.06. angenommenen Mitteilung geht hervor, dass die Umsetzung des Programms der Kommission zur Gewährleistung der Effizienz und Leistungsfähigkeit der Rechtsetzung (REFIT) in vollem Gange ist. Darüber hinaus verstärkt die Kommission die Dynamik der intelligenten Regulierung, indem sie neue Initiativen zur Rechtsvereinfachung, die Rücknahme verschiedener anhängiger Gesetzgebungsvorschläge und die Aufhebung bestimmter Rechtsvorschriften vorgeschlagen hat. In der ersten Ausgabe des jährlichen REFIT-Anzeigers werden die Fortschritte bewertet. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-682_de.htm http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-14-426_en.htm 3. Neuer Südtiroler Vertreter im Ausschuss der Regionen Der Rat ernannte am 20.06. drei neue Mitglieder und vier neue stellvertretende Mitglieder des Ausschusses der Regionen (AdR). Für den Südtiroler Luis Dürnwalder rückt der neue Präsident der Provinz Bozen, Arno Kompatscher als AdR-Mitglied nach. http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=EN&f=ST%2010843%202014%20INIT II. Internationales, Außenhandel, Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe 1. Gespräche im Gasstreit zwischen Ukraine und Russland Im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine setzt die Kommission weiter auf eine Verhandlungslösung. Nachdem Gespräche unter Vermittlung von EU-Energiekommissar Günther Oettinger am 15.06. zunächst ohne Einigung zu Ende gegangen waren, wird die Kommission nun ausloten, wann beide Seiten in den kommenden Wochen wieder an einen Tisch gebracht werden können. Ein von Kommissar Oettinger entwickelter Kompromissvorschlag hatte am Wochenende zwar die Zustimmung der ukrainischen Seite gefunden, war jedoch auf russischer Seite auf Ablehnung gestoßen. Anzumerken ist, dass Russland am 16.06. die Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt hat. http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/12454_de.htm https://www.facebook.com/eudelegationukraine/posts/757264360984861 2 3 2. EU zahlt Hilfen an Ukraine und berät mit Russland über Assoziierung Die Kommission hat am 17.06. im Namen der EU einen weiteren Kredit in Höhe von 500 Mio. Euro für die Ukraine freigegeben. Unterdessen hat die Kommission mit Vertretern Russlands auf technischer Ebene über die Auswirkungen der Assoziierung der Ukraine auf die russische Wirtschaft beraten. Kommissionspräsident Barroso hatte Russland auch politische Gespräche unter Leitung von Handelskommissar Karel De Gucht angeboten. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-686_en.htm?locale=en 3. Assoziierungsabkommen mit Georgien und Moldawien Der Rat billigte am 16.06. die Unterzeichnung und den Abschluss sowie die vorläufige Anwendung der Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Georgien sowie der Republik Moldawien. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/EN/foraff/143205.pdf III. Arbeit, Soziales, Chancengleichheit, Gesundheit a) Arbeit, Soziales, Chancengleichheit 1. Keine Fortschritte bei Antidiskriminierungsrichtlinie Der Rat für Beschäftigung nahm am 19.06. einen Sachstandsbericht zum Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung ungeachtet der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung zur Kenntnis. Die Vorlage wird seit 2008 im Rat erörtert. Die erforderliche Einstimmigkeit ist weiterhin nicht in Sicht. http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010038%202014%20REV%201 2. Frauen: Unabhängigkeit durch Teilzeitarbeit und selbständige Tätigkeit Der Rat für Beschäftigung verabschiedete am 19.06. Schlussfolgerungen zu „Frauen und Wirtschaft: Wirtschaftliche Unabhängigkeit auf Grundlage von Teilzeitarbeit und selbständiger Erwerbstätigkeit“. Der Rat spricht sich für die Förderung qualitativ hochwertiger Teilzeitbeschäftigungen aus, die in Bezug auf Entlohnung, Sozialversicherung, Karriereaussichten und Weiterentwicklung der Fähigkeiten sowohl für Frauen wie auch für Männer keine Benachteiligung beinhalten. Außerdem sollten Initiativen zur Förderung der Unternehmertätigkeit von Frauen zu unterstützt werden, wie z.B. Mentoring-Progamme, der Aufbau von Netzen und gezielte finanzielle Anreize für Unternehmensgründungen. http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%209711%202014%20ADD%201 http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%209711%202014%20INIT 3 4 b) Gesundheit 1. Patientensicherheit: gute Fortschritte, weiterer Verbesserungsbedarf Die Kommission hat am 19.06. ein Paket zur Patientensicherheit vorgelegt, aus dem hervorgeht, wie Kommission und Mitgliedstaaten den Herausforderungen auf diesem Gebiet begegnen. Es seien zwar erhebliche Fortschritte erzielt worden bei der Gestaltung der nationalen Programme für die Patientensicherheit und bei der Einführung von Systemen, über die Patienten Zwischenfälle melden können. Bei der Verwirklichung der Handlungskompetenz der Patienten und vor allem bei der Aus- und Weiterbildung der Angehörigen der Gesundheitsberufe bleibe jedoch noch viel zu tun. Nach einer Eurobarometerumfrage finden jedoch sieben von zehn Europäern (71 %) die Qualität der Gesundheitsversorgung in ihrem Land für gut, in Deutschland sind es sogar 90 %. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-694_de.htm 2. Verschärfte Kontrollen nach Brustimplantate-Skandal dank Aktionsplan Der Rat „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ hat am 20.06.über die gemeinsamen Maßnahmen diskutiert, die die Kommission und die Mitgliedstaaten ergriffen haben, um nach dem Skandal um mangelhafte Brustimplantate des französischen Unternehmens PIP das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher wiederherzustellen. Die Maßnahmen waren Teil eines gemeinsam Plans für Sofortmaßnahmen, der 2012 im Rahmen der geltenden Rechtsvorschriften über Medizinprodukte vereinbart worden war („gemeinsamer PIPAktionsplan“; siehe IP/12/119). Dank dem Aktionsplan seien Schwachstellen bei den Kontrollen beseitigt worden. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-699_de.htm IV. Ernährung, Landwirtschaft, Fischerei 1. Kommissar Dacian Cioloș traf US-Agrarminister Tom Vilsack EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Cioloș empfing am 17.06. den amerikanischen Agrarminister Tom Vilsack zu Gesprächen in Brüssel. Am 16.06. hatte Vilsack die EULandwirtschaftsminister bei ihrem Ratstreffen in Luxemburg zu einem Mittagessen getroffen. Neben der Reform der EU-Agrarpolitik, der amerikanischen Agrargesetzgebung (das sog. Farm Bill), sowie WTO- und G20-Themen und der Ernährungssicherheit sprachen Cioloș und Vilsack auch über das geplante Freihandelsabkommen zwischen EU und USA, TTIP. http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/12460_de.htm 2. Regelung für Bezeichnung „Bergprodukt“ Die Kommission veröffentlichte am 19. 06. eine Entscheidung zum Gebrauch der Bezeichnung „Bergprodukt“. Diese ist in der Qualitätsverordnung von 2012 vorgesehen. Damit können nunmehr entsprechende Erzeugnisse gekennzeichnet werden. Die Kommission beschloss ferner zwei Rechtsakte zur Klärung der Bezeichnungen geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) und geschützte geografische Angabe (g.g.A.). http://ec.europa.eu/agriculture/newsroom/164_en.htm 4 5 V. Binnenmarkt, Steuern, Wettbewerbsrecht 1. Vermeidung von doppelter Nicht-Besteuerung von Unternehmen Der Rat erzielte am 20.06. die erforderliche Einstimmigkeit zur Änderung des gemeinsamen Steuersystems der Mutter- und Tochtergesellschaften verschiedener Mitgliedstaaten. Hierdurch wird ein legaler Steuerkniff unterbunden wonach Dividenden für Tochtergesellschaften steuerfrei bleiben konnten. Das Vehikel sind Hybridanleihen, die von den Mitgliedstaaten teils als Eigen, teils als Fremdkapital eingestuft werden. Konzerne mit Töchtern in mehreren Mitgliedstaaten können bisher unterschiedliche Steuersysteme ausnutzen, um dann gar keine Steuern mehr bezahlen zu müssen. Das Europäische Parlament muss noch angehört werden. Es hat aber kein Mitbestimmungsrecht. Danach kann der Rat den Rechtsakt förmlich verabschieden Die Mitgliedstaaten erhalten bis Ende 2015 Zeit zur Umsetzung. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143274.pdf http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010419%202014%20INIT 2. Noch keine Einigung über Standard-Mehrwertsteuererklärung Am 23. Oktober 2013 hat die Kommission ihren Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 2006/112/EG über das gemeinsame Mehrwertsteuersystem in Bezug auf eine Standard-Mehrwertsteuererklärung vorgelegt. Das Europäische Parlament hat am 26. Februar 2014 eine befürwortende Stellungnahme angenommen. Der Rat nahm am 20.06. lediglich einen Sachstandsbericht zur Kenntnis. Eine Reihe von Mitgliedstaaten erhalten nach wie vor unterschiedliche Vorbehalte aufrecht. Ein Mitgliedstaat stellte insbesondere die Rechtsgrundlage des Vorschlags und seine Vereinbarkeit mit der Subsidiarität und der Verhältnismäßigkeit in Frage. http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010276%202014%20COR%201%20 REV%201 http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010276%202014%20COR%201 http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010276%202014%20INIT 3. Direkte Bankenrekapitalisierung aus dem Eurokrisenfonds ESM Die Euroländer haben am 10.06. eine Einigung zur direkten Bankenrekapitalisierung aus dem ESM erzielt. Nach Abschluss der nationalen Zustimmungsverfahren und nach förmlicher Annahme im Gouverneursrat des ESM wird dieses Instrument voraussichtlich mit dem Beginn der gemeinsamen Bankenaufsicht (SSM) im November als ultima ratio zur Verfügung stehen. Zuvor muss sowohl eine Rekapitalisierung durch private Investoren wie auch durch den betroffenen Mitgliedstaat selbst gescheitert sein, auch im Wege einer indirekten Rekapitalisierung aus dem ESM über die Mitgliedstaaten. Zudem wird in der Übergangsphase 2015 eine Gläubigerbeteiligung in Höhe von 8 % der Gesamtverbindlichkeiten gefordert. Ab 2016 gelten dann die Regelungen der Richtlinie zur Abwicklung und Sanierung von Finanzinstituten (BRRD). Das Ausleihvolumen ist auf 60 Mrd. EUR begrenzt. http://www.eurozone.europa.eu/media/533095/20140610-eurogroup-president-directrecapitalisation.pdf 5 6 VI. Wirtschaft, Energie, Währung und Finanzen 1. Rat Ecofin billigt länderspezifische Empfehlungen Die EU-Finanzminister billigten am 20.06. die Reformempfehlungen der Kommission für 26 Mitgliedstaaten und für das Eurogebiet. Nur für Griechenland und Zypern werden keine Empfehlungen abgegeben, da es für diese Staaten als Programmländer bereits spezifische Auflagen gibt. Die Mittgliedstaatenhatten nur geringfügige Änderungsvorschläge eingebracht. Der Rat wird die Texte förmlich annehmen, nachdem der Europäische Rat sie gemäß Artikel 121 Absatz 2 AEUV gebilligt hat. Anzumerken ist, dass diese Empfehlungen nicht bindend sind. Nach bisherigen Erfahrungen werden sie von den Mitgliedstaaten auch kaum beachtet. So ist nicht zu erwarten, dass die Bundesregierung die Empfehlung, die Mütterrente aus Steuergeldern zu finanzieren, aufgreifen wird. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143281.pdf http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010809%202014%20REV%202 http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010809%202014%20REV%201 http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010809%202014%20INIT http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=DE&f=ST%2010808%202014%20INIT 2. Pilotprojekte zur vorherigen Koordination nationaler Reformmaßnahmen Im Rat Ecofin berichtete am 20.06. der Vorsitzende des Wirtschafts- und Finanzausschusses über ein Pilotprojekt zur vorherigen Koordination von größeren Wirtschaftsreformen. Hierzu gehörte die Reform des Gesetzes über erneuerbare Energien in Deutschland. Es zeigte sich, dass für eine derartige Koordinierung nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung steht. Die Reformvorschläge müssen konkret sein, dürfen aber in der nationalen Diskussion noch nicht weit fortgeschritten sein. Große grenzüberschreitende Auswirkungen gebe es normalerweise nicht. Der Nutzen liege im Austausch bester Praktiken. Die Mitgliedstaaten hielten es aber weitgehend für wünschenswert, sich frühzeitig über größere Reformen auszutauschen. http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=EN&f=ST%2011066%202014%20INIT 3. Eurogruppe startet Koordinierung von Strukturreformen Die Eurogruppe startete am 19.06. die Diskussion über die Koordinierung von Strukturreformen. Die Mitgliedstaaten waren sich einig, dass es konzertierte Anstrengungen bedarf, um sich gegenseitig bei der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit voran zu bringen. Im Juli werde über eine geringere Besteuerung des Faktors Arbeit gesprochen. Im Herbst werde über Reformen auf den dienstleistungsmärkten und bei Investitionen gesprochen. Außerdem müssten die Mitgliedstaaten für die Bankenunion noch Gesetze erlassen, damit die Anforderungen an die Lastenteilung bei der Bankenabwicklung erfüllt werden könnten. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143273.pdf 4. Eurogebiet braucht mehr wirtschaftspolitische Koordinierung In einem Interview am 21.06. bekräftigte EZB-Präsident Mario Draghi, dass über die Bankenunion hinaus auch eine stärkere wirtschaftspolitische Koordinierung erforderlich ist. Die starken Ungleichgewichte im Eurogebiet beruhten auf einem Mangel an Strukturreformen in einigen Ländern. Der nächste Schritt sollte daher eine unionsweite Disziplin für Strukturreformen sein. Ähnlich wie in Budgetfragen müsste auch in den Bereichen Arbeitsmarkt, Wettbewerbsfähigkeit, Bürokratie und Abkommen über den Binnenmarkt die Souveränität geteilt sein. Dies ließe sich durch Stärkung der Kommission, des Rates oder durch neue Europäische Institutionen umsetzen. http://www.ecb.europa.eu/press/inter/date/2014/html/sp140621.en.html 6 7 5. Ecofin-Rat für Einführung des Euro in Litauen Die dem Eurogebiet angehörenden EU-Mitgliedstaaten empfahlen am 20.06. im Rat Ecofin die Aufnahme von Litauen in das Euro-Währungsgebiet ab 01.01.15. Sie teilten die Einschätzung der Kommission und der EZB hinsichtlich der Aufnahmefähigkeit von Litauen. Der Rat wird nach der Erörterung im Europäischen Rat am 26./27.06. und nach Anhörung des Europäischen Parlaments im Juli endgültig über die Aufnahme beschließen. Litauen erhält dann ab September den Beobachterstatus im EZB-Rat. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143293.pdf 6. Einstellung des Defizitverfahrens gegen sechs Mitgliedstaaten Der Rat beendete am 20.06. förmlich die Defizitverfahren gegen Belgien, Tschechien, Dänemark, die Niederlande, Österreich und die Slowakei. Alle sechs Länder hätten ihr Haushaltsdefizit unter 3% des BIP gebracht. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143282.pdf 7. Zypern erfüllt Reformauflagen Die Eurogruppe stellte am 19.06. fest, dass Zypern alle Reformauflagen erfüllt hat. Zypern habe sogar früher als von vielen erwartet alle Beschränkungen im Zahlungsverkehr aufgehoben. Zypern könne daher mit der nächsten Hilfstranche aus dem ESM über 600 Mio. EUR rechnen. 86 Mio. EUR würden vom IWF kommen. http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/143272.pdf 8. EZB kauft im Bedarfsfall massiv Anleihen („quantitative easing“) In einer Rede am 19.06. verdeutlichte EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio, dass bei einer anhaltenden Periode von niedriger Inflation die EZB massive Anleihenkäufe tätigen würde. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario sei allerdings sehr gering. Die EZB erwarte vielmehr, dass ihre am 05.06. ergriffenen Maßnahmen wirksam seien. Alle Arten kurzfristiger Zinssätze seien um 10 Basispunkte gefallen. Der Euro habe seit Mai um 2.5% auf 1.354 im Vergleich zum Dollar abgewertet. Beides wirke inflationserhöhend. Erwartet werde auch, dass die günstigen Langzeittender die Kreditvergabe erleichterten. Schließlich habe die EZB durch ihr Bekenntnis zu unorthodoxen Maßnahmen bei weiteren negativen Entwicklungen die Erwartungen positiv beeinflusst. http://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2014/html/sp140619.en.html VII. Justiz und Inneres 1. Besserer Schutz vor Betrug in EU-Beschaffungswesen Die Kommission nahm am 18.06. einen Vorschlag für die Änderung der Regelungen für das Beschaffungswesen der EU-Institutionen an. Ein zentrales Gremium soll Bieter vom Zugang zu Verträgen mit der EU ausschließen und auch Geldbußen verhängen können. Rat und EP müssen noch zustimmen. Der Europäische Rechnungshof wird angehört. Die Neuregelung soll Ende 2015 in Kraft treten. http://ec.europa.eu/budget//news/article_fr.cfm?id=201406181159 7 8 2. Zoll erzielt Erfolge im Kampf gegen Tabakschmuggel Die Zollbehörden der EU haben im Jahr 2013 innerhalb von zehn Monaten rund 816 Millionen Zigaretten und 240 000 Liter Alkohol beschlagnahmt. In einem am 16.06. von der Kommission veröffentlichten Bericht wird der gezielte Zolleinsatz „DISMANTLE“ erläutert, mit dem an der Ostgrenze der EU gegen Schmuggel und Betrug mit Verbrauchsgütern vorgegangen wurde. Etwa ein Drittel der beschlagnahmten Menge stammte aus Ländern, auf die die Operation DISMANTLE speziell ausgerichtet war, namentlich Russland, Ukraine, Belarus, Bosnien-Herzegowina und Serbien. Die Hälfte des beschlagnahmten Tabaks kam auf dem Seeweg aus Asien, dem Nahen Osten und Nordafrika, die Herkunft der übrigen 10 % war unbekannt. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-679_de.htm 3. Zahl der positiven Asylentscheidungen gestiegen Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20.06. hat das Europäische Statistikamt Eurostat am 19.06. die Zahl der Asylentscheidungen in der EU28 im Jahr 2013 veröffentlicht. Demnach erkannten die EU-Mitgliedstaaten im letzten Jahr 135.700 Asylbewerber als schutzberechtigt an. Das sind 19.500 mehr Menschen als 2012. Deutschland (26.100) war hinter Schweden (26.400) das Land, das am meisten positive Asylentscheidungen in der EU erteilte. Einen Schutzstatus erhielten in Deutschland vor allem Menschen aus Syrien (9.630), Afghanistan (5.005) und dem Iran (2.720). Im Laufe der letzten fünf Jahre wurde in der EU über 570 000 Asylbewerbern der Schutzstatus zuerkannt. http://europa.eu/rapid/press-release_STAT-14-98_de.htm 4. EU-Kommissarinnen fordern mehr legale Wege nach Europa Anlässlich des Weltflüchtlingstags haben die EU-Kommissarin für Internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion, Kristalina Georgieva, und EUInnenkommissarin Cecilia Malmström am 20.06. in einer gemeinsamen Erklärung auf die dramatische Situation von mehr als 51 Millionen Flüchtlingen weltweit aufmerksam gemacht. Für Schutz suchende Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, fordern sie mehr humanitäre Visa. http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/12475_de.htm http://europa.eu/rapid/press-release_STATEMENT-14-203_en.htm 5. Gefahr durch ausländische Kämpfer Die Kommission veröffentlichte am 20.06. einen Bericht über Gefahren für die Sicherheit. Hierzu gehört insbesondere die zunehmende Gefahr durch Europäer, die in Terroristengruppen im Ausland engagiert waren. Zu den Abhilfemaßnahmen gehören eine bessere Polizeiausbildung und eine verstärkte Kooperation bei Ermittlungen. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-693_en.htm?locale=en 8 9 VIII. Umwelt und Verkehr 1. Bahnverkehr: Großes Potential für mehr Qualität und günstigere Preise Die Kommission hat am 19.06. ihren Bericht zum europäischen Schienenverkehrsmarkt veröffentlicht. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Preise niedriger sind, wenn zwischen den Eisenbahngesellschaften offener Wettbewerb herrscht, und dass die Fahrgäste bessere Dienstleistungen erhalten. Dies gelte bisher vor allem auf Hochgeschwindigkeitsstrecken und Intercity-Fernstrecken. Andererseits lässt der Bericht erkennen, dass die Subventionen (etwa 36 Mrd. EUR im Jahr 2012) fast den gleichen Umfang haben wie die Einnahmen aus den Fahrkartenverkäufen, und dass das Wachstum des Schienengüterverkehrs hinter dem anderer Verkehrsträger zurückbleibt. Während die Niederlande im Personenverkehr ihre Kosten fast komplett über die Reisenden deckten, kämen in Deutschland die Steuerzahler für 61 % auf. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-692_de.htm http://ec.europa.eu/transport/modes/rail/market/market_monitoring_en.htm 2. Klarstellung: Luftrettung nicht durch EU-Verordnung gefährdet Die Kommission weist Medienberichte zurück wonach Hubschrauberlandeplatz an Krankenhäusern wegen einer EU-Verordnung geschlossen werden müssen. Die besagte Verordnung regle den Betrieb von kommerziellen Hubschraubern und enthalte ausdrücklich Ausnahmen für Rettungshubschrauber. Die Beschaffenheit von Landeplätzen und ihre Nutzungsbeschränkungen, z.B. bei der Zahl der Starts und Landungen, würden von dieser Verordnung nicht geregelt, sondern seien eine Angelegenheit der deutschen Behörden. Die EUVerordnung 965/2012 sei keine neue Regelung, sondern sie überführe nur bereits bestehende internationale Regelungen in EU-Recht. Sie tritt am 28.10.2014 in Kraft. http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/12476_de.htm 3. Weniger Tote im Straßenverkehr Der European Transport Safety Council (ETSC) hat am 18.06. den achten Road Safety Performance Index Report für die EU veröffentlicht. Demnach hat sich die Zahl der Personen, die im Straßenverkehr getötet werden, im Jahr 2013 weiter rückläufig entwickelt. Dem Bericht zufolge sind 2013 in den 28 EU-Mitgliedstaaten 26.025 Personen (davon in Deutschland 3.340) im Straßenverkehr ums Leben gekommen, was einer Verringerung zum Vorjahr um 8 % (Deutschland 7 %) und zum Jahr 2010 um 18 % (Deutschland 9 %) entspricht. http://etsc.eu/wp-content/uploads/ETSC-8th-PIN-Report_Final.pdf 4. Nachhaltige Mobilität: Münchner Schulprojekt von Kommission gefördert Im Rahmen der Kampagne für den nachhaltigen Stadtverkehr „Do the Right Mix“ erhalten 19 Projekte aus ganz Europa eine Förderung in Höhe von jeweils bis zu 7000 Euro. Einziges deutsches Projekt ist das Münchener Schulprojekt "Fair Move - mobility moves school". Das Projekt des Vereins Ökoprojekt Mobilspiel will Schüler der fünften und sechsten Klasse und ihre Lehrer dazu bewegen, kritischer über Mobilität und Verkehrsnutzung nachzudenken und in Zukunft mehr auf nachhaltige Verkehrsnutzung zu setzen. Dazu kooperiert der Verein mit dem Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München. http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/12462_de.htm http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-683_de.htm 9 10 IX. Bildung, Forschung, Kultur und Medien 1. Europäischer Qualifikationspass erleichtert Jobsuche im Gastgewerbe Die Suche nach freien Stellen und qualifiziertem Personal wird für Arbeitsuchende und Arbeitgeber im Gastgewerbe und im Tourismusbereich künftig leichter: die Kommission hat am 17.06. einen Europäischen Qualifikationspass für das Gastgewerbe eingeführt. Der Pass macht die Qualifikationen der Arbeitnehmer im Gastgewerbe vergleichbar. Ein solcher Pass wird in Zukunft auch für andere Branchen eingeführt. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-678_de.htm 2. Jeder vierte Europäer: Ausbildung reicht nicht für den Job Die Kommission hat am 17.06. eine neue Eurobarometer-Umfrage zum „Europäischen Raum der Kompetenzen und Qualifikationen“ vorgestellt. Sie zeigt, dass etwa ein Viertel (23 %) der EUBürger der Meinung ist, dass ihre Ausbildung ihnen nicht die Kompetenzen vermittelt hat, die notwendig wären, um einen Arbeitsplatz zu finden, der ihren Qualifikationen entspricht. In Deutschland sind nur 15 % dieser Meinung, während es in Griechenland 43 % sind. Während über die Hälfte der Befragten (56 %) der Meinung ist, dass ihre Qualifikationen in anderen Mitgliedstaaten anerkannt würden, geben 6 % an, sie hätten vergebens versucht, in einem anderen Mitgliedstaat zu arbeiten oder zu studieren. Gründe sind mangelnde Anerkennung und Informationen über die Anerkennung. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-685_de.htm 3. Serbien unterzeichnet Abkommen über Kreatives Europa Serbien ist das erste Nicht-EU-Land, das ein Abkommen über die Teilnahme am neuen Programm Kreatives Europa unterzeichnet. Der serbische Minister für Kultur und Information Ivan Tasovac hat am 19.06. in Brüssel gemeinsam mit der EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend Androulla Vassiliou ein Abkommen unterzeichnet, nach dem das Land sich an dem Programm beteiligt, das Finanzhilfen für transnationale Kooperationsprojekte für Organisationen in der Kultur- und Kreativbranche bereitstellt. Die Kommission wird in näherer Zukunft ähnliche Abkommen mit Albanien, Bosnien und Herzegowina, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Montenegro, der Türkei, Georgien und Moldau schließen, während mit anderen Ländern vorbereitende Gespräche geführt werden. http://europa.eu/rapid/press-release_IP-14-698_de.htm 10